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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Petra Sch.
Wohnort: 
Gablitz

Bewertungen

Insgesamt 549 Bewertungen
Bewertung vom 24.02.2025
Die Schanze
Menz, Lars

Die Schanze


sehr gut

Schatten der Vergangenheit

3,5 Sterne


Ärztin Ellen Roth zieht aus Hamburg wieder in ihr Heimatdorf in den Alpen zurück, weil der dortige Hausarzt in Pension geht und sie dessen Praxis übernimmt.
Sie ist direkt nach dem Abitur geflüchtet, weil auf dem Abi-Ball etwas Schreckliches geschehen ist, das vertuscht wurde.
Und genau am Tag ihrer Ankunft wird Johannes Gruber, der Sohn des Bürgermeisters, an der beleuchteten Sprungschanze aufgehängt gefunden.
Hängt der Mord mit den Geschehnissen von damals zusammen? Und wird es weitere Tote geben?

Gleich zu Beginn geht es extrem spannend los; man liest aus Sicht des Täters, wie er sein Opfer zur Sprungschanze treibt. Es ist so eindrücklich und lebendig beschrieben, dass man sofort Gänsehaut bekommt.
Immer wieder gibt es Einschübe aus Täter-Sicht, die dem Leser wertvolle Infos liefern, man aber trotzdem nicht darauf kommt, wer es denn nun ist. (Erst ab der Hälfte war mir klar, wer der Täter ist.)
Die komplette Stimmung im Buch ist extrem düster; nicht nur Ellens Charakter mit ihren Depressionen und ihrer nicht verarbeiteten Vergangenheit; auch das Dorf und dessen Bewohner geben einem das Gefühl von "in der Zeit stecken geblieben": erzkonservativ, und bloß keine schlechte Meinung aufkommen lassen - lieber alles unter den Tisch kehren, dabei noch das Beste für sich rausschlagen, und dass daran ein Menschenleben zerbricht, ist komplett unwichtig. Einfach nur unfassbar.

Die beiden Nebencharaktere, der ehemalige Polizist Haußer und der Journalist Merab, der eigentlich nur weg will aus diesem Ort, bringen Pepp in die Story, denn Haußer ist eine traurige Existenz, die etwas zu verbergen hat. Und Merab ist von Ellen fasziniert und will ihr helfen, jedoch ist man sich zuerst nicht ganz sicher, welches Ziel er eigentlich verfolgt? Nur die große Story, um aus dem Kaff wegzukommen?
Die Schanze kam nur ganz zu Beginn als wichtiges Element vor (wurde dort doch die erste Leiche präsentiert), und wurde dann nur mehr selten erwähnt, weil es eben das Markenzeichen des Ortes ist (und viel mehr gibt es dort auch schon nicht mehr zu sehen).

Teilweise konnte ich die Beweggründe und (Ellens) Verhalten nicht verstehen - warum es damals vertuscht wurde, kann ich nachvollziehen, aber nicht, warum Ellen es jetzt immer noch soo unbedingt geheim halten will. Sie ist eine erwachsene Frau, die Zeiten haben sich geändert (wenn auch viele der Einwohner nicht), aber das kann ihr eher egal sein. Die alten Leute werden deshalb bestimmt nicht zig Kilometer weit zu einem anderen Arzt fahren, denn ihre Praxis ist die einzige im Ort.
Auch war mir unverständlich, warum sie sich - als erwachsene Person und Ärztin - immer noch ritzt. - Wenn sie merkt, sie kann die Geschehnisse nicht verarbeiten, warum hat sie sich nicht schon längst psychologisch betreuen lassen?
Die Beweggründe des Täters haben sich mir leider auch nicht so ganz erschlossen. Und gerne hätte ich von der Polizei und deren Ermittlungsarbeit gelesen.


Fazit:
Ein verschwiegenes Dorf in den Alpen, das immer noch die schrecklichen Geschehnisse der Vergangenheit vertuschen will. Ich konnte leider viele Beweggründe und Handlungen nicht nachvollziehen.

