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meldsebjon
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Hattingen

Bewertungen

Insgesamt 174 Bewertungen
Bewertung vom 26.04.2025
Deitch, Hannah

Killer Potential


sehr gut

Ungewöhnlicher Road-Trip
Evie Gordon wird mit zwei Leichen und einer bewusstlosen Nachhilfeschülerin von deren Freund erwischt. In einer Panikreaktion flieht sie von dort zusammen mit einer unbekannten Frau, die sie im Haus gefesselt gefunden hat. Natürlich wird sie durch die Presse vorverurteilt, verstärkt noch durch die Tatsache, dass beide sich lange der Verhaftung entziehen können und auf der Flucht natürlich weitere kriminelle Taten begehen müssen. Einerseits kann nur die Feststellung des tatsächlichen Mörders den Albtraum beenden, andererseits ist das aus der aktuellen Situation heraus schlicht unmöglich. Also lässt man sich treiben, Evie mehr und mehr fasziniert von ihrer seltsamen Begleiterin. Diese spricht zunächst gar nicht, später nur wenig, ist aber unbestreitbar intelligent und verfügt über einige seltsame, aber auch hilfreiche Fertigkeiten.
Ein guter Plot und eine gute Geschichte, getragen von viel Zwischenmenschlichkeit. Für meinen Geschmack etwas zu viel Selbstanalyse und auch zwischendurch etwas langatmig, insgesamt aber lesenswert.

Bewertung vom 24.04.2025
Engel, Henrike

Die Lichter über St. Pauli / Elbnächte Bd.1


ausgezeichnet

Fortsetzung erwünscht
Zwei völlig unterschiedliche Frauen treffen per Zufall im Hamburg zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts aufeinander. Die eine hat sich gerade aus den Fängen von Bordellbetreibern befreit, die andere wurde vom Tod ihres Ehemannes überrascht und steht jetzt mit Schulden aus dessen Betrügereien vor dem absoluten Nichts. Sofort stellt sich eine Harmonie zwischen beiden ein, sofort profitieren sie gegenseitig von der jeweils anderen und beginnen, sich ein Leben aufzubauen. Auch wieder mehr oder weniger zufällig werden sie Zeugen bzw. unbeabsichtigte Mittäter krimineller Machenschaften, helfen Unschuldigen und bekommen ihrerseits auch Hilfe aus verschiedenen Richtungen. So ein kleines bisschen gibt es auch Andeutungen von sich entwickelnden Gefühlen. Am Ende wird einiges aufgelöst, manche Fragen bleiben aber auch offen, so dass man sich auf eine Fortsetzung freuen kann.
Ein gut zu lesender Krimi aus einer anderen Zeit, in denen Menschen mit unterschiedlichen Handicaps lernen, ihren Weg zu gehen und Vorurteile gegenüber anderen abzubauen. Zwischendurch wird die Geschichte ein wenig langatmig, nimmt aber immer wieder rasch Fahrt auf.

Bewertung vom 17.04.2025
Höflich, Sarah

Maikäferjahre (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Es gibt immer eine Kehrseite
Hier erleben wir die letzten Kriegstage und den Beginn der Nachkriegszeit aus der Sicht einer jungen Frau in Dresden und aus der ihres Zwillingsbruders, der in englische Gefangenschaft gerät. Anni, die mit ihrer kleine Tochter in Dresden nur mit Hilfe Adams aus den Trümmern ihres Elternhauses entkommen kann, muss sehr schnell erfahren, dass es auch nach dem Endes des Krieges noch von Nazis wimmelt. Adam hat als Halbjude nur durch die Hilfe von Annis Vater den Krieg überlebt. Beide stoßen auf der Reise nach einer sicheren Bleibe auf viel Ablehnung, aber auch auf viel Hilfsbereitschaft.
Tristan, Annis Bruder, wurde als Pilot über England abgeschossen und findet dort zwar seine große Liebe, aber auch sehr viel Hass. Damals wie heute werden Menschen nur aufgrund bestimmter äußeren Merkmale (Deutscher, Jude) klassifiziert. Nur wenige Menschen waren damals und sind heute bereit, hinter die Fassade zu schauen. Auch wenn das Buch keineswegs belehrend daherkommt, kann man an dieser Botschaft kaum vorbeilesen.
Ein richtig guter Schreibstil, sehr angenehm zu lesen und, wie bereits erwähnt, durchaus mit Tiefgang ist dieses Buch unbedingt empfehlenswert!

