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Bookflower173

Bewertungen

Insgesamt 107 Bewertungen
Bewertung vom 29.07.2022
Die Arena
Djavadi, Négar

Die Arena


sehr gut

Filmreife Milieustudie in Paris!

Inhalt:

Benjamin Grossman ist der soziale Aufstieg gelungen. Einst im Problemviertel aufgewachsen ist er nun Europachef des großen amerikanischen Streaming-Anbieters BeCurrent. Als ihm das Handy mit vielen sensiblen Informationen und wichtigen Kontaktdaten von einem Jugendlichen gestohlen wird, verfolgt er den Dieb auf eigene Faust, wobei er ihn gegen einen Eisenzaun stößt und verletzt. Der Junge wird am nächsten Tag tot aufgefunden. War Benjamin daran Schuld? Gleichzeitig geht ein Video von einer türkischstämmigen Polizistin viral, die diesem Jungen in die Seite tritt. Das Video verbreitet sich durch die sozialen Medien wie ein Lauffeuer und sorgt für viel Aufruhr in Paris.

Meinung:

Négar Djavadi beschreibt mit beeindruckendem Detailreichtum das Problemviertel und die verschiedenen Milieus in Paris, deren Berührungspunkte für viel Aufruhr, Konflikte und Spannung sorgen. Dabei wird die Kulisse sehr bildhaft beschrieben, sodass man sich die Orte im Viertel sehr gut vorstellen kann. Gerade die Szenen, die nachts in den dunklen und einsamen Gassen des Problemviertes spielen, fand ich sehr überzeugend dargestellt.

Benjamin ist eine interessante Figur, da er in diesem Problemviertel aufgewachsen ist und nun nur dorthin zurückkehrt, wenn er seine Mutter besuchen möchte. Seine Gedanken über die verschiedenen Milieus sowie Erwartungshaltungen an ihn regen zum Nachdenken an, wie die gesellschaftlichen Erwartungen uns verändern und unsere Taten beeinflussen. Auch die Bedeutungszunahme der sozialen Medien und deren Macht wird hier thematisiert, vor allem, wie Medien die Wahrheit verfärben und ganz anders darstellen können, als sie ursprünglich war.

Ich hatte mit mehr Spannung gerechnet. Durch die detaillierten Beschreibungen der Orte, des Innenlebens und der Vergangenheiten sowie Probleme der Figuren hat sich die Geschichte aber leider ziemlich hingezogen. Beim Lesen dieses Romans bedarf es an Aufmerksamkeit und Geduld. Nichtsdestotrotz hat mir diese Milieustudie sehr gut gefallen, da sie die Vielfalt und Spannung innerhalb einer Gesellschaft aufzeigt und die Gesellschaftsgruppen, die so gut wie unsichtbar sind und normalerweise keine Aufmerksamkeit kriegen, beleuchtet.

Bewertung vom 07.07.2022
Der Mann, der vom Himmel fiel
Tevis, Walter

Der Mann, der vom Himmel fiel


sehr gut

Ein lesenswerter Klassiker mit Aktualitätsbezug!

Inhalt:
Der Außerirdische Thomas Jerome Newton taucht ganz plötzlich mit einer besonderen Mission in Kentucky auf. Indem er seine den Menschen noch unbekannten technologischen Patente verkauft, wird er sehr schnell reich. Er findet Freunde, lernt die Liebe sowie Alkohol kennen. Ziemlich auffallend ist sein Aussehen, das sich von dem der Menschen unterscheidet, sodass die Menschen ihm trotz seines Versuchs, sich im Verborgenen aufzuhalten, auf die Schliche kommen.

Meinung:
Auch ich wollte dieses Buch unbedingt lesen, weil mich Walter Tevis' Damengambit unglaublich gut gefallen hat. Der Inhalt dieses Klassikers ist zwar anders aber absolut lesenswert! Walter Tevis' Schreibstil ist flüssig, bildhaft und erzeigt eine einzigartige Atmosphäre.

Der Protagonist Newton war mir auf Anhieb sympathisch. Er fügt sich als Außerirdischer ziemlich geschmeidig in die Menschenwelt ein und lernt dort menschliche Gefühle wie Freundschaft und Liebe, aber auch menschliche Abgründe kennen wie Depression oder Alkoholsucht. Es ist zum Glück kein science-fiction-Roman, sondern ein unterhaltsamer Roman, der erstaunlich viele Bezüge zur Gegenwart hat und beispielsweise den Umgang der Menschen miteinander und mit ihrer Welt überzeugend widerspiegelt.

Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, Newtons Erfahrungen auf der Erde mitzuerleben und dabei auch Vergleiche mit eigenen aktuellen Erfahrungen auf der Erde zu ziehen. Es lohnt sich, diesen Klassiker zu lesen, weil er toll geschrieben, spannend und unterhaltsam ist!

Bewertung vom 08.06.2022
Ein unendlich kurzer Sommer
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer


sehr gut

Ruhige Sommerlektüre!

Inhalt:

In diesem Buch geht es vor allem um Lale und Christophe. Lale flüchtet vor ihrem Eheleben und landet auf einem Campingplatz an einem wunderschönen See. Dort kommt sie bei dem alten Besitzer Gustav unter, der zunächst etwas grimmig wirkt. Christophe findet nach dem Tod seiner Mutter einen alten Brief von ihr, der ihn nach Deutschland führt, wo er dann auf Lale trifft. Ab da beginnt eine schöne Sommerlektüre, die den gemeinsamen Sommer der beiden beschreibt und dabei auch tiefgründige Themen und die Geheimnisse beider Protagonisten beinhaltet.

Meinung:

Schon die erste Seite entfaltet eine wunderbar sommerliche Atmosphäre, die den Sommer förmlich an mich herangetragen hat. Die Hitze, das glitzernde Wasser des Sees, die Sonne und die lauen Sommerabende im Buch haben mir Lust auf den Sommer gemacht!

Lale und Christophe haben beide ihr eigenes Päckchen zu tragen. Es geht hierbei um schwierige Vergangenheiten, Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben und verpasste Chancen. Während mir Christophe sehr sympathisch war, war ich von Lale öfter mal genervt. Aber ihr Kennenlernen und ihr gemeinsames Erleben eines tollen Sommers haben mir dennoch sehr gut gefallen. Für mich kam beim Lesen sehr gut rüber, wie die beiden ihre Sorgen zumindest für kurze Zeit vergessen und im Moment leben, den Sommer und vor allem das Leben genießen. Das ist eine tolle Botschaft, die man ich als Leser für mich mitnehmen kann.

Das Buch ist ansonsten sehr ruhig, es passiert nicht viel. Manches konnte man erahnen, manches war überraschend. Besonders schön ist, dass sich beide Protagonisten weiterentwickeln. Genauer gesagt nicht nur sie, sondern auch die Nebenfiguren. Die Entwicklung zu verfolgen, mochte ich sehr!



Fazit:

Das Buch bietet eine wunderschöne ruhige und sommerliche Atmosphäre, die beim Lesen den Sommer förmlich spürbar macht. Trotz der ernsten Themen wird eine tolle Botschaft vermittelt und die Protagonisten machen eine große Entwicklung durch. Ich kam ihnen zwar nicht sehr nahe, aber sie waren dennoch sympathisch. Wer seine Vorfreude auf den Sommer steigern möchte und eine ruhige Sommerlektüre sucht, sollte dieses Buch lesen!

Bewertung vom 15.05.2022
Papyrus
Vallejo, Irene

Papyrus


ausgezeichnet

Eine sehr interessante und schöne Reise zu den Anfängen der Bücher!

Inhalt:

In diesem Sachbuch erfahren wir mehr über die Anfänge der Bücher in der Vergangenheit. Daher beginnen wir bei der Bibliothek von Alexandria im antiken Griechenland und spannen einen Bogen bis zum Untergang des Römischen Reiches. Alles, was mit dem Thema Bücher zu tun hat, ist in diesem Buch zu finden, sei es die Erfindung des Alphabets, alles rund um Bibliotheken und darunter viele spannende Geschichten über Bücherjäger und vieles mehr.

Meinung:

Das Sachbuch umfasst über 700 Seiten, aber ich hätte noch viel mehr über dieses Thema lesen können. Nicht nur das wunderschöne und edle Cover hat mich vollends für sich einnehmen können, sondern auch der grandiose Inhalt! Das Sachbuch bietet so viele ausführliche Informationen, die zeigen, wie intensiv Irene Vallejo recherchiert hat. Das Besondere hierbei ist, dass es sich trotzdem nicht wie ein Sachbuch gelesen hat, sondern wie eine spannende und interessante Geschichte mit einem schönen literarischen Schreibstil.

Auch wenn es hier primär um die Anfänge der Bücher im antiken Griechenland und Rom geht, werden auch Bezüge zur Gegenwart und modernen Autoren geschaffen, die sehr erfrischend und bereichernd sind. Dadurch werden auch die zeitlichen Entwicklungen sehr gut deutlich und die Verweise sind oft Bücher, die sich selbst mit Themen rund ums Buch beschäftigen, was mir ebenfalls gefallen hat. Sogar zu Filmen werden Bezüge geschaffen. Ich war sowohl von den Haupt- als auch von den Nebeninformationen sehr begeistert.

