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goldilinchen
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Steinberg
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 85 Bewertungen
Bewertung vom 24.01.2024
Der kleine Gasthof an der Schlei
Bartels, Inken

Der kleine Gasthof an der Schlei


ausgezeichnet

"...die Kunst, mit Nahrung Glück zu erschaffen"

Was für eine tolle Überraschung! Ich habe das Buch zusammen mit Polaroids aus der Umgebung des fiktiven Schauplatzes geschenkt bekommen und bin total begeistert. Auch ohne die bildliche Umrahmung wurde meine Reiselust sofort geweckt...aber auch der Drang etwas Leckeres zu Kochen. (Passend dazu finden sich im Anhang einige Rezeptvorschläge.)

Obwohl ich kein Faible für deutsche Autorinnen und Autoren habe, konnte mich Inken Bartels mit ihrem angenehmen und kurzweiligen Stil innerhalb weniger Seiten überzeugen. Die regionalen Redewendungen erhöhen den Lokalkolorit.

Von dem kitschigen Titel sollte man sich nicht abschrecken lassen und stattdessen einen Blick auf den Klappentext werfen. Dieser gibt einer guten Überblick was den Lesenden an der Schlei erwartet.

Natürlich hat die Autorin das Rad nicht neu erfunden, aber aufgrund der leichten Erzählweise ist man von Beginn an Teil der Dorfgemeinschaft und mitten im Geschehen. Ich konnte mich aufgrund eines geringen Altersunterschiedes vor allem mit Isa mit identifizieren und ihre Situation gut nachvollziehen.

Auch die weiteren Charaktere überzeugen und die Handlung hat - für das Genre - erstaunlich viel Tiefgang. Ich war gerne in Nordernby zu Gast...und freue mich schon auf die Rückkehr "im Sommer" (mit anderen Hauptprotagonisten) 😉 Die 355 Seiten waren einfach viel zu schnell vorbei.

Fazit: Entgegen der im Buch servieren deftigen Hausmannskost wartet der Roman mit einer vielseitigen Geschichte auf und weiß zu unterhalten.

Bewertung vom 21.01.2024
Der Mondscheingarten
Bomann, Corina

Der Mondscheingarten


gut

Schicksal

"Wenn man es genau nimmt, gibt es wohl keinen Menschen, der kein Kreuz zu tragen hat. [...] Wichtig ist, dass man bei allem Mist, der einem begegnet, den Mut nicht verliert und einen Weg findet, sich von den schlechten Dingen zu befreien."

Ich der Vergangenheit habe ich deutlich öfter zu Büchern mit Handlungen auf zwei Zeitebenen gegriffen. Da ich keine besondere Vorliebe für (antiquierte) Musikinstrumente hege und sich auch mein Lesegeschmack zwischenzeitlich geändert hat, befand sich "Der Mondscheingarten" schon länger in meinem Stapel ungelesene Bücher.

Satzbau und Ausdruck sind für eine deutsche Autorin stellenweise einfach gehalten, um nicht zu sagen etwas unbeholfen bzw. widersprüchlich. Hinzukommen ausschweifende Beschreibungen und stilistische Fehler wie Fehlverwendungen von Sie bzw. Du (unter Freunden). Das Gesamtbild wirkt nicht zeitgemäß. Dies dürfte jedoch dem schwachen Lektorat geschuldet sein...

Kostproben gefällig?
"Das ist ja wunderbar!", entgegnete sie und steckte die Kappe auf den Stift, mit dem sie gerade ihr wichtig erscheinende Stellen in den Artikeln angekreuzt hatte. "Was hat das Labor herausgefunden?"

"Du erinnerst dich sicher auch nicht mehr daran, dass ich dich am Arm gepackt und mit mir gezerrt habe zum Wagen, auf dem dein Vater weit vor dem Dorf wartete, weil es ihm nicht gestattet war, die Grenze zu überqueren." Wenn Rose ehrlich war, erinnerte sie sich nicht. Aber der Einfachheit halber nickte sie.

Sieht man darüber hinweg, fliegen die Seiten nur so dahin und man wird gut unterhalten. Sprachlich wurde leider weiteres Potential verschenkt: ohne die Floskeln und irrelevanten Informationen hätte der Roman gut 100 Seiten weniger umfassen können.

Handlung und Aufbau der Geschichte haben mir deutlich besser gefallen, auch wenn ein großer Teil doch vorhersehbar ist. Man ist schnell im Geschehen und die Protagonisten auf beiden Zeitebenen machen es den Lesenden leicht.

