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Lesehonig
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Berlin

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Insgesamt 220 Bewertungen
Bewertung vom 06.08.2022
Jäger, Helmut

Den Tod geerbt


ausgezeichnet

Es ist Sommer in Ravensburg, als ein Wagen fahrerlos mitten durch die Altstadt brettert und hinein in ein voll besetztes Straßencafé. So beginnt der zweite Teil der Krimireihe um Carl Sopran. Kurz darauf wird er von der Tochter der Wagenbesitzerin engagiert, den diese verschwindet nach dem Unglück spurlos. Seine Nachforschungen führen ihn in die Toskana. An seiner Seite ist Francesca. Ursprünglich gedacht zum Übersetzen, wird sie ihm schnell zur Vertrauten und Ermittlungspartnerin. Und was sie dabei aufdecken liegt tief in der Vergangenheit und ist an Grausamkeit kaum zu überbieten.
Für mich war dies der erste Fall mit Carl Sopran, aber bestimmt nicht der letzte. Und ich kann nur hoffen, dass noch viele weitere folgen werden. Die Reise in die Toskana hat mir gezeigt, dass auch an so wundervollen Urlaubsorten, schreckliche Dinge geschehen können, und dass einen die Vergangenheit doch immer wieder einholt. Der historische Hintergrund ist sehr gelungen in die Story eingeflochten. Carl Sopran wirkt als Figur sehr lebensecht, mit Ecken und Kanten. Ein kerniger Typ, der auch seine Schwächen hat und trotzdem sehr sympathisch ist. Francesca ist oft der Gegenpol und die treibende Kraft. Zusammen ergänzen sie sich wunderbar. Seicht ist dieser Krimi bestimmt nicht, hatte er doch einige überraschende Wendungen und einen ernsten Hintergrund. Und neben der spannenden Rätselei ist so noch so viel mehr bei mir haften geblieben, was diesen Krimi für mich so besonders macht.

Bewertung vom 03.08.2022
Engel, Henrike

Ein Leben für das Glück der Kinder / Die Hafenärztin Bd.2


ausgezeichnet

Wir tauchen ein ins Hamburg von 1911, mitten hinein in die Auswandererströme. In riesigen Hallen sammelten sich die Auswanderwilligen aus ganz Europa. Alle mit dem Wunsch nach einem glücklichen, besseren Leben in der Neuen Welt. Doch rüber durfte nur wer gesund war und denen die Ärzte dies bescheinigten. Eine von ihnen war die junge Ärztin Anne Fitzpatrick. Neben ihrer kleinen Praxis in Hamburg, verdient sie ihr Geld in den Auswandererhallen. Doch schon bald muss Anne feststellen, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Zusammen mit ihrer Freundin Helene, die als Lehrerin für die Auswandererkinder da ist, begibt sie sich auf eine gefährliche und spannende Täterjagd. Die Geschichte konnte mich gleich von der ersten Seite ab begeistern. Die Hauptcharaktere sind mir schnell ans Herz gewachsen. Dies ist bereits der zweite Teil dieser Serie. Dennoch war er sehr gut ohne Vorkenntnisse zu verstehen. Nur leider erfährt man zu viel über den ersten Teil, sodass ich nicht genau weiß, ob ich diesen nun noch lesen werde. Wer sich also nicht spoilern lassen möchte, sollte mit dem ersten Teil beginnen.
Für mich war es ein sehr schöner Einblick ins Hamburg von 1911. Interessant fand ich die damalige Aufbruchsstimmung und den Kampf der Frauen nach einem selbstbestimmten Leben, gepaart mit einem knackigen Kriminalfall war dieses Leseerlebnis, allererste Sahne!

