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Edda246
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Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 93 Bewertungen
Bewertung vom 14.10.2024
Lafer, Johann

L wie Lafer


ausgezeichnet

Beeindruckendes und hochwertiges Kochbuch!

Gräfe und Unzer haben mit „L wie Lafer“ ein sehr hochwertiges Grundkochbuch herausgebracht. Der österreichische Profikoch, Johann Lafer, stellt detailliert und umfangreich seine 100 Lieblingsrezepte vor.
Das Kochbuch beeindruckt schon durch die hochwertige Gestaltung. Es ehrt den bekannten Koch, der einmal bester Patissier Deutschlands war, Sterne für sein Restaurant auf der Stromburg im Hunsrück bekam und vielen bekannt als Fernsehkoch ist. Dies schwere, hochwertige Kochbuch in den Händen zu halten ehrt den Profikoch und macht neugierig. Man wird nicht enttäuscht - nach einer kurzen Einleitung erwarten
sehr schöne Fotografien des Gerichts und ausführliche fotografierte Anleitungen über die Zubereitung den Leser. Die Rezepte sehen alle lecker aus, ob Suppe, Hauptgericht oder Dessert. International oder heimisch. Die meisten Zutaten sind leicht zu beschaffen, die Rezepte sind einfach und verständlich beschrieben. Tipps vom Chefkoch persönlich runden die Rezepte ab. Im Anhang gibt es ein Rezeptregister zum Auffinden einzelner Zutaten und Rezepte.
Ein Buch, dass man gerne auch so durchlesen kann, um sich zu inspirieren. Wenn ich an das damals in meiner Familie übliche Dr. Oetker Schulkochbuch denke, mit dem ich aufgewachsen bin, dann bin ich hoch erfreut, wie sich die Kochrezeptvielfalt in einem Grundkochbuch verändert und international bereichert hat.
Großen Respekt zolle ich Johann Lafer, dessen Rezepte in diesem Buch von traditionell zu modern, gesund und ausgefallen den Appetit schon beim Lesen anregen und dem Verlag Gräfe und Unzer, die dies so ansprechend umgesetzt haben. Es gibt immer wieder Überraschungen über die Feinheiten der Kochkunst, die hier aufgezeigt werden. Zum Beispiel für Anfänger eine genaue Anleitung zur Pizza Margherita oder wie man ein Rumpsteak zubereitet ( nicht nur in der Pfanne, auch im Ofen) - Johann Lafers 100 Lieblingsgerichte haben es in sich! Ich werde jetzt auf jeden Fall als erstes zum Herbst mit den gebratenen Süßkartoffeln mit Walnüssen anfangen – ich bin gespannt.
Fast zu schade, das Kochbuch einfach so neben den Herd beim Zubereiten zu legen. Ein großartiges Geschenk an Köche und die, die es werden wollen, denn das Buch ist für Anfänger sowie Fortgeschrittene.
Eine außerordentlich umfangreiche Rezeptesammlung und feine Darstellung, ich bin beeindruckt!

Bewertung vom 28.09.2024
Thielemann, Markus

Von Norden rollt ein Donner


ausgezeichnet

Vielschichtig und nachhallend!

