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Island
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Nürnberg

Bewertungen

Insgesamt 536 Bewertungen
Bewertung vom 23.08.2024
Wir treffen uns im nächsten Kapitel
Bickers, Tessa

Wir treffen uns im nächsten Kapitel


sehr gut

Bei diesem Buch haben mich das fröhlich-bunt gestaltete Cover und auch der Klappentext direkt angesprochen. Alles beginnt damit, dass die 30-jährige Erin Bücher aussortiert und in einen öffentlichen Bücherschrank in London einstellt. Aus Versehen hat sie aber auch ihr Lieblingsbuch, in dem sich eine Postkarte mit einem letzten Gruß ihrer an Krebs verstorbenen besten Freundin befindet, mit in den Bücherschrank gestellt. Zum Glück bekommt sie es wieder, findet darin aber nun zusätzliche Notizen eines vermeintlich Fremden und die "Einladung" vor, sich in einem anderen Buch aus diesem Bücherschrank "wiederzutreffen". Diese Nachrichten stammen von James, den sie eigentlich aus ihrer Jugend kennt, mit dem sie aber im Streit auseinander gegangen ist. Das ahnt aber zunächst keine:r der beiden und so entspinnt sich eine Kommunikation durch den Austausch von Lieblingsbüchern mit persönlichen Botschaften aneinander versehen.

An sich ist das eine sehr schöne Geschichte und es gibt auch eine Dosis Tiefgang, durch die jeweilige Lebensgeschichte und familiäre Situation der beiden Hauptpersonen. Allerdings wirkt insbesondere Erin durch ihr Verhalten sehr unreif auf mich, eher wie Anfang 20 als 30. Sie ist auch sehr nachtragend, sowohl James als auch ihrer Mutter gegenüber und versucht selbst nach langer Zeit nicht, über die Auslöser der Differenzen zu sprechen, sondern schaltet lieber auf stur. Dadurch wurde ich nicht so recht warm mit ihr. Zudem sollte die Liebesgeschichte meiner Meinung nach etwas mehr Raum in der Handlung einnehmen, damit nachvollziehbar wird, was Erin und James abgesehen von den Botschaften in den Büchern und der Liebe zur Literatur verbindet.

Bewertung vom 23.08.2024
Der längste Schlaf
Raabe, Melanie

Der längste Schlaf


sehr gut

Bei diesem Roman hat mich das Cover auf den ersten Blick nicht so angesprochen, da es mich einen historischen Roman vermuten ließ, der vor einigen hundert Jahren spielt. Der Klappentext hat meine Neugierde dann aber doch geweckt.

Im Mittelpunkt der Handlung steht die junge deutsche Wissenschaftlerin Mara Lux, die in London zum Thema Schlaf forscht. Sie selbst leidet schon lange an Schlaflosigkeit und wird seit ihrer Kindheit von Träumen heimgesucht, die prophetischen Charakter haben. So träumte sie auch vom Unfalltod ihrer Eltern, der dann wirklich eintraf, was sie verständlicherweise traumatisiert zurückließ. Direkt nach dem Abitur ging sie für ihr Studium nach Großbritannien und hat seitdem, angesehen von ihrer Adoptivschwester kaum noch Kontakt nach Deutschland. Umso überraschter ist sie, als ein ihr unbekannter älterer Mann ihr plötzlich ein geheimnisvolles Herrenhaus in einem kleinen Ort nahe Frankfurt schenken möchte. Dennoch reist sie nach Deutschland, um das Angebot anzunehmen und es ereignen sich einige mysteriöse Dinge in dem Haus und um das Haus herum.

Grundsätzlich fand ich die Idee des Romans mit der Wissenschaftlerin, die zum Thema Schlaflosigkeit forscht, weil sie selbst davon betroffen ist und insbesondere Mara, weil sie schon sehr jung eine Professur angeboten bekommen hat, sehr spannend. Es fließen auch immer wieder interessante Erkenntnisse zum Thema Schlaf ein, was mir gut gefallen hat. Auch das Thema der geheimnisvollen Schenkung hat meine Neugierde geweckt und ich wollte wissen, was denn nun dahinter steckt. Leider gleitet der Roman aber auch immer wieder ins Mysteriöse und nicht mehr wirklich wissenschaftlich zu Erklärende ab und das mag ich gar nicht. Ich hätte mir gewünscht, dass sich alles im Bereich des Realistischen abspielt, gerne auch mit einigen spannenden Szenen, wie bei einem Thriller, aber ohne fantastische Elemente, auf die mich der Klappentext so nicht vorbereitet hat. Aber wer anders mag vielleicht gerade das. Ansonsten war der Schreibstil sehr angenehm lesbar und auch anschaulich.

