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La Calavera Catrina

Bewertungen

Insgesamt 618 Bewertungen
Bewertung vom 19.02.2024
Einfach gärtnern! Naturnah und nachhaltig
Mager, Horst

Einfach gärtnern! Naturnah und nachhaltig


sehr gut

«Einfach gärtner!» von Horst Mager ist ein gutes Buch, um sich inspirieren zu lassen. Er zeigt, wie naturnahes und nachhaltiges Gärtnern aussehen könnte und gibt Möglichkeiten vor, die man in die eigenen Gartenplanung einbeziehen kann. Basierend auf dem eigenen Garten von Horst Mager und jahrelanger Erfahrung, kann man hier viele Anregungen mitnehmen. Wer konkrete Schritt-für-Schritt-Anleitungen für Hochbeete usw. bevorzugt und viele Fotos braucht, wird hier nicht fündig. Wer mit dem Gedanken spielt, einen Garten anzulegen und sich erst mal einen Überblick verschaffen will, schon eher, denn die Planung muss stimmen und alles andere, findet Mager, ist gar nicht so kompliziert.

Horst Mager wünscht sich mehr naturnahe Achtsamkeit im Garten, um „der Natur mehr Raum“ zu geben und mit ihr in Verbindung zu treten. Diese Einstellung vertritt er konsequent in seinem Buch, zeigt seine Art, zu gärtnern, die viel Leidenschaft für die Pflanzenwelt ausstrahlt. Um Anfänger nicht zu überfordern und Raum für die eigene Kreativität zu lassen, enthält das Buch zwar viele Informationen, aber keine Anleitungen. Es gibt auch nicht zu allen vorgestellten Pflanzen Bilder. Die Bilder, die da sind, wirken sehr edel, nehmen ganze Seiten ein und machen absolut Freude beim Durchblättern. Insgesamt ist die Gestaltung unaufgeregt einheitlich und simpel, das Buch selbst sehr handlich, mit stabilem Papier. Zusammen mit dem angenehm ehrlichen Schreibstil wirkt «Einfach gärtner!» sehr persönlich und authentisch. Denn Mager erzählt auch von seinem Wandel, wie dem Wechseln von Rasenfläche zu Wildwiese und zeigt, Veränderung ist möglich. Ein schönes Gartenbuch mit Klasse, wie ich finde, das eine naturnahe Philosophie vertritt.

Bewertung vom 13.02.2024
Ein kleines Geheimnis - Spiel mit mir und ich verrat es dir!
Ofner, Agi

Ein kleines Geheimnis - Spiel mit mir und ich verrat es dir!


ausgezeichnet

Das kleine Einhörnchen tut sehr geheimnisvoll und macht es damit wirklich aufregend und spannend, für alle kleinen Leser und Leserinnen ab zwei Jahren, was es denn nun als Nächstes vor hat und welches Geheimnis es nicht verraten möchte.

Es spricht die Kinder direkt an und lädt sie ein, aktiv zu werden und gemeinsam zu spielen. Ob Verstecken, Singen, Naschen oder ein Nickerchen machen - es kommt auf die tollsten Ideen, um sich zu beschäftigen und gönnt sich auch eine Pause. Der Vorlesetext ist in weißer Schrift geschrieben und in wellenförmiger, oranger Schrift die Anleitung, was man tun kann. Mir hat besonders die Mischung aus Spiel und Spaß gefallen, und das die schönen Illustrationen trotzdem etwas beruhigendes haben und sich auf das Wesentliche besinnen.

Der Hintergrund ist Dunkelblau und damit steht das sehr süße Eichhörnchen ganz im Vordergrund und ist stets in seinem natürlichen Element. Ob es durch die Natur spazieren geht oder mit Tannenzapfen und Nüssen hantiert, es gibt immer etwas zu Entdecken. Am Ende wird dann natürlich das Geheimnis gelüftet. Ein zuckersüßes Buch für die Kleinen, mit Himbeere obendrauf.

Bewertung vom 13.02.2024
Mayfair House
Hay, Alex

Mayfair House


sehr gut

Die historische Geschichte spielt in London, Anfang des 20. Jahrhunderts. Mrs. King war viele Jahre Haushälterin für die Familie im Mayfair House. Doch nun weht einer anderer Wind. Nachdem der Hausheer gestorben ist, übernimmt die Tochter das Zepter. Aufgrund eines Fehlverhaltens hinsichtlich der Knigge, wird Mrs. King fristlos gekündigt. Rachepläne verschaffen Mrs. King Genugtuung und so stolziert sie erhobenen Hauptes aus der Villa. Während des kommenden Balls, den sie selbst mutgeplant hat, wird sie die Villa ausrauben. Ein waghalsiger Coup mit sechs ungewöhnlichen Komplizinnen, die teilweise ebenfalls angestellt waren.
Die Sonderbarkeiten, Enthüllungen der Geheimnisse und überraschenden Wendungen mochte ich besonders, gerade weil sie so skurril waren.

