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goldilinchen
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Steinberg
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 80 Bewertungen
Bewertung vom 17.03.2023
Der Geheimnishüter von Jaipur / Jaipur Bd.2
Joshi, Alka

Der Geheimnishüter von Jaipur / Jaipur Bd.2


gut

"Wenn du die Rose haben willst,
musst du die Dornen hinnehmen."

Dieses hinduistische Sprichwort dient gleichzeitig als literarisches Motto und umschreibt treffend zu erwartende Handlung.

Obwohl mir der erste Teil, der Jaipur-Trilogie gut gefallen hat, war ich unschlüssig, ob ich die Fortsetzung lesen wollte. (Die Geschichte wurde - für mich zufriedenstellend abgeschlossen.) Die Leseprobe war dann aber doch verlockend ;)

Wie im ersten Teil war ich sofort mitten im Geschehen in Jaipur. Dafür sorgt Alka Joshi, indem sie auf abwechselnde Ich-Erzähler zurückgreift. Gleich zu Beginn erfährt man wie sich die Leben von Lakshmi und Malik in den letzten 12 Jahren verändert haben. Der Fokus liegt in Band 2 (und auch 3) auf bisherigen Nebenprotagonisten. Das war einer der Gründe, warum ich zögerte, die Trilogie weiterlesen zu wollen. Letztendlich freute ich mich jedoch gedanklich nach Indien zurückzukehren...

Der Klappentext ist etwas knapp gehalten und legt den Fokus ausschließlichen auf Malik. Nimmi und Lakshmi bringen sich zeitgleich in Shimla in Gefahr, während sie seltsamen Geschehnissen auf den Grund gehen...

Empfand ich die Handlung der "Hennakünstlerin" ungewöhnlich und neu, braucht es bei der Fortsetzung einen längeren Atem. Der Roman startet wie Band 1 gemächlich, erst nach ca. 150 Seiten kommt Spannung auf. Die Geschichte hat jedoch einen gänzlich anderen Schwerpunkt und die angesprochenen Themen weckten nur bedingt mein Interesse. Vor allem die angespannte Beziehung zwischen Nimmi und ihrer vermeintlichen Konkurrentin Lakshmi wirkte mit der Zeit ermüdend und ich konnte das unbedachte Verhalten der Protagonisten nicht immer nachvollziehen. Der Handlungsverlauf war für meinen Geschmack ein wenig zu offensichtlich.

Der Einzug der Moderne Ende der 60er Jahre findet sich auch in der Sprache wieder. Vielleicht kommt es mir aber auch nur so vor, da ich den Vorgänger im Original auf Englisch gelesen habe. Der zeitgemäße Schreibstil ist in beiden Sprachen hervorzuheben. Die Vielzahl an Fremdwörtern und Redewendungen scheint reduziert bzw. erschließt sich aus dem Kontext, sodass sich das Nachschlagen diesmal auf ein Minimum beschränkte.

Der Roman kann eigenständig gelesen werden. Die wichtigsten Ereignisse aus Teil 1 werden bedarfsgerecht eingestreut, greifen aber einer ggf. nachträglichen Lektüre vor.

Fazit: Eine kurzweilige Fortsetzung, die für mich jedoch nicht an "Die Hennakünstlerin" heranreicht und keinen so nachhaltigen Eindruck hinterlässt

Bewertung vom 14.03.2023
Feuer
Pourchet, Maria

Feuer


weniger gut

"Das Leben besteht aus Kompromissen, Wiederholungen, Vergessen oder Genesen"

Zur Abwechslung habe ich zu einem nicht selbst gewählten Buch gegriffen. Maria Pourchet war mir kein Begriff und aufgrund des Klappentextes hätte ich die Geschichte wohl nicht ausgesucht. Dieser erweckt den Eindruck eines Neuanfangs bzw. einer leidenschaftlichen Liebesgeschichte in Paris. In der Beschreibung heißt es darüber hinaus: "Ein faszinierender Roman über die Komplexität der Liebe und die großen gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit."
Meine Vorstellungen bzw. Erwartungen gingen daher wohl in eine völlig falsche Richtung... Was die (überschaubare) Handlung angelangt, gibt es dem Klappentext nichts hinzufügen.

