Benutzer
Benutzername: 
SofieWalden

Bewertungen

Insgesamt 711 Bewertungen
Bewertung vom 29.07.2025
Rytisalo, Minna

Zwischen zwei Leben


ausgezeichnet

Eine Frau schließt die Tür und öffnet sich selbst einem neuen Leben

Jenni, Anfang 50, hat alles genauso gelebt, wie man das, wie die Gesellschaft dies von ihr erwartet hatte und nun, nachdem die Kinder aus dem Haus sind, ist es genug. Genug Fassade, genug Betrug durch den Ehemann, genügend Zwänge und Schein und da ist die endgülige Erkenntnis, dass der Wert eines gutsituiertem Dahinlebens die Sinn- und Wertlosigkeit ihrer eigenen Existenz, wie sie sie fühlt, nicht mehr in der Balance halten kann. Und so ämdert sie ihren Namen und beginnt neu. Sehr zittrig geht sie die ersten Schritte, in ihren Gedanken, versucht all das Falsche, so wäre wohl das Urteil der Gesellschaft und bis vor kurzem auch das von ihr selbst ausgefallen, zu tun, dass sie zu dem Menschen macht, der sie wirklich sein will, selbstbewusst, mit erhobenem Kopf nach vorne blickend und frei von den Begrenzungen, die sie regelrecht eingesperrt hatten, in ihrem Dasein. Dabei hilft das Briefeschreiben an Brigitte Macron und, schon etwas speziell, recht radikale Stimmen von weiblichen Märchengestalten, die aufräumen mit ihrer eigenen verdammten Märchenhaftigkeit.
Eine Frau ringt um ein neues, ihr neues Leben, authentisch, zunehmend ehrlich und mit Mut und Stärke, allem und vor allem sich selbst gegenüber.
Die Geschichte, sie ist besonders und sie berührt, öffnet auch in den Leserinnen die ein oder andere Tür und löst etwas aus, bringt in jedem von uns seine ganz persönlichen Glöckchen zum Klingen, wühlt auf, hallt nach oder ist einfach nur eine packende Erfahrung, wenn eine Frau so öffentlich und trotzdem leise und zart ihren inneren Kampf austrägt, zu einem neuen Sein.

Bewertung vom 22.07.2025
Capes, Kirsty

Girls


ausgezeichnet

Eine egozentrische Künstler-Mutter und der Nachlass, der die Töchter zu neuen Ufern bringt

Dies ist eine Geschichte über Gefühle, Verletzungen, Verlassenheit und die Egozentrik einer Mutter, die ihr Leben auslebt, sie ganz allein. Und zurück bleibt die Familie, ihre zwei Töchter Matilda und Nora, die Vergessenen, die ohne Liebe und Fürsorge aufgewachsenen Schwestern, nicht wichtig für das Rampenlicht, in dem ihre Mutter erstrahlte und fast noch weniger wert im Privaten, wenn Alkohol und Drogen auch das Empfinden der gefeierten Künstler-Mutter, letztendich versagt zu haben, zum Schweigen bringen. Diese Frau ist nun tot und zu ihren letzten Wünschen, die sie an ihre Töchter richtet, gehört das Verstreuen ihrer Asche im Grand Canyon. Ob als Versuch gedacht, die entzweiten Schwestern wieder zusammenzubringen, auf jeden Fall machen sich die zwei jungen Frauen gemeinsam auf, zu einer Art Roadtrip, um das schmerzhafte Kapitel Kindheit und Jugend in einer gestörten Mutter-Tochter-Beziehung endgültig zu schließen. Und das Gleiche gilt auch für ihre Schwesternschaft, mit diesem so bitter empfundenen Verrat, den die jüngere der beiden ihrer ältern Schwester meint vorwerfen zu können.
Dies alles hört sich nach einer tiefgründigen zwischenmenschlichen Auseinandersetzung über das Gewesene und auch das aktuelle Sein an, über Trauer und ein Schweigen, das letztendlich doch aufgebrochen wird, herausbricht tief aus dem innersten ihrer beider verletzten auch nach Liebe schreienden Seelen. Und genauso ist es dann auch, nach einer längeren Weile, als diese ihre gemeinsame Reise beginnen. Es führt nicht zu einem glücklichen Happy-End, dafür sind die Narben wohl zu tief, aber es verändert sich etwas. Und das ist mehr als ein Ankratzen der verhärmten Psyche. Da bricht etwas auf und es ist Hoffnung, die auch den Lesern ein guten Gefühl mitgibt, als positivem Abschluss für dieses besondere, intensive und fordernde Buch.