Mir lag der Fokus allerdings zu sehr auf der detaillierten Planung des Coups. Das hat etwas die Spannung gedrosselt und für einige Längen gesorgt. Schließlich ist die Frage, ob der Raub gelingen wird, die treibende Kraft beim Weiterlesen. Das erinnert aber tatsächlich an die Handlung in dem Film »Ocean’s 8«. Zudem fühlte ich mich lediglich durch die Sprache ins 20. Jahrhundert versetzt. Ich hätte mir mehr historischer Atmosphäre und britischen Humor gewünscht.

Gefallen haben mir die familiären Verstrickungen, die auch innerhalb des Ensembles für Dynamik sorgten und auch mal von der Haupthandlung abwichen. Ein Personenregister wäre bei der Fülle an Figuren ideal gewesen, und sicher ebenso hilfreich, wie der Grundriss der herrschaftlichen Villa auf dem Vorsatz. Die Charaktere sind oberflächlich, aber trotzdem interessant und es wird erst mit der Zeit klar, mit welchen Motiven jede Einzelne von ihnen an dem Raubzug mitwirkt. Es war schön zu lesen, wie ihr Engagement steigt und der Zusammenhalt wächst, während ihr Plan Gestalt annimmt. Folglich geht es nicht nur um ein geplantes Verbrechen und Rache, sondern auch um Freundschaft und Familie.

Insgesamt hat mir das Buch für ein Debütroman gefallen und ich würde für alle eine Empfehlung aussprechen, die mit den oben genannten Kritikpunkten leben können.

Bewertung vom 13.02.2024
Trophäe
Schoeters, Gaea

Trophäe


ausgezeichnet

Hunter White hat endlich seine Jagdlizenz für ein Spitzmaulnashorn, und ist aus Amerika nach Afrika gereist, um mit dem Jagdleiter und Berufsjäger Van Heeren seine Big Five zu komplimentieren. Doch es kommt alles anders, und der weitere Verlauf birgt einige Überraschungen.

Ich mochte diesen imposanten Erzählstil sehr. Gaea Schoeters dehnt die Gegenwart aus, fängt jedes Detail ein und schweift zum richtigen Zeitpunkt in Erinnerungen ab, bevor die Gedanken zurückkehren, in die unerbittliche Wirklichkeit. Das macht vor allem das letzte Drittel sehr spannend und ich finde, man erhält tiefe Einblicke in Umstände, die man vermutlich nie selbst erleben wird, und gewinnt einen bleibenden Eindruck von Afrika. Nahezu leichtfüßig fließen zudem interessante Fakten über die Tiere und die Jagd ein. Gaea Schoeters zeigt einige Sichtweisen auf, jedoch ohne diese zu bewerten. So werden auch Umweltaktivisten erwähnt, die ein vollständiges Jagdverbot fordern, oder wenigsten ein Verbot für die Einfuhr von Trophäen. Insgesamt erzählt Gaea Schoeters diese Geschichte aber aus der Sicht eines Jägers, in der dritten Person, der seine Beute mit Respekt behandelt. Was Hunter antreibt, ist der „Kick des Risikos“. Aus seiner Sicht ist „die Jagd eine Form des Artenschutzes, und deshalb ein artgerechter, ehrenhafter Sport, und das Wildern ein schreckliches Verbrechen.“

Dieses Buch hat mich sehr beschäftigt, denn ich hatte vorher keine Ahnung von dem Thema. Deutschland ist in der EU das Land, mit den meisten Trophäensammlern. Ich stehe Trophäenjagd ablehnend gegenüber, weshalb mich die Betrachtungsweise besonders interessiert hat. Was treibt solche Männer an, Trophäen zu jagen? Doch Hunter ist kein Jagdtourist, der nur auf ein moralisch fragwürdiges Porträt aus ist, er ist überzeugt, seine Prinzipien sind fair, respektvoll und ethisch. Für ihn ist es kein „perverses Reiche-Leute-Hobby“. Er ist pragmatisch und findet es schön, ein totes Tier an die Wand zu hängen und seiner Frau als Geschenk mitzubringen.