Bewertung vom 27.07.2022
Djavadi, Négar

Die Arena


sehr gut

In der römischen Antike war die Arena der Kampfplatz. Hier wurden sportliche Wettkämpfe ausgetragen, aber oft ging es auch schlicht um Leben und Tod. Belleville, ein Stadtteil von Paris als Kampfplatz zu bezeichnen, klingt erst einmal gewagt, gilt doch Paris als romantisch und verspielt. Doch bei näherer Betrachtung ist Paris ein Molloch wie jede andere Großstadt auch. Négar Djavadi erzählt die Geschichte jener Menschen, die im Schatten stehen. Wir tauchen ein in ein düsteres Straßenbild, bleiben bei dem ein und anderen Protagonisten stehen und lassen uns von seinem Leben erzählen. Benjamin bietet uns Beständigkeit. Er hat es hinausgeschafft aus Belleville. Er ist erfolgreicher Geschäftsführer einer Streaming Plattform. Äußerlich ein Lebemann, innerlich zutiefst verunsichert, wird er Zeuge der sich zuspitzenden Kampfhandlungen. Bei den teils langen Beschreibungen der Szenerie hatte man das Gefühl, wie durch eine Kameralinse auf das Geschehen zu gucken. Und man betrachtete das Leben der Menschen in Belleville wie in einer Serie. Unnahbar hinter Glas kommen sie einem vor. Mir hat gefallen, wie schonungslos in diesem Roman das Leben in der Großstadt geschildert wird. Wie die Romantisierung des Großstadtlebens ad absurdum geführt wird. Ein Satz ist mir besonders im Gedächtnis geblieben, da ich ihn als sehr war empfunden habe. Benjamin ist im dichten Gedränge in der Metro und beschreibt sein Gefühl als „Einsamkeit“ inmitten von Menschen. Und so ist es: In einer Großstadt geht jeder seiner Wege, kreuzt die Wege anderer, nimmt teil, vergisst, verdrängt, stumpft ab. Je stärker, je mehr man aus Not dort leben muss und keine freie Wahl und Perspektive hat. Und es ist eine merkwürdige Welt, in der Menschen mit Geld es chic und trendy finden in solchen Stadtteilen zu leben. Négar Djavadi hat gut beobachtet und den Nagel auf den Kopf getroffen.

Bewertung vom 23.07.2022
Bienemann, Sonja

Magdalia und die Gnome


ausgezeichnet

Magdalia ist eine liebenswerte, knubbelige Kräuterfrau. Sie liebt ihren Garten und hat immer ein Süppchen für hungrige Gäste auf dem Herd stehen. Und dann wird ihre Hilfe tatsächlich ganz dringend gebraucht. Um sie herum wird der Wald abgeholzt und das vertreibt nicht nur die Tiere, sondern auch die im Wald wohnenden Gnome. Der Hunger lässt den jungen Gnom Roffo zum Gemüsedieb in Magdalias Garten werden. So lernen sich die beiden kennen und Magdalia beschließt den Gnomen zu helfen. Neben einer märchenhaften Reise durch den Wald, begleiten wir Magdalia auch durch die Kräuterwelt. Wir lernen in diesem Buch zusammen mit unseren Kindern, wie bestimmte Kräuter aussehen, wirken und wie wir sie zubereiten können. Im hinteren Teil des Buches wartet ein absolutes Highlight: Rezepte für Tee, Gebäck, leckere grüne Nicht-Pilz-aber-Kartoffelsuppe, Lavendelhonig und mehr. Begeistert hat uns auch die Anleitung für Bienenwachstücher und Ringelblumenbalsam. Unsere Kinder müssen in der heutigen Zeit viel lernen, doch gerade dieser wertvolle Wissensschatz über unsere heimischen Kräuter steht oftmals nicht auf dem Lehrplan. Dabei ist doch das Leben mit und in der Natur etwas, das unsere Kinder erdet. Neben den fantasievollen und schönen Illustrationen trägt dieses Buch dazu bei, auf spielerische Art Kindern die Welt der Kräuter zu vermitteln. Unser Fazit: Wir sind begeistert!

Bewertung vom 21.07.2022
André, Fanny

Zwei am Meer


ausgezeichnet

Dieses Buch ist nicht nur eine wunderbare Sommerreise durch die Normandie und Bretagne, sondern auch eine Reise zu neuen Ufern. Camille und Isabelle haben einen schweren Verlust erlitten. Die 81jährige Camille trauert um ihren Mann und Sohn. Beide hat sie früh verloren und bleibt nun allein zurück. Isabelle, die Ex-Frau ihres Sohnes trifft sie auf dessen Beerdigung wieder. Isabelle muss sich von so vielem Vertrautem verabschieden. Nach einem Burn-out steht für sie ihr ganzes Leben auf dem Prüfstand. Die beiden Frauen beschließen der jeweils anderen ihre Heimat zu zeigen. Dies führt sie nicht nur in ihre Vergangenheit, sondern auch in eine neue Zukunft. Ich habe das Buch, besonders in diesen warmen Tagen des Sommers sehr genossen. Mit Isabelle und Camille habe ich viele unbekannte Speisen probiert, war in Monets Garten und bohrte meine Füße in den Sandstrand des Atlantiks. Ihre Gespräche machten mich nachdenklich und viele Empfindungen konnte ich nachempfinden. Denn der Rückblick auf das bisherige Leben ist in jedem Alter richtig und wichtig, um die Weichen für die Zukunft zu stellen. Trauer ist kein schönes Gefühl, gehört aber zum Leben dazu, und wenn man die Trauer schon durchleben muss, warum dann nicht mit einem lieben Menschen an einem warmen Sommertag an der französischen Atlantikküste.

