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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Sophie H.
Wohnort: 
Rastede

Bewertungen

Insgesamt 117 Bewertungen
Bewertung vom 15.09.2023
Als wir an Wunder glaubten
Bürster, Helga

Als wir an Wunder glaubten


ausgezeichnet

Moderne und Aberglauben
Unnenmoor im Jahre 1949: Der Krieg ist vorbei, hat aber große und schlimme Narben hinterlassen. Annie und Edith haben Einiges gemeinsam: Sie mussten ihre Kinder alleine durch den Krieg bringen, weil ihre Männer eingezogen wurden. Und nun warten beide darauf, dass ihre Männer heimkommen. Doch nur einer kommt: Josef, der Mann von Annie. Doch bis Josef weiß, dass er der Mann von Annie ist und wo er hingehört, vergehen Jahre. Er hat im Krieg nicht nur beide Beine verloren, sondern auch sein Gedächtnis. Jetzt ist er wieder zuhause und kämpft sich mühsam in seinen Alltag zurück. Sein bester Freund ist dabei der Alkohol. So wird das Leben von Annie schlimmer statt besser. Was liegt da näher, als dass sie und ihr Hof verflucht sind? Von einer Hexe? Von den Glöhnigen aus dem Moor? Ist Edith vielleicht diese Hexe? Und so sind die beiden Freundinnen von einst plötzlich bittere Feindinnen. Während der Fortschritt Einzug in Unnenmoor in Form von Strom und einem Mammut hält, verweilen die Alten noch in den Erinnerungen und Denkmustern von früher.

Helga Bürster ist es wunderbar gelungen, in ihrem Buch die Menschen aus dem Oldenburger Land zu charakterisieren. Ich lebe selber in der Ecke und habe Viele/s wiedererkannt. Ich sehe meine Oma mit ihren großen Augen direkt vor mir. Aufgewachsen im Moor hat auch sie an böse Geister geglaubt. Und Wäsche hängt man hier bis heute nicht zwischen den Jahren auf. Sehr gut gefallen haben mir auch die plattdeutschen Phrasen, die immer wieder eingestreut werden. Das verleiht den Protagonisten eine besondere Stimme und lesbar bleibt der Text trotzdem. Insgesamt lässt sich das Buch flott und gut lesen. Ich konnte es kaum beiseitelegen. Eine volle Leseempfehlung für alle, die etwas über einen Ort wissen wollen, der sonst kaum Beachtung findet.

Bewertung vom 13.09.2023
Die Butterbrotbriefe
Henn, Carsten Sebastian

Die Butterbrotbriefe


ausgezeichnet

Öfter mit dem Herzen sehen

Endlich wieder ein neues Buch von Carsten Henn! Ich habe schon die anderen Bücher von diesem Autor verschlungen und wurde auch bei diesem Buch nicht enttäuscht.

Kati Waldstein ist fast 40 und hat beschlossen, ein neues Leben zu beginnen. Aus diesem Grund beginnt sie, Abschiedsbriefe an all diejenigen zu verfassen, die sie in ihrem Leben beeinflusst haben, eine Bedeutung für sie hatten. Sie schreibt sie auf Butterbrotpapier, das ihr Vater einst auf der Arbeit gesammelt hat. Und sie stellt die geschriebenen Briefe eigenhändig zu und verliest sie dabei.

Und da ist Severin, ein Landstreicher, der Kati eines Tages beobachtet und sich auf der Stelle in sie verliebt. Im Gegensatz zu Kati glaubt er an eine Vorherbestimmung. Sowohl Kati als auch Severin haben ein Lebenspäckchen zu tragen und so dauert es, bis sie Vertrauen zueinander fassen können.

Ich habe das Buch gar nicht mehr zur Seite legen können. Carsten Henn hat eine unheimlich schöne Sprache. Er findet ganz neue Wortverbindungen, die einem sofort zu Herzen gehen. Obwohl es eigentlich eine sehr seichte Story ist und ich mir denken konnte, dass Kati und Severin zueinander finden, hat die Geschichte mich sofort in ihren Bann gezogen. Ich konnte mich sehr schnell in die Protagonisten hineinversetzen und in die schrulligen Nebenfiguren verlieben. Der Schreibstil ist flott und sehr gut zu lesen. Die perfekte Lektüre, um abzuschalten. Besonders hat mich auch das Cover angesprochen. Die Bedeutung habe ich aber erst nach dem Lesen begriffen. Fazit: Eine große Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 25.08.2023
Und wir tanzen, und wir fallen
Newman, Catherine