Bewertung vom 23.02.2025
Crime im Heim
Tannert, Ida

Crime im Heim


sehr gut

Fünf schrullig-taffe Senioren ermitteln

3,5 Sterne

Im Seniorenheim Haus Silberblick will der ehemalige Impresario Friedhelm Klemp mit einigen seiner Mitbewohner den "Hamlet" einstudieren, denn Kunst und Kultur kommt nach seinem Geschmack im Heim viel zu kurz!
Doch ein Mord macht ihm und seinen Proben einen Strich durch die Rechnung: der Hund einer der Darstellerinnen, Mops Ophelia, wird tot aufgefunden und die Aufregung ist groß, denn der Hund wurde erschossen!
Und dann findet die bunte Truppe auch noch eine menschliche Leiche...

Ich musste mich erst kurz 'warmlesen', denn die Erzählung beginnt aus Sicht des Impresarios, der genauso hochgestochen spricht, wie seine geliebten Shakespeare Stücke verfasst sind.
Aber man kommt schnell rein, lernt nach und nach die Senioren und Seniorinnen kennen, die im Stück mitspielen sollen.
Einerseits ist natürlich die Aufführung selbst eine schöne Abwechslung, denn der Alltag im Heim ist manchmal etwas langweilig. Doch der tote Hund ist natürlich viel aufregender! Und sie wollen selbstverständlich herausfinden, wer und warum den Mops getötet hat. Hier ist die große Liebe von Friedhelm Klemp, die ehemalige Yogalehrerin Katia Horenfeld, federführend.
Die Charaktere der alten Leute sind alle unterschiedlich gezeichnet, aber auch unterschiedlich detailliert ausgearbeitet. Von Friedhelm und Katia erfährt man natürlich am meisten; und von Hans Grünsteudl, ehemaliger Viehzüchter, der für die ganze Sache eine große Rolle spielt.

Mich hat die Story in vielen Teilen an an eine andere Reihe mit Senioren-Ermittlern im Altersheim britischer Herkunft erinnert (nur der Grund für die ganze Aufregung war dann doch mehr Agententhriller), doch hier hatten die alten Leutchen nicht ganz so viel Charme. Doch es gibt immer wieder was zu schmunzeln.
Leider gab es einige Längen, und die Senioren und Seniorinnen kamen mir ZU fit vor; was diese alles gemacht haben bzw. körperlich geschafft hatten (ich sag nur: Leiche durch den Park schleppen) war teilweise sehr unglaubwürdig.
Ich hatte zwei Täter im Visier - einer davon war es dann auch, aber die Auswahl war auch nicht allzu groß.
Die Auflösung war nachvollziehbar, ist es doch der zweithäufigste Grund für Tötungsdelikte.


Fazit:
Humorvoller Cosy Crime im Altersheim: schrullige Senioren ermitteln. Mir waren diese jedoch teilweise zu unglaubwürdig rüstig.

Bewertung vom 04.02.2025
Der kleine Hase Upsala - Komm, wir bauen was! - Ein Baustellen-Klappenbuch
Sternbaum, Nico

Der kleine Hase Upsala - Komm, wir bauen was! - Ein Baustellen-Klappenbuch


sehr gut

Wir bauen einen Spielplatz! Klappenbuch

In "Komm, wir bauen was!" möchten der kleine Hase Upsala und seine Freunde einen Spielplatz für alle bauen.
Zuerst lernt man den Hasenjungen kennen und wie er zu seinem Namen gekommen ist.
Danach geht's auch schon los, und Upsala holt alle seine Freunde zusammen (Igel, Eule, Fuchs und Eichhörnchen), um einen Spielplatz zu bauen: mit Bagger, Kipplaster und Holz geht's ans Werk.

Ich hätte mir mehr Baufahrzeuge gewünscht und keinen Upsala, der alles kaputt macht - aber sein Name kommt ja nicht von ungefähr ;)
Die Geschichte zeigt, dass man gemeinsam mit Freunden, wenn man zusammenhält, etwas errichten kann - und auch, wenn das Ergebnis anders ist, als man sich gewünscht hätte, das dann tatsächlich Erreichte ebenso Freude machen kann.
Nicht so gut gefällt mir, dass Upsala und seine Freunde dann auf den Baufahrzeugen spielen - das ist leider kein gutes Vorbild, weil gefährlich!

