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SBS

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Insgesamt 362 Bewertungen
Bewertung vom 12.03.2023
Tod in Siebenbürgen
Werrelmann, Lioba

Tod in Siebenbürgen


sehr gut

Paul Schwartzmüller ist Journalist und lebte bis zu seiner Jugend in Siebenbürgen, heute in Deutschland. Nun erhält er ein Schreiben, dass er das Erbe seiner jüngst verstorbenen Tante antreten soll. Das Problem: Paul dachte sie sei seit über 30 Jahren tot. Er fährt in seine alte Heimat, wird mit seiner Vergangenheit, besonderen Menschen und dann auch noch einem brisanten Todesfall konfrontiert. Wird er seinem Freund, der als Tatverdächtiger in Haft genommen wurde, helfen können?
Der Krimi ist interessant und mal was anderes. Zum einen ist das reizvolle Setting in Rumänien besonders, zum anderen sind die „Ermittlungen“ nicht gewöhnlich. Natürlich kennt man ermittelnde Journalisten, aber Paul ist ein bisschen anders. Nicht nur, weil er aus Siebenbürgen stammt, sondern auch, weil er für einen gestandenen Journalisten hier eine ziemlich bescheidene Figur abgibt. Er stellt sich wirklich manchmal extrem doof an, trinkt viel zu viel Alkohol, missversteht so einiges und dann hat er auch mit sich und seiner eigenen Vergangenheit so einiges zu tun. Zwischendurch schien er immer wieder mal zu vergessen, dass sein Freund im Knast sitzt und er ihm eigentlich helfen sollte. Und zu allem Überfluss gibt es dann auch noch enorm viel Aberglaube, den einen oder anderen Mythos und vielleicht auch Übernatürliches?!
Die Region Siebenbürgen und die Siebenbürgen Sachsen waren mir ein Begriff, allerdings hatte ich keine konkreten Vorstellungen. Daher habe ich beim Lesen einiges Neues gelernt, manches war informativ, einiges skurril, aber meist war es einfach nur unterhaltsam. Für Unterhaltung sorgen nicht nur die Geschichte, sondern auch die Charaktere, allen voran Paul, der mich – allen oben genannten Vorbehalten zum Trotz - von Beginn an gut unterhalten hat. Manchmal habe ich mitgefiebert, manchmal hätte ich ihn am liebsten geschüttelt. Das gilt aber auch für manchen anderen Charakter, darunter die seltsame Maia. Der eine oder andere Charakter ist auch ein wenig zu klischeehaft, an der einen oder anderen Stelle wurde auch Potenzial verschenkt - auch den Fall betreffend.
Zum Fall als solchem will ich gar nicht soooo viel verraten, aber es steckt deutlich mehr dahinter, als man zunächst vermuten würde. Was hat die Dorfgemeinschaft gestört? Warum musste der von allen gehasste Günter sterben und warum wurde es so gedreht, dass Pauls Freund verdächtigt wird? Am Ende wird alles gut aufgelöst und hat mich auch überzeugt. Ich habe das Buch unterm Strich gerne gelesen, daher vergebe ich -trotz Kritik- vier Sterne, eine Leseempfehlung und bin schon gespannt auf den nächsten Band.

Bewertung vom 12.03.2023
Fünf Winter
Kestrel, James

Fünf Winter


ausgezeichnet

1941. Joe McGrady arbeitet beim Honolulu PD und hat nun einen brutalen Doppelmord aufzuklären. Der Fall ist von besonderer Brisanz, nicht nur aufgrund des bestialischen Todes der beiden, sondern auch aufgrund politischer und persönlicher Verwicklungen. Schnell ist ein Verdächtiger ausgemacht, doch die Kriegswirren spielen dem vermeidlichen Täter in die Hände, während McGrady als möglicher Spion gehandelt und nach Japan verschleppt wird…

Quasi sofort startet dieser Roman und zwar mit einem Paukenschlag. McGrady wird zu einem äußerst brutalen Mordfall gerufen, der noch weitere Dimensionen annimmt, als dass unser Protagonist oder irgendwer sonst zu diesem Zeitpunkt hätte ahnen können. Man bekommt direkt einen Einblick in das Handeln dieses Mannes, der sicher schon einiges gesehen und mitgemacht hat.