Bewertung vom 19.08.2024
Pi mal Daumen
Bronsky, Alina

Pi mal Daumen


ausgezeichnet

Oscar ist 16, hochbegabt, aus einer wohlhabenden adeligen Familie und weist definitiv autistische Züge auf. Er hat sich für ein Studium der Mathematik eingeschrieben und begegnet im Hörsaal Moni Kosinsky, die bereits Oma ist, neben dem Studium mehrere Jobs hat und von Schulmathematik wenig Ahnung. Dennoch lernen sie sich nach und nach besser kennen und profitieren sogar voneinander, indem sie sich in den Dingen unterstützen, die dem jeweils anderen so gar nicht liegen.

Das Cover des Romans hat mich angesprochen, so richtig passt es, nun im Nachhinein betrachtet, aber nicht zur Geschichte. Mir hat das Buch gut gefallen. Die Hauptpersonen sind alles andere als gewöhnlich und haben definitiv ihre Ecken und Kanten, aber sie sind dennoch sehr liebenswert. Moni mit ihrer liebevollen und zupackenden Art, die sich in ihrem Alter noch den Traum vom Mathematikstudium erfüllen möchte und Oscar, der so gut wie immer gerade heraus sagt, was er denkt und möchte, auch wenn er damit aneckt. Es gab auch immer wieder humorvolle Situationen, in denen aber nie zu plump irgendwas ins Lächerliche gezogen wurde. Ein Buch, das Mut macht, auch Menschen, die auf den ersten Blick etwas anders sind, eine Chance zu geben und sich auch mal etwas zuzutrauen, das andere Menschen als aussichtslos bezeichnen würden. Der Schreibstil der Autorin war gewohnt gut lesbar und sie hat es geschafft, dass ich mich gut in ihre beiden Hauptpersonen hineinversetzen konnte, auch wenn ich wenig mit ihnen gemeinsam habe.

Bewertung vom 19.08.2024
Glück
Thomae, Jackie

Glück


sehr gut

Zunächst muss ich sagen, dass die Covergestaltung mich auf den ersten Blick nicht besonders angesprochen hat, da ich aufgrund der Abbildung zunächst einen historischen Roman vermutet habe und keinen, der ausschließlich in der Gegenwart, bzw. nahen Zukunft spielt. Die Thematik hat dann aber doch mein Interesse geweckt, nachdem ich mir den Klappentext durchgelesen hatte.

Die beiden Protagonistinnen des Romans sind Marie-Claire, kurz MC, (Radio-)Moderatorin von Beruf und die erfolgreiche Politikerin mit Migrationshintergrund Anahita. Beide sind knapp 40 und bis jetzt kinderlos und aktuell auch nicht in einer festen Beziehung. Ihnen selbst ist bewusst, dass ihre biologische Uhr tickt und auch von ihrem Umfeld bekommen sie das immer wieder mehr oder weniger direkt vermittelt. Im leicht fiktiven Teil des Romans geht es zudem um ein neues Medikament, das die Fruchtbarkeit der Frau verlängern soll, sodass auch Frauen sich, ebenso wie Männer, mehr Zeit mit dem Kinderkriegen lassen können.

Ich konnte mich gut in die beiden Frauen und insbesondere in MC hineinversetzen, da mir die Thematik nicht fremd ist und ich mich in einigen der im Roman geschilderten Situationen wiedergefunden habe. Auch die Erzählweise hat mir gut gefallen, da neben der ernsthafteren Thematik der (ungewollten) Kinderlosigkeit auch immer wieder Passagen mit recht scharfzüngigem Humor enthalten sind, beispielsweise, wenn es um unangenehme Situationen mit Familien im Bekanntenkreis oder im Ruheabteil im ICE geht. Im Verlauf des Romans schweift mir die Handlung aber teilweise zu sehr ab, indem immer wieder weitere Frauen eingeführt werden, die in irgendeiner Verbindung zu den beiden Protagonistinnen stehen und auch deren Leben genauer beleuchtet wird. Dafür wird der medizinische Aspekt mit dem Verlängern der Fruchtbarkeit der Frau eher nur angerissen. Auch das Ende hat mich so nicht vollkommen zufriedengestellt.

