Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
chatita
Wohnort: 
Kiel
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 37 Bewertungen
Bewertung vom 26.05.2022
Die hundert Jahre von Lenni und Margot
Cronin, Marianne

Die hundert Jahre von Lenni und Margot


ausgezeichnet

Bereits das Cover verführt dazu, das Buch in die Hand zu nehmen. Einfach optimistisch bunt, trotz des dazugehörigen traurigen Schicksals.
Lenni, 17 Jahre alt, liegt auf der May-Ward-Station, in der die von den Ärzten aufgegebenen Fälle untergebracht sind, in einem Krankenhaus in Glasgow. Sie weiß, dass sie unheilbar krank ist und nicht mehr lange zu leben hat. Trotzdem bleibt sie weiterhin neugierig auf das Leben, ist aufgeweckt und voller Tatendrang. Vor allem aber steckt sie voller Fragen über den Tod, über das Leben, über ihr Schicksal und über Gott. Hiermit konfrontiert sie immer wieder Arthur, den Priester der Kapelle des Krankenhauses, der ihre kindliche Art, ihre Kraft und Wissensbegierde zu lieben lernt, auch wenn sie ihm dabei oft ihre zerbrechliche Seite zeigt, die voller Wut und Trotz steckt. Eine Seite, die bei den Pflegern und Krankenschwestern oft an die Grenzen ihrer Belastbarkeit stößt. Als sie erfährt, dass ein Kunsttherapieprogramm ins Leben gerufen wird, nimmt sie sofort daran teil, obwohl ihr aufgrund ihres Zustandes davon abgeraten wird. Hier lernt sie Margot kennen, 83 Jahre alt und am Herzen schwer erkrankt. Es entsteht eine kostbare und tiefe Freundschaft, in der der Altersunterschied keine Rolle spielt. Als sie entdecken, dass sie zusammen 100 Jahre alt sind, beschließen sie ihre schönsten Erinnerungen zu erzählen und für jedes Jahr ein Bild zu malen, um etwas zu hinterlassen. Die Geschichten, die Margot aus ihrem Leben erzählt, handeln von ihrer Kindheit, Jugend und das Verhältnis zu ihren Eltern, vor allem zu ihrem Vater, welcher traumatisiert aus dem Krieg zurückkehrt. Bilder, in denen einige die schlimmsten Momente des Lebens darstellen, aber auch viele Momente der Freude. Ein rührender Roman, der einem über das Leben und dem Tod zum Nachdenken anregt. Die Autorin hat dieses Thema aber sehr takt- und liebevoll aufbereitet, so dass beim Lesen nicht nur Traurigkeit sondern auch oft Heiterkeit aufkommt. Ein Buch, das ich jedem Leser, egal welches Alter, sehr empfehlen kann.

