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Bücherbrunnenkobold

Bewertungen

Insgesamt 88 Bewertungen
Bewertung vom 25.07.2019
Magie aus Gift und Silber
Rosenbecker, Lisa

Magie aus Gift und Silber


ausgezeichnet

Altertümliche Mythen und Legenden finde ich ohnehin spannend und diese moderne und höchst kreative Auslegung der Medusa Sage von Lisa Rosenbecker hat genau meinen Geschmack getroffen.
Sie enthält genug Auszüge des Originals (bzw. der Originale, denn es gibt zahlreiche Varianten der Legende um die berühmte Gorgone), um sich vertraut anzufühlen, was den Einstieg in die Geschichte ganz einfach macht.
Der weitere Verlauf ist von künstlerischer Freiheit geprägt und mir gefiel es sehr, wie die griechische Mythologie in unsere moderne Welt übertragen wurde. Ich hatte immer das Gefühl, ungefähr zu wissen, worauf das Ganze hinauslaufen könnte, wurde auch nicht enttäuscht, aber dennoch überrascht, da es doch zahlreiche Wendungen und Details gab, mit denen ich nicht gerechnet hatte.
Lisa Rosenbeckers Schreibstil gefällt mir sehr, er wirkt frisch, sympathisch und anschaulich, ist angenehm zu lesen und trägt einen ganz unbeschwert durch die Handlung. Der Roman ist hervorragend strukturiert und mehr als einmal hat mich das gut gewählte Timing begeistert.
Die Figuren finde ich sehr lebensnah, vor allem mit Protagonistin Rya könnte ich gut mitfühlen. Besonders gelungen ist der Autorin meiner Meinung nach zu zeigen, wie Rya sich bemüht in der modernen Welt anzukommen, aber doch immer ein Stück weit fremd bleibt, so lange ihre unbekannte Vergangenheit sie festhält. Das Dilemma, das Richtige tun zu wollen, dabei aber von den Informationen und Meinungen anderer abhängig zu sein, ist beim Lesen deutlich zu spüren. Toll fand ich auch, dass die Figuren alle über einen ausgeprägten und vielseitigen Charakter verfügten und nicht einfach „gut“ oder „böse“ waren.
Das Aussehen des Buches möchte ich nicht unerwähnt lassen: Das wundervolle Cover, gestaltet von Marie Graßhoff, wird im Inneren von weiteren Illustrationen und schmuckvollen Designs bei Kapitelbeginn ergänzt (Illustrationen von Sophie Usui / Yomiya). Durch dieses passende „Gesamtpaket“ macht das Lesen noch mehr Spaß!
Ein wirklich schönes Buch, das mich ausgezeichnet unterhalten hat!

Bewertung vom 19.07.2019
Lückenfüller (eBook, ePUB)
Turini, Simona; Exter, Torsten; Rummel, Mark G.; Landvogt, Leonie; Theobald, Isa; Schlüter, Sascha; Paulus, Germaine; Williams, Thomas; Milano, Doctores; Kastenholz, Markus

Lückenfüller (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Name ist Programm – was ich mir auch hätte denken können: In 10 der 11 Kurzgeschichten kommen - ganz sachlich formuliert - sowohl Tentakel als auch sexuelle Handlungen vor. (Die 11. Geschichte, die mir auch überhaupt nicht gefiel, hat das Thema irgendwie ein bisschen verfehlt.)
Die Eigentümer der Tentakel variieren allerdings genau so stark wie die Art und Weise der gezeigten Sexszenen. Süß und kuschelig sind sie alle nicht (… Na gut, eine vielleicht...) Dafür gibt es herrlich skurrile Figuren und faszinierende Schauplätze, die farbenfrohen Albträumen entsprungen zu sein scheinen.
Es geht teilweise ziemlich hart zur Sache, Vergewaltigungen werden geschildert, es es gibt zahlreiche Ekelszenen, nichts wird beschönigt. Ich stimme Herausgeberin Claudia Rapp gerne zu, die im Vorwort spaßeshalber vorschlägt, das Motto des Verlags sollte künftig „Liebe und kranker Scheiß“ sein.
Kranker Scheiß ist das wirklich! Und ziemlich kreativ ist es auch noch. Ich war überrascht, auf wie viele verschiedene Arten man über „Tentakelsex“ schreiben kann und ich hatte hinter meinem vor Grauen verzogenen Gesicht große Freude daran, solche außergewöhnlichen Geschichten zu lesen. Einfach mal was ganz anderes!