Das Eingangszitat beschreibt den positiven Grundtenor, welcher definitiv ein Pluspunkt ist und der vor allem in Hinblick auf Lilly's Geschichte deutlich wird.

Wer auf der Suche nach Zerstreuung ist, wird hier fündig. Spannungliebhaber bedienen sich besser anderer Werke...oder haben einen längeren Atem.

Bewertung vom 10.01.2024
Der Himmel ist nicht weit
Hyde, Catherine Ryan

Der Himmel ist nicht weit


ausgezeichnet

Roseanna...und Rosie

Auf der Suche nach der Antwort auf die Frage "Warum leben wir so, als würden wir nie sterben?", ist dies ist mein drittes Buch von Catherine Ryan Hyde. Ich fand die vorherigen Bücher der Autorin wirklich gelungen, bin jedoch etwas unschlüssig, was die Bewertung von "Der Himmel ist nicht weit" angeht.

Der Klappentext gibt einen guten Einblick, was die Lesenden erwartet. Das Setting in den Adirondack Mountains und die unterschiedlichen Begegnungen haben mein Interesse geweckt. Diese Ausgangssituation, vor allem mit Blick auf die Nebenprotagonisten, hat eindeutig Potential. Leider fehlte hier ein wenig Tiefgang. Außerdem war mir Roseanna bis zum Ende unsympathisch. Die abweisende Art samt ihrem sprunghaften, teilweise widersprüchlichen Verhalten waren stellenweise schwer nachvollziehbar. Auch blieb die Artikulation des Öfteren unverständlich, was eventuell der Übersetzung oder der Sprecherin des Hörbuchs geschuldet sein könnte. Andere Bücher der Autorin wurden in dieser Hinsicht besser umgesetzt. So bleibe ich diesmal mit gemischten Gefühlen zurück.

Bewertung vom 25.12.2023
The Travel Episodes

The Travel Episodes


sehr gut

Reiseabenteuer 5.0

Nachdem ich Ende letzten Jahres bereits zwei Bände der Reihe verschlungen habe, war nun ein günstiger Zeitpunkt für eine Fortsetzung. (Tipp: die kurzen Anekdoten eignen sich super als Adventskalender) Ich habe zwischenzeitlich auch ein Buch der Reihe verschenkt und kann es guten Gewissens auch Gelegenheitslesern empfehlen.

Alle Ausgaben umfassen überwiegend Erlebnisse in Form von Auszügen erweiterter Reiseliteratur, welche im gleichen Verlag erhältlich sind. Die vielfältigen Anekdoten bieten dabei einen guten Einstieg um die Autor:innen samt deren Schreib- und Erzählstil kennenzulernen. Die Reiseziele werden übersichtlich und zur besseren Orientierung auf Landkarten dargestellt. Band V umfasst 21 Episoden verschiedener Kontinente: Abwechslung und Unterhaltung sind dabei garantiert.

Überaus gelungen fand ich den Fokus dieser Sammlung: nachhaltiges Reisen, ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit vielen Optionen. Neben der Qual der Wahl des nächsten Reiseziels, regt dieser Aspekt auf jeden Fall zum Nachdenken an. Inspiration, Reiselust und gute Unterhaltung sind garantiert.

Bewertung vom 17.12.2023
Eisige Schatten
Horst, Jørn Lier

Eisige Schatten


ausgezeichnet

Niemand lebt vergeblich - ein raffinierter, starker Wisting

Das Cover ist passend gestaltet, der deutsche Titel hingegen - im Vergleich mit dem Original - nicht ganz so treffend gewählt. Vorsicht auch mit dem Klappentext: die Informationen stimmen im Detail nicht mit dem Handlungsverlauf überein, geben aber einen groben Überblick.

Die Ermittlungen finden Mitte Dezember statt, haben aber eher winter- als weihnachtlichen Bezug. Damit eignet sich das Buch hervorragend als Lektüre in der kalten Jahreszeit.

Trotz des direkten Einstiegs ins Geschehen, war ich erst nach 70 Seiten in der Handlung. Die Protagonisten des Ermittlerteams sind aus den Vorgängerbänden bekannt und werden temporär durch ausländische Kollegen ergänzt. Das Buch kann problemlos ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Die Charaktere werden kurz eingeführt und die Rahmenhandlung nimmt bei dieser Reihe nur wenig Raum ein.

