Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Pan Tau Books - Ein Buchblog

Bewertungen

Insgesamt 95 Bewertungen
Bewertung vom 25.10.2018
Ein Sommer am See
Tamaki, Mariko;Tamaki, Jillian

Ein Sommer am See


gut

Ein 320 Seiten starker Comic über Teenies, die irgendwo zwischen dem Kind sein und Erwachsenalter hängen, sich selbst und die Welt um sie herum neu entdecken und dabei versuchen, einen Sommer wie jedes Jahr zu verbringen. Mich hat der Comic aufgrund seiner Tiefgründigkeit überzeugt, denn er verweilt nicht, wie so manch anderer Adoleszenzroman, an der pubertären Oberfläche der Figuren.

Rose ist die Protagonistin der Geschichte und ca. 15 Jahre alt. Dass sie langsam erwachsen wird und keine Lust mehr auf die Spiele mit ihrer Ferienfreundin Windy hat, die immer noch gerne Sandburgen baut, wird schon zu Beginn der Geschichte deutlich. Rose ist nachdenklich, lächelt wenig, kann die Probleme, die ihre Eltern haben und die sich unweigerlich auf sie übertragen, selbst in den Ferien nicht so leicht vergessen. Roses Gefühlswelt wird kaum angesprochen, trotzdem wird sie durch die aussagekräftigen Zeichnungen thematisiert, sodass man als Leser das Gefühl hat, genau zu wissen, was Rose gerade bedrückt und empfindet. Rose findet im Gegensatz zu ihrer Freundin auch Jungs gar nicht mehr so blöd wie früher und lauscht gespannt den Gesprächen der Teenies aus dem Dorf, in denen es oft um Sex geht. Dass sie viel reifer ist, als so mancher der Jugendlichen, zeigt sich auch daran, dass sie Themen wie Homosexualität, Adoption, Sex und Schwangerschaft ernst nimmt.

Rose muss in diesem Sommer nicht nur mit ihrer veränderten Gefühlswelt und Laune zurechtkommen, auch die Probleme ihrer Eltern wiegen schwer, denn der unerfüllte Wunsch ihrer Mutter nach einem zweiten Kind, zerstört zunehmend den Familienzusammenhalt. Ich habe den Konflikt zwischen Rose und ihrer Mutter mit sehr großem Interesse verfolgt, denn die Mutter vergiftet mit ihrer depressiven Stimmung die Ferien der Familie und gibt Rose gleichzeitig das Gefühl, als Einzelkind nicht auszureichen. Auch hier ist die Thematik sehr tiefgründig, denn auch Roses Vater sucht ein intensives Gespräch mit Rose und versucht ihr zu erklären, warum er die Familie eine Weile verlassen muss. Der Comic behandelt also einige schwierige Themen, die schon mal schwer auf einem Teenie-Gemüt lasten können, die hier aber toll aufgearbeitet werden.

Im Laufe der Geschichte ist schön dargestellt, wie die Interessen der beiden Freundinnen immer weiter auseinanderdriften und wie die beiden Mädchen jeweils damit umgehen. Während Windy die Jungs im Laden des Dorfes bescheuert findet, ihnen nachäfft und sich über sie lustig macht, kann Rose kaum den Blick von ihnen lassen, hängt ihnen an den Lippen und macht sich Gedanken über ihr Leben. Die Geschichte an sich läuft auf keinen grandiosen Höhepunkt hinaus, es geht vielmehr darum, einen einprägsamen Lebensabschnitt in der Entwicklung der Mädchen festzuhalten und durch großartige Zeichnungen zu visualisieren. Die Zeichungen des Comics sind sehr stimmungsvoll und ziehen den Leser in ihren Bann, obwohl sie ausschließlich in schwarzweiß gehalten sind.

Fazit & Bewertung
Ein Sommer am See ist eine Lektüre, die man so weglesen kann. Die Geschichte über zwei Mädchen, die in einem Sommer dem Erwachsenenleben ein Stück näher kommen, ist tiefgründig und einfühlsam. Auch wenn es keinen Höhepunkt und klaren Spannungsbogen gibt, ist die Geschichte so viel mehr: Sie ist still bedacht, magisch und mitreißend. Der Fokus liegt hier auf den detailreichen Zeichnungen, die sehr atmosphärisch sind und die Stimmung und die Gefühlswelt der Mädchen unglaublich gut einfangen.
https://pantaubooks.wordpress.com/

Bewertung vom 25.10.2018
Voll in Fahrt! / Familie Maulwurf
Bos, Burny;Bos, Burny;Beer, Hans de;Beer, Hans de

Voll in Fahrt! / Familie Maulwurf


gut

Familie Maulwurf. Voll in Fahrt! von Burny Bos und dem bekannten Kinderbuchillustrator Hans de Beer (Lars der kleine Eisbär) ist ein Vorlesebuch für Kinder ab vier Jahren. In mehr als vierzig kurzen Geschichten werden Einblicke in den abenteuerlichen Alltag der Familie Maulwurf gewährt. Mir haben die Themen der Geschichten sehr gut gefallen. Geburtstage, Jahreszeiten, Arztbesuche, Urlaube und Ausflüge machen den Alltag der Familie Maulwurf sehr aufregend und abwechslungsreich. Allerdings waren aufgrund der hohen Anzahl an Geschichten die einzelnen Handlungen selbst zum Vorlesen sehr kurz, sodass sich die Story in meinen Augen nicht wirklich entfalten konnte.