Die dicken Papp-Seiten und großen Klappen sind gut geeignet und robust für kleine, motorisch noch nicht so geschulte Kinderhände. Dabei wird gleich die Motorik trainiert.
Der kurze und leicht verständliche Text schult den Spracherwerb und man lernt auch etwas über Baufahrzeuge und den Spielplatzbau. (Das könnte aber ausführlicher sein.)
Auf den fünf Doppelseiten mit den bunten Illustrationen gibt es viel zu entdecken - natürlich auch hinter den Klappen, wo die Geschichte immer mit (sehr) kurzem Text weitergeht.


Fazit:
Eine kindgerechte Geschichte mit schönen, illustrierten Bildern und großen Klappen, perfekt für kleine Kinderhände geeignet. Wichtige Themen sind Freundschaft, Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft; und dass man mit Ideenreichtum schöne alternative Lösungen finden kann.

Bewertung vom 04.02.2025
Weil sie dich kennt (eBook, ePUB)
McFadden, Freida

Weil sie dich kennt (eBook, ePUB)


gut

Kurzgeschichte zur Housemaid-Reihe; leider ohne überraschende Wendungen

Bewertung als Hörbuch:
"Weil sie dich kennt" ist eine Kurzgeschichte aus der Reihe um das Hausmädchen Millie, die zeitlich zwischen "Sie kann dich hören" (Band 2) und "Sie wird dich finden" (Band 3) angesiedelt ist. Hier geht es um ihre Hochzeit mit Enzo, was der schönste Tag ihres Lebens werden soll.
Doch das wird es nicht - nicht nur, dass sie telefonisch bedroht wird (was sie Enzo verheimlicht, weil es ja der schönste Tag ihres Lebens werden soll. Da konnte ich mal wieder nur den Kopf schütteln. Ich kann ihr Verhalten einfach so oft nicht nachvollziehen.), sondern sie wird auch noch dazu von ihren Eltern gedemütigt, da diese einfach nicht zur Hochzeit erscheinen.

Man konnte Millies Angst zwar sehr gut mitfühlen, denn sie ist außerdem mit ihrem ersten Kind schwanger und somit wird nicht nur ihr Leben, sondern auch das ihres ungeborenen Kindes bedroht. Doch leider hat mir hier der überraschende Twist gefehlt, der in den anderen Bänden das nervige Verhalten von Millie ausgeglichen und die Geschichte zu einer außergewöhnlichen und unterhaltsamen Story gemacht hat.
Ich war so neugierig, was es mit dem Drohanruf auf sich hat, doch Millies Verdacht hatte sich bestätigt. Und die Auflösung bzw. Ausmerzung der Bedrohung war weder überraschend noch spannend und leider hat der ganzen Geschichte der Thrill gefehlt.

Gesprochen wurde das Hörbuch hauptsächlich wieder von Leonie Landa, die schon den Part der Millie in den anderen Bänden spricht.
Den männlichen Part des Enzo hat Jesse Grimm übernommen (den ich bisher noch nicht als Sprecher kenne; seine Stimme, Intonation und Sprechgeschwindigkeit empfinde ich als sehr angenehm.)


Fazit:
Nett als Zwischen-Geschichte zu hören und zu erfahren, wie die Hochzeit von Millie und Enzo abgelaufen ist, aber dieser Story fehlt leider die Spannung und der überraschende Twist.

Bewertung vom 02.02.2025
Mord im Himmelreich
Winkelmann, Andreas

Mord im Himmelreich


sehr gut

Winkelmann kann auch lustig

Ich kenne einige Thriller von Andreas Winkelmann, die doch sehr blutig und brutal sind, und war deshalb sehr auf seinen ersten humorvollen Cosy Crime gespannt. Und mich hat der Humor überzeugt, auch wenn einiges sehr überzogen ist!

