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Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 938 Bewertungen
Bewertung vom 08.08.2025
Laabs, Laura

Adlergestell


ausgezeichnet

Fängt den Zeitgeist ein
"Adlergestell" von Laura Laabs ist ein großartiges Buch über die Zeit der Wende, am Schicksal von drei Mädchen erzählt, die wir dann 35 Jahre später wieder treffen.
Lenka, Chaline und die Erzählerin sind in ihrem ersten Schuljahr. Sie leben in einer Eigenheimgasse in der Nähe von Berlins großer Ausfallstraße, dem Adlergestell.
Die drei sind Freundinnen und haben häuslich sehr unterschiedliche Verhältnisse. Betroffen von der Wende sind sie alle.
Erzählt wird hier in sehr kurzen, gut lesbaren Kapiteln. Die einzelnen Erzähler sind die Mädchen selbst, aber auch Lehrerin, Elternteile und Großeltern, Nachbarinnen.
Zwischendurch gibt es satirische Rückblicke auf die Werbungen und Meldungen dieser Zeit, ein Ausblick in den existierenden Kapitalismus.
Die einzelnen Milieus, das politische Klima, die Ängste die Wut, die Unsicherheit, alles ist gut beschrieben. Die Mädchen dazwischen, sie fühlen sich nirgendwo richtig zugehörig, sie handeln sie reagieren, sie wollen nicht verloren haben.
Mir gefällt sehr, wie die Gedanken und Gefühle der Mädchen dargestellt werden, sie wirken echt, es wird beschrieben, nicht bewertet.
Ich spüre so richtig den Zeitgeist zwischen den Zeilen, den Aufbruch, den Beginn und was daraus wurde.
Das Buch ist sehr menschlich, sehr intelligent geschrieben und lesenswert, egal, ob man sich gut an diese Zeit erinnert oder sie nur aus den Geschichtsbüchern kennt.

Bewertung vom 03.08.2025
Kelly, Julia R.

Das Geschenk des Meeres


ausgezeichnet

Leben am Meer
"Das Geschenk des Meeres" von Julia R. Kelly ist ein sehr stilles, ganz besonderes Buch.
Wir tauschen hier ein in eine andere Zeit, ein anderes Leben. Der Strand von Skerry in Schottland, um 1900, es wird ein Junge angespült. Er lebt noch, aber er spricht nicht.
Der Fischer Joseph findet ihn und die Schullehrerin Dorothy nimmt ihn bei sich auf, um ihn gesund zu pflegen, bis seine Herkunft geklärt ist.
Der Autorin gelingt es hier das kleine Fischerdorf, die raue Küste und vor allem die Bewohner vor den Augen der Lesenden auferstehen zu lassen. Gerade die Personen haben sich sehr echt angefühlt, sehr lebendig. Sie haben alle ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen, wo aus einer kleinen Lüge mit den Jahren auch ein Drama, eine tragische Geschichte erwachsen kann.
Mich hat die Erzählung komplett mitgenommen, mit jedem Rückblick versinkt man tiefer in die Vergangenheit und ihre Geheimnisse, kommt dem großen Ganzen ein wenig näher.
Gerade Dorothy und Joseph sind so vielschichtige Charaktere, die sich mir stark eingeprägt haben.
Es entwickelt sich hier mit kleinen Gesten und Bemerkungen ein Drama, dass sich tragisch und traurig anfühlt, aber eben auch menschlich. Die Geschichte wirkt sehr ehrlich und nachvollziehbar.
Es ist kein fröhliches Buch, aber ich habe es sehr gerne gelesen, konnte es kaum aus der Hand legen zwischendurch. Es ist spannend, deshalb verrate ich hier auch nicht mehr, einfach selber lesen, es ist großartig.

