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Schmoekertante

Bewertungen

Insgesamt 25 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2023
Die Bahnhofsmission
Rusch, Veronika

Die Bahnhofsmission


ausgezeichnet

Zwei Frauen wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, treffen Anfang des 20. Jahrhunderts in der Berliner Bahnhofsmission aufeinander. Alice, Tochter eines Professors an der Charité, will sich nicht mit der ihr zugedachten Rolle zufriedengeben und etwas Sinnvolles mit ihrem Leben anfangen. So beginnt sie heimlich für die Bahnhofsmission zu arbeiten und lernt das harte Leben der einfachen Leute kennen.
Natalie ist als Kind aus dem Wanderzirkus geflohen, in dem sie bei ihrem Vater aufgewachsen ist. Mit Mut, Durchhaltevermögen und einem starken Willen hat sie viele Hürden gemeistert und sich ihren Platz als Leiterin der Bahnhofsmission erarbeitet. Hier trifft sie auf Gerda, ein Mädchen vom Land, welches mit falschen Versprechungen nach Berlin gelockt wurde. Schnell wird Natalie klar, dass es dabei nicht mit rechten Dingen zugeht und sie kommt einem ungeheuerlichen Verbrechen auf die Spur.

Was sich zunächst wie ein interessanter historischer Roman über die Anfänge der Bahnhofsmission anhört, entwickelt sich schnell zu einem spannenden Kriminalroman. Veronika Rust entführt den Leser in das Berlin Anfang des 20. Jahrhunderts und beschreibt sehr anschaulich die damaligen Verhältnisse. Auch wenn der Roman Anfang des 20. Jahrhunderts spielt, kann man immer wieder erschreckende Parallelen zur heutigen Lage herstellen.
Durch die zwei Hauptpersonen, Alice und Natalie, erhält der Leser sowohl Einblick in die bessere Gesellschaft, mit ihren sehr traditionellen, konservativen Verhaltensvorschriften, als auch in die Welt der mittellosen und verzweifelten Menschen.
Da die Geschichte immer wieder zwischen Alice und Natalie hin und her wechselt, bleibt der Roman von der ersten Seite an spannend und interessant.

Die zwei Hauptcharaktere Alice und Natalie sind sehr verschieden, sich aber in ihren Idealen und Werten auch wieder sehr ähnlich.
Alice lernt durch die Bahnhofsmission viel über das Leben der einfachen Leute und begreift, dass sie bisher vom echten Leben der Menschen keine Ahnung hatte. Aber sie ist bereit, zu lernen, anzupacken und für ihren Wunsch, ihrem Leben einen Sinn zu geben viele Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen. Mutig geht sie ihren eigenen Weg und lässt sich weder von ihren konservativen Eltern noch von der Aussicht auf eine sorgenfreie Zukunft davon abbringen.
Natalie hat sich in ihrem Leben ganz schön durchbeißen müssen und auch wenn sie dies nicht immer mit ganz legalen Mitteln getan hat, hat sie doch Werte für die sie einsteht. In der Bahnhofsmission hat sie ein zu Hause und eine Aufgabe gefunden, die sie erfüllt und für die sie alles aufs Spiel setzt.
Auch die Nebenfiguren werden in diesem Roman sehr ausführlich, lebendig und interessant beschrieben. Man erfährt viel über ihre Beweggründe, ihre Vergangenheit und so manche Figur macht während des Romans eine erstaunliche Entwicklung durch.

Mit dem Finale des Buches kann ich mich nicht so richtig anfreunden, da es für mich noch zu viele lose Enden gibt und mir die Handlung am Ende einfach viel zu schnell ging – da waren viele Fragen noch nicht ausreichend geklärt bzw. hätte ich gern noch mehr über die Hintergründe erfahren. Irgendwie macht der Roman auf mich aber den Eindruck, dass es sich hierbei um eine Reihe handeln könnte und vielleicht eine Fortsetzung von der Autorin geplant ist. Dann könnte ich mit dem Ende gut leben und darauf hoffen, dass im nächsten Band alle offenen Fragen wirklich ausführlich geklärt werden. Bisher konnte ich allerdings noch keine Informationen zu einer Fortsetzung finden.