Der 19-jährige Jannes ist Schäfer, wie sein Vater und sein Großvater vor ihm. Ein Traditionsbetrieb seit Generationen. Der Roman ist aus Sicht von Jannes erzählt. Er lebt mit der Familie und dem Großvater in einem Mehrgenerationenhaus.
Wie komplex ist der Beruf eines Schäfers, welche Herausforderungen gibt es? Markus Thielemann beschreibt dies detailliert. Doch dann tauchen Spuren eines Wolfes auf,
der eine unheimliche Hintergrundsbedrohung darstellt, doch nie zu sichten ist. Vater und Großvater reagieren, treffen Entscheidungen. Ein neuer Nachbar wird aktiv. Jannes trägt schon in seinem Alter eine große Verantwortung für die Heidschnucken, fühlt sich manchmal „wie der angebundene Bock, der am Rande seiner Weide steht und nicht weiterkann“. Plötzlich hat er Visionen einer Frau auf der Heide und will dem auf den Grund gehen. Er forscht nach, was in der Vergangenheit in der Südheide passiert ist und findet Antworten.
Das Buch besticht durch eine erfrischend moderne Sprache.
Aktuell beschrieben, trotz Traditionsgeschichte! Hochinteressant, dass der Roman auf verschiedenen Ebenen spielt. Jannes Generation, der traditionellen Berufssituation mit all den Herausforderungen eines Schäfers, die Situation der Eltern, die Großeltern, der neue Nachbar mit völkischer Gesinnung, Jannes eigene mit Gleichaltrigen, die Geschichte der Südheide, die Vision und neben allem die drohende Gefahr eines Wolfes.
Eine schöne Sprache mit detaillierten Beschreibungen, durchgehend eine ungewöhnliche, sehr zum Nachdenken anregende und nachhallende Geschichte. Sie hat mir sehr gut gefallen. Der Roman spielt 2015, ist dennoch sehr aktuell, da gerade die EU beschlossen hat, den Abschuss von Wölfen zu erleichtern.

Bewertung vom 25.09.2024
Kuhlmann, Torben

Earhart


ausgezeichnet

Die Phantasie anregend, informativ und hochwertig!

10 Jahre Mäuseabenteuer – Torben Kuhlmann hat wieder ein großartiges Buch kreiert, diesmal geht es um eine kleine Wühlmaus, die sich hoch hinaus auf die Spuren von Amelia Earhart begibt, wie auch der Titel dieses Buches zeigt.
Eine ungewöhnliche Maus, eine Wühlmaus mit Ambitionen, eine Tüftlerin, die von ihrem Freund Humphrey die wundersamsten Teile zum Basteln und Experimentieren bekommt. Die kleine Maus entdeckt eine Briefmarke mit einem Löwenkopf darauf und möchte wissen, was das wohl für eine große Katze sei. So beginnt ihr Abenteuer. Sie begibt sich in Gefahren und muss gewitzt und klug sein, denn sie ist die Kleinste. Sie ist auf der Hut und neugierig und ihre Neugierde treibt sie an. Nach einer Reihe von Widerständen und abenteuerlichen Begegnungen lernt sie eine Pilotenmaus kennen, die ihre Hilfe benötigt. Inzwischen hat sie erfahren, dass es Großkatzen nur in Afrika gibt und sie ist sehnsüchtig, dorthin zu gelangen. Doch das geht nur mit einem Flugzeug.
Hinreißende Zeichnungen aus der Zeit von Amelia Earhart, der Zeit der ersten Flugpioniere aus dem letzten Jhd.
Man wird auch als Erwachsener sehnsüchtig, lässt sich einfangen von dieser bezaubernden Geschichte, die viele unerwartete Wendungen auf dem Weg der kleinen Wühlmaus verspricht, die kleine Maus, die zu guter Letzt beeindruckend ihr Ziel erreicht.
Anschließend zur Wühlmausreise erfährt der Leser oder Vorleser von anderen Flugpionieren und erfolgreichen Flügen um die Welt, allen voran Amelia Earhart, die nach 3/4 ihrer Weltumsegelung als verschollen gilt. Amelia Earhart war sogar auch eine Frauenrechtlerin, sie rebellierte schon als Kind gegen die klassische Rollenverteilung. So ist dieser Band 10 Jahre nach Torben Kuhlmanns erstem Mäuse-Band “Lindbergh“
eine schöne Ergänzung zur damaligen überwiegenden Männerdomäne des Fliegens.
Die Illustrationen und deren Zusammenstellungen stechen ins Auge und sind wunderbar die Phantasie inspirierend und gekonnt. Beeindruckend finde ich auch die Perspektiven des Fliegens und die Stimmungen, die Torben Kuhlmann eingefangen und umgesetzt hat.
Ein hochwertiges Buch für jung und alt, zum selber lesen und vorlesen und auch zum nachspielen, denn es gibt eine bebilderte Pappe, aus der man Figuren ausschneiden und ein eigenes Mäuseabenteuer erfinden und spielen kann.
Eine große Empfehlung, ein Schätzchen unter den illustrierten Büchern für Schulkinder und Erwachsene.