Drei meiner Favoriten:

„Schatten über Tavernmünde“: Schon der Titel bringt mich zum Schmunzeln. Horror und Humor lassen sich nicht kombinieren? Von wegen! Eine herrlich lustige und ein bisschen eklige Geschichte über... naja... Tentakelsex eben.
„R'lyeh Rodeo Riot“: Eine Sexkolumnistin wird zu einer exklusiven Orgie in die versunkene Stadt eingeladen und berichtet anschaulich über die Veranstaltung und den berühmten Gastgeber.
„California Screaming“ erzählt in der ungewöhnlichen Du-Form von einem heißen Trip in die kalifornische Wüste. (Alb-) Traum und Realität liegen hier manchmal dicht beieinander, weshalb mich diese Geschichte auch am meisten an Lovecrafts Werke erinnert.

Um mir die Vergabe von Sternen zu erleichtern, habe ich jede Geschichte einzeln bewertet, dabei gab es vier Geschichten mit fünf Sternen, drei mit vier Sternen, drei mit drei Sternen und eine, für die ich gar keine Sterne übrig hatte, weil ich sie wirklich schlecht fand. Das macht einen Schnitt von 3,7. (Wenn ich die „schlechteste“ Geschichte sowie eine mit fünf Sternen aus der Wertung nehme, ist das Ergebnis genau 4). Gerundet also 4 Sterne und das entspricht auch genau meinem gefühlsmäßigen Eindruck von diesem Buch.
Was mir ausgefallen ist: Fast immer fand ich die Grundidee ziemlich cool, aber bei einigen der Kurzgeschichten gefiel mir die Umsetzung nicht so gut. Die Handlung wirkte einige Male nicht sorgfältig durchdacht und/oder war ein wenig konfus erzählt; oft waren auch Fehler (Rechtschreibung etc.) darin zu finden. Da musste ich leider Punkte abziehen, denn mein verwöhntes Sprachempfinden schaltet auch bei Tentakelporno nicht ab.
Übrigens hat nicht jede Kurzgeschichte direkt mit Cthulhu zu tun, einige stellen aber ganz klar eine wundervolle Hommage an Lovecrafts berühmtes Monster dar. Es empfiehlt sich, zumindest ansatzweise über den Großen Alten Bescheid zu wissen oder einfach mal „Cthulhu Mythos“ zu googeln, sonst verpasst man hier sicher den einen oder anderen Wink mit dem Tentakel.

Eine wunderbar skurrile Anthologie mit vielseitigen Inhalten! Für Freunde der etwas härteren Literatur und alle die gerne mal außerhalb der Komfortzone lesen wollen.
Ich hatte viel Spaß damit und werde nach weiteren Lese-Herausforderungen Ausschau halten!
Ein zweiter Band ist zur Zeit in Arbeit, auf den ich schon ziemlich gespannt bin!

Bewertung vom 18.07.2019
Das Labyrinth des Fauns
Funke, Cornelia;Del Toro, Guillermo

Das Labyrinth des Fauns


sehr gut

Da ich Guillermo del Toros Film bereits kenne und sehr mag, wusste ich bei diesem Buch ziemlich genau was auf mich zukommt. Allen, die den Film nicht gesehen haben sei gesagt: Es ist keine Kindergeschichte! Film wie auch Buch sind von einer düsteren Atmosphäre geprägt, es gibt richtig unheimliche Szenen und detailreiche Gewaltdarstellungen. Deutlich spürbar sind Angst, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Kein fröhliches Buch.
Damit komme ich auch gleich zu meinem ersten Kritikpunkt: Das Buch wird ab 14 Jahren empfohlen, was ich völlig unpassend finde. Der Film ist ab 16 und das finde ich offengestanden schon knapp. Warum ich das so sehe, erkläre ich am Ende.
Jetzt aber zu meiner Meinung über das Buch selbst: Ich liebe düstere Geschichten, weswegen ich inhaltlich nichts auszusetzen habe. Die Verbindung von realem Schauplatz mit historischer Grundlage und Fantasy finde ich hier besonders gelungen. Cornelia Funkes Schreibstil mag ich sehr. Er ist anschaulich und von zauberhaften Metaphern geprägt. Sie versteht es, Spannung aufzubauen und den/die Leser*in zu fesseln. Obwohl ich die Handlung bereits aus dem Film kannte, klebte ich förmlich an den Seiten. Was meinen Lesefluss aber immer wieder gestört hat, war die Wahl der Erzählperspektive. „Der Erzähler“ ist hier nämlich allwissend und bietet daher auch Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt fast aller Figuren. Mich hat es oft irritiert, in einer Szene mit mehreren Figuren mitfühlen zu „müssen“ und es hinderte mich daran, zu den einzelnen Figuren sozusagen eine Beziehung aufzubauen.
Was mir hingegen sehr gefiel, waren die Geschichten, die als „Zwischenkapitel“ eingefügt wurden, die es - soweit ich mich erinnern kann - im Film nicht gibt. In diesen wird immer eine Art Legende erzählt, die sich nicht auf die aktuelle Handlung bezieht, aber über Umwege doch irgendetwas damit zu tun hat. Das fühlt sich beim Lesen so an, als würde man sich mit einer Vorgeschichte befassen und Geheimnisse lüften, so dass man die Zusammenhänge besser versteht.
Das Labyrinth des Fauns ist eine wunderschöne, traurige Geschichte mit Tiefgang, die genau nach meinen Geschmack trifft. Einen Stern ziehe ich ab wegen der Erzählperspektive, mit der ich mich nicht anfreunden konnte, sowie der meiner Meinung nach unpassenden Altersempfehlung.