"Du bist eine Frau mit wenig Hoffnung, Laure"

Das erste Kapitel ist verstörend, gar zerstörerisch. Gedankensprünge von Satz zu Satz, aneinandergereihte Aufzählungen - man erkennt kaum die spezielle Erzählstimme von Laure. Sie berichtet von sich in der 3. Person während Sie den/die Leser*in in Form der Ansprache "Du" in die Geschehnisse einbezieht. (Gelegentlich hält sie auch Zwiesprachen mit ihrer verstorbenen Mutter und Großmutter.) Diese Perspektive erweist sich als interessantes, jedoch auch gewöhnungsbedürftiges Stilmittel. Ich fand es etwas befremdlich und fühlte mich nicht angesprochen, vor allem da mir Clément über weite Strecken unsympathisch war. Ich empfehle unbedingt einen Blick in die Leseprobe zu werfen, da die Kapitel abwechselnd von Laure und Clément erzählt werden. Für seine Sicht bedient sich die Autorin des klassischen Ich-Erzählers. So lernt man beide Hauptprotagonisten im (Arbeits-)Alltag kennen.

"Ja, Meeting, Mitarbeiter, Sonnenbräune. Und ich habe verloren, wie ich heute Morgen zur Kenntnis nehmen musste. Eine Entdeckung, die ich zum ersten Mal bei meiner Geburt machte, als ich in das enttäuschte Gesicht meiner Mutter und auf unsere damalige Tapete mit den schwarzen Hibiskusblüten auf blauem Grund blickte, und die sich seither fast tagtäglich wiederholt. So was bezeichnet man bei uns als Prägung. Ich rede mit dir, als wären wir, du und ich, nicht beide aus ein paar Tropfen Sperma entstanden, du hast bestimmt auch irgendwelche Prägungen erfahren, für wen halte ich mich."

Dieses Zitat ist ein wahlloses Beispiel für den anstrengenden Stil aus unzusammenhängenden Informationen, kontextlosen Einschüben sowie belanglosen Aufzählungen. Die Charaktere bleiben blass und unpersönlich. Was bewegt die Protagonisten? Auch die Wahrnehmung von Laure's Familie wäre ein spannender Aspekt gewesen. Leider kommt dieser lediglich am Rande vor.

Ich hätte nach dem ersten Kapitel, eigentlich bis zur Hälfte, fast aufgegeben. Aber ich breche Bücher ungern ab und nach etwa 150 Seiten ändert sich tatsächlich der Ton. Zwischenzeitlich hat man den speziellen Stil verinnerlicht und Laure und Clément wirken menschlicher. Da ich kein Freund allzu direkter Ausdrucksweisen bin, wäre weniger für mich des Öfteren mehr gewesen. Obwohl ich das Buch an einem Tag beendete, hat mich die Handlung kaum berührt und lediglich gegen Ende mein Interesse geweckt.

Bewertung vom 13.03.2023
Mrs. Harris und ein Kleid von Dior (eBook, ePUB)
Gallico, Paul

Mrs. Harris und ein Kleid von Dior (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

~ Flowers for Mrs. Harris ~

Unter diesem Titel publizierte Paul Gallico das Buch im Jahr 1958.

Durch Zufall bin ich auf das eBook gestoßen, nachdem die aktuelle Verfilmung mein Interesse geweckt hat. Da die Geschichte lediglich 159 Seiten umfasst und ich noch keine Veröffentlichung aus den Fünfzigern gelesen habe, griff ich spontan zu... Und was soll ich sagen: ich bin positiv überrascht. Trotz der medialen Aufmerksamkeit war ich gespannt wohin diese unvorhersehbare Geschichte führen würde.

»Was ist denn dabei, wenn sich eine Dame in Paris ein Kleid kaufen will?«

Mrs. Harris begibt sich im Alter von fast 60 Jahren erstmalig auf einen Tagesausflug nach Paris und gewährt dabei gedanklich einen Einblick in ihr geordnetes Leben als verwitwete Putzfrau in London.

»Wenn man nichts erwartet, wird man auch nicht enttäuscht."

