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Benutzername: 
Pink Anemone
Wohnort: 
Wien
Über mich: 
www.pinkanemoneblog.wordpress.com

Bewertungen

Insgesamt 69 Bewertungen
Bewertung vom 14.11.2017
SUICIDE FOREST (Die beängstigendsten Orte der Welt)
Bates, Jeremy

SUICIDE FOREST (Die beängstigendsten Orte der Welt)


weniger gut

Nach mehreren positiven Meinungen und Empfehlungen zu diesem Buch ging ich mit entsprechend hohen Erwartungen ans Lesen und ich muss leider sagen - NOPE! Kann ich keineswegs nachempfinden.
Möglich, daß ich die falschen Erwartungen hatte, denn nach dem Lesen des Klappentextes, aufgrund des Covers und auch wegen der Genre-Zuordnung, versprach ich mir einen Horror-Roman, der mich vor Angst ins Höschen machen lässt. Was sich mir dann offenbarte ist schwer zu beschreiben, aber Horror ist es definitiv nicht, wenn dann eher ein Thriller, wobei ich mir auch hierbei nicht sicher bin. Aber erstmal auf Anfang.

Der Roman beginnt wie so viele amerikanische Horrorsplatter - eine Gruppe von Leuten geht in einen Wald wandern, verirrt sich und unheimliche Dinge geschehen, wobei hier nicht wirklich etwas unheimliches passiert, außer man findet es unheimlich wenn sich einer erhängt. Im Grunde passiert hier seeeehr lange nichts.
Der Erzähler und Hauptprotagonist Ethan erzählt während der Waldwanderung von seinen Eindrücken und seiner Vergangenheit...vor allem von seiner Vergangenheit, welche jedoch auch nicht wirklich interessant ist. Dabei lernt man die übrigen Charaktere kennen, so am Rande...irgendwie. Denn trotzdem bleiben diese die ganze Story über blass und nicht wirklich greifbar. Selbst bei Ethan wusste ich nicht was ich von ihm halten soll. Aufgrund dessen gibt es auch nicht wirklich Sympathieträger in diesem Roman. Im Gegenteil. Die einzigen zwei weiblichen Wesen waren derartig nervig, daß ich sie am liebsten quer durch das Buch geklatscht hätte. Das mag aber auch an der logikfreien Dialogführung und den oft nicht nachvollziehbaren Handlungen der Protagonisten liegen.
Dies war der hauptsächliche Grund, weshalb ich mehrmals aufhören musste zu lesen. Ein weiterer Grund waren die Fehler bezüglich Grammatik und Satzstellung. Hier sollte das Lektorat nochmals gründlich Korrekturlesen.

Erst ab der Seite 328 (!!) nimmt der Roman etwas an Fahrt zu, wobei mich das auch nicht wirklich vom Hocker reißen konnte. Kaum wurde es etwas spannend, schweift der Erzähler in seine Vergangenheit ab und erzählt einem etwas aus seiner Kindheit. Somit bricht jedes Mal die Spannung wie ein Kartenhaus in sich zusammen und konnte vom Autor nicht mehr aufgenommen werden.

Ebenso weist der Roman viele Parallelen zu "The Blair Witch-Project" auf, inkl. der baumelnden Holzkreuze, jedoch ohne Grusel und Gänsehaut. Der Autor scheint im Allgemeinen ein großer Fan von diversen Filmen zu sein, denn gegen Ende wird es immer skurriler. Eine Mischung aus einem schlechten Abklatsch von "The Grudge" gespickt mit Martial Arts-Einlagen. Der Autor scheint hier alles was ihm gerade so gefällt hineingepackt zu haben. Egal, ob es nun zur Story passt oder nicht und in dem Fall tut es das definitiv nicht. Die Logik wird hier vollends über Bord geworfen.

