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Feenfeuer - Fantasy Blog
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Fantasyleser und -blogger auf: http://feenfeuer.wordpress.com/

Bewertungen

Insgesamt 120 Bewertungen
Bewertung vom 03.03.2010
Zerbrechliche Dinge
Gaiman, Neil

Zerbrechliche Dinge


ausgezeichnet

Neil Gaiman, Träger zahlreicher renommierter Literatur- und Fantasypreise, hat seine Kurzgeschichtensammlung “Fragile Things – Short Fictions & Wonders” bereits 2006 veröffentlicht. Dank Klett Cotta ist sie im März 2010 bei Hobbit Presse, in deutscher Erstausgabe erschienen. Gegenüber dem amerikanischen Original, wurde die deutsche Ausgabe neu zusammengestellt und die Geschichten in eine sehr passende Reihenfolge gesetzt. Neil Gaiman entführt erneut in skurrile Parallelwelten und spielt mit der Grenze zwischen bekannter Realität und wirklich werdenden (Alb)Träumen.

Die 14 Kurzgeschichten in “Zerbrechliche Dinge – Geschichten und Wunder” enthalten keine aus dem Kinder- und Jugendbereich, dafür pendeln sie zwischen schaurigen Atmosphären, irrwitzigen Entwicklungen und gelegentlichen sexuellen Anspielungen. In filigraner Weise vollzieht Neil Gaiman den Balanceakt zwischen Alltäglichkeit und Fantastischem, in märchenhafter, wie in mysteriöser Form. Sorgsam webt er Wunder und Schrecken in das Leben seiner Protagonisten ein, lässt sie in unerahnte Tiefen stürzen oder zu Höhenflügen ansetzen.

Ghulfürsten, Hulder, ausserirdische Invasoren, Halbgötter,…

Bei Neil Gaiman liegen Fiktion und Wirklichkeit so dicht nebeneinander, das ihre Berührungen subtil werden, die Übergänge fliessend und die Frage nach dem Sein der Realität neu gestellt werden muss. In fast schon provokanter Dreistigkeit präsentiert der Autor einige Ideen, die so typisch und simpel sind, dass sich nur wenige gute Autoren trauen würde sie zu verwenden, bzw. überhaupt darüber nachdenken würden, sie mit Leben zu füllen. So ist dieser Kurzgeschichtenband in erster Linie ein kurioses Sammelsurium, ein Basar der Grotesken und kunterbunter Skurrilitäten. Neil Gaiman besticht durch seinen unverwechselbaren Schreibstil, seine herzliche und doch kühle Nähe zu den Figuren und ihren Erlebnissen. Der Autor malt mit wenigen Worten eindrucksvolle Bilder, weiss zu verwirren und zu verunsichern, bricht mit dem Erwarteten und entspricht dem Konventionellen, auf seine individuelle Art, die stets ein wenig neben der Spur vieler seiner Kollegen liegt. “Zerbrechliche Dinge – Geschichten und Wunder” erwartet von seinem Leser, das Banale anzunehmen und sich in dessen wundersame Entwicklungen entführen zu lassen.

Neil Gaiman ist, besonders mit dieser Anthologie, die salzige aber exquisite Auster auf dem reichlich gedeckten Buffet der fantastischen Literatur. Manch einer mag bei ihrem Geschmack verständnislos das Gesicht verziehen, Liebhaber schlürfen sie jedoch mit höchstem Genuss.

Folgende Kurzgeschichten enthält das Buch:
• Kies auf der Straße der Erinnerung
• Verbotene Bräute gesichtsloser Sklaven im geheimen Haus der Nacht grausiger Gelüste
• Bitterer Kaffeesatz
• Gustav hat den Frack an
• Wie man auf Partys Mädchen anspricht
• Eine Studie in Smaragdgrün
• Die wahren Umstände im Fall des Verschwindens von Miss Finch
• Sonnenvogel
• Fressen und gefressen werden
• Virusproduzentenkrupp
• Goliath
• Oktober hat den Vorsitz
• Der Herr des Tals
• Am Ende

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.03.2010
Flucht nach Faerie / Die Talismankriege Bd.1
Beil, Jason N.

