Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
blaustgrom45
Wohnort: 
Walzbachtal
Über mich: 
Leseratte. Bevorzugtee Genres Fantasy und SF. Wir spielen zu Hause gerne Brettspiele, vorzugsweise Catan und Zug um Zug. Und ich fahre gerne Rad

Bewertungen

Insgesamt 27 Bewertungen
Bewertung vom 12.04.2011
Teufelsfrucht / Xavier Kieffer Bd.1
Hillenbrand, Tom

Teufelsfrucht / Xavier Kieffer Bd.1


ausgezeichnet

gerade habe ich das Buch aus den Händen gelegt und bleibe etwas verunsichert zurück. Habe ich wirklich einen Krimi gelesen?

Für Liebhaber guten Essens, für Fans omnipräsenten Kochshows, für Köche und für Leute, die sich für alles interessieren, was so auf den Teller kommt, ist dieses Buch ein MUST. Das Buch ist eine Fundgrube an Informationen über Lebensmittel, die man eigentlich nie wissen wollte.

CIA ist ein Geheimdienst in America? Weit gefehlt. CIA bedeutet Culinary Insitute of America, das wurde uns bisher nur vorenthalten :) Wir lernen, dass das erste Kochbuch in französischer Sprache im 14 Jahrhundert geschrieben wurde. Wir lernen, dass der Leibkoch Talleyrands als erster Starkoch bezeichnet wird und wir lernen, dass die französische Haute Cuisine von einem Koch Namens Georges Auguste Escoffiers erfunden wurde.

Daneben werden die negativen Eigenschaften des Natriumglutamat aufgezählt, das ein japanischer Forscher Anfang des 20. Jahrhunderts aus Algen isoliert hat und das bei hohen Verzehr zu Migräne, Herzklopfen und Übelkeit führen kann. Meine Besuche in einem Chinarestaurant werde ich unverzüglich reduzieren.

Wir lernen, dass man in der EU ein Sortenrecht für neu entdeckte Pflanzen beantragen kann, was einem Patent gleichkommt. Wir lernen, dass es Foodscouts gibt, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, unbekannte und wohlschmeckende Pflanzen zu entdecken um somit das Speisenangebot zu erweitern.

Wir lernen, dass es einen ewigen Kampf zwischen Fast-Food Verfechtern und Slow- Food Verfechtern gibt. Dieser Kampf führt dann zu der Handlung dieses außergwöhnlichen Krimis. Ja..doch..es handelte sich tatsächlich um einen Krimi und nicht um einen Exkurs in Lebenmittelkunde bzw. Kulinalogie

Xavier Kieffer besitzt in Luxemburg ein kleines Restaurant Namens *deux eglises*. Obwohl er das Zeug zu einem Spitzenkoch hat, bevorzugt er es, diesen kleinen Gasthof im Herzen der Altsdtadt zu betreiben und er versucht, die lokale, moselfränkische Küche lebendig zu erhalten.

Um so verwunderter ist er, als eines Tages ein Gastrokritiker sein unscheinbares Lokal betritt und eine Menue bestellt. Leider verstirbt dieser Gastrokritiker im Laufe des Menues unerwartet und Xavier muß um den guten Ruf seines Lokals fürchten, dass bei den Einheimischen sehr beliebt ist und als Geheimtipp gilt. Zusammen mit seinem finnischen Freund Pekka, der mehr trinkt und raucht als Bogart in seinen besten Zeiten, macht sich Xavier auf um herauszufinden, warum der Kritiker ausgerechnet sein Lokal ausgesucht hat. Die Suche führt ihn zurück in seine Vergangenheit und in verschiedene europäische Länder wie der Schweiz, Österreich, Deutschland und Frankreich, die alle eins gemeinsam haben: Ihre Liebe zu gutem und außergewöhnlichen Essen.

Den Rest lesen Sie bitte selbst. Dieses Buch ist ein Genuss für Augen und Gehirn, wenn schon nicht für den Gaumen, da Papier ja bekanntlich nicht so gut schmeckt. Obwohl es mit Chatwa gwürzt (der Frucht um die es in diesem Krimi geht) durchaus zu einer Leckerei werden könnte.

Bewertung vom 28.03.2011
Als der Tag begann
Murray, Liz

Als der Tag begann


ausgezeichnet

selten habe ich ein Buch gelesen, dass mich so berührt hat. Zwei Mädchen wachsen in einer trostlosen Umgebung auf. Die Eltern sind drogenabhängig, der Vater ist zeitweise im Gefängnis. Das Leben der Eltern besteht nur darin, auf die Schecks der Sozialhilfe zu warten um Geld für den nächsten Schuss zu bekommen. Trotz dieses erschütternden Szenarios schafft es die Autorin uns die Liebe der Eltern zu ihren Töchtern zu vermitteln. Die Töchter entwickeln sich unterschiedlich, die eine passt sich an und möchte ihren Eltern alles recht machen, um so ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, die andere rebelliert. Während die Eltern immer mehr ins Elend absinken, wird Liz eine Stütze für ihre Mutter. Der Preis dafür sind Schulabbruch und Obdachlosigkeit.