Das einzig Gute an dem Buch ist die Beschreibung des Settings und die Wahl des Settings selbst. Der Aokigahara-Wald, auch Selbstmordwald genannt, hat von Grund auf etwas unheimliches an sich und diese unheimliche und beklemmende Atmosphäre konnte der Autor wirklich gut einfangen und somit Bilder im Kopf des Lesers entstehen lassen.

Fazit:
Dieser Roman ist definitiv dem falschen Genre zugeordnet, denn ein Horror-Roman ist das nicht. Hier geschieht weder etwas Übernatürliches noch Gruseliges. Logikfehler und unterirdische Dialogführung wechseln sich ab und die Spannung bricht jedes Mal in sich zusammen.
Das skurrile Ende ist kaum zu ertragen und der Epilog vollends unnötig.
Die atmosphärische und bildhafte Beschreibung des Settings wertet diesen Roman jedoch ein wenig auf.
Daher kann ich von meiner Seite her leider nur eine geringe Leseempfehlung aussprechen und die nachfolgenden Teile dieser Reihe werde ich mir wohl ersparen.

© Pink Anemone

Bewertung vom 08.11.2017
Blutsbande / Krieger des Nordens Bd.1
Falk, David

Blutsbande / Krieger des Nordens Bd.1


ausgezeichnet

Eines gleich vorweg - für schwache Gemüter ist dieser High-Fantasy nichts, denn kaum schlägt man das Buch auf, befindet man sich schon in einem wilden Gemetzel. Und wenn bei David Falk gemetzelt wird, dann richtig.
Kampfszenen werden hier so bildhaft beschrieben, dass man fast meinen könnte man selbst stehe zwischen den Kriegern, hört das Kampfgebrüll und die Pfeile an den Ohren vorbeipfeifen. Hier könnte eine Kampfszene nicht lange genug sein, denn während sich bei so manch anderem High-Fantasy-Autor dabei Längen einschleichen, wird es bei David Falk von Seite zu Seite spannender bis man sich am Ende, wie die Krieger selbst, erschöpft zurücklehnt.

Doch dieser Fantasy-Epos beinhaltet nicht nur Kämpfe und Gemetzel, sondern auch einen ebenso spannenden Plot bei dem man den Hauptprotagonisten Seran begleitet. Dieser wurde einst als Kind, nach dem Krieg zwischen den Nordländern und dem Kaiserreich Theban, vom damaligen Heerführer adoptiert, fern von seiner Heimat als Thebaner erzogen und somit seinen Erinnerungen bezüglich seiner Herkunft beraubt. Nun soll er als Offizier wieder in den Norden marschieren und die aufmüpfigen Nordländer ein weiteres Mal unterwerfen.
Je tiefer er in seine ehemalige Heimat vordringt, umso größer werden seine Zweifel, dass dieser Krieg das Richtige ist. Die Fragen bezüglich seiner Herkunft und seiner Ahnen beschäftigen ihn immer mehr und er begibt sich schließlich auf Spurensuche. Was er auf dieser erfährt steigert seine innere Zerrissenheit und dann kommt der Punkt an dem er sich entscheiden muss, für wen er letztendlich in die Schlacht zieht.
Wie der Hauptprotagonist selbst, erfährt auch der Leser hierbei nur Stück für Stück etwas über dessen Vergangenheit, Herkunft und die Magie die in ihm wohnt.
Hier werden der fest verankerte Glaube der jeweiligen Stämme, sowie die Opferungen und Huldigungen an diese ebenso bildhaft wie auch authentisch beschrieben. Dies gibt dem Ganzen den letzten Schliff und bringt dem Leser diesen intensiven Götterglauben mit all seiner Magie näher und somit auch diese ganz spezielle Fantasy-Welt.
Dieser Roman weist dabei viele Parallelen zur germanischen Mythologie auf, sowie zu den einstigen Kämpfen zwischen den Römern und Nordländern. Im Fantasy-Genre ist dies nichts ungewöhnliches und doch schafft es der Autor hier etwas gänzlich Neues zu erschaffen.
Die Figuren sind durchwegs authentisch gezeichnet und lässt einen mit ihnen mitfiebern. Doch sollte man sich bei David Falk nicht zu sehr an gewisse Charaktere gewöhnen, denn bei ihm ist keiner vor dem Tode sicher. Dies verleiht der Geschichte die gewisse Würze und den ein oder anderen zusätzlichen Überraschungseffekt.