Flucht nach Faerie / Die Talismankriege Bd.1


gut

Alek führt ein beschauliches Leben in der kleinen Ortschaft nahe Tyridan. Als Bäckerlehrling verdient er sich seinen Lebensunterhalt und hilft gelegentlich in dem kleinen Laden, für vermeintlich altertümliche Fundstücke und Ramsch, aus. Als er in den Kellerräumen des kleinen Geschäftes einen sonderbaren Talisman entdeckt und dieser das Interesse eines dunklen Hexers erregt, wird Alek in ein Abenteuer gezogen, wie er es nicht für möglich gehalten hätte. Nachdem sein Heim und der Laden in einem magischen Feuer untergehen, ist Alek zur Flucht gezwungen. Mit einem halbblinden Krieger, der jungen Tochter der Ladenbesitzerin und einem einsamen Waldläufer, flieht Alek in die Wildnis des Nordens – nach Faerie.

Eine High Fantasy Quest präsentiert Jason N. Beil, nach einem etwas holprigen Anfang, in seinem ersten Roman um die Talisman Kriege. Das Abenteuer von Alek Maurer ist eingebettet in einen epischen Machtkampf und so wird der Bäckerlehrling unfreiwillig zum zentralen Teil dieses Konfliktes. Der Autor hat eine schöne, wenn nicht untypische, Heldengruppe geformt und lässt diese in die wilde Natur des Nordens aufbrechen. Als Spannungsfaden zieht sich die Verfolgung der überforderten Gruppe, nach ihrem überstürzten Aufbruch, durch Salin Urdrokk. Der dunkle Hexer hat sein Augenmerk auf den Talisman gelegt, jenes magische Artefakt, welches einst den Willen der Elben brach und sie dem schwarzen Turm unterwarf. Sollte dem Hexer das Auffinden des Artfaktes gelingen, würde er von seinem Grossmeister Vorik Seth, Herrscher des verwüsteten Landes Mul Kytuer, mit Macht und Wissen belohnt werden. Dem erfahrenen Hexer und Kriegsherren gelüstet es nach einer erneuten Unterwerfung der noch freien Länder, allen voran dem widerspenstigen Elbenreich.

“Flucht nach Faerie” weisst deutliche Parallelen zu J.R.R. Tolkiens “Herr der Ringe” auf, in seiner Geschichte und Auswahl der Charaktere. Die Heldengruppe verfügt jedoch über einen gewissen Charme in ihrer stolpernden und kräftezehrenden Flucht. Auch wenn es dem Autoren manchmal etwas an Gründlichkeit und Eigenständigkeit fehlt, hat er doch einen Roman erschaffen, der vor allem durch seine bildlich Sprache und eine sehr schön Liebesgeschichte besticht. Neben klassischen magischen Momenten wie Feuerbällen, begegnen dem Leser allerhand fantastische Kreaturen wie Dämonen, Elben, Waldschrate, Gestaltwandler, Oger, Kobolde,… Kurzum, ein Mix klassischer Fantasy Elemente, in einem klassischen Fantasy Abenteuer.

Wer auf der Suche nach einem innovativen High Fantasy Buch, mit frischen Ansätzen, ist, wird hier kaum fündig. Für Einsteiger in das Genre der High Fantasy, die in eine schöne Abenteuerquest reinschnuppern möchten, ist “Flucht nach Faerie” genau das richtige.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.03.2010
Das Haus der kalten Herzen
Singleton, Sarah

Das Haus der kalten Herzen


gut

Sarah Singleton präsentiert mit ihrem Debütroman “Das Haus der kalten Herzen” ein Familiendrama in märchenhafter Form mit morbider Note. Obwohl sie fast ausschliesslich mit sehr kurzen Sätzen arbeitet, entwickelt sich eine schaurig-schöne Geschichte um den Fluch der Familie Vergas. Mit ihrer Nähe zu den Figuren, besonders den Geschwistern Mercy und Charity, gelingt der Autorin ein Abenteuer zwischen den Welten von Century. Mit angenehmer Leichtigkeit und doch eindringlich, lässt die Autorin den Leser an den Freuden und Leiden der Familie, in ihrer mysteriösen Wohnsituation teilhaben. Mit einem märchenhaften Flair vollführt Sarah Singleton ihre Jugendgeschichte zu einer düsteren Erzählung, deren Kern dennoch die Herzlichkeit zweier Mädchen ist, die sich einen Weg aus ihrem Dornröschenschlaf erkämpfen.

