Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Petra Sch.
Wohnort: 
Gablitz

Bewertungen

Insgesamt 530 Bewertungen
Bewertung vom 17.01.2025
Carmilla
Le Fanu, Sheridan

Carmilla


sehr gut

der allererste Vampirroman

In der grünen Steiermark in Österreich lebt das junge Mädchen Laura nur mit ihrem Vater und wenigen Bediensteten in einem abgelegenen Schloss mitten im Wald, abseits jeder sozialer Kontakte.
Als dann eine Kutsche in einer hellen Mondnacht vor dem Schloss einen Unfall hat, gelangt die junge, verletzte Frau Carmilla zur Pflege ins Schloss, denn deren Mutter muss dringend weiter. Laura ist natürlich hocherfreut, denn sie wünscht sich nichts sehnlicher als eine Freundin.

Und dieses Bedürfnis nutzt Carmilla dann auch schamlos aus; zuerst auf unterschwellige, charmante und für sich einnehmende Art. Doch der Leser merkt schnell, dass Laura abhängig von Carmilla wird und dass mit dieser etwas nicht stimmt. Es mutet höchst seltsam an, dass die junge Frau immer erst mittags aus ihrem Zimmer kommt und dafür des Nachts beim Spaziergang im Mondschein gesehen wird.
Auch Lauras Alpträume von einem dunklen Lebewesen an ihrem Bett, die Druckgefühle auf der Brust und die beiden kleinen Wunden sowie die täglich zunehmende Schwäche bescheren Grusel und Gänsehaut.

Leider bemerkt man erst nach der Hälfte des Buches, dass es sich bei Carmilla um einen Vampir handelt (wäre es nicht im Untertitel angeführt, den es im Original jedoch nicht gab), denn hier gibt es keine "typischen" Anzeichen, die man heutzutage mit Vampirismus in Verbindung bringt. Man merkt zwar, dass mit Carmilla etwas nicht stimmt, dies könnte jedoch alles mögliche sein.

Die Geschichte erinnert sehr an den bekannteren Vampirroman Dracula, der jedoch erst einige Jahrzehnte nach Carmilla geschrieben wurde. Auch dort sind Abhängigkeit, Besessenheit und Erotik zentrale Themen.
Obwohl neu übersetzt, mutet die Schreibweise von "Carmilla" alt an und man ist sich sofort gewiss, dass diese Geschichte schon vor langer Zeit verfasst wurde.
Schade fand ich, dass nie aufgeklärt wurde, wer die Frau war, die sich als Carmillas Mutter ausgab.


Fazit:
Der allererste Vampirroman mit einer weiblichen Protagonistin: Carmilla - die die junge Laura von sich abhängig macht und ausnutzt.

Bewertung vom 14.01.2025
Die Mission beginnt / Amanda Black Bd.1
Gómez-Jurado, Juan;Montes, Bárbara

Die Mission beginnt / Amanda Black Bd.1


sehr gut

actionreicher Auftakt

An ihrem zwölften Geburtstag erhält Amanda Black einen Brief ihrer Eltern, die kurz nach ihrer Geburt verstorben sind. Seitdem wird sie von ihrer Großtante Paula aufgezogen; die beiden leben in ganz ärmlichen Verhältnissen.
In diesem Brief steht nun, dass sie an ihrem 12. Geburtstag spezielle Kräfte bekommt (was ihr schon aufgefallen ist) und auserkoren ist, das Erbe der Familie Black zu erhalten. Und dazu gehört eine (runtergekommene) Villa samt (altertümlichem) Butler.
Ihre Tante will sie jedoch davon abhalten, denn es ist sehr gefährlich - aber natürlich entscheidet sich Amanda FÜR ihr Erbe.