Meine Meinung

Familie Maulwurf. Voll in Fahrt! wollte ich unbedingt aufgrund der tollen Illustrationen von Hans de Beer lesen. Hans de Beers Kinderbücher über Lars den kleinen Eisbär haben meine Kindheit und vor allem meine Kindergartenzeit geprägt. Sie zählten zu den ersten Büchern, die ich überhaupt besessen habe und die wunderbaren Geschichten über den abenteuerlustigen Eisbären haben sich bis heute in mein Gedächtnis gebrannt. Auch diesem Kinderbuch merkt man an, wie viel Liebe und Zeit in die vielen Geschichten und tollen Illustrationen investiert wurde. Doch es sind auch nicht die Zeichnungen, die ich an diesem Kinderbuch kritisieren muss, sondern die selbst für das Alter der Zielgruppe viel zu knappen Geschichten, von denen ich mir etwas mehr erhofft hatte.

Doch erst möchte ich ein Lob aussprechen, für die alternative Ausrichtung des Kinderbuchs! Der Autor setzt mit seinen Geschichten ein Zeichen gegen das in Kinderbüchern doch immer noch weit verbreitete traditionelle Modell der Familie. Denn nicht Papa Maulwurf ist es, der arbeiten geht, sondern Mama Maulwurf und Papa Maulwurf kümmert sich unterdessen um den Haushalt und die Kinder. Schön ist auch, dass die Kinder Mats und Mia nicht in die konventionellen Geschlechterrollen Mädchen und Jungen gepresst werden, sondern dass es vorkommen kann, dass Mats die Puppe und Mia den Bagger zum Geburtstag geschenkt bekommen.

Jedes Familienmitglied der Maulwurfs ist etwas Besonderes. Oma Maulwurf sitzt zum Beispiel im Rollstuhl, ist aber noch ziemlich rüstig und bei jedem Schabernack der Kinder mit von der Partie. Papa Maulwurf ist der ungewollte Spaßvogel der Familie, denn nicht selten tritt er in Fettnäpfchen, hinterlässt Chaos und oder ist einfach tollpatschig. Die Kinder Mats und Mia haben auf jeden Fall eine Menge Spaß mit ihm und sind selbst sehr quirlig und kaum zu halten. Mir haben die einzelnen Charaktere der Geschichte sehr gut gefallen, sie sind je nach Situation ausgelassen, witzig oder ernsthaft und gestalten die Geschichten sehr lebendig.

Wie oben bereits angedeutet, ist jedoch jede der Geschichten recht kurz und inklusive Bildern nicht länger als drei oder vier Seiten. Auch wenn Kindergartenkinder nicht mit zu langen Geschichten überfordert werden dürfen und die Aufmerksamkeitsspanne ihres Alters bei der Länge von Geschichten bedacht werden muss, hatte ich hier den Eindruck, dass viele der Geschichten zu knapp waren, sogar oft abrupt abbrachen, wenn es am spannendesten war. Hier hätte man der Zielgruppe meiner Meinung nach schon mehr zutrauen können, indem man die Geschichten etwas verlängert, dafür aber auf ungefähr die Hälfte von ihnen verzichtet hätte. Wie man in den Zitaten schön sehen kann, ist aber die Sprache jedoch sehr gut den jungen Zuhörern angepasst. Knappe und verständliche Sätze machen es leicht der Handlung zu folgen und gleichzeitig die Bilder als Stütze für die Fantasie zu nehmen.
https://pantaubooks.wordpress.com/

Bewertung vom 10.10.2018
Edison / Mäuseabenteuer Bd.3
Kuhlmann, Torben

Edison / Mäuseabenteuer Bd.3


sehr gut

Endlich wieder ein Kinderbuch aus der Feder von Torben Kuhlmann! Nachdem mich Armstrong so begeistern konnte, war ich unglaublich gespannt auf Edison, einer Geschichte, in der sich eine junge Maus auf die Spuren einer großen Erfindung begibt. Ich bin fasziniert davon, wie der Autor und Illustrator Torben Kuhlmann es schafft, komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge für Kinder auf die wichtigsten Informationen herunterzubrechen und in einem spannenden Mauseabenteuer aufzubereiten. Jedes seiner Bücher behandelt eine revolutionäre Erfindung eines Pioniers und erinnert damit an eine Zeit, in der viele unserer heutigen Annehmlichkeiten noch nicht existierten. Dieses Buch ist ein wahrer Schatz im Bücherregal und hat meine sehr hohen Erwartungen wie immer voll und ganz erfüllt.