Ausgezeichnet mit dem Booktrust Teenage Award, zeigt Sarah Singleton das ein Urban Fantasy Abenteuer mit starkem Mystery Einschlag und romantischen Momenten auch ohne Vampire gelingt. Der Roman ist für junge Leser ab 12 Jahren ausgelegt, wobei er wohl eher den weiblichen Teil dieser Zielgruppe anzwinkert. Mit sympathischen Figuren in einer düsteren, verlorenen Umgebung, hat die Autorin einen schönen Jugendroman erschaffen, welcher, trotz seiner Dramatik, als ein leichtes Lesevergnügen gelungen ist.

Sarah Singletons “Das Haus der kalten Herzen” entspricht voll und ganz seinem Titel. Zwischen den verwitterten Zimmern eines alten Landhauses, umgeben von permanentem Frost, entwickelt sich das sehnsüchtige jugendliche Aufbegehren zweier Schwestern, zu einem Märchen und Familiendrama mit Gefühl und fantastischen Entdeckungen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.02.2010
Schattenauge
Blazon, Nina

Schattenauge


ausgezeichnet

Romantische Jugend Fantasy in Krimiform par Excellence

Nina Blazon kann gut schreiben, verdammt gut schreiben und tut dies in “Schattenauge” auch wieder. Kaum sind die ersten Buchseiten gelesen, verliert man sich schon in dem Leben Zoes, seinen alltäglichen Wirrungen, Anstrengungen und Ausbruchsversuchen aus diesem. Die Autorin ist mit der Feder am Puls ihrer Figuren und zeichnet sie zu lebensnahen, facettenreichen und spannenden Charakteren. Sehr sensibel und äußerst gekonnt vermengt sie Momente einer typischen Sozialisation mit individuellen Persönlichkeitsnoten. Nina Blazon taucht ein in die Geheimnisse einer Großstadt und reisst den Leser mit sich, ihre Mysterien zu entdecken und hinter die Fassaden des Gewöhnlichen zu blicken.

Mit den Panthera schmiegt die Autorin ihren Roman in ein Katzengewandt und formt ihn zu einem Urban Fantasy Krimi, der durch seine gekonnte Verschmelzung von Realität und Fantastik, zu einem ganz besonderen Lesegenuss wird. Auf leisen Sohlen nähert sich dem Leser der Mythos der Panthera, um ihn dann unvermittelt anzuspringen und in ein spannendes Abenteuer, am Rande unserer bekannten Realität, zu führen.

Mit “Schattenauge” präsentiert die brillante Autorin Nina Blazon eine höchststimmige Welt neben der Unseren, ein Abenteuer das zu faszinieren weiss, eine Liebesgeschichte die ans Herz geht und Figuren die, durch die Feinfühligkeit ihrer Erschaffung, nur als einmalig bezeichnet werden können. Nina Blazon gehört zu den SpitzenautorInnen deutscher Fantasy und hat diesen Umstand mit “Schattenauge” einmal mehr eindrucksvoll belegt.

8 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.02.2010
Bluttrinker
Bellem, Stephan R.

Bluttrinker


weniger gut

Stephan R. Bellems “Bluttrinker” entpuppt sich als episches Fantasy Abenteuer mit klassischen High Fantasy Elementen. Das Bluttrinkertum spielt in seinem Roman nicht die zentrale Rolle, dafür platziert er die Wege verschiedener Figuren in einer Welt, deren gewohnter Lauf kurz vor einem mächtigen Kollaps steht. Ein weiser Meister arkaner Künste, eine erfahrene Söldnerin, ein Bauer der nach Rache sinnt, ein Heiler den seine Schuld zum Blutjäger macht, ein Stammesführer, der im vergessenen Norden Kanduras auf unerwartete Bündnispartner stösst,…

Stephan R. Bellem vermag diese verschiedenen Personen und ihre Wege durchaus nachvollziehbar und spannend zu beschreiben, jedoch verharren nahezu sämtliche Protagonisten in der Oberflächlichkeit, einer ihnen zugeschriebenen und offensichtlichen Rolle. Zwar verfügen alle Akteure über eine individuelle Vergangenheit, aber eine Persönlichkeit ist mehr als das Ergebnis einer prägenden Erfahrung. Mangelnder Facettenreichtum, das Vermissen charakterliche Schattierungen und Widersprüchen sind es, die eine Grosszahl der Handlungen vorhersehbar machen und die Figuren eher an Prototypen von Rollenspielcharakteren erinnern lassen. Hierdurch leidet auch das gesamten Fortschreiten der Handlung und die immer wieder sehr gut aufgebaute Spannung verfliesst in absehbare und geradlinige Entwicklungen.