Liz scheint den gleichen Weg einzuschlagen wie ihre Eltern. Erst als ihre Mutter an Aids stirbt vollzieht sich eine Wandlung und Liz beginnt zu kämpfen.

Kann man aus diesem Umfeld ausbrechen, aus diesem Sumpf der Trostlosigkeit, der Armut, der Drogen? Man kann. Dies beschreibt die Autorin auf sehr intensive und gefühlvolle Weise und sie weiß den Leser mitzunehmen auf dieser Reise aus dem Elend Das es sich um die Lebensgeschichte der Autorin handelt, macht das Buch noch ergreifender. In schnörkelloser Art erzählt Liz von ihrem Leben in der Bronx, ohne auf unser Mitleid zu setzen, sondern um uns die Augen zu öffnen. Wir begleiten sie auf ihrem Weg zu ihrem Harvard Stipendium und erleiden mit ihr alle Sorgen, Zweifel, Ängste aber auch ihre Erfolge. Ein wunderbares Buch für alle Zweifler und notorisch Unzufriedenen, denn hier sieht man, was ein Mensch mit purem Lebenswillen alles erreichen kann

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2011
Die Ludwig-Verschwörung
Pötzsch, Oliver

Die Ludwig-Verschwörung


sehr gut

David Lukas ist ein ein etwas weltfremder Antiquar, der München einen kleinen Buchladen führt und seine Bücher mehr liebt als die Menschen. Sein geruhsames Leben endet, als Prof. Lieberman eines Tages seinen Laden betritt. Er versteckt in zwischen Lukas Büchern ein Holzkästchen , darin Fotos, eine Locke und ein über hundert Jahre altes Tagebuch, das teilweise in einer Geheimschrift abgefaßt ist. Kurz nachdem Prof. Liebermann den Laden von Lukas verlassen hat, wird er ermordet. Lukas findet das ihm unbekannte Kästchen und ab da nimmt sein Leben eine fuliminante Wendung.

Bald merkt Lukas, dass der Verfasser des Tagebuchs ein enger Vertrauter König Ludwigs II war, der unter bisher ungeklärten Umständen zu Tode kam. Hier handelt es sich um einen Augenzeugenbericht, der die Geschichtsschreibung ad absurdum führen würde. Nicht nur geheime Sektenmitglieder sind ab da hinter Lukas her, die Polizei verdächtigt ihn des Mordes an Prof. Liebermann. Gemeinsam mit der Kunstdedektivin Sara Lengfeld macht sich Lukas daran, das Tagebuch zu entschlüsseln und das Geheimnis zu lösen, denn nur so kann er sein Leben retten.

Das Buch als historischen Roman zu titulieren finde ich etwas unpassend. Es ist Mix aus Historischem , Fiktion und einem Thriller. Der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist sehr gut gelungen und sorgt für einen hohen Spannungsbogen. Die Charaktere sind glaubhaft und der Kontrast zwischen Lukas etwas weltfremder Art und Saras Kaltschneuzigkeit sorgen für einige heitere Momente. Ich habe mir gut unterhalten gefühlt und hatte das Buch an einem Nachmittag durch