Die praktisch-veranlagte, pragmatische Hauptprotagonistin kann man nur mögen. Ausdruck und Wortwahl entsprechen dem Zeitgeist, lassen sich auch im Jahr 2023 wunderbar lesen. Das Umfeld und die Lebensumstände von Mrs. Harris werden charmant beschrieben und verleihen der Geschichte Authentizität. Mrs. Harris verkörpert traditionelle Werte wie Wärme und Menschlichkeit und sorgt mit alltäglichen Ratschlägen und Beobachtungen (un-)bewusst für positive Veränderungen in zahlreichen Leben...auch die Eingangs erwähnten Blumen spielen dabei eine Rolle.

Hervorzuheben ist die überschaubare Anzahl an Protagonisten und die wenige direkte Rede. Außerdem hat das Schicksal tatkräftig seine Finger im Spiel, was dem Autor dieser liebenswerten Geschichte jedoch verziehen sei.

"Mrs. Harris hatte einfach das Gefühl, wenn man ein Kleid besaß, das so schön war, dass es vierhundertfünfzig Pfund kostete, dann blieb einem auf Erden nichts mehr zu wünschen übrig."

Ob sich dieser Wunsch bewahrheitet?

Ich bin auf jeden Fall gespannt welchen Unterhaltungswert die Verfilmung hat und begebe mich gern erneut mit Mrs. Harris auf (Zeit-)Reise...

PS Ich mag eigentlich keine Kurzgeschichten - aber in diesem Fall bleiben mir ja ggf. noch drei Fortsetzungen ;)

Bewertung vom 13.03.2023
Ein Buchladen zum Verlieben
Bivald, Katarina

Ein Buchladen zum Verlieben


sehr gut

Von Büchern und Menschen

"Sara hatte in ihrem ganzen Leben noch nichts unternommen, was auch nur im Geringsten abenteuerlich gewesen wäre."

"Wie konnte man tausende von Meilen reisen und doch derselbe Mensch sein, wenn man ankam? Das begriff Sara nicht."

Diese Zitate beschreiben die 28-jährige Hauptprotagonistin zu Beginn des Buches als sie im ländlichen Iowa ankommt. Die junge schwedische Buchhändlerin wirkt ein wenig weltfremd und naiv, lässt sie sich doch mehrfach von Fremden im Auto auf dem Weg in die Kleinstadt Broken Wheel mitnehmen.

"Wenn ihr Leben ein Buch gewesen wäre, hätte sie darin nicht einmal eine Nebenrolle gespielt. Und eine Nebenrolle war eigentlich alles, was sie wollte. Hauptperson, das wäre zu viel verlangt."

Ich konnte mich mit Sara leicht identifizieren, da ich nur wenig älter und ebenfalls ein Bücherwurm bin. In Schweden wartet außer ihrer dominanten Mutter nicht viel auf sie und es war schön ihre Entwicklung in Iowa zu verfolgen - inkl. jeder Menge Lesetipps & Inspiration!

"Aber wie wurde man eigentlich zu einem Menschen, der Träume und ein Ziel im Leben hatte? Sara musste sich eingestehen, dass sie auf irgendeine Weise den Zeitpunkt verpasst hatte, an dem das Leben hätte anfangen müssen."

Die Geschichte hebt sich von der Masse ab, wenn man sich auf das Leben in dem 637-Seelen-Ort einlässt. Nach einem Dutzend Besuche in den USA fand ich die Beschreibungen von Landschaft und Figuren äußerst gelungen - obwohl Iowa noch auf meiner Liste steht. Zwei Monate lang kreuzen sich die Lebenswege einer handvoll unterschiedlichster Bewohner*innen in Broken Wheel. Die Charaktere erinnern mich an eine Zugfahrt auf einer meinen ersten Reisen. Noch auf der Suche nach einem Sitzplatz wurde ich angesprochen und in eine Unterhaltung verwickelt, in die schnell alle umliegenden Sitznachbarn involviert waren. Ich wurde freundlich darauf hingewiesen, dass Kommunikation in öffentlichen Verkehrsmitteln essentiell sei 😅 Ähnlich ergeht es Sara - als "Touristin" wird sie ungefragt Teil der Gemeinschaft.