Was Stephan R. Bellems “Bluttrinker” jedoch interessant macht, sind die Völker der vermeintlich dunklen Seite. An Orks, Trollen und Goblins können sich High Fantasy Leser erfreuen und der Autor spielt sehr schön mit ihren Völkerklischees und eigenen Ausformungen. Hinzu kommen reichlich dynamische Kämpfe in einem zügigen Schreibstil. Für Einsteiger in das Genre der klassischen Fantasy ist “Bluttrinker”, aufgrund seiner Geschichte, Figuren und des Weltenbaus, eigentlich ideal. Man findet beinahe alle Aspekte vor, welche die High Fantasy, in ihrem Gewand eines Tolkiens, zu bieten hat.

Stephan R. Bellems “Bluttrinker” – ein Landkartenabenteuer, welches seine Möglichkeiten bei weitem nicht ausschöpft. Möglicherweise wäre die Geschichte in Form einer Trilogie, durch mehr Raum, aufgeblüht, so ist sie für eine Otherworld Veröffentlichung überraschend enttäuschend.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.02.2010
Die Magier von Montparnasse
Plaschka, Oliver

Die Magier von Montparnasse


ausgezeichnet

“Autoren nähren sich von der Verwirrung des Lesers wie Vampire von der Unschuld ihrer Opfer.”

Eine Aussage in Anlehnung an den Klapptext von “Die Magier von Montparnasse” wie sie wohl kaum passender für dieses Buch sein könnte. In Oliver Plaschkas zweiter Romanveröffentlichung vollzieht der Autor selbst den Wandel zu einem Wortzauberkünstler mit gut bestückter Trickkiste. Täuschen, tarnen, verwirren – Plaschka inszeniert ein schriftstellerisches Kunststück der optischen Täuschungen, gezielten Ablenkung und grossen Enthüllungen, zu einem fulminanten Finale. Stilistisch bleibt das Buch stets in der Ich-Erzählung, wechselt diese jedoch munter zwischen den beteiligten Figuren. Ein interessantes wie schwieriges Vorgehen, erlebt der Leser doch die Sicht der Dinge in verschiedenen Interpretation mit unterschiedlichen Eigeninteressen. So “zappt” Plaschka zwischen der jungen, verträumten Kellnerin des Jardin, dem Besitzerpaars des Hotels, mit ihrer eingerosteten Ehe, dem Zauberer Ravi und seiner schlummernden Assistentin und weiteren charakterlichen Skurrilitäten. Dem Autoren gelingt dieser stätige Sichtwechsel jedoch hervorragend und gibt dem Roman eine hochinteressante Nähe zu seinen Akteuren und eine absolut spannende Würze in der Handlung. Hinzu streut Plaschka eine handvoll fantastischer Figuren, wie Gnome, Engel, weisse Mäuse und schwarze Ratten, Dämonen, beschworene Geistwesen und einige mehr, zu einem bunten, höchststimmigen Kuriosum.

“Die Magier von Montparnasse” ist ein Kreisel, der immer engere Bahnen zieht. Mit jedem Anbruch des neuen, gleichen Tages enthüllt sich ein Puzzlestück im Mysterium der Geschehnisse mehr, bis Plaschka die Ereignisse auf die Spitze, zu ihrem Grand Finale, treibt. Mit vielschichtigen Charkteren, einem authentischen Flair des Paris in den 1930er Jahren und einer höchst eigenständigen Fantasygeschichte, weiss dieser Roman zu beeindrucken und zu begeistern. Oliver Plaschka formuliert als er hätte er jede Silbe auf die Goldwaage gelegt und entlockt seinen Figuren, in teilweise schon fast sensiblen Vorgehen, ihre Träume und Gedanken.