Bewertung vom 22.07.2025
Kelly, Julia R.

Das Geschenk des Meeres


ausgezeichnet

Eine Geschichte, traurig-schön und das Leben in einem Dorf kann so bitter sein

Um 1900 , ein Junge wird vom Meer angespült, an die Küste eines kleinen schottischen Dorfs, so beginnt diese Geschichte. Dieses gerade noch so lebendige Wesen mit seiner verblüffenden Ähnlichkeit zum Sohn der Dorflehrerin Dorothy, der vor einigen Jahren in einer stürmischen Winternacht für immer verschwand, wird von einem Fischer, der ebenfalls eine wichtige Rolle in dem Geschehen hat, hergetragen, mitten hinein in das eher ereignislose Dorfleben dieser kleinen Gemeinschaft, deren Tage von der harten Arbeit, der rauen Natur und dem noch raueren Meer bestimmt werden. Die Ankunft des Jungen weckt Erinnerungen und wühlt auf, natürlich Dorothy, die sich trotz allem des Kindes annimmt und alle anderen auch, denn jeder hier hat seine Berührungspunkte mit dem damaligen Ereignis und mit den Menschen, die hauptsächlich, offensichtlich oder auch eher verborgen im Hintergrund, damit in Verbindung stehen. Und da ist auch das Wort Schuld im Raum, für all die Missgunst, den boshaften Tratsch auf der einen Seite und dem Gegenteil, dem verhängnisvollen Schweigen, wo ehrliches Miteinander reden so viel Leid hätte verhindern können.
Traurig und düster das Leben und das Aufdecken der Wahrheit, der kleinen noch traurigeren Geheimnisse, es macht eigentlich nichts besser und doch hilft es vor allem der Hauptprotagonistin der Geschichte, Dorothy, sich aus der eigenen inneren Kälte, aus der Unerträglichkeit dessen, was geschehen ist, herauszukämpfen, sich selbst (wieder) Wert beizumessen und da ist nun auch Hoffnung, für ihr eigenes Sein.
Ein berührendes Buch über das Leben, in all seiner Mühsal und über die Menschen in ihrem kleinen Verbund, die es nicht anders kennen und fast immer, zumindest ist es so leichter, wie sie meinen, nicht anders konnten. Meistens.

Bewertung vom 07.07.2025
Anker, Nicola

Franky 1: Meine schräge Zombie-Familie, Schrumpfdrachen und andere Katastrophen


ausgezeichnet

Als 3/4-Zombie hat man es nicht leicht

Franky ist 10, 3/4-Zombie und der Spross einer herrlich schrägen und ziemlich menschlichen Familie. Und er selbst ist irgendwie die Krönung in dem ganzen turbulenten Miteinander von Untoten und dann eben dem menschlichen Part, sprich der Großmutter, die sehr resolut Hilfe einfordert, weil sie gerade auf Krücken unterwegs ist. So geht es für eine Weile zu den Lebenden und was dem Zombiezweig der Familie da so ins Auge fällt, das gruselt sie fast mehr als das Leben in ihrem Untoten-Zuhause.
Was für eine bunte chaotisches Comic-Geschichte mit ganz viel kreativem Ambiente drumherum. Es gibt Gruseltiere, ist ja auch klar, denn Frankie muss ja üben, wenn er einmal der allerbeste Gruseltier-Fotograf werden will. Es gibt, eher peinlich wie cool, einen nörgelnden Schrumpfdrachen, Odi mit Namen, der wohl zu Franky gehört, aber auch seine guten Seiten hat und dann vielleicht doch noch der allerbeste coolste Freund der Welt wird. Und es gibt die Bilder im Comic-Style, die diese vor Kreativität sprühende Geschichte erzählen. Das macht einfach einen Riesenspaß.
Ein toll gestaltetes Buch, auch vom Cover her eine echte Wucht, mit grünem Schleim zum Abpuhlen und dann an einer anderen Stelle wieder drauf, da wird aus Lesen Erleben und genauso soll es ja auch sein.
Und es wird weitergehen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.07.2025
Tunnicliffe, Hannah

Detektiv Stanley und das Geheimnis im Museum


ausgezeichnet

Ein Comic-Krimi in einer menschlich tierischen Welt und die Kunst spielt auch eine Rolle