!!!!!!ACHTUNG!!!!!
Es folgen SPOILER!






Zu meiner Einschätzung der Altersempfehlung: Die im Buch wie auch im Film dargestellte Gewalt ist sehr anschaulich beschrieben. Vor allem finde ich aber die speziellen Motive unangemessen für Jugendliche.
Zum einen wird Gewalt an Kindern dargestellt. Es gibt ein kinderfressendes Monster in dessen Behausung Bilder zu sehen sind, auf denen das Wesen Kinder mit Messern durchbohrt und auffrisst. Sofern man das Monster als (noch) menschlich betrachtet, hat man es also auch mit Kannibalismus zu tun. Angedeutet wird in einer späteren Szene, dass der Faun den neugeborenen Bruder Ofelias mit einem Dolch verletzen oder sogar töten will. Am Ende des Buchs wird Ofelia von ihrem Stiefvater ermordet.
Zum anderen wird in mehreren Szenen dargestellt, wie sehr Hauptmann Vidal es genießt, Menschen zu quälen und zu töten. Folter wird deutlich beschrieben, aus Sicht von Opfer und Täter, und immer sind auch Vidals Emotionen, sein Sadismus, deutlich fühlbar. Selbst für mich als erwachsene Leserin war es beklemmend und verstörend, diese Freude am Quälen zu spüren. Ich persönlich habe gar nichts gegen diese Gewaltdarstellungen und bin es auch gewöhnt, mit menschlichen Abgründen konfrontiert zu werden, ich bin aber der Meinung, dass man Jugendliche diesen potenziell traumatisierenden Darstellungen nicht aussetzen sollte. Nicht wegen der Gewalt selbst, sondern wegen der emotionalen Bewertung des Ganzen, weil es nicht einfach nur ums Töten aus einer gewissen „Notwendigkeit“ heraus geht, sondern darum, planvoll und mit Genuss jemanden zu entmenschlichen und vollständig zu vernichten.

Bewertung vom 10.07.2019
50 x Watercolor: Flamingo, Kaktus & Co.
Yokota-Barth, Lena

50 x Watercolor: Flamingo, Kaktus & Co.


gut

Der erste Blick
Da ich schon das Buch „50xZeichnen“ besitze, das scheinbar zur gleichen Reihe gehört und von dem ich ziemlich angetan bin, hatte ich natürlich sehr hohe Erwartungen an „50x Watercolor“. Auf den ersten Blick werden die auch erfüllt: Das Buch sieht super aus, das quadratische Format und die farbenfrohe Umschlaggestaltung wirken modern und fröhlich. Beim Durchblättern sehe ich einige Motive, die mir auf den ersten Blick gefallen. Also: Farben auspacken und los geht’s!