Mit Lindbergh ging es hoch hinaus, denn eine kleine Maus macht eine entscheidende Erfindung für die Luftfahrt. In Armstrong flog eine Maus sogar bis zum Mond. In Edison wird der Schauplatz der Geschichte unter anderem in die unendlichen Tiefen des Meeres verlegt. Doch bis dahin ist es ein langer Weg, denn zunächst gilt es in der Universität der Mäuse ein für Mäuse taugliches Unterseeboot zu bauen, damit die beiden pelzigen Helden unbeschadet nach dem verschollenen Schatz suchen können. Mich konnte das Setting dieser Geschichte mehr als überzeugen, denn die Mäuseuniversität liegt vor Menschenblicken verborgen in einer Buchhandlung! Hinzu kommt, dass der Ozean für die beiden Mäuse auf ihrer Expedition viele Gefahren birgt, was der Geschichte zusätzliche Spannung verleiht.

Wer Armstrong gelesen hat, der kennt schon die Maus, die als erste den Mond betreten hat. In Edison gibt es ein Wiedersehen mit ihr, doch inzwischen ist sie ein in die Jahre gekommener Professor mit Schnäuzer, der an der Mäuseuniversität Veranstaltungen über die Erfindungen der Menschen abhält. Neuer Charakter und junger Held der Geschichte ist Pete, ein Mäuserich voller Tatendrang, Wissensdurst und Neugier. Ich fand es toll, dass der Autor seine Figuren vergangener Bücher wiederauftauchen und noch einmal an einem großen Abenteuer teilhaben lässt. Petes Motivation ist Motor der Geschichte, denn er möchte das Geheimnis seines Großvaters lüften und sich auf die Suche nach dem Mauseschatz begeben. Pete bleibt als Identifikationsfigur in der Geschichte ein bisschen blass, was für ein Bilderbuch aber nicht weiter schlimm ist.

Die Geschichte an sich ist sehr interessant und für Kinder ab fünf Jahren als Vorlesebuch sehr gut geeignet. An ein oder zwei Stellen sind mir jedoch kleine Lücken in der Geschichte aufgefallen, in denen die Handlung nicht näher erklärt und auch von den Illustrationen nicht erläutert wurde. Kinder, die die Geschichte nur vorgelesen bekommen und sich gleichzeitig an den Bildern orientieren, können diese Lücken meiner Meinung nach nicht so schnell füllen, worunter dann das Verständnis leidet. Aber das war nur eine Kleinigkeit, die mir aufgefallen ist. Edison hat einen klaren Spannungsbogen, mit einigen überraschenden Wendungen und präsentiert, wie von Torben Kuhlmanns Büchern gewohnt, ein schönes Ende, das noch nähere Informationen zur Thematik bietet.

Last but not least: die Illustrationen. Ich könnte hier in ausschweifende Begeisterungsstürme ausbrechen und Torben Kuhlman für seine so wunderbar fantasievollen, detailreichen und liebevollen Zeichnungen mit Lob überschütten. Das tue ich nicht, denn das Folgende reicht vollkommen: Sie sind wunderschön!

Fazit & Bewertung

Edison – Das Rätsel des verschollenen Mauseschatzes von Torben Kuhlmann ist ein wunderschön gestaltetes Bilderbuch, das sich mit den glorreichen und bahnbrechenden Erfindungen des Pioniers Thomas Alva Edison auseinandersetzt. Für Kinder ideal in einer Geschichte über wissbegierige Mäuse verpackt, erschafft Torben Kuhlmann eine Welt, in die man als Leser gerne einmal hineinschlüpfen würde. Ein tolles Buch, dass ich jedem nur empfehlen kann!
https://pantaubooks.wordpress.com/

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.10.2018
Die Legenden der besonderen Kinder
Riggs, Ransom

Die Legenden der besonderen Kinder


sehr gut

Immer wieder spielen in den Abenteuern von Jacob, Emma und Miss Peregrine die Legenden der besonderen Kinder eine Rolle. Die Idee, diese in der Handlung vorkommenden Erzählungen niederzuschreiben und ebenfalls zu veröffentlichen, ist nicht neu. Auch große Autorinnen wie J.K. Rowling oder Cornelia Funke veröffentlichten Märchen und Legenden, um ihren Fans noch einen tieferen Einblick in ihre Lieblingsgeschichten zu geben. Die Märchen von Beedle dem Barden oder Mein Reckless Märchenbuch sind Beispiele für erfolgreiche Spin-offs zur Originalgeschichte. Als bekannt wurde, dass Die Legenden der besonderen Kinder herauskommen sollte, habe ich mich als Fan der Trilogie wahnsinnig gefreut. Für mich sind die Kurzgeschichten eine ideale Ergänzung zu den Büchern, auch wenn sie keinen Bezug auf bekannte Figuren nehmen. Ich werde euch im Folgenden die einzelnen Geschichten kurz vorstellen, die dahinterstehende Moral umreißen und euch verraten, wie sie mir gefallen haben.

Die edlen Kannibalen: Diese Legende spielt zu einer Zeit, in der die Besonderen sich noch nicht in Zeitschleifen verstecken mussten, sondern noch frei und unabhängig lebten, ihrer Arbeit nachgingen und das wenige, was sie zum Leben benötigten, schätzten. Diese Geschichte ist als Einstieg in das Buch ziemlich schockierend, denn die Besonderen waren nicht zu jeder Zeit so besonnen und bescheiden, wie die Kinder bei Miss Peregrine es waren.

