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Styrmir91

Bewertungen

Insgesamt 66 Bewertungen
Bewertung vom 29.06.2019
Adams Äpfel

Adams Äpfel


ausgezeichnet

"Adams Äpfel" wurde mir bereits vor einigen Jahren während meines damaligen Skandinavistik-Studiums empfohlen, doch aus irgendeinem unerfindlichen Grund habe ich erst jetzt die Gelegenheit gefunden, mir diesen großartigen Film zu bestellen und anzusehen. Ich bin seit jeher ein großer Fan skandinavischer Filme, wobei mich immer wieder aufs Neue erstaunt, wie nah doch Komödie und Tragödie im skandinavischen Kino beieinanderliegen.

Im Mittelpunkt steht ein Pfarrer, der in seiner Kirche mit anliegendem Wohnbereich (ein wenig Kloster-artig) ehemalige Häftlinge zu resozialisieren sucht. Dass das nicht ohne Hindernisse klappen kann, ist von vornherein klar und so kommt es zu allerlei unvorhersehbaren Zwischenfällen. Grob angelehnt ist der Film an das Buch Hiob aus dem alten Testament, in dem Hiob allerlei Proben über sich ergehen lassen muss, um seinen Glauben zu beweisen.

Laut dem Drehbuchautor (der sich auf der Blu-Ray in einem Making Of zu Wort meldet) stand bei der Idee zum Film im Vordergrund, alles, was er bislang filmisch verarbeitet hat, in einen einzigen Film zu packen. So begibt es sich denn auch, dass einer der Protagonisten, Ivan, sein gesamtes Leben hindurch erlebt, wie ihn das Unglück verfolgt. Die Sprache ist durchgehend sehr grob gehalten, wie es sich für Ex-Häftlinge "gehört". Angesichts dessen, dass es sich um ebensolche handelt, kommt es freilich auch regelmäßig zu Konflikten zwischen den zu Sozialisierenden, ab und an werden sie auch von ihrer Vergangenheit wieder eingeholt.

Anders als in typischen amerikanischen Komödien lässt sich "Adams Äpfel" nach meinem Empfinden, wie bereits zu Anfang angedeutet, nicht klar als Komödie oder Drama charakterisieren, sondern vereint beides in sich. Wenn man gerade denkt, es geht absolut bergab, bzw. der Film entwickele sich nach einem witzigen Anfang zu einer totalen Tragödie, dann geht es plötzlich wieder mit viel Humor bergauf, nur um dann umso tiefer zu fallen und wieder zu steigen, etc. pp. Während ich mich selbst dabei ertappt habe, Vermutungen anzustellen, wie es wohl weitergehen würde, wurde ich doch über den weiteren Verlauf des Films eines Besseren belehrt.

Bewertung vom 29.06.2019
The Office - Die komplette Serie

The Office - Die komplette Serie


sehr gut

Leider wurde die Serie schon nach 12 Folgen eingestellt, anderenfalls hätte man - wie man am amerikanischen Ableger sieht - noch eine ganze Menge aus dem Material machen können. Ein exzentrischer, sich bei den Mitarbeitern einerseits anbiedernder, gleichzeitig aber sich selbst zum Affen machender, Chef, der froh sein kann, dass seine Abteilung auch ohne sein fehlendes Wissen funktioniert. Leider kommt Martin Freeman hier - entgegen seinen Auftritten bei Sherlock - hier nicht so sehr zur Geltung, obwohl er bereits in einigen Filmen zu sehen gewesen ist, als The Office gedreht wurde. Ich schätze, vielleicht war die Rolle nicht so sehr auf ihn zugeschnitten wie bei Sherlock.die des Dr. Watson. Dazwischen liegen immerhin ganze 7 Jahre, bzw. zur ersten Folge The Office sogar 9 Jahre, in denen er sicherlich noch sehr gewachsen ist.

Obwohl er eine sehr gezwungen-komische Art an sich hat, mit der er versucht, andere von sich zu überzeugen, ist David Brent in meinen Augen zweifellos der überzeugendste Charakter. Er ist ein Ekelpaket sondersgleichen, er kann nicht verlieren, muss immer Recht haben und will vor allem immer und überall im Mittelpunkt stehen. Er ist eine absolute Nervensäge, unter der alle anderen leiden müssen, aber trotz allem hat er immer wieder Momente, in denen doch ein Fünkchen Sympathie für ihn aufflammen mag (auch wenn es kurz darauf gerne wieder zunichte gemacht wird).

