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MiriamKlee

Bewertungen

Insgesamt 24 Bewertungen
Bewertung vom 01.11.2019
Der Lehrmeister / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.2
Pötzsch, Oliver

Der Lehrmeister / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.2


ausgezeichnet

Nachdem mir Goethes Faust tatsächlich gut gefallen hat, war ich auf den Roman um die historische Gestalt Johann Faustus wirklich gespannt und wurde nicht enttäuscht.
Pötzsch Beschreibung des Mittelalters kam mir sehr realistisch vor und nicht wie der teilweise sonst vorkommende verklärende Kitsch. Trotzdem hat das Buch natürlich auch ein bisschen das Übernatürlich und Mystische zum Thema, aber ohne ins Fantastische abzudriften. Die Grenze zwischen dem damals herrschenden Aberglauben und dem, was tatsächlich nicht von dieser Welt ist, sind fließend und machen die Geschichte noch spannender.
Die Hauptfiguren Johann, sein Adlatus Karl und seine Ziehtochter Greta sind toll ausgearbeitet und man fiebert wirklich mit ihrem Schicksal mit.
Sehr gut gefallen hat mir auch, wie historische Ereignisse eingeflochten wurden.
Ich habe "Der Lehrmeister" gelesen, ohne den ersten Band zu kennen. Das ging ganz gut, da Oliver Pötzsch immer wieder Referenzen zum ersten Buch einstreut, im Nachhinein würde ich jedoch zuerst "Der Spielmann" lesen, um wirklich alle Hintergründe zu kennen.
Für ein verregnetes Wochenende ist das Buch in jedem Fall zu empfehlen.

Bewertung vom 28.10.2019
Ein anderer Takt
Kelley, William Melvin

Ein anderer Takt


ausgezeichnet

Alle schwarzen Bewohner eines Südstaaten Ortes verlassen ihre Häuser und Felder, die zurück bleibenden weißen Einwohner stehen vor einem Rätsel. Alles scheint mit einer alten, vermutlich übertriebenen, Geschichte eines übermenschlich starken Afrikaners zu tun zu haben, der auf einem Sklavenschiff in die Stadt gebracht worden war und nach seiner Flucht vom Sklavenmarkt die Sklaven in der Stadt befreit.
Der Leser steht vor dem gleichen Rätsel wie die weißen Bewohner und man möchte unbedingt wissen, was der Grund für den Exodus ist. Genauso, wie die Geschichte des Afrikaners weitergeht und was es mit dem kleinen Kind auf sich hat, dass er immer bei sich hat.
Eine tolle literarische Wiederentdeckung, ein Buch über eine Zeit, in der es als normal betrachtet wurde, Menschen zu besitzen und nach Gutdünken zu kaufen und zu verkaufen.

Bewertung vom 21.10.2019
Menschen neben dem Leben
Boschwitz, Ulrich Alexander

Menschen neben dem Leben


ausgezeichnet

Boschwitz‘ Zeitgemälde Berlins der 20er Jahre ist ein einmaliges Stück Literatur.
Die Figuren seines Romans sind lebensecht und real, jede mit ihren größeren oder kleineren Fehlern, aber auch mit ihren eigenen tragischen Geschichten. Es gibt weder richtige Helden noch Bösewichte, sondern Menschen, die aus verschiedenen Gründen am Boden der Gesellschaft angekommen sind.
Boschwitz gibt mit seinem Roman den Menschen, die aus der „normalen“ Gesellschaft herausgefallen sind eine Stimme und ein Gesicht.
Der Roman hat meiner Meinung nach auch nichts an Aktualität eingebüßt. Auch heute werden Personen ausgegrenzt, die nicht der Norm entsprechen und allzu leicht geht man davon aus, das jeder, der am unteren Ende der Gesellschaft angekommen ist, das alleine zu verantworten hat.

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