Benutzer
Benutzername: 
easymarkt3
Wohnort: 
...

Bewertungen

Insgesamt 854 Bewertungen
Bewertung vom 13.08.2023
Newman, Catherine

Und wir tanzen, und wir fallen


sehr gut

Die hohe, ach so schwere Kunst des Loslassens – liebevoll geglückt hier!
Ein sehr schwieriges Thema rund um den langsamen Tod einer krebskranken Frau in einem sehr offenen Hospiz in der Umgebung von New York wird liebevoll beschrieben, sehr detailliert begleitet über mehrere Wochen sogar von ihrer Freundin aus Kindertagen. Ihre gemeinsamen, meist schönen Erinnerungen bis weit ins Erwachsenenalter incl. ihrer Ehen, Kinder und gemeinsamen Freunde werden wiederbelebt in einem angenehmen Schreibstil, der auch die allmähliche seelische und auch körperliche Erschöpfung widerspiegelt. Sowohl der Buchtitel als auch das Cover verraten eigentlich wenig vom emotional sehr intensiven Inhalt über das langsame, begleitete Ableben in einem Hospiz. Das Leben bis in die letzten Züge zu genießen wie am Beispiel des besonderen Zitronenkuchens zelebriert, das wird als Botschaft deutlich herausgestellt, alles ermöglicht durch die sehr aufopfernde Sterbebegleitung der langjährigen, vertrauten Freundin. Wie schafft man es, den Tod des geliebten Menschen selbst seelisch zu akzeptieren? Ein bewegendes, tiefgehendes Thema rund um das endgültige Loslassen.

Bewertung vom 12.08.2023
Reich, Anja

Simone


ausgezeichnet

Spurensuche nach Simone
Um die Wahrheit über die Freundin herauszufinden, unternimmt die Autorin eine detailliert aufgezeichnete Rückblende bis in die Zeit der Urahnen von Simone. Entstanden ist dabei eine interessante Lebensgeschichte in medizinischer, historischer und sozialer Hinsicht. Von der gemeinsamen, doch verschiedenen Kindheit in der DDR besonders hinsichtlich der ehemaligen Wochenkrippen, über die politische Wendezeit mit dem Wegfall nicht nur sozialer DDR-Strukturen, bis zu den doch unsicheren Diagnosen zu Borderline, Depressionen, Panikattacken und emotionaler Einsamkeit – so präsentiert sich diese wahre Geschichte in einem relativ nüchternen Schreibstil mit emotionalen Anklängen von Schuldgefühlen auch bei der Autorin, deren akribische Recherchearbeit mit Weggefährten, Freunden, Eltern, einigen Familienmitgliedern und Fachleuten neben Tagebuchaufzeichnungen und zahlreichen weiteren Dokumenten erstaunlich ist. Auf der Suche nach Antworten, warum sich ein junger Mensch das Leben nimmt, bleibt auch der Leser mit diesem tiefgehenden Tabuthema mit Fragezeichen berührt und nachdenklich zurück. Eindeutig lesenswert!

Bewertung vom 10.08.2023
Rehn, Heidi

Wir träumten vom Sommer


gut

Zwei stark politisch inspirierte Sommer rund um das Münchner Olympiagelände
Dieser Roman, basierend auf fiktiven Charakteren und deren fiktiven Erlebnissen und Schicksalen, konzentriert sich jedoch auf zwei Zeitebenen mit kapitelweise wechselnden Rückblenden in 1967 und 1972 auf zwei wichtige historische Ereignisse in München: Das erste große Thema sind die Olympischen Spiele mit dem Attentat am 5. September 1972. Das zweite politische Thema ist die Studentenbewegung der 68er-Jahre. Studentenproteste rund um Rudi Dutschke, um Ohnesorgs Tod oder um die Stürmung des Springer Hauses lesen sich passagenweise etwas langatmig ebenso wie die Handlungen um die Studenten in der WG mit ihren Diskussionen, Protestaktionen und Feiern. Die Beschreibung des Studentenlebens rund um Amrei mit ihren zwei sehr gegensätzlichen Männern, den freiheitsliebenden, freischaffenden Kunststudenten David und den vernünftigen Polizisten Wastl wirkt authentisch, das Lebensgefühl der späten 1960er- und frühen 1970er wird gut eingeblendet, teils im Dialekt Münchens bzw. der Oberpfalz. Das Cover versprüht eher eine sommerliche Leichtigkeit, lässt keine politischen und gesellschaftlichen Umbrüche der 68er-Generation vermuten. Ein Lesespaß für politisch interessierte Leser.