Bewertung vom 13.09.2024
Kestrel, James

Bis in alle Endlichkeit


ausgezeichnet

Hervorragende Unterhaltung rasante Story!
Schon der Anfang des Kriminalromans ist vielversprechend. Lee Crowe, Privatdetektiv, holt entscheidende Informationen auf nicht legale Weise von einem Kronzeugen und setzt so eine sensationelle Kehrtwende in einem Prozess um die Mafia in Gang.
Der Protagonist Lee Crowe beschreibt in der Ich-Form, war früher Anwalt, verlor durch das Zusammenschlagen eines Richters die Anwaltslizenz; jetzt werden ihm Aufträge am Rande der Legalität vom Boss seiner ehemaligen Anwaltskanzlei zugeschoben. Lee ist taff und ein Hardboiled Detective ...“Abgesehen davon habe ich immer ein flexibles Verhältnis zu Regeln gehabt“... Immer sich selbst und der eigenen Moral verpflichtend, hat er eine individuelle Sicht auf die Dinge und Begebenheiten entwickelt. Sein Auftrag lässt ihn am Rand der Legalität entlang schliddern und beim Überschreiten droht die Befürchtung von Rache oder Verfolgung. So ist ihm nicht klar, ob Bundesbehörde oder Bandenkriminalität ihm folgt, auch der Leser bleibt im Dunkeln. Eine fortwährende existenzielle Bedrohung, das, was den Thrill auch ausmacht. Er muss jederzeit unauffällig bleiben, sich absichern, niemandem ist zu trauen. Doch die Erkenntnisse und Erfahrungen dieses komplizierten Falles sind Teile eines gewaltigen Puzzles, das sich in rasanten Schritten zusammensetzt. Lees Raffinesse ist beeindruckend und bemerkenswert ist die gute Vernetzung des Detektivs. Informationen werden zügig auf welche Art auch immer eingeholt und die Geschichte schreitet so in rasantem Tempo voran. Es dreht sich um eine Milliardenerbin, die auf einen Rolls Royce gefallen ist und tot von Lee entdeckt wurde. Er nutzt die Gelegenheit, das Exklusivphoto meistbietend zu verkaufen. Claire Gravesend, die Tote ist mit ungewöhnlichen Narben am Rücken bestückt, was allein schon Fragen aufwirft.
Lee bekommt den Auftrag zu ermitteln und die Spuren führen ihn zu ungewöhnlichen.
Szenerien der Reichen Kaliforniens, detaillierte Personen und Szenenbeschreibungen bilden ein abgerundetes Bild.

James Kestrel widmet sich einer Thematik, die nicht alltäglich ist, doch Fuß fassen kann in den Phantasien derer, der High Society, deren Vermögen dies zulässt. - wie steht es um die Endlichkeit des eigenen Lebens?
James Kestrel schreibt klug und angenehm, jederzeit spannend mit interessanten Szenerien und ungewöhnlichen Mitspielern, die tun, was nötig ist. Lee, dem einsamen Wolf, heldenhaft, cool, abgebrüht und sympathisch, folgt man sehr gerne. Der Roman ist ein Pageturner, kaum aus der Hand zu legen, er bringt einfach Spaß und ist neben hervorragender Unterhaltung auch informativ und sehr gut recherchiert.

Tatsächlich ist dieses Buch zwei Jahre vor seinem vielfach prämierten Bestseller „Fünf Winter“ geschrieben mit dem Originaltitel „Blood Relations“, doch jetzt erst in deutscher Übersetzung im Suhrkamp Verlag erhältlich. James Kestrel ist das Pseudonym für den Rechtsanwalt und Schriftsteller Jonathan Moore.

