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Piglet and her Books
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Leipzig
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Bewertungen

Insgesamt 365 Bewertungen
Bewertung vom 28.04.2017
Das kunstseidene Mädchen
Keun, Irmgard

Das kunstseidene Mädchen


sehr gut

Bei jeder Rezension zu Klassiker weise ich ja darauf hin, dass ich es wirklich schwierig finde diese Werke, die so viele Jahre überdauert haben und immer noch in den Köpfen der Menschen und in ihren Bücherregalen stecken, eigentlich gar keiner Bewertung bedürfen. Oder auch anders gesagt, ist es schwer einen Klassiker, der zu einer anderen Zeit entstanden ist, heute zu bewerten, mit unseren "modernen" Augen. Dennoch möchte ich immer wieder gern über Klassiker sprechen, und daher gibt es heute eine Rezension zu Irmgard Keuns Werk "Das kunstseidene Mädchen".

Es geht in dem Buch um Doris, eine junge Frau die als Angestellte eines Anwalts nicht mehr wirklich glücklich ist und endlich etwas aus sich machen möchte, oder wie man damals sagte: Ein "Glanz" werden will. Auf eben diesem Weg begleiten wir Doris, und dabei erlebt sie sowohl das Elend als auch den Glanz der Zwanziger Jahre in der Weimarer Republik. Doris ist eine ganz besondere Protagonistin, denn nach meinem Empfinden war sie für die damalige Zeit eine kleine Rebellin und Systemausbrecherin. Sie hat den Traum nicht mehr nur "die Mutti am Herd" zu sein, sondern aus sich etwas zu machen. Doch leider merkt man schnell, das Doris nicht die notwendige schulische Bildung hat um regulär einen besseren Job zu bekommen, daher setzt sie auf ihre reichhaltig vorhanden Überlebenskünste, die sie auf ihre eigene Art clever und schlau erscheinen lassen. Im übrigen sorgt auch so manche von Doris Antworten heute noch für ein Schmunzeln und Lachen beim Leser!

Ich möchte gar nicht zu viel von Doris Weg verraten, so etwas soll der Leser schließlich selbst entdecken. Viel mehr möchte ich auf das Setting eingehen, welches in "Das kunstseidene Mädchen" die Weimarer Republik kurz vor der Machtergreifung Hitlers ist. Eine Zeit, die wir zwar mal in der Schule behandelt haben, die uns aber oftmals nur als kurzweilig erscheint, denn wir als Generation des 21.Jahrhunderts wissen, was den Menschen noch bevorsteht. Dorsi jedoch erlebt die Weimarer Republik mit ihren Augen und berichtet uns zum Glück davon, dadurch bekommt man ein ganz anderes Gefühl für diese Zeit, in der alles möglich hätte sein können, doch der Abgrund stets ganz nah war. Einfach unbeschreiblich!

Der Schreibstil ist recht gewöhnungsbedürftig, zumindest für die heutige Zeit. Irmgard Keun lässt Doris Gedanken direkt und ungefiltert auf das Papier fließen, was es manches Mal wirklich schwer gemacht hat, den Inhalt des Abschnittes oder Satzes herauszulesen. Das ist auch tatsächlich der einzige Kritikpunkt meinerseits, denn mit einem anderen Schreibstil wäre dieses Buch innerhalb von 2 Stunden leer gelesen. Dennoch begeistert Irmgard Keun mit ihrem Werk "Das kunstseidene Mädchen" den Leser und überzeugt mit unterschwelligem Humor und einem mit bisher unbekannten Setting.



Fazit:
Ein Klassiker, der zu Unrecht zu wenig Aufmerksamkeit erhalten hat bisher. Trotz schwierigem Schreibstil konnte mich Irmgard mit einer starken Protagonistin und einem authentischen Setting überzeugen und begeistern. Sicherlich nicht mein letztes Buch von Irmgard Keun aus dieser Zeit.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.04.2017
The Sun is also a Star.
Yoon, Nicola

The Sun is also a Star.


ausgezeichnet

Ich habe ganz lange auf "The Sun is also a Star" hingefiebert, nicht nur weil das Buch in den USA ein echter Hit war, sondern auch weil ich Nicola Yoon als Autorin wirklich gut finde, und ihr erstes Buch "Du neben mir" mich bereits begeistern konnte. Doch ich hatte auch Bedenken, denn oftmals können mich zu stark gehypte Bücher nicht immer zu hundertprozent packen, zum Glück war dies hier nicht der Fall, denn "The Sun is als a Star" ist wirklich grandios.