Und wir tanzen, und wir fallen


ausgezeichnet

Tanzen, lachen, sterben
Ashley und Edith sind seit ihrer Kindheit bester Freundinnen. Sie haben immer alles geteilt. Nun teilen sie die letzten Wochen, Tage und Stunden von Ediths Leben. Edith ist unheilbar an Krebs erkrankt. Ihre letzten Lebenstage verbringt sie im Hospiz. Da ihr kleiner Sohn nicht mitbekommen soll, wie sie immer weniger wird, ist das Hospiz weit weg von ihrer Familie, ganz in der Nähe von Ashleys` Haus. Ashley besucht ihre Freundin jeden Tag und verbringt auch so manche Nacht im Hospiz. Sie liest Edith jeden Wunsch von den Augen ab. So besorgt sie das Rezept für den Zitronenkuchen, den Edith unbedingt noch einmal essen will. Beide versinken in Erinnerungen an gemeinsam verbrachte Zeit, darunter so manche Peinlichkeit, aber auch rührselige und wunderschöne Erinnerungen.
Ich hatte ein wenig Respekt vor dieser Geschichte. Die beste Freundin beim Sterben zu begleiten, ist wahrhaftig keine leichte Angelegenheit. Aber Catherine Newman schreibt mit so einer wunderbaren Leichtigkeit, dass einem selbst ganz leicht und froh ums Herz wird. Trotz des sehr traurigen und ernsten Themas hatte ich oft ein Lächeln im Gesicht. Die Protagonisten sind allesamt sehr sympathisch und man kann sich auch gut mit den Gedanken von Ash identifizieren. Man hat fast das Gefühl mit an Edis Bett zu sitzen. Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen. Ganz besonders gut hat mir auch das ansprechende Cover gefallen, das perfekt zum Buch passt. Vom mir gibt es 5 Sterne.

Bewertung vom 10.08.2023
Perlenbach
Caspari, Anna-Maria

Perlenbach


ausgezeichnet

Auf der Suche nach dem Lebensglück

Montjoie (heutiges Monschau) 1867: Wilhelm, ein armer Bauernjunge, reist das erste Mal nach Montjoie. Dies ist überhaupt die erste Reise seines Lebens. Er soll während des Wintern Jacob, dem Sohn eines reichen Tuchmachers, Gesellschaft leisten. Jacob ist leicht kränklich und hat eine verkrüppelte Hand. Da er keine Geschwister hat, soll Wilhelm ihn bestrafen. Wilhelms Eltern sind froh: Ein Esser weniger, den sie durch den Winter bringen müssen. Im Frühjahr muss Wilhelm auf den ärmlichen Hof seiner Eltern zurückkehren, weil er dort in der Landwirtschaft gebraucht wird. Wilhelm und Jacob werden dicke Freunde und so geschieht es, dass Wilhelm von nun an jedes Jahr den Winter in Montjoie verbringt. Und dort fasst er einen folgenschweren Entschluss: Er will nicht so leben wie sein Vater, sondern wie die reichen Tuchmacher. Und es gelingt ihm tatsächlich, eine Lehre bei Jacobs Vater zu machen.
Doch die Geschichte handelt nicht nur von Wilhelm und Jacob, sondern auch noch von Luise, die Dritte im Bunde. Luise lebt ebenfalls in Montjoie und will wie ihr Vater Ärztin werden. Alle drei Kinder halten wie Pech und Schwefel zusammen, doch dann kommt alles anders als geplant.
Die Geschichte wird bis in das später Erwachsenenleben der drei Freund erzählt. Und manches kommt anders, als sie es sich erträumt haben und so mancher findet sein Glück dort, wo er es nie vermutet hätte.
Ich habe das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen. Über die Zeit ab 1860 bekommt man selten etwas zu lesen. Umso interessanter war es, die Nöte der Menschen der damaligen Zeit kennenzulernen. Sehr interessant fand ich in dem Zusammenhang auch die Tagebucheinträge der Gouvernante, die das Geschehene politisch und wirtschaftlich eingeordnet haben.
Perlenbach ist Band 2 einer Trilogie. Obwohl Band 2, ist es zeitlich Band 1 (Ginsterhöhe) vorgeordnet. Ich kenne Band 1 bisher noch nicht, hatte aber keine Probleme dem Geschehen zu folgen.
Das Buch ist sehr gut geschrieben und ich konnte mich sehr gut in die Protagonisten hineinversetzen. Es hat einfach Spaß gemacht, in die Zeit abzutauchen. Von mir gibt es 5 Sterne!