Bewertung vom 15.08.2024
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Tode, die wir sterben / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.1


ausgezeichnet

Ein dichter und hochspannender Kriminalroman!
Ja, in diesem Auftakt zu einer neuen Krimireihe geht es auch um Tode, die die beiden Hauptermittler Svea Karhuu und Jon Nordh im Privaten erlebt haben. Jetzt sind sie als Ermittlerduo dazu aufgefordert, den Tod eines 13 Jährigen Jungen aufzuklären.
Svea ist aus Stockholm nach Malmö versetzt und Jon will sich in diesem Fall nach dem Tod seiner Frau beweisen. Die unterschiedlichen Motive treiben sie an. Die beiden Protagonisten bestechen durch ihre Menschlichkeit, werden immer sympathischer im Laufe der Aufklärung. Grundverschieden wie sie sind, sind Anfangsschwierigkeiten im Umgang vorauszusehen und es dauert eine Weile, bis Vertrauen gefasst ist. Der Kriminalroman zeigt die Themen Ehrlichkeit zu Gerissenheit und Vorteilsnahme auf.
Der Ermordung des Jungen folgen weitere Taten – steckt eine terroristische Vereinigung dahinter? Eine spannende Ermittlung folgt und führt die beiden nicht nur in das schwierige Malmöer Viertel Hermodsdal. Anschauliche Beschreibungen und Analysen der in den Fall Verwickelten setzen Puzzleteile frei, die in überraschenden Wendungen an Bedeutung gewinnen und sich zusammenfügen.
Der Schreibstil, der schon von der Krimiserie um die Kommissarinnen Nyström und Forss beeindruckte, setzt sich hier fort: Klug, dicht, politisch, mit sympathischen, lebendigen Mitstreitern und durchgängig spannend. Ich konnte die fast 400 Seiten kaum aus der Hand legen. Absolute Krimiempfehlung!

Bewertung vom 07.08.2024
Grjasnowa, Olga

Juli, August, September


ausgezeichnet

Erfrischende Gegenwartsliteratur!
Modern, witzig und klug beobachtet! Betrachtend und entlarvend! Witzige Gedankenschlussfolgerungen auf den Punkt gebracht!
Eine jüdische Familie in London mit russischen Wurzeln, nicht orthodox. Sie, Lou, war promovierte Kunsthistorikerin und Galeristin, Sergej, begnadeter Klavierspieler. Es gibt eine kleine Tochter.
Durch eine Einladung auf die Kanarischen Inseln aufgrund des 90. Geburtstags von Großtante Maya, findet sich Lou mit Tochter und Mutter in einem Resort auf Gran Canaria inmitten der israelischen Verwandtschaft wieder. Um ihrer eigenen Geschichte auf den Grund zu gehen, besucht Lou allein später die Tante in Tel Aviv.

Lou, unzufrieden mit ihrer Situation, die Erwartung ihrer Mutter, „In Wahrheit waren es die Schuldgefühle meiner Mutter.... Ihre Immigration bedeutete, dass sie ihr Leben gegen meine Zukunft eingetauscht hatte. , und ich war ihr die Zukunft schuldig. Alles, was sie zu meinen Gunsten verzichtet hatte, ...waren Opfer...“, die Erwartungen der Schwiegermutter, das Stagnieren des Schreibens an ihrem Buch, Sergejs Erfolgsknick. Sie möchte Antworten – und bekommt sie von Maya in Israel.
Der Roman besticht durch das Beschreiben und Wahrnehmen der Protagonistin Lou, wunderbar unterhaltsam und nachzuempfinden. Lou ist sympathisch. Die Spannung liegt in der witzigen, detailliert beobachteten Gegenwart. Befreit von Vorstellungen findet Lou sich selbst wieder. Das Sein und die Gegenwart bleibt. Der Roman ist klug, modern, regt zum Nachdenken an, da keine einfachen Lösungen geboten werden. Was bedeutet Herkunftsfamilie und die eigene Familie? Für sich selbst und in den Augen der anderen? Er ist ein Zeitabschnitt Juli-August-September -, der für die Protagonistin bedeutsam ist. Dieser Zeitabschnitt beschreibt eine Stagnation, die Vorstellungen der Älteren, die Herkunft, den Aufbruch und die Selbstbestimmung. Eine moderne Heldinnenreise, erfrischende Gegenwartsliteratur! Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 23.07.2024
Krien, Daniela