“Die Magier von Montparnasse” – ein anspruchsvoller, facettenreicher und qualitativ hochwertiger Fantasy Roman, mit feinster Feder geschrieben und detailliert durchdacht. Mit diesem Werk hat sich Oliver Plaschka einen Spitzenplatz in der Riege deutscher Fantasy Autoren erarbeitet.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.02.2010
Der Kinderdieb
Brom

Der Kinderdieb


ausgezeichnet

Der Künstler und Illustrator Brom hat mit “Der Kinderdieb” eine beeindruckende und eigenständige Erzählung um die Figur des Peter Pan geschaffen. Diese ist weit weniger an der bekannten kindgerechten Walt Disney Verfilmung angelehnt, sondern hat seine Grundlage in der Urversion des Autors James Barrie. Brom hat sich den düsteren und brutalen Zwischentönen des Originals angenommen und aus ihnen den Kinderdieb Peter, in der hochspannenden Fantasywelt Avalon, geschaffen. Und so vermischen sich Elemente beider Peter Pan Varianten mit schottischen und keltischen Mythen, finnischer Volklore und irischen Volksmärchen zu einem einmaligen Fantasy Lesegenuss.

Die verborgene magische Insel Avalon ist in höchster Gefahr. Peter und seine, körperlich nicht alternde, Kinderbande “Die Teufel” sehen sich in einem ewigen Kampf mit den Fleischfressern, halbverwesten und entstellten menschlichen Kreaturen unter der Führerschaft des Kapitäns, gefangen. Um der Vernichtung des letzten Horts magischer Lebewesen entgegenzutreten, rekrutiert der Kinderdieb Peter unermüdlich aus der Welt der Menschen. Mit einem lachenden Gesicht, dem Angebot scheinbar ehrlicher Freundschaft und der Kenntnis eines wunderlichen Ortes, welcher sich vollständig in Kinderhand befindet. Peter rettet vernachlässigte Kinder aus den Klauen widerlicher Erwachsener und einer Welt, die für sie keine lebenswerte Zukunft zu bieten hat. Ein perfektes Rekrutierungsfeld für seine Teufelsbaumfeste…

Pixies, Feen, der Troll Tanngnost, Barghests, die Hexe Ginny Grünzahn, Druiden und eine Vielzahl fantastischer Figuren mehr, machen “Der Kinderdieb” zu einem farbenfrohen Roman zwischen Urban Fantasy und märchenhaftem Abenteuer. In dieser bunten magischen Wundertüte ist es jedoch eine finstere Note, welche sich als Band durch das gesamte Buch spinnt. Brom schmiegt faszinierende, märchenhafte Momente an ein wildes Abenteuer, getrieben durch die blutdürstigen Klingen des Kinderdiebes und Verteidigers Avalons. Der Autor führt mit textlicher Leichtigkeit, amüsantem Wortwitz und der Stimmung eines zauberhaften Jugendromanes zu traumatisierten Charakteren, in einer Welt, die weit mehr als eine Unterteilung in Schwarz und Weiss beinhaltet.

“Der Kinderdieb” von Brom ist ein düsteres, märchenhaftes Fantasy Abenteuer im Jugendbuch Stil, welches zu verstören und zu überraschen weiss. Dem Autoren ist eine Eigeninterpretation von Peter Pan gelungen, welche zum Mitfiebern, in eine magische und fantastische Welt, einlädt. Faszinierende Fantasy mit zwielichtiger Feder geschrieben und bereichert durch höchst atmosphärische Zeichnungen des Künstlers selbst.

5 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.02.2010
Glühender Stahl
Morgan, Richard

Glühender Stahl


sehr gut

Drei Gefährten, unter den wachsamen Augen der Götter, deren Wege sich in der Stunde grösster Not kreuzen werden…

Richard Morgan, der sich durch seine erfolgreichen Science Fiction Veröffentlichung bereits den Ruf als “Bad Guy” eingehandelt hat, wird diesem auch in seinem ersten Fantasy Roman absolut gerecht. “Glühender Stahl” ist ein episches Sword and Sorcery / Low Fantasy Abenteuer mit assozialen, kaltschnäuzigen und -blütigen Hauptfiguren. Die Klischeebilder mutiger Vorbildschwiegersöhne, stolzer Friedenskämpfer oder wackerer Weltretter sucht man bei ihm vergebens. Finden wird man einen schwulen Berserker, mit einem Leben in sexuellen Ausschweifungen, regelmässigen Rauschzuständen und reichlich Spass am Töten.