Fazit:
„Aller Tage Hoffnung“ ist ein toller historischer Kriminalroman, bei dem die Seiten nur so dahin fliegen und der zum Ende hin mit so mancher Überraschung aufwartet. Insgesamt kann ich den Roman auf jeden Fall weiterempfehlen.

Bewertung vom 06.03.2023
Liebe ist schön, von einfach war nie die Rede
Poppe, Sandra

Liebe ist schön, von einfach war nie die Rede


sehr gut

Ein kurzweiliges Lesevergnügen nicht nur für Teenie-Mütter und Zeltfreunde

Evi freut sich, sie erwartet ein größeres Erbe ihrer Großtante, welches ihr die Erfüllung einiger Wünsche und ein finanziell sorgenfreies Leben ermöglicht. Die Sache hat nur einen Haken. Um an das Erbe zu gelangen, muss Evi mit ihrer 14jährigen Tochter drei Wochen zelten gehen. Was sich nach einer machbaren Aufgabe anhört, mündet schnell in ein chaotisch-liebenswertes Ferienabenteuer, welches Mutter und Tochter so schnell nicht vergessen werden.

Sandra Poppe schreibt witzig und locker, so dass das Buch leider viel zu schnell ausgelesen ist. Jedes Kapitel hat eine lustige Überschrift und eine kurze Wetterbeschreibung, welche ja für einen gelungenen Zelturlaub nicht unwichtig ist. Besonders gut haben mir die witzigen Dialoge gefallen, sei es mit Evis Vater, einem rüstigen Rentner, oder der Tochter im Teenageralter, mit der es öfter auch mal gehörig kracht.

Evi ist eine Frau in den 40ern, alleinerziehende Mutter einer pubertierenden Tochter, die zum ersten Mal in ihrem Leben einen Zelturlaub auf einem naturnahen Campingplatz auf Rügen verbringt. Nach der Trennung von ihrem Mann wirkt sie verunsichert, in ihren Alltagsverpflichtungen gefangen und unzufrieden. Es ist schön mitzuerleben, wie sie während des Zelturlaubs immer wieder über sich hinauswächst, sich Dinge zutraut und offen ist für neue Erfahrungen. Gut gefallen haben mir auch die alltäglichen Probleme und Diskussionen mit ihrer Tochter Helena – hier kann sich jede Mutter eines Pubertiers wiederfinden und oft herzlich mitlachen. Ganz nach dem Motto „schön, dass es nicht nur mir so geht“.

Natürlich darf auch die Liebe nicht zu kurz kommen. Die Kandidaten, die Evi während ihres Urlaubs trifft könnten unterschiedlicher nicht sein: Hendrik, der mit seinen Zwillingen im Nachbarzelt wohnt, Stefan, der nachts volltrunken in Evis Vorzelt landet oder Ronny, der sich hauptsächlich für seinen Traktor interessiert. Ob hier ein geeigneter Mann für Evi dabei ist? Auf jeden Fall hat es viel Spaß gemacht, Evi bei ihren Erfahrungen mit der Männerwelt zu begleiten, auch wenn es nicht immer nur lustig für sie war.

Der Roman wartet mit vielen liebenswerten, teils verschrobenen Charakteren auf, die alle ihren Platz in der Geschichte finden und den Roman bunt und lebendig gestalten. Sei es die ruppige Campingplatzbesitzerin, der Peter-Lustig-gleiche Camper oder der Esoterik-Club, der versucht, Evi in die Geheimnisse des Übersinnlichen einzuführen. So wurde die Geschichte nie langweilig und es gab viel zu lachen.

Fazit:
„Liebe ist schön von einfach war nie die Rede“ ist ein lustiger, leichter Roman für zwischendurch, der Lust auf Urlaub auf der schönen Insel Rügen macht. Ich hatte viel Spaß beim Lesen und kann den Roman als perfekte Urlaubslektüre empfehlen.