Ich fand sehr unglaubwürdig, warum Amanda mit ihrer Tante 12 Jahre lang in schlimmster Armut leben musste, obwohl es doch ein riesiges Haus gab?! Die beiden hätten ja trotzdem dort wohnen und Amanda eben erst zum 12. Geburtstag das Geheimnis erfahren können. Und wenn Geld für das Haus da war (irgendwie musste es doch erhalten werden), warum nicht auch etwas für Amanda und ihre Großtante?
Auch dass sie ihrem neuen Freund Eric an der neuen Schule sofort ihr Geheimnis mitgeteilt hat, obwohl doch alles ganz geheim bleiben muss, und ihr dieser selbstverständlich gleich bei ihrer ersten Mission, den Diamantschlüssel, der sich in Besitz von Irma Dagon von der Dagon Corporation befindet und bei einer privaten Gala ausgestellt wird, zu klauen, um damit endlich an die ganzen verschlossenen Geheimnisse der Familie Black zu kommen, ließ mich öfter mal die Augen rollen (Amanda musste zuerst viele Rätsel lösen, um überhaupt an die Info zum Diamantschlüssen zu kommen und sich bei dessen Beschaffung vom 180. Stock abseilen usw).

Trotzdem bringt das Buch spannende Unterhaltung, wenn man die Geschichte eben so nimmt, wie sie ist: etwas magisch, mit viel Action und ein wiffes Mädchen (mit Hilfe ihres technik-affinen Freundes) als eine Art Superheldin mit Superkräften, die in Kombination aus James Bond und Indiana Jones Manier die Menschheit beschützen muss.
Eine Art Cliffhanger macht auch neugierig auf den Folgeband.


Fazit:
Actionreicher Auftakt um das Leben der 12jährigen Amanda Black; oft überzogen bzw. unglaubwürdig, aber wenn man es als eine Art Superheldin-James Bond/Indiana Jones-Action+Rätselgeschichte ansieht, ist es wirklich sehr unterhaltsam.

Bewertung vom 06.01.2025
Wir finden Mörder Bd.1
Osman, Richard

Wir finden Mörder Bd.1


ausgezeichnet

gelungener Auftakt der neuen Cozy Crime Reihe von Richard Osman


4,5 Sterne

Wer den Donnerstagsmordclub kennt, weiß, wie skurril Richard Osman seine Charaktere zeichnet; jedoch mit viel Charme und trockenem Humor, aber auch emotional.
Und genau so sind auch die handelnden Personen in seiner neuen Krimireihe, in der sich alles um die Personenschützerin Amy Wheeler, ihren Schwiegervater Steve Wheeler und die alternde Krimischriftstellerin Rosie D'Antonio dreht.

Amy wird bei ihrem Job, Rosie vor einem mordlüsternen russischen Milliardär zu beschützen, selbst angegriffen und nun gilt es mit Hilfe ihres Schwiegervaters Steve, der mal Polizist war, und der überdrehten alternden, aber immer noch bekannten Krimischriftstellerin Rosie, die auf Glamour und Unterhaltung steht, herauszufinden, wer ihr die Morde an drei Influencern andrehen will, die von Amys Agentur betreut wurden und wo Amy jeweils in der Nähe einen Job zu erledigen hatte. Bzw. wer will sie gleich umbringen lassen?

Eine wilde und rasante Verfolgungs- und Ermittlungsjagd von South Carolina nach St. Lucia, Irland, in die britische Heimat New Forest und von dort nach Dubai, auf den Spuren von Influencern, Geldschmugglern, Auftragskillern und Drogendealern lässt Spannung, Humor und witzige Unterhaltung aufkommen.
Obwohl ich sofort im Gefühl hatte, wer der Drahtzieher war, hatte man als Leser natürlich nicht immer alle Informationen, die Steve herausgefunden hat, und das Miträtseln hat trotzdem riesigen Spaß gemacht, auch wenn einiges sehr überzogen und manches unglaubwürdig war.

Achja, Steves Kater Trouble, den er eigentlich nicht wollte und dann doch sehr in sein Herz geschlossen hat, ist mein heimlicher Liebling.