Bewertung vom 03.08.2025
Dean, Sunyi

The Book Eaters


sehr gut

Spannende und düstere Fantasy
"The Book Eaters" von Sunyi Dean ist eine düstere Fantasy-Geschichte, die mir sehr gefallen hat. Das Bücher verschlingen ist hier wörtlich gemeint, kein Problem eines Viellesers.
Es leben einige Familien zwischen den Menschen, die anders sind, sie sind abgegrenzt, essen die Bücher und nehmen damit auch ihr Wissen auf. Das Sagen haben nur die Männer, die Frauen werden zwischen den Familien zum heiraten und Kinder bekommen herumgereicht. Sie haben keinerlei Macht.
Devon ist eine dieser Frauen, sie wollte allerdings aus diesem System entfliehen, schon, um nicht schon wieder ein Kind zurücklassen zu müssen. So flieht sie mit Cai. ihrem Sohn in die Welt der Menschen.
Wir erfahren, was sie tun muss, um dort zu überleben und in vielen Rückblenden erfahren wir auch nach und nach, was passiert ist und wie sie in diese Situation gelangte.
Leider erfahren wir nichts tiefergehendes über die Gesellschaft der Buchesser, ich hätte gerne mehr gewusst, warum und woraus sie entstanden, wie sie es schaffen, unentdeckt zu bleiben und weiteres.
Devon, als Protagonistin ist stark und entwickelt sich auch weiter, nicht immer kann ich ihre Entscheidungen nachvollziehen, aber es ist sehr spannend ihren Lebensweg zu verfolgen.
Der Schreibstil ist sehr gut und weiß zu fesseln, das Buch hat eine eher düstere Grundstimmung, was mir auch gut gefallen hat. Auch das Erzählen mit den Rückblenden mochte ich sehr.
Ein sehr gutes und spannendes Buch mit eher kleinen Schwächen, dass ich jedem Fantasy-Leser empfehlen kann, der keine verkappten Liebesgeschichten lesen mag. Obwohl es davon auch ein wenig gibt.

Bewertung vom 31.07.2025
Moriarty, Liane

Vorsehung


sehr gut

Schicksal oder nicht
"Vorsehung" von Liane Moriarty spielt mit dem Schicksal, auf ganz eigene Weise, die Vorstellung war schon recht angsteinflößend.
Hier werden viele Perspektiven und auch Zeitstränge begonnen und auch wieder zusammen geführt. Jeder von ihnen hat eine ganz eigene Geschichte zu erzählen, ohne am Ende das große Ganze aus dem Blick zu verlieren.
Es ist eine ganz eigene Vorstellung dabei, das eigene Todesdatum zu erfahren und was es mit demjenigen macht. Wie die Menschen damit umgehen, was sie daraus machen. Ist es hilfreich oder eher katastrophal?
Ich fand das Ganze absolut interessant und spannend, gerade die psychischen Auswirkungen. Die einzelnen Geschichten waren gut zu verfolgen, obwohl die Wechsel manchmal verwirrten.
Auch die Wahrsagerin selber hat hier ihre Geschichte, faszinierend wie sich am Ende alles fügt.
Ich fand das Buch spannend, obwohl es einige Längen hatte und ich habe hier auch einige Themen zum nachdenken mitgenommen.

Bewertung vom 31.07.2025
Deitch, Hannah

Killer Potential


sehr gut

Eine andere Sichtweise
"Killer Potential" von Hannah Deitch ist ein Thriller, aber mal etwas anders aufgebaut. Gerade das mochte ich hier ganz gerne.
Andererseits ist es auch ein Roadtrip, eine Flucht und Bonnie und Clyde-Geschichte. Ich fand es von Beginn an spannend, mit Längen im mittleren Teil.
Irgendwie befinden wir uns hier auch von Beginn an auf der Flucht, mit Evie Gordon, die die toten Eltern ihrer Schülerin im Garten findet. Nachdem sie dann eine gefangene Frau befreit hat, schlägt sie die Tochter, also ihre Schülerin nieder und flieht mit der unbekannten Frau.
So ist sie auf der Flucht und es dauert nicht lange, bis sich die Situation der beiden Frauen zuspitzt.
Interessant finde ich die Dynamik zwischen Evie und Jae, die sich anders entwickelt, als gedacht. Aber auch auf ihrer Flucht erleben die beiden Frauen noch so einige Abenteuer.
Die Geschichte ist teilweise langsam erzählt, ich mag das so, für manche Leser wird da die Action fehlen.
Mir gefällt der Schreibstil sehr, die Sprache ist teilweise ungewohnt modern gehalten. Ich mochte beide Protagonistinnen nicht und konnte die Handlungen oftmals nicht nachvollziehen. Trotzdem hat mich die Geschichte gepackt und gut unterhalten.