Der Schreibstil selbst ist flüssig, äußerst bildhaft und packend. Die Story wird mit jeder Seite rasanter, spannender und im letzten Abschnitt wird nochmal ordentlich an Tempo zugelegt. Langweilig wird es einem hier als Leser als nicht.

Fazit:
Mit dem Auftakt dieser neuen High-Fantasy-Reihe konnte mich David Falk ein weiteres Mal von sich überzeugen und begeistern.
Ein packender High-Fantasy aus dem man nur ungern wieder auftaucht und sich wünscht der 2. Teil würde schon vor einem liegen, um sofort wieder eintauchen zu können. Tolle Geschichte mit fantastischen Figuren und Spannung von Anfang bis Ende. Jedoch nichts für Zartbesaitete, denn hier wird auf sehr anschauliche Weise gemetzelt, wie es eben bei einem High-Fantasy-Roman nun mal ist. Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.09.2017
Alles muss versteckt sein
Lorenz, Wiebke

Alles muss versteckt sein


gut

Die Story beginnt in der Psychiatrie, nachdem bereits alles geschehen ist. Marie hat eines Nachts ihren Lebensgefährten Patrick auf brutalste Weise abgeschlachtet. Angeblich hat sie ihre Zwangsgedanken, an denen sie seit fast einem Jahr leidet, in die Realität umgesetzt. Von wegen denken ist nicht tun.
Nun sitzt sie in der geschlossenen Psychiatrie, ohne Erinnerung an die Tat selbst.
Durch die Einzel-Gesprächstherapie kommt sie dieser jedoch immer näher, bis schließlich der Arzt selbst am Tathergang zweifelt.

Ich erwartete mir einen Psychothriller vom Feinsten. Die Thematik nicht 08/15 und durchaus interessant. Es hapert jedoch an der Umsetzung, denn ein Thriller ist das definitiv nicht.

Man erhält aus der Sicht Maries Einblicke in ihre von brutalen Zwängen geprägte Gedankenwelt, welche wirklich nicht ohne ist. Erlebt mit ihr den Psychiatrie-Alltag und durch Rückblenden während der Gesprächstherapie rückt man der Tat immer näher.
Im Rahmen meines Psych.-Dipl. durfte ich, unter anderem, ein 3-monatiges Praktikum auf einer geschlossenen Akut-Station einer Psychiatrie absolvieren und somit kann ich durchaus behaupten, dass der Psychiatrie-Alltag, sowie der Einblick in die Welt einer an brutalen Zwangsgedanken Leidenden, sehr authentisch beschrieben werden.

Der Schreibstil ist flüssig und einfach gehalten und somit liest sich dieses Buch auch wirklich flott weg, jedoch will so gar keine Spannung aufkommen.
Die Story ist sehr durchschaubar und ich konnte mir rasch denken wer weshalb dahintersteckt.
In der Hoffnung, dass es jedoch ganz anders kommen würde und die Autorin mit einer überraschenden Wendung aufwartet, las ich jedoch weiter.
Die überraschende Wendung kam dann auch...irgendwie, denn meine Vermutungen wurden durchaus bestätigt. Diese kleine überraschende Wendung war jedoch so konstruiert und an den Haaren herbeigezogen, sodass ich nur "WTF" denken konnte.

Fazit:
Im Grunde ist dieser "Psychothriller" eine pathopsychlogische Persönlichkeitsstudie in einfacher Romanform. Diese Pathopsychologie wird authentisch beschrieben und ist auch durchaus interessant zu lesen. Dies ist meiner Meinung nach aber auch schon das Beste an diesem Roman.
Ansonsten - mehr als nur durchschaubare Story, keine Spannung, gegen Ende ein Abdriften in Nebensächlichkeiten und das Ende selbst..nun ja..es ließ mir die Haare zu Berge stehen, da es sowas von konstruiert war.
Von mir gibt es daher nur eine bedingte Leseempfehlung.