Bewertung vom 04.07.2022
Geiger, Jürgen

Nils


ausgezeichnet

Die Augen sind der Spiegel zur Seele. Dieses Sprichwort bewahrheitet sich in diesem Thriller auf grauenvolle Weise. So lernen wir Nils kennen. Ein Junge dessen Augen im Moment eines schrecklichen Erlebnisses erstarrten. Seinen Mitmenschen jagt er mit diesem starrenden Blick Angst ein. Er wird gemieden und ausgegrenzt. Und wir begegnen fünf Schülern, die in ihrer jugendlichen Arroganz eine verabscheuenswürdige Tat begehen und selbst Opfer eines Rachefeldzugs werden. Die Morde sind perfide, durchdacht und ausgeklügelt. Keiner gleicht dem anderen und jeder für sich bietet Gruselfaktor mit Gänsehautfeeling. Wir begleiten die Ermittler Julia Kramer und Dennis Lubinski durch die Münchener Schattenwelt. Und wir werden genau wie sie, ein ums andere Mal in die Irre geführt, stehen ungläubig vor den Trümmern und suchen im Wirrwarr den roten Faden. So verschieden die beiden Ermittler auch sind, in ihrem Herzen verschließen sie ein ähnliches Schicksal.
Schon nach wenigen Seiten hat mich das Buch nicht mehr losgelassen. Es hat Bilder in meinem Kopf entstehen lassen, bei denen ich gerne, wie bei einem Horrorfilm, schnell mal weggesehen hätte. Unvermeidlich sah ich das Unheil herannahen und war dann doch von der Raffinesse der Ausführung fasziniert. Nichts für schwache Gemüter- aber ein Muss für eingefleischte Thrillerfans!

Bewertung vom 30.06.2022
Seibold, Jürgen

Frodo war's nicht / Lesen auf eigene Gefahr Bd.3


ausgezeichnet

Und schon wieder habe ich eine neue Krimi-Reihe von Jürgen Seibold für mich entdeckt. Diese spielt im kleinen, schwäbischen Örtchen Remslingen. Dreh- und Angelpunkt ist der Buchladen von Robert Mondrian. Doch die beschauliche Ruhe trügt. Und auch der Buchhändler ist ein tiefes Wässerchen. Im dritten Teil der Reihe toben die Tolkien-Festspiele in Remslingen. Ein Gewusel an Orks, Elfen und Frodos, die den Ort bevölkern. Und mittendrin wird der Juwelier Gollmann überfallen und sein Verkäufer zum Opfer eines Verbrechens. Und so skurril die Szenerie auch wirkt, so hinterhältig ist die Tat. Robert Mondrian wird wiedererwartend in die Ermittlungen hineingezogen. Neben dem smarten Hauptprotagonisten fand ich auch die facettenreichen Nebencharactere sehr gelungen. Mondrians Assistent Alfons besticht nicht nur mit seiner Tollpatschigkeit, sondern ist auch Besitzer zweier witziger und liebenswerter Kakadus. Während die neugierige und geschwätzige Frau Heberle die Nerven strapaziert, sorgt der Senior-Italiener für Schmunzeln. Den dritten Teil habe ich ohne Vorkenntnisse der anderen Teile gelesen und hatte keinerlei Probleme mit fehlendem Hintergrundwissen. Dennoch werde ich mich jetzt mit viel Freude an die beiden Vorgängerbände machen. Wirklich wieder eine gelungene Krimireihe für Freunde der regionalen und witzigen Kriminalliteratur.

