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Benutzername: 
evaki
Wohnort: 
Bayern

Bewertungen

Insgesamt 43 Bewertungen
Bewertung vom 06.08.2023
Der Frühling ist in den Bäumen
Revedin, Jana

Der Frühling ist in den Bäumen


sehr gut

Gewalt gegen Frauen
Jana Revedins Roman "Der Frühling ist in den Bäumen" fängt eigentlich sehr romantisch im Mai des Jahres 1953 an, genauer gesagt an einem 1. Mai und schildert das Frauenschicksal ihrer Mutter gegen die herkömmliche Rolle der Frau. Wir begleiten die junge Hauptdarstellerin Renina, die als Assistentin von Martin Heidegger arbeitete. Relativ schnell erfahren wir von der psychischen und physischen Gewalt, der sie durch Ihren Ehemann Fred, unter zu Hilfenahme von verabreichten Drogen, ausgeliefert ist. Zufällig trifft sie an diesem Tiefpunkt auf eine gute Freundin und Bekannte ihrer Eltern, die Ihr später noch eine große Hilfe und Stütze sein wird. Wir lesen von Reninas Projekt, die erste deutsche Frauenzeitschrift herauszugeben, immerhin mit Interviews von namhaften Persönlichkeiten, wie z.B. dem Couturier Christian Dior oder Gussie Adenauer, der Frau des Bundeskanzlers Konrad Adenauer und Freundin von Ise Gropius. Der Roman erzählt uns von den Hürden, sich als Frau scheiden zu lassen, oder als Geschäftsfrau durchzustarten. Ein Thema, dass leider auch heute noch aktuell ist und zum Nachdenken anregt. Ich empfehle dieses Buch, auch wenn das Ende offen bleibt und eigene Interpretationen zulässt.

Bewertung vom 15.07.2023
Nincshof
Sebauer, Johanna

Nincshof


ausgezeichnet

Slow down in Nincshof .... von einem möglichen oder unmöglichen Dorf

Johanna Sebauer's Debütroman Nincshof führt uns in den äußersten Winkel des Burgenlands, direkt an die ungarische Grenze, wo das Schilf besonders hoch wächst. In das Dorf, das es, wie es der Name schon sagt, nicht gibt. Dort wohnt die fast 80jährige Erna Rohdiebl, die im Laufe des Romans zu ungekannter Höchstform aufläuft und alle anderen Charaktere in den Schatten stellt. Alles beginnt mit ihrem Einbruch in den Garten einer Bekannten, um sich im Swimmingpool eine nächtliche Erfrischung zu holen, bis diese eines Nachts aus dem Urlaub zurückkommt und Erna in flagranti erwischt. Tatsächlich dreht sich der Roman aber um die Fähigkeit des Vergessens, die sogenannten Oblivisten, die sich im geheimen formieren, um sich gegen den Trend der Zeit zu stellen. Nicht im Mittelpunkt stehen und von sich reden, sondern zurückgezogen die eigene Freiheit feiern und verteidigen! Eine wunderbare Sommerlektüre, die noch viel Nachgang hat!

Bewertung vom 18.05.2023
Das Mädchen im Zitronenhain
Brauer, Antonia

Das Mädchen im Zitronenhain


ausgezeichnet

Italienische Liebesgeschichte mit historischem Hintergrund
Antonia Brauer stellt uns die Geschichte einer jungen, mutigen Frau vor, die, wie wir am Ende erfahren, einen gewissen wahren Bezug zu einer tatsächlich noch lebenden Dame hat. Die ganze Geschichte beginnt 1944 in München. Da ist unsere Protagonistin Vicki noch ein Kind und erlebt das Drama des 2. Weltkrieges. Mit einer gewissen Hartnäckigkeit, sehr geschickt und mit viel Kreativität gelingt der jungen Kunststudentin ein sensationeller Gewinn, der sie und Ihre Freundin nach Gardone in ein schönes, aber etwas in die Jahre gekommenes Grand Hotel führt. Sie lernt dort den Sohn des Hoteliers kennen und lieben und eine klassisch schöne Liebesromanze entwickelt sich, ohne dabei kitschig zu werden. Welche Hürden bei der Umsetzung der vielen tollen Pläne und Ideen für das Hotel und die Zukunft des jungen Paares auf sie zukommen, kann man hier nachlesen. Ein Buch, dass zwar leicht als Liebesgeschichte abgetan werden kann, das aber viel mehr Tiefgang und Weisheiten verbirgt, als man vermutet. Ein Muss für alle Gardasee Fans und die, die es noch werden wollen! Übrigens am Ende erfahrt Ihr dann auch wessen Lebensgeschichte hier nacherzählt, bzw. nacherfunden wurde! Eine schöne Lektüre für den nächsten Urlaub!