Die gesamte Geschichte spielt an einem einzigen Tag, an dem wohl schlimmsten Tag für Natasha, dem Tag an dem sie abgeschoben werden soll aus den USA. Sie und ihre Eltern sind illegale Einwanderer aus Jamaika und durch einen dummen Zufall ist das nun aufgeflogen, und die Abschiebung wurde für den besagten Tag um 22:00 Uhr festgelegt. Doch Natasha gibt nicht auf, sie ist eine Kämpferin, sie will nicht gehen, aus diesem Land, dass sie ihre Heimat nennt, und in das sie einfach gehört. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich Natasha direkt mochte, ihre gesamte Art, ihre Sturheit und ihr Wille sind einfach so real und berührend.

Das ganze Gegenteil davon ist Daniel, er ist Koreaer, und bekommt von seinen Eltern schon sein ganzes Leben lang gesagt was er werden soll. Als Daniel und Natasha aufeinandertreffen ist er gerade auf dem Weg zu einem Empfehlungsgespräch um auf der Yale angenommen zu werden. Er soll Arzt werden, aber von wollen ist nicht die Rede, er wäre viel lieber Dichter oder Schriftsteller. Man merkt schnell, das Natasha eher der pragmatische Mensch ist, und Daniel der romantische, manchmal etwas übertrieben, aber durch und durch gefühlvoll. Und gerade weil beide so unterschiedlich sind, und doch irgendwie durch eine Verkettung von Zufällen zueinander finden, ist diese Geschichte so liebevoll und schmerzlich zugleich. Etwas störend fand ich, dass manche Liebkosungen einfach zu schnell und zu heftig waren, wenn man doch bedenkt, dass sich die beiden erst wenige Stunden kennen.

Wie schon bei "Du neben mir" ist Nicola Yoons Schreibstil, Perspektivenwechsel und Spannungsbogen gelungen von Anfang an. Man findet sofort in die Geschichte, und die Angst es könnte langweilig werden, nur einen Tag auf 400 Seiten zu erleben erlischt bereits nach den ersten Kapiteln. Denn Nicola Yoon schreibt aus verschiedenen Perspektiven, inklusive Rückblicke in die Vergangenheit, Momentaufnahmen von Nebencharaktern und Verkettungen die man nicht sofort erkennt, die Geschichte aber beleben. Am Ende werden alle Fäden, wirklich alle, zusammengeführt und die Autorin schafft es einen perfekten runden Abschluss zu schreiben, der voller Herzschmerz ist.

Fazit:
Mit "The Sun is als a Star" hat mich Nicola Yoon erneut begeistern können. Die Geschichte lebt von den Protagonisten, den Perspektivenwechseln und den faszinierenden "Aha"-Verknüpfungen zwischen den Charakteren. Vor allem das Ende hat bei mir nochmal für eine ganze Menge Herzklopfen gesorgt. Wer wunderschöne Liebesgeschichten mag, und spannende Dramen mag, ist bei "The Sun is also a Star" genau richtig.

Bewertung vom 28.04.2017
Wörter durchfluten die Zeit / Bookless Bd.1
Woolf, Marah

Wörter durchfluten die Zeit / Bookless Bd.1


sehr gut

Lucy liebt Bücher! Daher ist ihre Freude groß, als sie als Teil ihres Studiums ein Praktikum in der Londoner Bibliothek machen darf. Doch als sie in das Archiv der Nationalbilbiothek verschoben wird, beginnen auf einmal seltsame Ereignisse ihren Lauf zu nehmen. Die Bücher flüstern Lucy etwas zu, sie reden mit ihr. Aber das allein wäre noch nicht kurios genug, wenn nicht auch noch plötzlich ganze Ausgaben von bekannten Büchern leer wären. nicht ein Wort, und es scheint, als ob die ganze Welt die Bücher vergessen hätte. Lucy erkennt schnell, dass sie handeln muss. Sie muss die Bücher retten! Doch die Zeit rennt ihr davon, denn ihre Feinde sind ihr schon auf der Spur!

