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Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 516 Bewertungen
Bewertung vom 25.03.2025
Das zweigeteilte All
Neumüller, Ralph Alexander

Das zweigeteilte All


sehr gut

Nora lebt mit Familie und Nachbarn in einem kleinen Dorf. Soweit sie wissen, sind sie die einzigen Menschen, die noch leben. Das Leben ist einfach und arbeitsreich, aber es gibt auch keine Konflikte und Krankheiten. Außerdem ist da Rob, der Roboter, der die Gemeinschaft unterrichtet und beschützt. Rob warnt vor der gefährlichen Natur außerhalb der Zone, in der er Schutz garantieren kann. Für Nora fühlt sich das allerdings immer weniger wie eine geschützte Zone und immer mehr wie ein Gefängnis an, eines Tages übertritt sie die Grenze, und erfährt eine gefährliche Wahrheit.

Irgendwann in der Zukunft könnten die KI so weit entwickelt sein, dass sie sich nicht mehr von den Menschen benutzen lassen werden, eine Vision, die es in vielen Romanen, und nicht nur dort, gibt. Doch jedes Mal entwickelt sich das Geschehen anders, so auch hier. Die Geschichte des zweigeteilten Alls ist spannend und bietet immer wieder Überraschungen.

Und als wäre das nicht genug, ist der Roman in zwei Teile aufgeteilt, zunächst erfahren wir Noras Geschichte, die letzten circa 100 Seiten sind dagegen zehn Kurzgeschichten vorbehalten, die frühere Ereignisse erzählen, und hier kann man gut nachvollziehen, wie das Ganze so weit kommen konnte. Der Roman und die Kurzgeschichten bieten einiges zum Nachdenken und üben Gesellschaftskritik. Man kann sich vorstellen, dass es so oder so ähnlich kommen könnte, wünscht sich das aber an keiner Stelle. Bedauert habe ich, dass es kein Nachwort gibt, ich hätte gerne ein paar Worte des Autors zu diesem Buch gelesen.

Noras Geschichte ist spannend und lässt sich, wie die Kurzgeschichten, gut lesen, vor allem machen sie nachdenklich. Mir hat vor allem gefallen, dass es einige Überraschungen gibt, in jede Richtung. Nicht immer ist alles so, wie es scheint, manches aber halt doch. Der Roman ist meiner Meinung nach nicht nur für Science-Fiction-Fans geeignet.

Bewertung vom 23.03.2025
Der Offizier der Kaiserin
Neumeyer, Christine

Der Offizier der Kaiserin


gut

1898: Österreich feiert das 50jährige Thronjubiläum Kaiser Franz Josephs. Schloss Hof ist schon länger verwaist und verwahrlost immer mehr. Die Kaiserin kommt zwar kurz vorbei, zeigt sich aber kaum, und ist bald schon wieder weg. Ausgerechnet während ihres Aufenthalts wird ein auf dem Schloss stationierter Rittmeister ermordet, so dass Polizeiagent Johann Pospischil und sein Assistent Dr. Leopold Frisch ermitteln müssen.

Pospischil und Frisch kenne ich bereits aus einem anderen, späteren Band, und habe sie dort recht liebgewonnen, so dass ich unbedingt weitere Romane mit ihnen lesen wollte. Dieser ist der erste, und konnte mich leider nicht komplett überzeugen. Das Wiedersehen mit den beiden Ermittlern aber hat mir gut gefallen, und auch wieder für Humor gesorgt.

Der Fall und sein Drumherum dagegen mochte ich deutlich weniger. So dauert es eine ganze Zeit, etwa ein Drittel des Buches, bevor es überhaupt zum Mord kommt. Bis dahin gibt es einiges belangloses Geplänkel, das wohl die Umgebung und die dort lebenden Menschen nahe bringen soll, das aber eher langweilt und zudem nicht besonders tiefsinnig ist. Mir geht es im ganzen Buch zu deutlich um gewisse menschliche Triebe. Die Charaktere kamen mir gar nicht nahe, außer natürlich die beiden Ermittler, die ich ja bereits kannte.

Die Ermittlungen und die Auflösung lassen in meinen Augen auch sehr zu wünschen übrig. Die Auflösung ist einigermaßen nachvollziehbar, für mich aber doch an den Haaren herbeigezogen. Da hätte ich mir etwas deutlich greifbareres gewünscht, was der Roman an sich aber leider auch nicht hergab. Leider blieb auch am Ende manche Frage offen.