Bewertung vom 18.02.2011
So unselig schön / Kommissar Dühnfort Bd.3
Löhnig, Inge

So unselig schön / Kommissar Dühnfort Bd.3


ausgezeichnet

Das Buch hat ein helles, freundlich wirkendes Cover. Nicht so ein dunkles Cover mit brutal rotem Aufdruck, was heute im Krimibereich überaus modern ist und bei denen das Blut schon beim bloßen Anblick aus den Seiten trieft. Also traut sich der Leser dezenter Kriminalromane an diesen Krimi heran und sein Mut wird belohnt. Getreu dem Motto in diesem Buch: Tue, was Du tust, läßt man sich mit all seinen Sinnen auf diesen wirklich gelungenen dritten Krimi von Inge Löhning ein.
Die Protagonistin Vicki wächst einem ans Herz. Mit ihrer Unangepasstheit, die einen an die eigene Rebellion erinnert, mit ihrem durch Fotografie geschulten, wachen klaren Blick auf die Umwelt, mit ihrem verzweifelten Versuch, im Leben Fuß zu fassen und ihre traurigen Erinnerungen zu verarbeiten wirkt sie auf den Leser sehr symphatisch. Auch die anderen Figuren sind klar skizziert, allerdings ist sich der Leser bewusst, dass nicht jeder sein kann, was er vorzugeben scheint. Weder der spendable Menschenfreud Jobst, noch der zwielichtige Serge noch das Weichei Rene sind, was sie zu sein scheinen. Und Lichtenberg ist so klar als Antifigur beschrieben, der einem eine Gänsehaut bereitet, dass nicht zu zweifeln ist, dass er mit Sicherheit nicht der Täter sein kann.
Obwohl KHK Dühnfort seine Probleme hat, ist er bei weitem nicht so negativ skizziert, wie seine nordischen Kollegen und bei aller Melancholie gibt es doch immer einen Schuss Optimismus in seinem Charakter.
Obwohl es sich um einen Krimi handelt und die Verbrechen an den Frauen äußerst brutal sind, schockiert einen das Buch nicht , sondern es wirkt leicht auf den Leser, wie ein Sommer in München, der Stadt, in der dieser Krimi spielt.
Und mir gefällt der Ausflug in die Kunst und Kultur, das ist eine der Eigenarten, die ich an den frühen alten englischen Krimis schon immer mochte. Nur während diese mittlerweile leicht verstaubt wirken, kommt der Krimi von Frau Löhning aktuell, spannend und modern daher und fesselt ab der ersten Seite

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.02.2011
Die linke Hand des Teufels
Roversi, Paolo

Die linke Hand des Teufels


gut

ein Krimi für einen lauen, italienischen Sommerabend.

in Capo di Ponte Emilia wir ein alter Partisan beerdigt. Es ist Hochsommer und alle denken nur daran, nach dieser Beerdigung an das Meer zu fahren und ein paar Wochen Ferien zu genießen.

Da passiert das Unfassbare. In dem langweiligen, kleinen, italienischen Dorf, in dem nie etwas passiert, wird von dem Postboten des Dorfes an dem Briefkasten eines unbewohnten Hauses eine abgetrennte Hand gefunden. Doch es bleibt nicht bei dieser Hand. Ein alter, an alzheimer erkrankter seniler, alter Mann wird in einem Altersruhesitz umgebracht "Warum macht man sich soviel Mühe, einen alten Mann umzubringen. der allein schon wegen der vielen Beruhigungsmittel spätestens in einem halben Jahr abgetreten wäre? " fragt sich Marescialla Boskovic, der in der sommerlichen Hitze die Ermittlungen leiten muß. Eine weiterer Hand taucht auf, ein weiterer Mord passiert und bald ist dem ERmittler klar, dass es einen Zusammenhang geben muß.

Soweit meine Zusammenfassung. Leider hält das Buch nicht, was die Leseprobe versprochen hat. Die oben geschilderte Storyline ist spannend und man symphatisiert mit Boskovic, Rizzitano und Enrico Radeschi, den Hauptprotagonisten des Buches, die sich den Ermittlungen mit viel Kaffee, Alkohol und Zigaretten und italienischem Charme widmen. Leider mußte der Autor noch zwei Handlungsstränge einbauen. Einen über böse Albaner, die die italienische Provinz durch ihre Raubzüge unsicher machen. Und ein Doppelmord in Bologna, bei dessen Aufklärung Emilio Radeschi, seines Zeichens freier Reporter, ebenfalls helfen muß. Dadurch pendelt Radeschi permanent zwischen Bologna und dem Dorf hin und her, was dem Verlauf der Geschichte keineswegs gut tut. Alle Vorfälle haben eigentlich nichts miteinander zu tun, es werden Querverbindungen geschaffen, die dem Hauptplot in keinster Weise voranbringtn und den Leser nur verwirrt. Dann noch eine unglückliche Liebesgeschichte, etwas Sex zum Crime, ebenfalls Nebenschauplätze, auf die man gerne zu Gunsten der Hauptstoryline hätte verzichten können. Schade eigentlich. Ein schöner Plot, ein guter Beginn wurden mit zuvielen Nebeneffekten überfrachtet, dass man dann zum Ende hin doch die Lust verloren hat.

Mich persönlich hat noch gestört, dass viele italieneische Begriffe und lateinische Zitate nicht erklärt wurden. Man setzt wohl voraus, dass in Zeiten von Brunetti jeder deutsche Krimileser die Standarbegriffe der italienischen Polizei zur Hand hat aber dem ist leider nicht so. Hier hätte sich die Übersetzerin mehr Mühe geben können.

Fazit: Für Italienliebhaber eine nette Unterhaltung aber mehr nicht