Bewertung vom 08.08.2023
Kieser, Luca

Weil da war etwas im Wasser


gut

Von märchenhaften Tiefsee-Monstern
Das Buchcover zeigt Teile eines Riesenkalmars mit seinen zahlreichen Armen, die im Buch durch Bezeichnungen wie der süße Arm, der Eingebildete, der arme Arm vermenschlicht werden – eine originelle Idee. Diese erzählen von ihrem Tiefseeleben, ihren Abenteuern als Ungeheuer und Monster, sowohl in der Vergangenheit als auch noch bis in die Gegenwart, immer noch mit großem wissenschaftlichem Interesse weltweit verfolgt. Der doch ungewohnte Schreibstil des Autors ist teils poetisch, philosophisch, teils wissenschaftlich. In den allgemeinen Umgang mit solchen Tiefsee-Ungeheuern wird auch eine Verbindung zu Jules Verne und seinen Science-Fiction-Geschichten eingebunden, ebenso wird mit Steven Spielberg und Robert A. „Bob“ Mattey ein weiteres dem Menschen gefährliches Monster präsentiert mit dem Roman und Film: Jaws bzw. Der weiße Hai. Durch diese Verbrämung zwischen Realität auf dem Frosttrawler, Historie und Fiktion erhält der Roman eine gewisse Spannung. Der eingeflochtene Stammbaum mit all ihren Werdegängen und das Tagebuch von Sanja, die ein Praktikum auf einem Frosttrawler absolviert und sich um einen gefangenen Kalmar kümmert, finde ich jedoch zu ausladend, teils verwirrend und unpassend.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.08.2023
Öziri, Necati

Vatermal


gut

Die Rolle des abwesenden Vaters steht markant im Mittelpunkt.
Anklagend und abrechnend, aber auch verzeihend dem abwesenden Vater gegenüber, still kritisierend der menschlichen Kälte und Vorurteilung in der BRD gegenüber – so präsentiert sich dieses emotional verfasste Buch. In Deutschland geboren, doch erst mit 18 Jahren nachweislich als Deutscher per Ausweispapieren dokumentiert – die Schilderung eines jungen, schwierigen Lebensweges auf der Suche nach Heimat, nach zu Hause, nach Identität durch den Verlust türkischer Wurzeln. In einem Krankenhauszimmer liegend, mit einer Autoimmunschwäche kämpfend, erzählt Arda in Rückbesinnung über sein bisheriges wenig harmonisches Leben und das seiner Schwester und Mutter, die als Jugendliche nach drei Jahren aus der Türkei zu ihren Eltern emigrierte. Das Wort VATERMAL existiert im Deutschen nicht, wohl aber das Wort Muttermal als gutartige Veränderung in der Haut. Pustet Arda nun das VATERMAL in seinem Gesicht an seiner Fingerkuppe klebend einfach weg, gibt dieses Bild viel Spielraum für Interpretationen. Das Cover zeigt auf schwarzem Grund blutig rote Pfeilspitzen den ebenso roten Buchtitel begleitend. Der in Pink gehaltene Autorenname schreit und beißt sich farblich. Auch diese sicherlich bewusst ausgesuchte Farbwahl lässt Freiraum zum Nachdenken.

Bewertung vom 06.08.2023
Yokomizo, Seishi

Mord auf der Insel Gokumon / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Japan nach dem zweiten Weltkrieg - ein Krimi voller fernöstlicher Kultur!
Die Gestaltung des Covers weist auf die japanische Erstpublikation in 1971, also vor mehr als 50 Jahren, hin. Auch der gewählte Schrifttyp hat etwas Altbackenes. Dieser trickreiche und einfallsreiche Krimi in seiner klaren Struktur ermuntert zum Miträtseln. Der Schreibstil wirkt wie das Cover in seiner deutschen Übersetzung etwas ungewohnt. Eingebettet in damalige japanische Sitten und Gebräuche fehlt wohl hiesigen Lesern meist das Hintergrundwissen über alte japanische Mythologie und Sagen, Bekleidung, Hausbau und die Esskultur. Das anhangende Glossar ist daher sehr hilfreich. Interessant finde ich die Einblicke in die drei Haiku, den hier eingebauten japanischen Kurzgedichten. Im Mittelpunkt des Kriminalromans stehen ein Priester, ein Arzt und ein Bürgermeister neben dem Privatdetektiv Kosuke Kindaichi. Der Spannungsbogen ist sehr gut bis zu seinem Ende geführt mit einem komplexen Netz an Anspielungen und Vermutungen. Neben den vier Morden und ihrer schlüssigen Aufklärung geht es auch um die tiefere Vorgeschichte, begründet in der uns fremden japanischen, gesellschaftlichen Tradition. Insgesamt ein intelligenter, wendungsreicher, spannungsreicher Krimi mit einer überraschenden Auflösung.