Bewertung vom 13.08.2024
Tode, die wir sterben / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.1
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Tode, die wir sterben / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.1


ausgezeichnet

Bei diesem Krimi hat das Cover direkt mein Interesse geweckt. Es ist in den Farben der schwedischen Flagge gehalten, aber zugleich wirkt es durch die Abendstimmung leicht düster. Die gelbe Schrift ist aufgesetzt und hat eine leicht rauhe Haptik, was das Cover edler wirken lässt.

Es handelt sich hierbei um den ersten Fall der Ermittler:innen Jon Nordh und Svea Karhuu. Beide bringen einige Probleme mit. Kommissar Jon Nordh hat gerade erst seine Frau bei seinem Verkehrsunfall verloren und zugleich auch einen Freund und Kollegen, mit dem sie ihn anscheinend betrogen hat. Svea Karhuu, Kommissarin mit Migrationshintergrund, kam aus dem schwedischen Norden nach Malmö, weil interne Ermittlungen gegen sie laufen, da sie im Einsatz einen Kollegen erschossen hat. Beide sind recht verschieden, ergänzen sich mit der Zeit aber immer besser.

In dem Kriminalfall geht es unter anderem um die Aktivitäten ausländischer Gangs in einem Malmöer Viertel, ein dreizehnjähriger Junge scheint zwischen die Fronten geraten zu sein. Gleichzeitig spielen aber auch politische Interessen und die Schwierigkeiten, mit denen Menschen mit Migrationshintergrund auch in Schweden zu kämpfen haben, eine Rolle. Sehr aktuelle Themen also. Und auch die Einblicke ins Seelenleben der beiden Ermittelnden spielen eine große Rolle, sodass man sich gut in die Situationen und die Protagonist:innen hineinversetzen kann. Auch der Schreibstil war gut lesbar.

Bewertung vom 11.08.2024
Letzte Lügen / Georgia Bd.12
Slaughter, Karin

Letzte Lügen / Georgia Bd.12


sehr gut

Bei diesem Thriller handelt es sich um den Teil einer Krimireihe, der aber auch unabhängig von Vorgängerbänden gelesen werden kann. Ermittler Will Trent und Kinderärztin und Gerichtsmedizinerin Sara Linton sind frisch verheiratet und wollen ihre Flitterwochen auf der luxuriösen Ridgeview Lodge am Beginn des Appalachian Trail verbringen. Dort ist Platz für maximal zwölf Gäste, die zu ihrem Ziel wandern müssen und es gibt keinen Handyempfang.

Doch aus entspannten Flitterwochen wird nichts, gleich in der ersten Nacht hören die beiden einen schrecklichen Schrei und die Leiterin der Lodge wird mit mehreren Messerstichen ermordet aufgefunden. Da es durch die Abgeschiedenheit zunächst schwierig ist, Unterstützung zu bekommen und der lokale Sheriff zudem wenig motiviert scheint, beginnen Will und Sara mit den Ermittlungen, um den Mörder, der höchstwahrscheinlich in den Reihen der Angestellten der Lodge, den anderen Gästen oder gar der Familie der Toten zu finden ist, schnellstmöglich zu finden. Dabei tun sich ihnen Abgründe auf.

Es handelt sich hier also um ein recht klassisches Szenario, an einem abgelegenen Ort geschieht ein Mord und der Täter befindet sich wahrscheinlich noch unter den Menschen dort und muss daran gehindert werden, weitere Taten zu begehen. Im Prinzip konnte jede:r der Täter sein und es gab auch jede Menge falsche Fährten und Wendungen. Dabei erfuhr man auch viel über die Vergangenheit der Toten und ihre dramatische Familiengeschichte voller unschöner Geheimnisse. Dies geschah teils auch mit Hilfe von Briefen, die sie ihrem Sohn hinterlassen hatte. Prinzipiell sorgte dieser Aufbau schon für viel Spannung, allerdings wurde es mir dann teilweise auch etwas zu viel an dramatischen Nebenhandlungen und weiteren Verdächtigen und ich hätte eine straffere Erzählweise, die unnötige Längen vermeidet, bevorzugt. Will und Sara waren mir auch diesmal wieder sehr sympathisch, wobei manche, der Flitterwochenthematik geschuldete, sexuelle Anspielung mir etwas zu vulgär war und mir nicht so recht zu den beiden passen wollte. Die weiteren Charaktere waren alle bewusst so gestaltet, dass sie ihre dunklen Seiten hatten, was der Autorin meist recht gut gelungen ist. Die Schilderung des abgelegenen Resorts und der wilden Landschaft in dessen Umgebung fällt ebenfalls recht anschaulich aus, sodass man sich gut an den Schauplatz versetzen kann.

