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Benutzername: 
Buecherdanny
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Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 30 Bewertungen
Bewertung vom 13.09.2019
Die geheime Mission des Kardinals
Schami, Rafik

Die geheime Mission des Kardinals


ausgezeichnet

Es ist ein komplizierter Fall, den Kommissar Barudi 2010 kurz vor seiner Pensionierung übernehmen muss. Der italienischen Botschaft wird ein Fass Olivenöl geliefert in dem sich die Leiche eines Kardinals befindet. Damit es nicht zu politischen Verstimmungen zwischen beiden Ländern kommt, bekommt Barudi Unterstützung von Mancini, einem italienischen Kollegen aus Rom. Die beiden Kommissare verstehen sich sehr gut und es entwickelt sich schnell eine gute Freundschaft zwischen ihnen. Sie versuchen herauszufinden auf welcher geheimen Mission der Kardinal unterwegs war und warum er den berühmten, muslimischen Bergheiligen aufsuchen wollte. Die Ermittlungen gestalten sich sehr schwierig und auch gefährlich, als die beiden in die Hände bewaffneter Islamisten geraten …

Der neue Roman von Rafik Schami ist mehr als ein spannender Kriminalfall. Er ist ein Gesellschaftsroman der tiefe Einblicke in die syrische Gesellschaft vor dem Bürgerkrieg gibt.

Die beiden Kommissare sind sympathische und glaubhafte Charaktere denen ich sehr gerne auf ihrer Reise durch Syrien gefolgt bin. Im Roman lernt man viel über das Land und das Leben der Menschen. Die Sprache ist sehr bildhaft und Rafik Schami hat es geschafft dem Leser die Atmosphäre in Damaskus und auch in kleinen Dörfern auf dem Land zu vermitteln. Als die beiden Freunde in den von Islamisten besetzen Teil des Landes geraten, wird die Stimmung bedrückend und beängstigend. Es ist auch erschreckend zu erfahren, dass die Bevölkerung Rat und Hilfe bei Wunderheilern und Scharlatarnen sucht. Der Aberglaube spielt eine große Rolle im Leben der Menschen vor dem Ausbruch des drohenden Bürgerkriegs.

Die verschiedenen Religionen haben großen Einfluss auf die syrische Gesellschaft und es kommt zu vielen Konflikten. Auch der Geheimdienst, der seine Augen überall hat, erschwert die Ermittlungen der Kommissare erheblich. Beziehungen und gute Kontakte zählen mehr als erfolgreiche Ermittlungsarbeit, was für Kommissar Barudi schwer zu akzeptieren ist.

Der Roman ist in zwei Erzählsträngen geschrieben, was ihn sehr abwechslungsreich macht. Die Beschreibungen der Ermittlungen wechseln sich mit Barudis Tagebuch ab. Er hat von seinem Arzt empfohlen bekommen, diese Aufzeichnungen zu tätigen um besser mit seiner Vergangenheit und dem Verlust seiner geliebten Frau Basma fertig zu werden. Die Tagebucheinträge sind sehr persönlich und man hat das Gefühl, den Kommissar sehr gut kennen zu lernen.

Für mich war „Die geheime Mission des Kardinals“ wieder einmal ein sehr lesenswerter Roman von Rafik Schami der mich berühren und fesseln konnte.

Bewertung vom 15.07.2019
Wilder Winter / Hap & Leonard Bd.1
Lansdale, Joe R.

Wilder Winter / Hap & Leonard Bd.1


ausgezeichnet

Der Krimi „Wilder Winter“ ist der Beginn der Serie mit den beiden Protagonisten Hap & Leonard. Die beiden Freunde Hap Collins und Leonard Pine können unterschiedlicher kaum sein. Hap ist weiß, hetero und Kriegsdienstverweigerer, Leonard ist schwarz, schwul und ein Vietnamveteran. Beide schlagen sich mit Gelegenheitsjobs auf den Rosenfeldern von Texas durch. Als Haps Exfrau Trudy auftaucht beginnen unruhige Zeiten für die Freunde. Sie schlägt den Beiden ein Geschäft vor, bei dem Hap schnelles Geld mit wenig Aufwand wittert.
Hap soll bei der Suche nach einer Milllion Dollar aus einem schiefgelaufenen Bankraub helfen. Die Beiden Freunde nehmen das Angebot an, da sie das Geld dringend brauchen. Leider läuft die Sache nicht so glatt wie gedacht und es gibt viel Ärger und es wird ein wilder Winter …