Bewertung vom 13.02.2023
Die Herrin der Farben
Dempf, Peter

Die Herrin der Farben


weniger gut

Zeitsprünge und Logikfehler trüben das Lesevergnügen

Im Augsburg des 18. Jahrhunderts baut Anna Barbara Gignoux zusammen mit ihrem Mann Johann eine Textildruckfabrik auf. Insbesondere der mächtigen Weberzunft ist dies ein Dorn im Auge. Als Johann viel zu früh stirb, kämpft Anna um das Überleben ihrer Fabrik und macht einen folgenschweren Fehler.
Anna Barbara Gignoux ist eine historisch verbürgte Person, deren Leben hier versucht wird auf 500 Seiten darzustellen. Der Roman ließ sich an sich gut und flüssig lesen, allerdings gibt es immer wieder massive Zeitsprünge, die mir letztendlich den Spaß an der Geschichte nahmen. Vor allem gegen Ende werden diese Sprünge immer heftiger. Ich fühlte mich wie beim Schnellvorlauf eines Films, den man immer mal kurz anhält, um zu schauen, an welcher Stelle man denn grad ist, um dann schnell weiter zu spulen. Durch die Zeitsprünge wird der Lesefluss immer wieder unterbrochen und es kommt keine wirkliche Spannung in der Geschichte auf.
Sehr störend waren auch die massiven Logikfehler in dem Roman. So wird der Schwiegervater als Vater betitelt, die Stiefkinder sind auf einmal Schwiegerkinder und eine Schwangerschaft dauert um die 12 Monate.

Leider bleiben die Charaktere des Romans für mich oberflächlich und blass. Durch die vielen Zeitsprünge konnte ich keine wirkliche Beziehung zu ihnen aufbauen und selbst dramatische Ereignisse im Leben der Anna Gignoux beeindruckten mich wenig.
War Anna am Anfang des Romans für mich noch eine willensstarke, kluge und sympathische junge Frau, änderte sich dies im Laufe der Geschichte um 180 Grad. Sie wurde zusehends herrischer, egoistischer und unsympathischer. Hatte ich aufgrund des Titels noch gedacht, dass es Anna hauptsächlich um die Farben und das künstlerische ging, wurde aber immer mehr klar, dass sie als knallharte Geschäftsfrau dargestellt wird, der es um den Erhalt der Fabrik und Ihres persönlichen Wohlstandes geht. Ihre Handlungen und auch ihre charakterliche Veränderung waren für mich dann irgendwann nicht mehr nachvollziehbar.

Der Roman endet mit Annas Tod im hohen Alter. Diese Schlussszene ist mir viel zu kitschig dargestellt und passt überhaupt nicht zu der Anna, die ich vorher 500 Seiten lang kennengelernt habe.

Fazit:
Ich hatte mich auf einen historischen Roman über das Leben einer staken Frau gefreut und wurde leider bitter enttäuscht. Wenn ich das Buch nicht in einer Leserunde gelesen hätte, hätte ich sicherlich nicht bis zum Ende durchgehalten. Schade, da das Leben der Anna Barbara Gignoux aus meiner Sicht viel Potential für einen tollen Roman gehabt hätte.

Bewertung vom 20.12.2022
Küstenmord: Kein Wort zu viel
Jensen, Eva

Küstenmord: Kein Wort zu viel


sehr gut

Ein spannender Kriminalfall für ein sympathisches Ermittler-Duo

Eine junge Frau wird tot in einer Klärgrube auf dem Grundstück einer Luxusferienvilla gefunden. Die Ermittlungen zu diesem Mordfall gestalten sich schwierig, da eine Identifizierung der Toten zunächst unmöglich erscheint und alle Ermittlungsansätze im Sande verlaufen. Erst als eine alte Bekannte den Kommissaren einen entscheidenden Hinweis auf die Identität der Toten gibt, kommen die Ermittler der Lösung des Mordfalles langsam näher.

Küstenmord ist der zweite Teil einer Krimireihe um die Schleswiger Polizisten Katja Greve und Daniel Kowalski. Dieser Roman kann zwar unabhängig vom ersten Teil gelesen werden, da es aber immer mal wieder Bezüge auf den ersten Fall des Ermittlerduos gibt, habe ich mir zwischendurch doch gewünscht, dass ich erst den ersten Teil gelesen hätte.

