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Archer

Bewertungen

Insgesamt 499 Bewertungen
Bewertung vom 15.09.2024
Earhart
Kuhlmann, Torben

Earhart


ausgezeichnet

Wühlmäuse sind klein und leben unter der Erde. Sie haben klare Grenzen, zum Beispiel den Gartenzaun. Doch eine von ihnen ist anders. Sie baut Maschinen für ihre Wühlmauskollegen, um ihnen die Arbeit zu erleichtern. Ihr Freund Humphrey, ein Mäuserich von oben, bringt ihr jede Menge Fundsachen aus der Menschenwelt, um damit zu arbeiten. Als sie eines Tages dabei Briefe entdeckt, auf denen Briefmarken mit einem Löwen sind, ist sie fasziniert. Gibt es wirklich so riesige Katzen? Und wo liegt eigentlich dieses Afrika? Und gibt es hinter den Grenzen des Gartenzauns noch mehr im Leben? Mit Humphreys Hilfe, viel Mut und Einfallsreichtum überwindet die kleine Wühlmaus mehr als nur die Grenzen des eigenen Denkens ...

Ach, das war wieder schön! Ich bin ja ein großer Fan der Mausabenteuer von Torben Kuhlmann und auch dieses hat mich nicht enttäuscht. Wie üblich verbindet er wunderschöne Illustrationen mit einem mega süßen Mäuschen, das anders ist als andere und Dinge schafft und erreicht, die normale Mäuse (oder Menschen) nie schaffen würden. Dabei bin ich ein Fan von Humphrey geworden, der sich als echter Freund entpuppt hat, und war richtig sauer auf die Wühlmauskolonie: Das muss eine Graphic Novel erst mal schaffen, dass man wütend wird auf fiese Mäuse! Gefreut hat mich auch das Wiedersehen mit Lindhberg, der tapferen Hamburger Maus, die unserer kleinen Wühlmaus sehr geholfen hat. Und mich hat die Geschichte auch wieder sehr neugierig auf das Leben der echten Amelia Earhart gemacht, die eine unglaubliche Pionierin war - nicht nur was die Luftfahrt anging. Fette Empfehlung für das Buch!

Bewertung vom 14.09.2024
Five Broken Blades
Corland, Mai

Five Broken Blades


ausgezeichnet

Ein Meisterspion. Ein gestürzter Prinz. Eine Assassine. Eine Diebin. Ein Leibwächter. Ein Fürstensohn. Eigentlich sind es sechs, nicht fünf, die beschlossen haben, den König von Yusan zu töten. Den Gottkönig. Unsterblich. Tyrannisch. Jeder von ihnen hat eigene Gründe und Motive, sich an diesem Selbstmordkommando zu beteiligen. Und jedem von ihnen ist schnell klar, dass sie einander nicht trauen können, denn Verrat liegt ihnen im Blut. Sie kommen aus verschiedenen Gegenden und müssen so schnell wie möglich zur Hauptstadt von Yusan reisen, denn nur zu einem großen Sportevent kommt der König selbst aus seinem schwer bewachten Palast. Doch selbst die Reise ist schon lebensgefährlich und das Überleben nicht garantiert.

Mich hat diese Geschichte sofort reinziehen und fesseln können. Die Autorin hält das Tempo hoch, indem sie jeden der Charaktere in sehr kurzen Kapiteln zu Wort kommen lässt. Und obwohl sie alle keine reine Weste haben, wirken sie doch irgendwie sympathisch. Bei einigen weiß man gleich, was ihre Motivation ist, bei anderen bleibt es bis zum Schluss im Dunkeln und natürlich gibt es am Ende einige ordentliche Twists und Überraschungen. Mir persönlich hätte es ruhig weniger Liebe bzw. Instalove geben dürfen, aber ich fand es jetzt auch nicht zu aufdringlich. Und im letzten Drittel hätte es gern ein bisschen schneller zur Sache gehen dürfen. Dafür entschädigt das Ende beinahe vollständig und macht extrem neugierig auf die Fortsetzung. 4.5/5 Punkten.