Für mich war Lucy von Anfang an eine wirklich sympathische Protagonistin. Sie ist clever, mag Bücher und sie lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Sie ist als Waise aufgewachsen und will sich nun bei ihrem Collage das erste Mal beweisen, und zeigen, dass sie sehr wohl alleine zurecht kommt. Doch obwohl Lucy es eigentlich besser wissen müsste, verliebt sie sich und findet endlich die Geborgenheit die sie gern haben möchte. Doch Nathan, das wissen wir aus seinen Erzählungen, ist derjenige, der die Bücher in Angst und Schrecken versetzt. Wieso und warum, dass erfahren wir mit Lucy zusammen im Auftaktband der Reihe.

Nachdem ich vor allem auf den ersten Seiten von Lucy begeistert war, hatte ich danach nur noch Augen für das Setting. Eine Bibliothek inklusive verwirrendem Archiv ist wirklich mal was anderes, und für mich als Bilbiotheksfan genau das Richtige. Die Geschichte lebt von Spannung, es passiert immer irgendwas, doch leider ist es einige mal wirklich vorhersehbar, was passieren wird. Ich hätte mir mehr "Wow"-Wendungen gewünscht, die für Überraschungen gesorgt hätten. Dank des leichten und angenehmen Schreibstils von Marah Woolf, flogen die Seiten nur so dahin, und man gelangt mit Lucy schnell von Kapitel zu Kapitel. Das Ende ist passend für eine Reihe, es verrät nicht alle offenen Fragen, stellt dafür aber neue, und lässt uns Leser nun sehnsüchtig auf den zweiten Band warten.

Fazit:
Der erste Band der Bookless-Reihe konnte mich, trotz teilweise vorhersehbarer Stellen und dadurch abflauender Spannung, begeistern. Dank des Settings, des Schreibstils und der Protagonistin fliegen die Seiten nur so dahin und man springt mit Nathan und Lucy von Kapitel zu Kapitel. Ich bin gespannt auf Band 2 und hoffe auf mehr spannende Wendungen und erneut wunderschönes Setting!

Bewertung vom 28.04.2017
Dark Horses
Ziegesar, Cecily von

Dark Horses


ausgezeichnet

Merritt ist total am Ende, es scheint als hätte sie alles verloren. Ihre einzige Bezugsperson im Leben, mit der sie rede konnte, ihre Freunde, und letztendlich auch ihren Schulabschluss. Als es erneut eskaliert ziehen ihre Eltern die Reissleine und stecken Merritt in ein Heim für Mädchen, die alle einen schwierigen Hintergrund haben, nach "Good Fences". Merritt hat so gar kein Bock sich einzuleben, und dann wird ihr auch noch ein Pflegepferd zugewiesen, eine Regel in "Good Fences" sieht nämlich vor, dass jedes Mädchen sich um ein Pferd kümmern muss.

Und Merritt ist gänzlich unzufrieden mit "Red", denn der scheint eine kleine Ausgeburt der Hölle zu sein. Er lässt sich nicht reiten, nicht führen und bricht immer wieder aus, weshalb er auch einen gesonderten Stall hat. Dennoch beginnt etwas wunderbares und einzigartiges, denn sobald sich beide aufeinander eingelassen haben, und erkennen, dass niemand anders sie so sehr braucht wie die beiden sich gegenseitig, entsteht eine tiefe und enge Freundschaft zwischen Tier und Mensch.