Die beiden Freunde Hap und Leonard sind zwei originelle und skurrile Typen. Sie schrecken vor nichts zurück. Ihre Dialoge sind derbe, mit Sticheleien gespickt und sehr witzig und unterhaltsam zu lesen. Auch die anderen Charaktere sind außergewöhnlich in ihrer Art und passen perfekt in die wilde Story. Durch die detailreiche und authentische Beschreibung kann man die Personen regelrecht vor sich sehen.

Die Handlung spielt in einer geheimnisvollen und wilden Natur voller Wälder und morastiger Gewässer. Irgendwo in der texanischen Moorlandschaft soll das Geld aus dem Bankraub zu finden sein. Die Beschreibungen der undurchdringlichen und urwüchsigen Natur haben mir sehr gut gefallen und vermitteln eine unheimliche, teilweise bedrohliche Stimmumg.

Die Story ist von Anfang an unterhaltsam, die Spannung steigert sich im Laufe der Geschichte und endet in einem furiosen und blutigen Showdown. Das Buch konnte mich vom Anfang an fesseln, der Roman ist voll von schwarzem Humor aber auch unterschwelliger Gesellschaftskritik. Ich freue mich auf weitere Bände mit und um Hap & Leonard!

Bewertung vom 15.04.2019
SCHWEIGEPFLICHT / Stockholm-Reihe Bd.1
Lapidus, Jens

SCHWEIGEPFLICHT / Stockholm-Reihe Bd.1


gut

In einem Sommerhaus auf den Stockholmer Schären wird ein schrecklich zugerichteter Toter gefunden. Ein bewusstloser Mann der mit seinem Auto in der Nähe des Tatorts verunglückt ist, wird wegen dieser Tat in U-Haft genommen. In einem wachen Moment im Krankenhaus wünscht er, dass die frischgebackene Anwältin Emelie Jansson seine Verteidigung übernimmt. Zusammen mit Teddy, einem Ex-Knacki, der für Emelies Kanzlei spezielle Nachforschungen betreibt nimmt sie die Ermittlungen auf. Es zeigt sich schnell, dass dieser Fall sehr komplex ist und weit in die Vergangenheit reicht.

Ich brauchte einige Zeit, mich in den Krimi einzulesen. Die verschiedenen Handlungsstränge und vielen Personen waren zunächst etwas verwirrend.

Die Geschichte war interessant, die Beschreibungen der Stockholmer Unterwelt wirkten sehr authentisch. Die einzelnen Handlungsstränge waren jedoch sehr komplex, detailreich beschrieben und in meinen Augen oft zu langatmig, weswegen sich keine richtige Spannung aufbauen konnte.

Leider waren die Charaktere der Protagonisten teilweise recht oberflächlich und im Ganzen nicht stimmig. Ich konnte ihre Handlungsweise nicht immer nachvollziehen und mir war kein Charakter wirklich sympathisch.

Zum Ende hin wurde der Krimi spannender und es fügte sich alles zusammen. Das Ende konnte mich jedoch nicht überzeugen.

Bewertung vom 03.04.2019
Eine eigene Zukunft
Dueñas, María

Eine eigene Zukunft


sehr gut

Die Familie Arenas lebt in der spanischen Provinz. Das Familienoberhaupt Emilio lässt sich nur selten in Malaga blicken. Er ist rastlos und seine verschiedenen Jobs führen ihn mal hier, mal dorthin. 1936 beschließt er in New York sesshaft zu werden und übernimmt ein heruntergekommenes Restaurant. Gegen ihren Willen holt er seine Frau und seine drei Töchter zu sich, damit sie ihn im Restaurant helfen können. Als Emilio bei einem Unfall ums Leben kommt hinterlässt er seine Familie mit vielen Schulden und in einem fremden Land, in dem sie eigentlich nicht sein wollen und sich nicht wohlfühlen. Um sich über Wasser halten zu können versuchen die Schwestern das schlecht laufende Restaurant in einen Nachtclub zu verwandeln …