Mein drittes Leben


ausgezeichnet

Das Recht auf das eigene Leid!
Die Tochter verunglückt tödlich. Linda fällt in ein tiefes Loch und mietet sich auf einem kleinen Bauernhof ein, um mit sich und ihrer neuen Situation zurechtzukommen.
Wie kann sie diesen Schicksalsschlag bewältigen?
Sie lässt ihr Leben Revue passieren. Sie hatte ein intakte Familie, eine Tochter, einen liebenden Ehemann, ein schönes Zuhause, war erfolgreich.
Das alte Leben wird aufgerollt und beleuchtet, nicht bewertet. Ihr Verhältnis zur Mutter, zur Tochter, zum Ehemann. Wer sind sie und wer waren sie, wie sind sie verzahnt? Auch ihre Tochter Sonja, die Verunglückte, erscheint bei näherer Betrachtung doch diffiziler als Linda dachte.
Das Nichtbewerten und dem Leser eine Meinung bilden lassen, ist die Kunstfertigkeit von Daniela Krien.
Alle ihre menschlichen Verknüpfungen werden deutlich dargestellt. Jetzt hat Linda sich gänzlich zurückgezogen und fällt und fällt – und sie verändert sich. Doch nicht nur sie als Teil eines ehemaligen Gefüges, auch die damaligen Mitstreiter reagieren auf sie und ziehen ihre Konsequenzen. Linda beobachtet und lässt geschehen.
„Eine gläserne Wand steht zwischen ihr und ihrem alten Leben... und ich werde sie nicht zerbrechen“. Linda lässt durch ihre Bedürfnislosigkeit geschehen, weiß um die Konsequenzen, weiß, dass auch die Geduld ihres Ehemannes begrenzt sein wird.
Der Roman überrascht mit unerwarteten Wendungen, fließt, trotz der traurigen Grundstimmung Lindas dennoch lebendig und sensibel, sucht sich neue Herausforderungen und bietet einiges zum Nachdenken an und macht den Roman zu etwas Besonderem. Sätze wie „Menschen ermüden vom Leid anderer Menschen. Sie verlieren die Lust, Rücksicht zu nehmen, wollen wieder selbst klagen dürfen.“ regen zum Nachdenken an.
Die Situation des Ostens wird dem des Westens Deutschlands gegenübergestellt und betrachtet.
Der Roman zeigt unverhoffte Wendungen auf, nicht das Übliche, sondern so wie das Leben an sich ist, und formt sich sehr individuell. Der Roman ist nie langweilig oder depressiv, immer möchte man wissen wie es weitergeht. Mir hat gefallen, dass Protagonisten und Schauplätze, die in den vorigen Romanen von Daniela Krien auftauchten, auch hier Platz hatten, wie z.B. Brida Lichtblau.
Deutlich gezeichnete stimmige Charaktere, sensibler, fließend schöner Schreibstil, ungewöhnliches Thema, kluge Beobachtungen auf die DDR - Zeit. Der Roman hat mich sehr berührt – große Empfehlung! Ich bin ein Fan von Daniela Krien seit Der Brand und Die Liebe im Ernstfall.