Detektiv Stanley bereitet sich gerade sein Frühstück. Sein erster Tag im Ruhestand soll, nach einem langen Ausschlafen, mit einer ordentliche Portion Pfannkuchen begonnen werden, als ein Brief durch den Türschlitz schwebt. Es ist ein Hilferuf, denn im Museum ist eingebrochen worden und da er nun mal der beste Falllöser überhaupt ist, kann auch nur er helfen. Wie soll man da nein sagen. Und so macht sich der Hundedetektiv auf den Weg. Im Museum gibt es gleich eine Menge Merkwürdigkeiten zu entdecken, aber bevor Stanley zur Aufklärung schreiten kann, landet er selbst im Gefängnis. Man hat ihn reingelegt. Doch jetzt natürlich erst recht. Es gilt, sich selbst reinwaschen und dann den Dieb zu stellen, obwohl doch augenscheinlich gar nichts gestohlen wurde.
Was für eine schöne Rätselkrimi-Geschichte, in Comic-Form erzählt, mit sehr einladenden bunten Bildern gestaltet und genau das Richtige, zum ersten Lesen oder auch um sich Vorlesen zu lassen und dabei gemeinsam Spaß zu haben. Und der tierische Künstler Zieg Mondrian, dessen Meisterwerk hier ins Visier eines letztendlich gar nicht so meisterlichen Diebes genommen wurde, er hat natürlich ein weltberühmtes Pendant in der realen Welt, Piet Mondrian. Und die letzte Seite gibt uns da ein paar sehr interessante Einblicke in dessen Leben.
Das Buch macht sehr viel Freude, die Bilder sind eine Wucht, erzeugen viel Lebendigkeit und sprechen einen so an, dass man hier einfach dabei sein muss. Und Miträtseln geht auch. Wenn man genau hinsieht, könnte man schon die ein oder andere Frage beantworten. Und sonst, wir haben ja unseren Meisterdetektiv und wenn der den Fall dann gelöst hat, beim zweiten Durchgang sieht man besser.
Sehr zu empfehlen.

Bewertung vom 03.07.2025
Slocombe, Penelope

Sunbirds


ausgezeichnet

Eine Reise mit Grund und Ziel, in einer anderen Welt und doch ist es das eigene Ich, das zählt

Ein Sohn verschwindet in einem Bergdorf im Himalaya. Sieben Jahre ist das her und das Leben seiner Mutter Anne hat seitdem nur noch ein Ziel, dessen Schicksal zu erkunden und Antworten zu finden, Gewissheit so oder so. Letztendlich ist es die Hoffnung, die sie umtreibt und sie weitermachen lässt. Ihr Mann hat das Kapitel für sich geschlossen und doch ist da Verzweiflung pur. Anne selbst lebt inzwischen im Himalaya, aber erst ein neuer Hinweis, mit dem ihre Nichte Esther, eine Journalitstin, zu ihr reist, bringt wieder Bewegung in die Sache. Zusammen machen sich die Frauen auf, zu einer Reise, einer Suche, die vor allem das eigene Denken hinterfragt und auch die schwierige Beziehung zwischen den beiden zum Thema macht. Die Nähe zwingt zum Offenbaren, alte Verletzungen stehen im Raum und dann natürlich die Frage der Schuld, die immer mitschwingt, in der Problematik zwischen Mutter und Kind, wenn man den Schmerz, der einem zugefügt wird, nicht versteht oder es einfach nur Schicksal ist. Und dann geht es auch um das Recht einer Mutter, sich für das eigene Leben zu entscheiden und loszulassen, auch wenn das im Inneren so schwer funktioniert.
Ein unglaublich berührendes in einer feinen Poetik angelegtes Buch, das dem Leser Einlass bietet, in den inneren Kampf von Menschen, mit sich selbst, dem Gelebtem und wie und ob es weitergeht. Und da ist auch das Aufblühen von Hoffnung, die man sich trotz allem erlaubt, auf mehr als eine Art.
Ich mochte es sehr.