Wir lernen Björn Kupernikus kennen, der zum ersten Mal seine Zeit am Campingplatz Himmelreich verbringt, in seinem alten Campingwagen namens Otto. Den Campingplatz Himmelreich gibt es wirklich, deshalb sind die Beschreibungen des Platzes und der drei Seen, die ihn umgeben, sowie der Ortschaft so anschaulich und lebendig, dass man sich mitten drin fühlt.
Der Übersichtsplan in der hinteren Buchklappe ist ein tolles Goodie, ich hab öfter die Wege von Kupernikus und Annabelle nachgeschaut.
Am ersten Morgen hört er eine Frau schreien - so lernt er Annabelle Schäfer kennen, die ein Häuschen in der Nähe gemietet hat und zum Malen am See war. Dort hat sie einen kleinen Hund auf einem Stand-up-Paddleboard gesehen, mitten am See treibend.
Klar, dass Kupernikus den Hund retten muss! (jaa er will auch ein bisschen Annabelle beeindrucken ;)
Unter dem Board ist jedoch eine Leiche befestigt. Doch niemand kennt und niemand vermisst den Toten.

Jetzt heißt es für Kupernikus und Annabelle (beide schon in Rente) herauszufinden, wem der Hund gehört (den sie Pinguin getauft haben, nach der SUP-Marke), um so die Identität des Toten herauszufinden - denn die Polizei in Form von Kommissar Fass (bei dessen Namen Pinguin immer bellen muss) ist leider sehr klischeehaft. Anfangs verpeilt, jedenfalls nicht sehr engagiert im Ermitteln. Zuerst geht gefühlt nichts weiter; es gibt keine Befragungen aller Campingplatz-Bewohner durch die Polizei. Die Leiche wird ewig lange nicht identifiziert. Ohne Kupernikus wäre der Fall nie gelöst worden (wobei der auch erst in die Gänge kommen musste).
Das finde ich leider nicht so schön, dass in Cosy Krimis die Polizisten so oft als unfähig dargestellt werden. Joah, sonst hätten die Protagonisten ja keinen Grund zu ermitteln.
Die Auflösung war zwar teilweise überzogen und im Showdown unglaubwürdig, aber der Grund der ganzen Sache ist wirklich ernst, traurig und betrübend, denn genau so ist es leider auch in Wirklichkeit!

Kupernikus und Annabelle sind sympathisch und wiff, aber auch mit schrulligen und kauzigen Eigenheiten, viel Enthusiasmus, Neugierde und Biss. Meine Favoritin war natürlich die kleine Hündin Pinguin :D
Und man erfährt sehr viel über den Mikrokosmos Campingplatz. Camper sind schon ein eigenes Völkchen! ;)
Mit Spannung erwarte ich das nächste Abenteuer von Kupernikus, an dem Andreas Winkelmann schon schreibt!


Fazit:
Der erste humorvolle Cosy Krimi von Thrillerautor Andreas Winkelmann - schrullig, humorig, teilweise überzogen; aber sehr unterhaltsam, mit einer süßen vierbeinigen Protagonistin und einem Fall, der leider trauriger Ernst ist.

Bewertung vom 29.01.2025
Der König
Nesbø, Jo

Der König


sehr gut

Abschluss der Geschichte um die Opgard-Brüder

"Der König" ist die Fortsetzung von "Ihr Königreich" und mMn der Abschluss der Dilogie (ich konnte dazu aber leider keine Infos finden, aber für mich ist die Story jetzt abgeschlossen), in dem es um die beiden Brüder Roy und Carl Opgard geht, die im norwegischen Dorf Os leben, wo es manchmal brutal zugeht; auch Bestechung und Korruption sind an der Tagesordnung.
Und dort soll nun ein Tunnel als Umfahrung gebaut werden, der Os aussterben lassen wird - das muss verhindert werden, immerhin hat Carl, der jüngere der beiden, der sehr charmant sein kann, vor kurzem ein Spa errichtet, das er ausbauen möchte; und der ältere Bruder Roy, der eher extrovertiert und gewaltbereit ist und Carl immer bei Problemen hilft, betreibt eine Tankstelle, eine Bar und möchte eine Achterbahn errichten lassen - das ist sein großer Traum.