Die Autorin schien während der gesamten Lesezeit immer präsent zu sein, da wir auch ihre Gedanken erfahren dürfen. Sie schreibt sehr leicht und auch mit einer Prise Humor, sodass sich die 700 Seiten sehr schnell weggelesen haben. Ich habe mich beim Lesen wie auf einer Zeitreise gefühlt, da die Ereignisse sehr bildlich und lebendig beschrieben werden! Durch die ausführliche Recherche sind nämlich keine offenen Lücken übrig geblieben, die Fragen bei mir hinterlassen haben.

Fazit:

Das Buch ist absolut empfehlenswert, da die Autorin sehr intensiv recherchiert hat und die Informationen mit einem leichten Schreibstil sehr angenehm verpackt hat. Jede Person, die Bücher liebt, sollte mit diesem Buch die Anfänge der Bücherwelt kennenlernen. Nach der Lektüre schätzt man die Bücher und die zeitliche Entwicklung von Wort und Schrift noch viel mehr!

Bewertung vom 30.04.2022
Das rätselhafte Universum
Bohnet, Ilja;Naumann, Thomas

Das rätselhafte Universum


ausgezeichnet

Sehr viel Wissen spannend verpackt!

Inhalt:
Mit diesem Buch erlangt man eine sehr umfassende Übersicht zu dem Weltbild der Physik, der Kosmologie, den großen Welträtseln, dem Makrokosmos sowie Mikrokosmos und den Geheimnissen des Universums. Wir lernen die Bausteine der Welt und interessante Paradoxa wie das Olbers-Paradoxon kennen. Wir erfahren, was es mit der dunklen Materie auf sich hat, was der Ursprung des Lebens ist und welche Zukunft unser Universum erwartet. Die Themen sind in mehrere Kapitel schön strukturiert unterteilt und mit hilfreichen Abbildungen, Diagrammen oder auch einigen wichtigen Formeln versehen. Am Ende sind Literaturverweise, physikalische Einheiten und Originalzitate zu finden.

Meinung:
Ich bin absolut begeistert von diesem Buch! Ilja Bohnet und Thomas Naumann haben es geschafft, fachliche und komplizierte physikalische Themen auf einem hohen Niveau zu erklären und gleichzeitig so zu schreiben, dass es auch für Personen, die sich nicht mit Physik und der Wissenschaft beschäftigen, verständlich ist.

Besonders gut gefallen mir die Resümees, die das Wichtigste von einem Kapitel noch einmal kurz und knapp zusammenfassen. Das Buch deckt eine breites Spektrum an Themen ab und geht dabei auch an den interessanten Stellen ins Detail. Es werden viele Wissenschaftler und auch Philosophen herangezogen. Die Kapitel gehen fließend ineinander über, da die Themen ein Stück weit aufeinander aufbauen.

In diesem Buch wird jeder fündig, da so viel Wissen hineingesteckt wurde, dass man eine Menge daraus lernen kann! Vor allem Physikinteressierte sollte sich das Buch unbedingt anschauen und es lesen, da es keine oberflächlichen Erklärungen liefert und nicht "einfach nur" populärwissenschaftlich ist. Das Niveau ist hier sehr hoch und man sollte schon aufmerksam lesen. Aber nach dem Buch ist man um so viel Wissen reicher, dass man das Gefühl hat, das rätselhafte Universum ein wenig besser durchblickt zu haben, und gleichzeitig ein Bewusstsein dafür entwickelt, wie viele Rätsel noch ungelöst sind.

Fazit:
Ich hatte großen Spaß beim Lesen des Buches und kann es jedem empfehlen! Man findet sehr viel Wissen schön zusammengefasst und strukturiert vor und lernt interessante Dinge über das Universum kennen. Es ist auf einem hohen Niveau und sehr verständlich zugleich geschrieben.
Sehr empfehlenswert für Jung und Alt, Physikexperten und -laien!

Bewertung vom 01.04.2022
Für diesen Sommer
Klönne, Gisa

Für diesen Sommer


sehr gut

Ruhig und berührend!