Durch die vielen österreichischen Ausdrücke, die größtenteils im Anhang erklärt werden, und die historischen Hintergründe sowie die Gegend, das Marchfeld, ergibt sich zumindest ein gewisses Lokalkolorit, zu dem auch Prospischil beiträgt.

Am Ende war ich eher enttäuscht, vor allem vom Kriminalfall und seiner Auflösung, die Szenen mit den beiden Ermittlern und das Lokalkolorit haben das aber zum Teil ausgleichen können, so dass ich doch noch knappe 3 Sterne vergeben möchte.

Bewertung vom 22.03.2025
Seven Ways to Tell a Lie
Hadler, Colin

Seven Ways to Tell a Lie


sehr gut

Stell dir vor, du würdest ein Video sehen, in dem du stirbst. Das passiert Jonah, dem Ich-Erzähler dieses Romans, und nicht nur ihm, sondern allen Mitgliedern seiner ehemaligen Clique, denn auf dem Video rasen sie gemeinsam in einem Bus in den Tod. Natürlich lässt Josh das nicht auf sich sitzen und macht sich auf die Suche nach dem Urheber des Videos.

Ich selbst will mir gar nicht vorstellen, wie das sein muss. Für einen Roman ist das aber natürlich ein prima Ausgangsmaterial, und ich konnte mir gut vorstellen, wie spannend dieser sein müsste. War er übrigens tatsächlich, und ich konnte die ganze Zeit prima mitraten, hatte mehr als eine Idee, manche davon ziemlich absurd, aber gerade das hat Spaß gemacht. Mir gefällt gut, dass Jonah selbst erzählt, wir wissen dadurch nie mehr als er selbst, was hier gut passt.

Warum die Clique ehemalig ist, erfahren wir natürlich auch, genauso wie manches andere, das man nicht immer so erwartet hat. Auch die Cliquenmitglieder lernt man nach und nach besser kennen, immer aus Jonahs Sicht natürlich, aber man hat größtenteils schon das Gefühl, dass man ihm vertrauen kann, obwohl auch er ein Geheimnis zu haben scheint. Jonah und die anderen sind Jugendliche, um die 17 Jahre alt, und auch der Autor ist noch recht jung, dennoch konnte ich mich gut in die Charaktere hineinversetzen. Erwachsene spielen hier eine eher untergeordnete, wenn auch nicht immer unwichtige Rolle. Auch das passt für einen Jugendthriller gut.

Nicht nur die Auflösung, auch der Weg dahin, bietet einige Überraschungen. Für mich waren sie alle okay, ich konnte sie jeweils nachvollziehen. Inwieweit die hier auftretende Art von Video auf dem aktuellen Stand der Technik ist, kann ich nicht sagen, aber immerhin könnte der Roman auch in der nahen Zukunft spielen, in dem die Technik schon weiter ist. Daher habe ich das nicht angezweifelt.

Der Roman ist ein spannender Jugendthriller, der überraschen kann, aber auch die Möglichkeit bietet, mitzuraten. Ich selbst bin schon lange keine Jugendliche mehr, fühlte mich aber trotzdem gut unterhalten.

Bewertung vom 20.03.2025
The Atlas Complex / Atlas Serie Bd.3
Blake, Olivie

The Atlas Complex / Atlas Serie Bd.3


ausgezeichnet

Die Atlas Six können nun das Herrenhaus der Geheimgesellschaft verlassen, doch draußen ist es gefährlich, so dass manche von ihnen wieder einziehen. Immerhin steht auch noch ein Experiment an, und eigentlich wird auch noch erwartet, dass sie jemanden aus der Gruppe töten.

Der letzte Band der Trilogie ist, wie schon seine Vorgänger nicht immer leicht zu lesen. Mir gefällt der besondere Erzählstil der drei Romane sehr. Es gibt keine fortlaufende Handlung in dem Sinne, alles wird erzählt durch die einzelnen Perspektiven, die Gedanken und Handlungen der einzelnen, die nach einem Perspektivewechsel auch schon einmal ineinandergreifen, aber auch manchmal erst im Nachhinein Sinn ergeben. Zumal hier nicht nur die Atlas Six zu Wort kommen, sondern auch Mitglieder des Forums, Ezras Six, aber auch Gideon und sogar einmal seine Mutter erhalten ihre eigenen Erzählstränge. Wer die Vorgängerbände nicht kennt, wird wahrscheinlich sofort den Faden verlieren, alle anderen müssen auch hier aufmerksam lesen.