Bewertung vom 05.08.2023
Blaché, Sin;Macdonald, Helen

Prophet


ausgezeichnet

Eine queere Romanze zwischen Science-Fiction, militärischen Aktionen und gewisser Magie – spannend!
Zwei Hauptcharaktere Sunil Rao und Colonel Adam Rubenstein, sehr gegensätzliche Geheimagenten – von chaotisch bis zu emotionslos und gehemmt – agieren grössenteils sowohl im ländlichen England als auch in Colorado, in einer geheimen Atomstadt in der Wüste, jeweils kontaminiert durch die Substanz Prophet, die sich auf das Bewusstsein auswirkt. Diese Substanz erschafft auch feindliche Dinge, die den Erinnerungen der Leute entspringen. Einige Milliardäre und Ideologen wollen sie als Waffe in ganz Amerika benutzen, um die Weltherrschaft im Jahre 2010 zu übernehmen. In vier Teilen verändert sich nicht nur die Wirkung von Prophet, sondern auch die romantische Beziehung zwischen Rao und dem Nachrichtendienstler Rubenstein, der viel mehr als nur sein Leibwächter ist. Mit Rao und seiner Fähigkeit als Lügendetektor kommt eine Menge Übersinnliches und Geheimnisvolles ins Spiel. All diese kreativen Facetten des genreübergreifenden Romans ist spannend zu lesen – fesselnd!

Bewertung vom 02.08.2023
Page, Sally

Das Glück der Geschichtensammlerin (eBook, ePUB)


sehr gut

Jeder Mensch hat natürlich mindestens eine Geschichte!
Geschichten, gesammelt von Janice, einer besonderen, sympathischen Person mit vielen Fähigkeiten und Tugenden gegenüber ihrem Kundenstamm als Putzfrau, sie enden leider nicht alle in vollständigen Strängen. Die authentisch dargestellten Charaktere konfrontieren den Leser mit tief gehenden Themen wie Trauerbewältigung, Schuldgefühlen, Vergangenheitsbewältigung, Eheproblemen, Arroganz, Einsamkeit, Freundschaft und Liebe. Besonders die berührende Freundschaft zwischen Mrs. B und Janice mit der spannenden Fortsetzungsgeschichte über Becky Sharp führt zu einer erstaunlichen emotionalen Entwicklung der Hauptfigur, weg von ihren unangebrachten Schuldgefühlen besonders aus ihrer Kindheit und hin zu einer romantischen Beziehung. Die eher nüchterne und zurückhaltende Sprache, bei teils humorvoller, teils trauriger Wortwahl, gefällt ohne lästige Ausschmückungen. Das Buchcover präsentiert lose verteilt einige Motive aus den Geschichten. Insgesamt ein angenehmer Lesespaß!

Bewertung vom 01.08.2023
Garner, Alan

Treacle Walker


weniger gut

Verwirrend mit vielen Fragezeichen für mich
Das künstlerisch gestaltete Cover ist ansprechend entworfen mit einem jugendlichen Kopf als Untergrund für Bäume, einer alten Behausung nebst einer am Baum sitzenden Gestalt. Eine Blätterranke in schwarz umrahmt den mittigen, fjordgrünen Kopf. Der Junge Joseph Coppock liest Comics, sammelt Vogeleier und lebt wohl allein in einem ältlichen Haus mit einem Kaminschrank, kränklich an einem schwachsichtigen Auge, unter der Aufsicht von einem Augenheilkundigen – soweit verstehe ich diesen Teil als Realität. Mit den Figuren Treacle Walker, fahrender Händler und Lumpensammler sowie dem nackten Mann im Sumpf Thin Amren existiert im Buch eine magische Ebene, die in eine andere Zeit zurückführt. Dieser Junge hat mit jedem seiner Augen eine andere Wahrnehmung, kann scheinbar Phantasie und Realität nicht mehr trennen. Der Schreibstil voller amüsanter Wortschöpfungen und Kinderreime wirkt märchenhaft, jedoch ohne eigentlichen roten Faden, mit verwirrenden Ereignissen ohne fassbaren Sinn. Leider enttäuschend für mich!

Bewertung vom 31.07.2023
Vogel, Maja von

Mit der Queen ne Kutsche kapern / Plötzlich wach! Bd.1


ausgezeichnet

Das besondere Geheimnis der Frauen von Familie Wunderlich – humorvoll kreativ!
Dieser Band 1 erzählt von einer besonderen Wachsfigur, die plötzlich lebendig einen Ferientag der Kinder Annemie und Leo zu einem ganz spannenden Erlebnis werden lässt. Sämtliche Charaktere wirken teils etwas verrückt, meist liebenswert. Es geht um Freundschaft, Abenteuer und etwas Glasaugen-Magie samt einem wichtigen Geheimnis. Zusätzlich entwickeln die teils ganzseitigen Schwarzweiß-Zeichnungen eine humorvolle, liebenswerte Szenerie für Kinder ab 8 Jahren. Mit so vielen weiteren Wachsfiguren in diesem Museum lässt sich diese kreative Idee von dem Lebendig werden weiterer Figuren sicher fortsetzen. Außerdem ist der mysteriöse Hintergrund dieser Schwesternschaft als mögliche Bedrohung für Oma Fritz noch ungeklärt. Versehen mit größerer Schrift und lockeren Dialogen sorgt dieses Buch sicher für ein Lesevergnügen!