Fazit:
Auch die neue Cozy Crime-Reihe von Richard Osman überzeugt durch skurrile Charaktere, Charme und trockenen Humor. Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Band!

Bewertung vom 05.01.2025
Wohnverwandtschaften
Bogdan, Isabel

Wohnverwandtschaften


ausgezeichnet

ein emotionaler Roman über eine ungewöhnliche Wohngemeinschaft

4,5 Sterne

Die Zahnärztin Constanze zieht nach ihrer Trennung von Flo als Übergangslösung in die Wohnung von Jörg, der mit Anke und Murat eine Wohngemeinschaft bildet.
Dies war nur als Übergangslösung gedacht, doch die anderen wachsen ihr unbewusst immer mehr ans Herz (sie ihnen ebenso), und deshalb bleibt sie dann doch viel länger als geplant.

Die Schreibweise ist außergewöhnlich; es wird abwechselnd aus Sicht der vier WG-Bewohner erzählt, jeweils in ich-Form, oder auch mal als Gespräch von mehreren nach Art eines Theaterstücks.
Jedenfalls ist es so geschrieben, wie die Personen sich die Geschehnisse denken. Salopp, ohne Blatt vor den Mund, offen und emotional. Man kann dadurch sooo gut mit allen mitfühlen. Und es ist so humorig.
Und dadurch lernt man alle Vier natürlich sehr gut kennen; deren Gedanken- und Gefühlswelt.
Constanze, die über die Trennung von ihrem Lebensgefährten hinwegkommen will.
Anke, die ums Überleben kämpft, weil sie keine Schauspiel-Jobs mehr bekommt und die froh ist, endlich weibliche Verstärkung in der WG zu bekommen.
Murat ist der Puffer für alle; unterstützt bei Problemen, ist bei Streitigkeiten da, kocht für alle und hat den Schrebergarten, in dem er Ruhe findet.
Und der Rentner Jörg, der nach dem Tod seiner Frau die Zimmer in der Wohnung vermietet hat und dessen Traum eine Reise nach Georgien mit dem Bulli ist.
Doch manchmal könnte man die vier oder eher drei einfach nur schütteln. Sie sorgen sich um Jörg; diskutieren, dass etwas getan werden muss; und machen jedoch nichts. (Fast) ein Jahr lang. Ich habe das einfach nicht nachvollziehen können!
Ebenso Constanze, die sich schon beim Einzug denkt, sie muss das Klavier loswerden, weil es zu groß ist. Erst recht, als sie ständig dagegen läuft und der riesige blaue Fleck deshalb gar nicht mehr weg geht. doch nach 1,5 Jahren in der WG steht auch das Klavier immer noch an seinem alten Platz.

Doch diese Geschichte lässt einen nicht los. Sie ist packend, aufwühlend, witzig, emotional. Und einfach nur ganz wundervoll.


Fazit:
Eine zusammengewürfelte Zweckgemeinschaft vierer Personen, die als quasi Familie zusammenwachsen, die man aber manchmal einfach nur schütteln könnte. Packend, aufwühlend, witzig, berührend, emotional.

Bewertung vom 03.01.2025
Die Insel der Angst
Griffin, Martin

Die Insel der Angst


gut

hat mir leider nur so mittelmäßig gefallen

Die Dokumentarfilmerin Tess Macfarlane wird von der Firma Seawild engagiert, um mit drei anderen Mitgliedern des Unternehmens (die Biologin Dr. Alex Dahlberg, Mike Woods-Hughes und der Techniker Vinny Perriera) auf der einsamen Insel Navigaceo, die zur Inselgruppe Ilhas Desertas, nahe Madeira, gehört, die Robbenpopulation zu zählen, zu dokumentieren und zu filmen, damit die Unberührtheit der Insel weiterhin erhalten bleibt.
Doch dann entdeckt Tess in einer Bucht eine fast skelettierte Leiche, die jedoch noch nicht all zu lang in dort liegen dürfte. Doch das Ungewöhnliche ist, dass diese einen Hoodie von Seawild trägt. Tess fühlt sich nun in Lebensgefahr.