Schon direkt auf der ersten Seite überrascht mich die Autorin, denn das Buch wird aus zwei Sichten erzählt: aus Merritts und aus Reds. Die Möglichkeit zu lesen und zu erleben, was Red denkt und fühlt, sich in ein Pferd hinein zuversetzen, fand ich absolut spannend und aufregend. Ich finde allein der Umstand, wie gut die Autorin dies gemacht hat, ist schon ein Grund dieses Buch zu lesen. Aber es gibt natürlich noch einige mehr Gründe, warum ihr euch dieses Buch nicht entgehen lassen solltet.

Vor allem die Kombination aus genialem Schreibstil und nicht vorhersehbarer Geschichte hat mich dieses Buch innerhalb von zwei Tagen verschlingen lassen. Ich war gefesselt, schockiert und begeistert von den Wendungen im Buch, und teilweise konnte ich nicht fassen, dass Cecily von Ziegesar bestimmte Elemente und Momente im Buch zu gelassen hat. Vor allem das Ende hat mich ganz viele Nerven und Gefühle gekostet. Ich habe nichts davon kommen sehen und war wie gebannt vom Inhalt.


Fazit:
Cecily von Ziegesar hat es geschafft ein Young-Adult-Buch zu schreiben, dass ohne aufgezwunge Liebesgeschichte auskommt, sondern viel mehr auf einer tiefen Freundschaft zwischen Pferd und Reiter setzt, und damit eine einzigartige Geschichte geschaffen. Mit gelungenem Schreibstil aus zwei Sichten, interessanten und schockierenden Wendungen und einem realistischem Ende, überzeugt dieses Buch auf ganzer Linie.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.04.2017
Ein Turnier für vier / Sattel, Trense, Reiterglück Bd.1
Hoßfeld, Dagmar

Ein Turnier für vier / Sattel, Trense, Reiterglück Bd.1


ausgezeichnet

Ich muss gestehen, dass ich am Anfang nicht gedacht hätte, dass diese für jüngere Leser gedachte Geschichte mich doch so fesseln würde. Wie bei jedem Kinderbuch gehe ich immer entspannt an die Sache ran, und erwarte eine einfache und logische Geschichte. Bei "Ein Turnier für Vier" konnte mich Dagmar Hoßfeld, dennoch überraschen.
Die genannten Vier im Titel sind Emily, Benni, Marie und Luca, unzertrennliche Freunde und Pferdeliebhaber. Ihr Freundschaft ist tief verankert, dass merkt man schon auf den ersten Seiten an den Umgang und den Beziehungen untereinander. Ihr Lebensmittelpunkt ist der Reiterhof Bombeerhain, wo sich ihre Pferde und Pflegefohlen befinden. Man wird unmittelbar in die Geschichte gebracht und lernt dann Stück für Stück die Verbindungen kennen.

Jeder der vier Freunde hat seine guten und schlechten Seiten, dass fand ich direktvon Anfang an sehr angenehm und realistisch. Niemand ist zu sehr "überzogen" als Figur, so das eine für ein Jugendbuch passende Stimmung entsteht. Nachdem sie eine alte Freundin auf einem Turnier besucht haben, beschließen die vier Freunde selbst ein Turnier auf dem Brombeerhain zu veranstalten. Nach der anfänglichen Begeisterung müssen sie allerdings lernen, dass sie damit eine hohe Verantwortung tragen. Ob all das klappt und das Turnier ein Erfolg wird, oder gar noch schöne oder böse Überraschungen auf Emily, Benni, Marie und Luca warten, dass müsst ihr dann schon selbst in "Ein Turnier für Vier" nachlesen.