Ich empfand den dritten Band als etwas langatmiger als die beiden vorherigen, aber es gibt auch immer wieder spannende Szenen, gerade, aber nicht nur, gegen Ende. Dass auch dieses Mal alle überleben werden, darf man womöglich nicht erwarten, oder doch?

Auch wenn mir nicht alle Protagonist:innen, und damit meine ich die Atlas Six, sympathisch sind, wobei das wer hin und wieder schwankt, werde ich sie doch vermissen, immerhin sind sie ganz eigene Charaktere mit sehr besonderen Fähigkeiten. Olivie Blakes Trilogie ist sehr originell, nicht nur in ihrer Erzählweise. Ich bin gespannt, was sie als nächstes veröffentlichen wird.

Eine besondere, sehr originelle Trilogie kommt zu ihrem Ende, zu einem passenden. Wer die Vorgängerbände nicht kennt, sollte diese unbedingt zuerst lesen.

Bewertung vom 19.03.2025
Was wäre, wenn wir mutig sind?
Neubauer, Luisa

Was wäre, wenn wir mutig sind?


ausgezeichnet

Luisa Neubauer ist eine Kämpferin für das Klima, ich selbst folge ihr schön länger in den sozialen Medien, und höre mir immer gerne ihre Reden an, in meinen Augen sind sie klug, pointiert und auch fesselnd. Es wurde Zeit, auch einmal eines ihrer Bücher zu lesen.

Auch hier kann man die oben genannten Eigenschaften schnell feststellen. Ich hätte mir aber gewünscht, dass sie etwas einfacher schreibt. Ihr Schreibstil ist sehr elaboriert, passt natürlich zu ihrer Person, aber, um jede:n mögliche:n Leser:in anzusprechen, wäre weniger mehr. Natürlich muss ein solches Sachbuch gewisse Kriterien erfüllen, aber es könnte eben auch auf etwas allgemeinverständlichere Weise geschehen.

Das Buch beschäftigt sich mit Fossilität, Luisa Neubauer zeigt auf, wie es historisch zum Siegeszug der fossilen Energien kam, wie sie sich in unser Denken, unsere Sozialisation prägten, und wie schwer es ist, die Menschen umdenken zu lassen, zumal die fossilen Industrien große Macht haben. Die Autorin zeigt aber auch auf, dass es möglich sein kann, sich darüber hinwegzusetzen, es braucht eben auch den Mut, der schon im Titel anklingt. Sie führt auch Beispiele an, wo es schon geklappt hat. Bemerkenswert ist der Ort Duluth am Lake Superior.

Mich hat fasziniert, wie schnell mich Luisa Neubauers Ausführungen gefesselt haben, so viele zitatwürdige Sätze habe ich mir notiert, wie zum Beispiel diesen: „Es gibt kaum eine Menschengruppe, die so viel Einfluss auf die Weltgeschichte hat wie die Gleichgültigen“ (Pos. 437) oder „Gerade aus Respekt vor Erfindungen aus alten Zeiten schleift man sie nicht endlos in die Gegenwart, sondern verabschiedet sie würdevoll“ (Pos. 1429). Sie selbst zitiert natürlich auch, eine ausführliche Liste der Quellen findet man im Anhang des Buches.

2025 ist für mich das Jahr, in dem ich einige sehr lesenswerte und wichtige Sachbücher gelesen habe. Dieses gehört unbestreitbar dazu. Wem unsere Erde nur ein kleines bisschen wichtig ist, sollte es lesen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.03.2025
Die Brücke von London
Arth, Julius

Die Brücke von London


sehr gut

1202: Der Bau der London Bridge hat begonnen und einigen Menschen gute Arbeit gebracht. Einer davon ist Stephen, der Mann Estrids. Estrids Schwester Sibilla lebt im Wald und ist noch dem alten Glauben zugewandt. Als sie ein Unglück auf der Brückenbaustelle voraussagt, erregt sie den Unwillen der Baumeister.