Bewertung vom 25.03.2025
Smith, Sally

Der Tote in der Crown Row / Sir Gabriel Ward ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Sherlock einmal anders
Kronanwalt Gabriel Ward lebt sehr zurückgezogen im Temple-Bezirk, bereitet seine Fälle akribisch und perfekt vor und lebt ansonsten nur für und mit seinen Büchern. Nun ist Lordoberrichter Dunning erstochen aufgefunden worden, mit unbekleideten Füßen. Eigentlich ist so etwas in diesem abgeschlossenen Bezirk undenkbar, nichtsdestotrotz aber geschehen. Natürlich möchte man Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts keine Ermittlungen durch die gewöhnliche Londoner Polizei und so wird Gabriel mit den Ermittlungen betraut. Gerne macht er das nicht, fehlt ihm doch damit Zeit für die wichtigen Dinge im Leben. Noch weniger gefällt ihm zunächst, dass man ihm einen wenig gebildeten, niedrigen Polizeibeamten an die Seite stellt. Dieser beweist ihm aber ziemlich schnell, dass er über Verstand verfügt und diesen auch einsetzen kann. Sehr schnell finden sich einige Menschen, die einen Grund hätten, den Toten nicht zu mögen, einige Lügen werden auch aufgetischt, aber kann all das ein Grund für einen Mord sein? Dann gibt es natürlich auch noch eine Maus und eine große Menge Geld, das eine Rolle spielt.
Recherche auf intelligente und altmodische Art kann man hier in vollen Zügen genießen. Wunderbar humorvoll geschrieben. Das einzig traurige ist, dass der Genuss so schnell zu Ende war. Hoffentlich kann man sich auf eine Fortsetzung freuen!

Bewertung vom 25.03.2025
Clarke, Lucy

The Surf House


ausgezeichnet

Glänzende Oberfläche - pechschwarzer Untergrund
Nachdem Bea ihre Modelkarriere auf spektakuläre Weise hingeschmissen hat, genießt sie ihren Aufenthalt in Marrakesch. Leider nimmt die Freude ein jähes Ende, als sie überfallen wird, Rucksack und Papiere verliert und sich nur mit Gewalt und einem Messer aus der Situation befreien kann. Marnie kommt ihr zur Hilfe und nimmt sie erst einmal vorübergehend mit in das Surf House. Das ist ein Hotel für Surfer, das sie zusammen mit ihrem Freund Ped an einem malerischen Ort mit perfekten Bedingungen für Surfer gebaut hat. Bea hilft dort gegen Kost und Logis aus und versucht Geld aufzutreiben, da sie erpresst wird. Äußerlich ist alles perfekt, das Meer und die Wellen phantastisch, sie lernt surfen und genießen. Schwieriger wird es, als Ped wiederkommt und dann auch noch Seth auftaucht, der seine vor einem Jahr verschwundene Schwester Savannah sucht. Bea will ihm helfen und gerät dadurch die Geheimnisse, die seit einem Jahr von der Surfer-Gemeinschaft verborgen werden. Interessanterweise beginnt die Autorin ab diesem Punkt, die Geschichte aus Savannahs Sicht im Wechsel mit Beas Sicht zu erzählen. Man ist also gleichzeitig gespannt auf die weitere Entwicklung der Gegenwart und auf das, was in der Vergangenheit geschehen sein könnte. Spannendes Buch, nicht nur für Surfer!