Die Prinzessin mit der gespaltenen Zunge: Die Prinzessin ist eine Besondere, die die Abneigung eines jeden Werbers, der um ihre Hand anhalten möchte, deutlich zu spüren bekommt. Ihre Besonderheit ist ihr anzusehen und entstellt sie. Dennoch ist die Güte eine Eigenschaft, die jeder Besondere in sich trägt, auch wenn ihm Ablehnung und Abscheu entgegengebracht wird.

Die erste Ymbryne: Nicht nur Millard, eines von Miss Peregrines besonderen Kindern, ist der Meinung, dass die Geschichte über die erste Ymbryne die wichtigste von allen bekannten Legenden ist. Auch mir hat diese Legende am besten gefallen, denn sie enthält Hintergrundinformationen über die geheimnisvollen Menschenvögel und die Entstehung der Zeitschleifen.

Die Geisterfreundin: Hildy hat die besondere Eigenschaft Geister zu sehen. Zu lange ist der verstorbene Geist ihrer Schwester ihre beste Freundin, sodass sie keine anderen, menschlichen Freunde findet. Doch Besondere sind nicht dafür bestimmt alleine zu sein. Sie müssen nur jemanden finden, der sie so akzeptiert wie sie sind. Die Geschichte von Hildy ist teilweise ziemlich traurig, aber umso gelungener ist das glückliche Ende.

Cocobolo: Cocobolo – ein Name, den wahrscheinlich noch keiner von euch zuvor gehört hat. Nun, einem Besonderen in den Legenden wird dieser Name einerseits zum Verhängnis, andererseits aber auch zur Erlösung. Diese Geschichte hat mich unendlich gefesselt, sie war dramatisch, fantasievoll und – im wahrsten Sinne des Wortes – besonders.

Die Tauben von St. Pauls: Wer schon einmal die St. Pauls Cathedral von London besucht hat, kennt sicher ihre ständigen Bewohner: Tauben. Und Tauben sind es auch, die in einer Legende um die Erbauung der Kathedrale eine wichtige Rolle spielen. Aber nur Dank eines Besonderen, ist das heutige friedliche Zusammenleben zwischen Menschen und Tauben an St. Pauls möglich.

Die Legenden der besonderen Kinder sind ein Muss für jeden Fan der Buchreihe. Die Legenden bieten spannende Hintergrundinformationen und tiefere Einblicke in die faszinierende Welt der besonderen Kinder. Ransom Riggs entführt den Leser mit jeder Kurzgeschichte in ein spannendes und fantastisches Abenteuer und lässt jedes mit einer Moral für besondere Kinder enden. Also einer Moral für jeden von uns!
https://pantaubooks.wordpress.com/

Bewertung vom 07.10.2018
Vox
Dalcher, Christina

Vox


sehr gut

Selten haben mich ein Klappentext und ein Cover so magisch angezogen und neugierig gemacht wie die von Vox. Hinzu kamen natürlich die vielen unterschiedlichen Meinungen von Rezensenten, die deutlich machten, dass dieses Buch klar feministisch ist und damit auch sehr bedeutend für die aktuelle Frauenbewegung. Mich hat Vox unglaublich gefesselt, gleichzeitig aber auch erschreckt und aufgebracht, sodass mich die Thematik bis jetzt immer noch nicht losgelassen hat.

Wir lernen die Protagonistin Jean McCellan als eine Frau kennen, die jedes Wort, das sie spricht, genauestens abwägt. Ganze Sätze werden auf das wichtigste Wort heruntergebrochen, Blicke, Mimik und Kopfschütteln ersetzen Gespräche, Telefonate mit der Familie werden zu einem unmöglichen Unterfangen. Jean McCellan trägt einen Wortzähler an ihrem Arm, der sie mit Stromschlägen bestraft, sobald sie über die täglichen, von der Regierung vorgesehenen 100 Worte kommt. Doch Jean McCellan ist noch nicht gebrochen und trägt Wut in sich, Wut gegen die Regierung, gegen jeden Anhänger und jeden Mann, der der Unterdrückung der Frauen tatenlos zugesehen hat. Für mich war Jean McCellan eine wunderbare Protagonistin. Obwohl sie zu Beginn kaum redet, werden ihre Gedanken und Gefühle im Roman sehr eindrucksvoll zum Ausdruck gebracht. So sehr, dass sich ihre Wut und ihre Fassungslosigkeit über die Erniedrigung der Frauen in Amerika unmittelbar auf den Leser übertragen.