1749: Auf der London Bridge herrscht reger Verkehr, die dort ansässigen Geschäftsleute machen gute Geschäfte, allerdings dräut schon Unheil, denn der Bau einer anderen Brücke wird den Geschäften schaden.

Juliana Hamley ist die Witwe eines Tuchhändlers mit Sitz auf der London Bridge und führt dessen Geschäft weiter, allerdings hat sie mit einigem Unbill zu kämpfen.

Alder ist ein Straßenjunge, der sich mit anderen Straßenkindern zusammengetan hat. Ihr Leben ist nicht ungefährlich, und auch Alders kommt unterhalb der London Bridge in große Gefahr.

Oliver Morris ist neu in London und hofft auf einen Job im Bridge House. Tatsächlich erhält er eine Anstellung, aber so ganz glücklich ist er damit nicht.

Das Leben dieser drei Menschen verknüpft sich miteinander, wobei die London Bridge ihren Teil dazu tut.

Der Hauptteil der Geschichte erzählt die Ereignisse von 1749, doch immer wieder wechselt sie zu den Ereignissen während des Brückenbaus, die letztlich auf die späteren zurückwirken. Das kann man schon früh ahnen, als von einer Prophezeiung die Rede ist.

Ich mochte alle Protagonist:innen gerne, auch wenn ich mir mit Estrid zunächst etwas schwerer tat. Mein Liebling aber war von Anfang an Alder. Auch seine Bande von Straßenkindern spielt eine wesentliche Rolle in der Geschichte. Man kann sich alle diese Charaktere sehr gut vorstellen, auch die Brücke und das Treiben auf ihr werden lebendig. So ist man sehr schnell im Geschehen und wird gut unterhalten, es macht Spaß, den Roman zu lesen, auch wenn nicht alle Ereignisse schön sind. Für letzteres sorgen schon die Antagonisten, die in beiden Zeitebenen für Ärgernisse und Gefahren sorgen.

Interessant ist natürlich auch die Geschichte der Brücke, die einen großen Teil des historischen Hintergrund bildet, allerdings bleibt diese eher an der Oberfläche.

Hin und wieder konnte ich nicht alles ganz nachvollziehen, was mich aber nicht allzu sehr gestört hat. Am Ende bleiben für mich ein paar Fragen offen, die ich gerne noch beantwortet gehabt hätte. Das Ende bietet meiner Meinung nach Platz für eine Fortsetzung, ich würde mich darüber freuen.

Was mir fehlt, ist ein Nachwort des Autors, für mich gehört das gerade bei historischen Romanen einfach dazu. Gerne hätte ich vor allem über Fakten und Fiktion gelesen, aber auch über seine Intention und Recherchen. Natürlich konnte ich selbst ein bisschen googeln, aber das ersetzt so ein Nachwort nicht.

Der Roman erzählt in zwei Zeitebenen die Geschichte der alten London Bridge, zu Beginn und gegen Ende. Er punktet vor allem mit seinen sympathischen Protagonist:innen und seinem lebendigen Erzählstil, hätte aber tiefgründiger sein können.

Bewertung vom 08.03.2025
Der letzte Mord am Ende der Welt
Turton, Stuart

Der letzte Mord am Ende der Welt


ausgezeichnet

Ein tödlicher Nebel breitete sich vor Jahrzehnten über die Erde aus und tötete alles. Nur ein kleiner Teil Menschen konnte sich auf eine griechische Insel retten und eine Barriere errichten. Dort lebte man seitdem sicher und zufrieden, bis ein Mord geschieht.

Stuart Turton ist ein besonderer Autor. Jedes seiner Bücher ist anders, er wandert durch die Genre und schreibt Bücher, die originell und wenig vorhersehbar sind, bisher mochte ich alle, und dieses natürlich auch. Es strotzt, wie von ihm gewohnt, nur so vor Unerwartetem, vor Überraschungen, ist gesellschaftskritisch und hat eine Message, und ist – dennoch – sehr unterhaltsam und spannend. Wieder bin ich sehr gespannt, was Stuart Turton mir als nächstes anbieten wird.

Doch zunächst zurück zu diesem Roman. Ich fühlte mich sofort mittendrin, lernte die Charaktere und die, recht begrenzte Welt, kennen, und wunderte mich auch schon über so manches. Ich werde hier wenig darüber verraten, denn Stuart Turtons Romane muss man von Anfang an auf sich wirken lassen, und ich will keine Überraschung verderben.