Praxistest und Meinung
Bevor es richtig losgehen kann, lese ich die Einleitung, in der sich die Autorin kurz vorstellt und dann die Grundlagen der Aquarellmaleri beschreibt. Das ist schön kurz und übersichtlich gehalten, was mir gut gefällt. Neu sind die Informationen für mich jetzt nicht, da ich schon über die Basics gelesen habe. Auch Tipps zu den Materialien sind dabei und hier stocke ich zum ersten mal: Die Autorin verwendet andere Farben als ich und gibt die Farbnummern an, womit ich aber gar nichts anfangen kann. Da hätte ich gerne mal die Palette gesehen, um sie mit meinen eigenen Farben vergleichen zu können. Zudem verwende ich keine Flüssigfarben, so sind die Tipps hier für mich nicht relevant.
Beim genaueren Durchsehen des Buches finde ich verschiedene Schwierigkeitsgrade, die mit einem bis 3 „Wassertropfen“ gekennzeichnet sind. Ich beginne mit dem ersten Motiv des ersten Schwierigkeitsgrades und habe nach kurzer Zeit ein paar Blätter auf meinem Papier. Leider sieht das ganze sehr krakelig aus, die Farbe ist fleckig und der Grünton ist ein ganz anderer als der im Buch. Da das Buch keine Hilfestellung zum Mischen bietet, experimentiere ich herum und es wird nur noch schlimmer. Also frage ich „Freund Google“ und finde heraus, dass ich vermutlich zu viel Wasser verwende und außerdem nicht alle Farben miteinander kombinierbar sind bzw. das Ergebnis stumpf und blass wirkt wenn die Farben nicht harmonieren. Wieder was gelernt, nur leider nicht aus dem Buch.
So probiere ich dann weiter, über die nächsten Tage und Wochen und merke: So richtig Spaß macht es nicht. Zwischendurch lese ich einiges im Internet und sehe mir Videos an, bei denen ich mehr lernen kann. Vielleicht fehlt mir das natürliche Talent um die Hinweise im Buch umzusetzen, auf alle Fälle gelingt mit nur selten ein Motiv, mit dem ich ganz zufrieden bin (im Gegensatz zu anderen Tutorials, bei denen ich schnell einen Fortschritt erkenne).
Was das Buch gut erklärt sind sie einzelnen Schritte, den Aufbau des Motivs, also in welcher Reihenfolge die Farbschichten aufgetragen werden und was zuerst trocknen muss bevor es weiter geht. Für Anfänger sind das hilfreiche Informationen.
Nicht begeistert bin ich wiederum von der wechselnden Qualität der Motive. Manche sind wirklich ganz zauberhaft und ich verwende sie gern als Anregung, aber es sind doch auch viele Vorlagen dabei die ich ganz schrecklich finde und die aussehen, als hätte ein Kind sie gemalt. Die Rose, die aussieht wie eine rosa Schnecke, der Farn, der ein Palmwedel ist und weder oben noch unten kennt, das Eis in köstlichem Nikotin-Gelb... das sieht lieblos aus und ich habe gar keine Lust, die Bilder nachzumalen. Vor allem sind mir diese Motive zu einfach und langweilig und sie fordern mich nicht. Ich mache zwar noch immer Fehler beim Farbauftrag (zu viel Wasser, falsche Einschätzung des Farb-Wasser-Verhältnisses, zittrige Hand,...), aber wenn ich nur das üben will, kann ich auch Linien aufs Blatt malen.
Insgesamt finde ich, ist das Buch geeignet für geduldige Mal-Anfänger, die noch überhaupt keine Erfahrung haben und „Lernen durch Frustration“ aushalten können. Da ich jedoch schon beim Zeichnen Erfahrungen mit komplexeren Motiven sammeln konnte und mich eher für das Erlernen der Aquarell-Technik interessiere, konnte ich hier nicht so viel lernen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.05.2019
Die Herren von Nebelheim / Abrantes Bd.7
Pavlovic, Susanne

Die Herren von Nebelheim / Abrantes Bd.7


ausgezeichnet

Ich bin schwer begeistert! Nach der „Feuerjäger“-Trilogie und den beiden Abrantes-Romanen („Das Spielmannslied“, & „Der Sternenritter“) hätte ich nicht gedacht, dass es noch besser geht. Aber Susanne Pavlovic konnte mich auch hier wieder überraschen und hat einen phänomenalen Abschluss der Reihe erschaffen.
Zum Stil der Autorin muss man nicht mehr viele Worte verlieren, denn wer so weit gekommen ist, hat schon längst sein Herz verloren. „Die Herren von Nebelheim“ ist wie die übrigen Romane auch vom warmen, humorvollen Erzählstil geprägt und auch hier liegt der Fokus wieder auf den wunderbar authentischen Figuren, die man mit der Zeit so liebgewonnen hat. Das Buch ist spannend, die Handlung mitreißend und es ist so einfach, mit Krona und Wolfram mitzufühlen, die sich inzwischen wie alte Freunde anfühlen.
Aber dieses Buch ist düsterer und unheimlicher, als alles zuvor. Es gibt gruselige Gänsehautszenen, beklemmende Momente, Trostlosigkeit und furchtbar viele Erinnerungen an traurige Ereignisse, die auf gar keinen Fall geschehen dürfen. Mittendrin hat mich tatsächlich die Angst gepackt... Was wenn es nicht gut ausgeht? Da musste ich eine Lesepause einlegen. Ich wollte ja ohnehin nicht, dass die Geschichte überhaupt endet!
Ich bin so begeistert, von der ganzen Reihe und besonders vom Abschlussband! Es fühlt sich an, als sei ich in dieser Fantasy-Welt schon immer zu Hause gewesen und ich freue mich schon sehr darauf, die Bücher noch mal zu lesen. In der Zwischenzeit findet „Nebelheim“ ein für-immer-Zuhause in meinem Regal - ich behalte nicht viele Bücher nachdem ich sie einmal gelesen habe - und einen festen Platz in meinem Herzen.
Vielen Dank, liebe Susanne Pavlovic, für diese wundervolle Geschichte! ♥