Das Setting ist toll, man hat die komplette Insel, inkl. der Bucht, des Berges und des Leuchtturms ganz genau vor Augen.
Auch die düstere Atmosphäre auf der Insel kommt unheimlich rüber, sodass man Gänsehaut bekommt, v.a. als das Wetter umschlägt.
Die Dynamik zwischen den Teilnehmern war anfangs gut, man lernt sie nach und nach kennen. Leider fand ich nur Vinny so richtig sympathisch, zu den anderen habe ich keine tiefere Verbindung aufbauen können.
Man hat später auch immer jemand anderen in Verdacht und rätselt mit, wer der Täter ist.

Es gibt auch einen zweiten Handlungsstrang: Rückblenden auf Tess' Arbeit mit Gretchen Harris vor 10 Jahren, wo Gretchen ermordet wurde.
Durch diese beiden Handlungsstränge wird es abwechslungsreich und man möchte auch wissen, was damals passiert ist.

Leider kommt Spannung erst ab der zweiten Hälfte auf, v.a. gegen Schluss, als Tess im Unwetter den Weg zum Leuchtturm sucht.
Insgesamt fand ich die Auflösung eher unglaubwürdig, auch wenn mich der Täter bzw. Drahtzieher dann doch überrascht hat. Die Figuren, allen voran Tess, haben sich manchmal unlogisch verhalten und teilweise kam es zu konstruiert rüber. Und ich konnte - zumindest Anfangs - absolut nicht nachvollziehen, warum Tess solche Angst vor ihren Kollegen hatte? Selbst, wenn einer der Mörder dieser Leiche war, hätte sie doch nichts zu befürchten gehabt. Erst später natürlich, als sie nicht aufhört zu schnüffeln und zu filmen.
Das war das nächste, was ich unlogisch fand - die Vier waren doch auf der Insel, um die Robben zu markieren, zu filmen und zu zählen usw. Das kommt genau einmal ganz kurz vor. Was machen die bitteschön den ganzen Tag lang? Ja, Tess geht heimlich die Leiche filmen. Völlig unglaubwürdig das Ganze.
Somit hat mir das Buch leider nur so mittelmäßig gefallen, auch wenn es Überraschungen hab.


Fazit:
Ein tolles, atmosphärisches Setting auf einer einsamen Insel; doch leider eine Protagonistin, die sich unlogisch verhält und auch die Auflösung konnte mich nicht so ganz überzeugen.

Bewertung vom 02.01.2025
Traue sich, wer kann! / Die Geisterhelfer Bd.1
Blase, Tina

Traue sich, wer kann! / Die Geisterhelfer Bd.1


ausgezeichnet

toller Auftankt einer gruselig-humorvollen Reihe

Im Auftakt der Geisterhelfer-Reihe lernen wir den 10jährigen Leo Helsing Krüger und die 12jährige Antonia Murkwitz kennen, von denen es auch zu Beginn der Geschichte einen Steckbrief gibt.
Leo wurde eigentlich nach dem mutigen Vampirjäger benannt, doch er hat - im Gegensatz zu diesem - leider sehr viel Angst, vor allem im Dunkeln. Und er fühlt sich ständig beobachtet und verfolgt.
Besonders gruselig findet er den Keller des Hauses, in das Leo mit seiner Familie erst neu eingezogen ist.
Und das Nachbarmädchen Antonia hat wohl auch nicht mehr alle Tassen im Schrank: ständig läuft sie komplett schwarz bekleidet herum, und sie verbringt ihre Zeit gerne am Friedhof!?!

