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Benutzername: 
Hanka
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 47 Bewertungen
Bewertung vom 15.11.2020
Dorfidioten
Kopmann, Mischa

Dorfidioten


sehr gut

So böse, dass es fast schon wieder tiefschwarzhumorig ist, oder aber so tiefschwarzhmorig, dass es schon wieder böse ist. Als Film wäre es einer in Quentin Tarantino Manier.

Bewertung vom 25.09.2020
Das war die schönste Zeit
Sanderson, Jane

Das war die schönste Zeit


weniger gut

Was sich am Anfang noch als eine gute Idee für ein Buch ausnimmt und gut zu lesen ist, wird mit der Zeit schier zu viel. Vor allem, wenn man als Leser nicht mit allen Texten der Lieder vertraut ist, einem manches Mal nicht einmal Titel oder Interpret etwas sagen; da kann man sich schon völlig überflutet fühlen. Vor allem, wenn man zudem noch geflutet wird mit den Geschichten, die Nebendarsteller zu dem einen oder anderen Lied haben, wird es noch schneller zu viel. Nebenher gibt es noch Sänger und Lieder, welche nichts mit der Playlist von Dan und Alison zu tun haben. Es hat er eigentlichen Handlung viel Platz geraubt.
Die Handlung selbst mit all ihren Nebensträngen kam da etwas zu kurz und eher halbherzig. Es wurden gesellschaftliche Volltabus als auch Halbtabus ihrer jeweiligen Zeit (Handlung ist auf 2 Ebenen) aufgegriffen und eingearbeitet, doch nicht zu Ende gebracht. Entweder es verläuft sich im Sande oder aber es erledigt sich auf anderem Wege. An keiner Stelle aber lässt die Autorin ihre Protagonisten eine Entscheidung treffen für oder gegen etwas, das von dauerhafter Relevanz ist und Mumm erfordert. Sie kommen als meinungslose Individuen daher unfähig, eine Entscheidung zu treffen. Ich finde, einiges davon hätte die Autorin getrost weglassen können, da es dem Buch zu nichts beiträgt. Letzteres gilt ebenso für diverse Personen, die für die Handlung und den Verlauf nicht ml auf Nebengleisen erforderlich sind. Und deren kurzfristiges Auftauchen oder aber lediglich deren ein- bis zweimalige namentliche Erwähnung dem Leser nur noch mehr Namen aufbürden. Es sind derer auch so schon einige viele. Ein paar weniger ließen dem Buch etwas mehr Luft zum Atmen.
Personen, die in ihrer Einführung im Buch anfänglich noch als sympathisch oder doch zumindest umgänglich erschienen, werden im Verlauf schlicht kalt bis völlig unsympathisch. Möglicherweise wollte die Autorin dadurch erreichen, dass einzig Dan & Alison als durchweg sympathisch zurückbleiben und andere Figuren dem Leser schlechtgeredet und dadurch dem Leser entzogen werden. Andere wiederum sind es von Beginn an gewesen.
Dan und Alison sind mir weder sympathisch noch unsympathisch.
Durchweg sympathisch sind allein Dans Vati und der alte Seemann, ggf. noch Peter.
Es ist der Autorin für meinen Geschmack nicht gelungen, ihre Protagonisten mit Charakter und Persönlichkeit auszustatten. Es fehlt an Tiefe.
Das, was sie den Liedern wiederum eingehaucht hat, fehlt ihren Figuren- Leben.
Den Figuren hätte etwas mehr, den Liedern etwas weniger Aufmerksamkeit seitens der Autorin gutgetan.