Der Einstieg in die Geschichte hat mich sofort gefesselt: Als Leser wird man unmittelbar in die prekäre Situation der Protagonistin hinein gezogen. Sofort zu Beginn der Geschichte wird deutlich, wie schwierig das Leben für die Frauen und Mädchen unter der neuen Regierung im Einzelfall wirklich ist. Trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass im Laufe der Geschichte noch näher darauf eingegangen wird, wie es so weit kommen konnte, dass Frauen ihrer Stellung enthoben und entmündigt werden. Viele der Frauen wie Jean McCellan haben sich ihr Leben lang wenig für Politik interessiert, haben Feministinnen, die auf die Straße gingen, um für ihre Rechte zu demonstrieren, belächelt. Wenig wird im Roman jedoch über die Umstände berichtet, mit welchen Versprechungen die Politiker die Bevölkerung für ihre neue, frauenfeindliche Regierung gewinnen konnte. Denn alle Frauen des Landes ihrer Stellung zu entheben und ihrer Stimme zu berauben, bedeutet unweigerlich für die zurückbleibenden männlichen Arbeitskräfte zusätzliche Arbeit.

Erschreckend und eindrucksvoll zugleich ist, dass die Kinder in den Schulen die Ideologie der Regierung eingeimpft bekommen – nicht selten wird man als Leser deswegen an den Nationalsozialismus von damals und den Rechtsextremismus von heute erinnert. Auch Jean McCellans Sohn ist nach kurzer Zeit davon überzeugt, dass seine Mutter verdient habe, so leben zu müssen und sieht mehr und mehr auf sie herab. Dass sich so wenige der Männer in diesem Roman gegen die Ungerechtigkeit, die den Frauen angetan wird, erheben, ist nur eine Metapher für die Teilnahmslosigkeit, die die meisten Männer auch heutzutage an den Tag legen, wenn es um Frauenrechte geht – niedrigere Löhne oder befristete Arbeitsverträge sind nur zwei Beispiele für die Ungleichbehandlung der Geschlechter in der heutigen Zeit.

Leider hat zum Ende hin die bis dato sehr gut konzipierte Geschichte stark an Verständlichkeit eingebüßt. Man hat den Eindruck, als ob die Autorin schnell zu einem Ende kommen wollte, wodurch leider die Auflösung der Geschichte sehr gelitten hat. Viele wichtige Punkte in der Handlung wurden nur noch oberflächlich und nicht so ausführlich wie im Rest der Geschichte besprochen, sodass für mich teilweise das Ende unverständlich und viel zu abrupt war.

Fazit & Bewertung

Ein von der Thematik her unglaublich wichtiges Buch! Christina Dalcher hat mit ihrem Debütroman Vox den Nerv der Zeit getroffen. Obwohl der Roman eine Dystopie ist, ist die Handlung keinesfalls für die heutige Zeit undenkbar.

Bewertung vom 07.09.2018
Miss Peregrines - Insel der besonderen Kinder
Jean, Cassandra;Riggs, Ransom

Miss Peregrines - Insel der besonderen Kinder


ausgezeichnet

Die Comic-Adaption von Die Insel der besonderen Kinder hat mir ein ums andere Mal gezeigt, wie fantasievoll und ganz und gar großartig Ransom Riggs Geschichten sind, die vor dem Hintergrund des zweiten Weltkriegs spielen und die Gräueltaten der Nazis indirekt thematisieren. Natürlich tragen die Zeichnungen von Cassandra Jean einen großen Anteil an meiner Begeisterung und sollen daher im folgenden etwas näher beschrieben werden.

Cassandra Jean war mir als Zeichnerin bisher nicht bekannt, aber schon nach dem Aufschlagen der ersten Seite habe ich mich in ihren Zeichenstil restlos verloren. Ihre Zeichnungen haben eine klare Linie, sind anmutig und erwachsen, nicht laut und überfüllt. Vielmehr wird gerade durch die Unaufgeregtheit der Zeichnungen die Geschichte und ihre Atmosphäre perfekt umgesetzt. Die düstere Stimmung, die Jacob ständig umgibt und die ihn rastlos und unermüdlich nach dem Mörder seines Großvaters suchen lässt, spiegelt sich in Cassandra Jeans Bildern wieder. Nicht selten sind ganze Hintergründe in schwarz gehalten oder Doppelseiten farblos. Trotzdem werden immer wieder in den passenden Momenten Farbakzente gesetzt, die Wendepunkte und spannende Szenen unterstreichen.

Was mir bereits in den Original-Büchern sehr gut gefallen hat sind die echten Fotos, die abgedruckt werden, um das Aussehen der besonderen Kinder zu visualisieren. Denn bei den Fotos handelt es sich um wahre Sammlerraritäten, die schon das Taschenbuch herrlich illustriert haben. Die Kombination dieser gestalterischen Mittel, der echten Materialien und der Zeichnungen, ergibt ein stimmiges und sehr vielfältiges Bild der Geschichte. Ich fand die Gestaltung des Comics einfach traumhaft, nicht nur die Innenausstattung, auch das Cover und die Innenseiten der Klappbroschur sind mit wunderschönen Verzierungen versehen und machen aus diesem Buch einen ganz besonderen Schatz im Bücherregal.