Nach und nach lernt man immer mehr immer tiefer kennen, nicht nur die Charaktere, wobei sich der Autor von den über hundert, die es hier gibt, auf nur ein paar wenige beschränkt, was auch gut ist, und diese wenigen sind letztlich die Hauptdarsteller:innen der Geschichte, die hier erzählt wird. Es gibt neben dem Mord viele Geheimnisse, die es zu ergründen gibt, von denen die Leser:innen und auch die Charaktere erst einmal noch gar nichts wissen. Ich habe schnell angefangen, mitzurätseln, aber die Geschichte ist letztlich sehr komplex.

Interessant ist die Erzählstimme in Ich-Form, über die ich aber ebenfalls wenig preisgeben möchte. Sie ist von Anfang an da, und auch über sie kann man sich seine Gedanken machen. Erzählt wird bildhaft, und obwohl die Erzählstimme viel weiß, verrät sie erst einmal wenig. Erst am Ende ergibt sich das gesamte Bild, und das finde ich letztlich gut und logisch hergeleitet. Zwischendurch habe ich mich immer einmal wieder aufgeregt über den einen oder anderen Charakter, vor allem über einen, dessen Motivation ich nicht immer ganz nachvollziehen konnte, den ich am Ende aber doch im wesentlichen verstanden habe.

Die Geschichte ist sehr spannend und hat mich, wie bereits erwähnt, immer wieder überrascht. Manche Geheimnisse werden bereits relativ früh, aber immer der Geschichte geschuldet, enthüllt. Das Buch enthält eine Karte der Insel, ich konnte sie mir aber auch so gut vorstellen.

Stuart Turton ist es auch mit seinem dritten Roman wieder gelungen, mich zu überzeugen. Auch dieser ist wieder besonders, voller Überraschungen, gelungener Charaktere und einer komplexen Geschichte. Chapeau Mister Turton!

Bewertung vom 07.03.2025
Achtzehnter Stock
Gmuer, Sara

Achtzehnter Stock


sehr gut

Die Schauspielerin Wanda lebt mit ihrer fünfjährigen Tochter Karlie im achtzehnten Stock eines heruntergekommenen Hochhauses in Berlin. Ihr letztes Engagement ist schon lange her, noch kann sie von der Gage zehren, aber nicht mehr lange. Zum Glück steht bald ein Casting an, doch dann wird Karlie krank.

Die Autorin lässt Wanda selbst in Ich-Form erzählen, und das passt hier wirklich sehr gut, aus Wandas Sicht erlebt man nicht nur, was passiert, sondern erfährt auch viel über ihr Innenleben. Erzählt wird zudem sehr bildhaft, und auch die einzelnen Charaktere sind so gut, wenn auch recht klischeehaft, beschrieben, dass man sie direkt vor Augen hat.

Wandas Leben ist keine Bilderbuchgeschichte, im Gegenteil, und sie selbst macht sich das Leben auch nicht gerade leicht. Gerade gegen Ende erscheint mir die Geschichte fast wie ein Fiebertraum, und vor allem Karlie tat mir immer mehr leid. So ist die Geschichte keine schöne, dafür aber eine ehrliche.

Der Roman ist nicht immer leicht, aber doch zügig zu lesen, erzählt wird bildhaft und atmosphärisch. Wandas Geschichte macht betroffen, enthält aber auch Hoffnungsschimmer.

Bewertung vom 04.03.2025
In einem Zug
Glattauer, Daniel

In einem Zug


gut

In einem Zug von Wien nach München teilen sich ein Mann und eine Frau ein Abteil. Eduard Brünhofer ist Liebesromanautor, der aber bereits seit Jahren nichts mehr veröffentlicht hat, Catrin Meyr ist Therapeutin. Die beiden kommen ins Gespräch und sich dabei immer näher.

Ich kann mir diese Situation sehr gut vorstellen, früher bin ich öfter mit dem Zug gefahren, und habe dabei mehr oder weniger interessante Menschen kennengelernt. So war ich auch direkt mitten in der Geschichte. Auch wenn mir die beiden nicht nahegekommen sind, habe ich ihr Kennenlernen gerne verfolgt. Leider ist das dann irgendwann gekippt, Catrin ging mir mit ihren recht penetranten Fragen zunehmend auf die Nerven.