Bewertung vom 19.07.2020
Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod
Jäger, Gerhard

Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod


ausgezeichnet

Es überraschen Bücher österreichischer Autoren immer wieder positiv. So auch dieses. Es ist einfach ein gewaltiges Buch in vielerlei Hinsicht. Sprachgewaltig, naturgewaltig, bildgewaltig in seinen Beschreibungen. All das eingebettet in einem ganz wunderbaren Schreib- und Sprachstil. Und dennoch leicht und flott zu lesen und gut verständlich. Als Leser fühlt man sich, als sei man dabei. Nicht mittendrin, aber so doch zumindest am Waldsaum stehend und beobachtend. Alles wirkt glaubhaft, lebendig und völlig echt dargestellt, so greifbar nah.
Zeitlos trotz dass es eine Handlungszeit bzw. zwei davon gibt. Ein schönes Stück Literatur, so kann guten Gewissens gesagt werden. Ein Buch, das für mich das Zeug dazu hat, auch in einhundert Jahren noch Leser zu überzeugen und zu begeistern.
Diesem Buch würde ich das Prädikat Weltliteratur nur zu gern wünschen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.05.2020
Vardo - Nach dem Sturm
Hargrave, Kiran Millwood

Vardo - Nach dem Sturm


gut

Stilistisch ist der Roman ansprechend, weist literarische Stilmittel auf und kann Anspruch darauf erheben, literarisch Tendenzen an mancher Stelle und in mehrerlei Hinsicht zu erfüllen.
Der Autorin ist zweifelsohne ein großes Talent und viel Können zuzusprechen, bildsprachliche Gewaltigkeit weiß sie in der ihr eigenen Ausdrucksstärke darzustellen und zu vermitteln; wobei hierbei auch die Übersetzerin nicht außen vor bleiben soll, der es oblag, die es vermutlich nicht immer leicht hatte, das Buch dem deutschsprachigen Publikum lesbar zu machen.
Ausdruck und Satzbau weisen gelegentlich poetische Züge auf, voller Hingabe für das, was sie gerade in ihrem banne behandeln.
Was mich nicht anspricht, ist die Nutzung des Kursiven, für manche Wörter jedes Mal, wenn sie auftauchen, ausschließlich Vokabular des Skandinavischen. Weshalb ist es notwendig, diese so darzustellen, zumal das skandinavische Wort Fru hingegen der sonstigen Schriftweise dargestellt ist. Warum überhaupt tun skandinavische Einsprengselungen not? Denn die Menschen damals werden nicht in ihr Vokabular großartig Fremdwörter einfließen lassen haben, sodass es meiner Meinung nach authentischer wirken würde, hätte man die kursiven skandinavischen Einstreuungen (mamma, pappa, kirke) der Übersetzung zugeführt und den Roman durchweg in einer Sprache geschrieben; im vorliegenden Falle in der deutschen.
Die Figuren sind teilweise undeutlich dargestellt, was aber gewollt wirkt, sodass wie auf einem Bild oder im Film der Fokus auf den vorderen, scharfen Figuren liegt, die hinteren unscharf geschnittenen als anwesend erkennbar , aber ohne Handlungsmacht. Und dennoch sind es gerade jene, die letztlich einem Unheil seinen Lauf geben.
Da lässt sich dann sagen: Zwar haben sich Rechtsprechung, Rechtsverstand und Strafen im Laufe der Jahrhunderte geändert, doch sind es immer noch die feigen, unscharfen Gestalten, die im Allgemeinen Unruhe verursachen.
Ich hätte mir auch weniger aktuell zeitgenössische Anliegen gewünscht, um beim Lesen voll in das Buch und damalige Situationen eintauchen zu können. Sicher gab es damals auch schon gleichgeschlechtliche Liebe, doch hätte m. E. n. subtile Andeutungen hier wesentlich mehr bewirkt. Denn in dem Moment, da das Subtile geschwunden ist, fühlt man sich ganz weit weg vom Inhalt des Buches. Der subtile Anriss könnte mitunter mehr bewirken.
Ich finde zudem, dass es dem Roman guttut, dass die Autorin in einer historischen Anmerkung im Anschluss an den Roman auf Dekret und Gesetze der damals herrschenden Könige Cristian IV. und König James VI. eingeht. Im Roman hätte diese Erläuterung zu viel Raum beansprucht und ihm zu viel Ballast mitgegeben, worin sich Leser und Roman hätte verheddern können. Es hätte den Leser erschlagen.
So im Anschluss ist es für den Leser leichter und einer für sich gestellten historischen Anmerkung, die übrigens sehr gut geschrieben und vermittelt ist, auch für historische Laien gut verständlich, kann man mehr entnehmen und bringt ihr mehr Interesse und Aufmerksamkeit entgegen; anders, als wäre sie im Romantext verwoben.