Bewertung vom 04.08.2023
Paradise Garden
Fischer, Elena

Paradise Garden


ausgezeichnet

Traurig schön!
"Meine Mutter starb diesen Sommer." Mit diesem Satz beginnt der Roman "Paradise Garden" von Elena Fischer und erinnert damit stark an "Hard Land" von Bendict Wells. Die 14jährige Billie, die eigentlich Erzsébet heißt, lebt zusammen mit ihrer Mutter in einer Hochhaussiedlung. Obwohl die Mutter viel arbeitet, haben sie kaum genug Geld zum Leben. Doch Billie hat nicht das Gefühl, ein ärmliches Leben zu führen, hat ihre Mutter doch jede Menge Phantasie und versucht aus Allem das Beste zu machen. Und dann gewinnen beide eines Tages 1.000 Euro und planen eine große Urlaubsreise - ihre erste Reise überhaupt. Billie kann ihr Glück nicht fassen! Aber am Tag der Abreise überschlagen sich die Ereignisse: Die Großmutter aus Ungarn kommt angereist, weil sie angeblich schwer erkrankt ist und sich in Deutschland von den Ärzten untersuchen lassen will. Die Reise wird aufgeschoben. Leider heißt es in diesem Fall aufgeschoben ist aufgehoben, denn Billies Mutter stirbt ganz plötzlich. Billie weiß vor Kummer nicht ein noch aus. Ihr fallen sogar die Haare aus. Beim Durchforsten des Nachlasses ihrer Mutter, stellt sie fest, dass sie gar nichts über ihre Mutter wusste und noch weniger über ihren Vater, den sie nie kennengelernt hat. So begibt sie sich alleine auf die Suche nach ihrem Vater und erkennt: Jeder Mensch hat eine Geschichte.
Für mich war der Roman eines der Buch-Highlights in diesem Jahr. Ich habe ihn in einem Rutsch durchgelesen. Elena Fischer versteht es, traurig, aber dennoch wunderschön zu schreiben. Mehrmals hatte ich einen Kloß im Bauch. Ihre Sprache ist einfach wortgewaltig, besonders haben mir ihre Vergleich gefallen, die neu und nicht abgedroschen sind. Ich hoffe inständig, dass es nicht bei diesem Debüt bleibt! Von mir 6 von 5 möglichen Sternen!

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Bewertung vom 30.07.2023
Wir träumten vom Sommer
Rehn, Heidi

Wir träumten vom Sommer


gut

Andere Erwartungen

Der Titel "Wir träumten vom Sommer" ließ mich auf ein Buch hoffen, in dem es um Träume geht, vielleicht um eine Liebesgeschichte. Der Klappentext entführte mich in die Zeit der Olympischen Spiele 1972 in München. Das Cover, auf dem orangefarbene Töne dominieren, passt hervorragend zu dieser Annahme. Doch leider lag ich mit meiner Erwartung daneben.
Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen: 1968 und 1972. Die Protagonisten sind dieselben: Amrei, ihre Großtante Annamirl, der Kunststudent David, der Polizist Wastl und zahlreiche Freunde und Freundinnen. Eigentlich mag ich Bücher sehr, die auf verschiedenen Zeitebenen, die sich it jedem Kapitel abwechseln, sehr, doch hier hat es mich sehr gestört. Das mag zum Einen daran liegen, dass die Protagonisten komplett identisch waren, aber auch daran, dass die Zeitebenen nur vier Jahre auseinander lagen. Ich musste mich immer sehr konzentrieren, in welcher Zeit das Erzählte gerade spielt. Auch kommt es dadurch zu sehr vielen Doppelungen in den Erzählungen, die die Geschichte unnötig in der Länge ziehen und mich gelangweilt haben. Die Protagonisten blieben für mich alle sehr farblos. Nur Annamirl war sehr interessant. Über sie hätte ich gerne mehr erfahren.
Die ersten Kapitel fand ich noch sehr interessant, zumal beide Zeitebenen in meiner Kindheit spielen und ich vieles wiedererkannt habe. Doch dann haben mich die endlosen Gespräche zwischen den Studenten nur gelangweilt, auch Amrei, die sich zwischen zwei Männern nicht entscheiden konnte, konnte das nicht aufpumpen. Amrei blieb farblos und in ihrem Handeln absolut vorhersehbar.
Große Erwartungen hatte ich, etwas mehr über die Olympischen Spiele und die Atmosphäre von damals zu erfahren, besonders vom Attentat. Doch durch dieses Thema wird nur auf den allerletzten Seiten schnell durchhetzt.
Mein Fazit: Wer gerne lange politische Gespräche von Studenten der damaligen Zeit liest, macht mit dem Buch nichts verkehrt. Mich hat es leider nicht angesprochen.