Bewertung vom 22.06.2022
Weiler, Rebekka

The Moment I Lost You / Lost Moments Bd.1


sehr gut

Ein schreckliches Erlebnis verändert Mias Leben. Vor vier Jahren ist ihr bester Freund auf einer Party ums Leben gekommen. Während des Sterbens hat sie im in die Augen gesehen und nicht begreifen können was unvorstellbares geschieht. Seid dem ist sie traumatisiert. Vier Jahre lang hat die junge Frau versucht wieder ins Leben zurückzufinden. Sie fühlt sich endlich wieder halbwegs stabil und hat sich mit dem Schmerz abgefunden, als sie völlig unerwartet Nathan begegnet. Der Mann der verantwortlich ist für den Tod ihres besten Freundes. Doch alles ist nicht so schwarz-weiß wie es Mia gerne hätte und so gerät sie in ein völliges Gefühlschaos, dass ihr Leben ganz schön durcheinanderwirbelt. Rebekka Weiler hat einen sehr angenehmen Schreibstil. Man lässt sich bei der Lektüre gerne in ihre Worte fallen. Es ist ein klassischer „New adult Roman“, der trotz seines schwermütigen Themas auch ein Wohlgefühl verursacht. Mit einigen Erklärungen konnte ich mich nicht ganz anfreunden, da sie mir nicht tief genug durchdacht waren. Die Vorstellungen über das Justizsystem kamen mir doch etwas naiv vor und empfand ich als unrealistisch. Alles in allem habe ich den Roman aber dennoch sehr gerne gelesen. Für junge Leser bestimmt genau das richtige für laue Sommerabende.

Bewertung vom 16.06.2022
Straubinger, Lisa

Schwarz Wald Nacht


ausgezeichnet

In einem Dorf mitten im tiefen Schwarzwald geschieht ein Mord, der die ganze Dorfgemeinschaft erschüttert. Auf den ersten Blick ist das Dorf im Südschwarzwald friedlich und beschaulich. Doch der zweite Blick bereitet einem Gänsehaut. Kaum eine Familie ist ohne dunkles Geheimnis. Sanne konnte mit 18 Jahren der stillen Gewalt entfliehen. Hilfe suchte sie bei der Dorfgemeinschaft vergeblich, denn wer die Idylle stört wird ausgeschlossen. Und so wollte sie eigentlich nie zurückkehren. Doch dann stirbt ihre Oma und sie lässt sich von ihrem Bruder überreden zur Beerdigung zu kommen. Das Unternehmen endet in einer Katastrophe, als ihr auf dunkler Straße eine fremde Frau vor das Auto läuft. Mich hat schon auf den ersten Seiten der spannende Schreibstil total gepackt. Ein Buch, um völlig darin zu versinken und mal wieder die Ziel-S-Bahnstation zu verpassen. Lisa Straubinger versteht es dem winterlichen, dunklen, tiefen Südschwarzwald einen Klang von skandinavischer Melancholie zu verpassen. Die Schwere der Geheimnisse und der menschlichen Schicksale wirken bedrückend und düster und machen den besonderen Reiz dieses Kriminalromans aus. Lisa Straubinger hat hier mit ihrem Debütroman erstklassig gepunktet. Ich will unbedingt noch ganz viel mehr von ihr lesen. Weiter so, dass ist genau mein Fall!

Bewertung vom 12.06.2022
Baecker, Sybille

Sturm über den Highlands


ausgezeichnet

Es könnte alles so idyllisch sein, dort oben im Norden Schottlands. Ein kleiner Ort umgeben von Schafweiden mitten in den Highlands. Doch dann wird das erste Schaf gefunden, auf grausame Weise getötet. Und es folgen weitere schlimme Ereignisse. Kim reist aus Deutschland nach Schottland, weil sie eigentlich den Kopf frei bekommen möchte. Sie wollte Ruhe finden, sich sortieren und ihr Leben wieder in den Griff bekommen. Doch die Ruhe ist ihr nicht vergönnt. Die Ereignisse überschlagen sich und sie wird mitten reingezogen. Gemeinsam mit ihren neuen Freunden versucht sich hinter das Geheimnis zu kommen.
Das Setting war ganz großartig. Schottland ist einfach ein besonderer Fleck auf dieser Erde und Sybille Baecker hat mich mitten reingebracht in die Highlands, auf die saftig grünen Wiesen auf denen einem immer eine Brise um die Nase weht. Viele ihrer Protagonisten waren Sympathieträger, hatten aber auch ihre Ecken und Kanten. So wie es sein muss in Schottland: rau, frisch aber auch mit Wohlfühlatmosphäre. Ein toller Kriminalroman mit Urlaubsfeeling, bei dem ich mich sehr über eine Fortsetzung freuen würde.

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