Behandelt werden zwei Morde, die in Form alternierender Erzählstränge von Wisting in seiner Funktion als Kommissar, aber auch von seiner Journalisten-Tochter Line im Rahmen einer Recherche für einen Zeitungsartikel vorangetrieben werden. Dieses Stilmittel hält die Spannung aufrecht. Verwirrende Spuren lassen die Leser lange im Dunkeln, obwohl sich nach und nach ein (unzutreffender) Verdacht bei mir regte... An möglichen Tätern mangelt es nämlich nicht. An dieser Stelle möchte ich aber nicht zu viel verraten und schließe mit dem folgenden Zitat:
[Man hat] "nicht vergeblich gelebt, wenn man die Vögel im Frühjahr, die Grashüpfer im Sommer, die Insekten im Herbst oder das Geräusch des fallenden Schnees im Winter gehört hat."

Bewertung vom 12.12.2023
Das kleine Schloss in Schottland / Romantic Escapes Bd.9
Caplin, Julie

Das kleine Schloss in Schottland / Romantic Escapes Bd.9


gut

Die Romantic Escapes sind wie eine Schachtel Pralinen: man weiß nie was man kriegt...

Nach einem Abstecher in die Kochschule des Vorgängerbandes, ist es schön, Protagonistin Izzy in den schottischen Highlands wieder zu treffen...

Julie Caplin ist es wiederholt gelungen mich mit dem Setting - eine Gruppe in die Handlung zu integrieren - zu überraschen: diesmal in Form des (geerbten) Schloss der Hauptprotagonistin als Dreh- und Angelpunkt. Allerdings leidet darunter auch wenig das Flair der vorherigen Teile der Romantic-Escapes-Reihe. Trotz eines kleinen Abstechers in die Hauptstadt, kommen die lokale Atmosphäre und der landestypische Bezug ein wenig zu kurz. (Ich war bereits in Schottland und konnte mich trotz der sparsamen Beschreibungen gut orientieren.) Dafür ist der winterliche Anteil deutlich höher: 3/4 der Handlung findet im Dezember statt - Weihnachtsvorbereitung inklusive ;) Ich fand das eine gelungene Ergänzung der bisherigen Themen.

Wie meist üblich trifft man auch diesmal auf altbekannte Charaktere. Ich würde an dieser Stelle zumindest "Das kleine Cottage in Irland" zwecks Vorgeschichte empfehlen. Man kann das Buch jedoch auch separat lesen und problemlos der Handlung folgen.

Den Punktabzug mache ich hauptsächlich an der äußerst vorhersehbaren Handlung, den oberflächlichen Beschreibungen sowie den eindimensionalen Protagonisten fest. Alles ist gefällig, Probleme lösen sich schnell in Wohlgefallen auf und einige Charaktere sind einfach nur anstrengend.

Um auf die Überschrift zurückzukommen: die einzelnen Bücher entpuppen sich für mich mehr und mehr als Wundertüte. Aufgrund der abwechslungsreichen Grundideen und den wechselnden Schauplätzen werde ich die Reihe fortsetzen, obwohl ich die letzten beiden Bücher für mich zu den Schwächeren gehören

Bewertung vom 22.11.2023
Elternhaus
Mank, Ute

Elternhaus


gut

Das schmale Haus - von falschen Erwartungen und Enttäuschungen

Nach langer Zeit habe ich mich wieder über ein Geschenkbuch gefreut und bewusst auf den Klappentext verzichtet um mich vollends vom Inhalt überraschen zu lassen 🙂

Was soll ich sagen? Ich bin immer offen für Neues und hätte mir - wie so oft - den Roman von Ute Mank wohl selbst nicht ausgesucht. Warum? Ich entstamme einer späteren Generation (Jahrgang 1986) und habe keine Geschwister.

Der Einstieg in die Handlung ist gelungen: als Lesende/r ist man direkt mittendrin in einem (unfreiwilligen) Umzug...aber nicht von einer der Hauptprotagonistinnen - sondern deren Eltern.

Dreh- und Angelpunkt bildet das titelgebende Elternhaus in Rotshausen. Im Vordergrund stehen die Schwestern Sanne und Petra. Gitti, die Jüngste im Bunde, tritt nur gelegentlich in Erscheinung.

"Eine Familie wie auf diesen alten Fotos, wo jeder auf dem ihm zugewiesenen Platz stand."

Zum Inhalt möchte ich nicht zu viel verraten, denn Roman lebt vom alltäglichen Miteinander und dem damit einhergehenden Rollenverständnis des Einzelnen. Der Klappentext gibt jedoch einen guten Überblick.