Im Gegensatz zu Ablegern wie Stromberg habe ich hier durchaus erlebt, dass ich Sympathie für die Nebenfiguren empfunden habe, wenn sie von ihrem Chef öffentlich als nachlässig und unzuverlässig dargestellt werden. Auch der Slapstick-Humor kommt hier wesentlich besser zur Geltung und erinnert mich sehr an die - zeitlich danach entstandene - Serie The IT Crowd (bei der man mit 4,1 Staffeln à 6 Folgen das Potenzial besser auszunutzen wusste). Die Büroliebelei zwischen Dawn und Lee ist im Gegensatz zu der bei dem deutschen Ableger zwischen Tanja und Ulf nicht annähernd so sehr zum Fremdschämen, sondern wirkt wesentlich ungezwungener, auch wenn hierbei noch Tim eine Rolle spielt.

Bewertung vom 29.06.2019
The IT Crowd - Version 1.0-5.0 - Die endgültige Vollversion DVD-Box

The IT Crowd - Version 1.0-5.0 - Die endgültige Vollversion DVD-Box


ausgezeichnet

Vor 8 Jahren entdeckte ich durch Zufall in einem Karstadt meines damaligen Wohnorts eine Serienbox mit drei Staffeln einer mir unbekannten, aber sehr interessant aussehenden, Serie. Die Box sollte 20€ kosten und bei drei Staffeln dachte ich mir, zu dem Preis kann ich nichts verkehrt machen. Zu meiner positiven Überraschung sollte ich damit Recht haben.

Bereits die erste Folge beginnt mit grandiosem, trockenen britischen Humor. Zwar hat man später versucht, die Serie als deutschen Ableger nachzustellen, doch meines Wissens wurde die deutsche Variante bereits nach zwei Folgen wieder eingestellt. Das britische Original weiß durch exzentrische Figuren mit hohem Sympathie-Potenzial (der Geek Moos, der Möchtegern-"Frauenversteher" Roy und die neue Kollegin Jen Barber) zu überzeugen. Die Gags erinnern mich teilweise an The Office, aber auf eine ganz eigene Art. Mindestens zwei der Schauspieler (Oliver Chris & Ralph Ineson) findet sich übrigens in beiden Serien.

Ich möchte nicht zu viel verraten, aber hier eine kurze Einleitung: Die erste Staffel beginnt mit dem Vorstellungsgespräch von Jen Barber, einer Frau, die bereits auf Anhieb beweist, dass sie absolut keine Ahnung von der Stelle hat, für die sie sich bewirbt. Dennoch schafft sie es, ihr Gegenüber derart zu überzeugen, dass sie auf die IT-Abteilung eines sehr erfolgreichen Unternehmens losgelassen wird. Die dortigen Geeks Moss und Roy sind von der unerwarteten Erhöhung des Frauenanteils in der Abteilung sehr überrascht und so tasten sich nach und nach erstmal alle aneinander heran. Dabei kommt eine Menge Slapstick-Komik zum Einsatz, gemischt mit tiefschwarzem, teilweise regelrecht morbidem, aber nie zu bösartigem, Humor.

Nach der vierten Staffel hieß es eine ganze Weile lang, der Produzent hätte keine weiteren Ideen mehr, sodass die vierte Staffel mit ihrem relativ offenen Ende (meines Erachtens war die vierte Staffel, bzw. insbesondere deren sechste Folge, die schwächste der Serie) ziemlich in der Luft hing. Sehr lange wartete ich also auf eine Fortsetzung, ebenso wie offenbar ausreichend Fans, dass für eine fünfte Staffel noch eine extra-lange Folge kreiert wurde, die zu einem mich sehr überzeugenden Ende der Serie führte (zu finden in der Beschreibung unter "Special: The Internet Is Coming"). Der Produzent spielt immer wieder kleinere Nebenrollen und macht auf mich einen sehr sympathischen Eindruck, den ich in den Extras bestätigt fand. Fun Fact: Die Folge "Ich bin kein Fensterputzer" beruht - so unglaublich ich das immer noch finde - auf wahren Erlebnissen des Produzenten.