Als Leo, um in seiner Klasse neue Freunde zu finden, bei einem Fußballspiel zusagt, wird es für ihn richtig gruselig. Denn der Fußballplatz liegt direkt neben dem Friedhof, und als der Ball über die Mauer fliegt und Leo diesen holen muss, lernt er drei gruselige Alte kennen, die seltsam grünlich-schimmern.

Es ist einfach wundervoll zu verfolgen, wie Leo mithilfe von Antonia seine Gabe, Geister zu sehen, akzeptieren kann und seine Angst nach und nach ablegt. Und dann sogar merkt, dass erstens - Antonia zwar anders ist, aber ihr Herz am rechten Fleck hat und genau dieses Anderssein ihm geholfen hat, und sie ihm eine richtig gute Freundin geworden ist - und zweitens - er überhaupt keine Angst vor den Geistern haben muss. Im Gegenteil, diese sind höchsterfreut, dass ein Mensch sie hören und sehen kann (ich kann Antonia sooo gut verstehen, dass sie auf diese Gabe total neidisch ist) und dass dieser Mensch ihnen bei diversen Problemen helfen kann.

So geschieht es auch in diesem Band, Leo und Antonia helfen den drei Geistern Agathe, Ferdinand und Harry bei einem Problem mit einem nervigen Jung-Geist; und gleichzeitig aber auch diesem polternden neuen Geist und dessen lebender Familie. Einfach nur wundervoll zu verfolgen und mit viel Humor gespickt.
Auch das Thema Trauerbewältigung für Kinder wird so recht gut verarbeitet.
Einige detailreiche schwarz-weiß Illustrationen, teilweise seitenfüllend, auf denen es viel zu entdecken gibt, untermalen das Gelesene.


Fazit:
Eine wundervolle, gruselig-humorige Geschichte über zwei taffe Geisterjäger (ok, einer musste erst mutig werden), in der wichtige Themen verarbeitet werden. Ich freue mich schon auf den Folgeband!

Bewertung vom 30.12.2024
Villa Obscura
Hill, Melissa C.;Stapor, Anja

Villa Obscura


sehr gut

anders als erwartet


Die Geschichte beginnt spannend und gruselig mit einer Halloweenparty in unheimlich-beklemmendem Ambiente der abgelegenen Villa Obscura im Harz, um die sich eine düstere Legende rankt. Auf der Party wird diese dunkle Legende der Villa von einer alten Dame vorgetragen, man hat also schon beim Lesen Gänsehaut Feeling pur!

Jane ist als Begleitung von Amadeus bei der Party dabei. Doch alle warten vergeblich auf die Hausherrin, die berühmte Fotografin Constanze.
Nur zwei Männer in Morph-Suits servieren Häppchen und Getränke, und ein DJ spielt Musik. Sonst gibt es kein Personal.
Gegen Mitternacht werden alle von den Morph-Typen in Shuttles manövriert und heimgebracht, nur Amadeus, Kiyoshi, der für Constanze arbeitet, das Model Linda und Constanzes Freundin und ebenfalls Fotografin Sarah sowie die drei Angestellten bleiben.
Als Jane auch heimgebracht werden soll, schafft sie es, ungesehen dort zu bleiben. Leider wird sie schnell entdeckt - und dann beginnt der Alptraum für die restlichen Partygäste sowie DJ Émile - diese sechs werden von den beiden Männern in Morph-Suits festgehalten und am Dachboden eingesperrt.

Die Geschichte wird aus Sicht der sechs Geiseln erzählt, immer abwechselnd.
Normalerweise mag ich Perspektivwechsel, aber hier waren es so viele und so rasch hintereinander, dass es ermüdend war und ich manchmal gar nicht mehr wusste, aus welcher Sicht man nun liest.
Auch waren diese Abschnitte jeweils immer viel zu kurz, um so richtig in die Gedanken und Gefühle der jeweiligen Erzähler eintauchen zu können.