© Pink Anemone

Bewertung vom 23.08.2017
Schnitt!
Van de Laar, Arnold

Schnitt!


ausgezeichnet

Anhand kurioser Fälle, berühmter Patienten und/oder Ärzten, wird einem die Geschichte der Chirurgie näher gebracht.
Wie sehr sich dieses Handwerk im Laufe der Geschichte gewandelt hat - von einem nicht geachteten, von allen gefürchteten, aber notwendigen Handwerk, über Pioniere und Erfinder von damals belächelten, aber heute noch durchgeführten Operationen, bis hin zum Hightech OP und Mikrooperationen.

Dieses Sachbuch wendet sich hauptsächlich an Leser ohne Fachkenntnisse. Hier bedient sich der Autor nämlich einer auch für den Laien gut verständlichen Sprache. Auch einfaches Grundwissen wird hier gut erklärt, z. B.: was genau ist eine Entzündung, wie entsteht diese und was wird alles als Entzündung bezeichnet, oder wie setzt sich ein OP-Team zusammen, etc.
Selbst die Anatomie und die Evolution bezüglich dieser wird verblüffend einfach erklärt.
Selbst für mich als Krankenschwester, die jahrelang auf einer Traumatologie arbeitete, gab es Neues, aber vor allem Interessantes zu entdecken, bereits vergessenes Wissen wurde wieder aufgefrischt und das alles auf eine sehr unterhaltsame Art und Weise.
Arnold van de Laar schreibt nämlich nicht nur fesselnd und leicht verständlich, sondern auch mit Witz. Nicht selten lässt er Ironie und Sarkasmus einfließen.

Hier ein paar Beispiele behandelnder Themen:
- Die Fresssucht der Päpste und deren Folgen
- Johannes Paul II. - der meistoperierte Papst
- Wie sich ein Schmied in seiner Verzweiflung einen Blasenstein entfernte
- Das Attentat auf Kaiserin Sissi und ihr durchbohrtes Herz
- Beschneidungen und weshalb sie damals notwendig waren und heute im Grunde eine unnötige OP sind
- Krampfadern und wieso wir diese der Evolution zu verdanken haben
- Wieso man Königin Victoria für die Anästhesie dankbar sein sollte und weshalb durch sie die schwarzen Arztkitteln zu weißen wurden

und noch Vieles mehr.

Im Anschluß befindet sich ein Glossar, in dem die gängigsten med. Begriffe nochmals in alphabetischer Reihenfolge erklärt werden.
Ich hätte mir jedoch auch noch eine Auflistung berühmter Ärzte mit kurzer Erklärung in chronologischer Reihenfolge gewünscht.

Fazit:
Dieses Sachbuch über die Geschichte der Chirurgie hat mich nicht nur aufgrund interessanter Fakten und Kuriositäten unterhalten, sondern mich auch aufgrund des lockeren Plaudertons und der humorvollen Art des Autors fesseln können.
Ich hätte noch ewig weiterlesen wollen.
Ein Buch, welches ich jedem angehenden Mediziner, jeder zukünftigen Pflegekraft und/oder allen Medizin- und Geschichtsinteressierten ans Herz legen möchte.
Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 23.08.2017
Der Näher / Martin Abel Bd.3
Löffler, Rainer

Der Näher / Martin Abel Bd.3


ausgezeichnet

Dies ist der 3. Teil der Martin Abel-Reihe von Rainer Löffler, welcher jedoch auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden kann.