Das dem ersten Kapitel vorangestellte liest sich überaus behäbig; doch es handelt sich um lediglich eine Seite, die es damit zu schaffen gilt, um zum ersten Kapitel und damit zum Thema des Romans zu kommen.

Es wohnen dem Roman zwei Stürme inne— der wetterliche anno 1617 und schließlich der der Hexenverfolgungen und -verbrennungen.
Wie es hiernach schlussendlich weitergeht, bleibt allerdings offen, auch wie sich das Leben daraufhin entwickelt und wie es mit der Lebensmittelversorgung aussieht, weiterhin ohne Ehemänner, Brüder, Onkel.
Aber jedes Buch muss schließlich irgendwo ein Ende haben.

Ich fand den Roman leicht zu lesen, bis auf wenige Stellen, die etwas mehr Aufmerksamkeit benötigten, um zum Verständnis zu gelangen.
Wer ein bildhaftes Vorstellungsvermögen hat und der Thematik des Buches nicht abgeneigt ist, dem wird das Buch ein Genuss sein.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.12.2019
Neuschnee
Foley, Lucy

Neuschnee


weniger gut

Das Buch fing sich gut an zu lesen, doch hielt dies nicht lange vor.

Es sind zu viele Personen, wovon manche keinerlei Rolle spielen, außer der, dass sie dabei sind.
Die Kapitel wechseln in der Zeitebene zwischen Jetzt und X Tage zuvor; und innerhalb dieser Kapitel haben die Personen- die einen öfter, die anderen weniger oft. Diese Unterkapitel tragen den Namen des jeweiligen Erzählers.
Doch aufgrund der Menge an Namen/Darsteller fiel es mir schwer den Überblick zu behalten; so musste ich manchmal überlegen, wo die nun erzählende Person auf einmal herkommt, ob sie überhaupt zu Beginn mit namentlich als Teil der Gruppe genannt war, eben weil sie so wenig vorkam und bis dato von den anderen kaum erwähnt wurde- bis zu einem gewissen Punkt. Manche Darsteller wiederum sind absolut blass und überflüssig- Ohne diese wäre das Buch unmerklich dünner, dafür jedoch lesbarer und leichter der Überblick zu behalten.
Bis auf Doug sprechen sie alle in der Ich- Form, sodass sich das Lesen mitunter anstrengend gestaltet. Doug ist der Einzige, von dem in der 3. Person gesprochen wird.
Zu den im Hautsächlichen agierenden Protagonisten bleibt zu sagen, dass sie jeder ein Stereotyp erfüllt bzw. darstellt ohne wirklich eigenständigen, nennenswerten Charakter. Man könnte sagen, die gängige Quote der Klischeefiguren ist erfüllt, denn es kommt von jedem etwas vor. Doch ohne Tiefe, sie sind Abziehbilder des jeweiligen Klischees, sodass es gar nicht möglich gewesen wäre, ihnen Tiefe und Farbe zu verleihen, sodass die Autorin lediglich immer wieder auf jene oberflächlichen Äußerlichkeiten verweist- sei es nun ein goldenes Kleid oder ein durchtrainierter Männerkörper...

Die Spannung ging recht schnell verloren, eben wegen des vielen Hin und Her und weil ständig wer anderes sprach. Zum Ende hin, da wird es noch mal etwas spannender. Das Spannendste am Buch ist jedoch das erste Kapitel.