Der Klappentext hat bei mir leider eine falsche Vorstellung impliziert (obwohl es ja eigentlich gar nicht falsch dargestellt wurde). Aber unter "schicken sie auf einen lebensgefährlichen Trip durch das zerklüftete Gelände am Brocken" habe ich mir eine Art Escape Room bzw. Schnitzeljagd durch den Brocken vorgestellt. Allerdings waren die Geiseln jeweils nur kurz draußen. Und was da genau geschehen ist, hat man als Leser zuerst gar nicht erfahren - es kam also hier leider wenig Spannung auf. Auch, wonach eigentlich gesucht wird, fragt man sich lange Zeit.
Die Morphs hingegen lassen Grusel aufkommen, da sie kein Wort sprechen und die Gefangenen konstant bedrohen.
Spannend war das Interagieren der jeweils fünf am Dachboden verbliebenen Geiseln, da man durch deren Gespräche bröckchenweise mehr Infos erhält. Und bei den Ausbruchsversuchen hat man natürlich mitgefiebert, obwohl es teilweise unglaubwürdig war.

Gut gefiel mir, dass alle Charaktere total unterschiedlich waren und polarisiert haben. Jeder hat Geheimnisse, die sich nach und nach aufdecken. Und v.a. Constanze, über die man ja nur aus Erzählungen der anderen erfährt. Und man ist natürlich ebenso wie die Geiseln neugierig, wo Constanze überhaupt abgeblieben ist.
Weniger gut hingegen gefiel mir, dass es keine Jugendlichen waren, wie man aus Klappentext und der Einordnung des Buches als Jugendthriller erwartet hat, sondern junge Erwachsene. Bis auf das Alter von Jane (19) und Emile (18) erfährt man es von keinem - und ab 18 ist man ja bereits volljährig.

Der Showdown war mir etwas zu viel und die Auflösung einerseits überraschend (mit einer wichtigen Botschaft!), aber dann doch teilweise etwas unglaubwürdig.
Der Epilog hat mir gefallen, wie die Geiseln der Halloweennacht auch danach Kontakt halten und über alles resümieren.


Fazit:
Dieser Jugendthriller mit wichtiger Botschaft entwickelt sich anders als erwartet. Es gab spannende Stellen, allerdings auch Längen. Aber ein unterschwellig gruseliges Feeling hat man das ganze Buch über!

Bewertung vom 15.12.2024
Der Krimidinnermord / Phyllida Bright Bd.3
Cambridge, Colleen

Der Krimidinnermord / Phyllida Bright Bd.3


sehr gut

überzeugt durch britischen Charme, nicht durch Spannung und/oder einer überraschenden Auflösung

In ihrem dritten Fall vertritt Phyllida Bright ihre Chefin, die Krimischriftstellerin Agatha Christie, bei der sie als Haushälterin arbeitet, bei der Kennenlern-Party der neuen Besitzer des benachbarten Beecham House. Die Einladung dazu ist überraschend: es ist die Ankündigung, dass ein Mord geschehen wird. (Hier ist wieder die Verbindung zu den Werken von Agatha Christie einfach wundervoll.)
Und genauso kommt es dann auch: bei der Theatervorstellung des Hausherrn Clifton Wokesley mit seiner Frau und vier Bekannten wird Clifton Wokesley seiner Rolle als Leiche mehr als gerecht: er wurde direkt vor der Vorführung erstochen.
Wie gut, dass die passionierte Ermittlerin Phyllida bereits vor Ort ist.

Es war soo schön, wieder alle Angestellten von Mallowan Hall zu treffen - allen voran natürlich Phyllida, die so einen herrlich trockenen Humor hat. Ihre Streitereien mit dem Butler Mr Dobble, die Plänkeleien zwischen ihr und Chauffeur Bradford (und dessen süßer Hündin Myrtle) ist einfach nur humorvoll zu beobachten. Man fühlt sich einfach total wohl.
Die Kombination aus britischem Humor und historischen Ereignissen machen diese Reihe zu einem Leseerlebnis.
Diesmal ist Phyllida ganz erfreut, weil endlich der neue Staubsauger geliefert werden soll, der die Hausmädchen jedoch in helle Aufregung versetzt und Dobble dessen Einzug verhindern will, weil so ein Gerät bestimmt nur alles in Chaos stürzt.