Bewertung vom 23.03.2022
Als wir Tanzen lernten
Yoon, Nicola

Als wir Tanzen lernten


sehr gut

Evie‘s Eltern lassen sich scheiden, ihr Vater hat sich neu verliebt, verlässt ihre Mutter und bereitet seine Hochzeitsfeier mit seiner neuen Liebe vor. Für Evie bricht eine Welt zusammen. Sie glaubt nicht mehr an die große Liebe, bricht mit ihrem Vater und verschenkt alle ihre heißgeliebten Liebesromane an eine öffentliche Bibliothek. Hier drückt ihr eine ältere Dame ein Buch in die Hand, den sie lesen soll, es geht darin um „das Tanzen lernen“. Das Schicksal führt sie ungewollt in eine Tanzschule. Und hier lernt sie X kennen, ihren Tanzpartner, mit dem sie dann sogar einen Tanzwettbewerb absolvieren soll.
Magisch wird es zusätzlich als Evi ein sich küssendes Paar beobachtet und deren weitere zukünftige Beziehung voraussehen kann; diese ist nicht immer rosig. Das bestärkt sie noch in ihrer Einsicht: "Viel bittere Enden. Affären, Todesfälle, Krankheiten, Ernüchterung und Langeweile".
Aber vor "Amors Pfeil" ist niemand gefeit, auch Evie nicht. Eine verzwickte Situation, gegen die sie sich lange wehrt. Vor allem da sie auch die Zukunft ihrer eigenen Liebesbeziehung voraussehen kann.
Eine berührende Liebesgeschichte, aber nicht nur, sondern auch ein Roman über Beziehungsprobleme mit anderen geliebten Menschen. Die erste Liebe vergisst man nicht, manchmal bricht sie einem auch das Herz. Aber Evie erkennt, am Wichtigsten ist doch "das Hier und Jetzt".
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, flüssig und vollgepackt mit schnellen und witzigen Dialogen zwischen den Protagonisten. Und der Umschlag…einfach wunderschön.
Ein Muss für Liebhaber von leichten Liebesgeschichten. Nicht nur ein Jugendbuch, sondern auch für Leser jedes Alter geeignet.

Bewertung vom 14.10.2021
Im Winter Schnee, nachts Sterne. Geschichte einer Heimkehr
Geda, Fabio;Akbari, Enaiatollah

Im Winter Schnee, nachts Sterne. Geschichte einer Heimkehr


sehr gut

Enaiat überquerte mit zehn Jahren das Meer und das Land und er weiß seitdem nicht, was mit seiner Mutter, seiner Familie geschah. Sind sie noch am Leben? Es gab keine Möglichkeit der Kommunikation. Er erzählt in diesem autobiografischen Buch über seine Gefühle, vor allem über die Beziehung zu seiner Mutter, wie er ihr im Kriegsgebiet helfen könnte und um seine Angst um sie.
Er erzählt über sein Leben in seinem neuen Heimatland Italien, seine Erfahrungen, sein Studium, seine Mitmenschen, wie sicher er sich hier fühlt, eigentlich angekommen ist. Aber auch über seine Abstammung, er ist ein Hazara aus dem Volksstamm des Dschingis Khan, eine Volksgruppe die seit ewigen Zeiten verfolgt wird. Er gibt ein kurzes aber sehr eindringliches Resümee der Geschichte Afghanistans aus der Zeit von 80.000 v.Chr. bis heute, über die einfallenden Volksstämme und Länder, die es immer wieder unter sich aufgeteilt haben und wiederrum von anderen Ländern verdrängt worden sind. Ein gespaltenes und bis heute terrorisiertes Land.
Als er endlich in sein früheres Heimatland einreisen kann, erkennt er, wie viele alltägliche und politische Dinge, wie viele Traditionen er bereits anders beurteilt als früher. Dies wird ihm bewusst, als er seine Familie wiedersieht, die immer noch in alten Traditionen verharrt und aus politischen und religiösen Gründen es auch muss. Er zeigt uns, wie viele alltägliche Dinge wie z.B. jederzeit auf ärztliche Hilfe Anspruch zu haben, Lebensmittel jederzeit im Supermarkt einkaufen zu können, in Urlaub zu fahren, für uns selbstverständlich sind, für seine Familie in Afghanistan aber unmöglich sind, ohne dass sie sich dafür große Gefahren aussetzen müssten.
Man spürt durch seine Erzählung wie sehr ihm seine geliebte Mutter, Schwester und kleiner Bruder fehlen. Diese sind es auch, die ihn gegen die Bürokratie in seinem Heimatland und die überall anzutreffende Korruption ankämpfen lässt. Er teilt uns zwischen seinen Zeilen auch mit, dass Afghanistan weiterhin ein Teil seines Herzens bleiben wird, denn als er sich in Fazila verliebt, gemäß Tradition in Afghanistan heiratet und nach Italien mitnimmt und sie hier italienisch lernt, bittet er sie, mit ihm doch weiterhin afghanisch zu sprechen, denn "er hört es doch so gern".
Ein bewegendes Buch über einen willensstarken Menschen, der das Glück hatte, im neuen Leben gut anzukommen und trotz des ihm in Afghanistan entgegengebrachten Widerstandes, immer friedlich alle Hürden genommen hat. Auch darüber, was es bedeutet, ein Flüchtling zu sein, ein Verfolgter, der alles hinter sich lassen muss, um zu überleben. Und die immerwährende Angst um alle seine Lieben, die er in einem vom Terror und Gewalt beherrschtem Land zurücklassen musste. Nicht zu vergessen…. die liebevolle Schilderung des zwischen ihm und seiner Mutter geführten Gespräches, nach so vielen Jahren der Ungewissheit.