"Es gibt immer einen Menschen für jedes Buch. Und ein Buch für jeden Menschen."

Anfangs fehlte mir ein wenig die Leichtigkeit von Filmen wie Tatsächlich Liebe oder Valentinstag: mit der Zeit wirkt die Geschichte unbeschwerter, hoffnungsvoller. Durch die fast märchenhafte Erzählweise in der 3. Person sowie den ruhigen Stil fühlt man sich als Beobachter*in. Der Klappentext gibt einen guten Überblick der folgenden 446 Seiten. Aber das Buch ist noch so viel mehr. Themen wie Einsamkeit, Zukunftsangst und Gemeinschaftssinn kommen nicht zu kurz und ermöglichen einen glaubwürdigen Einblick in den American way of life... Warum ich nur 4 Sterne vergeben habe? Ich hätte mir hier und da noch ein wenig mehr Hintergrund/Aufklärung und dafür etwas weniger Buch-Referenzen gewünscht (welche ich des Öfteren nicht einordnen konnte). Es bleibt ein schönes Wohlfühlbuch... Vielleicht werde ich mir bei Gelegenheit noch andere Bücher von Katarina Bivald anschauen.

Bewertung vom 26.02.2023
Wisting und der fensterlose Raum / William Wisting - Cold Cases Bd.2
Horst, Jørn Lier

Wisting und der fensterlose Raum / William Wisting - Cold Cases Bd.2


sehr gut

Was geschah am 29.05.2003?

"Geld war meistens die Ursache von allem, was nach Korruption, Habgier und Machtmissbrauch roch."

Das Buch scheint das bisher Politischste des Autors zu sein...oder trügt hier der Schein? Vorkenntnisse zum Norwegischen Regierungssystem sind auf jeden Fall nicht notwendig.

Der Klappentext gibt einen guten Überblick, was den Leser auf den folgenden 432 Seiten erwartet.
Auch im zweiten Teil der Cold-Cases-Reihe ist man sofort mitten im Geschehen. Die Fälle der einzelnen Teile sind jeweils in sich abgeschlossen. Ich habe zufällig das letzte Buch der Reihe zuerst gelesen und arbeite mich nun chronologisch vor. Wissenswertes bezüglich der Rahmenhandlumg findet Erwähnung, sodass die Bücher auch einzeln gelesen werden könnten.

William Wistings kleines Sonderteam besteht diesmal aus vier Leuten. Die Anzahl der Protagonisten ist deutlich höher und nahezu jede Figur ist in irgendeiner Form an der Auflösung der Ereignisse beteiligt. Das finde ich genauso unkonventionell wie die Tatsache, dass alle Geschehnisse linear zur Aufklärung beitragen. Hier hätte ich mir die ein oder andere falsche Fährte vorstellen können. Aufgrund der spannenden Erzählweise und des flüssigen Schreibstils, kommt keine Langweile auf. Da Wistings Tochter Line in allen Teilen der Reihe in ihrer Funktion als Journalistin in die Ermittlungen involviert ist, bietet sie wiederholt Angriffsfläche - in diesem Punkt würde ich für den fehlenden Band eine Alternative begrüßen. Mit Blick auf die Reihe lassen sich Muster erkennen. Für sich allein betrachtet, liefert J. Lier Horst einen kurzweiligen Kriminalroman. Zu meiner Freude werden die vollständigen Zusammenhänge erst ganz am Ende der Geschichte ans Licht gebracht. Als Leser*in kann während des ganzen Buches eigene Überlegungen anstellen.

Fazit: »Ich habe keine Ahnung von Politik«, sagte er. »Und von Geld auch nicht.« »Ich bin mir auch gar nicht sicher, dass die Antwort in der Politik zu finden ist«

Bewertung vom 21.02.2023
The Travel Episodes

The Travel Episodes


sehr gut

Mut: das man sich traut und fähig ist, etwas zu wagen

Dieses Buch habe ich zusammen mit einem weiteren Band aus der Reihe zum Geburtstag bekommen. Als langjährige Individualtouristin war mein Interesse natürlich sofort geweckt. Mir waren weder der Verlag noch die beteiligten Autor:innen bekannt, da mich Kurzgeschichten weniger ansprechen.