Bewertung vom 21.07.2023
Das Spiel erwacht / The Game Bd.1
Tielmann, Christian

Das Spiel erwacht / The Game Bd.1


ausgezeichnet

Actionreich

Der zwölfjährige Macke meint, die trostlosesten Sommerferien aller Zeiten vor sich zu haben. Soeben hat er seinen Job als Stuntman verloren. Seine Mutter ist alleinerziehend und einen Urlaub können sie sich nicht leisten. Sein Freund Piddy dagegen ist steinreich und wird die aufregendsten Sommerferien überhaupt verbringen. Er hat sich für das legendäre Spiel GAME qualifiziert: ein Computerspiel wurde in echt nachempfunden. Vor ihm liegt eine Woche voller Abenteuer und Herausforderungen. Doch Piddy sorgt dafür, dass auch sein bester Freund Macke mit von der Partie sein kann. Piddy hackt ein anderes Spielerkonto und schreibt es auf Mackes Namen um. Wird die ganze Sache auffliegen? Dass Macke auffliegen könnte, ist aber schon bald das allerkleinste Problem. Schon nach wenigen Stunden müssen die Spieler erkennen, dass in GAME nicht alles so läuft, wie es gedacht war.

Das Buch baut von Anfang an einen Spannungsbogen auf, der sich kontinuierlich steigert. So mag man das Buch kaum aus der Hand legen. Sehr gut gefallen hat mir, dass es im Buch nicht nur um actionreiche Szenen geht, sondern dass auch Fragen gestellt werden: Darf man mogeln? Muss man sich immer an vorgegebene Regeln von oben halten, auch wenn man das Gefühl hat, dass sie widersinnig sind? Kommt man nur als Einzelkämpfer weiter oder ist das Motto „Gemeinsam sind wir stark“ nicht doch besser?

Das Cover wird in erster Linie Jungen ansprechen und auch die Geschichte dürfte ihnen sehr gut gefallen. Aber auch Mädchen dürften dieses Buch lieben, zumal sie wichtige Rollen spielen. Von mir gibt es die volle Leseempfehlung und 5 Sterne!

Bewertung vom 10.07.2023
Elternhaus
Mank, Ute

Elternhaus


sehr gut

Das Gegenteil von gut ist...
Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Sanne, die nur ein paar Straßen von ihren Eltern entfernt wohnt, bekommt täglich mit, wie schwer es ihren Eltern fällt, alleine in ihrem Einfamilienhaus zu leben. Fast jeden Tag muss Sanne ihnen unter die Arme greifen. Kurzerhand beschließt Sanne, dass die Eltern umziehen müssen. Ebenerdig und mit Hilfe zur Bewältigung ihres Alltags. Die Eltern wollen nicht umziehen, denn einen alten Baum verpflanzt man nicht. Doch Sanne, als die älteste Tochter, ist es gewohnt, durchzusetzen, was sie will. Auch über die Köpfe der Eltern und ihrer beiden Schwestern Petra und Gitti hinweg. Doch nicht nur Sannes Eltern ziehen weg, sondern auch Sannes Tochter verlässt das Elternhaus und auch Sannes Ehemann verbringt mehr und mehr Zeiten außerhalb des Hauses. Plötzlich steht Sanne mit einem leeren Nest da.

Die Geschichte wird aus der Sicht der drei Schwestern erzählt, die kaum noch Berührungspunkte haben. Als das Elternhaus verkauft werden soll, merken sie, dass dieses Haus doch mehr war, als einfach vier Wände, in denen sie groß geworden sind.