Leider war diesmal der Täter von Anfang an so offensichtlich, nur das Motiv hat sich erst mit der Zeit herausgestellt.
Nur einmal kurzzeitig hatte ich jemand anderes in Verdacht, aber sonst waren nicht einmal die Ablenkungsmanöver wirkungsvoll. Und die erhoffte überraschende Wendung blieb leider aus.
Und Phyllida selbst hat mich diesmal bei ihren Ermittlungen enttäuscht: Sie hat nur in eine Richtung ermittelt; und das Offensichtliche hat sie nicht gesehen.

Den Showdown mit der Autofahrt im Regen, Phyllidas gefährliches Fahrmanöver und den Schusswechsel fand ich dann etwas zu viel.
Trotzdem mag ich einfach das ganze Drumherum, die Atmosphäre, das Geplänkel zwischen Phyllida und Bradford, die süße Myrtle..-einfach alles! :D


Fazit:
3. Teil um Agatha Christies Haushälterin, Phyllida Bright, die diesmal bei einem Krimidinner in einem echten Mord ermittelt. Aufgrund der Offensichtlichkeit des Täters und Phyllidas Scheuklappen 'nur' 4 Sterne.

Bewertung vom 09.12.2024
The Killer Profile
Fields, Helen

The Killer Profile


sehr gut

manchmal unrealistisch, aber total fesselnd

Midnight Jones arbeitet für die angesehene Necto Corporation in London, wo sie Profile von Bewerbern an Universitäten mittels Datenanalyse von VR-Brillen auswertet.
Bis sie eines Tages ein Profil hat, dass es so nicht geben darf: Profil K. K für Killer. Ein Psychopath höchster Stufe.
Doch niemand glaubt ihr. Als kurz darauf in ihrem Wohnviertel eine Frau bestialisch ermordet wird, gerät Midnight bei ihren Nachforschungen in Gefahr.

Das Buch ist nichts für schwache Nerven. Gleich zu Beginn liest man über einen Mord, wo jedoch überhaupt nicht dargestellt wird, was der Täter mit dem Opfer macht - das erfährt man erst im Nachhinein von der Polizei, und trotzdem ist es einfach so beklemmend! Denn das Opfer hört am Anrufbeantworter den fröhlichen Anruf ihrer Schwester und Nichte, während sie gerade leiden muss. Einfach nur schrecklich!
Der Schreibstil ist sehr bildhaft und mitreißend, man hat Kopfkino pur.
Es gibt auch Kapitel aus Tätersicht in anderer Schriftart, wodurch man als Leser immer schon etwas mehr Infos hat als Midnight, aber trotzdem noch gut miträtseln kann. Und man verfolgt die Gedanken und Schritte des Täters, wie er Midnight immer näher und näher kommt.

Zu Midnight habe ich zu Beginn noch keine Beziehung aufbauen können, irgendwie war sie mir noch etwas unnahbar. Doch dies gibt sich im Laufe der Geschichte und man fiebert mit ihr mit, auch wenn man manchmal ihr Verhalten nicht nachvollziehen kann.
Jedenfalls hat sie eine sehr liebevolle Beziehung zu ihrer behinderten Zwillingsschwester Dawn, die sie sich wie ein Elternteil betreut, da die wahren Eltern nur auf sich bedacht sind und sich überhaupt nicht um Dawn kümmern.