Die Idee an sich ist nicht neu, sie wurde schon in derlei vielen Varianten- auch als klassischer Krimi- zu Papier gebracht, dass es viele bereits zur Auswahl gibt. Lucy Foley legt hier nun noch zusätzlich ihre Variante vor.

Von manchem etwas weniger, und es wäre ein durchweg spannender Thriller geworden.

Bewertung vom 28.08.2019
Der Store
Hart, Rob

Der Store


weniger gut

Angesichts der heute bereits herrschenden Technologie und der Gesamtsituation auf Erden, sind v.a. die Wohn-, Arbeits- und allgemeinen Lebenssituationen, wie sie im Buch herrschen, absolut vorstellbar und nahezu ohne Utopie.
Zu Beginn des Buches ist der Schreibstil teilweise mitunter anspruchsvoll, was sich aber über den mittleren, größeren Teil des Buches hin verliert. Gerade im ersten Teil des Buches verliert sich der Autor in Beschreibungen von Gegebenheiten und Wegen, die für den weiteren Verlauf des Buches nicht unbedingt erforderlich sind und sich in die Länge ziehen. Ab dem Moment, da die Handlung plätschernd und alltäglich wird, tut selbiges auch der Schreibstil. zumindest aber lässt er sich dennoch gut und flüssig lesen.
Und lesen möchte man ja bis zum Ende, da man als Leser daran interessiert ist, was die große Entdeckung ist, die die beiden Protagonisten laut Klappentext machen werden.
Handlung vermag der Leser noch zu Beginn erahnen, doch kommt es zu dieser erst gegen Ende hin. Im Hauptteil des Buches gibt es mal vereinzelt eingestreute flüchtige Häppchen, die den Leser bei der Stange halten und dies auch geradeso vermögen, doch mit wenig Kraft und Überzeugung.
Zu den Protagonisten hat mir bis zum Ende der Bezug gefehlt. Paxton wirkt nichts sagend, farblos, passiv, er bekommt einzig dann etwas Farbe und Lebendigkeit, wenn er von seinem Leben vor Cloud erzählt. Zinnia, die mit etwas mehr Feuer im Hintern beschrieben wird, kann dies aber nicht rüberbringen und auch sie bleibt deshalb blass.
Sprachlich, stilistisch, inhaltlich ist „Der Store“ ein Buch, das mich nicht gut unterhalten konnte, viele Längen hat und überwiegend keine Handlung. Vielmehr ist es einem Sachbuch ähnlich, das das Leben in naher Zukunft beschreibt.
Dennoch gibt es im Buch vereinzelte Sätze, die diverse Wahrheiten sprechen. Und trotz allem, was das Buch für mich nicht hat und mir nicht biete konnte- 2 Dinge waren überaus berührend. Zum einen das Zitat von Benjamin Harrison zu Beginn und der letzte Abschnitt der Danksagung. Ebendiese las ich, ehe ich mit Roman selbst zuwandte.

Das Fazit das man aus dem Buch ziehen kann über den Wert eines (älteren) Menschen ist sehr traurig doch auch schon so viele Jahre bittere Realität.

Was mir- den Titel betreffend- nicht einleuchten mag, ist, weshalb man einem ursprünglich englischsprachigen Buch in der deutschen Übersetzung einen anderen doch ebenfalls englischen Titel gibt.

Bewertung vom 17.06.2019
Tage in Cape May
Cheek, Chip

Tage in Cape May


gut

Nachdem ich den Klappentext überflogen hatte, nahm ich an, das Buch würde sich auf die 40 Jahre währende Ehe überschattet von den Folgen eines Geschehnisses während der Flitterwochen fokussieren.
Doch dem ist nicht so. Ein Großteil des Buches beschäftigt sich ausführlich mit den Geschehnissen während der Flitterwochen, Erotik steht im Vordergrund, die 40 Jahre Ehe werden nur zum Schluss gerafft dargestellt, natürlich mit der ein oder anderen flüchtigen Anspielung von Effie auf Vergangenes.