Bewertung vom 08.03.2025
Barns, Anne

Der Duft von Kuchen und Meer


sehr gut

Liebeserklärung an Amrum
Eine junge Witwe mit Tochter soll das Haus ihrer Großmutter auf Amrum übernehmen, es entweder verkaufen oder vermieten. Die Großmutter selbst stammt zwar von dort, hat die Insel aber im Streit verlassen und möchte nicht mehr dorthin zurück. Maren wird zusammen mit ihrer Tochter Leni sehr herzlich empfangen, findet das Haus, die Bewohner und überhaupt die ganze Insel sehr schön. Gemeinsam mit ihrer Urgroßmutter hat sie, die Konditorin, die Liebe zum Backen. So macht sie sich auf die Spurensuche nach der Vergangenheit und findet Überraschendes. Bei den Amrumern zählt sie nicht als Touristin, hat sie hier doch Wurzeln. Das Leben auf der Insel zieht sie in Ihren Bann und gefällt auch ihrer Tochter. Vielleicht gibt es noch neue Aspekte für ihr Leben?
Hier haben wir einen schönen, gut geschriebenen Wohlfühlroman, so richtig als leichte Urlaubslektüre geeignet. Die Erzählung plätschert so dahin, und lässt sich gut lesen. Ein bisschen mehr Spannung hätte ihm nach meinem Geschmack gut getan.

Bewertung vom 01.03.2025
Fuchs, Katharina

Vor hundert Sommern (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine Familie viele Themen
Elisabeth kann nicht mehr alleine in ihrer Berliner Wohnung bleiben, sie zieht in ein Seniorenheim in Hamburg, in die Nähe ihrer Tochter Anja. Nun muss die Wohnung verkauft und vorher leergeräumt werden. Anja und ihre Tochter Lena kümmern sich gemeinsam darum, auch wenn es ihnen schwer fällt, da mit dieser Wohnung auch für sie viele Erinnerungen verbunden sind. Nach und nach kommen Dinge ans Licht, die Fragen hervorrufen. Elisabeth tut sich schwer damit, diese Fragen zu beantworten, irgendetwas scheint in der Vergangenheit zu liegen, das ihr große Probleme bereitet. Sie beginnt die Geschichte ihrer Tante Clara und ihrer Mutter Mathilde zu erzählen. Gleichzeitig befinden sich Lena und Anja selbst auch in schwierigen Situationen, die aus deren Sicht immer im Wechsel mit Clara geschildert werden. Interessant, der Wechsel der Perspektive, sehr authentisch beschrieben. Viele Themen, die heute genauso aktuell sind wie vor hundert Jahren werden berührt. Leicht zu lesen ist das Buch, eine wirklich leichte Lektüre ist es nicht, denn es ist realistisch, keineswegs weichgespült. Antisemitismus, die Rolle der Frauen, Hass und Mobbing sind einige Perspektiven, die auf interessante Weise aus damaliger und aus heutiger Sicht beleuchtet werden.
Ein wirklich gutes Buch, das nicht ganz so harmonisch ist, wie es das Titelbild verspricht.

Bewertung vom 10.02.2025
Lucas, Charlotte

Luzie in den Wolken


ausgezeichnet

Alles richtig gemacht
Die Geschichte wird aus der Sicht der beiden Hauptfiguren erzählt. Einmal ist da Miriam, seit dem Tad ihres Mannes alleinerziehende Mutter einer Tochter. Sie hat den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt mit ihrem Secondhand-Lagen Krümelkiste, steht aber kurz vor der Insolvenz. Auch wenn es für sie viele Schwierigkeiten gibt und auch ein großes Geheimnis, blickt sie doch recht zuversichtlich in die Zukunft.
Dann gibt es noch Gabriel, der als Autor unter einem Pseudonym zwar große Erfolge zu verzeichnen hat, aber schon lange unzufrieden ist mit den seichten Romanen, die er schreibt und die von ihm erwartet werden. Jetzt ist er richtig ausgebrannt, kämpft mit einer Schreibblockade und möchte eigentlich nicht weitermachen, versucht es aber für seinen Freund und Verleger. Auch in seinem Leben gibt es Geheimnisse, Fehler, die ergemacht hat und die ihm nachhängen. Erst als Luzie in sein Leben tritt, geht es mental wieder aufwärts. Sie gibt ihm den Rat, einfach ab jetzt alles richtig zu machen. Ganz so einfach ist das natürlich nicht, es gibt viele Verwicklungen, die überwunden werden müssen.
Auf jeden Fall hat die utorin alles richtig gemacht: Ein sehr einfühlsamer Roman, der natürlich erkennbar auf ein Happy End lossteuert. Das schönste: Mit dem glücklichen Ende ist es noch nicht vorbei, man kann das als Leser länger genießen, als es sonst üblich ist.