Der Kriminalfall ist gut aufgebaut und hält die Spannung bis zum überraschenden Ende aufrecht. Die Lösung des Falles ist für mich plausibel, auch wenn ich mir eine andere, weniger tragische Lösung gewünscht hätte.

Das Ermittlerduo ist mir sehr sympathisch. Katja Greve und Daniel Kowalski sind Menschen mit Ecken und Kanten und ergänzen sich wunderbar.
Während der Ermittlungen erfährt man einiges über das Privatleben der Kommissare, jedoch werden diese Informationen wohl dosiert eingesetzt, so dass der Mordfall nie aus dem Fokus gerät.


Fazit:
Küstenmord ist ein spannender Kriminalfall aus Norddeutschland, der mich gut unterhalten hat und Lust auf weitere Fälle des sympathischen Ermittlerduos macht.

Bewertung vom 31.10.2022
Aufbruch / Ein kleines Stück von Afrika Bd.1
Rey, Christina

Aufbruch / Ein kleines Stück von Afrika Bd.1


ausgezeichnet

Eine bildgewaltige Reise nach Afrika
Anfang des 20. Jahrhunderts reist die junge Ivy mit ihrem Vater zur Großwildjagd nach Kenia. Die Jagd ist für Ivy ein Graus, jedoch verliebt sie sich schnell in die Natur und Tierwelt Afrikas. Als der Großwildjäger Adrian sie bittet, ihn zu heiraten, scheint ihr Glück perfekt. Doch schnell muss sie feststellen, dass sie für ihren Mann nicht viel mehr ist als eine weitere Trophäe. Während des ersten Weltkrieges meldet sich Adrian zur Armee und überlässt Ivy auf ihrer Farm ihrem Schicksal. Mutig und entschlossen versucht Ivy die Farm zu halten, auch wenn sie dabei unkonventionelle Wege gehen muss.

„Ein kleines Stück von Afrika“ ist der erste Teil einer zweibändigen Saga, die in Afrika Anfang des 20. Jahrhunderts spielt. Die Geschichte wird aus Ivys Sicht erzählt und lässt bildgewaltig die Schönheit Afrikas vor dem inneren Auge des Lesers entstehen. Die Beschreibungen der Natur und Tierwelt haben mich schnell begeistert. Gut dargestellt wurden auch immer wieder die großen Gegensätze in dieser Welt. Auf der einen Seite erlebt Ivy eine wunderbar friedliche Atmosphäre mit den Wildtieren am Wasserloch und auf der anderen Seite schießen die ehrgeizigen und ruhmsüchtigen Großwildjäger wahllos Tiere nieder, nur um sich mit den Trophäen zu schmücken. Auch der Gegensatz der Kulturen zwischen Engländern und Afrikanern wird gut dargestellt. Manchmal war es geradezu bedrückend, wie sich die Weißen gegenüber den Ureinwohnern verhalten haben.

Ivy, die Hauptfigur, hat mir von Anfang an gut gefallen. Auch wenn sie manchmal etwas naiv wirkt, stand sie immer für ihre Ideale ein und hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie das Töten der Tiere verabscheut. Ivys Respekt für das Land, die Tiere und die Ureinwohner macht sie sehr sympathisch, bringt sie aber auch immer mal wieder in Schwierigkeiten. Sie ist eine sehr starke Frau, die für Ihre Überzeugungen kämpft und sich nicht entmutigen lässt. Manchmal hätte ich mir etwas mehr Realitätssinn von ihr gewünscht, allerdings darf man auch nicht vergessen, dass sie sehr unerfahren und jung ist.

Der Roman besticht nicht nur durch seine wunderbaren Beschreibungen Afrikas, sondern auch durch viele interessante, nicht immer sympathische aber durchaus realistisch dargestellte Charaktere.

Fazit:
Für mich war dieses Buch ein Highlight. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht, Ivy nach Afrika zu begleiten und ihre Entwicklung mitzuerleben. Jetzt freue ich mich schon auf den zweiten Teil, der Mitte 2023 erscheinen soll.