Ich konnte mich schnell in die Geschichte einfinden. Die Charaktere waren detailreich dargestellt, die Schwestern in ihrer Art sehr unterschiedlich und ich habe ihre Erlebnisse in New York mit Spannung verfolgt. Die drei stehen sich zunächst in der Fremde sehr nah, doch sind sie zu unterschiedlich um dauerhaft fest zusammenstehen zu können und jede versucht für sich ihren Weg zu finden. Aber sie halten trotzdem zusammen und versuchen sich um die etwas ängstliche Mutter Remedios zu kümmern, die so schnell wie möglich wieder in die alte Heimat zurückmöchte. Klar, dass es bei so verschiedenen Charakteren und Lebenszielen zu Konflikten kommen muss.

Das Umfeld der Familie, die Probleme der Einwanderer sich in der fremden Welt zurechtzufinden und ein annehmbares Leben aufzubauen waren sehr gut dargestellt. Durch die bildliche Sprache fühlte man sich ins New York der 30iger Jahre versetzt. Die Liebes- und Beziehungsgeschichten der Schwestern waren nach meinem Geschmack etwas zu kompliziert. Ihre Ängste und Zweifel die das neue Leben mit sich brachten waren jedoch glaubhaft und haben mich mit den Dreien mitfühlen lassen.

Im Laufe des Romans hat die Spannung abgebaut und die Handlung war manchmal etwas langatmig und überladen. Die Geschichte um den spanischen Thronfolger war mir zu ausführlich und eher überflüssig. Das Ende kam für mich dann recht plötzlich und war in meinen Augen etwas zu dramatisch. Der Epilog zum Schluss hat mir gut gefallen. Im Ganzen habe ich Geschichte der Arena-Schwestern sehr gerne gelesen.

Bewertung vom 20.03.2019
Was uns erinnern lässt
Naumann, Kati

Was uns erinnern lässt


ausgezeichnet

Von 1945-1977 ist das Hotel Waldeshöh das Zuhause der Familie Dressel. Das Hotel liegt im Thüringer Wald, nahe des berühmten Rennsteigs und war vor dem zweiten Weltkrieg beliebt bei Wanderern und immer gut besucht. Im Laufe der Zeit hat sich das Leben im Hotel stark verändert. Im Krieg diente es als sicherer Unterschlupf für eine Schulklasse. Der Traum der Familie Dressel das Hotel nach 1945 wieder zu dem werden zu lassen, was es einmal war geht leider nicht in Erfüllung. Nach der Errichtung der innerdeutschen Grenze liegt es hinter Stacheldraht in der Sperrzone. Die Familie hat mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen. Ohne Passierschein darf keiner ihr Waldstück betreten und die Familie muss weite Wege bis zur Schule und zum Arbeitsplatz in Kauf nehmen. Es gibt kein fließendes Wasser, kein Telefon und die Grenzbeamten schikanieren oftmals die Familie beim Passieren der Grenze. Trotz allem fühlen sie sich dort sicher und wollen ihre Heimat nicht verlassen bis es 1977 zur Zwangsaussiedlung kommt …

Der zweite Erzählstrang spielt 2017 und erzählt von der 31 Jahre alten Milla. Sie arbeitet als Sekretärin in einer Anwaltskanzlei. Die alleinerziehende Mutter des 14 jährigen Neo hat ein spannendes Hobby. Sie sucht Lost Places fotografiert sie und schreibt Berichte in ihrer Gruppe in einem sozialen Netzwerk. Meistens haben aber schon andere Leute diese Plätze vor ihr entdeckt. Als sie bei einem ihrer Ausflüge den Keller des Hotels Waldeshöh findet ist sie ganz aufgeregt, denn sie ist die Erste die diesen Lost Place betritt. Sie möchte unbedingt mehr über den Forst erfahren und warum vom Hotel nur noch der Keller übrig geblieben ist. Sie freundet sich mit Christine Dressel an und erfährt die ganze dramatische Familiengeschichte. Das Schicksal der Familie geht Milla sehr nahe. Sie arbeitet sich in die alten Akten ein und will der Familie helfen den Forst zurückzufordern.