Bewertung vom 25.05.2019
Berlin - Rostiges Herz
Stoffers, Sarah

Berlin - Rostiges Herz


gut

Das intensive Cover, das mit all den Zahnrädern förmlich „STEAMPUNK!“ schreit hat direkt meine Aufmerksamkeit geweckt und auch der Klappentext klang vielversprechend. Sogar nach dem Lesen, bekomme ich noch ein angenehmes Kribbel, wenn ich mir die Beschreibung noch einmal ansehe. Trotzdem hat das Buch es nicht geschafft, mich bis zum Ende zu fesseln. Warum ist das so?
Nun, zunächst einmal möchte ich erwähnen, dass ich den Einstieg grandios finde. Die Vorgeschichte ist toll erzählt und mich fasziniert, dass der Roman so weit in der Zukunft spielt. Auch der Beginn von Mathildas Handlungsstrang gefiel mir gut, ich war direkt „drin“, kam schnell voran und war begeistert von der fremdartigen Welt.
Aber dann, kurz nach den Geschehnissen auf Rosas Party, die die eigentliche Handlung in Gang bringen, hat das Buch mich irgendwie verloren. Langsam wurde das Lesen immer anstrengender, machte mir keine Freude mehr und ich verlor das Interesse. Hauptgrund dafür war, dass ich den „roten Faden“ des Romans nicht erfassen konnte. Mir war nicht klar, wohin die Handlung führen soll, was die Hauptfiguren planen, welche Motive sie haben und was das eigentliche Thema ist. Das führte dazu, dass ich ständig das Gefühl hatte, keine der Figuren wüsste so Recht was sie tun tun hatte und entsprechend fiel es mir schwer, mit jemandem „mitzufiebern“, da ich gar nicht wusste, was ich mir überhaupt für die Figur wünschen sollte.
Erzählt wird vor allem aus zwei Perspektiven, Mathildas und Fidelios, die einander mehr oder weniger feindlich gesinnt sind. Das macht es schwierig, sich für eine Seite zu entscheiden (was möglicherweise aber beabsichtigt ist). Einige Szenen werden nacheinander aus beiden Perspektiven geschildert, was mich leider gelangweilt hat. Fidelio war mir ziemlich unsympathisch und ich hätte mir auch etwas mehr Komplexität in seinen Wesenszügen erhofft. Er erschien mir sehr oberflächlich und eintönig.
Abgelenkt haben mich zahlreiche Fehler im Text (fehlende Wörter, verdrehte und fehlende Buchstaben), so dass mein Lesefluss stark gebremst wurde und das Lesen für mich ermüdend war.
Das Setting sprach mich zu Beginn sehr an und generell fand ich die Kombination der Elemente Zukunft, Magie und Steampunk interessant. Aber da im weiteren Verlauf nur wenig Spektakuläres hinzukam, was nicht mit Magie zu tun hatte, spielte es für mich immer weniger eine Rolle, dass der Roman in der Zukunft spielt.
Zwischendurch, auch das muss ich erwähnen, gab es immer mal wieder Szenen, die spannend geschrieben waren, so dass ich die Szene für sich allein genommen interessant fand. Danach fehlte mir aber wieder der große Zusammenhang.
Einzelne Szenen konnte ich mir auch sehr gut vorstellen, da sie sehr anschaulich beschrieben waren, während mir das mit anderen jedoch überhaupt nicht gelang. Ich musste einige Male sogar meine Vorstellungen korrigieren, weil der Text etwas anderes vermittelte, als ich angenommen hatte. Das war sehr irritierend und ich kann gar nicht genau sagen, wie diese Disharmonie zustande gekommen ist.
Da ich beim Lesen immer genervter wurde und wirklich das Interesse verlor, habe ich mich im zweiten Drittel entschlossen, das Buch nicht zu Ende zu lesen.
Insgesamt finde ich, „Berlin: Rostiges Herz“ ist ein schöner Roman, den ich gerne gemocht hätte, der aber einfach nicht so recht mit meinen Lesebedürfnissen harmoniert hat.