Mich hat das Cover sehr angesprochen, weil es mich sofort an meine Kindheit erinnert hat. Auch die Rückblenden, die es in dem Buch gibt, haben mich noch einmal in meine Vergangenheit eintauchen lassen und ich konnte mich irgendwie mit allen drei Protagonistinnen identifizieren. Das Buch ist in einem angenehmen Plauderton geschrieben und lässt sich so weglesen. Anfangs konnte ich es auch kaum beiseitelegen, aber zum Schluss hin flachte der Plot ab und das offene Ende ließ mich ratlos zurück. Was nun? Der abflachende Plot und der fehlende Schluss reichen dann leider auch nur für vier Sterne. Trotzdem eine Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 30.04.2023
Das Bücherschiff des Monsieur Perdu
George, Nina

Das Bücherschiff des Monsieur Perdu


sehr gut

Häppchenweise
Das Lavendelzimmer habe ich vor einigen Jahren regelrecht verschlungen. Deswegen kannte meine Vorfreude keine Grenzen, als ich von der Fortsetzung erfuhr.
Nach vier Jahren verspürt Monsieur Perdu ein starkes Verlangen. Er vermisst es, Bücher und Menschen zusammenzubringen. Deswegen macht er sich mit seinem Bücherschiff auf den Weg von der Provence nach Paris. Unterwegs warten viele Überraschungen auf ihn und auch Neues, das auch sein Leben nachhaltig verändert.
Obwohl ich mich so sehr auf das Buch gefreut habe, bin ich nur schwer reingekommen. Es ist zwar nicht unbedingt notwendig, dennoch würde ich empfehlen, zuerst das Lavendelzimmer zu lesen, damit man die Zusammenhänge besser versteht. Auch kann man das Buch nur häppchenweise lesen, so dicht ist es geschrieben. Das Buch ist ein Lobgesang auf das Lesen und auf die gesamte Literatur. Immer wieder eingestreut sind Texte aus der „Enzyklopädie der kleinen Gefühle“, an der Monsieur Perdu arbeitet. Diese Texte haben mir besonders gut gefallen, dennoch haben sie meinen Lesefluss gestört. Ich habe sie deshalb zum Schluss extra gelesen.
Für mich kommt dieses Buch nicht ganz an das Lavendelzimmer heran, dennoch kann ich es wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 11.04.2023
Wovon wir leben
Birnbacher, Birgit

Wovon wir leben


ausgezeichnet

Durch andere leben?
In nüchternen Worten erzählt Birgit Birnbacher die Geschichte von Julia, die einst ihr Dorf verließ, um in der Stadt Krankenschwester zu werden. Sehr zum Unverständnis ihrer Eltern. Wer in die Stadt zieht, verrät das Dorf. Doch nun ist Julia nach vielen Jahren zurück. Sie hat im Krankenhaus einen Fehler begangen, der ihr den Job gekostet hat. Außerdem hat sie ein Problem mit der Lunge und war lange krankgeschrieben. Nun ist sie wieder gesund, aber arbeitslos. Im Dorf hat sich rein äußerlich wenig verändert. Die Fabrik hat vor kurzem geschlossen und nun ist das ganze Dorf arbeitslos. Die Mutter hat den Vater verlassen und eine neue Liebe auf Sizilien gefunden. Der Bruder, der nach einem Unfall behindert ist, lebt immer noch im Heim. Und dann ist da noch der Städter, der eigentlich nach einem Herzinfarkt eine Reha macht und nun ein Grundeinkommen für ein Jahr gewonnen hat. Ist er ein Glückspilz? Oder ist es eher von Nachteil, wenn man für sein Geld nicht arbeiten muss? Was ist ein Leben wert so ganz ohne Arbeit? Braucht der Mensch eine Arbeit, um seinem Leben Halt und Struktur zu geben? Das sind die Fragen, die sich Julia aufdrängen. Und wie ist das mit dem Frauenleben? Müssen sie ewig im Schatten ihrer Väter und Ehemänner stehen? Sind sie geboren, um für andere zu sorgen? Oder dürfen sie sich auch um sich selbst sorgen? Viele Gedanken in wenigen Worten. Nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel. Viel Raum zum Nachdenken. Auf jeden Fall Platz für 5 Sterne!