Wie auch Ransom Riggs über die Adaption sagte, hätte Cassandra Jean die Geschichte über Jacob und die besonderen Kinder in ihren Zeichnungen nicht besser treffen können. Sehr gefallen hat mir vor allem ihre Darstellung der pupillenlosen Wrights und die der mit Tentakeln bestückten Monster, welche es auf die besonderen Kinder abgesehen haben. Obwohl sie, wie aus einem Horrorfilm entsprungen scheinen, sind sie haargenau so wie ich sie mir beim Lesern der Romane vorgestellt hatte. Die Gesichter der besonderen Kinder und ihrer Ymbryne sind in den Zeichnungen natürlich den Fotos entlehnt. Das Gesicht des Protagonisten Jacob hingegen war auch für mich völlig neu, denn meist geht es mir beim Lesen so, dass ich die Gesichter der Figuren nicht genau vor Augen habe oder sie mir vorstelle. Aber auch hier ist die Umsetzung in jedem Fall sehr gut gelungen!

Der Text und die Dialoge sind, wenn nicht 1:1, dann doch sehr nah am Original gehalten. Vor allem zu Beginn werden ganze Textpassagen zur Einführung in die Geschichte übernommen. Zum sprachlichen Genie des Autors brauche ich hier nicht viel zu sagen, außer – dass er ein GENIE ist!

Fazit & Bewertung

Ransom Riggs Trilogie der Besonderen Kinder sollte jeder einmal gelesen haben, denn sie ist ganz und gar großartig! Ich bin ihr vollkommen verfallen, weswegen ich umso begeisterter war, als die gleichnamige Comic-Adaption erschien. Cassandra Jeans Umsetzung fängt toll das düstere Setting der Geschichte ein, rundet die Vorstellung, die man von der Geschichte hat, ab und macht sie deswegen einfach vollkommen.
https://pantaubooks.wordpress.com/

Bewertung vom 03.09.2018
Der Bergmann
Soseki, Natsume

Der Bergmann


sehr gut

Der Bergmann ist aufgrund seiner gesellschaftskritischen Haltung und dem Bezug zur japanischen Hauptstadt Tokio dem Genre Großstadtroman zuzuordnen. Die Geschichte über den 19-jährigen namenlosen Jungen, der sich aus Tokio aufmacht um zu sterben, hat mich von Anfang an fasziniert. Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive des jungen Mannes. Sein innerer Monolog und seine intensive gedankliche Auseinandersetzung mit sich selbst und seinem Leben, lassen den Leser unmittelbar an der Figur teilhaben. Gleichzeitig werden dadurch Einblicke in seine Überzeugungen zugelassen, aber auch in seine Ängste und Unsicherheiten.

"Sobald man schläft, verschwindet die Zeit. Jeder, für den der Fluss der Zeit eine Qual ist, sollte schlafen. Sterben ist allen Anschein nach ähnlich. Es scheint so einfach und ist doch ziemlich schwierig." (S. 58)

Obwohl man über die Vorgeschichte des jungen Mannes weitestgehend im Unklaren gelassen wird, sind seine Zerrissenheit und sein Wunsch nach Suizid durch seine philosophischen Gedanken greifbar. Immer wieder bezieht er Erlebtes auf den eigenen Geist oder Körper und philosophiert bspw. über den Charakter des Menschen, über die Konsistenz des Herzens, über menschliche Tränen oder das abgestumpfte Bewusstsein.

"Kurz, ich hatte die Absicht, an einen dunklen Ort zu gehen, genauer gesagt war ich gezwungen, aber beim geringsten Anlass ergriff ich die erstbeste Gelegenheit, in dieser mir vertrauten Welt zu bleiben." (S. 28-29)

Interessant fand ich vor allen Dingen, wie unentschlossen der Protagonist ist, was sein eigenes Leben anbelangt. Ständig will er aus seinem eigenen Fluchtversuch ausbrechen und dem Todeswunsch entkommen, um ihn dann ein ums andere Mal wieder zu verfolgen. Sōseki ist mit Der Bergmann ein fesselndes, literarisches Werk gelungen, das trotz weniger Handlungsstränge und eines abrupten Endes vollkommen wirkt. Der Protagonist, der sich nach Dunkelheit sehnt, erkennt in derselben, dass das Leben lebenswert ist.

"In dieser Situation wurde mein Schicksal mehr durch äußere Umstände als durch meinen eigenen Charakter bestimmt. Bei solchen Gelegenheiten rutscht mein Charakter dabei oft unter das Durchschnittsniveau. Wieder einmal ein besonders glänzendes Beispiel von vielen dafür, wie mein in langer Zeit im Selbstvertrauen aufgebauter Charakter in sich zusammenstürzte." (S. 176)

Sōsekis unterschwellige Kritik an den Zuständen im Bergwerk und die harten Lebensbedingungen der Bergmänner, die sich in ihren ausgemergelten Gesichtern widerspiegeln, haben mich sehr angesprochen. Seine Darstellung der Welt unterhalb der Erdoberfläche ist so eindrücklich, dass die Enge und das Gefühl eingesperrt zu sein erschreckend realistisch wirken. Sprachlich schafft es der Autor, durch detailgenaue, bildhafte Beschreibungen und prägnante, eindrückliche Sätze, die Wahrnehmung des Protagonisten lebendig wirken zu lassen. Spannende Höhepunkte in der Geschichte sind jedoch nicht vorgesehen, aber genau aufgrund dieser Andersheit konnte mich Der Bergmann überzeugen.