Die Geschichte wird in ich-Form von Roy erzählt und hat eine düstere, teilweise deprimierende Atmosphäre; man verfolgt nicht nur das Leben der beiden Brüder, sondern eigentlich der Einwohner des ganzen Ortes.
Immer wieder werden Geschehnisse aus der Vergangenheit (also dem vorigen Band) aufgegriffen, und es ist wie das Umfallen von Dominosteinen - eine Sache baut auf der nächsten auf und eine Handlung ergibt die nächste.
Der "Dorfsheriff" hat es auch immer noch auf Roy abgesehen. Er will ihm unbedingt den Mord an seinem Vater anhängen. Und den Tod der Eltern von Roy und Carl will er auch aufklären.
Die Brutalität einiger Einwohner von Os, die Bestechlichkeit und Korruption sind wirklich deprimierend.
Mit Roy fühlt man natürlich am meisten mit, man liest ja seine Geschichte. Er tat mir so oft leid, aber manchmal konnte ich ihn bzw. sein Verhalten nicht nachvollziehen; vor allem diese Familienabhängigkeit "Blut ist dicker als Wasser", wenn man doch nur wie Dreck behandelt wird.

Es gab viele spannende Momente, man hat mitgefiebert und war neugierig, wie sich die Geschichte des Ortes entwickelt und es gab tragische Wendung(en) aufgrund falscher Informationen. Einfach nur traurig. Das Ende konnte man sich in dieser Art schon vorstellen und dieses war wie die ganze Geschichte: betrüblich.


Fazit:
Der Abschluss einer norwegische Familiengeschichte um die beiden Brüder Roy und Carl Opgard mit düsterer Atmosphäre (ich fand es so richtig Nordic Noir).

Bewertung vom 28.01.2025
Still ist die Nacht / Maya Topelius Bd.2
Åslund, Sandra

Still ist die Nacht / Maya Topelius Bd.2


gut

leider nicht so fesselnd wie Band 1

Die Stockholmer Ermittlerin Maya Topelius verbringt ihren Mittsommer-Urlaub auf der Schäreninsel Svartlöga vor Stockholm, wo ihre Freundin Emely ein Yoga-Retreat abhält.
Doch schon am nächsten Morgen nach dem Mittsommerfest wird ein Toter gefunden und der Urlaub ist für Maya vorbei: sie ermittelt nun undercover unter den Retreat-Teilnehmern und den Inselbewohnern, die vom Yoga-Retreat nicht erfreut sind.
Doch es bleibt nicht bei einer Leiche und ein schlimmer Sturm macht ein Wegkommen der panischen Retreat-Teilnehmer unmöglich.

Leider war es diesmal für mich schwer, in die Geschichte zu finden, denn es gab so viele Infos zu Yoga und Mayas Leben, und bis die Leiche gefunden wurde und die Story endlich "richtig" losging, dauerte es eine Weile.
Auch das Zerwürfnis zwischen Maya und Emely (oder eher Mayas Abwendung von Emely) war sehr anstrengend. Dass Maya im ersten Augenblick über das Geständnis von Emely enttäuscht war, kann ich nachvollziehen - aber derart verbockt über etwas, das Jahrzehnte her ist, Maya nicht wirklich betroffen hat und vor allem keinerlei Auswirkungen auf ihr Leben hatte, also DAS konnte ich absolut nicht verstehen, weshalb ich davon mit der Zeit genervt war.
Auch dass die Retreat-Teilnehmer nach dem ersten Mord derart ängstlich waren, konnte ich nicht verstehen, da der Tote ein Inselbewohner war und ich an Insel-interne Gründe gedacht habe.
Der Fall selbst wurde nach und nach immer spannender, und neugierig habe ich Mayas Ermittlungen verfolgt und war über die überraschende und authentische Auflösung der beiden Todesfälle erfreut.
Insgesamt hat mich der 2. Band leider nicht so gefesselt wie der Vorgänger.

Sehr hilfreich fand ich den Übersichtsplan der Insel in der vorderen Klappe, sodass man die Wege von Maya und die Leichenauffindungsorte gut nachvollziehen konnte. Die Beschreibung der Insel war so lebendig, dass ich alles genau vor Augen hatte.