Zwischendurch hatte mich das Buch dann aber auch nicht immer so ganz überzeugt. Gerade die Jahre in Japan wurden mir ab und an ein bisschen zu langatmig. Allerdings war dieses Leben ganz sicher auch alles andere spannend und das wurde sehr gut dargestellt. Während hier der Thrill eher nicht vorhanden und höchstens subtil da war, ist er an anderer Stelle aber bei 100 Prozent. Die Ermittlungen und die Verfolgung des Täters, die Hintergründe und so manches mehr haben mich wirklich sehr überzeugt.

Ich fand es klasse, dass hier aus dem heißen Fall mit der Zeit ein besonders schwieriger Coldcase wird und McGrady am Ball bleibt, obwohl er so einiges mitmachen muss – auch im Privaten, denn neben dem Fall ist auch immer wieder sein Liebesleben ein Thema. Authentisch, denn man verfolgt immerhin fünf Jahre eines Mannes im besten Alter.
Der Schreibstil als solcher ist sehr ansprechend, leicht und schnell zu lesen. Besonders die Emotionen McGradys werden sehr gut verdeutlicht, von der Wut, der Ohnmacht, aber auch der Hoffnung und romantischen Momenten. Gelungen sind die Einblicke in ein Stück Weltgeschichte, die man zwar kennen sollte, aber wenn nicht, dann kann man hier auch noch das eine oder andere lernen, denn der Autor erklärt nebenbei, ganz ohne zu belehren.

Die letzten rund 100 Seiten waren dann echt der Hammer, mit einer unabsehbaren, aber sehr überzeugenden Wendung, die mich einfach begeistert hat – darum empfehle ich das Buch auch sehr gerne weiter. 4,5 Sterne, da ich das japanische Zwischenspiel einen Tick zu ausufernd fand.

Bewertung vom 10.03.2023
Die Müllfahrzeuge / Wieso? Weshalb? Warum? Junior Bd.74
Erne, Andrea

Die Müllfahrzeuge / Wieso? Weshalb? Warum? Junior Bd.74


ausgezeichnet

Müllfahrzeuge üben einfach eine unglaubliche Anziehungskraft (nicht nur) auf Kinder aus. Man sieht sie immer wieder mal, die Frage, wie der ganze Müll wegkommt, ist ja auch nicht unwichtig und Kinder können gar nicht früh genug spielerisch lernen, warum und wie man Müll trennt.

Mein kleiner Freund (3) war schon beim Anblick des Buches hin und weg. Er erkannte sofort, dass es um Müllfahrzeuge geht (klar, bei dem aussagekräftigen Cover), als auch die Reihe. „Oh, wie toll, ein Klappenbuch“, schrie er begeistert. Er hat schon etliche Bücher und wir haben auch schon einige gemeinsam gelesen. Sofort musste auch dieses Buch gelesen werden. Wobei natürlich erst einmal nur die detailreichen Bilder und vor allem die Klappen interessant waren. Und das Suchbild am Ende – das er sich damit so lange auch allein beschäftigen würde, hätte ich nicht erwartet. Die Bilder sind wirklich toll und aussagekräftig. Der Inhalt/Text ist gut nachvollziehbar dargestellt und es gab nicht nur einen Aha-Effekt. Wie viele Müllfahrzeuge es doch gibt – hier auf dem Land haben wir so einige nicht im Fuhrpark. Die Einblicke in die Fahrzeuge war für mich auch richtig spannend und bot Einblicke, die man so einfach nicht hat.

Bei dem Kleinen hakt immer wieder mal die Spiralbindung. An sich ist sie aber zum selbstständigen Lesen gut und vor allem ziemlich robust. Gleiches gilt auch für die dicken Kartonseiten. Die Klappen halten bei vorsichtigen Kindern sicher.
Und nicht nur Kinder können was lernen, auch für manchen Erwachsenen bietet das Buch sicher die eine oder andere Überraschung, denn manches nimmt man im Alltag einfach hin und hinterfragt es nicht.
Unter dem Strich ein sehr informatives, kindgerechtes Buch aus einer Reihe, die man Eltern einfach nur ans Herz legen kann.