"Trophäe" bietet nicht nur Einblicke in die Sichtweisen eines Jägers, das unberührte, wilde Afrika und die Essenz des Jagens, sondern zeigt auch, wenn die „Einkünfte aus der Trophäenjagd wegfallen, haben die Wilderer freies Spiel.“ „Was wertlos ist, wird nicht geschützt.“ Nur Trophäen haben einen Wert. Es fehlt an Alternativen, und damit an Geld, um wirkliche Artenvielfalt und Naturschutz zu ermöglichen. Diese ethischen Urteile stehen zwischen den Zeilen und laden dazu ein, sich näher damit zu beschäftigen. Besonders interessant fand ich das Einbringen einer neuen Komponente, die Menschen vor Ort, die Buschmänner, ebenfalls wirtschaftlich wertlos. Gaea Schoeters bringt eine Dynamik mit ein, die mich sprachlos gemacht hat. Den weiteren Verlauf fand ich packend und das Ende grandios. Am Ende konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen und es gab viele Textstellen, die ich mir markiert habe.

Eine Geschichte, die einen nicht so leicht loslässt und den Horizont erweitert. Große Empfehlung von mir.

Bewertung vom 13.02.2024
The Fort
Korman, Gordon

The Fort


ausgezeichnet

Die Geschichte beginnt mit dem dreizehnjährigen Evan, der unfreiwillig Ricky zu einem Treffen mit seinen Freunden Mitchell, Jason und C.J. mitnimmt, die im Wald ihren gerade gebauten Zufluchtsort begutachten, der durch einen Hurricane zerstört wurde. Ricky ist es, der die freigespülte Tür zu einem Bunker aus dem Kalten Krieg entdeckt und schnell wandelt sich Enttäuschung zu absoluter Überwältigung. Dieses Fort wird für die fünf Jugendlichen zu einem geheimen Treffpunkt, mit dem Flair der Siebzigerjahre, den sie täglich aufsuchen, um gemeinsam Playstation zu spielen oder Filme zu gucken. Doch für C.J. ist es auch ein Zufluchtsort, der ihn vor den brutalen Wutausbrüchen seines gewalttätigen Stiefvaters schützt. Das soll aber keiner wissen. Es ist eines von vielen Geheimnissen in dieser Geschichte mit großer Sogkraft. Dieser Fort soll nur ihnen gehören und unbedingt geheim bleiben. Das stellt Jason vor ein moralisches Dilemma, weil er seine Freundin nicht anlügen will. Evans Bruder Luke ist vom Weg abgekommen und treibt sich mit Jaeger rum, einem tyrannischen Schlägertyp. Sie merken, dass die Jungs etwas verbergen und versuchen ihr Versteck zu finden, bis die Lage heikel wird. Ricky ist zwar der Neue, der Außenseiter und ein „erstklassiger Besserwisser“, aber seine Intelligenz und gute Beobachtungsgabe ist eine große Bereicherung für die Gruppe. Mitchell kann Ricky nicht leiden und lässt ihn das spüren. Seine Zwangsstörung trägt dazu bei, dass er unbedacht Gefühle anderer verletzt.

Es sind fünf ganz unterschiedliche Charakter mit eigenen Problemen, Geheimnissen und Schwerpunkten, und ihre Freundschaft, in der sich sich näher stehen als Brüder, hat mich sehr begeistert und berührt. Ich mochte die Jungs so sehr, dass ich sie, nach der Beendigung des Buches, vermisst habe. Auch der Inhalt wirkt nach. Trotz bedrückender Themen, wie häusliche Gewalt, Scheidung, Armut und Vernachlässigung, wird die Geschichte nie unangenehm bedrückend. Sie erzählt von Zusammenhalt und ist mitreißend und spannend, weshalb ich die zweite Hälfte am Stück verschlugen habe. Mir hat besonders gefallen, das Gordon Korman die Balance aus Oberflächlichkeit und Tiefe gut gelungen ist. Sein Schreibstil liest sich schnell weg und die Erzählperspektive ist klug gewählt, denn abwechselnd taucht man kapitelweise in die Ich-Perspektiven aller fünf Jugendlichen ein (sowie Luke, dem Bruder von Evan). Als ich mich daran gewöhnt hatte, fand ich es ideal und aufschlussreich. Es bleibt trotzdem unvorhersehbar, wie alles aufgelöst wird, was dann zu einem packendem Finale führt, indem es um das Überleben geht. Insgesamt bin ich begeistert und finde, "The Fort" ist nicht nur für die Zielgruppe lesenswert.