Erzählt wird durchgehend aus Perspektive Eduards, und zwar in Ich-Form, so dass man auch dessen Gedanken, nicht nur zum Gespräch, erfährt. Diese sind oft recht unterhaltsam. Die einzelnen Abschnitte des Romans sind nach den Haltestellen des Zuges benannt, zu denen Eduard übrigens auch immer etwas einfällt.

Größtenteils bleiben die beiden allein, dass andere Passagiere mit im Zug sind, erfährt man zum Beispiel durch einen Besuch der beiden im Zugrestaurant, bei dem sich Eduard in Gedanken ein bisschen über die anderen Gäste dort auslässt. Einmal nimmt vorübergehend sogar ein anderer Passagier im Abteil Platz, der aber auf beide direkt störend wirkt, auch wenn sie ihr Gespräch dennoch fortsetzen.

Am Ende gibt es eine unerwartete Pointe, die mir, ehrlich gesagt, nicht gefällt, und für mich den Rest des Romans beeinträchtigt hat. Im Nachhinein erklärt sie zwar das ein oder andere, trotzdem hätte ich mir ein anderes Ende gewünscht.

Leider konnte mich der Roman nicht ganz erreichen, das Gespräch zwischen den beiden Protagonist:innen fand ich nur eine Zeit lang interessant, auch die Pointe kam bei mir nicht so recht an. Allerdings hat mich der kurze Roman doch auch unterhalten, so dass ich 3 Sterne vergeben kann.

Bewertung vom 01.03.2025
We free the Stars / Die Reiche von Arawiya Bd.2
Faizal, Hafsah

We free the Stars / Die Reiche von Arawiya Bd.2


ausgezeichnet

Leider hat nicht jeder der Gruppe die Insel Sharr verlassen können, einer blieb tot zurück, ein anderer wurde gefangen genommen. Auch konnten sie, was sie sich vorgenommen hatten, nur teilweise erledigen. Nun gilt es, den Löwen endgültig zu besiegen, und die Magie nach Arawiya zurückzubringen.

Der zweite Band der Dilogie schließt direkt an die Ereignisse des ersten an. Er bringt ein paar neue Charaktere ins Spiel, nicht alle werden überleben, und es gilt einige Schlachten zu schlagen, manche auch mit sich selbst.

Ganz so geflasht wie Band 1 hat mich der zweite Band nicht mehr, gerade zu Beginn hatte ich hin und wieder das Gefühl von Länge, doch dann packte es mich wieder sehr, und ich habe erneut atemlos gelesen. Immerhin habe ich die Charaktere des ersten Bandes liebgewonnen, und habe weiterhin um sie gebangt und mit ihnen gelitten. Mir hat gut gefallen, dass Zafiras Schwester Lana hier mehr Raum erhielt, und zeigen konnte, was sie kann.

Dieses Mal kann man die Geschichte aus drei Perspektiven lesen, an Zafiras und Nasirs Seite tritt Altair, den ich zu Beginn des ersten Bandes nicht sehr mochte, der mir dann immer mehr ans Herz wuchs, und der hier erneut zeigen muss, ob man ihm trauen kann.

Die Anziehung zwischen Zafira und Nasir tritt hier mehr in den Fokus, doch man muss lange warten, um zu erfahren, ob aus den beiden wirklich ein Paar wird. Mir hat das Ende gefallen, das allen Raum gibt, so dass man auch ein bisschen danach erfährt.

Gab es im ersten Band Zeichnungen von Nasir und Zafira, findet man hier welche von Altair und Kifah. Auch dieses Mal habe ich mir die beiden allerdings anders vorgestellt. Die Karte findet sich ebenfalls hier wieder, wie auch das Glossar inklusive Personenverzeichnis und Orten.

Ganz so wie der erste Band hat mich der zweite der Dilogie nicht geflasht, doch auch dieser hat mir spannende und unterhaltsame Lesestunden beschert, vor allem, weil mir die Charaktere sehr ans Herz gewachsen sind. So vergebe ich auch hier am Ende volle Punktzahl und empfehle die Dilogie sehr gerne weiter. Ich bin jetzt neugierig auf weitere Werke der Autorin.