Bewertung vom 01.07.2025
Gerstberger, Beatrix

Die Hummerfrauen


ausgezeichnet

Die raue Küste von Maine und drei Frauen, die es hier gefunden haben, ihr Sein

Die raue Küste von Maine, einst der Rückzugsort der Autorin selbst, nach einem Schicksalsschlag, heute ist es der Ort für diese Geschichte. Drei Frauen, drei Generationen und die große Verbundenheit zu diesem Streifen Land und dem Meer, und wir als Leser nehmen daran teil. Da ist Ann, um die 70, hart im Nehmen, in ihrem Beruf als Hummerfischerin und auch in dem Aufrechthalten einer Fassade der Stärke, denn das hat sie daa Leben gelehrt, traue nur dir selbst. Und da ist Julie, fast 20 Jahre jünger. Auch sie fährt zum Hummerfischen hinaus aufs Meer. Ihre Verletzungen durch das Leben, die eher sichtbaren und die ganz tiefen in ihr drin, sie kann sie ertragen, in ihrer Verbundenheit zu dieser rauen Welt und den beiden Frauen, die es ihr gleichtun, nämlich eine Hummerfrau zu sein. Die Dritte dabei, Mina, mit Ende 20 die Jüngste im Bunde, ist zurückgekommen in die Heimat aus Kindheitstagen, um eine Türe zu schließen oder vielleicht doch eher zu öffen, für das Finden zu sich selbst und dem ein oder anderen Eingestehen. Drei Frauen stehen ihren Mann, haben es sich verdient, Akzeptanz zu erfahren, mehr noch Respekt und Anerkennung, wenn auch eher aus der Ferne. Es gibt gute und schlechte Tage, unausgesprochene Geheimnisse, Oberflächlichkeit, die gerade Julie nicht gelten lässt, bei anderen. Und es gibt Widerstreit, Zurückweisungen, Auseinandersetzungen, alles weil man es sich einander wert ist und weil man füreinander da ist, unausgesprochen festgelegt, zu einem Band der Freundschaft.
Ein Buch, so rau wie das Meer und auf Ebbe folgt Flut. Und auch wenn man den Pegelstand des Wassers am Ufer nicht halten kann, es gibt immer ein 'bis dann' und das finde ich ziemlich tröstlich.
Einfach schön.

Bewertung vom 30.06.2025
Johnston, Bret Anthony

We Burn Daylight


sehr gut

Das Inferno von Waco, das fiktive Davor und eine Liebesgeschichte mit Protagonisten beider Seiten

1993, das Inferno von Waco, das Aufeinanderprallen einer kleinen Sekte und der Staatsgewalt, es endete, nach 51-tägiger Belagerung, bei der Stürmung des Geländes, mit einer Feuersbrunst. 85 Sektenmitglieder inkl. deren Anführer starben, nur 9 überlebten.
Von diesem Waco erzählt diese Geschichte. Sie ist an sich fiktiv, mit abgeänderten Namen, hält sich aber möglichst authentisch an die wahren Begebenheiten des unfassbaren Geschehens. Und in erster Linie geht es um Menschen, mit dem Fokus auf zwei Jugendlichen, Jaye und Roy, sie sich zufällig begegnen und langsam einander nähern. Jaye, deren Mutter sich gerade erst der sich hier angesiedelten Sektengemeinschaft angeschlossen hat und Roy, der Sohn des örtlichen Sheriffs, zwei absolut unterschiedliche Welten, auch als Belastung, mit im Gepäck, sie finden Gefallen aneinander und erleben die Anziehungskraft einer ersten Liebe. Sie beide erzählen abwechselnd von ihrem Erleben der Abläufe vor Ort und vor allem von ihren Empfindungen rund um ihr Leben. Jaye hat Probleme, sich in die Wahl ihrer Mutter und der geforderten Indoktrination durch die Sekte einzufinden und Roy, er hat unter anderem mit den authoritären Vorgaben seines Vaters zu kämpfen. Aber da ist natürlich noch sehr viel mehr. Man erfährt das ganze Spektrum der Gefühle, das den Menschen in ihrer Sektenenklave widerfährt, das langsame Aufschaukeln zwischen den beiden Formen der Macht und Gewalt und schließlich die Eskalation.
Gut gemacht in seiner Verwebung von Innen und Außen, von Fakten und Fiktion und dazu zwei junge Menschen, mittendrin und doch in einer Blase der ersten Liebe, die es nicht so richtig schafft. Und als besonders Stilmittel eingefügt, die Podcastsequenzen aus dem Heute, mit Erinnerungen von Menschen beider Seiten, das hat schon eine besonders intensive Note.
Ein interessantes gutes Buch über dieses umstrittene Kapitel der amerikanischen Geschichte wird hier vorgelegt, das aus einem Fakt so viel mehr macht, gerade wenn man vorher nicht viel über Waco wusste. Da bleibt die eigene Recherche nicht aus. Und über die Mechanismen, die hier ineinander gegriffen haben, wie eins zum anderen führte, ein bisschen hat mich die Realität emotional mehr berührt als Teile der Geschichte in seiner fiktiven Aufbereitung selbst.
Aber das ist wohl auch nicht anders zu erwarten.