Bewertung vom 05.09.2024
Verbrannte Gnade (eBook, ePUB)
Douaihy, Margot

Verbrannte Gnade (eBook, ePUB)


gut

Schwester Holiday, tätowiert, Punkrockfan, erst seit einem Jahr zur Berufung gefunden, raucht soeben hinter der Klosterschule, an der sie Musik lehrt, eine Zigarette, als eben jene Schule plötzlich in Flammen aufgeht. Ihr gelingt es, zwei eingeschlossenen Schülern das Leben zu retten, doch der Hausmeister Jack stirbt bei einem Fenstersturz. Und das sollen nicht die einzigen Feuer sein, die immer wieder in der Nähe von Schwester Holiday brennen, genauso wenig wie der einzige Tote. In der schwülheißen Luft von New Orleans beschließt Holiday deshalb, sich auf die Suche nach einem Mörder und Feuerteufel zu machen, denn die Polizei kommt keinen Schritt weiter.

Puh. Das ist eines dieser Bücher, da kannte ich sogar die Leseprobe und wollte genau deshalb das Buch lesen. Mir kam Holiday wirklich cool vor und manchmal ist sie das auch. Doch je mehr das Buch voranschritt, desto unsympathischer wurde mir die gute Frau. Sie litt unter der Einbildung, eine gute Detektivin zu sein, wiederholte sogar immer wieder, wie clever sie schon irgendwelche Sachen herausgefunden hatte. Aber im Endeffekt war sie weder clever noch fand sie wirklich etwas heraus. Und okay, wenn sie sich in ihrer Vergangenheit als Miststück erwiesen hat - geschenkt. Vergangen ist vergangen. Aber wie sie hier einen Freund in die Pfanne haut, hat mich total angeekelt, zumal das für den Fall überhaupt keine Bedeutung hatte. Hauptsache, sie übersah alles, was vor ihrer Nase war und wiederholte gebetsmühlenartig (Punch intented), dass sie den Täter zu Fall bringen würde. Apropos Fall: Das war kein guter. Anscheinend gibt es in New Orleans nur unfähige Polizisten, sonst wäre die Sache bereits nach Jacks Tod aufgeklärt gewesen. Überhaupt: Wie soll die Person, die die Feuer legte, überhaupt dazu fähig sein? Im Gegensatz zu dem, was Fernsehkrimis behaupten, ist es gar nicht so einfach, ein sich schnell entfachendes und alles verzehrendes Feuer zu legen - weder in Gebäuden noch in Bussen. Nein, die Idee des Buches war gut, die Geschichte selbst war es nicht. Der Krimianteil war nach dem ersten Spannungsmoment verpufft und die Geschichte entwickelte sich dann so zäh wie der flüssige Teer auf New Orleans überhitzten Straßen. 2.5/5 Punkten.

Bewertung vom 04.09.2024
The Reappearance of Rachel Price (deutsche Ausgabe)
Jackson, Holly

The Reappearance of Rachel Price (deutsche Ausgabe)


sehr gut

Seit dem Verschwinden ihrer Mutter Rachel vor sechzehn Jahren lebt die achtzehnjährige Bel allein mit ihrem Vater, für den sie sein ein und alles ist. Sie sind ein perfektes Team, gut aufeinander eingestimmt. Jetzt wird mit ihnen und dem Rest ihrer Familie - Onkel, Tante, Cousine Carter, die in derselben Straße leben - eine Dokumentation über das Verschwinden von Rachel gedreht. Ständig werden die Prices bei alltäglichen Sachen gefilmt. Doch dann passiert das Undenkbare: Rachel Price kehrt zurück. Abgerissen, verdreckt, halb verhungert. Sie sei entführt worden, sagt sie. Von einem unbekannten Kidnapper, den sie nie richtig zu Gesicht bekommen hat, sagt sie. Ihr Zustand scheint ihre Behauptung zu beweisen. Doch Bel glaubt ihr nicht. Und sie ist bereit, alles zu tun, um ihre Lügen zu beweisen.