Mit ein "Ein Turnier für Vier" konnte Dagmar Hoßfeld selbst mich, die sonst eher weniger mit Pferden zu tun hat und keine Ahnung vom Turniersport hat, begeistern und eine ordentliche Portion Sympathie schaffen. Dabei war es vor allem der Schreibstil und die nebenbei eingeläuteten Erklärungen, die Kenner des Sports sicherlich nicht stören, aber Unwissende wie mich nebenbei aufklären, ohne das die Handlung stoppt oder verlangsamt wird.
Fazit:
"Sattel, Trense, Reiterglück" von Dagmar Hoßfeld hat es schon mit dem Auftaktbuch der Reihe geschafft in mir einen kleinen Fan zu gewinnen. Eine gute Mischung aus Pferdegeschichte und Jugendbuch sind die Grundsteine mit denen die Autorin eine schöne Atmosphäre schafft, die aber eben nicht immer Eitel Sonnenschein ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.04.2017
Mein Name ist nicht Freitag
Walter, Jon

Mein Name ist nicht Freitag


ausgezeichnet

Wie fasst mein Buch in Worte, welches eine der schlimmsten Zeiten der USA zeigt. Ein Buch, dass dem Leser entführt in eine Zeit, als nicht jeder Mensch das Recht hatte frei zu sein? Ich finde es unglaublich schwer zu beschreiben, wie ich "Mein Name ist Freitag" finde, was dieses Buch in mir auslöst. Da mir aber das Thema, und das Buch selbst, sehr wichtig ist möchte ich euch "Mein Name ist nicht Freitag" vorzustellen.

In einer kurzen Vorgeschichte erfahren wir von Samuel, wie er und sein Bruder Waisen wurden. Nach einem Umzug ins Waisenhaus beginnt Samuels Geschichte. Samuel war ein interessanter und toller Protagonist, vor allem weil er ganz anders dargestellt wurde, als man es zunächst gedacht hätte. Er ist gehorsam gegenüber Gott, und besonders gut im lesen und schreiben. Diese Information scheint zunächst trivial, ist aber dennoch wichtig, denn "Mein Name ist nicht Freitag" spielt im Bürgerkrieg in den USA. Und zu dieser Zeit ist es nicht üblich, dass ein farbiger Junge schreiben und lesen kann. Eigentlich ist es sogar verboten, und es wird immer zu angezweifelt, dass Farbige dies überhaupt erlernen können, sind sie doch Menschen zweiter Klasse.

Diese Thematik, Unterdrückung der Farbigen, zieht sich durchgängig durch die Geschichte, ist jedoch nicht der primäre Handlungsstrang, denn dieser beschreibt viel mehr, wie ein Junge in den Wirren des Bürgerkrieges versucht seinen Glauben an Gott und seinen Bruder wiederzufinden. Die historischen Fakten im Buch sind wirklich gut recherchiert und haben mir erneut schockierend vor Augen gehalten, wie grausam der Mensch sein kann. Allgemein schafft es Jon Walter durch die naiven Augen eines Kindes, und einem einfachen aber prägnanten Schreibstil, eine einprägsame und erschütternde Reise in die amerikanische Vergangenheit.

Ich möchte nicht zu viel vom Ende verraten, dennoch muss ich sagen, dass ich einige Wendungen und Entwicklungen nicht vorhergesehen habe. Jon Walter wechselt in seiner Erzählung geschickt zwischen Raffungen und Dehnungen, so dass die kleinen scheinbar unbedeutende Momente viel mehr Beachtung finden, da sie die Thematik des Buches wunderbar einfangen.


Fazit:
Man muss dieses Buch einfach selbst lesen um zu verstehen, was es zu etwas besonderem macht. Der Plot, das Setting, der Handlungsstrang und die vielen, kleinen Hinweise darauf, die die Menschenwürde zur damaligen Zeit keinen Wert hatte, machen dieses Buch zu einem Highlight. "Mein Name ist nicht Freitag" ist ein wirklich gut recherchierter, historisch-fikitonaler Roman, der durch vor allem durch seine Perspektive und seinen Schreibstil brilliert.

Bewertung vom 28.04.2017
Meine Flucht aus Nordkorea
Park, Yeonmi

Meine Flucht aus Nordkorea


ausgezeichnet

Schon der Titel verrät worum es geht, und das dieses Buch keine leichte Kost werden wird. Yeonmi wurde in Nordkorea geboren und hat am eigenen Leib erfahren, was es heißt, auf sich selbst gestellt zu sein. In ihrer Autobiografie berichtet sie uns von ihrem Weg heraus aus Nordkorea in das Hoffnungsland Südkorea, um endlich frei sein zu können.