Bewertung vom 11.08.2024
Im Nordwind / Nordwind-Saga Bd.1
Georg, Miriam

Im Nordwind / Nordwind-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Ich habe bereits die vorangegangenen historischen Romane von Miriam Georg gerne gelesen und umso mehr freute ich mich über ihren neuesten Roman "Im Nordwind", der der erste Teil einer weiteren Dilogie ist. Das Cover lässt bereits vermuten, dass auch dieser wieder im Hamburg vor gut 100 Jahren spielt und, dass die Protagonistin kein besonders leichtes Leben hat, wie gut an ihrer Mimik erkennbar ist.

Die Geschichte spielt dann auf zwei Zeitebenen (Ende der 1890er Jahre und 1912/13). Alice wächst im Schausteller-Milieu auf und wird dann quasi an ein Pastorenehepaar "verkauft". Auch mit ihrem Ehemann hat sie dann kein Glück, er misshandelt sie schwer. Nach der Geburt ihrer Tochter würde sie sich am liebsten von ihm scheiden lassen, was damals aber absolut unüblich oder eher so gut wie unmöglich war. Sie geht ein sehr hohes Risiko ein, ihre Tochter Rosa an ihren brutalen Ex-Mann zu verlieren. Unterstützung bekommt sie dennoch vom Anwalt John Reeven, der aus einer angesehenen Hamburger Familie stammt und eigentlich verlobt ist. Und anscheinend ist sein Interesse nicht ausschließlich beruflicher Natur.

Mir hat dieser historische Roman sehr gut gefallen. Ich mag Hamburg und finde es immer sehr spannend, mehr über das Leben in der Hansestadt in der jüngeren deutschen Vergangenheit zu erfahren. Und grundsätzlich war es interessant, am Beispiel von Alice mitzubekommen, wie wenig Rechte Frauen noch vor gut 100 Jahren hatten. Nichtsdestotrotz ist Alice eine starke und mutige Frau, die sich nicht unterkriegen lässt, was sie zu einer beeindruckenden Protagonistin macht. Der Schreibstil war gut lesbar und die historischen Fakten wirkten sorgfältig recherchiert.

Bewertung vom 04.08.2024
Juli, August, September
Grjasnowa, Olga

Juli, August, September


ausgezeichnet

Die Eltern der Kunstexpertin Lou kamen mit ihr aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland, als sie ein Kind war. Ihre verstorbene Großmutter Rosa hat als jüdisches Mädchen den Holocaust überlebt und landete dann mit ihrer Schwester bei Verwandten in Baku, später siedelten Teile der Familie nach Deutschland, andere nach Israel über. Lou ist nun mit Sergej verheiratet, einem recht erfolgreichen Pianisten, der ebenfalls Jude ist. Allerdings pflegen sie einen sehr säkularen Lebensstil und die gemeinsame Tochter Rosa hat noch nie eine Synagoge betreten. Dann reist Lou auf Wunsch ihrer Mutter mit ihr und der kleinen Rosa in ein All Inklusive Hotel auf Gran Canaria, um dort den 90. Geburtstag von Maya, der Schwester ihrer Oma zu feiern. Dazu reisen auch die Familienmitglieder an, die seit Jahrzehnten in Israel leben. Man begegnet sich teils mit einer ordentlichen Dosis Skepsis, ist sich trotz des Verwandtschaftsgrads ziemlich fremd, versucht sich aber auch gegenseitig zu übertrumpfen und es kommt immer wieder zu heiklen Situationen. Und Lou weiß nicht wirklich, ob sie sich ihnen zugehörig fühlen soll, ob sie sich selbst überhaupt noch als Jüdin sieht, wie es mit den russischen Wurzeln aussieht und was von der Geschichte ihrer Oma überhaupt stimmt. Schließlich führt sie diese Erfahrung nach Tel Aviv.

Der Titel des Buches hat meine Neugierde geweckt und, auch wenn auf den ersten Blick nicht ersichtlich, steht dieser im Zusammenhang mit Lous Geschichte, da der Roman nach den Monaten Juli, August und September in drei Bereiche eingeteilt ist. Im Juli geht es um Lous Leben in Berlin, im August um die Reise nach Teneriffa und im September ist der Handlungsort dann Tel Aviv. Ich fand die Lektüre dann auch sehr interessant, da ich mehr über das Leben säkularer Jüd:innen erfahren habe und ich auch den Konflikt, in dem Lou steckt, gut nachvollziehen konnte. Der Schreibstil war gut lesbar, teils auch etwas ins sarkastische gehend, sodass der Roman trotz manch ernster Hintergründe auch humorvolle Passagen aufwies, insbesondere, wenn es um Konflikte in der Familie geht, die jede:r von uns kennt, egal aus welchem Kulturkreis man stammt.