Fazit:
Der 2. Fall für Maya Topelius hatte für mich leider Längen (im "Drumherum"), der Fall selbst hat sich spannend entwickelt und die Auflösung war authentisch.

Bewertung vom 24.01.2025
Low
Kleist, Reinhard

Low


sehr gut

David Bowies Berliner Jahre als Graphic Novel

In dieser Graphic Novel geht es um das Leben David Bowies während seiner Zeit in West-Berlin von 1976 bis 1978.
Er war körperlich und seelisch am Tiefpunkt, hatte den Starrummel satt und wollte seine Drogensucht bekämpfen. Und er wollte in Berlin Ruhe finden, was ihm auch in gewissem Maße gelungen ist. Und er fühlte sich frei.
In Berlin entstehen drei wichtige Alben, "Heroes", "Low" und "Lodger".

Ich kenne David Bowies Berliner Zeit nicht sehr detailliert, doch man hat den Eindruck, dass Reinhard Kleist die tatsächlichen Geschehnisse so weit wie möglich wahrheitsgetreu widergegeben hat.
Man trifft auch andere Künstler, zB Iggy Pop (den man zeichnerisch sofort erkennt), der eine Zeit lang mit David Bowie zusammengewohnt hat.
Schön wären noch genauere zeitliche Angaben gewesen.

Die Zeichnungen empfinde ich als hart und eher kalt, auch oft in nur einem Farbton gehalten. Ich finde den Stil aber passend für einen Erwachsenen-Comic und zur Geschichte. Denn David Bowies Leben damals war nicht leicht, und Berlin war auch keine Kuschel-Stadt. Denn während Bowie von seiner Drogensucht loskam, zeigt der autobiografische Roman "Kristiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", zu dessen Verfilmung David Bowie die Songs beigesteuert hat, Berlins Drogenszene.
Am Ende gibt es auch auf einigen Seiten eine Galerie, die jeweils eine Illustration auf einer kompletten Seite (bzw. Doppelseite) enthält, und die Graphic Novel schön abrundet.


Fazit:
Eine auffällige Graphic Novel über David Bowies Zeit in Berlin von 1976 bis 1978.

Bewertung vom 19.01.2025
Verlassen / Mörderisches Island Bd.4
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlassen / Mörderisches Island Bd.4


sehr gut

4. Band der Island-Krimi-Reihe

3,5 Sterne

Island, 3. bis 5. November 2017: Die komplette Familie Snaeberg verbringt das Wochenende anlässlich des 100. Geburtstag des vor einigen Jahren verstorbenen Familienoberhaupts in einem noblen, modernen und abgelegenen Hotel in Westisland, das architektonisch und optisch dem Lavafeld, auf dem es steht, angepasst ist.
Die Familie hat das gesamte Hotel gebucht, daher ist außer den Familienmitgliedern und einigen Angestellten niemand anderes da. Oder?
Denn am Sonntag morgen wird eine Person vermisst, die dann nur noch tot geborgen werden kann und alle werden von der Polizei verhört.

Es gibt zwei Zeit- und mehrere Erzählebenen; man liest abwechselnd ab Freitag Nachmittag, als die ersten Gäste im Hotel ankommen aus Sicht verschiedener Familienmitgliedern bzw. der Hotelangestellten Irma, die fast wie ein stalkender Fan der reichen und bekannten Familie erscheint; und Sonntag Vormittag die Befragungen und Ermittlungen der Polizei aus Sicht des Polizisten Saevar, den man aus den Vorgängerbänden kennt. Das hier ist quasi die Geschichte vor Elma.
Durch diese Sprünge kommt immer Spannung auf, denn die Fäden und was eigentlich genau passiert ist, laufen erst nach und nach zusammen.
Jedenfalls merkt man, dass fast jeder dieser Familie Probleme hat und/oder ein Geheimnis. Keine nette Familie, was auch Irma immer mehr bemerkt, obwohl sie doch so von dieser Familie beeindruckt war.
Als Leser lernt man die einzelnen Familienmitglieder so nach und nach immer besser kennen.
Übrigens gibt es zu Beginn einen sehr hilfreichen Stammbaum, denn es sich wirklich sehr viele Personen und ich musste immer wieder nachsehen.