Bewertung vom 27.08.2021
Thirteen / Eddie Flynn Bd.4
Cavanagh, Steve

Thirteen / Eddie Flynn Bd.4


ausgezeichnet

Bereits beim Lesen des Textes auf dem Rückumschlag war mir klar, das ist eine geniale Geschichte für einen hervorragenden Thriller: "Bobbys Schuldspruch ist Teil eines perfiden Plans. Um ihn zu erreichen, hat sich ein eiskalter Serienkiller unter die Geschworenen gemischt…" .
Bobby Solomon, ein beliebter prominenter Schauspieler, wird des Mordes an seiner Ehefrau, ebenfalls eine berühmte Hollywood-Schauspielerin und seinem Leibwächter angeklagt. Ein Mord aus Eifersucht? Er schwört unschuldig zu sein, aber die Beweise gegen ihn sind erdrückend. Überall finden sich seine Fingerabdrücke und DNA und es tauchen immer wieder neue Details auf, die seine Schuld bestärken. Dieser Prozess erfährt kraft seines Prominentenstatus ein hohes Publikumsinteresse; die Verteidigung übernimmt der Anwalt Eddie Flynn, der für seine bizarre Prozessführung bekannt ist und das obwohl er nicht hunderprozentig von der Unschuld seines Mandanten überzeugt ist. Das ändert sich hingegen im Laufe des Prozesses, zumal immer wieder Widersprüche auftreten und infolge von befremdlichen Zwischenfällen auf der Geschworenenbank sich verstärkt Unruhe ausbreitet. Seine Aufgabe, die vorliegenden Beweise gegen Bobby hohnzusprechen, meistert er hochintelligent und als ehemaliger Hochstapler nicht immer gesetzesgerecht.
Die Geschichte ist jeweils aus der Ich-Perspektive des Verteidigers Flynn und der des Mörders geschrieben. Ein geschicktes Vorgehen des Autors, da der Leser ergo in die Rolle des Mörders mit seinen perfiden Absichten und die des Verteidigers mit seinen brillanten Schachzüge schlüpft.
Wie ich feststellen konnte, handelt es sich hierbei um den vierten Roman einer Buchreihe mit dem Protagonisten Eddie Flynn. Ich hatte aber überhaupt keine Schwierigkeiten ohne vorheriges Wissen der Story zu folgen. Der Schreibstil sagt mir zu; der Nervenkitzel ist für das Genre eines Thrillers hoch. Das ist vor allem auf die faszinierenden Charaktere der beiden Figuren zurückzuführen. Dem Serienkiller Kane, einen manipulativen Soziopathen, kalt, gefühllos und ohne jegliche Skrupel, bereit, seinen Plan bis zum bitteren Ende zu vollenden und dem Verteidiger Flynn, ein hochintelligenter und empathischer Hochstapler, taktisch handelnd und mit einem scharfsinnigen Verstand, mit dem glimmenden Hoffnungsfunken, durch die Annahme und erfolgreichen Abschluss dieses Gerichtsverfahrens wieder die Kontrolle über sein privates Leben übernehmen zu können.
Sehr zu empfehlen für alle Leser die einen aufwühlenden Thriller lieben.