Ich hatte unlängst erst "Lady Chatterley" gelesen. So dachte ich auch während ich "Tage auf Cape May" las zunächst, Lady Chatterley lässt grüßen und sie hätte ihre Freude.

Wäre das vorliegende Buch in den 50er Jahren, zu der Zeit veröffentlicht worden, zu der es handelt, vermutlich wäre es verrissen worden, als skandalös und unmoralisch angeprangert, so, wie es dem Buch um Lady Chatterley- veröffentlicht zur Handlungszeit- erging.

Nachdem Henry und Effie unberührt in die Ehe gegangen sind, beschreibt das Buch die Gier nach freier Liebe, sexueller Befriedigung und knisternder Erotik in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts. Treue und Moral werden zu beiläufigen Randerscheinungen, nachdem einmal Tür und Tor geöffnet sind, diese flattern zu lassen und körperlichen Begierden Vorrang zu gewähren.

Der Autor vermag es, sexuelle Szenen in Worten bildlich darzustellen ohne dass diese plump, vulgär, anrüchig oder sonst wie negativ zu bewertend wirkt. Ganz im Gegenteil, er kann es prickelnd, betörend, sinnlich und intensiv genüsslich wirken lassen. Ein erotischer Roman.
Wiederum aber auch vermag der Autor Gefühle einzufangen und in Worte gekleidet darzustellen ohne ein bestimmtes Gefühl beim Namen zu nennen, was mir gerade in den letzten Kapiteln aufgefallen ist, speziell im 15. und was ich dann auch als berührend und nahegehend empfand. Wenn Situationen etwas darstellen, was in Worte gekleidet nicht diese Intensität hätte.

Die Personen sind allesamt sehr plastisch und profiliert und agil gezeichnet, das Buch durchgehend lebhaft und ebenso jeder Moment lebendig und bewegt, sodass sich beim Lesen mitunter der Eindruck auftut, einen Film zu sehen.

Ein Buch, das zu lesen Vergnügen bereitet, es lässt sich leicht lesen, lebt von seiner Leichtlebigkeit und bringt dies auch an den Leser. Wortwahl und Sprachstil sind stimmig mit dem gesamten Inhalt des Buches.
Chip Cheek verzichtet auf die Darstellung des Konfliktes mit der Moral, sondern stellt von Anfang an das dargestellt Gelebte in den Vordergrund, was dem Buch trotz allem Lebendigkeit und Leichtigkeit mitgibt und ohne hysterische Dramatik auskommt.


Inwieweit die Verführung den Verlauf des Lebens von Henry und Effie verändert hat, lässt sich freilich letztlich nicht sagen, da ungewiss ist, wie das Leben ohne ebendie Verführung verlaufen wäre- wenn die Wege der vermeintlich unbedarften Südstaatler nicht die der erfahrenen offenen New Yorker gekreuzt hätten.

„Chances Are“— die Entscheidung, wann wer wo und wie was als eine Chance versteht- wird in Form der Verführung versinnbildlicht. In jedem Falle, kann in jeder Verführung Freud und Leid innewohnen; jede Verführung stellt eine Chance dar, und ebenso offeriert jede Chance eine Verführung.


Wer besonders erotische Literatur mag, dem ist dieses Buch sehr zu empfehlen.

Bewertung vom 14.05.2019
Die Karte der zerbrochenen Träume
Joukhadar, Zeyn

Die Karte der zerbrochenen Träume


sehr gut

Zwei Geschichten, die ein Buch voller Farben ergeben.

Die Geschichte um Rawiya ist wie ein Märchen aus 1001 Nacht, die Geschichte von Nour teilweise gegenwärtige Realität.