Inhalt:
Franziska, auch Zissy genannt, kehrt Jahre nach dem Tod ihrer Mutter wieder nach Hause zurück, um sich um ihren Vater Heinrich, mit dem sie lange keinen Kontakt mehr hatte, zu kümmern. Dies hatte bisher ihre Schwester übernommen, die jetzt aber wegen eines Burnouts in der Klinik ist. Dabei prallen zwei Welten, zwei Generationen und zwei sture Köpfe aufeinander. Zissys Lebenstraum ist nämlich gescheitert, so, wie es ihr Vater prophezeit hatte.

Meinung:
Diese Geschichte über eine Vater-Tochter-Beziehung hat mich sehr neugierig gemacht. Beim Lesen habe ich eine Ruhe und Melancholie empfunden, obwohl die Themen sehr schwer sind und nachdenklich machen.

Es wird ständig zwischen zwei Zeiten und Figuren hin und her gewechselt, was für mich manchmal verwirrend gewesen ist. Dennoch haben sich diese Wechsel gelohnt, weil ich dadurch die Ansichten und Handlungen von Heinrich und Zissy und besser verstehen konnte.

Das Buch entwickelt sich leise, öffnet aber Türen zu vielen Themen wie Vergebung, Tod, Familie und Hoffnung. Es geht ums Leben und um die Hindernisse, die uns im Leben in den Weg gelegt werden. Es läuft nicht alles perfekt, es gibt Niederschläge und Enttäuschungen. Das Buch gibt auf eine besondere Weise Hoffnung, dass man trotz dieser negativen Ereignisse und Erfahrungen ein friedliches und zufriedenes Leben leben kann und mit weniger erfreulichen Erlebnissen abschließen kann.

Besonders schön wird die Beziehung zwischen Heinrich und Zissy beschrieben. Man merkt, wie groß die Verletzung zwischen den beiden ist und die Schwere in dieser Vater-Tochter-Beziehung war für mich deutlich spürbar. Ich hätte mir gewünscht, dass wir auch noch mehr von Monika erfahren. Teilweise hat sich die Geschichte gezogen, aber insgesamt war sie sehr bewegend.

Fazit:
Es ist ein ruhig dahinschweifendes Buch über eine schwierige Vater-Tochter-Beziehung. Es werden bedrückende Themen beleuchtet, über die man nicht gerne spricht, aber die überall vorkommen. Somit denkt das Buch zum Nachdenken an und es hat mich berühren können.

Bewertung vom 14.03.2022
Man vergisst nicht, wie man schwimmt
Huber, Christian

Man vergisst nicht, wie man schwimmt


ausgezeichnet

Sehr nostalgisch!

Inhalt:
Der Roman spielt am 31. August 1999. Tatsächlich spielt der gesamte Roman nur an diesem einen Tag. Der 15-jährige Protagonist Pascal Friedrich Krüger kann nicht mehr schwimmen gehen und darf sich nach eigener Aussage auf gar keinen Fall verlieben. Warum das so ist, kann er nicht erzählen. Doch dann trifft er das Zirkusmädchen Jacky, die seine Welt auf den Kopf dreht. Gemeinsam verbringen sie diesen einen Tag und erleben so einiges miteinander, was Krügers Leben für immer verändert.

Meinung:
Für mich ist Pascal Friedrich Krüger ist ein toller Protagonist, den ich sehr gerne kennengelernt habe. Ich war wirklich traurig, als der Roman vorbei war, weil er mir sehr ans Herz gewachsen ist. Seine Gedanken haben mich berührt und unterhalten!
Der Schreibstil ist sehr angenehm und passt perfekt zu diesem heißen Sommertag, an dem die Geschichte spielt. Krüger ist noch ein Teenager und zusammen mit der Zeit, in der die Geschichte spielt, nämlich den 90ern, hatte ich von Anfang bis Ende pure Nostalgie beim Lesen empfunden. Im Verlauf des Romans erfährt an, warum Krüger nicht schwimmen und sich nicht verlieben kann. Seine Geschichte hat mich berührt und sie ist auch kein einfache. Dennoch war das Leseerlebnis sehr angenehm und leicht. An dem einen Tag passiert unglaublich viel, dass mir beim Lesen nie langweilig war.
Die anderen Figuren wie Jacky und Patrick waren mir auch sehr sympathisch gewesen.
Bis zum Ende hin habe ich Vermutungen aufgestellt, was nun mit Krüger los ist, aber ich wurde am Ende trotzdem überrascht.

Fazit:
Ein toller Coming-of-age-Roman mit Figuren, die man nur ins Herz schließen kann. Der Roman sorgt für nostalgische Momente und lässt einen in den Sommer eintauchen und wohlfühlen. Spannung fehlt auch nicht, da die Geschichte von Krüger interessant entfaltet wird und sehr viel an diesem einen Tag passiert.