Bewertung vom 13.07.2021
Und dann war es Liebe
Brown, Lorraine

Und dann war es Liebe


gut

Hannah, die Hauptprotagonistin, hat mit ihrem Freund Simon ein paar Tage in Venedig verbracht und danach fahren sie mit dem Zug zur Hochzeit seiner Schwester nach Amsterdam. Im Abteil ist es laut und voll, um etwas zu schlafen, wechselt sie das Abteil. Leider werden die Waggons geteilt und Hannah von Simon getrennt ; sie findet sich in Paris wieder. Hier lernt sie Leo kennen, einen Franzosen, der ihr die Wartezeit bis zur Weiterfahrt versüßt, indem er ihr die schönsten Ecken seiner Stadt Paris zeigt.
Mit dem Charakter der Hauptfigur konnte ich mich bis zum Schluss nicht anfreunden. Sieht alles rosa oder schwarz, alles ist ihr zu viel. Für ihre Probleme macht sie immer jemand anders verantwortlich ; verlässt sich auf andere, wirkt somit sehr abhängig und schutzbedürftig, obwohl sie es gar nicht sein will, meiner Meinung nach die typische Opferrolle.
Ein absoluter Frauenroman. Leider konnte es mich gar nicht begeistern. Man wußte bereits nach dem ersten Kapitel wie es enden würde. Die Dialoge zwischen den Figuren sind sehr einfach geführt. Positiv empfand ich die bildhafte Beschreibung der ihr von Leo gezeigten Ecken von Paris.
Der Schreibstil ist leicht und lebendig, somit gut zu lesen. Eine nette, leichte Lektüre für den Reisekoffer oder nach einer stressigen Arbeitswoche.

Bewertung vom 20.04.2021
Der Morgen davor und das Leben danach
Napolitano, Ann

Der Morgen davor und das Leben danach


sehr gut

Ann Napolitano “Der Morgen davor und das Leben danach”
In diesem Roman beschreibt die Autorin welche Folgen der Verlust der gesamten Familie für das seelische Gleichgewicht eines Kindes haben kann. In diesem Fall für den zwölfjährigen Edward nach dem Verlust seiner geliebten Eltern und seines Bruders durch einen Flugzeugabsturz. Er ist der einzige Überlebende.
Beim Lesen des Vorgehens seitens der gierenden Presse, die nach Schlagzeilen für die Illustrierten keine Rücksicht auf die psychische Verfassung dieses Kindes nimmt und der Menschen, die in dem einzigen Überlebenden einen Heiland sehen wollen, um ihn als Allheilmittel für ihren eigenen Schmerz zu gebrauchen, kommt sogar schon mal ein bisschen Wut auf. Berührend dargestellt ist wie sein ihn adoptierender Onkel John alles versucht, um Edward vor dieser Außenwelt zu beschützen. Auch was dieses Unglück und die Aufnahme von Edward in ihrem Haus für John und seine Ehe bedeuten, wird sehr glaubhaft beschrieben. Johns Frau Lacey ist die Schwester von Edwards verunglückenden Mutter Jane; sie besitzt eine kaum wahrnehmbare Ähnlichkeit mit ihr und der in Trauer erstarrte Edward ist für die von ihr dargebotenen Liebe unzugänglich.
Die einzige Person, die ihm bis zur halbwegs erreichten Genesung zu einer stützenden Säule wird, ist Shay, das Mädchen aus dem Nachbarhaus des neuen Zuhauses. Shay durchlebt gerade eine Zeitspanne der "Ich-Hasse-Alles und Mich-Auch". In seinem Kummer erkennt Edward in ihr eine verwandte Seele und gemeinsam bauen sie langsam ihre zerbrochene Welt wieder auf.
Die Autorin teilt die Handlung und die Lebensgeschichte der Romanfiguren kapitelweise abwechselnd in vor und nach dem Unglück ein, also im Sinne des Titels "der Morgen davor - und das Leben danach". In diesen "Davor-Kapiteln", also vor dem Absturz, hat die Autorin auch die Gedanken und den Lebenslauf einiger anderer Passagiere während des Fluges festgehalten. Diese sind aber für mich zu undefiniert und nicht profund genug dargebracht, sodass ich keine Beziehung zu diesen Personen aufbauen konnte.
Der Schreibstil ist sehr flüssig und somit gut und durchgehend zu lesen. Ein Buch, das aufzeigt, dass das Leben keine Pläne zulässt und das Schicksal nicht vorhersehbar ist. Ein berührendes Buch.