Mit einer fast nüchternen Sprache nimmt uns Yeonmi mit und zeigt uns, wie grauenvoll das Leben in Nordkorea ist. Man muss sich dabei immer vor Augen halten, dass diese junge Frau nicht etwas 70 oder 80 Jahre alt ist, sondern ihre Geschichte ist Brandaktuell. Was sie uns mutig und ehrlich schildert passiert tatsächlich zur Zeit in Nordkorea, um so grausamer und schockierender wirkt ihre Geschichte auf mich.

Das Buch ist in drei Teile untergliedert, die sich nach den verschiedenen Stationen von Yeonmi auf ihrer Flucht richten. Zunächst wird ihr Leben in Nordkorea beschrieben, besonders schmerzvoll fand ich hier, dass sie teilweise mit ihrer Schwester wochenlang alleine war, in einem kalten Haus, ohne Essen. Als ihr dann endlich die Flucht nach China gelingt beginnt der zweite Abschnitt des Buches, doch leider bietet auch China keinerlei Hilfe für sie. Habe ich schon bei den Beschreibungen und Erzählungen in Nordkorea "schlucken müssen", so war für mich die Behandlung der Flüchtlinge aus Nordkorea in China umso schrecklicher, wenn man bedenkt, was diese vorher durchgemacht haben.
Und selbst als Yeonmi endlich Südkorea erreicht, die Staatsbürgerschaft erhält, und ihr Leben wirklich beginnen kann, geht es ihr immer noch schlecht. Denn selbst wenn sie frei ist, hat sie einfach kein Geld um sich einen gewissen Standard zu leisten, für sie bedeutet es erneut, arbeiten bis zum Umfallen, und das Beste aus sich zu machen.

Ich bewundere Yeonmi Park für ihre ehrlichen Worte in ihrer Autobiografie, sie ist stark und mutig. Ab und an wirkte das Buch unglaublich nüchtern und unnahbar im Schreibstil. Ich vermute aber, dass dies vor allem dadurch entsteht, dass Yeonmi schon selbst früh erkannt hat, dass sie genau das sein muss: unnahbar und verschlossen. Eine wirklich mutige Frau, die uns allen die Augen öffnet, und zeigt, dass wir viel glücklicher mit unserem Leben sein sollten, denn wir sind frei!


Im folgenden noch ein Video, welches der Goldmann Verlag als Trailer zur Verfügung stellt, und in dem sich die wohl bekannteste Rede von Yeonmi Park wiederfindet.


Fazit:
Jeder, wirklich jeder, sollte dieses Buch lesen, um zu verstehen, was es bedeutet, dass wir das Glück haben in unserem Land geboren und aufgewachsen zu sein. Wir sind frei, wenn wir geboren werden, wir dürfen uns frei entfalten, alles werden was wir möchten, und selbstbestimmen. Wir haben Essen, Trinken, Strom und fließendes Wasser. Sollte man jemals an den Punkt kommen, an dem man denkt: "Wieso ist die Welt so unfair zu mir?", dann denkt an die armen Kinder in Nordkorea, die so viel weniger von dieser Welt, von ihrem Leben, haben.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.04.2017
City of Heavenly Fire / Chroniken der Unterwelt Bd.6
Clare, Cassandra

City of Heavenly Fire / Chroniken der Unterwelt Bd.6


ausgezeichnet

Ich habe sehr lange gebraucht, oder auch gewartet, bis ich mich dem Abschlussband der Chroniken der Unterwelt-Reihe gewidmet habe. Lange habe ich gedacht, dass der Abschlussband meinen Anforderungen niemals entsprechen könnte, und dann wollte ich einfach nicht das letzte Stück der Reihe kennen, weil es dann vorbei wäre. Aber irgendwann muss man sich der "Angst" stellen, und ich muss gestehen, ich wurde nicht enttäuscht.