Bewertung vom 03.02.2025
Kliewe, Karen

Die Brandung - Leichenfischer


ausgezeichnet

Düstere Abgründe
Grenzgebiete machen Krimis immer interessant, weil da gemeinsam ermittelt werden muss, Unterschiede an der Arbeitsweise erkennbar werden, was aber oft Vorteile hat. So auch hier. Eine Frauenleiche wird gefunden, in einem ungewöhnlich gestalteten Grab mit ungewöhnlichen Grabbeigaben. Die Archäologin Fria Svensson erinnert das an ein Wikingergrab. Der Bezug zu einer weiteren Leiche, die weit entfernt in Deutschland gefundenwurde, kann hergestellt werden. Natürlich befürchtet man dann, dass weitere Frauen Opfer des gleichen Täters werden könnten. Viele Ermittlungen laufen ins Leere, der Zusammenhang zu einem getöteten jungen Mann wird zunächst nicht gesehen. Manche Abschnitte werden aus der Sicht von Frauen geschildert, z. T. Opfer, vielleicht aber auch Täterinnen. Jede neue Spur bringt Hoffnung und auch neue Spannung. Zwischen den Ermittlern ist ein gewisses Knistern, das ebenfalls zur Spannung beiträgt. Ein toller Lesegenuss, der viel Lust auf mehr macht!

Bewertung vom 31.01.2025
Thomsen, Jona

Dunkle Asche


ausgezeichnet

Zerstörte Leben
Obwohl Gudrun Möller mit ihrer neuen Kollegin Judith Engster für die Cold Case Unit arbeiten, müssen sie gleich zu Beginn sehr eilig eine Zeugenbefragung durchführen. Der Zeuge liegt in einem Hospiz und hat nicht mehr viel Zeit, um durch seinen Beitrag vielleicht noch zur Aufklärung eines alten Mordfalles aufklären zu können. Dreißig Jahre hat er geschwiegen, weil er eine nahe Verwandte nicht beschuldigen wollte, genauso lange hat er aber auch mit seinem Verdacht gelebt. Natürlich geht das Team dem Hinweis nach und gräbt immer tiefer in der Vergangenheit der Menschen, die 1992 in Kalifornien, einem kleinen Ort an der Küste waren und die Beteiligten kannten. Es gab damals einen Verdächtigen, dem der Mord an Sanna Hansen und die anschließende Brandstiftung des Ferienhauses nicht nachgewiesen werden konnte, der aber in den Köpfen der Menschen dennoch vorverurteilt wurde. Ein "normales" Leben wurde ihm so verwehrt. Andere Beteiligte haben Dinge gesehen, aber nicht ausgesagt, anderen wurden falsche Alibis gegeben und alle haben dreißig Jahre mehr schlecht als recht mit ihrem schlechten Gewissen gelebt. Gudrun Möller war damals auch vor Ort und die neue Kollegin hat das Gefühl, dass auch sie nicht alles preisgegeben hat, was sie wusste.
Das neue Ermittlerteam wird hier gut gezeichnet, man fühlt sich gut in die Figuren ein, ebenso wie in die anderen Beteiligten. Gegen Ende, als alles klar zu sein scheint, nimmt die Geschichte noch einmal voll Fahrt auf, macht noch einmal überraschende Wendungen. Von diesen Protagonisten darf es gerne noch etwas mehr sein!