Der Beginn des Buches ist wie eine gewaltige Explosion von Farben, Gerüchen, Gewürzen.

Beide Geschichten sind voller Liebe, Glaube, Hoffnung, Füreinander & Miteinander, ebenjene Dinge, aus denen Menschen von alters her Kraft schöpfen, um ihren Weg (gemeinsam) gehen und durchstehen zu können allen Widrigkeiten zum Trotz, durch das Festhalten an beständigen, ideellen Werten.

Die poetisch sinnenden Texte zu Beginn eines jeden Teils finde ich ausgesprochen schön, so voller Gefühl. Diese Texte offenbaren so viel Herz und Emotion in geografischer Form, dass es einem Gänsehaut beschert.
Genau wie die traumhaft schönen Sätze, die in beiden Geschichten eingestreut vorkommen. Kraftvoll, tiefgehend, berührend, emotional. Sätze, die einen Sog haben und von denen zugleich ein jeder zehren kann.

Zwar verzahnen die beiden Geschichten nicht ineinander, doch sie tangieren einander an mancher Stelle und zeigen einige Parallelen.
Die Erzählung um Rawiya und ihre Expedition mit al-Idrisi kommt für mich intensiver herüber. Sie lässt mich als Leser die Welt sehen, schildert mir die Welt in ihren tatsächlichen und meist warmen Farben.
Nour hingegen sieht alles in ihren eigenen Farben, und diese Farben haben einen anderes Fundament und teils auch ein anderes Spektrum als die Rawiyas.

Bewertung vom 09.04.2019
Du bringst mein Leben so schön durcheinander
Christian, Claire

Du bringst mein Leben so schön durcheinander


ausgezeichnet

Ich weiß gar nicht, wie ich was zu diesem Buch sagen soll. Es ist so wunderbar und einfach nur toll. Bestechend.
Ein Buch, das Schwere in sich hat, diese dem Leser aber nicht vollends aufbürdet, da die Autorin mit Leichtigkeit zu vermitteln und zu verarbeiten vermag.
Sie greift sensible Themen auf und ihr Umgang mit diesen ist einzigartig. Sie hält sich nicht mit Drumherum auf, kümmert sich nicht um Nebensächlichkeiten, sondern kümmert sich um ihre Protagonisten, um das Wesentliche. Lässt ihre Protagonisten miteinander agieren, in einem absolut glaubwürdigen, überzeugenden, authentischen Stil. Ich mag diesen sprachlichen Stil den sie für das Buch gewählt hat, zudem schöne Sätze, schöne Worte von ihr und ihren Protagonisten. Frei von Floskeln, Phrasen und Schönrederei.
Claire Christian hat eine Art & Weise in diesem Buch an den Tag gelegt, die mich von Beginn an überzeugt hat. In jeglicher Hinsicht. Poetisch, literarisch angehaucht ohne schwer und schwülstig zu sein. Themen, die berühren ohne Mitleid zu erwarten oder zu erwecken, dafür Mitgefühl.
Es ist absolut glaubwürdig, wie ihre jungen innerlich verschieden ausgestatteten Protagonisten mit den Teilen und Situationen ihrer persönlichen Welt umgehen, an denen sie zu zerbrechen drohen. In der Blöße der Seele aber sind alle gleich.
Rundum gelungen auch dadurch, dass es durchaus Szenen gibt, die einem ein Lächeln und auch ein Lachen auslösen. Das hat sie fein gewürzt in richtiger Dosierung abgewägt.

Als hätte Schwere Flügel, ihr zu Leichtigkeit zu verhelfen.
Rundum gelungen.

5 Sterne, die gern gegeben sind und für dieses Buch verdient.

An Übersetzung und Lektorat ist an dieser Stelle ebenfalls Dank gerichtet, weil ich denke, auch diese sind hier mit viel Gefühl herangegangen, um das Buch im Deutschen zu dem zu machen, was nun vorliegt.