Bewertung vom 10.03.2023
Morgen, morgen und wieder morgen
Zevin, Gabrielle

Morgen, morgen und wieder morgen


gut

Sam und Sadie lernen sich als Kinder im Krankenhaus kennen. Sadie besucht ihre krebskranke Schwester, Sam ist selbst Patient. Die beiden verbringen unendlich viele Stunden mit Videospielen, bis es zum Bruch kommt. Nach Jahren treffen sie sich zufällig wieder, beide sind noch immer Gamer und noch besser: Sie wollen wieder Freunde sein und zudem als Partner gemeinsam Spiele entwickeln. Dabei gilt es viele Hürden zu nehmen, einige sind aber scheinbar zu hoch für die beiden…
Die Idee ist gut, aber ab der Mitte ist es mir immer wieder ein bisschen zu langatmig gewesen. Die Autorin verliert sich zwar nicht so oft im Klein-Klein, aber wenn dann doch so sehr, dass mir negativ aufgefallen ist. Die Zeitsprünge, die die Autorin immer wieder unvermittelt einbaut sind an sich nicht verwirrend, aber gerade da hätte eines deutlich gestrafft/gekürzt sein können.
Überraschend gut gefielen mir die Einblicke in die Gamer-Szene und vor allem die Spieleentwicklung. Ich kann solchen Spielen einfach nichts abgewinnen und war daher zu Beginn auch unsicher, ob ich das dicke Ding (über 500 Seiten) überhaupt beginnen sollte. Überraschenderweise haben mir diese Anteile ziemlich gut gefallen. Das Problem waren vielmehr die Protagonisten. Ich mochte sowohl Sam, als auch Sadie zu Beginn sehr. Ihre Entwicklung vom Kind zum jungen Erwachsenen war gut gezeichnet, nachvollziehbar und vor allem hatten sie Ecken und Kanten. Das Problem: Ich hatte den Eindruck, dass ihre Entwicklung irgendwann mit Anfang 20 stehen blieb und sie so gar nichts aus ihren Erfahrungen und Fehlern lernten. Beide sind stur, reden nicht miteinander und so kommt es zu Missverständnissen, es folgt unnötiges Gezicke und Gezeter, gerade nach einer speziellen Entwicklung hätte ich mir einen ganz anderen Fortgang der Geschichte gewünscht. Zum Ende hin hat mich manches wirklich nur noch gestört und ich konnte die Handlungen der beiden nicht mehr nachvollziehen. Was nicht heißen soll, dass es nicht genauso laufen kann, wenn sich in eine Freundschaft eine gewisse Rivalität einschleicht. Neid ist auch so ein Thema, dass vor dieser Freundschaft nicht Halt macht und wenn dann alles zusammenkommt…

Extrem gut gefiel mir Marx und das Kapitel in dem er zu Wort kam, hat mich wirklich von der Schreibkunst der Autorin überzeugt. Ebenso, dass sie geschafft hat, mir die im Buch entwickelten Spiele so schmackhaft zu machen, dass ich zumindest einen Test der Spiele ernsthaft in Erwägung ziehen würde - und das will was heißen!

Unter dem Strich kann ich sagen, dass das Buch seine großartigen Momente hatte, aber auch echt einige langatmige Szenen und überflüssig langen Sequenzen. Aus meiner Sicht hält sich beides die Waage, daher drei Sterne.

Bewertung vom 09.03.2023
Die Stimme der Lüge / Ackerman & Shirazi Bd.4
Cross, Ethan

Die Stimme der Lüge / Ackerman & Shirazi Bd.4


ausgezeichnet

Francis Ackerman jr. hat, um seine Familie und Freunde zu retten, einen ersten Schritt in die Hölle gewagt und sich auf einen Deal mit dem Verbrecher Demon eingelassen. Dieser schreckt vor nichts zurück, hat Spaß am Töten und am Manipulieren von Menschen. Zudem hat sein Verbrechersyndikat schier unerschöpfliche Mittel, sowie Kontakte. Genau auf die hat es Ackermann abgesehen, der damit etliche Mörder zu Fall bringen will. Vor den Erfolg hat irgendjemand jedoch den Schweiß gesetzt. Demon hat für Ackerman und unbeteiligte „Mitspieler“ ein krankes Realityformat entwickelt. Ein Spiel um Leben und Tod.

Es ist der vierte Band der Ackerman und Shirazi-Reihe und ich empfehle die Vorgänger zu lesen, besonders weil in diesem Buch der langjährige Widersacher Ackermans, Demon, die zentrale Rolle spielt. Natürlich geht es auch ohne die Vorkenntnisse, allerdings wird dann wahrscheinlich manches in seiner Tragweite gar nicht so deutlich, vor allem wird man Ackerman schlechter verstehen, wenn man ihn jetzt erst kennenlernt. Wer jedoch nur auf der Suche nach einem actionreichen und spannenden Buch ist – der kann so und so zugreifen, denn es war wieder ein typischer Cross – endlich!