Da ich unmittelbar danach die etwas umfangreicheren und thematisch anderweitig fokussierten "The Travel Episodes - neue Reisegeschichten von allen Enden der Welt" gelesen habe, ist im direkten Vergleich der Funke nicht übergesprungen. Dies ist nicht der Auswahl der Ziele oder dem Schreibstil der Autor:innen geschuldet, sondern einzelnen Erlebnissen. Da ich selbst im den letzten 15 Jahren häufig allein gereist bin, sind für mich einige der geschilderten Verhaltensweisen nur schwer nachvollziehbar.

Wie bei allen Bänden der Reihe handelt es sich bei einzelnen Geschichten um Auszüge erweiterter Reiseliteratur, welche im gleichen Verlag angeboten wird. Die vielfältigen Anekdoten bieten dabei einen guten Einstieg um die jeweiligen Autor:innen kennenzulernen. (Ich habe mir daraufhin ein weiteres Buch zugelegt.) Die Ziele werden eingangs zur besseren Übersicht und Orientierung auf Landkarten dargestellt. Als Inspirationsquelle hat mir das Buch nicht gedient, aber mein (Reise-)Horizont hat sich definitiv erweitert :)

Um auf meine Überschrift zurückzukommen: müssen Alleinreisende mutig sein ohne Begleitung Urlaub zu machen? Nein, aber ein wenig Abenteuerlust kann nicht schaden. Für mich persönlich steht der Sicherheitsaspekt an erster Stelle. Darüber hinaus empfehle ich, die unterschiedlichen Reisearten gründlich abzuwägen. (Ein Roadtrip stellt andere Anforderungen als ein All-inclusive-Urlaub und bietet andere Möglichkeiten Anschluss zu finden - sofern man diesen sucht... Auch die eigenen Sprachkenntnisse können dabei eine Rolle spielen)

Fazit: Vielleicht kann dieses Buch dazu beitragen das Wagnis einzugehen und der Reiselust zu folgen :) Die bunte Mischung regionaler Einblicke sorgt auf jeden Fall für Abwechslung und kurzweilige Unterhaltung

Bewertung vom 21.02.2023
The Travel Episodes (eBook, ePUB)
Klaus, Johannes

The Travel Episodes (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

"Nicht alle, die wandern, sind verloren" JRR Tolkien

Dieses Buch war ein verspätetes Geburtstagsgeschenk einer Freundin. Sie war überrascht, dass ich als langjährige Weltenbummlerin, diese Reihe noch nicht entdeckt hatte... Mir waren weder der Verlag noch die beteiligten Autor:innen bekannt, da Kurzgeschichten nicht sonderlich mag. Was allerdings nicht für Reiseberichte zuzutreffen scheint ;)

Da die Weihnachtszeit bevorstand, habe ich das Buch spontan zu einem Adventskalender umfunktioniert und mich jeden Tag auf ein anderes gedankliches Reiseziel gefreut. Definitiv auch für Gelegenheitsleser oder Wiedereinsteiger zu empfehlen. Kürzlich wurden in einem anderen Forum Ideen erörtert, wie der Social-Media-Konsum im Gegenzug für mehr Lesezeit reguliert werden kann - auch dafür die (täglichen) Kurzgeschichten sicher gut geeignet.

Bei einigen Geschichten handelt es sich um Auszüge erweiterter Reiseliteratur, welche im gleichen Verlag erschienen sind. Die verschiedenen Anekdoten bieten dabei einen guten Einstieg um Schreib- und Erzählstil der jeweiligen Autor:innen kennenzulernen. Die unterschiedlichen Ziele werden zu besseren Übersicht und Orientierung auf Landkarten dargestellt. Angemerkt sei, dass im Buch keine Pauschalreisen thematisiert werden, da der Fokus klar auf Reportagen Individualreisender liegt. Die Bandbreite von über 20 Regionen sorgt für abwechslungsreiche und kurzweilige Unterhaltung, wobei der Umfang der jeweiligen Anekdoten mit 5 - 25 Seiten angenehm bemessen ist. Meine eigenen Erfahrungen und Begegnungen wurden definitiv um neue Perspektiven ergänzt. Mir persönlich riefen die vielfältigen Inhalte vorrangig schöne Erinnerungen ins Gedächtnis als das sie Inspiration für zukünftige Reisen boten, aber das dürfte jeder anders empfinden.