Bewertung vom 04.03.2021
Denn Familie sind wir trotzdem
Duken, Heike

Denn Familie sind wir trotzdem


sehr gut

In jeder Familie gibt es wohl Geheimnisse und auch mal dunkle Schatten. Kinder interessieren sich nur für die bunten, lustigen Erzählungen. Erst später, als Erwachsene, beginnen wir uns an Personen und Aussagen zu erinnern und möchten mehr darüber erfahren und vorhandene Lücken füllen, vor allem wenn wir erkennen, dass Familienangehörige enorm gegen unsere Werte verstoßen haben und diese sich dann möglicherweise auf unser heutiges Leben auswirken. So ist es der Autorin in dieser Drei-Generationen-Geschichte der Familie Fux ergangen. Sie findet heraus, dass ihr Vater, hier als Paul geführt, im Zweiten Weltkrieg bei der Waffen-SS war. Im Laufe ihrer Recherche zu diesem Buch findet sie Dokumente über seine freiwillige NS-Mitgliedschaft und wie stolz er darauf war.
Er wächst zusammen mit seinem jüngeren Bruder Gerd bei einem strengen, gewalttätigen Onkel auf der sie beide zu Recht und Ordnung züchtigend erzieht und dem Nationalsozialismus zuführt. Paul verfällt dieser Ideologie, sein Bruder Gerd dagegen ist ein einfühlsamer Charakter, der das Leben liebt und künstlerisch sehr begabt ist. Aber auch dieser wird noch zum Ende des Krieges eingezogen und erschossen. Dieser Onkel war Kinderarzt und während des Krieges an der Ermordung von Kindern beteiligt.
Paul überlebt den Krieg. Er muss mit dem Scheitern des Nationalsozialismus fertig werden. Er beginnt zu verstehen, wie geblendet er war, bereut vieles und gibt sich die Schuld an Gerds Tod. Er heiratet und bekommt eine Tochter, Ina. Diese macht ihren freiwilligen Dienst in einem Kibbuz und verliebt sich in einen Israeli. Sie wird von ihm schwanger und freut sich sehr, ihm diese Neuigkeit mitzuteilen. Er kommt aber nicht zum verabredeten Treffen. Dafür ist seine gesamte Familie da und sie machen ihr deutlich, dass sie gegen diese Beziehung sind. raten Ina, das Kind abzutreiben und dem werdenden Vater nichts zu sagen. Ina fährt zurück nach Deutschland und zieht ihr Kind Floh unter großen finanziellen Schwierigkeiten groß.
Sie nimmt nie wieder Kontakt zum Vater des Kindes auf. Floh ist ein sehr ungewöhnliches Kind und versucht auf eigenerweise diese "ohne Vaterrolle" zu bewältigen. Dieses gelingt ihr, indem sie ihre Gedanken und Wut ihrem Tagebuch anvertraut, und zwar in Form von Briefen an diesen nicht greifbaren Vater schreibt. Sie ist zornig auf die ganze Situation, und als sie auch noch schwanger wird, beginnt sie in der Vergangenheit zu recherchieren.
Der Autorin gelingt es aufzuzeigen, dass wir nicht für die Gräueltaten unserer Vorfahren die Schuld tragen, aber wir uns trotzdem damit auseinandersetzen sollten, wie der sehr passende Titel "Denn eine Familie sind wir trotzdem" anzeigt. Ein Buch, das dazu bewegt, sich mit der eigenen Familiengeschichte zu beschäftigen.