Der Vorgängerband hatte mir nicht ganz so zugesagt und manchmal ist bei Autoren ja auch die Luft raus. Nicht so bei Cross, denn mit diesem Buch hat er wieder alles geboten, was man von ihm und seinem Ackerman erwartet. Spannende Unterhaltung, eine krasse Geschichte, Action und ein „Spielchen“, welches es wirklich in sich hat…dazu noch eine Reihe interessanter Charaktere und natürlich gibt es auch für den noch aus dem Vorgänger lädierten Marcus etwas zu tun. Die einzige echte Enttäuschung war Nadia, die blass und unscheinbar in dem Buch blieb. Ich habe irgendwie den Eindruck gewonnen, dass sie als Figur für Cross einfach nicht mehr so gut funktioniert.
Aber auch wenn Nadia enttäuscht, so hat mich vieles wieder richtig angesprochen. Allein die Ideen, die Cross da entwickelt – sagenhaft! Extrem, grausam und auch wenn es nicht von Beginn an super spannend ist, so hat mich das Buch dennoch gut unterhalten. Während man von so mancher Monstrosität liest, fragt man sich: Warum? Wie soll das enden und was wird wirklich gespielt? Besondere Spannung bringt hier natürlich der Maulwurf rein, der in der Gruppe der Mitspieler integriert ist. Wer mag der Handlager Demons sein? Und dann gibt es immer wieder Wendungen und Überraschungen…

Wie immer ist das Tempo im Buch enorm, man pflügt nahezu durchs Buch, denn dank des Schreibstils springt das Kopfkino an und ich mochte das Buch auch kaum zur Seite legen. Die verschiedenen Perspektiven, die Wechsel in den spannenden Momenten vom einen zum nächsten Handlungsort und immer im Hinterkopf die Frage: Warum inszeniert Demon all das?

Es gibt auf alle Fragen eine Antwort – mehr wird hier nicht verraten. Nur noch eine kleine Warnung an alle, die die Reihe nicht kennen. Wer etwas zartbesaitet ist sollte lieber Abstand nehmen, denn es wird hier extrem brutal, blutig und recht schockierend. Besonders der Showdown hat es in sich, aber wenn man es genau nimmt gibt es mehrere. Das Finale setzt dem ganzen aber die Krone auf.

Bewertung vom 13.02.2023
Kannibal. Jagdrausch
Benecke, Mark

Kannibal. Jagdrausch


gut

Mitten in Berlin wird ein Koffer voller Knochen gefunden – liegt ein Verbrechen vor? Sind die Knochen jüngeren Datums? Wurde jemand getötet oder liegt was anderes vor? Der Fall ist brenzlig und Berater Bastian Becker und Assistentin Janina Funke werden von der Polizei hinzugezogen. Privatermittler Becker ist schnell sicher, dass es um Kannibalismus geht und ermittelt in diesen Richtung und es wird gefährlich.
Die Erwartungen sind natürlich direkt enorm hoch, wenn Mark Benecke auf dem Cover steht. Das war zumindest bei mir so, nachdem mir seine (wissenschaftlichen) Bücher und ich muss klar sagen: Mich hat er nicht so richtig überzeugt. Der Fall war an sich gut, der Schreibstil in Ordnung, aber es fehlte mir dann doch bisschen der Biss. Schade auch, dass die Auflösung schon recht früh zu erahnen ist. Zwar war noch nicht direkt klar, was genau die Motivation ist, aber das „Wer“ war für mich nach ein, zwei Andeutungen zu viel und deutlich zu früh schon ziemlich klar. Das war natürlich weniger gelungen, gut fand ich die immer wieder eingewobenen Infos zu Forensik und Ermittlungsarbeit. Aber hier hätte ich mir deutlich mehr gewünscht, denn in diesem Bereich hat Benecke nun mal eine enorme Expertise.
Das Thema Kannibalismus ist – wie der Titel schon anzeigt – der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Das Thema ist ganz sicher nicht so appetitlich, aber Tabus anzusprechen ist richtig und hier auch sehr gut umgesetzt, wie ich finde. Der Schreibstil naja, nicht übel, recht kurzweilig, aber es gibt zu viel Zufall, dafür zu wenig Überraschung.
Den ersten Fall hatte ich nicht gelesen, aber das war kein Problem. Die Ermittler lernt man auch hier gut genug kennen, aber so richtig überzeugt bin ich von den Protagonisten nicht. Gerade Becker, der in diesem Band auch noch kränkelt, hat mich einfach nicht so überzeugt. Er ist der Typ – ich mag keine Regeln, mach was ich denke, trinke, rauche, lebt nur noch für diesen einen Fall etc. und all das im Übermaß und wirkt dadurch ziemlich unprofessionell. Allein seine Aktivitäten im Darknet, sowie sein Umgang mit der einen oder anderen Info – bestenfalls fragwürdig. Funke gefällt mir mit ihrer strukturierten und ruhigen Art deutlich besser. Sie holt auch dem Buch noch einiges raus.
Unter dem Strich ein Buch, dass mich nicht begeistert hat, aber auch nicht übel war – Mittelmaß pur und daher gibt es auch drei Sterne.