Der Aufbau ist ungewöhnlich: es gibt keine Unterteilung in Kapitel, aber kurze Abschnitte mit wechselndem Fokus auf die verschiedenen Blickwinkel der Schwestern und ihre Lebenswege. Überraschende Parallelen begegnen den Lesenden ebenso wie althergebrachte Gewohnheiten und Unterschiede. Konflikte werden angerissen - häufig ohne Tiefgang. Was völlig fehlt ist die Perspektive der Eltern.

Ich fand die Erinnerungen an die Kindheit von Sanne und Petra interessant und deprimierend zugleich, vor allem der Kampf um den eigenen Platz innerhalb der Familie und der Gesellschaft. Allerdings gleichen die Protagonisten Stereotypen, Charakterisierung und Beschreibung bleiben vage - bewusst...?

Es waren andere Generationen, andere Zeiten: "Gespart werden musste immer etwas."

Der Schreibstil der Autorin ist nüchtern. Mit Blick auf Handlung und Charaktere fehlte es mir über weite Strecken an Klarheit und Entwicklung. Aufgrund der distanzierten Familienverhältnisse empfand ich das Buch eher deprimierend, das relativ offene Ende hingegen passend.

Wie würde ich Ute Mank aktuelles Werk zusammenfassen? Auf den Punkt bringt es der Kommentar auf dem Umschlag: < < Ute Mank [erzählt] von alten Eltern, entfremdeten Schwestern und von einem Haus, das so viel mehr ist als viel Wände und ein Dach. > >

Bewertung vom 29.07.2023
Das Steinbett / Ann Lindell Bd.1 (eBook, ePUB)
Eriksson, Kjell

Das Steinbett / Ann Lindell Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Der Steinsarg

Die Geschichte ist in der englischen Variante mit „Stone coffin“ wesentlich treffender betitelt worden. Im Deutschen – ohne Spoilern zu wollen - sorgt der Kontext für Verwirrung… Im Gegensatz dazu gibt der Klappentext einen guten Überblick über die Handlung.

Das Buch macht von Beginn an Tempo, was jedoch zu Lasten der knappen Beschreibungen und den stellenweise hölzernen Dialogen geht. Auch die Ausdrucksweise hat Luft nach oben, was aber vermutlich der Übersetzung geschuldet sein dürfte. Nach dem holprigen Start bessert sich der Stil jedoch zunehmend. Das Privatleben von Ann Lindell hingegen nimmt im Verlauf der Handlung in Kombination mit ausführlicheren Landschaftsbeschreibungen recht viel Raum ein. Bei 339 Seiten geht dies dann zu Lasten der Spannung. Diesen Spagat haben andere Autoren besser gelöst.

Vielleicht liegt es auch daran, dass die Hauptprotagonistin aufgrund ihrer privaten Situation distanziert und zerrissen auf mich wirkt. Neben dem relativ großen Ermittlungsteam treten eine Vielzahl weiterer Protagonisten auf. Die Charakterisierung hätte durchweg etwas ausführlicher sein können, ist aber vermutlich bei der Vielzahl nicht zu leisten. Da ich das Buch innerhalb weniger Tage gelesen habe, konnte ich die Beteiligten gut einordnen. Allerdings musste man schon aufpassen, wenn z.B. zwei Polizisten den gleichen Nachnamen haben.

Das Buch ist ein Krimi mit klassischer Polizeiarbeit. Zu meiner Freude wurden Motiv und Täter erst am Ende aufgedeckt und ich konnte gedanklich mit den Kommissaren ermitteln. Das der Titel bereits 2001 erschienen ist, merkt man der Handlung nicht an. Die Themen sind auch heute noch aktuell.

Um unvoreingenommen an ein Buch heranzugehen, beschäftige ich mich meist erst im Nachhinein mit dem Gelesenen. In diesem Fall fehlten mir wohl die Vorkenntnisse aus den beiden Vorgängerbänden, welche allerdings nicht auf Deutsch erschienen sind. (Das würde auch den Direkteinstieg in die Handlung erklären.) Vermutlich wurde dort bereits Vorarbeit in Bezug auf die Charaktere geleistet. Teilweise wurde im vorliegenden Roman Bezug auf vergangene Ereignisse genommen, weshalb ich mich im Nachgang mit den Veröffentlichungen des Autors befasst habe. Im Original besteht die Reihe aus 12 Teilen. Insgesamt bin ich unschlüssig, ob für mich eine Fortsetzung in Frage kommt.

Bewertung vom 22.07.2023
Das kleine Cottage in Irland / Romantic Escapes Bd.7
Caplin, Julie

Das kleine Cottage in Irland / Romantic Escapes Bd.7


gut

"Wir können nichts dagegen tun, wie wir fühlen, aber wir können entscheiden, wie wir reagieren."