Bewertung vom 24.07.2025
Rytisalo, Minna

Zwischen zwei Leben


ausgezeichnet

Sehr lesenswert
„Zwischen zwei Leben“ von Minna Rytisalo ist ein Roman, der nachhaltig wirkt. Im Mittelpunkt stehen Frauen, insbesondere Jenni Mäki, die als Jenny Hill ein neues Leben beginnt, nachdem sie ihren Mann verlässt. Ihre Schwester, Tochter und weitere weibliche Bezugspersonen spielen ebenfalls eine Rolle. Besonders eindrücklich sind die fiktiven Briefe an Brigitte Macron – offen, selbstkritisch und zum Nachdenken anregend.
Auch die Ajatarras, weibliche Märchenfiguren wie Rapunzel oder Aschenputtel, kommen zu Wort. Ihre Erzählungen wurden im Laufe der Zeit verändert, oft zum Nachteil der weiblichen Perspektive. Jennis Reflexionen sind tiefgründig und nachvollziehbar, viele Gedankengänge überzeugen.
Die Themen sind vielfältig: Mutterschaft, Tochtersein, Wechseljahre und Ehe, Wandel und Kontinuität. Die Aufarbeitung ist meist feinsinnig, gelegentlich auch direkt. Ein Buch, das zwar vorrangig Frauen anspricht, aber geschlechterübergreifend lesenswert ist.

Bewertung vom 24.07.2025
Eschbach, Andreas

Die Auferstehung


gut

Für Fans der Originale
Von diesem Autor habe ich schon viele, wirklich toll Bücher gelesen und deshalb musste "Die Auferstehung" von Andreas Eschbach jetzt natürlich auch sein.
Es ist ein gutes Buch, ohne Frage, es ist spannend und logisch aufgebaut, aber vielleicht fehlt mir hier so ein bisschen der Bezug zu den Figuren und Geschichten, auf die er hier aufbaut.
Die Protagonisten aus den „Die drei ???" sind nicht nur erwachsen geworden, sondern schon fast aus dem mittleren Alter heraus. Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews haben sich nicht nur auseinander gelebt, nein sie hatten sich damals aufgrund eines bösen Unfalls getrennt und ihre Freundschaft beendet.
Die Geschichte, was damals geschehen war und wie sich die drei wieder aneinander annähern fand ich auch fast interessanter als den eigentlichen Kriminalfall.
Hierbei kommt eine Frau nach sieben Jahren aus dem brasilianischen Regenwald und behauptet, sie ist von den Toten auferstanden. Sie ist eine reiche Erbin und ihr Vater überglücklich. Aber nicht alles ist so logisch und nicht jeder kann die Geschichte so glauben, es entstehen Zweifel und Fragen.
Unsere drei Protagonisten ermitteln erst unabhängig voneinander, aus verschiedenen Gründen, ehe sie sich gemeinsam auf Spurensuche begeben.
Ich habe das Buch gerne gelesen, ein gemütlicher Krimi, der aber an meine Erwartungen nicht herankam.

Bewertung vom 17.07.2025
Fonthes, Christina

Wohin du auch gehst


ausgezeichnet

Wunderbar geschrieben
"Wohin du auch gehst" von Christina Fonthes ist ein großartiger Roman, über mehrere Generationen, der beim Lesen in eine fremde Welt entführt und diese nahebringt.
Es werden die Leben von zwei Frauen aus Kinshasa beleuchtet und erzählt. Über verschiedene Zeiten verweben sich die beiden Leben immer mehr, bis wir beim lesen begreifen, wie das alles zusammenhängt.
Mir machte es sehr viel Freude immer wieder ein Teil zusammensetzen zu können und die Lebenswege zu verfolgen.
Beide Frauen haben kein leichtes Leben, weil sie abseits der, ihnen vorgegebenen, Normen leben und ihr Glück suchen. In der Geschichte sind so viele Themen verpackt, es ist so eine wichtige Erzählung, um zu begreifen, was diese Frauen erleiden mussten und immer noch erleiden. Durch patriarchalische Strukturen und Machtmissbrauch über viele Ebenen, durch Vorurteile und Religionen, sogar durch die eigene Familie.
Der Roman liest sich flüssig, durch die abwechselnden Perspektiven von Mira und Bijoux bleibt es spannend und aufregend. Die Schilderungen gehen tief, die politischen Situationen werden mit berücksichtigt und die Orte wechseln oftmals. Ich habe viel über das Land und die Strukturen erfahren und das Leben der Frauen dort.
Die Schicksale der beiden sind tief verwoben, das ganze Ausmaß erkennt man erst gegen Ende. Am liebsten würde ich das Buch unter dieser Perspektive gleich noch einmal lesen.
Es ist einfach zu lesen, aber kein einfaches Buch. Es geht unter die Haut, die Protagonistinnen bleiben mir nah, sie wirken lebensecht und real. Ein Buch, an das ich noch lange denken werde, absolute Empfehlung.