Bewertung vom 13.02.2024
Der Wortschatz
Gugger, Rebecca

Der Wortschatz


ausgezeichnet

Oscar liebt es Schätze zu finden. Als er beim täglichen Löcherbuddeln eine Truhe findet, malt er sich bereits auf dem Heimweg die tollsten Schätze aus, die er darin finden wird. Als Oscar zwei Tage später die Truhe öffnet, befinden sich darin aber keine Goldkrone oder Diamanten, sondern Wörter, die kreuz und quer liegen. Enttäuscht probiert Oscar ein bisschen herum, zupft dran und verändert seine Form, bis er das Interesse verliert und "Quitschgelb" hinter sich wirft. Als dann ein quetschgelber Igel an ihm vorbeistürmt, wird Oscar neugierig und probiert noch mehr Wörter aus, bis die Truhe leer ist. Was nun?

Bis die Truhe leer ist, bekommt man bereits einen wunderbaren Eindruck, wozu Worte in der Lage sind, wenn sie unser Vorstellungsvermögen anregen. Oscar hat sichtlich Spaß dabei, die Worte auszuprobieren, und sowohl die kreativen Illustrationen dazu begeistern, wie auch die dazu passenden vielseitigen Adjektive. Man wird bereit spielerisch dazu eingeladen, mitzumachen und das Buch versprüht Wortmagie, über die Wahrnehmung unserer Umwelt. Am Ende gibt es noch viele Illustrationen, die zum fantasievollen Erfinden einladen. Seinen wirklichen Schatz findet Oscar aber mit Luise, nachdem alle Erwachsenen viel zu beschäftigt waren, ihm zu helfen. Oscar lernt, wie wertvoll Worte sind, dass man sie mit Bedacht wählen sollte und sie überall finden kann. Denn es gibt so viele Möglichkeiten: kreative Worterfindungen, schöpferische Wortkreationen oder hellwache Wörtersuche. Oscar lernt schließlich eine Menge neuer Wörter kennen und erforscht mit allen Sinnen.
Mein absoluter Liebling ist in Wort und Bild die Doppelseite, wo Oscar und Luise auf der Wiese liegen und sie ihm ein Wort schenkt, während die Bäume Schatten werfen.

Fazit: Ein tolles Bilderbuch, das ich sehr empfehlen kann. Eine Hommage an unseren Wortschatz und unsere eigene Wörtertruhe, die wir jederzeit selbst füllen und leeren können. Es ist ein gelungenes Zusammenspiel aller Elemente, das für Groß und Klein gleichermaßen Wertvolles und Spaß bereit hält. Dazu gibt es zudem online pädagogisches Material für die Grundschule.

Bewertung vom 13.02.2024
Lily und der Herzenszauber
Fleming, Lucy

Lily und der Herzenszauber


ausgezeichnet

Wer sich vom Cover angezogen fühlt, sollte unbedingt mal reinschauen, denn die Geschichte ist so schön, wie das traumhafte Cover mit Schimmereffekt, hoffen lässt.

Lily hat als Teichnixe ein großes Verantwortungsgefühl für alle ihre Freunde. Sie liebt den Teich und sorgt für Ordnung und hilft, wo sie gebraucht wird, damit sich alle wohlfühlen. Diese traumhafte Natur soll für alle Lebewesen ein sicherer Ort sein. Dazu gibt es auch einen, sich mehrmals wiederholenden, Reim, indem Lily kundtut, dass sich niemand sorgen muss, weil sie immer auf alle aufpassen wird. Das löst bereits beim Lesen ein behagliches Wohlgefühl aus und vollzieht noch, getreu der Botschaft, eine wichtige Veränderung. Lily ist wie eine Mutter, die sich um all ihre Kinder kümmert. Dazu gehören auch wachsende Sorgen, ihre Freunde nicht beschützen zu können. Aber kann eine kleine Teichnixe wirklich so viel Verantwortung alleine tragen? Hier werden sich bestimmt auch Erwachsene angesprochen fühlen.

"Lily und der Herzenszauber" ist eine süße Geschichte über Solidarität, Selbstlosigkeit, Fürsorge, sowie Freundschaft und erzählt von von Gemeinschaft, Natur und Momenten der Überforderung, in denen alles zu viel wird und man etwas Mut braucht, um nach Unterstützung zu fragen. Lucy Fleming hat diese Geschichte nicht nur verfasst, sondern auch ganz großartig bebildert. Harmonische Töne unterstreichen das lebendige Treiben am Teich und verleihen Lily eine zarte Sanftheit und Wärme. Sehr niedlich ist auch Lily´s bester Freund Blubber, die Kaulquappe. Denn im Verlauf der Handlung vollzieht Blubber eine spannende Wandlung - von Seite zur Seite.