Was mir nicht gefiel, war der ständige Alkoholkonsum. Klar, auf Feierlichkeiten wird bestimmt einiges getrunken; und ja es gibt in so großen Familien sicher auch Personen, die ein Alkoholproblem haben - aber hier haben alle, sogar die Teenager, ständig viel zu viel getrunken. Gefühlt waren alle dauernd besoffen. Was anfangs noch ein gutes stilistisches Mittel war, um die Personen und deren Gefühle und Gedanken und Probleme besser kennenzulernen, war mit der Zeit einfach nur mehr anstrengend zu lesen und es hat einen richtig runtergezogen.

Was mir hier ausnahmsweise richtig gut gefiel, weil es so rätselhaft und spannend in die Geschichte eingebaut war und man selbst so gut miträtseln konnte, war die Tatsache, dass man erst nach der Hälfte erfahren hat, welche Person eigentlich vermisst und dann tot aufgefunden wurde. Das war richtig gut und spannend gelöst - und auch die Auflösung war authentisch und nachvollziehbar.


Fazit:
Vierter Teil der Island-Krimi-Reihe; diesmal ohne Elma weil in der Zeit davor. Konnte mich leider nicht ganz so fesseln wie die Vorgängerbände.

Bewertung vom 17.01.2025
Carmilla
Le Fanu, Sheridan

Carmilla


sehr gut

der allererste Vampirroman

In der grünen Steiermark in Österreich lebt das junge Mädchen Laura nur mit ihrem Vater und wenigen Bediensteten in einem abgelegenen Schloss mitten im Wald, abseits jeder sozialer Kontakte.
Als dann eine Kutsche in einer hellen Mondnacht vor dem Schloss einen Unfall hat, gelangt die junge, verletzte Frau Carmilla zur Pflege ins Schloss, denn deren Mutter muss dringend weiter. Laura ist natürlich hocherfreut, denn sie wünscht sich nichts sehnlicher als eine Freundin.

Und dieses Bedürfnis nutzt Carmilla dann auch schamlos aus; zuerst auf unterschwellige, charmante und für sich einnehmende Art. Doch der Leser merkt schnell, dass Laura abhängig von Carmilla wird und dass mit dieser etwas nicht stimmt. Es mutet höchst seltsam an, dass die junge Frau immer erst mittags aus ihrem Zimmer kommt und dafür des Nachts beim Spaziergang im Mondschein gesehen wird.
Auch Lauras Alpträume von einem dunklen Lebewesen an ihrem Bett, die Druckgefühle auf der Brust und die beiden kleinen Wunden sowie die täglich zunehmende Schwäche bescheren Grusel und Gänsehaut.

Leider bemerkt man erst nach der Hälfte des Buches, dass es sich bei Carmilla um einen Vampir handelt (wäre es nicht im Untertitel angeführt, den es im Original jedoch nicht gab), denn hier gibt es keine "typischen" Anzeichen, die man heutzutage mit Vampirismus in Verbindung bringt. Man merkt zwar, dass mit Carmilla etwas nicht stimmt, dies könnte jedoch alles mögliche sein.

Die Geschichte erinnert sehr an den bekannteren Vampirroman Dracula, der jedoch erst einige Jahrzehnte nach Carmilla geschrieben wurde. Auch dort sind Abhängigkeit, Besessenheit und Erotik zentrale Themen.
Obwohl neu übersetzt, mutet die Schreibweise von "Carmilla" alt an und man ist sich sofort gewiss, dass diese Geschichte schon vor langer Zeit verfasst wurde.
Schade fand ich, dass nie aufgeklärt wurde, wer die Frau war, die sich als Carmillas Mutter ausgab.


Fazit:
Der allererste Vampirroman mit einer weiblichen Protagonistin: Carmilla - die die junge Laura von sich abhängig macht und ausnutzt.