Das war teilweise schwerer Tobak, zumal sich Holly die Mühe gemacht hat, fast durch die Bank unsympathische Charaktere zu entwerfen, mit denen man jedoch trotzdem mitfiebern konnte. Und tatsächlich hat sie zwar winzige Hinweise gestreut, wer hier tatsächlich die Person sein könnte, die man hassen sollte, wurden diese Hinweise durch die Erzählerin Bel immer wieder torpediert. Dabei hat Bel nicht unbedingt unlogisch gehandelt, für das, was sie erlebt hat, wie sie aufgewachsen ist, war alles im authentischen Rahmen. Oft genug jedoch kam sie wirklich anstrengend herüber, sodass die zarte Romance, die sich zwischen ihr und dem Kameraassistent zu entwickeln begann, eher unwahrscheinlich schien. Die Handlung, die Lösung war jedenfalls durchaus am Ende erklärbar und logisch, allerdings muss ich sagen, dass Holly mit allem, was sie aufgebaut hat, auf den letzten hundert Seiten auch ganz schön eingerissen hat. Der Showdown war so extrem unwahrscheinlich und unlogisch und auch, wie das Ende gestaltet wurde, dass es bei einem bis dahin genialen Buch zu einem ganzen Punkt Abzug kam. Spannend war es jedenfalls trotzdem, die Autorin versteht es, auch in ruhigen Phasen das Interesse hochzuhalten, interessante Charaktere zu entwickeln und coole Dialoge zu schreiben.

Bewertung vom 03.09.2024
A Song to Drown Rivers
Liang, Ann

A Song to Drown Rivers


sehr gut

In einem Land fern unserer Zeit - um 500 in China - wird ein Kind von makelloser Schönheit geboren: Xishi. Sie wächst im Krieg der Yue gegen die Wu heran und sie hasst die Wu, weil deren Soldaten ihre kleine Schwester getötet haben. Es braucht also keine große Überredungskunst von Fanli, dem Berater des Yue-Königs, um sie dazu zu bringen, sich von ihm zur Spionin ausbilden zu lassen. Die Wu verlangen Tribute in Form ihrer schönsten Mädchen und Xishi soll sich ins Herz des Wu-Königs einschleichen, ihn ausspionieren und dafür sorgen, dass er sein Augenmerk auf sie anstatt auf Krieg und Strategie richtet. Fanlis und Xishis Plan geht auf, doch sie haben nicht damit gerechnet, sich ineinander zu verlieben, dabei ist ihre Mission so gefährlich, dass jeder unbedachte Schritt ihr letzter sein könnte.

Ich bin ein bisschen unschlüssig, muss ich sagen. Nach den ersten Seiten wollte ich das Buch so sehr lieben. Es beginnt in einem beinahe märchenhaften, aber auf jeden Fall poetischen Stil und die Exotik des chinesischen, historischen Settings tut sein Übriges. Aber dann fiel mir immer mehr auf, dass ausgerechnet die Hauptpersonen dieser Geschichte, Xishi und Fanli, ziemlich blass daherkommen. Ja, mir ist schon klar, es ist Xishis übergroße Schönheit, die sie für Fanlis Strategiespielchen interessant machen und nicht etwa, weil sie die chinesische Marie Curie des ganz frühen Mittelalters ist. Aber muss sie so langweilig sein? Versteht mich nicht falsch, ihr Job ist alles andere als langweilig, aber dieses Mädchen war es einfach. Ähnlich erging es mir mit Fanli. Er ist jung, er hat Narben, er ist wunder-, wunder-, wunderschön. Xishi fällt quasi insta in love. Ich bin ganz ehrlich: Was das Personal betrifft, hat mich jede andere Person mehr überzeugt als diese beiden. Zum Beispiel Zhengdan, die ich viel lieber als Protagonistin gesehen hätte. Oder auch den Wächter Luyi. Was mir auch ein wenig Unbehagen bereitet hat, war das Ende. Es bricht irgendwie mit allen Regeln und bringt einen Hauch von dunkler Magie mit rein, den ich überhaupt nicht mochte und den das Buch meiner Meinung nach nicht brauchte. Jetzt klingt das nach wirklich viel Beschwerden, aber andererseits habe ich das Buch dank des Schreibstils und weil ich wissen wollte, wie es weiter-/ausgeht, auch gern gelesen. Es hatte nur Potenzial verschwendet, finde ich. Dafür hat es am Ende eine tragische Message, die man im Spiel von Herrschern nie vergessen darf und die ich jetzt auch nicht nenne, weil damit viel gespoilert würde. 3.5/5 Punkten.