Bewertung vom 30.07.2024
Traubenfest / Zeit der Schwestern Bd.3
Huthmacher, Tanja

Traubenfest / Zeit der Schwestern Bd.3


ausgezeichnet

"Traubenfest" ist der dritte und (vorerst) letzte Teil einer Reihe um drei Schwestern, deren Vater Bodenseeschiffe betreibt, die aber alle einen eigenen Weg für sich gefunden haben, auch wenn sie der Heimat treu geblieben oder in diese zurückgekehrt sind.

Diesmal steht Veri, die älteste der Schwestern im Mittelpunkt der Handlung. Sie hat einen Winzer geheiratet, der allerdings sehr konservativ denkt, während sie Innovationen im Weinbau gegenüber sehr aufgeschlossen ist. Und auch ansonsten läuft es nicht mehr wirklich rund in ihrer Ehe und sie fühlt sich oft nicht als gleichberechtigte Partnerin. Ihre gemeinsame Tochter Rosalie wird langsam flügge. In dieser Situation begegnet Veri einem Winzer auf der Insel Reichenau, der ganz anders an den Weinbau herangeht und auch ihr viel aufgeschlossener und liebevoller gegenüber tritt als ihr Ehemann. Aber auch Veris Schwestern Caro und Romy und ihre frisch getrennten Eltern spielen immer wieder eine Rolle.

Mir haben sowohl die Reihe als auch dieser dritte Teil sehr gut gefallen. Die Covergestaltung hat Wiedererkennungswert, immer zur jeweiligen Schwester und zur Jahreszeit, zu der sich alles zuträgt, passend. Hier nun die Weinreben im Spätsommer. Veri war mir, ebenso wie ihre Schwestern, sehr sympathisch und mir fiel es nicht schwer, mich in sie hineinzuversetzen, da es der Autorin gut gelingt, Veris Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen. Sie verhält sich altersangemessen und nicht naiv oder überstürzt, sodass alles recht realistisch blieb. Auch Lokalkolorit war in Form des Weinbaus am Bodensee, der Schifffahrt, den Inseln Reichenau und Mainau und auch der anderen Orte um den See herum immer wieder vorhanden. Der Schreibstil der Autorin war dabei gut lesbar und anschaulich.

Eigentlich hätte die Geschichte um die drei Schwestern noch Potenzial für mehr, auch wenn es sich um eine Trilogie handelt, die nun abgeschlossen ist. Von daher fände ich es schön, wenn es trotzdem noch eine Fortsetzung gibt, vielleicht zumindest eine Weihnachtsausgabe, die aufgreift, wie das Leben von Caro, Romy und Veri und auch ihren Eltern weiterging.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.07.2024
Die Toten von Veere. Ein Zeeland-Krimi
Vermeer, Maarten

Die Toten von Veere. Ein Zeeland-Krimi


ausgezeichnet

Dieser Krimi spielt in den Niederlanden der Gegenwart, aber auch die Vergangenheit zur Zeit der Besatzung durch die Nationalsozialisten spielt eine Rolle.

Liv de Vries, Hoofdinspecteur der Landespolizei wird von ihrem Vorgesetzten nach Zeeland geschickt, um dort in einem Vermisstenfall zu ermitteln. Damit soll sie aus der Schusslinie genommen werden, nachdem sie einen vermeintlichen Islamisten erschossen hat, der in Wirklichkeit nur ein Kleinkrimineller war. Liv soll im Vermisstenfall Rob van Loon ermitteln und stößt dabei schnell auf dessen Vergangenheit in der rechten Szene und einen weiteren Vermisstenfall. Vor vielen Jahren ist nämlich ein Mädchen mit Migrationshintergrund ebenfalls in Veere verschwunden und Rob war verdächtig, etwas damit zu tun zu haben.

Ich fand den Krimi sehr interessant und spannend, da er die Vergangenheit mit der Gegenwart verbindet und dabei auch die sehr aufgeheizte politische Stimmung mit dem Erstarken der Rechtspopulisten in den Niederlanden mit einbezieht. Der Schreibstil war gut lesbar und auch die Charaktere der Ermittelnden waren mir sympathisch. Was den Fall selbst angeht, blieb es lange spannend, was den Täter und insbesondere die Zusammenhänge zwischen damals und heute angeht.