Bewertung vom 12.07.2024
Pettie, Andrew;Quilty-Harper, Conrad

Das große Buch der Infografiken


ausgezeichnet

Erstaunliche Erkenntnisse, erdgeschichtlicher, menschlicher, tierischer Entwicklungen und Entdeckungen werden in diesem Lexikon vorgestellt und vermittelt.
Infografiken sind weit mehr als Sachbuchillustrationen, sie klären kurz und informativ auf, komplexe Zusammenhänge werden bildlich erklärt.
Bilder prägen unsere Wahrnehmung, Infografiken geben Informationen anhand von Bildern. In diesem Lexikon des Ravensburger Verlags werden diese sehr hochwertig und sehr zeitgemäß dargestellt.

Das große kompakte Buch über 325 Seiten wirkt wie ein Unikat und unglaublich vielversprechend. Die sehr schönen Illustrationen auf dem Cover sind schon sehr einladend und auffordernd, in diesen Wissensspaß einzutauchen,denn Spaß bringt das große Buch allemal für die ganze Familie. Erstaunliche Erkenntnisse werden mit sehr schönen Infografiken dargestellt, mit Zeitachsen, mit Erläuterungen. Visuell großartig und ansprechend dargebracht. Man staunt über die teils ungewöhnlichen Informationen, wie z.B. wieviele Kilometer können Pusteblumensamen fliegen? Wann sind Musikinstrumente erfunden worden, wieviel Nasenschleim produziert unser Körper oder wie schlau ist die KI?
Eine Schnitzeljagd rundet jeden Abschnitt ab und prägt das Wissen ein
Hinten gibt es ein ausführliches Stichwortverzeichnis und einen Abschnitt über Worterklärungen.
Wer noch mehr wissen möchte: „Lust auf mehr“ gibt weiterführende Informationen. Auch diese lassen, das, was man bisher wusste, in neuem Licht erscheinen. Dieses Lexikon ist laut Verlag für das Alter von 8-10 gedacht, ist aber auch für Erwachsene oder eben Eltern, die sich das Buch mit ihren Kindern ansehen, eine große Freude. Mich persönlich hat es an meine Kindheit erinnert und die Faszination von bildnerisch geprägten Büchern, die bis heute nicht nachgelassen hat.
Nicht nur visuell ein Schätzchen sondern auch beeindruckend das Wissen, das schon den Schulanfängern so prägnant und anregend vermittelt wird! Ein Erlebnis! Empfehlenswert für wissbegierige Kinder und Erwachsene, denn auch diese lernen dazu.

Bewertung vom 01.07.2024
Schmid, Moritz

Mushroom Fever


ausgezeichnet

Ein überraschender und umfangreicher Ratgeber, der weit über ein Pilzbestimmungsbuch hinausgeht!

Moritz Schmid beschreibt seine Liebe zum Wald und den Pilzen, er vermittelt seine „Formel zum Glück“ und ergänzt diese durch seine Fotos und Flatlays der Pilze.
Das Buch überbringt interessante Erkenntnisse über Pilze, welchen Einfluss sie auf die Evolution hatten und auf den heutigen biologischen Zusammenhalt haben. Denn
über Jahrmillionen haben sich Pilze weiterentwickelt und angepasst. „Bei der Entstehung des Lebens auf der Erde verwandelten Pilze Steine zu Erde – Es gibt 10 x so viele Pilze wie Pflanzen. Pilze sind die heimlichen Herrscher der Welt“. Erkenntnisse über ein Thema, über das ich nie nachgedacht hatte und das mir viel Stoff zum Nachdenken und Anregung gegeben hat. So sagt er: „Wir alle sind in ein Netzwerk des Lebens eingebettet“ und „Es wird Zeit, die Verbindung zur Natur wieder herzustellen“

Es werden die unterschiedlichen Arten und Herangehensweisen und Aufgaben von Pilzen im großen Zusammenhang vorgestellt und konkret für den Sammler 20 ausgewählte Pilze mit viel Wissenswertem auch mit Verwechslungsgefahr.