Bewertung vom 21.02.2022
Der Papierpalast
Heller, Miranda Cowley

Der Papierpalast


sehr gut

Kein leichter Sommertag

Inhalt:

Elle Bishop macht mit ihrer Familie im Ferienhaus ihrer Familie Urlaub. Dort trifft sie auf ihre Jugendliebe Jonas und muss nun eine Entscheidung treffen, ob sie bei ihrem Mann bleiben will oder Jonas doch der richtige für sie ist.

Meinung:

Ich habe tatsächlich mit einer etwas leichteren Liebesgeschichte gerechnet, die kurzweilig und emotional ist. Dieses Buch ist aber absolut keine leichte Kost und behandelt sehr ernste Themen wie sexualisierte Gewalt. Daher hätte ich hier eine Triggerwarnung für angebracht gefunden.

Es werden zwei Handlungsstränge miteinander verknüpft. Die Gegenwart handelt von einem einzigen Tag, während der zweite Strang die Vergangenheit der Protagonistin Elle Stück für Stück entfaltet. Hierbei lernen wir ihre ganze Familie kennen und es kommen dunkle Geheimnisse und Schicksale ans Licht. Die vielen Personen und die ständigen Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart waren oft anstrengend. Zum Ende hin hat mich das Buch aber trotzdem gepackt, da einige Wendungen für Spannung gesorgt haben.

Miranda Cowley Heller kann wirklich toll schreiben! Man kommt der Protagonistin Elle sehr nahe und kann sehr tief in ihre Seele, Emotionen und Gedanken blicken. Die Autorin entfaltet mit Worten wunderschöne Bilder und beschreibt damit Gedanken sowie Gefühle sehr treffend.

Es geht um Geheimnisse, Entscheidungen, Liebe und Ehe. Der Roman ist sehr berührend und lässt einen nicht kalt.

Fazit:

Ein eindrücklicher Roman, der toll geschrieben ist! Der leichte Schreibstil versöhnt einen , da die Thematik sehr erdrückend sein kann. Die verschiedenen Zeitebenen und die Beschreibung der Charaktere haben mir gut gefallen!

Bewertung vom 09.02.2022
Unser wirkliches Leben
Crimp, Imogen

Unser wirkliches Leben


sehr gut

Toxische Beziehung

Anna befindet sich zurzeit in der Ausbildung zur Opernsängerin. Eine Karriere als Opernsängerin ist ihr größter Traum. Doch bis dahin muss sie sich finanziell irgendwie über Wasser halten. In einer Bar trifft sie dann plötzlich auf den wohlhabenden Max. Er ist anders als die anderen Männer, leicht geheimnisvoll und scheinbar ohne bestimmte Absichten.

Sie beginnen eine Affäre, die sich schnell zu einer toxischen Beziehung entwickelt. Er zeigt ihr, wie es ist ohne Geldsorgen zu leben. Während sie fasziniert von ihm ist, bleibt er jedoch kalt und zeigt kein richtiges Interesse an Anna. Anna ist aber so fixiert auf ihn, dass sie sich nicht von ihm losreißen kann.

Beim Lesen wird einen schnell klar, dass Max Anna nicht gut tut. Anna wird immer unabhängiger und ich fand es sehr spannend mitzuverfolgen, welche Wirkung diese toxische Beziehung hat. Die Machtverhältnisse zwischen den beiden werden sehr deutlich geschildert. Oftmals war ich schockiert darüber, wie Max mit Anna umgeht. Die Geschichte nimmt einen daher sehr mit.

Nebenbei erfährt man auch viel über Annas Gesangsausbildung, was ich auch sehr interessant fand, weil ich vorher nichts darüber wusste. Hiermit kommt auch Annas Persönlichkeit sehr gut zur Geltung. Sie brennt leidenschaftlich fürs Singen. Dazu mischen sich aber auch Ängste und Zweifel. Ihre Gedanken werden mit psychologischem Feingefühl dargestellt.

Die Gespräche zwischen Anna und Max und Anna und Laurie haben mir am besten gefallen. Die Dialoge sind sehr schön geschrieben!

Teilweise gab es aber Längen, sodass die Handlung langsam vorangeschritten ist. Einige Nebenhandlungen weniger hätte mir besser gefallen.

Alles in allem ist es ein spannender Roman über eine Frau, die nach Karriere strebt und mit einer toxischen Beziehung kämpft, die zu Problemen führt. Die Folgen solcher asymmetrischen Machtverhältnisse in einer Beziehung werden überzeugend geschildert!