Einmal angefangen konnte ich das Buch nur sehr schwer aus der Hand legen, ich habe es regelrecht verschlungen. Der fesselnde und bildliche Schreibstil hat es leicht gemacht tief in die Geschichte eintauchen zu können. Die Charaktere waren sehr vielschichtig beschrieben und die Familie Dressel ist mir schnell ans Herz gewachsen.

Kati Naumann ist es sehr gut gelungen die schwierige Zeit darzustellen in der die Familie im Hotel Waldeshöh ihr Zuhause hatte. Das Schicksal der Familie Dressler mitzuverfolgen war sehr bewegend. Die Angst vor der Überwachung und der Stasi war förmlich spürbar. Schlimm, wie auch die Kinder darunter leiden mussten und darauf getrimmt wurden bloß nichts Falsches zu sagen. Trotz sehr vieler Entbehrungen war die Familie erstaunlich zufrieden, hat zusammengehalten und das Beste aus ihrer Situation gemacht. Wirklich bewundernswert!

Durch den zweiten Erzählstrang in dem Milla den Keller des Hotel Waldeshöh findet wird eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart geschaffen. Es war spannend zu verfolgen, wie Milla versucht der Familie Dressel zu helfen den Besitz zurückzufordern um endlich in ihre Heimat zurückkehren zu können. Sie bemüht sich die Hintergründe für die Umsiedlung herauszufinden. Was sie bei ihren Nachforschungen aufdeckt ist überraschend!

Mir hat diese bewegende Familiengeschichte sehr gut gefallen und ich werde den Roman sehr gerne weiterempfehlen!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2019
Ein perfider Plan / Hawthorne ermittelt Bd.1
Horowitz, Anthony

Ein perfider Plan / Hawthorne ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Die gut betuchte Witwe Diana Cowper wird von ihrer Putzhilfe erdrosselt in
ihrem eigenen Haus aufgefunden. Einige Stunden zuvor war sie in einem
Beerdigungsinstitut um ihre bis ins Detail geplante Beerdigung zu bestellen.
Das kann doch kein Zufall sein? Hatte sie Angst und wusste dass sie sterben
muss? Da dieser Fall sehr mysteriös ist, zieht die Polizei den Privatdetektiv und ehemaligen Polizeioffizier Daniel Hawthorne als Berater hinzu. Dieser möchte aus diesem aufsehenerregenden Fall gerne ein Buch mit sich als Ermittler schreiben lassen. Der Bestsellerautor Anthony Horowitz
der sich nach ersten Zweifeln darauf einlässt das Buch zu schreiben, wird
schnell in den Fall mit hineingezogen ...


Der Autor Anthony Horowitz hat eine geniale Idee meisterhaft umgesetzt. Er
schreibt diesen Roman als Ich-Erzähler da er den Detektiv Hawthrone bei
seinen Ermittlungen begleitet und darüber ein Buch schreiben soll. In die
fiktive Geschichte lässt er immer wahre Begebenheiten aus seinem Leben
einfließen. Wie zum Beispiel die Hinweise auf seine veröffentlichten Bücher
"Alex Rider" und "Das Geheimnis des weißen Bandes". Durch die Mischung aus Realität und Fiktion hatte ich als Leserin manchmal den Eindruck, dass auch Hawthrone eine wahre Figur sein könnte.


Horowitz und Hawthrone sind zwei sehr unterschiedliche Charaktere. Es gibt
große Differenzen in ihren Ansichten und sie sind sich nicht wirklich
sympathisch. Ihre Zusammenarbeit gestaltet sich oft sehr schwierig , was
die Sache für den Leser teilweise allerdings sehr unterhaltsam macht. Im
Stil von Holmes und Watson kommen die Beiden der Lösung des Falls näher.
Horowitz ist immer wieder überrascht von Hawthrones Kombinationsgabe und würde ihn doch sehr gerne übertrumpfen womit er sich selbst in Gefahr bringt und für Spannung in der Geschichte sorgt.