Nach seinem letzten Fall benötigte der Fallanalytiker Martin Abel Abstand und Entspannung. Zumindest aus der Sicht seines Vorgesetzen und Schwiegervaters in Spe Frank Kessler. Daher ist Abel nun Dozent für Fallanalyse. Doch für ihn ist dies alles andere als Entspannung Psychologen und Beamte seine Arbeitsweise zu erklären, denn er arbeitet eher auf unkonventionelle Art und verlässt sich zusätzlich noch auf sein Bauchgefühl.
Der brummige Fallanalytiker mit schwarzen und vor Sarkasmus triefenden Humor ist noch brummiger als sonst. Geregelte Arbeitszeiten und eine ruhige Kugel schieben sind nichts für ihn.
Als ihn dann Frank Kessler auch noch nach Gummersbach schickt, um an Vermisstenfällen zu arbeiten, die eigentlich schon als Cold Case angesehen werden, ist Abels Stimmung endgültig im Keller.
Doch wo Abel auftaucht sind abartige und perverse Serienkiller nicht weit. So auch hier, denn es dauert nicht lange und die erste Leiche kreuzt Abels Weg. Alles führt zum Anderen und plötzlich sind diese harmlosen Vermisstenfälle überhaupt nicht mehr so harmlos und selbst für Abel scheint sich das Tor zur Hölle zu öffnen. Denn dieser vor sich hin wütende Serienkiller ist an Pathopsychologie und Grausamkeit nicht zu übertreffen.
Seine Opfer - schwangere Frauen, sein Ziel - sie zu "öffnen", sein Motiv - eine unaussprechliche Mission.

Für schwache Nerven ist dieser Thriller definitiv nichts. Selbst ich, die schon einiges an Thriller- und Horrorgrausamkeiten gewohnt ist, musste ein paar Mal anständig schlucken.
Aber so grausam und morbid es hier zugeht, so spannend und packend ist dieses Buch aus. Und ich finde der Autor hat hier genau die richtige Mischung davon getroffen.
Der Schreibstil ist genauso flüssig und packend wie die Story selbst, der Plot durchdacht und die Auflösung hält noch eine deftige Überraschung parat. So mag ich es und so liebe ich es.
Auch im dritten Teil der Martin Abel-Reihe bekommt man als Leser Einblick in die Opfer- und auch Tätersicht. Das Besondere an Rainer Löfflers Thrillern ist jedoch, dass man Einsicht in die Kindheit und allgemein in die Vergangenheit des Täters bekommt. Man sieht quasi die Entwicklung von einem normalen Kind zu einem Psychopathen, wieso er zu einem geworden ist, was der Auslöser war, etc.
Und diese Entwicklung ist hier alles andere als 08/15.

Fazit:
Ich habe auch die ersten beiden Teile der Martin Abel-Reihe gelesen und diese waren schon gut, aber dieser Teil schlägt die beiden um Längen.
Rainer Löffler gehört zu der seltenen Spezies von Autoren, die von Buch zu Buch besser werden und immer noch eine Schippe drauflegen. Die Serienkiller werden morbider, ihre Taten grausamer, die Auflösungen überraschender.
Dieser Thriller schafft es zu einem meiner Lesehighlights 2017 im Genre Thriller und der Autor auf die Liste meiner Favoriten.
Für alle Thrilleranten für die es nicht grausam und spannend genug sein kann ist dies genau das Richtige.
Eine absolute Leseempfehlung meinerseits und ich hoffe der Autor schreibst schon an seinem nächsten Buch, denn ich kann es jetzt schon nicht mehr erwarten wieder in die grausame und morbide Welt von Martin Abel zu tauchen.

Bewertung vom 06.05.2017
Vom Mann, der auszog, um den Frühling zu suchen
Bagus, Clara Maria

Vom Mann, der auszog, um den Frühling zu suchen


ausgezeichnet

Hier begleitet der Leser einen Mann auf seiner Suche nach dem Sinn des Lebens, nach sich selbst und dem Glück. Dabei sinniert er über vergangene Träume, verpasste Chancen und Möglichkeiten.
Der rote Faden ist der bunte Vogel dem er folgt, aus den Augen verliert und wieder findet.
Auf seiner Wanderung begegnen ihm die verschiedensten Charaktere, jeder von ihnen gibt ihm eine neue Weisheit mit auf den Weg.
Und so wandert der Mann durch die Welt auf der Suche nach dem Vogel, der ihm den Frühling bringen soll.