Bewertung vom 26.06.2025
Shattuck, Ben

Die Geschichte des Klangs


sehr gut

Die Verbundenheit über die Musik, erste Lieben und Reflexionen über das Leben
Zwei Kurzgeschichten, verbunden durch einen zufälligen Fund, in beiden ist es eine erste Liebe, die etwas macht mit seinen Protagonisten und im Nachhinein zu Erkenntnissen führt, schönen, denn sie war, ganz natürlich, sehr positiv für das sehr frei gelebte Leben des einen, ein wenig bitter, traurig ob der vielleicht falschen Entscheidung, bei der anderen.
Im ersten Teil des Büchleins geht es um Lionel und David, die sich in jungen Jahren zufällig kennenlernen und dann nach dem 1.Weltkrieg einen gemeinsamen Sommer lang mithilfe einer Phonographenwalze alte Volkslieder sammeln. Dabei wird David für Lionel zu seiner ersten und im nachhinein der einen großen Liebe, die jedoch keine Fortsetzung erfährt.
Im zweiten Abschnitt geht es um Annie, die auf dem Dachboden ihres neuen Hauses eben diese Phonographenwalze findet und, nochmal ein glücklicher Zufall, diese dem inzwischen 84-Jährigen Lionel zuordnen kann und die damit verbundene Geschichte erfährt. Auch für sie hat die erste Liebe eine enorme Bedeutung, denn sie hat damals alles aufgegeben und diesen Mann, ihren heutigen Ehemann, geheiratet. Nun steht sie da, lebt ein freudlosen unerfülltes Leben und das wird ihr nun bewusst.
Ausschnitte aus zwei Leben, von dem einen weiß man, zumindest schemenhaft, wie es weitergeht, im Fall von Annie lässt man am Ende eine Person zurück, die, so wünscht man es sich natürlich auch, etwas Neuem entgegengeht.
Die Sprache, beide Episoden werden auf eine zart poetisch angehauchte Weise abgehandelt, emotional eher zurückhaltet gestaltet und es ist einfach wie es ist. Vieles bleibt offen, aber so ermöglicht man den Lesern auch, auf sehr persönliche Art den Faden aufzunehmen und seine ganz eigenen Erinerungen und Gedanken zuzulassen.

Bewertung vom 24.06.2025
Rossell, Judith

Midwatch - Schule der unerwünschten Mädchen


ausgezeichnet

Erst unerwünscht und dann beginnt etwas Gutes

In einem Waisenhaus aufzuwachsen und nicht einfach nur demütig zu sein, sondern durchaus auch mal das Richtige zu tun, wenn einer meint, er darf alles, das endet dann in Midwatch, der Schule der unerwünschten Mädchen. Und so wird auch Maggie eines Tages dort abgeliefert. Alles scheint düster und trostlos. Die vorbeilaufenden anderen Mädchen schauen bedrückt zu Boden und die Erwachsenen machen wirklich Angst. Doch kaum schließt sich die Tür hinter Maggie, wird alles anders. Muntere Musik, Gelächter und strahlende Gesichter, jetzt kommt das wahre Midwatch zum Vorschein. Diese Schule ermutigt seine Mädchen, sie selbst zu sein, taff, gewitzt und klug. Denn der Unterricht hier soll sie zu Ermittlerinnen machen, solchen, die es echt drauf haben und die kniffeligsten Fälle lösen können. Etwas Besseres gibt es doch wohl kaum. Und Maggie und ihre neuen Freundinnen müssen dann auch schon sehr bald den ersten spannenden Fall in Angriff nehmen.
Diese Geschichte, es ist schön zu sehen, dass Unangepasstheit erlaubt ist, gerade bei Mädchen und zudem in ein spannendes herrlich lebhaftes turbulentes Abenteuer mit ganz viel positiver Energie eingebunden ist. Und die fantastisch magische Note, gegen einen Besuch in Wolkensphären und das Ermitteln unter der Erde ist ja nichts einzuwenden und passt hier gut hinein. Man fühlt sich prima unterhalten und die Entwicklung der Mädchen, von ängstlichen Gestalten zu selbstbewussten Wesen mit viel Power, das erlebt man einfach gerne mit. Und so hat dieses Buch auch eine gute Aussage mit im Gepäck.
Einfach eine klasse Geschichte. Von mir aus darf es gerne weitergehen.