Der Krimi ist gespickt mit britischem Humor und hat mich oft zum Schmunzeln gebracht. Der Fall war interessant und die Ermittlungen waren spannend da es einige Verdächtige gab und in verschiedene Richtungen ermittelt wurde. Der Leser konnte miträtseln und sich auf falsche Fährten locken lassen...

Die Auflösung des Falls war überraschend aber stimmig. Für mich war dieser
Krimalroman ein echtes Lesevergnügen und ich empfehle ihn gerne weiter!

Bewertung vom 05.02.2019
Der Patriot
Engman, Pascal

Der Patriot


ausgezeichnet

In Stockholms Zeitungsredaktionen geht die Angst um. Journalisten werden per E-Mail und in den sozialen Medien massiv bedroht. Es bleibt nicht bei den Drohungen, eine Journalistin wird brutal ermordet.

Carl Cederhielm kann es nicht mehr ertragen was in seinem Land geschieht. Flüchtlinge überschwemmen Schweden und die Politiker und die Presse treten weiterhin für eine offene Gesellschaft und Integration ein. Zusammen mit zwei Komplizen nimmt er Rache an den Medien und bringt Journalisten um, die positiv und offen mit der Flüchtlingssituation umgehen und ihre Meinung in der Öffentlichkeit kundtun. Er nimmt für seinen Rachefeldzug auch in Kauf, dass einige seiner Landsleute ihr Leben lassen müssen. Für dieses Attentat muss ein schwedischer Staatsbürger mit syrischen Wurzeln herhalten. Carl erreicht damit was er will – die Wut und Angst gegenüber Ausländern wächst weiter…

Die junge Nachrichtenredakteurin Madeleine Winther lässt das alles ziemlich unberührt. Sie arbeitet zielstrebig an ihrer Karriere. Aber auch sie kann die Augen vor den Dingen die in ihrem Land geschehen nicht verschließen und ist näher am Geschehen als alle anderen denken.

Der Autor Pascal Engman war selbst Journalist einer schwedischen Zeitung und hat sich nach massiven rechtspopulistischen Drohungen gegen ihn und seine Kollegen aus dem Journalistenmilieu zurückgezogen. Mit „Der Patriot“ hat er ein erschreckend realitätsbezogenes Szenario für einen sehr spannenden Krimi erschaffen.

Die Charaktere sind glaubhaft, detailreich und in ihrer Art sehr unterschiedlich. Da die Erzählperspektive ständig wechselt erlebt man die Handlung aus der Sicht der verschiedenen Protagonisten was das Buch sehr spannend macht. Überwiegend spielt der Krimi in Schweden. Da ist der sympathische, syrische Taxifahrer der stolz auf seine Familie ist. Die Familie ist sehr gut intergiert und fühlt sich wohl in ihrer neuen Heimat. Eine große Rolle spielen die Journalisten und ihre berechtigten Ängste. Sie werden aufgrund der Ausübung ihrer Meinungsfreiheit gehetzt. Ein weiterer Handlungsstrang berichtet vom Terroristen Carl und seinen beiden Komplizen, über ihren unverständlichen Hass und die Planung und Ausführung der Morde. Hin und wieder gibt es einen Wechsel nach Chile. Dort lebt August der vor einigen Jahren seine Heimat Schweden verlassen hat jedoch im Laufe der Geschichte zurückkehrt .

Das Thema des Krimis ist brisant und aktuell, Zuwanderung und Islamisierung der Gesellschaft. Der Hass und die Wut der radikal denkenden Terroristen ist regelrecht spürbar. Die Darstellung, wie die Gewalt in den sozialen Medien verherrlicht wird und sich gegen unschuldige Menschen wendet ist erschreckend. Ein Buch, das aufrüttelt sich Gedanken zu machen und sich nicht von falscher Meinungsmache beeinflussen zu lassen!