Hier eröffnte sich dem Leser ein wunderschönes Märchen mit all dem Zauber und der Magie, welche wir in den Märchen aus Kindertagen so sehr liebten. Und auch wie in den Kindermärchen liegt auch hier eine Message verborgen.
Der Schreibstil ist flüssig und enthält den typischen Klang eines Märchens.
Dieses Märchen ist durchzogen von tiefgängigen und wunderschönen Sätzen und Passagen, wie z.B.:

"Vielleicht ist jede Niederlage nur das Ende von etwas Falschem
und der Neubeginn von etwas Richtigem."

Aus fast jedem Kapitel, ja fast schon aus jedem Satz, kann man etwas für sich selbst mitnehmen.

Fazit:
Ein wunderschönes Märchen für Erwachsene. Loslassen, sich fallen lassen, genießen und nebenbei etwas über das Leben und die Suche nach sich selbst lernen.
Für Träumer, Suchende und all diejenigen die Literatur mit märchenhaftem Zauber lieben.
Absolute Leseempfehlung!!

Bewertung vom 27.04.2017
Nachts
Lauenstein, Mercedes

Nachts


ausgezeichnet

Ich war schon immer nachtaktiv, schon als Kind, sehr zum Leidwesen meiner Mutter. Die Nacht hat für mich etwas beruhigendes, mystisches und da werde ich erst so richtig wach. Ich liebe die Nacht und ich mag es nachts spazieren zu gehen, zu beleuchteten Fenstern hochzusehen und mir Geschichten über die Menschen dahinter auszudenken oder einfach nur um zu rätseln weshalb diese wohl noch wach sind.
Dieses Buch zeigte mir, dass ich vielleicht gar nicht so plemplem bin wie ich dachte, denn wie ich wandert die Hauptprotagonistin durch die Nacht und sieht zu beleuchteten Fenstern empor. Der einzige Unterschied ist, dass sie diese Leute hinter diesen hellen Fenstern besucht und sich ihre Geschichten anhört.
Diese sind manchmal traurig, berührend oder kurios, aber alle regen in gewisser Weise zum Nachdenken an und es haftet an ihnen eine gewisse Melancholie.

Den Namen der Hauptprotagonistin erfährt man nicht, auch nicht weshalb sie durch die Nacht streift und Schlaflose besucht. Man kann nur vermuten, dass dies aus einer Mischung aus Neugierde, Einsamkeit und aus der Not heraus besteht.
Das Buch liest sich wie ein Tagebuch und besteht aus Aufzeichnungen über ihre Besuche bei den jeweiligen Menschen. Dies passiert auf eine sehr ruhige und wertfrei Art und Weise.
Im Großen und Ganzen sind diese Menschen nur Randfiguren, die für einen kurzen Moment in den Mittelpunkt gerückt werden. Man lauscht einfach nur ihren Geschichten, die so verschieden sind und doch auch wieder viel Gemeinsames aufweisen.
Der Schreibstil ist flüssig, schnörkellos und jugendlich. Der Erzählstil, wie schon erwähnt, ruhig, etwas melancholisch und nachdenklich.

Fazit:
Ein sehr ungewöhnliches Buch welches aus der Masse heraussticht. Ein Buch über Nachteulen (manche freiwillig, andere unfreiwillig) für Nachteulen. Ein Buch, welches man in einer schlaflosen Nacht aus dem Regal zieht, um eine Geschichte zu lesen, um daran erinnert zu werden, dass man nicht der einzige Mensch ist der nachts hellwach ist, jeder Probleme hat, welche einem den Schlaf rauben, oder um sich einfach ein bisschen weniger einsam zu fühlen.
Obwohl wenig passiert, übte dieses Buch einen ganz speziellen Sog auf mich aus, sodass ich es nicht aus den Händen legen konnte und es mich durch einer meiner schlaflosen Nächte begleitete.
Für alle die ungewöhnliche Lektüre mit ruhigen und melancholischen Tönen lieben und/oder Nachteulen, ob einsam oder nicht, ob freiwillig oder unfreiwillig, kann ich eine absolute Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 26.04.2017
Der Galgenvogel / Tom Hawkins Bd.2
Hodgson, Antonia

Der Galgenvogel / Tom Hawkins Bd.2


ausgezeichnet

Das ist der 2. Teil der Tom Hawkings-Reihe, welcher getrost auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden kann.