Die vielen Nebencharaktere waren mir teilweise nicht gut genug ausgearbeitet bzw. haben sich unglaubwürdig verhalten. Damit meine ich Midnights Kollegen und den Polizisten. Nur Doris ist eine ganz sympathische Dame, die man sofort ins Herz schließt.
Necto ist eine sehr seltsame Firma. Offiziell ein toller Arbeitgeber, aber intern nur auf Profit bedacht und die Mitarbeiter sind nichts wert und austauschbar. Ich hoffe, dass es diese Art der Datenauswertung nie geben wird.

Obwohl ich öfter mal die Augen verdrehen musste, hat mich der außergewöhnliche Plot und die spannende Schreibweise dann doch überzeugen können.
Der Schluss war nur etwas zu viel Happy-End, das war etwas schnulzig und unglaubwürdig.


Fazit:
Ein manchmal etwas unrealistischer, aber mitreißender und fesselnder Thriller über eine taffe Protagonistin und einen psychopathischen Serienkiller. Die Profitgier des Unternehmens regt sehr zum nachdenken an: wie skrupellos sind Firmen wirklich?

Bewertung vom 04.12.2024
Der längste Schlaf
Raabe, Melanie

Der längste Schlaf


sehr gut

ganz anders als erwartet; ein magisches Märchen

Mara Lux ist Schlafwissenschaftlerin geworden, da sie seit Langem Probleme mit dem Ein- und v.a. Durchschlafen hat, und forscht dazu in London.
Eines Tages erhält sie ein Schreiben eines Notars aus Deutschland, dass sie eine Villa geschenkt bekommen hat.
Zuerst denkt sie an einen Scherz bzw. glaubt nicht an die Schenkung eines teuren Anwesens. Doch dann siegt die Neugier, und sie macht sich auf den Weg in ihre alte Heimat.

Der Schreibstil von Melanie Raabe ist zwar ruhig, aber doch lebendig und manchmal richtiggehend poetisch.
Man liest aus Sicht von Mara in ich-Form, wodurch man sich gut in ihre Gedanken und Emotionen einfühlen kann, besonders ihre zwiegespaltenen Gefühle gegenüber dem Schlaf.
Sie selbst hat seit vielen Jahren Schlafprobleme, weshalb sie eben Schlafforscherin geworden ist. Erst später stellt sich heraus, dass sie immer Alpträume bekommt und sich deshalb ihr Körper gegen das Einschlafen wehrt. Auch jetzt noch, wo sie schon länger keine Alpträume mehr gehabt hat.
Die Autorin hat es wunderbar geschafft, eher trockene Infos zum Thema Schlaf und Schlafstörungen lebendig aufzubereiten und verständlich darzustellen.

Es gibt auch Einschübe über ein Geschwisterpaar in Kursivschrift, dessen Bedeutung sich nach und nach wie Puzzleteilchen aufdeckt und mit der aktuellen Erzählung von Mara verwebt. Dieser Teil war so einfühlsam und emotional geschrieben, dass mir gegen Ende die Tränen kamen.

Die Villa ist so beeindruckend wie mysteriös, sie ist anschaulich beschrieben und es passiert viel Unerklärliches und somit ist der Gruselfaktor groß.
Mir wäre lieber gewesen, wenn die magischen Elemente erwähnt worden wären; ich persönlich mag lieber rationale Erklärungen. Die übernatürliche Auflösung hatte sich für mich jedoch schon nach einiger Zeit abgezeichnet.
Leider war der Handlungsstrang um Maras Freundin Roxi unnötig; deren Behinderung wurde nie aufgeklärt und sie hat auch nicht zur Auflösung und zum Geschehen beigetragen.
Ich hatte mir aufgrund des Klappentextes zwar eine andere Geschichte erwartet, trotzdem wurde ich sehr gut unterhalten. Melanie Raabe weiß zu fesseln!!


Fazit:
Eine besondere, magische Geschichte mit übernatürlichen Elementen, dessen Klappentext zwar andere Erwartungen geweckt hatte, das einen jedoch fesselt und berührt.