Fazit & Bewertung

Der Bergmann von Natsume Sōseki ist ein Großstadtroman, der die bürgerliche Gesellschaft Japans zum Thema nimmt und anhand eines Einzelschicksals deutlich macht. Spannende Handlung ist in diesem Roman von Anfang an nicht vorgesehen, trotzdem sind die Gedanken und Wahrnehmungen des namenlosen Protagonisten so packend, dass man Höhepunkte nicht vermisst.
https://pantaubooks.wordpress.com/

Bewertung vom 22.08.2018
Wenn's einfach wär, würd's jeder machen / Hamburg-Reihe Bd.5
Hülsmann, Petra

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen / Hamburg-Reihe Bd.5


gut

Meine diesjährige Urlaubslektüre! Wenn’s einfach wär, würd’s jeder machen von Petra Hülsmann ist eine herrlich unterhaltsame Geschichte – perfekt, um abzuschalten und die Seele baumeln zu lassen. Obwohl mich die Story an vielen Stellen an die Filmreihe Fack Ju Göhte erinnert hat, habe ich den Witz und den lockeren Schreibstil der Autorin durchweg genossen. Mit den Romanen von Petra Hülsmann kann man nie etwas falsch machen, sie sind sehr nah am Leben, dabei humorvoll und stets amüsant. Denn auch die Liebesgeschichte ist in jedem Fall etwas fürs Herz, sehr authentisch und romantisch, ohne dabei kitschig zu werden.

Musiklehrerin Annika ist als Protagonistin der Geschichte eine Figur, bei dir es mir nicht sehr schwer viel, mich mit ihr zu identifizieren. Sie ist Mitte Zwanzig, Single, wohnt mit ihrer besten Freundin in einer WG, ist noch nicht allzu lange in ihrem Job und genießt ihr ruhiges und gemütliches Leben. Annika ist sympathisch, nicht übereifrig aber gewissenhaft und daher als Hauptfigur auf dem ersten Blick eher unspektakulär. Doch ihr Leben gerät aus dem Fugen, als ihr Chef ihr offenbart, dass sie an eine Problemschule versetzt wird. Das geheuchelte Mitleid ihrer Kollegen, die froh waren, nicht selbst versetzt zu werden, fand ich richtig amüsant. Für Annika ist die Vorstellung von einer Versetzung allerdings der blanke Horror. Annika, die es sich in ihrem Job gemütlich gemacht hat, muss nun Teenager unterrichten, die vollkommen andere Ansprüche und Lernniveaus haben, als sie bisher kannte. Vor allem Annikas neu entflammter Ehrgeiz, alles dafür zu tun, dass sie wieder an ihre alte Schule zurück kann, fand ich klasse und hat der Geschichte einen spannenden Einstieg verschafft.

Das Setting des Romans ist sehr abwechslungsreich und damit wirklich ansprechend. Ich fand es toll, mich gedanklich in eine schöne Altbauwohnung in Hamburg versetzen zu lassen, in der Annika mir ihrer besten Freundin lebt und ständig Besuch von ihren beiden Nachbarn bekommt, die als Gegenleistung für gelegentliche, handwerkliche Arbeiten, gerne bei den beiden Freundinnen zu Mittag essen. Dann ist der Schauplatz wieder die Problemschule, in der Annika nun eine Musical AG auf die Beine stellt und daher viel Zeit in der Aula mit der Theaterbühne verbringt. Immer wieder wird die Handlung aber auch an die Elbe verlegt, wenn Annika und ihre Freunde nach getaner Arbeit gemeinsam zusammen den Tag ausklingen lassen.

Weil sie die Musical AG alleine kaum gestemmt bekommt, holt sich Annika, nicht ganz uneigennützig, noch andere Lehrer und Freunde mit ins Boot. Nur mit dem Ziel: So schnell wie möglich wieder von dort weg zu sein! Aber ihre wahren Pläne darf sie so natürlich niemandem verraten. Als ihre Mutter auf die Idee kommt, dass Annika ihre erste große Liebe, den Theaterregisseur Tristan um Hilfe bitten könnte, ist Annika zuerst wenig begeistert. Denn was gibt es Schlimmeres, als jemanden um Hilfe zu bitten, der einen einst übel abblitzen ließ? Ab dem Punkt fand ich die Story zwar sehr vorhersehbar, trotzdem, wollte ich wissen, auf welchen Höhepunkt sie hinauslief. Schön war auch, dass die Autorin immer wieder spannende und überraschende Wendungen eingebaut hat, die die Vorhersehbarkeit unterbrochen und die Geschichte aufgelockert haben. Tristan ist als Figur eher unscheinbar, und wenn er auftrat, dann war er nicht wirklich sympathisch. Das legt aber den Fokus auf eine andere Figur, die in Annikas Leben ebenfalls eine immer wichtigere Rolle spielt.