Bewertung vom 17.10.2022
Der Faden des Schicksals / Atelier Rosen Bd.2
Lamballe, Marie

Der Faden des Schicksals / Atelier Rosen Bd.2


weniger gut

Leider ein enttäuschender zweiter Teil


Im Atelier Rosen wird ein neues Lehrmädchen eingestellt, dass die anderen Putzmacherinnen mit ungeahnten Talenten überrascht. Elises Vater besucht sie nun endlich in Kassel und wird dabei von einem jungen Studenten begleitet, der Elise schnell den Hof macht und gern mehr Zeit mit ihr verbringen würde. Als das Manuskript der Lebenserinnerungen von Elises Vater gestohlen wird, muss Elise handeln, denn es enthält brisante Informationen, die auch Elises Mutter und das Atelier in den Ruin treiben könnten.

„Mode- Atelier Rosen – Träume einer neuen Zeit“ ist der zweite Teil einer Reihe um die junge Putzmacherin Elise. Um die Zusammenhänge besser zu verstehen, ist es daher auf jeden Fall empfehlenswert, auch den ersten Teil der Reihe zu lesen. Der Roman spiel in Kassel im Jahre 1834.

Dieser zweite Teil hat mich gar nicht überzeugen können. Über 500 Seiten dreht sich die Geschichte hauptsächlich darum, dass ein Manuskript gestohlen wurde, welches angeblich höchst brisante Informationen enthält. Mit der Auflösung, die in den letzten Kapiteln präsentiert wird, kann ich mich überhaupt nicht anfreunden. Sie ist für mich nicht nachvollziehbar. Außerdem hätte ich erwartet, dass der Leser noch erfährt, was denn nun an besagtem Manuskript so heikel sein soll, aber darüber schweigt die Autorin sich aus.
Auch die aufkommende Sympathie zwischen Elise und dem jungen Studenten kann mich an Ende nicht überzeugen. Elise steht sich immer wieder selbst im Weg und ihre Handlungen sind für mich immer weniger nachvollziehbar.
Moritz hat sich auch im Vergleich zum ersten Teil nicht gebessert und nervt mich zusehends mehr mit seinen ständigen Anspielungen auf eine angebliche Verlobung mit Elise und seinen Prahlereien.
Ein Lichtblich ist für mich das neue Lehrmädchen Grete, welches sich als überaus schlau entpuppt und den Roman an den entscheidenden Stellen voran bringt.

FAZIT:
Leider hat mir der zweite Teil des Atelier Rosen überhaupt nicht gefallen. Die Handlung schleppt sich so dahin und kommt nicht richtig in Fahrt und die Charaktere bleiben bis auf eine Ausnahme blass und vorhersehbar. Schade, hier habe ich mir viel mehr erwartet.

Bewertung vom 06.10.2022
Das kleine Buchcafé an der Isar (eBook, ePUB)
Thomas, Emilia

Das kleine Buchcafé an der Isar (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein romantischer Wohlfühlroman

Um sich finanziell über Wasser zu halten, nimmt Bücherwurm Marlene einen Aushilfsjob in einem kleinen, verstaubt wirkenden Buchcafé im Münchener Kapuzinerviertel an. Nach und nach verdient sie sich die Anerkennung durch ihre eigenwillige Chefin und kann sogar eigene Ideen im Café verwirklichen. Als sie im Café auf Johannes, den Bruder einer Stammkundin, trifft, beginnen die Schmetterlinge in Marlenes Bauch zu tanzen.

„Das kleine Buchcafé an der Isar“ ist ein wunderbarer Roman für herbstliche Sofawochenenden. Schnell fühlt man sich als Leser in das gemütliche Café versetzt. Auch wenn es sich hauptsächlich um einen recht vorhersehbaren Liebesroman handelt, hat mir der Weg zum Happy End gut gefallen und hielt doch einige Überraschungen für mich bereit. Auch schwierige Themen werden angesprochen, ohne den Roman zu schwer zu machen.
Marlene, die es immer allen recht machen will und sich so sehr nach Anerkennung und Lob von anderen sehnt, entdeckt, dass sie im Grunde nur das tun muss, was sie selber erfüllt, um glücklich zu sein. Es hat viel Spaß gemacht, Marlene auf ihrem Weg zu ihren Träumen zu begleiten und ich konnte mich immer gut in sie hineinversetzen.
Johannes hat mir auch gut gefallen. Er ist ein toller Mann, der aber auch sein Päckchen zu tragen hat. Ich fand es gut, dass er nicht als Supermann beschrieben wird, der alle Probleme mit links löst. Im Grunde braucht er Marlene genauso wie sie ihn und nur zusammen können sie ihre jeweiligen Dämonen besiegen und ein besseres Leben führen.
Besonders zu erwähnen wäre noch Lotte, die Besitzerin des Cafés. Anfangs fand ich sie sehr unzugänglich und verschroben, aber nach und nach taut sie auf und man erkennt immer mehr, dass sie das Herz am rechten Fleck hat.