Bewertung vom 06.02.2023
Vogel entdeckt - Herz verloren
Coenen, Antonia;Juranek, Philipp

Vogel entdeckt - Herz verloren


sehr gut

Was haben der Albatros, Blaumeise, Stockente und Lerche gemeinsam? Sie sind – neben einigen anderen Arten – Teil des Buches rund um Vögel und mögliche Schutzmaßnahmen. Es ist kein reines Sachbuch, vor allem nicht zu wissenschaftlich, sondern gespickt mit eigenen Erfahrungen und Anschauungen, die neben den vorgestellten Vogelarten, auch die Autoren/Podcaster greifbar machen.
Vögel kann man überall wahrnehmen – öffnet man Augen und Ohren für die kleinen und großen gefiederten Tiere, die sowohl auf dem Land, als auch in der Stadt leben und auch mal Alltagsstress vergessen lassen, wenn man der Nachtigall lauscht, ein Dohlenpaar beobachtet oder dem Schnattern von Enten zuhört.
Ich selbst bin schon immer eine Vogel-Freundin gewesen und habe auch so einiges an Tipps in unserem Garten schon umgesetzt. So biete ich diverse Nistmöglichkeiten, füttere Vögel mit hochwertigem Futter und ich habe vor allem einen naturnahen Garten mit dem einen oder anderen wilden Eck und mehrheitlich heimische Pflanzen, sodass es nicht nur überall piept, sondern auch ordentlich summt und brummt, denn gerade bei der Aufzucht helfen Sämlinge eben nicht. Das und noch vieles mehr zeigen die Autoren auf, aber nicht mit dem mahnenden Zeigefinger. Sie versuchen nur den Lesern den einen oder anderen Anstoß zu geben, zu animieren die Vögel wahrzunehmen und im besten Fall auch noch das eine oder andere Angebot zu machen, um ihnen ein bisschen Schutz zu bieten. Vor diese Hinweise haben die Autoren ihre eigenen Beobachtungen und ihre Vogelliebe gestellt – und dabei werden Porträts der Vögel wunderbar eingewoben. Die Vögel – bis auf den Ortolan - kannte ich vorab schon alle und dennoch unterhielten mich die Kapitel allesamt sehr gut.
Cover und Titel werden dem Buch nicht gerecht finde ich. Die beiden Autoren betreiben auch einen gemeinsamen Podcast „Gut zu Vögeln“ - also haben sie wohl ein Faible für spezielle Namen. Das ist Geschmacksache, Fakt ist jedoch, dass die Schrift in weiten Teilen recht klein daherkommt. Für mich persönlich kein Problem, aber es gibt sicherlich genug Leute, die damit ihre Probleme haben werden. Besonders loben möchte ich aber die Bilder, die mehrheitlich einfach gelungen sind (auch, wenn es einige Schnappschüsse gibt, die amateurhaft wirken) und einfach mal zum Durchblättern einladen.
Unter dem Strich ist das Buch jedem Vogelfreund ans Herz zu legen, zumindest wenn man keine theoretische Abhandlung zu den einzelnen Arten sucht, sondern einfach die gefiederten Freunde noch mehr in den eigenen Fokus rücken möchte.