Bewertung vom 12.01.2021
Ein Fluch so ewig und kalt / Emberfall Bd.1
Kemmerer, Brigid

Ein Fluch so ewig und kalt / Emberfall Bd.1


sehr gut

Es spielt in zwei verschiedenen Welten, einer Welt der Fantasy und einer Welt der Realität. PRINZ RHEN ist der Kronprinz von Emberfall und von einer mächtigen Zauberin mit einem Fluch belegt, der ihn sein 18. Lebensjahr immer wieder durchleben lässt und ihn jeden Herbst in ein Ungeheuer verwandelt, der alles um ihn herum zerstört. Dieser Fluch kann nur gebrochen werden, wenn sich ein Mädchen aufrichtig in ihn verliebt.
Mit HARPER, dem Mädchen aus Washington D. C. keimt neue Hoffnung auf, da sie anders zu sein scheint als alle anderen davor. Sie ist mutig, kämpferisch und willensstark. Alles Eigenschaften, die vielleicht aufgrund ihrer Erkrankung erwuchsen, einer Zerebralparese.
Rhen zeigt immer wieder mal berechenbare und kalte Züge, sodass Harpers zeitweise auftretende Verliebtheitsgefühle im Keim erstickt werden.
GREY ist der dritte wichtige Protagonist in dieser Romanze. Für mich eines der wichtigsten Charaktere. Er ist der Kommandant der königlichen Garde, der seinem Prinzen ewige Treue geschworen hat und alles tut, um den auferlegten Fluch zu brechen. Rätselhaft und liebenswert in seinem Wesen, aber auch grausam in seiner Pflichterfüllung. Er besitzt als Einziger die Fähigkeit, beide Welten zu passieren und somit Mädchen aus Washington in das Schloss Emberfall zu entführen.
Es ist eine gelungene Mischung aus einem Liebes- und Fantasyroman. Es wird kapitelweise aus der Perspektive von Harper und Rhen erzählt, sodass man gut ihre Gedanken und Gefühle nachverfolgen kann.
Eine solche Geschichte voller Kämpfe, einem alles zerstörenden Ungeheuer und Rache enthält natürlich blutige und gewalttätige Passagen, aber aufgrund der nicht sehr genauen Beschreibung derselben verlieren sie viel von ihrer Abschreckung. Der Schreibstil ist angenehm einfach, aber sehr lebendig, nicht zuletzt aufgrund der zwischen den drei wichtigsten Charaktere immer wieder wunderbar geführten Monologe.
Das Ende ist eigentlich vorhersehbar, da ein bindendes Band zwischen Rhen und Harper von Anfang an spürbar ist. Ein wundervolles Jugendbuch, das ich jedem empfehlen kann, der sich auch noch als Erwachsener in märchenhafte Fantasywelten versetzen lassen möchte. Man darf auf das nächste Band dieser Serie gespannt sein.