Bewertung vom 17.01.2019
Die Farben des Feuers / Die Kinder der Katastrophe Bd.2
Lemaître, Pierre

Die Farben des Feuers / Die Kinder der Katastrophe Bd.2


ausgezeichnet

Madeleine ist die Tochter des berühmten französischen Bankiers Marcel Pericourt. Ihr Exmann sitzt nach einem landesweiten Skandal im Gefängnis. Als ihr Vater im Jahr 1927 stirbt steht sie ganz allein an der Spitze des Bankimperiums. Sie hat ein paar Vertraute, wie den Prokuristen Gustave Joubert und Leonce ihre jahrelange Freundin und Gesellschafterin, sowie ihren Liebhaber André Delcourt den sie als Hauslehrer für ihren Sohn angestellt hat. Schnell werden diese vertrauten Personen und auch Madeleines verschwenderischer Onkel Charles Pericourt neidisch auf ihr Erbe und versuchen mit hinterhältigen Mitteln an ihr Vermögen zu kommen. Madeleine schwört Rache und wehrt sich gegen den Komplott der ihr Leben zerstört hat.

Das Buch beginnt sehr dramatisch mit dem Tod von Madeleines Vater und Pauls Sturz aus dem Fenster. Ich war sofort von der Geschichte um die Bankierstochter gefesselt. Da ihr Sohn Paul seit dem Unfall gelähmt im Rollstuhl sitzt, kümmert sich Madeleine nur um ihn und überlässt die Angelegenheiten der Bank komplett dem Prokuristen Gustave Joubert. Als Leserin ahnt man, dass das nicht gut gehen kann. Und es gibt noch andere Neider die gegen Madeleine einen Komplott schmieden.

Besonders tragisch finde ich die Rolle die ihr Liebhaber und Pauls Hauslehrer spielt. Es ist wirklich schwierig, kein Mitleid mit der sympathischen Protagonistin zu haben! Obwohl mir Madeleines Verhalten zuerst recht naiv erschien, tat es weh zu lesen, wie sich alle gegen sie wenden und es auf ihr Erbe abgesehen haben. Madeleines Haltung ist aber nicht wirklich naiv. In dieser Epoche ist es absolut unüblich, dass Frauen an der Spitze eines Bankimperiums stehen und die Geschäfte führen.

Doch Madeleine lässt sich nicht unterkriegen! Sie dreht den Spieß um und rächt sich an den Menschen, die ihr Leben zerstört haben. Dabei geht sie sehr raffiniert vor und die Geschichte wird spannend wie ein Krimi! Ich konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen.

Madeleines Geschichte spielt in den 1920 er und 1930er Jahren und dem Autor ist es gelungen die Zeit durch seine detailreiche Sprache lebendig werden zu lassen. Man spürt die Gefahren durch den Faschismus in den Nachbarländern und die Angst der Menschen vor einem drohenden Krieg. Auch die Wirtschaftslage wird anschaulich vermittelt wie zum Beispiel durch die Erfindung des Düsenflugzeugs.

Sehr gut gefallen hat mir der teilweise recht humorvolle und ironische Schreibstil des Autors, der den Leser / die Leserin häufig auch direkt anspricht. Die Charaktere der Protagonisten sind sehr ausführlich, detailreich und glaubhaft dargestellt, so dass sie mir regelrecht ans Herz gewachsen sind.

In meinen Augen ist dieses Buch ein sehr gelungener und absolut lesenswerter Roman!

Bewertung vom 07.11.2018
Die Unsterblichen
Benjamin, Chloe

Die Unsterblichen


ausgezeichnet

New York im Sommer 1969: Seit kurzer Zeit lebt in der Lower East Side eine Wahrsagerin, sie zieht durchs Land und bleibt nicht lange an einem Ort. Die vier Geschwister der jüdischen Familie Gold haben erfahren, dass die Wahrsagerin jedem Menschen den Tag seines Todes vorhersagen kann. Die Kinder sind neugierig geworden und machen sich mit gemischten Gefühlen auf den Weg zu ihr. Dieser Tag verändert das Leben der Geschwister, denn unbewusst wird jedes Kind von der Vorhersage der Wahrsagerin beeinflusst.