Vor ein paar Tagen habe ich begonnen, "Das kleine Cottage in Irland" von Julie Caplin zu lesen - zum dritten Mal... Die beiden Male davor habe ich abgebrochen, weil mich die Geschichte einfach nicht gepackt hat.Daher bin ein bisschen in Rückstand geraten, was die Romantic-Escapes-Reihe angeht, hatte aber nun umso mehr Lust gedanklich (zurück) nach Irland zu reisen.

Eigentlich hat alles gepasst: tolles Land, kulinarische Einblicke durch die Beteiligten des Kochkurses...leider wollte der Funke diesmal nicht recht überspringen. Vielleicht lag es - im Vergleich zu den vorherigen Büchern - an dem schnellen Einstieg. Hannah und Conor waren nicht unbedingt meine liebsten Hauptprotagonisten, wobei ich nicht genau sagen kann, woran das lag. Conor wurde mir mit der Zeit sympathischer, während ich mich mit Blick auf Hannah frage, wie man sich zu einem exklusiven High-Cuisine-Kochkurs ohne Grundkenntnisse anmelden kann... Unglaubwürdige Sinneswandel und die übertriebene Vorsicht passten für mich nicht zusammen und nervten ab der Hälfte des Buches.

Die weiteren 6 Kursteilnehmer blieben eher im Hintergrund. Insgesamt hatte ich mir ein bisschen mehr erhofft. Immerhin wartet Band 7 mit einer neuen Idee auf, was gar nicht so einfach ist im Hinblick auf die obligatorische Gruppe. Die Handlung war trotz dessen leider recht vorhersehbar.

Achtung: Der Klappentext fasst den Inhalt nur teilweise zusammen und enthält abweichende Informationen zu Hannah und ihrem Aufenthalt in Killorgally. Im Anhang wäre das ein oder andere Rezept eine schöne Ergänzung gewesen.

Fazit: "Scheinbar ist ein Risiko einzugehen und zu scheitern, nicht so wichtig wie [Hannah] immer gedacht hatte."

Bewertung vom 05.07.2023
Die Erinnerungsfotografen
Hiiragi, Sanaka

Die Erinnerungsfotografen


sehr gut

Fotostudio "Wunder des Lebens"

So lautet die Übersetzung des Originaltitels. Die Geschichte erinnert mich entfernt an "Das Restaurant der verlorenen Rezepte" von Hisashi Kashiwai, welches mir gut gefallen hat.

Da ich gern reise, stimme ich mich bevorzugt mit landestypischer Literatur auf mein kommendes Urlaubsziel ein. In Bezug auf Japan fällt mir das nicht ganz so leicht: wiederholt habe habe ich aufgrund des knappen Stils die Charaktere als distanziert empfunden.

Dieses Buch besticht neben der gelungenen Optik mit einer schönen Vorstellung samt respektvoller Umsetzung eines schwierigen Themas. Ich mag Romane, die in episodenform erzählt werden und verschiedene Personen begleiten. Beginnend mit "Die alte Dame und ihr Bus" begegnet man der 92-Jährigen Hatsue Yagi und entdeckt gemeinsam mit ihr die Abläufe des Studios. Unter dem Titel des Kapitels habe ich mir etwas völlig anderes vorgestellt 😅 Die Auflösung ist in jedem Fall überraschend... Überhaupt ist das gesamte Büchlein unvorhersehbar.

Pro gelebtem Tag wird den Besuchern ein Foto bereitgestellt. Aus diesen wählt der Verstorbene jeweils eines stellvertretend für jedes Lebensjahr - um zurückzublicken... Ohne vom weiteren Verlauf zu viel zu verraten, zieht sich eine Frage durch den Handlungsverlauf: auf wen wartet Hirasaki - und warum?

Der Klappentext vermittelt einen guten Überblick über die Handlung. (Ich habe diesen jedoch erst im Nachhinein gelesen und mir waren die zu erwartenden "Besucher" im Vorfeld nicht bekannt.)

Die Geschichte regt eindeutig zum Nachdenken über die eigene Bilderwahl an. Das passiert mir eher selten. Ich fand diesen Aspekt allerdings sehr ansprechend...das Buch hat mich (vor allem im ersten Teil) wirklich berührt. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir allerdings etwas mehr Einblick und ein paar zusätzliche Seiten gewünscht. Gerade das Ende wurde sehr knapp gehalten. Der zurückhaltende Umgang mit Informationen lässt wiederum mehr Raum für eigene Gedanken und Interpretationen... Fazit: sehr lesenswert!