Bewertung vom 29.06.2019
Die Neue Medizin der Emotionen
Servan-Schreiber, David

Die Neue Medizin der Emotionen


sehr gut

Ich habe dieses Buch vor einigen Jahren in einer Buchhandlung vor Ort gekauft und es regelrecht verschlungen. Was (der leider bereits verstorbene) Dr. Servan-Schreiber in seinem Buch "Die Neue Medizin der Emotionen" beschreibt, ist sicher nicht alles neu, aber er kritisiert - meines Erachtens zurecht - die heutige Einstellung vieler Ärzte und der Pharmaindustrie, lieber Medikamente zu verschreiben, als zu versuchen, andere Wege zu finden, die eventuell effektiver sind (Bsp.: Statt mehr Bewegung und Empfehlungen zum besseren Ausgleich zwischen Stress- und Ruhephasen verschreiben zahlreiche Ärzte lieber Blutdrucksenker; das mag in etlichen Fällen absolut notwendig sein, um schwerere Schäden vom Körper des Patienten fernzuhalten, aber es gibt eben - wie auch bei orthopädischen Operationen - viele Fälle, in denen eine medikamentöse Behandlung nicht alternativlos wäre, insbesondere angesichts potenzieller Nebenwirkungen). Dr. Servan-Schreiber geht in seinem Buch sehr auf die traditionelle chinesische Medizin ein und auch auf die heilsame Wirkung, die (nicht nur bei älteren Menschen) Haustiere haben können, ohne jedoch zu sehr in esoterisches Geschwafel zu verfallen. Stets nennt er Beispiele aus seiner eigenen ärztlichen Berufspraxis, die sehr anschaulich aufzeigen, wie sehr er den Menschen eigentlich helfen möchte, aber teilweise nicht auf seine gewünschte Weise helfen konnte, bzw. durfte. Alles in allem werden hier möglicherweise keine wirklich "neuen" Erkenntnisse verbreitet, doch es werden Einblicke gegeben, die meine Wahrnehmung wesentlich dafür geschärft hat, was an manchen Stellen im Gesundheitssystem nicht immer optimal läuft. Gerade auch den Bereich der Psychopharmaka, der für viele Patienten vermutlich ein Buch mit sieben Siegeln ist, bei dem man nicht selbst beurteilen kann, ob es nicht auch Alternativen gibt, beleuchtet Dr. Servan-Schreiber. Es gibt natürlich auch in diesem Bereich Erkrankungen und Situationen, in denen akut nichts anderes zu helfen vermag, aber der Autor geht auch darauf ein, dass es - gerade auf lange Sicht - auch anders geht, als manche Psychiater postulieren, wenn sie davon sprechen, als Patient sei man alternativlos lebenslänglich auf die Unterstützung von Psychopharmaka angewiesen.

Bewertung vom 29.06.2019
Gewaltfreie Kommunikation
Rosenberg, Marshall B.

Gewaltfreie Kommunikation


ausgezeichnet

Was Marshall B. Rosenberg, der leider 2015 verstarb, in diesem Grundlagenwerk darlegt, ist seine selbst entwickelte Methode der "gewaltfreien Kommunikation" (GFK). Diese wird heute nicht nur weltweit von speziell ausgebildeten Trainern, sondern auch in psychiatrischen Kliniken angewandt und kommt überall dort zum Tragen, wo Menschen aufeinandertreffen. Dr. Rosenberg geht davon aus, dass alle Menschen grundsätzlich die gleichen Bedürfnisse haben, die sie ihr gesamtes Leben hindurch begleiten. Das soll nicht davon ablenken, dass die individuelle Intensität eine entscheidende Rolle spielt, wenn man das Verhalten anderer Menschen verstehen möchte, aber allein dadurch, dass wir grundlegend alle die gleichen Bedürfnisse haben, ist es mit Hilfe der gewaltfreien Kommunikation jedem Menschen möglich, einem anderen sein Mitgefühl auszudrücken. Dazu gibt der Autor in diesem Grundlagenwerk Einblick in eigene berufliche Erfahrungen, um den Erfolg seines Schritt für Schritt in leicht verständlicher Sprache dargestellten Modells zu beweisen. Zugegeben, manche Situationen klingen in der Schriftform ein wenig gestelzt, was sicherlich der teilweise nötigen Kürzung und nicht zuletzt auch der Rekapitulation aus eigenen Erinnerungen geschuldet ist, doch sie sind durchweg authentisch. Wer - wie ich noch vor der Lektüre - denkt "ich kommuniziere doch schon gewaltfrei", kann sich hier je nachdem durchaus eines Besseren belehren lassen. Mir persönlich war bis zu dieser Lektüre gar nicht bewusst, wie sehr wir in unserer Gesellschaft davon geleitet sind, in Kategorien von "Schuld" und "Unschuld", "richtig" oder "falsch" zu denken, und wie sehr man doch dazu neigt, sich selbst zu ermahnen, was man tun "sollte" und was nicht. Damit räumt Marshall B. Rosenberg ordentlich auf und gibt den geneigten Leserinnen und Lesern Hinweise an die Hand, die dabei helfen, den eigenen Alltag wesentlich stressfreier zu gestalten und auch seit langem vor sich hin schwelende Konflikte so zu lösen, dass man die Beziehungsqualität nachhaltig verbessert. Dazu gibt es bereits in dem Grundlagenwerk Übungen, in denen man das Verständnis des zuvor Gelesenen überprüfen kann und neue Denkimpulse bekommt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.06.2019
Ich hasse dich - verlass mich nicht
Kreisman, Jerold J.;Straus, Hal