Bewertung vom 24.04.2023
Samuels Buch
Finzi, Samuel

Samuels Buch


sehr gut

Spannende und informative Bulgarien Info aus Finzi's Welt
Samuel Finzi‘s Bulgarien und was wir darüber wissen sollten!
Samuel Finzi nimmt uns auf heitere Weise mit in seine Welt, in der er aufgewachsen ist. Im streng sozialistischen Bulgarien, mitten in Sofia wohnt er mit seinen Eltern in einer kleinen Wohnung, die wie eine liebevolle bunte Insel inmitten des grauen Alltagsstadtlebens beschrieben ist. Die Mutter ist Konzertpianistin, der Vater Schauspieler und beide leben ihren Beruf zwischen künstlerischer Freiheit und staatlicher Zensur. Die Sommermonate bei den Großeltern auf dem Land kann man sich warm und herrlich frei von Zwängen vorstellen. Die strengen Schul- und Militärerzählungen sind für uns unglaublich, ebenso wie die schwierigen und kompliziert zu organisierenden Reisen in den Westen. Man steht sprachlos da und schüttelt immer wieder den Kopf über das politische Macht Gefüge und dessen Einfluss. Man mag sich nicht vorstellen, was alles an menschlichem Genie verlorengegangen ist, weil dies weder gefördert noch erlaubt wurde.

Bewertung vom 10.04.2023
Melody
Suter, Martin

Melody


ausgezeichnet

Fesselnd bis zur letzten Seite!
Martin Suter Fans haben ja schon auf seinen neuen Roman "Melody" gewartet und zugegeben, das lange Warten hat sich gelohnt. Ein rührender Liebesroman, der einem unter die Haut geht und zum Grübeln bringt. Als Suter Fan ist man gern stilvoll unterwegs und freut sich auf neue Charaktere, die in eine Welt entführen, von der man nur Träumen kann. Ein Vergnügen der besonderen Art ist es nun mit dem Jurastudenten Tom Elmer bei Dr. Peter Stotz zu Tisch zu sitzen. Kleiner Hinweis am Rande: Lesen Sie das Buch nie hungrig, bzw. halten Sie etwas genussvolles zum Essen bereit - ganz zu Schweigen von den dazu passenden Getränken. Alles dreht sich um die große verschwundene Liebe von Dr. Stotz.
Suters Schreibstil führt elegant und beschwingt in schön formulierten Sätzen in das Geschehen und lässt uns bis zum Schluss nicht mehr los. Ein echter Suter eben!

Bewertung vom 26.03.2023
Der Kuss des Kaisers
Neumeyer, Christine

Der Kuss des Kaisers


ausgezeichnet

Wer no in Wien ned war ...
und Wien ned kennt, wird mit Christine Neumeyers historischem Wien-Krimi "Der Kuss des Kaisers" (eigentlich ist es ja der Kuss für den Kaiser) einiges erfahren und sofort sein Köfferchen packen wollen, um alles selbst zu inspizieren, was da zu lesen steht. Mein Herz schlug jedenfalls höher, nicht unbedingt wegen der gruseligen kriminellen Machenschaften, sondern wegen der liebevollen Beschreibungen aller Personen und Lokalitäten, vom Schloß Belvedere angefangen, bis hin zur Lusthaus - Pratergegend. Selbst der Wiener Dialekt lässt einen die Zeilen mehrmals laut lesen, so wurde z.B. eine Leiche, von Kindern gefunden und um sie besser befragen zu können heißt es: "Packens'... ein paar Zuckerln ein... für den Fall, dass eine der Rotzpippen zu verschreckt sein sollte. Süßigkeiten wirken Wunder bei bockigen Gschroppen." Freue mich jetzt schon auf eine Fortsetzung!

Bewertung vom 12.03.2023
Das Haus an der Herengracht / Die Magie der kleinen Dinge Bd.2
Burton, Jessie

Das Haus an der Herengracht / Die Magie der kleinen Dinge Bd.2


ausgezeichnet

Wie wichtig ein Neuanfang ist!
Jessie Burton entführt uns mit dem Roman „Das Haus an der Herengracht“ in das Amsterdam des Jahres 1705. Eine sehr schicksalsreiche Familiengeschichte, die sich um die 18 jährige Thea dreht. Vom dunkelhäutigen besorgten Vater, der strengen Tante und herzensguten Haushälterin wohlbehütet, wächst sie in einem prächtigen Stadthaus auf. Ihr großes Interesse gilt dem Theater, einer Schauspielerin, die ihre beste Freundin wird und einem jungen Mann, mit dem sie sich auf eine Affäre einlässt. Dies geschieht natürlich im geheimen, ganz gegen das Wissen Ihrer Familie und den Plänen der strengen Tante, die sie möglichst standesgemäß gut verheiraten will. Viele Familiengeheimnisse versucht Thea zu ergründen und erst bei einem Gespräch mit Ihrem Vater erfährt sie in Auszügen mehr und hört erstaunt, wie wichtig es ist, dass sie weiß, wie man neu anfängt. Man kann vieles Lernen, wenn man dieses Buch aufmerksam liest.
Jessie Burton entführt uns mit dem Roman „Das Haus an der Herengracht“ in das Amsterdam des Jahres 1705. Eine sehr schicksalsreiche Familiengeschichte, die sich um die 18 jährige Thea dreht. Vom dunkelhäutigen besorgten Vater, der strengen Tante und herzensguten Haushälterin wohlbehütet, wächst sie in einem prächtigen Stadthaus auf. Ihr großes Interesse gilt dem Theater, einer Schauspielerin, die ihre beste Freundin wird und einem jungen Mann, mit dem sie sich auf eine Affäre einlässt. Dies geschieht natürlich im geheimen, ganz gegen das Wissen Ihrer Familie und den Plänen der strengen Tante, die sie möglichst standesgemäß gut verheiraten will. Viele Familiengeheimnisse versucht Thea zu ergründen und erst bei einem Gespräch mit Ihrem Vater erfährt sie in Auszügen mehr und hört erstaunt, wie wichtig es ist, dass sie weiß, wie man neu anfängt. Man kann vieles Lernen, wenn man dieses Buch aufmerksam liest.