Das Setting und die Protagonisten sind bekannt, hier gab es kaum Neuigkeiten, was aber nicht stört, denn es ist toll in bekannte Welten abzutauchen. Cassandra Clare hat es aber auch geschafft, ihr Universum um ein paar neue interessante Plätze zu erweitern. In Sachen Charakterentwicklung gibt es auch noch einiges Potenzial welches die Autorin aufgreift. Manchesmal fand ich neue Züge an den Charakteren leicht überspitzt, aber insgesamt mochte ich sie.

Den wohl größten Schockmoment hat mir Simon verpasst, und wer den Band kennt wird mir zustimmen, denn durch seine Taten und seinen Willen hat er es geschafft, über die sechs Bände vom "Typen von nebenan" zum "Retter der Welt" zu werden, der uns dann das Herz bricht, und zwar auf die wohl rührendsten Art die es gibt. Hier hat mich Cassandra Clare nochmal komplett überrascht, und vor allem fand ich die Idee toll und sie stellte einen tollen Twist-Plot dar.

Obwohl auch dieser Band eine ordentliche Anzahl an Seiten hat, fliegen diese nur dahin. Man liest sich rasant durch die Geschichte und die Spannung steigt zunehmend bis zum wirklich gelungenen Finale. Es hat Spaß gemacht die Reihe zu lesen, dennoch bin ich nun traurig, dass sie vorbei ist. Zum Glück liefert uns Cassandra Clare neue spannende Romane.


Fazit:
Ich möchte zu einem Abschlussband immer nur bedingt ein paar Aussagen treffen, viel mehr möchte ich jedem, der die Chroniken der Unterwelt noch nicht kennt, die gesamte Reihe ans Herz legen. Lasst euch von der möglichen Seitenzahl nicht abschrecken, denn die Geschichte rund um Clary, Jace und Simon ist einfach toll, spannend und romantisch.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.04.2017
Die Prophezeiung der Hawkweed
Brignull, Irena

Die Prophezeiung der Hawkweed


gut

Eine Prophezeiung, zwei Mädchen und eine böswillige Hexe. Das ist der Stoff aus dem Irena Brignulls Buch gemacht ist, und der wie ich finde, eine sehr gute Grundlage bildet. Poppy und Ember wären wenige Sekunden nach ihrer Geburt durch einen Zauber vertauscht. Die Mädchen sind Außenseiterinnen und haben immer das Gefühl nicht dazu zugehören, bis sie sich eines Tages begegnen und ineinander die besten Freundinnen entdecken. Doch ihr Glück dauert nicht lange an, denn ein böses Omen liegt über dieser Freundschaft.

Ich muss wirklich gestehen, dass mich die Klappentext und die Idee total begeistert haben, mich aber ein paar Szenen bei der Umsetzung gestört haben. Zunächst lernen wir über einen kurze Vorgeschichte Raven kennen, sie ist diejenige die für den Austausch von Poppy und Ember verantwortlich ist. Denn sie fürchtet, dass ihre Tochter nicht die Hexenkönigin werden wird, wenn ihre Schwester ihr Mädchen zur Welt bringt. Die Prophezeiung der Hawkweed sagt nämlich voraus, dass eine der beiden Schwestern einmal die neue Hexenkönigin bekommen wird, und somit den Clan wieder zu neuer Macht verhilft. Nach dieser Einleitung wechseln wir in die Gegenwart und erleben wie Poppy und Ember in ihrem Umfeld, mit all ihren Höhen und Tiefen. Ich fand die Lebensgeschichten der Mädchen wirklich ergreifend, man merkt einfach, dass sie sich in ihrer Haut nicht wohlfühlen. Umso verwirrender fand ich, wie schnell die beiden Freundinnen werden, wie schnell sie zu dem jeweils Anderen Vertrauen aufbauen.

Der Verlauf ist fast durchgängig spannend, mit einem Wechsel zwischen der Geschichte zur Prophezeiung und einer Liebesgeschichte. Denn in Poppys Leben tritt auf einmal Leo, ein Straßenjunge der ihr total den Kopf verdreht. Zwar mag ich die Dynamik die Leo in die Geschichte bringt, allerdings hätte ich mir gewünscht, dass er eine wichtigere Rolle spielt, als nur den Jungen der die Mädchen verzaubert. Zwar bekommen die Frauen in "Die Prophezeiung der Hawkweed" dadurch eine hohe Machtstellung, aber irgendwie hätte ich mir doch mehr erhofft von Leos Rolle.