FAZIT:
„Das kleine Buchcafé an der Isar“ ist ein toller Roman zum abtauchen an einem verregneten Herbstwochenende. Man kann wunderbar mit Marlene mitfiebern, leiden und lieben und auch wenn das Ende vorhersehbar war, hielt der Roman doch die ein oder andere Überraschung für mich bereit. Daher gibt es von mir eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.08.2022
Wie ein Stern in dunkler Nacht
Thomas, Violet

Wie ein Stern in dunkler Nacht


gut

Wieviel Drama kann ein Leser ertragen?

Die Ärztin Christina flieht nach einer Fehlgeburt vor ihrem Freund und ihrem Leben in Hannover auf eine schottische Insel, wo sie in der Arztpraxis einer Freundin für 9 Monate als Vertretung einspringt. Die Bewohner der Insel machen es ihr nicht leicht, aber nach und nach lernt Christina das Land und seine Leute besser kennen und lieben. Nicht zuletzt der Farmbesitzer Aidan lässt ihr Herz höher schlagen.

Der Roman ist sehr angenehm geschrieben, ich konnte mich schnell in der Geschichte zurechtfinden und mir auch die beschriebenen Orte in Schottland gut vorstellen. Problematisch waren für mich die vielen Zeitsprünge in dem Roman. Auf einmal waren Wochen vergangen, ohne dass ich als Leser das mitbekommen habe. So wirkten viele Szenen auf mich unrealistisch und überstürzt. Hier hätte ich mir gewünscht, dass ich als Leser mehr mitgenommen würde anstatt einfach nur das fertige Ergebnis präsentiert zu bekommen.
Von der Handlung her wurde für meinen Geschmack versucht zu viel zwischen die Buchdeckel zu quetschen. Es musste immer noch ein Drama her, welches natürlich schlimmer und aufwühlender war als die letzten. Für mich hat die Geschichte darunter sehr gelitten. Hier hätte ich mir weniger Dramen, dafür aber mehr Tiefgang und nachvollziehbarere Handlungen gewünscht.
Auch wenn der Roman das Thema Verlust – insbesondere durch Christinas Fehlgeburten – thematisiert, wurde mir darauf zu viel herumgeritten, so dass es am Ende schon nervte. Kaum tauchte ein Kind auf, geriet sie emotional aus der Bahn. Sobald eine verletzte Person verarztet werden musste, sprach sie von bösen Omen und Schicksalswendungen. Das erschien mir für eine Ärztin dann doch ein seltsames Verhalten.

Anfangs war mir die Hauptfigur Christina noch sehr sympathisch und sie tat mir leid, dass sie nun schon die zweite Fehlgeburt in kurzer Zeit erleiden musste. Leider änderte sich dies während der Geschichte komplett. Christina wurde immer widersprüchlicher und mir mit ihrem Denken und Handeln auch unsympathischer. Sie verhält sich oft sprunghaft und ich konnte ihre Taten nicht immer nachvollziehen bzw. fand sie vollkommen unverständlich. Oft fragte ich mich, wie man mit solchen Gedankengängen und dieser Unsicherheit überhaupt als Ärztin arbeiten kann.
Aidan ist der Typ harte Schale, weicher Kern, wobei auch seine Handlungen nicht immer nachvollziehbar und sehr sprunghaft waren, was für mich auch nicht richtig zu diesem Charakter passte. Trotzdem wurde er mir im Laufe der Geschichte immer sympathischer.
Die anderen Charaktere blieben leider sehr oberflächlich, was sehr schade ist, da ich von dem ein oder anderen doch gern mehr erfahren hätte.