Bewertung vom 03.02.2023
Der Tote im Kurhaus / Fräulein vom Amt Bd.2
Blum, Charlotte

Der Tote im Kurhaus / Fräulein vom Amt Bd.2


sehr gut

Baden-Baden, 1924. Das Fräulein vom Amt, Alma Täuber ist wie ihre Freundin Emmi und eigentlich ganz Baden-Baden im Ägyptenfieber. Alles könnte so schön sein, doch dann gibt es einen Toten und die Polizei steht bei den Freundinnen vor der Tür und es dauert nicht lange bis Alma mitten in ihren Ermittlungen steckt.
Der Fall beginnt brisant und Emmi ist quasi indirekt mitten im Geschehen. Alma leidet mit ihrer Freundin und verspricht ihr wieder zu ermitteln, zwei Jahre nachdem sie die ersten Ermittlungen abgeschlossen hat.

Mir hat der Teil auch wieder gefallen, aber es fehlte ein wenig der letzte Kick – im direkten Vergleich mit Teil eins war dieser doch etwas langatmiger und nicht so super spannend, wie ich es nach dem ersten, gigantischen Teil erwartet hätte. Aber dennoch gefiel mir das Buch, der Fall war auch nicht übel – nur zog es sich irgendwie ein bisschen. Es wirkte nicht so rund, wie es beim ersten Mal noch der Fall war. Gut eingefangen haben die Autorinnen wieder den Zeitgeist und das war wirklich richtig interessant, auch das Setting ist toll, denn es müssen nicht immer Berlin, Hamburg oder Köln sein. Gerade die gesellschaftlichen Normen und die Kultur kommen nicht zu kurz, aber vielleicht haben die Autorinnen für mich persönlich das Rad überdreht?! Gepasst hat allerdings die Portion Humor und die Freundschaft zwischen Emmi und Alma hat mir richtig gut gefallen.
Während ihrer Ermittlungen trifft Alma wieder auf Ludwig und es wird die alte Frage aufgeworfen: Wird Alma ihren Gefühlen nachgeben und entsprechend den damaligen Konventionen ihre Unabhängigkeit aufgeben oder behält sie lieber ihre Eigenständigkeit?
Und auch wenn ich den einen oder anderen Kritikpunkt hatte, freue ich mich auf den nächsten Teil und werde ihn wieder lesen, aber in der Hoffnung, dass es wieder etwas turbulenter und spannender wird, als dieses Mal.

Bewertung vom 01.02.2023
Die letzte Party / Ffion Morgan Bd.1
Mackintosh, Clare

Die letzte Party / Ffion Morgan Bd.1


weniger gut

In „The Shore“, einer Luxusferienanlage wird am Neujahrsmorgen eine Leiche im See treibend gefunden. Stunden vorher, zu Silvester, fand noch ein rauschendes Fest statt. Schnell ist die Partystimmung beendet und viele der Anwesenden hätten sowohl die Gelegenheit, als auch ein Motiv gehabt den wohl berühmtesten Bewohner und Initiator der Ferienanlage zu töten. Die Ortsansässige Ffion Morgan übernimmt den Fall mit dem aus England kommenden Leo Brady.
Ich habe schon einige Stand-Alones der Autorin gelesen, darunter „Allein bist du nie“ oder auch „Deine Lüge so kalt“ und auch wenn ich mich nicht mehr so richtig detailliert an die Inhalte erinnere, so wusste ich, dass sie mich bisher immer bestens unterhalten hat und ich daher das neue Buch haben musste. Gerade das es eine Reihe werden soll hat mich auch sehr begeistert, denn ich mochte ihre Bücher bisher immer sehr. Nun, daher habe ich dieses Buch natürlich gekauft und mit hohen Erwartungen gestartet. Schnell kam ich aber am Boden der Tatsachen an. So richtig gezündet hat das Buch einfach nicht. Weder die meist recht blass beschriebenen Personen, noch das ausufernd geschilderte Setting haben mich wirklich überzeugt und ich war auch nicht von dem Wales-England-Konflikt zu begeistern. Ja, das mag alles stimmig sein und so, aber es war einfach ermüdend. Und dann noch die Unmengen an handelnden Personen, die mich in der Mehrzahl nicht interessierten. Weder das Modepüppchen, noch der alternde und erfolglose Sänger oder die Mutter, die nach einem Strohhalm griff, als sie glaubte, dass ihr Sohn in der Großstadt in dunkle Machenschaften gerät. Auch die Dorfbevölkerung hatte mich nicht überzeugt und Ermittlerin Ffion hat so einige Probleme. So richtig überzeugt hat mich das nicht. Genauso enttäuscht war ich vom Schreibstil und die ständigen Zeit- und Perspektivwechsel waren auch nicht immer so gelungen. Und dann kamen immer wieder mal noch walisische Worte ins Spiel, die dem Ganzen für mich persönlich nicht zuträglich waren, wenngleich sie auch erklärt oder aus dem Kontext heraus verständlich waren.
Viel zu viele der Charaktere haben dicke Päckchen zu tragen, die sich so nach und nach erst zeigen. Das war mir einfach zu dick aufgetragen, auch wenn fast jede Geschichte für sich schon ihren Reiz hatte. Durch diese vielen „Einzelschicksale“ kommt die Geschichte oft nicht so richtig voran und ich musste das Buch zwischendurch auch mal zur Seite legen und was wirklich Spannendes lesen. Für mich war das hier einfach kein Krimi, sondern mehr eine langatmige Gesellschaftsanalyse mit einem Todesfall. Die Auflösung als solche war dann okay, aber eben auch nicht mehr und dass eine oder andere hatte ich im Laufe der Geschichte auch schon genauso erwartet, nur ein Aspekt konnte mich dann doch noch überraschen, aber das war einfach nicht genug.
Unter dem Strich war das Buch eine echte Enttäuschung und ich muss sagen, dass ich mich vom Namen der Autorin, sowie dem Cover habe blenden lassen. Einen weiteren Fall mit Ffion werde ich mich eher nicht mehr antun.