Die Geschichte rund um die Prophezeiung fand ich ganz spannend gestaltet. Die Lebensweise, die Brutalität und Geschichte der Hexen war wirklich gut beschrieben, vor allem die schonungslosen Ansichten zu den Unwerten, also den nicht-magischen Menschen, waren schockierenden interessant. Zum Ende spitzt sich der Konflikt rund um die Hexenkönigin zu, und man wollte auf den letzten Seiten das Buch nicht weglegen.


Fazit:
Die Idee von "Die Prophezeiung der Hawkweed" fand ich grandios, allerdings hat mir die Umsetzung nur teilweise gefallen. Die Geschichte zur Hawkweed-Prophezeiung war auch gelungen und spannend, leider muss sich gestehen, dass mir die Freundschaft zwischen Ember und Poppy zu schnell kam, und zudem die Liebesgeschichte zu wenig Verbindung zu Hauptgeschichte hatte.

Bewertung vom 28.04.2017
Ein Pferd namens Milchmann
Rosenboom, Hilke

Ein Pferd namens Milchmann


ausgezeichnet

Ich plädiere dafür, dass jeder Erwachsene wenigstens einmal im Monat ein Kinderbuch liest, um daran erinnert zu werden, wie es ist die Welt mit Kinderaugen zu sehen. Besonders dafür geeignet ist das Buch "Ein Pferd namens Milchmann". Es zeigt auf ganz eigenen Art und Weise, das Kinder die Welt oftmals einfacher und schöner begreifen als Erwachsene.

Worum gehts? An einem ganz normalen Morgen kann Herman seinen Augen nicht trauen. Auf der Terrasse steht ein Pferd, ein echtes, lebendiges Pferd. Und plötzlich sind Fieber und Angst vor dem Diktat vergessen, denn so ein Pferd taucht ja nicht plötzlich aus dem Nichts auf oder? Herman versucht nun hinter das Rätsel zu gelangen, woher Milchmann, so hat er das Pferd getauft, gekommen ist, und wie er ihn retten kann. Dabei stehen ihm viele skurrile Situationen bevor, egal ob mit der neugierigen Nachbarin, dem Yogateppich seiner Mutter und dem grimmigen Mathelehrer. Ständig ist Herman darum bemüht Milchmann zu retten und ihm nur das Beste zukommen zu lassen.

Mit viel Fantasie und der richtigen Brise an Kinderwitzen, schreibt Hilke Rosenboom "Ein Pferd namens Milchmann", und trifft damit genau meinen Geschmack für ein Kinderbuch. Direkt mit Milchmanns erstem Auftritt fragt sich sowohl der Leser als auch Herman woher denn nur dieses Pferd kommt, und was man damit nun machen soll. Als dann auch noch Verbrecher auftauchen ist der Spannungsbogen komplett und man bangt und zittert, und hofft auf ein gutes Ende.

Einen großen Pluspunkt bekommt das Taschenbuch von mir wegen der tollen Illustrationen im Buch, und dem wohl, unbewusst witzigsten, besten Freund seit langem in einer Geschichte: Babir. Immer was zu Essen dabei, stets Fragen im Kopf, aber leider kaum passende Antworten, dennoch steht er Herman zur Seite, und kaut dabei leise vor sich. Ich muss gestehen, dass mich das Dreiergespann aus Milchmann, Herman und Babir immer wieder hat schmunzeln lassen beim Lesen!


Fazit:
Für Kinder ab 8 Jahren, so die Empfehlung vom Verlag, ist dieses Buch auf jeden Fall ein kleines Lesevergnügen. Mit der richtigen Mischung aus Spannung, Humor und Ernsthaftigkeit schafft es Hilke Rosenboom die kleinen und großen Leser zu begeistern.

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