Dieser historische Kriminalroman spielt im Jahre 1728 - König George II. sitzt auf dem Thron und Königin Caroline zieht aus dem Hintergrund die Fäden. Nicht nur politisch, sondern auch in Bezug auf seine Mätresse Henrietta Howard, welche zugleich auch ihre Kammerzofe ist.
Dieses historische Tatsache ist zwar nicht Hauptbestandteil dieses Krimis, wird von der Autorin jedoch gekonnt in den Plot eingewebt.

Erzählt wird aus der Sicht von Tom Hawkins, seines Erachtens Gentleman, jedoch eher ein humorvoller Spitzbube mit Hang zum Glücksspiel und auch sonst allen Arten von Genüssen nicht abgeneigt. Im Inneren hat er jedoch ein weiches und vor allem großes Herz. Aufgrund seiner großen Klappe und einem leichten Machogehabe zieht er das ein oder andere Mal das Unheil regelrecht an.
Dieses Mal scheint er sein Glück aber überstrapaziert zu haben, denn der Leser begleitet ihn auf seinem Gang zum Galgen - er wurde des Mordes an seinen Nachbarn für schuldig gesprochen.
Währenddessen lässt er die letzten Tage Revue passieren und wie es dazu kam, dass er nun unter Gejohle und Applaus hängen wird...und das auch noch unschuldig. Nur weil er ein Dienstmädchen vor dem Verdacht, ihren Herren auf brutale Weise abgeschlachtet zu haben, beschützen will und das königliche Spiel der Intrigen nicht beherrscht und sich hineinziehen ließ. Doch wer ist nun der wahre Mörder?

Der Schreib- und Erzählstil ist flüssig und fesselnd. Als Leser wird man in das London des frühen 18. Jahrhunderts regelrecht hineinkatapultiert. In das London mit den finsteren und übelriechenden Gassen, mit all seinen Bordellen, Spelunken und Spielhöllen, mit dem ganzen gefährlichem Diebesgesindel und all seiner Doppelmoral.
Dies geschieht auf sehr authentische Art und Weise, sodass man meinen könnte man ist mitten drin, statt nur dabei. Alleine diese bildhafte Atmosphäre macht diesen historischen Kriminalroman lesenswert.
Doch auch der Plot ist hier nicht zu verachten, welcher neben den historischen Einblicken für Tempo und Spannung sorgt und selbst am Ende noch eine überraschende Wendung beinhaltet.

Im Nachwort erfährt man noch Wissenswertes über das Königspaar George II. und Caroline und die Sache mit der Mätresse Henrietta Howard, sowie über die Hinrichtungen, weibliche Gladiatoren, die damalige Sittenpolizei und auch über das berüchtigte Fetisch-Bordell, welches tatsächlich existierte.
Historisch hat hier also alles Hand und Fuß und erinnert mich ein bisschen an die historischen Romane von Rebecca Gablé.

Fazit:
Antonia Hodgson scheint in gewisser Weise die britische Antwort auf Rebecca Gablé zu sein. Nur wird hier das stinkende London des 18. Jahrhunderts behandelt.
Neben dem spannenden Plot konnten mich auch die historischen Einblicke begeistern. Aufgrund des flüssigen und bildhaften Schreibstils liest sich das Buch weg wie nix und ich war traurig als es zu Ende war.
Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung und freue mich schon auf den 3. Teil dieser Reihe.