Bewertung vom 16.01.2023
Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1
Ægisdóttir, Eva Björg

Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1


sehr gut

Die Polizistin Elma geht aus der Großstadt zurück in ihre alte Heimat, zur Familie. Zwar sollte die Arbeit in dem verschlafenen Städtchen weniger turbulent sein, als in Reykjavik, aber es kommt anders. Eine Frau wird ermordet aufgefunden. Wer ist sie und warum musste sie sterben? Die Ermittlungen erweisen sich als schwierig und undurchsichtig, denn der Titel ist in der Kleinstadt Programm.
Dieser Auftakt hat mir richtig gut gefallen. Island ist aber auch eine besondere Kulisse, die mich immer wieder verzaubert – zumindest, wenn sie so gut und authentisch beschrieben wird, wie es hier der Fall ist. Einzig mit den Namen hadere ich manchmal, aber auch die waren hier kein Problem, sodass ich mich einfach auf das Geschehen einlassen konnte. Der Schreibstil ist sehr flüssig, ansprechend und die Art der Erzählung hat mir wirklich gut gefallen. Ja, es ist düster, die Stimmung alles andere als freundlich und offen, aber genau das erwarte ich auch bei einem Island-Thriller. Rauhe Felsen und Menschen mit (harten) Ecken und Kanten – Nordic Noir eben durch und durch. Auch der Fall als solcher hat es in sich und dass hier was ganz Schlimmes schon in der Vergangenheit vorgefallen sein muss, wird schnell deutlich. Doch die Ausmaße und die Folgen waren so nicht absehbar – zumindest zu Beginn nicht. Absehbar fand ich eigentlich nur den Grund, warum Elma nach Jahren wieder in ihre alte Heimat zurückgekehrt ist. Das war einfach viel zu offensichtlich und ich musste schon ab und an die Augen rollen, wenn es mal wieder Andeutungen gab. Anderes hingegen hat mich überrascht und teils auch wirklich gefesselt. Schockiert hat mich auch so einiges – vor allem das, was in der Vergangenheit geschehen ist und sich immer mehr in seiner Unfassbarkeit steigert. Hier auch eine Warnung an zartbesaitete Leser – Stichwort: Kindesmisshandlung.
Interessant fand ich die beschwerlichen Ermittlungen, das Team hat mir gut gefallen und das soziale Gefüge der Kleinstadt ist hervorragend herausgearbeitet. Mir fehlte zwischendurch ein bisschen das Tempo, hintenraus ging es dann ein bisschen zu plötzlich für meinen Geschmack und deutlich zu knapp, aber die Auflösung als solche fand ich gut.
Dieser mehr als solide Auftakt hat mich gut unterhalten, ich bin jetzt schon gespannt auf Band zwei und empfehle dieses Debüt derweil gerne weiter.