Zunächst bekommt der Leser Einblicke in die Geschichte der jüdischen Familie Gold. Nachdem die Kinder bei der Wahrsagerin waren, teilt sich der Roman in vier Teile auf. In jedem Abschnitt wird die Lebensgeschichte eines der Geschwister erzählt. Mir hat die Aufteilung sehr gut gefallen. Die Geschwister sind sehr unterschiedlich und man erlebt als Leser die Erlebnisse und Schicksale jedes einzelnen Protagonisten intensiv mit.

Es war berührend zu lesen, wie jedes Kind versucht hat sich seinen Traum zu erfüllen. Simon, der Jüngste, der sein Glück in San Francisco findet. Hier kann er so frei leben, wir er es sich schon immer erträumt hat! Klara kann endlich die Menschen mit ihren Zauberkünsten begeistern. Durch die bildliche Sprache konnte ich mir ihre Zaubervorstellungen sehr gut vorstellen. Daniel ist Arzt bei der Armee geworden, was teilweise Fragen aufwirft, ob sein Job wirklich moralisch vertretbar ist. Varya hat ihr Leben der Altersforschung gewidmet. Die Forschungsarbeit war sehr interessant beschrieben und hat zum Nachdenken angeregt.

Es macht den Anschein, als könnten die Vier ihr Leben mehr oder weniger glücklich und zufrieden verbringen. Aber sie stehen unter dem Druck alles zu erreichen, was sie glücklich macht, bevor ihr Todestag da ist. Auch wenn sie versuchen die Vorhersage als Unsinn abzutun, will ihnen das nicht wirklich gelingen.

Die tragische Familiengeschichte hat mich von der ersten Seite an gefesselt und ich konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen. Die Charaktere sind sehr detailreich und glaubhaft dargestellt. Mir fiel es leicht, in jede einzelne Lebensgeschichte einzutauchen. Es war interessant, viele Dinge über das jüdische Leben zu erfahren und auch der zeitgeschichtliche Rahmen kam im Roman nicht zu kurz! Die Geschichte war spannend und kurzweilig zu lesen. Sie hat mich nachdenklich gemacht und wirkt wohl noch etwas nach – „Leben, oder Überleben?“

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.10.2018
Das Geheimnis der Grays
Meredith, Anne

Das Geheimnis der Grays


sehr gut

Von buecherdanny
Der Kriminalroman ist im Original 1933 erschienen und liegt nun erstmals in deutscher Übersetzung vor. England 1931, wie in jedem Jahr lädt das geizige Familienoberhaupt Adrian Gray seine ganze Familie in sein abgelegenes Landhaus King´s Polar ein. Er ist nicht besonders beliebt bei seiner Verwandtschaft. Aber da es alle auf sein Geld abgesehen haben, kommen auch alle zu Weihnachten in seinem Haus zusammen. Am Weihnachtsmorgen ist Gray tot – er wurde ermordet. Geht der Mord auf das Konto eines seiner Kinder, damit es schneller an sein Erbe kommt?

Der nostalgische Weihnachtskrimi erinnert in Stil und Art an Agatha Christie, ist aber doch ganz anders und außergewöhnlich. Nachdem der Leser die Familienmitglieder kennengelernt hat geschieht ein Mord innerhalb der Familie und man erfährt schnell, wer der Mörder war. Das macht die Geschichte aber nicht langweilig, sonders ganz interessant! Man bekommt Einblicke in die Gedanken des Mörders und verfolgt die Ermittlungen auch aus seiner Sicht. Spannend bleibt bis zum Schluss die Frage, ober der Mörder mit seiner Geschichte überzeugen kann oder auffliegt.

Der Roman ist nicht nur ein Krimi sondern auch eine Familiengeschichte in der jedes Mitglied mit seinen eigenen Problemen kämpft. Anne Meredith schafft es die Atmosphäre der Zeit in der die Geschichte spielt gut darzustellen. Es gibt eine große Kluft zwischen der Oberschicht und den einfachen Angestellten.

Mir hat ein wenig die weihnachtliche Atmosphäre gefehlt, sie kam in meinen Augen etwas zu kurz. Im Ganzen war der historische Krimi ein unterhaltsames Lesevergnügen. Die Aufmachung des Buches ist genau wie bei den anderen Titeln der klassischen Weihnachtskriminalromane des Klett- Cotta Verlags wieder sehr schön gelungen.