Fazit:
Wer hier einen schönen Wohlfühlroman erwartet, den muss ich leider enttäuschen. Die Geschichte ist bis zum Schluss voller persönlicher Dramen und führt zu einem Ende mit dem ich mich absolut nicht anfreunden kann und das für mich dann letztendlich auch zu einer Bewertung von nur drei von fünf Sternen führte.

Bewertung vom 27.06.2022
Und dann kam das Glück / Die kleine Straße in Belleville Bd.1
Simon, Clara

Und dann kam das Glück / Die kleine Straße in Belleville Bd.1


gut

Ganz nett aber nicht überzeugend

Floristin Chloé betreibt einen Blumenladen in der kleinen Rue de la Chance mitten in Paris. Sie und die vier anderen Ladenbesitzer in der Straße schaffen nicht nur ein kleines Wohlfühluniversum, sondern sind auch gut miteinander befreundet und gehen gemeinsam durch dick und dünn. Da das sechste Geschäft seit einiger Zeit renoviert wird, herrscht in der beschaulichen kleinen Straße derzeit Baulärm und -staub, welcher die Kunden vergrault. Obwohl die Situation an Chloés Nerven zerrt, schafft sie es nicht, sich bei Ben, dem Bauleiter zu beschweren. Wenn sie ihm gegenüber steht, hat sie Herzklopfen und bekommt keinen Ton heraus. Ihre Freunde jedoch lassen nichts unversucht, um Chloé und Ben miteinander zu verkuppeln.

„Und dann kam das Glück“ ist der Auftakt zu einer neuen Buchreihe, die sich um die 5 Freunde in der Rue de la Chance dreht. Clara Simon schafft hier eine wunderbare Wohlfühlatmosphäre. In der Rue de la Chance möchte ich gern einen Nachmittag verbummeln und das Leben genießen.

Leider konnten mich die Charaktere im Buch nicht überzeugen. Chloé, die Protagonistin, ist unglaublich schüchtern und von Selbstzweifeln geplagt. Jede Entscheidung scheint ihr schwer zu fallen und nie ergreift sie die Initiative. So manches Mal habe ich mich gefragt, wie so jemand in der Lage sein soll, ein Geschäft erfolgreich zu führen. Einmal schafft sie es tatsächlich, ihre Meinung zu sagen und dafür einzustehen, nur um gleich darauf wieder in ihr graues Mauseloch zurück zu kriechen. Gerne hätte ich ihr ab und zu mal einen Schubs gegeben, damit sie endlich weiterkommt. So aber hat mich ihre Zurückhaltung irgendwann nur noch genervt.
Ben, der Bauleiter, ist ebenfalls schrecklich zurückhaltend und unsicher. Auch hier habe ich mich immer wieder gefragt, wie er ein international erfolgreicher Bauleiter sein kann, es aber nicht schafft, Chloé auf einen Kaffee einzuladen.
Leider bin ich auch mit den Freunden von Chloé nicht richtig warm geworden. Hierzu werden sie viel zu oberflächlich beschrieben und blieben mir daher fremd. Was mir wiederum gut gefallen hat, ist die Beschreibung der Freundschaft der fünf. Man merkt, dass sie in der Rue de la Chance an einem Strang ziehen und immer füreinander da sind. Das macht dann letztlich auch den Charme der Straße und der Geschichte aus.

Die ganze Geschichte hat sich für mich wie Kaugummi gezogen und wurde immer unrealistischer. Im Grunde dreht sich das ganze Buch darum, ob und wann Chloé es schafft, sich mit Ben zu verabreden. Szenen und Gespräche wiederholen sich endlos und es geht einfach nicht richtig weiter.
Gefühlt ist auf den 300 Seiten fast nichts passiert, nur um dann am Ende auf den letzten 20 Seiten dann noch schnell die Kurve zum Ende zu bekommen. Außerdem wurde die zentrale Frage, die die Freunde vom ersten Kapitel umtreibt und immer wieder Thema ist, nämlich was für ein Laden nun nebenan einziehen wird, nicht beantwortet. Darüber habe ich mich dann am Ende doch sehr geärgert.