Bewertung vom 31.08.2024
Winterwölfe
Jones, Dan

Winterwölfe


sehr gut

Wir sind zurück im eroberten Teil Frankreichs und bei den Essex Dogs. Diese sind ziemlich geschrumpft. Pismire und Father sind tot, die beiden walisischen Bogenschützen haben sich abgesetzt. Der Rest ist erneut zum Spielball der hohen Herren und der Politik geworden. Der Ritter, der die Essex Dogs angeheuert hat, ist tot. Wer zahlt jetzt ihren ausstehenden Lohn für die vergangenen 40 Tage? Ihnen wird angeboten, sie ordentlich auszuzahlen, wenn sie bleiben und bei der Belagerung von Calais mitmachen. Doch auch in der Hüttenstadt, die vor den Toren von Calais von den Engländern gebaut wird, ist das Leben nicht friedlich. Loveday beschließt schließlich, den Jüngsten ihrer Gruppe nach England zurückzubringen - und das läuft gewaltig schief. Das Chaos eines eisigen Winters mit Belagerung, Bewachung eines Hurenhauses und dem Auftauchen von Piraten und Squelette - der Frau, der Loveday einst seinen Dolch gegeben hat - werden nicht alle überleben.

Auch hier, im zweiten Teil der Essex-Dogs-Trilogie, nimmt uns Dan Jones wieder ganz tief ins späte Mittelalter mit. Er lässt uns durch Schmutz, eisigen Schlamm, Dreck und Blut waten, er zeigt uns neue kriegerische Errungenschaften wie Kanonen und lässt uns am Leben der Söldner teilhaben. Auch wenn das wahrlich kein beneidenswertes Leben ist. Immerhin versteht man sehr schnell und sehr gut, dass so ein Feldzug aus allem, nur nicht aus Glanz und Gloria, besteht. Das ungebildete Fußvolk wird von seinen Herrschern als Kanonenfutter verwendet und viele der Söldner und Söldnerinnen (ja, hat mich auch erstaunt, aber Jones ist Historiker und wird es wissen) verlieren auch noch den Rest von Anstand und Vernunft. Wie schon in Teil 1 wird aus verschiedenen Perspektiven kurzweilig erzählt und auch, wenn es nicht meine Lieblingsbücher geworden sind, haben mich die Essex Dogs bisher so fesseln können, dass ich jetzt auch noch den dritten Teil lesen möchte. (Und ich wünsche mir eine Netflix-Serie. Das wäre bestimmt ganz großes Kino!)

Bewertung vom 25.08.2024
Agency for Scandal
Wood, Laura

Agency for Scandal


sehr gut

Die junge Adlige Izzy Stanhope hat so einige Probleme und noch mehr Geheimnisse. Seit dem Tod ihres Vaters ist ihre Familie quasi bankrott, was sie unter allen Umständen verheimlichen muss, damit ihr kleiner Bruder weiterhin auf eine Eliteschule gehen und sie selbst sich noch in den höchsten Kreisen bewegen kann. Deshalb arbeitet sie für das Finkennest, eine rein weibliche Detektei, die darauf spezialisiert ist, sich um die Belange von Frauen zu kümmern. Als der nächste Auftrag reinkommt, geht es drunter und drüber. Nicht nur, dass eine Dienerin sich Sorgen um ihre Herrin macht, auch Izzys geheimer Schwarm, ein gutaussehender Duke, wird verwickelt. Kann sie alle Geheimnisse für sich behalten und dennoch sein Leben und das einer jungen Frau retten?