Fazit & Bewertung
Wenn’s einfach wär, würd’s jeder machen von Petra Hülsmann, ist ein unterhaltsamer und witziger Roman, der durch seine sympathische Hauptfigur, tolle Settings und überraschende Wendungen im Plot punktet. Weniger gut hat mir die Vorhersehbarkeit und teilweise Einfachheit der Story gefallen, aber der Roman ist definitiv eine schöne Lektüre für Zwischendurch und ideal für Fans von Sophie Kinsella.
https://pantaubooks.wordpress.com/

Bewertung vom 16.08.2018
Hilda und der Steinwald
Pearson, Luke

Hilda und der Steinwald


ausgezeichnet

Hildas Geschichten sind selbst nach fünf Bänden ausnahmslos grandios und überraschend. Auch Hilda und der Steinwald ist keine Ausnahme. Diesmal hat sich der Zeichenkünstler Luke Pearson wieder einige ganz besondere Kniffe ausgedacht und mich mit seiner Fantasie, seiner Experimentierfreude und seinem Humor wieder mal verzaubert.

"Das sind Trollfeuer. So was hab ich lang nicht mehr gesehen.[…] Sie wollen die Stadt daran erinnern, dass sie noch da sind."

Trollen sind wir schon in einigen Geschichten von Hilda begegnet. Dass sie aber unbeabsichtigt in das Reich dieser unberechenbaren Kreaturen gerät und sich plötzlich in einer steinig, kargen Welt wiederfindet, ist etwas ganz Neues! Und die Trollwelt ist nichts für zarte Gemüter, denn sie ist riesig, unüberschaubar und bedrohlich. Die unheimliche Stimmung des Settings ist so kraftvoll und deutlich in den Panels wiedergegeben, dass man auch als Leser nicht anders kann, als zu erschaudern und sich vor den großen Trollen, die hinter jedem Fels lauern können, zu fürchten. Mir hat das Setting sehr gut gefallen, denn es war wunderbar düster, fremd und schaurig schön!

"Ich glaube, irgendwas ist schiefgegangen und nun hat es uns an einen Ort verschlagen, wo wir nicht hinwollten."

Wer schon Geschichten von Hilda gelesen hat, der weiß, dass Hildas Mutter alleinerziehend ist (ein Vater wird zumindest nie erwähnt). Hildas Mutter weiß bis zu einem gewissen Grad über die Abenteuer der Tochter Bescheid und lässt ihr in der Regel viel Freiraum. Trotzdem kommt es immer wieder zu Streitereien, wenn sie Zeit mit ihrer Tochter verbringen will, die aber lieber draußen bei ihren Freunden und Monstern ist. Nicht selten fallen dann auch verletzende Worte, die die Realität in Familien sehr gut wiederspiegeln. Umso schöner fand ich die Idee, die Beziehung von Hilda und ihrer Mutter in diesem Comic in den Vordergrund zu stellen und eine Geschichte zu entwerfen, die die Bindung zwischen Mutter und Tochter stärkt. Hildas Mutter ist nach diesem Abenteuer nicht mehr länger nur eine Zuschauerin und Randfigur in Hildas Leben, sondern nimmt aktiv an den Abenteuern ihrer Tochter teil. Hilda kann ihr endlich beweisen, wie mutig, verantwortungsvoll und selbstbewusst sie ist. Auf der anderen Seite erkennt Hilda, dass es gar nicht so schlimm ist, Zeit mit ihrer Mutter zu verbringen, dass sie Spaß haben und gemeinsam etwas erreichen können.

"Ein wenig Nervenkitzel ist ja ganz nett, wenn ich weiß, dass du zu Hause auf mich wartest…"

Luke Pearson ist ein wahrer Zeichenkünstler und hat auch diesem Comic mit seinen Zeichnungen und der speziellen Farbgestaltung eine ganz besondere Note verliehen. Jede Seite folgt einer festgelegten Farbgebung, die die Atmosphäre der Geschichte wiederspiegelt und unterstützt. So können Seiten mit vollkommen bunten oder schwarzweißen Panels herauskommen, Seiten mit länglichen oder quadratischen Panels, oder auch ganzseitige Zeichnungen. Jedes Mal, wenn ich eine Seite in einem Luke Pearson Comic umblättere, schlägt mein Germanisten-Herz bis zum Hals, denn ich liebe es mir zu überlegen, was sich der Autor bei der Anordnung und Farbwahl gedacht haben mag und in welchem Zusammenhang das mit der Geschichte steht. Luke Pearson ist in der Hinsicht so experimentierfreudig wie klassisch, und genau das ist es, was mir so sehr an seinen Büchern gefällt!

Fazit & Bewertung

Hilda und der Steinwald ist Band 5 der erfolgreichen Hilda-Reihe und wieder mal ein wahrer Augenschmaus für Comicfans die es sind und noch werden wollen. Nicht nur das wunderbar düstere Setting hat mich in diesem Comic überzeugt, auch die Mutter-Tochter Thematik fand ich dieses Mal besonders gelungen. Eine fantasievolle Geschichte in einer herrlich skurillen und einzigartigen Welt, in der man einfach mal eingetaucht und ein bisschen gelebt haben sein muss. Ich liebe es!
https://pantaubooks.wordpress.com/

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.