Wo andere Autoren vorsichtig versuchen eine leichte Provokation in ihre Werke zu legen, streckt Morgan den Moralisten dieser Welt seinen gestreckten Mittelfinger grinsend entgegen. Der Autor lässt seine männlichen Figuren Ringil und Egar durch diverse Betten tollen und seine Beschreibungen müssen ohne Übertreibung als durch und durch pornographisch bezeichnet werden. Den Roman, aufgrund seiner Hauptfigur, jedoch als reine Gay Fiction abzustempeln, wird dem Buch nicht gerecht. Neben reichlich vergossenem Blut, abgetrennten Körperteilen und gebrochenen Knochen, entwickelt Morgan eine sehr interessante, facettenreiche sowie bedrückende Fantasywelt und baut eine gelungene Nähe zu seinen abgehalfterten Charakteren auf. Statt die Welt, ihre Geschichte, Mythen und Entwicklung ausschweifend zu erläutern, lässt der Autor den Leser sie an der Seite Ringils, Egars und Archets durchwandern und baut so Schritt für Schritt das Bild einer komplexen Realität mit verwischenden Grenzen.

“Glühender Stahl” – ein derber Fantasy Auftaktroman mit einem faszinierenden, eigenständigen Weltenbau, voller Action, spannenden Wendungen und sympathischen, heruntergekommen Anti-Helden.
Richard Morgan wird mit diesem Buch polarisieren, anecken, Ekel und Scham hervorrufen, aber auch begeistern und bannen. Ein Fantasy Roman den man entweder nach den ersten Seiten verflucht oder der durch seine Zügellosigkeit in jeglicher Hinsicht, die Freude, mit diesem Werk etwas wirklich anderes in den Händen zu halten, überzeugt.

Richard Morgan kennt sehr wohl die Grenzen des guten Geschmacks – in “Glühender Stahl” interessieren sie ihn nur nicht.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.02.2010
Dämonisches Tattoo
Melzer, Brigitte

Dämonisches Tattoo


sehr gut

Brigitte Melzer – eine Autorin, schriftstellerisch beheimatet, zwischen Fantasy Welten und Vampirromanen, lässt sich mit “Dämonisches Tattoo” in das Genre des Mystery Thrillers mit romantischer Note treiben. Dem Leser eröffnet sich die Geschichte um das dämonische Tattoo zunächst aus Sicht des gesuchten Serientäters. So bestialisch er auch mordet, so akribisch geplant geht bei seinen nächtlichen Bluttaten vor. Einen Mörder, der deutlich mehr Chirurg als Metzger ist, präsentiert die Autorin mit düsterem Tiefgang. Ihm gegenüber steht Chase Ryan, ein Profiler im Auftrag des FBI und die scheinbar hochnäsige journalistische Nervensäge Kate Lombardi. Auf getrennten Wegen gehen beide der Blutspur des Serienmörders nach und verwickeln sich immer tiefer in den Teufelskreis, einer vom Wahn geformten Wirklichkeit.

Durch Brigitte Melzers leichtfüssige Sprache gelingt ein düsterer Stimmungsaufbau in dem Buch, bereits auf den ersten Seiten. Die Autorin formt, in der wechselnden Perspektive zwischen Täter und Verfolgern, einen Sog in das Abenteuer, wie ihn sich Mystery Freunde nur wünschen können. Doch die Leichtigkeit in der Erzählung, verschliesst bei Brigitte Melzer keineswegs den Blick in charakterliche Abgründe. Und so färbt ein dunkelroter Schleier diese Geschichte mit Figuren, die aus ihrem gewohnten Leben herausgeschleudert und auf eine Blutfährte geführt wurden. Neben den beiden überzeugenden, wenn auch etwas typischen Hauptfiguren, sind es vor allem die Nebenrollen, welche Brigitte Melzer sehr individuell und interessant besetzt hat. Gerade diese schaffen es ein spannendes und farbenreiches Gesamtbild zu formen, welches sich bei weitem nicht auf die Brutalität eines Irren fixieren muss, um den Leser in seinen Bann zu ziehen.