Ich denke, mit diesem Buch bedient man alle, die vielleicht Bridgerton einfach zu langatmig oder nicht spannend genug fanden. Natürlich spielt das Ganze auch ein paar Jahrzehnte später, aber viele Sachen, gerade was das Leben von Frauen angeht, waren doch noch sehr ähnlich. Obwohl ich nicht wirklich glaube, dass so eine Agentur so lange verborgen hätte existieren können bzw dass eine Adlige über die Fähigkeiten wie Izzy verfügen könnte, macht das Lesen einfach nur Spaß. Izzy ist hochsympathisch und verliert trotz ihrer Schwärmerei zum Duke weder ihren Verstand noch ihr Höschen, sobald er in ihre Richtung blickt. Es ist mehr so ein bisschen Stolz und Vorurteil meets Bridgerton meets a little bit Sherlock Holmes and I think that's beautiful. Obwohl ernste Themen angesprochen werden, wird das Ganze nicht bierernst genommen oder rübergebracht und sorgt damit für eine kurzweilige, angenehme Lektüre.

Bewertung vom 24.08.2024
Starling House
Harrow, Alix E.

Starling House


gut

Mit schlecht bezahlten Jobs hält sich die sechsundzwanzigjährige Opal über Wasser und legt jeden Cent, den sie erübrigen kann, zurück. Sie will ihrem jüngeren Bruder ermöglichen rauszukommen aus diesem scheußlichen Nest Eden in Kentucky. Das Einzige, was sie hier fasziniert, ist Starling House. In dem alten Anwesen hat einst die mysteriöse Autorin von Underland gelebt, die - je nach Blickwinkel - entweder ein Opfer oder eine Hexe war. Und Starling House scheint Opal magisch anzuziehen, deshalb nimmt sie sofort an, als Arthur, der letzte lebende Erbe in dem Haus, ihr einen Job anbietet. Doch Arthur gibt weder von sich noch vom Haus etwas preis - und Ungeheuer und Dämonen gibt es doch nur in Albträumen, oder?

Eigentlich macht die Autorin alles richtig - bis sie es dann doch nicht mehr richtig macht. Sie hat einen wirklich mega Schreibstil, der eigentlich richtig reinzieht, sich dann aber doch irgendwie als sperrig erweist. Und sie entwickelt interessante Charaktere - Opal, Jasper, Arthur - bis diese sich dann doch überhaupt nicht mehr weiterentwickeln. Und eigentlich wäre die Sache mit Starling House auch wirklich interessant und spannend - bis es das nicht mehr ist, weil man einfach nach der gefühlt hundertsten Andeutung einfach nur ermüdet. Vielleicht liegt es an mir, dass ich ein Kind der schnelllebigen Zeit bin, dass ich keine Geduld mehr aufbringe für sehr, sehr langsam aufgebaute Schauergeschichten, vielleicht liegt es aber auch doch an der Autorin, die es nicht schafft, einen gleichmäßigen Spannungsbogen aufzubauen. Ich weiß es nicht. Was ich weiß, ist: Ich wollte dieses Buch so sehr mögen - bis ich es dann doch nicht mehr tat.

Bewertung vom 15.08.2024
Mord in der Charing Cross Road
Hamilton, Henrietta

Mord in der Charing Cross Road


gut

Sally arbeitet als Buchhändlerin im Antiquariat Heldar, versteht sich mit den meisten Angestellten und hat nur regelmäßig unangenehme Begegnungen mit Butcher aus dem oberen Büro. Sie achtet auch nicht auf die Gerüchte der Belegschaft, dass im oberen Stock ein Geist umgehen soll. Doch dann wird ausgerechnet Butcher ermordet und sie kann einfach nicht glauben, dass einer ihrer Freunde der Täter sein soll. Der gutaussehende und ruhige Johnny Heldar will den Mörder finden, denn sein junger Cousin Tim wird verdächtigt, und Sally ist genau die Richtige, um ihm zu helfen.