Moritz Schmid fesselt durch seine sympathischen und klugen Ausführungen sofort.
Viel Lebensphilosophie bekommt man im Eintauchen in diese Entdeckungsreise des Pilzesuchens und -findens. Auch erfährt man von Moritz Schmids persönlichen Erlebnissen beim Sammeln.

Das Buch geht weit über ein normales Pilzbestimmungsbuch hinaus, soll auch kein vollständiges Bestimmungsbuch sein, regt aber vollends an, sich selber auf den Weg zu machen, um eigene Erfahrungen mit sich, dem Wald und dessen Entdeckungen zu machen.

So unscheinbar wie das Cover, für mich persönlich kein Hingucker, erst auf den zweiten Blick, genau so entdeckt man die Pilze, genau hinspüren, sich eins fühlen mit dem Wald, entschleunigen und sich überraschen lassen von den Entdeckungen – die nicht unbedingt immer das sind, was gesucht wurde. Für mich viele überraschende Erkenntnisse über das, was bedeutsam für den natürlichen biologischen Zusammenhalt ist. Seine Liebe zu den Pilzen hat Moritz Schmid mit diesem Buch voll vermitteln können. Für mich ist dieser Ratgeber ein Highlight des Jahres!

Bewertung vom 13.06.2024
Phillips, Julia

Cascadia


sehr gut

Schöne Erzählung!
Die Nordpazifik Inseln, zu denen auch die malerische Insel San Juan gehört, auf der die Geschichte spielt, liegt im Grenzgebiet zwischen dem Nordwesten der USA und Kanada.. Dies Gebiet wird auch Cascadia genannt. Daher wohl der Titel, der exotischer klingt als der des Originals, „Bear“.

Etwas taucht in der Welt von zwei Schwestern auf, ein Bär. Zwei Schwestern, gefesselt an die Pflege ihrer kranken Mutter, beladen mit Schulden und doch inmitten einer großartigen Umgebung. Während die jüngere Schwester, Sam, von einem späteren Leben fern der erdrückenden Verpflichtungen und Sorgen außerhalb der Insel träumt, spielt sich ein Szenario, das ihre Welt verändern sollte, der Bär, erst einmal im Hintergrund ab. Die beiden Schwestern gehen unterschiedlich mit dem Ereignis um, dass dieser riesige Bär auf der Insel aufgetaucht ist, geschwommen durch den Pazifik. Aus der Sichtweise von Sam, der jüngeren Schwester erzählt, atmosphärisch dicht und mit ansteigender Spannung bis hin zum überraschenden Finale.

Auch selber ist man fasziniert und entsetzt von den Schilderungen - Anziehung und Entsetzen. So auch die Schwestern, die fast dreißig Jahre eng vereint und gebunden, verstärkt durch Mutters Krankheit und wenig Chancen auf sozialen Aufstieg mitbringen. Verträumt wie die Insel, verträumt wie die Schwestern tut sich eine Realität auf, die in sich schlüssig erscheint und Interpretationen eröffnet, die man so nicht erwartet hat. Bald kommen die verschiedenen Sichtweisen der Schwestern ans Licht. Wird nicht schon durch das anfängliche Zitat von den Brüdern Grimm von Schneeweißchen und Rosenrot auf etwas hingedeutet, etwas, was zu naiv ist um wahr zu sein?
Erfrischend die übersichtlichen Mitstreiter, so kann die Konzentration auf den Hauptdarstellern Sam und Elena liegen. Dennoch erschloss sich mir Sam nicht wirklich und die vorerst im Hintergrund liegende Elena in der Erzählung in ihrer Motivation erscheint perfekt sorgend, eher schön und geheimnisvoll, ganz wie eine Märchenprinzessin. Doch wird sie nicht wie in dem Märchen Schneeweißchen und Rosenrot den als Bär verwunschenen Prinzen heiraten, denn so etwas gibt´s nur im Märchen. Auch wenn die Insel San Juan paradiesisch ist und die Schwestern Schönheiten, sieht hier die Realität, die die beiden einholt, gänzlich anders aus.
Empfehlung!