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Bewertung vom 28.02.2023
Dschomba
Peschka, Karin

Dschomba


ausgezeichnet

Schicksalhafte Lebenswege
Dschomba ist der Titel von Karin Peschkas neuem Roman und gleichzeitig der Name des Protagonisten Dragan Džomba. Ein Serbe, der in der Nähe von Eferding an der Donau, auf der Suche nach einem Zeichen seines Bruder ist, der unter hunderte Kriegsgefangene gekommen ist.
Erzählt wird der Roman aus der Perspektive eines Mädchens, das im Dorfwirtshaus Ihrer Großeltern und Eltern aufwächst. Dort natürlich eine gute Menschenkenntnis lernt und ein Gespür für das was gut und schlecht, recht und unrecht ist.
Es geht viel um ein Leben miteinander, die Akzeptanz von Außenstehenden, anders Sprachigen, anders Gläubigen und welche Hürden immer noch zu überwinden sind.
Das Buch gibt viel zum Nachdenken. Da sind die vertuschten Kriegsverbrechen an tausenden von Kriegsgefangenen, der Begriff von Heimat für alle die vertrieben wurden und auf der Suche nach ihr sind oder die Feindseligkeit der „Einheimischen“ gegenüber allem was fremd und unbekannt ist. Es ist aber auch der Zusammenhalt und der Mut sich den Widerständen entgegenzustellen. Ein Buch so aktuell wie eh und je.

Bewertung vom 07.02.2023
Meine Bar in Italien
Maiwald, Stefan

Meine Bar in Italien


ausgezeichnet

Viva la vita und wie wir wirklich glücklich werden!
Selten würde ich ein Rezension mit einem dicken Dankeschön beginnen, aber jetzt ist es soweit. Mille grazie, tausend Dank an Stefan Maiwald für dieses herzallerliebst geschriebene "Sachbuch" zur Frage: Warum uns der Süden glücklich macht? mit dem Titel "Meine Bar in Italien". Allein schon der schöne in Stoff gebundene Einband des handlichen Buches aus dem Molden Verlag fühlt sich so schön und warm an, dass man das Glück quasi spürt.
Das Buch zieht nicht nur die Italofans in Ihren Bann, die ja eh schon ein großes Verständnis für "La vita italiana" haben, sondern erklärt uns auf so liebenswerte Weise, warum die Italiener so leben, wie sie leben und es in vollen Zügen genießen. Dem klassischen Deutschen könnte es dabei die Schamröte in's Gesicht treiben, wenn er es zulässt, zu verstehen, was das eigentlich Lebensglück ausmacht. Probiert es und sucht Euch euren Pino - ihr werdet sehen, wie einfach man glücklich sein kann!

Bewertung vom 29.01.2023
Die Perfektionen
Latronico, Vincenzo

Die Perfektionen


ausgezeichnet

Ist das Leben von Expats wirklich perfekt?
Genau um diese Frage, dreht es sich im Roman "Die Perfektionen" von Vincenzo Latronico, übersetzt von Verena von Koskull, erschienen bei Claassen.
Zuerst dachte ich, meine neue Berliner airbnb Wohnung wird beschrieben.
Tatsächlich vermieten Anna und Tom ihre Wohnung, wenn Sie in ihrer Heimat Urlaub machen. Beide kommen aus dem Land in dem der Schirokko weht und sprechen kein Deutsch. Als Web Developer, Graphic Designer oder Online Strategist können sie Ihre Kunden von überall bedienen, wobei Berlin besonders für die sogenannten "Kreativen" geeignet ist, zu denen sie sich zählen. Die "Expats", wie man sie nennt, die selbst nur mit Expats verkehren und alles was hipp ist ausprobieren, werden mit den Jahren allerdings unzufrieden und Veränderungen müssen den Alltag bereichern.
Ortswechsel ist angesagt. Ob der nun die neue Inspiration bringt, ist fraglich.

Ein interessantes aktuelles Buch über das Leben und den Arbeitsalltag von jungen Web Kreativen, der uns sprachlich mit Beschreibungen in langen Sätzen fordert. Etwas zum Schmunzeln und zum Nachdenken! Eine Fortsetzung wäre wünschenswert!