Mit höchst spannenden Momenten, mysteriösen Ereignissen, urtümlicher Magie, facettenreichen Figuren und einem Schuss Romantik, hat Brigitte Melzer einen guten Mystery/Psycho Thriller geschaffen, welcher ein schaurig-schönes, kurzweiliges Leseerlebnis ist.

“Dämonisches Tattoo” – ein düster-romantischer Thriller aus dem Hause Otherworld, wie eine streichelnde, kalten Hand im Genick.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.01.2010
Splitterherz / Ellie & Colin Trilogie Bd.1
Belitz, Bettina

Splitterherz / Ellie & Colin Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

“Splitterherz” von Bettina Belitz, entpuppt sich als ein Jugendroman mit Fantasy Elementen, der in seinem wundervollen Wortspiel, LeserInnen ab 16 Jahren in seinen Bann zieht.

Um es gleich vorweg zu erwähnen. “Splitterherz” ist kein Vampirroman, jedoch ist in ihm das Element einer romantischen Nähe zwischen einer jungen Frau und einem Mann, dessen Existenz mehr erfasst, als der erste Eindruck offenbart, nicht nur vorhanden sondern auch sehr gelungen eingefädelt. Es ist die Geschichte einer Begegnung, wie sie in ihrer Entwicklung kaum schöner und interessanter geschrieben werden könnte. Mit einem Augenzwinkern in Richtung der “Biss…” Autorin Stephenie Meyer und der Fantasy Literaturwelt, spinnt Bettina Belitz einen romantischen Faden, als Kernelement in ihren Roman, welcher mal sanft und liebevoll, mal eindringlich und knisternd, jedoch auch oft bis zum Zerreissen gespannt ist.

“Splitterherz” ist das Abenteuer eines sich Schritt für Schritt entwicklenden Verliebens, einer anschwellenden Versuchung, welche Erfüllung und Gefahr in sich birgt. Romantische Jugend Fantasy, die wie ein Pendel zwischen dem Reiz des Fremden und kalter Ablehnung schlägt. Eine facettenreiche und spannende Liebesgeschichte.

Die Grundlage dieser wundervollen und gefährlichen Annäherung, ist der Charakter der Hauptfigur Ellie Strom. Gerade sie und ihre feinfühlige Darstellung in “Splitterherz” überzeugt auf ganzer Linie. Bettina Belitz entwickelt von den ersten Seiten an, eine erstaunliche Nähe zu der Jugendlichen. Der Leser begleitet die junge Frau nicht nur auf ihr fesselndes Abenteuer in den Tiefen des Westerwaldes, sondern auch in ihre Traumwelt. Doch sind es gerade die Alltäglichkeiten der Ellie Sturm, das Leben mit ihren Eltern und deren Geheimnissen, ihre Entwicklung von einem Großstadtmädchen zu einer Dorfjugendlichen, ihr Kampf mit eigenen Ängsten und, auf den ersten Blick, scheinbar banalen Fragen nach Klamottenauswahl und Schminke, welche diesen Charakter so einmalig und lesenswert machen. Ellie Sturm wird erwachsen und sie auf diesem holperigen Weg zu begleiten, mit all seinen Tücken, Erwartungen und offenen Fragen, ist aus der Feder von Bettina Belitz ein wundervoller Lesegenuss, der ältere Leser in Erinnerungen an die eigenen Jugend schwelgen lässt. Ellie Sturm – eine interessante, lebensnahe und vielschichtig gezeichnete Heldin, die dem Leser schneller ans Herz wächst, als erwartet.

Grossartige Figuren, in einem sehr schönen Spiel zwischen “typischen Macken” und bestechender Individualität, auf dem Weg, der Wahrheit über sich selbst ein Stück näher zu kommen.

“Splitterherz” ist ein Jugendroman mit Fantasyeinschlag, der durch Spannung, wunderschöne Romantik und düstere Enthüllungen überzeugt. Bettina Belitz kann mit diesem Romandebüt und Auftaktband bereits in einer Reihe mit Autorinnen wie Nina Blazon und Cornelia Funke genannt werden.

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.