Ich hasse dich - verlass mich nicht


ausgezeichnet

ch kann nur jeder interessierten Person dazu raten, dieses Buch ist jeden Cent wert. Ganz egal, aus welchem Grund man sich über die Borderline-Persönlichkeitsstörung informieren möchte, ob man selbst betroffen ist und/oder Angehörige/r oder Therapeut/in in Ausbildung ist, dieses Buch führt auf eine leicht verständliche Art und Weise in die Gedanken- und Lebenswelt von Betroffenen ein und hilft dabei, sie besser zu verstehen. Mit anderen Worten: Es macht verständlich, was teilweise geradezu unverständlich erscheinen mag. Bevor ich dieses Buch vor mehreren Jahren gefunden habe, hatte ich bereits mehrere andere Ratgeber zum Thema gelesen, die zwar alle irgendwie an der Oberfläche kratzten, aber nicht so umfassend waren wie das vorliegende Werk.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.06.2019
Wenn Haß und Liebe sich umarmen
Gneist, Joachim

Wenn Haß und Liebe sich umarmen


ausgezeichnet

Es ist nun schon vier Jahre her, dass ich dieses Buch gelesen habe, aber ich finde es nach wie vor großartig! Man merkt auf jeder Seite, dass Herr Gneist auf eine reichhaltige Erfahrung als Psychotherapeut zurückgreifen kann. Zusammen mit "Ich hasse dich - verlass mich nicht" ist "Wenn Haß und Liebe sich umarmen" in meinen Augen eine sehr gute Kombination und vereint die womöglich besten Quellen in deutscher Sprache zum Thema Borderline-Persönlichkeitsstörung. Auch als Nicht-Betroffener wird einem nach der Lektüre so einiges klar und es fällt leichter, Verständnis für die Verhaltens- und Erlebenswelten von Betroffenen aufzubringen.

Bewertung vom 29.06.2019
Doktorspiele

Doktorspiele


sehr gut

Als ich den Film im Fernsehen geschaut habe, hatte ich angesichts des Titels zunächst die Befürchtung, es handelte sich um einen Schweighöfer-/Schweiger-Film, doch ich wurde dann positiv überrascht. "Doktorspiele" ist, wie die Beschreibung auf dieser Seite bereits zeigt, kein tiefgründiger Film, aber den Anspruch erhebt er auch gar nicht. Es ist eine sehr nett gemachte Komödie mit romantischen Elementen. Die Handlung ist zwar stellenweise sehr vorhersehbar und manche Charaktere, wie Andis Mutter, sind auch echt nervig (was sie vermutlich auch sein sollen), aber für eine deutsche Produktion wirken alle Darsteller seltsam unverkrampft und locker. Aus den Produktionen der anfangs genannten Darsteller/Regisseure hätte ich da Anderes erwartet, aber selbstverliebte Hauptdarsteller sucht man hier vergebens. "Doktorspiele" ist eine Teenie-Komödie, die man sich gut und gerne in entspannter Atmosphäre anschauen kann, egal ob allein oder mit Partner/in.

Bewertung vom 29.06.2019
Vielleicht lieber morgen

Vielleicht lieber morgen


sehr gut

Ich habe den Film mehrfach im Free-TV angesehen und schaue ihn auch so immer wieder gerne. "Vielleicht lieber morgen" (Originaltitel: "The perks of being a wallflower") handelt von den Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens als Außenseiter. Wie schon in anderen Rezensionen beschrieben, ist die Besetzung absolut gelungen und auch wenn es einige traurige Stellen gibt, wechseln sie sich doch - neben allen Schwierigkeiten der Protagonisten - auch mit witzigen Elementen ab.