Bewertung vom 25.10.2020
Das Verschwinden des Dr. Mühe
Hilmes, Oliver

Das Verschwinden des Dr. Mühe


sehr gut

Ist Dr. Mühe ermordet worden, hat er Selbstmord begangen oder ist er möglicherweise untergetaucht? Oliver Hilmes greift diesen aus dem Jahre 1932 unaufgelösten und auf tatsächliche Gegebenheiten basierenden Fall sehr geschickt und spannend auf. Mit Hilfe der Ermittlungsakte und der agierenden Figur des Kommissars Ernst Keller geht er akribisch jeder Zeugenaussage nach und unterwirft die Verhöre einer eingehenden Prüfung. Dieses gestaltet sich recht schwierig, da sich die Zeugen immer wieder in Widersprüche verwickeln. Der Autor lässt uns am bürgerlichen und unauffälligen Leben des verschwundenen Arztes Mühe teilnehmen, indem er seine Kontakte, Patienten, Familie und Gewohnheiten bildlich aufs Papier bringt. Doch bald wird klar, dass Dr. Mühe nicht der ist, der er vorgibt zu sein. Auch das Verhältnis zu seiner Frau war nicht das eines liebenden Ehemannes und zeigt für die damalige Zeit ein ungewöhnlich geführtes Eheleben, über das sich die Leute die Münder zerrissen. Dazwischen wird sehr detailliert die Stadt Berlin am Anfang des Nationalsozialismus beschrieben, sodass man sich sehr gut in die damalige Zeit zurückversetzt fühlt und die Ängste, Wünsche und Gedanken der Romanfiguren in jener Zeit gedenkt. Es werden auch nicht die kleinen Möchtegerns vergessen, die durch Eintritt in die NSDAP groß und stark werden und diese Macht den ungeliebten reichen oder glücklichen Nachbarn, die sie bereits ewig beneidet haben, schmerzlich spüren lassen. Sogar die Arbeitsweise eines damaligen Arztes, Medikamente, die Kleidung der Damen der Gesellschaft, die Einrichtung der Wohnung, Restaurantessen und vieles mehr bringt uns der Autor näher. Aber auch, dass zu jener Zeit die Sehnsüchte, Beziehungen und die Gier nach Geld genauso vorhanden waren wie in der heutigen Zeit. Wie zu erwarten, konnte Oliver Hilmes diesen "Nicht aufgeklärten Fall" leider nicht aufklären und es wird bis zum heutigen Tag ein Rätsel bleiben, was aus Dr. Mühe geworden ist. Dieser Roman zeigt auf, wie schwierig sich die Aufklärung der Fälle von verschwundenen Personen darstellt. Sehr lesenswert.

Bewertung vom 24.06.2020
Eine Liebe in Neapel
Goodrich, Heddi

Eine Liebe in Neapel


gut

Heddi ist eine Amerikanerin, die in den 1990er-Jahren nach Neapel kam, um dort zu studieren. Es ist eine Liebesgeschichte, aber ohne ein Happy End. Eigentlich sind es zwei Liebesgeschichten, einmal Heddis Gefühle für diese Stadt, vor allem für das spanische Viertel von Neapel, und einmal zu Pietro.
Dass diese Geschichte kein glückliches Ende nehmen wird, erfahren wir bereits im ersten Kapitel, und zwar aufgrund der E-Mail, die Pietro an Heddi schreibt. Natürlich will man dann erfahren, warum diese große Liebe auseinanderging, und legt das Buch nicht mehr weg.
Die Geschichte wechselt zwischen den Briefen von Heddi und Pietro. Die Briefe sind in der "Zukunft" geschrieben und die Erzählung findet in der "Gegenwart" statt.
Es ist klar erkennbar, dass die Charaktere der beiden Protagonisten grundverschieden sind. Heddi hat keine Verpflichtungen, ist frei zu tun und zu lassen, was sie möchte, und hat Pläne und Ziele. Sie braucht keinerlei Konventionen einzugehen. Dagegen Pietro, er weiß, dass er sich den Wünschen der Eltern beugen wird. Trotz dieser Gewissheit, liebt er Heddi und bindet sie solange an sich, bis er sich für das Leben an der Seite seiner Eltern entscheidet, um die ihm vererbten Ländereien weiterzuführen.
Die Schreibart der Autorin hat mir gut gefallen, verständlich und flüssig. Auch werden die Plätze und Landschaften Italiens sehr bildlich beschrieben. Ein guter aber einfacher Roman über eine Liebesgeschichte, die viele in ihrer Jugend vielleicht selbst erlebt haben.