Bewertung vom 15.07.2025
Shepherd, Catherine

Das heimliche Zimmer: Thriller


ausgezeichnet

Spannung von Anfang an
"Das heimliche Zimmer" von Catherine Shepherd ist schon der 10. Band in der Reihe rund um Laura Kern. Ich habe nicht alle dieser Bücher gelesen und das muss man auch nicht, es ist ein abgeschlossener Fall, man benötigt keine Vorkenntnisse. Allerdings macht es auch sehr viel Sinn die Entwicklung der Ermittler chronologisch zu verfolgen.
Ein Jugendlicher wird ermordet aufgefunden, auf einem stillgelegten Bahnhof. Dort hat am Abend eine kleine, private Party stattgefunden. Zeugen lassen sich keine auftreiben, verdächtigt ist sehr schnell der gleichaltrige Leon.
Allerdings bleibt es hier nicht bei dem einen Mord und auch Leon hatte jedes Mal ein Motiv und auch die Gelegenheit. Doch Laura glaubt nicht an diese Auflösung des Falles und bleibt an den Ermittlungen und Spurensuche dran.
Das Buch war von der ersten Seite an spannend, man war gleich mitten im Geschehen. Es liest sich aufgrund der kurzen Kapitel mit vielen Perspektivwechseln schnell und flüssig. Der Schreibst ist gewohnt gut und beschreibend, ich kann mir alles gut vorstellen.
Ich habe mitgerätselt bei der Tätersuche und war dann von der Auflösung überrascht. Mir gefällt, dass sich alles logisch und schlüssig erklären lässt.
Eine Leseempfehlung für jeden Thriller-und Krimileser und auch für mich sicher nicht das letzte Buch der Autorin.

Bewertung vom 29.06.2025
Falk, Thilo

ENEMY - Stunde der Wahrheit


sehr gut

Spannender Kampf ums Moor
"ENEMY – Stunde der Wahrheit" von Thilo Falk ist nicht mein erstes Buch dieses Autors. Deshalb war ich in diesem Thriller auf spannende Lesestunden vorbereitet und wurde da auch nicht enttäuscht.
Das Naturschutzgebiet ›Schwarzes Moor‹ soll wegen dem Abbau eines Kohlevorkommen zerstört werden. Deshalb stehen sich hier in direkter Konfrontation Klimaschützer mit Anouk Grunwaldt an der Spitze und ein Stromkonzern mit Utz Mildenberger als Vorsitzendem gegenüber. Es geht um die Genehmigung der Politik, der Regierung, es geht um viel Geld, es geht um das Leben auf unsrem Planeten.
Als wäre das nicht schon genug kommen auch noch Auftragskiller und eine kuriose Liebesbeziehung ins Spiel. Zwischen allem bewegt sich Ermittlerin Karla Beneventi vom BKA, die ein Attentat verhindern will.
Das Buch ist von Beginn an sehr spannend, die Protagonisten teils überzeichnet, was ich nicht schlimm fand. Auch die Aktionen und ihre Folgen waren teilweise schon etwas skurril, was etwas Humor in die recht ernste Angelegenheit brachte.
Viele der Handelnden verfolgten außer dem großen Ziel auch noch ihr eigenes, das wirkte sehr lebensnah und unterhaltsam.
Ein Buch mit einem ernsten und wichtigem Thema, unterhaltsam erzählt, die Botschaft kommt trotzdem für mich gut rüber.