Fazit: Ich werde gern bei den weiteren Bänden zugreifen - bevorzugt in der Vorweihnachtszeit :)

Bewertung vom 21.02.2023
Jakobs Mantel (eBook, ePUB)
Weaver, Eva

Jakobs Mantel (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ich habe nach vielen Jahren noch dieses ungewöhnliche Buch in Erinnerung: Jakobs Mantel. Durch eine Werbeaktion gelockt, habe ich die Geschichte während der Weihnachtstage verschlungen... Der Roman spielt größtenteils in der Vergangenheit - im Warschauer Ghetto während des 2. Weltkrieges - hat aber durch die Erzählweise (Großvater Mika berichtet seinem Enkel von seiner Jugend) auch Bezug zur Neuzeit. In 2 Teilen bekommt man einen anschaulichen und traurigen Einblick in die Zeit des Holocaust - zuerst aus Sicht des jungen Mika und seinen Jahren als Puppenspieler, später durch das weitere Leben des Wehrmachtssoldaten Max. Beide sind durch die Puppen verbunden... Sicher keine leichte Kost, aber durch den flüssigen Schreibstil, absolut fesselnd. Im Gedächtnis bleibt mir das tolle Buch jedoch aus einem anderen Grund: der unerschütterlichen Hoffnung!

Bewertung vom 14.02.2023
Lieber mit dem Kopf durch die Wand als gar kein Durchblick
Potter, Alexandra

Lieber mit dem Kopf durch die Wand als gar kein Durchblick


ausgezeichnet

"Ein und dieselbe Geschichte wird von jedem anders empfunden. Man muss versuchen, die zu leben, die zu einem passt."

Was haben ein Autoverkäufer, ein Rentner und ein ausgesetzter Hund gemeinsam? :) Sie sind Bestandteil der Geschichte und sorgen für eine abwechslungsreiche Handlung. Alle Protagonisten sind realistisch und liebevoll gezeichnet. Kurze Kapitel und ein angenehm flüssiger Schreibstil sorgen für kurzweilige Unterhaltung.

Vor ca. 10 Jahren habe ich einige Bücher von Alexandra Potter gelesen und als klassische RomComs in Erinnerung behalten. Dieses Buch ist anders. Es bewahrt seine Leichtigkeit und auch die Liebe kommt nicht zu kurz - auf mich wirkt es jedoch deutlich erwachsener.

Der Klappentext vermittelt eine lineare Erzählstruktur um Liv und ihren Neuanfang in den Yorkshire Dales. Sie ist der Mittelpunkt verschiedener Episoden und unterschiedlichster Charaktere ihres neuen Umfelds. Wer Filme wie "Tatsächlich Liebe" oder „Valentinstag“ mag, wird auch an diesem Buch Freude haben.

Ohne zu Spoilern beschreibt das folgende Zitat Liv's Entwicklung: "Frauen sind wie Teebeutel, erst wenn es darauf ankommt, zeigt sich, wie stark sie sind."

Auch Themen wie Trauer, Verlust, Schmerz und Veränderung kommen nicht zu kurz und schaffen ein glaubwürdiges, aber trotz allem optimistisches Buch für Leserinnen und Leser jeden Alters. Empfehlenswert...und die Reiselust ist geweckt ;)

Bewertung vom 10.02.2023
Für immer, Vivienne
Leroy, Margaret

Für immer, Vivienne


ausgezeichnet

Für mich ist das Buch eines der Lesehighlights des letzten Jahres, obwohl es bereits 2011 erschienen und leider nur noch gebraucht erhältlich ist. Die Liebesgeschichte nimmt nur einen Teil der Handlung ein. Das Buch ist eine berührende, jedoch auch traurige Geschichte. Der Autorin ist es mit Hilfe der Ich-Erzählerperspektive gelungen ein glaubhaftes und persöniches Schicksal der Besatzungszeit zu schildern. Auch die Kanalinsel Guernsey wird sehr anschaulich beschrieben. Empfehlenswert!