Die Autorin ist mir völlig unbekannt, was auch kein Wunder ist, denn sie starb vor beinahe 30 Jahren und scheint eine Wiederentdeckung zu sein. Um ehrlich zu sein, habe ich von der Geschichte einfach mehr erwartet. Als Fan von Agatha Christie und Ellery Queen dachte ich an psychologisch raffinierte Verbrechen und scharfsinnig agierende ErmittlerInnen. Stattdessen bekam ich zwar viele Details aus der Buchhandlung, aber das Verbrechen blieb ziemlich auf der Strecke. Erzählt wird in einem einesteils ausschweifenden, biederen Stil, dann wiederum werden Dinge einfach mal so in den Raum gestellt, mehr Tell als Show. In diesem zumindest versucht emanzipiertem Zeitalter erschien mir das Verhältnis von Johnny und Sally auch eher nicht ausgeglichen. Offenbar soll Johnny der große, zuverlässige und nette Held sein, allerdings ging er mir für meine Begriffe ein paarmal zu offensichtlich über das hinweg, was ihre Bedürfnisse sind, um sein Bedürfnis als der große, zuverlässige Held unter Beweis zu stellen. Dazu kommt, dass die Lösung ein bisschen arg wie aus einem Bahnhofkioskheftchen daherkommt und mal eben aus dem Hut gezogen wird.

Alles in allem ist mir das Ganze zu altbacken gewesen. Oh, es klingelt, Moment, da muss ich rangehen. Hallo? Ach so. Die 50iger haben angerufen. Sie möchten ihre Geschichte zurück. Ich glaube nicht, dass dich die Reihe weiterverfolgen werde.

Bewertung vom 11.08.2024
Signum / Stormland Bd.2
Lindqvist, John Ajvide

Signum / Stormland Bd.2


sehr gut

Achtung, das ist eine Rezension zum zweiten Teil der Reihe - Spoiler sehr wahrscheinlich.

Seit Jahren hat Kim davon geträumt, sich an Martin Rudbeck, dem sadistischen Psychologen, zu rächen und endlich hat er es geschafft. Er besitzt ein abgeschiedenes Haus, er stiehlt einen Krankenwagen, er entführt den Mann und bringt ihn in seinem Keller gefesselt unter. Er will verstehen, warum Rudbeck so sadistisch zu ihm war. Dann unterläuft ihm ein Fehler. Astrid findet Rudbeck und der stirbt. Als auch noch Julia dazukommt, ist das Chaos perfekt: Wie soll sich Julia als ehemalige Polizistin verhalten? Sie kann ihn nicht verraten, sie kann ihn aber auch nicht NICHT verraten, oder? Und dann recherchiert sie auch ausgerechnet in der Rechtsextremenszene, die sich nur ungern in die Karten schauen lässt.

Schade, aber der zweite Teil kann nicht annähernd mit dem ersten mithalten. Es gibt für mein Empfinden viel zu viel Privates, das mich null interessiert. Ob das jetzt Johnny, Julias Ex, ist, der auf sehr awkwarde Art mit einer Kollegin anbandelt oder Julia, die gefühlt die Hälfte des Buches bei Irma verbringt und sich über Kim ausheult oder Astrid, die sich trotz ihres jungen Alters immerhin für die richtigen Sachen einsetzt. Es war mir einfach zu viel, zumal es die Geschichte selbst nur marginal voranbrachte. Auch mochte ich Julia hier nicht halb so gern wie im ersten Teil. Sie war eigentlich nur damit beschäftigt, Kim hinterherzurennen, der sie wirklich nicht gut behandelte. Ja, er hat so seine Hintergründe, aber man kann trotzdem Leute, die sich für einen einsetzen, anständig behandeln. Dann noch die Sache mit den Rechtsextremen - ich finde das Thema ja mega wichtig und das dürfte gern mehr Seiten erhalten, aber sollte dann auch mal nicht einfach in der Luft baumeln gelassen werden. Ja, es ist der zweite Teil einer Trilogie, aber auch im ersten Teil gab es einen richtigen Abschluss, wie ich es mir hier auch gewünscht hätte. Stattdessen gab es ein eher weirdes Ende mit einer Erkenntnis, die Kim hatte. Weiß nicht, ob ich mir in der Hinsicht unbedingt eine Weiterführung wünsche. Trotz der Maulerei hier war das Buch wieder sehr gut geschrieben und konnte mich auch zu einem Großteil mitnehmen, sodass ich durchaus auch wissen möchte, was im letzten Band passiert. 3.5/5 Punkten.