Fazit:
„Und dann kam das Glück“ ist ein netter Roman für den Sommerurlaub, von dem man aber nicht zu viel erwarten sollte. Die Charaktere bleiben recht flach und oberflächlich und die Handlung zieht sich unnötig in die Länge.

Bewertung vom 13.06.2022
Was das Schicksal will / Die Dorfschullehrerin Bd.2
Völler, Eva

Was das Schicksal will / Die Dorfschullehrerin Bd.2


sehr gut

Helenes Geschichte geht weiter

„Die Dorfschullehrerin – Was das Schicksal will“ ist der zweite Band der Reihe von Eva Völler. Um die Zusammenhänge zu verstehen, ist es auf jeden Fall empfehlenswert, den ersten Teil „Was die Hoffnung verspricht“ vorher zu lesen.
Der zweite Teil spielt 3 Jahre nach dem ersten Teil und seitdem hat sich eine Menge verändert. Helene lebt mit Marie bei Großtante Auguste in Frankfurt und unterrichtet an einer Großstadtschule. Von Tobias hat sie sich getrennt, leidet aber sehr unter der Trennung. Als sie das Angebot bekommt, als Rektorin an die Schule nach Kirchdorf zurückzukehren, muss Helene nicht lange überlegen. In Kirchdorf erwarten sie nicht nur berufliche, sondern auch private Herausforderungen und immer bleibt die Frage - wird sie am Ende doch noch mit Tobias glücklich werden?

Die Geschichte schließt gut an den ersten Band der Reihe an und man trifft fast alle Charaktere aus dem ersten Teil wieder. Eva Völler schreibt wieder sehr anschaulich, spannend und kurzweilig. Im Gegensatz zum ersten Teil liegt hier aber nicht der Hauptfokus auf Helenes Geschichte. Im Grunde werden vier Geschichten erzählt, die jede für sich interessant ist und ein eigens Buch wert wäre. Die Spannung, ob es für Helene, Isabella, Agnes und Christa ein Happy End geben wird bleibt bis zum dramatischen Finale des Romans erhalten.

Helene ist eine starke, idealistische Lehrerin, die sich aber manchmal zu verzetteln scheint. So richtig habe ich ihre Prioritäten nicht immer verstanden – ich glaube, sie war sich oft selber nicht sicher, was sie nun wirklich will. Sie versucht allen gerecht zu werden und muss aber immer wieder feststellen, dass das nicht funktioniert.

Isabella ist die Rebellin, die sich keinen Konventionen beugen will und immer versucht ihren eigenen Kopf durchzusetzen. Ihr ganzes Handeln und Denken ist schon viel liberaler, als es die Menschen in den 60er Jahren sind. Das muss sie immer wieder schmerzlich feststellen. Zum Glück hat sie mit Helene eine Freundin an ihrer Seite, die sich nicht von Vorurteilen leiten lässt und sie immer unterstützt.

Agnes liebt ihre Arbeit als Arzthelferin, träumt aber davon, den elterlichen Hof zu verlassen und endlich ihr eigenes Leben leben zu dürfen. Sie möchte nicht heiraten, Kinder bekommen und dann nur noch für ihren Mann da sein. Dafür ist sie viel zu intelligent und zielstrebig. Allerdings wird sie auf dem Hof als kostenlose Arbeitskraft benötigt und eine Unterstützung ihrer Wünsche durch ihre Eltern scheint utopisch zu sein.

Christa hat es nach ihrer Flucht aus der DDR nicht geschafft, in Kirchdorf heimisch zu werden. Während ihre Mutter und ihr Mann sich mittlerweile gut in das Dorfleben integriert haben, fühlt sie sich immer noch als Fremde und stößt mit ihrem Verhalten Alle vor den Kopf.

Fazit:
Dieser zweite Teil der Dorfschullehrerin hat mir wieder gut gefallen, obwohl ich den ersten Teil eindeutig besser fand. Gegen Ende des Romans überschlugen sich die Ereignisse und manche Wendung wirkte auf mich doch etwas zu weit hergeholt. Alles in allem ist dieses Buch aber eine tolle Fortsetzung, in der man wieder viele Einblicke in das Schul- und Dorfleben der 1960er Jahre bekommt.