Für Kinder ist das eine wirklich schöne Geschichte, mit ganz einfachen Texten zum Vorlesen oder Selberlesen, einem Reim zum Mitsprechen und natürlich schöne llustrationen mit Meerjungfrauen-Zauber, die garantiert begeistern. Eignet sich auch prima für das abendliche Vorleseritual. Daher eine uneingeschränkte Empfehlung für Kinder ab 4 Jahre.

Bewertung vom 13.02.2024
Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
Tsokos, Anja;Tsokos, Michael

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge


sehr gut

Diese schräge Geschichte ist eine Zeitreise in die die ehemalige DDR mit dem Zeitzeugen Heinz Labensky, einem neunundsiebzig Jahre altem Mann, „planlos wie eine Kuh, wenn’s donnert“, kein Genie, kein Mann der Worte, aber einer mit Herz.

Heinz Labensky führt ein unauffälliges Leben in einem Feierabendheim in einem Betonklotz, als er einen Brief erhält. Darin schreibt eine Frau von seiner allerbesten Jugendfreundin Rita, welch schreckliches Schicksal sie ereilt haben soll, und wie Heinz die Absenderin, Ritas Tochter, kontaktieren kann. Bestürzt von dem möglichen Tod seiner Freundin, fackelt Heinz nicht lange und macht sich von Erfurt auf den Weg nach Rostock Warnemünde zum Hotel Neptun, um dort Ritas Tochter zu treffen. Auf dieser Reise landet er schließlich in einem Flixbus, der ihn sozusagen auf eine Zeitreise schickt, bevor er sein Ziel erreicht. Wechselnde Reisende kommen mit Heinz ins Gespräch und ermutigen ihn, mehr von dem zu erzählen, was er nicht schon unfreiwillig in seinem dahin geträumten Wachkoma preis gegeben hat. Es geht vor allem um die Liebe, denn Heinz wurde stets davon angetrieben, Rita zu finden und zu beschützen, wobei er das ein oder andere Abenteuer in der DDR erlebte insbesondere schicksalshafte Begegnungen, die ihren unvorhersehbaren Lauf nahmen.

Der Erzählstil erinnert ein bisschen an den schwedischen Autor Jonas Jonasson, während die Figur Heinz Labensky die unbedarfte Liebenswürdigkeit eines Forrest Gump besitzt, der ebenfalls durch große historische Momente streifte, ohne die Bedeutung dessen gänzlich zu begreifen und äußerst bildhaft von seinen Erlebnissen berichtet. Ähnlich ist es mit der Hauptfigur, die unwissend der Roten-Armee-Fraktion half, obwohl er am liebsten Eisbecher in der Mokka-Milch-Eisbar aß, in der Sibylle blätterte und genügsam vor sich hin träumte.

Gesprochen wird das Hörbuch von Katharina Thalbach, der es hörbar Spaß gemacht haben muss, diese Geschichte einzulesen. Ihre Stimme passt hervorragend. Heinz Labensky ist eine Figur, mit der man mitfühlen kann, deren Missverständnisse für einige Lacher sorgen. Der Schreibstil bedient sich zahlreicher Ausrücke und Begriffe der DDR, teilweise ist die Story ein bisschen überdreht, eine Mischung aus freier Fiktion und realer Ereignisse und Personen, voller bildhafter Vergleiche, was man mit einem fantasievollen Augenzwinkern betrachten sollte, denn insgesamt wurde ich gut unterhalten und der Schluss hat mir gut gefallen. Wer den Film "Forrest Gump“mochte, gedanklich gern noch einmal in die DDR reisen möchte und skurrile Geschichten mit Herz mag, für den wäre dieses Buch wohlmöglich etwas.

Bewertung vom 13.02.2024
Mina Wirbelfee (Bd. 1)
Magdalena, Zoe

Mina Wirbelfee (Bd. 1)


ausgezeichnet

Mina ist sehr aufgeregt, denn zu ihrem Geburtstag erfährt sie endlich, welche magischen Feenkräfte sie erhält. Doch weder Mama, Papa noch Oma können entziffern, was in dem Brief von der Feenkönigin steht. Dabei ist Geduld nicht Minas Stärke, weshalb sie spontan zur königlichen Hoheit zur Wolke sieben aufbricht, um von ihr höchstpersönlich zu erfahren, was ihre Fähigkeit ist. Begleitet wird Mina von Rüdiger, einem Dackel und Wanda, der Wanderwarze.

Das Feenreich wird von skurrilen Geschöpfen bewohnt und es scheint alles lebendig zu sein: böse Blumen, die sich mit fiesen Gemeinheiten nicht zurückhalten, wehleidigen Bäume, die Unmengen Tränen vergießen und starken, behaarten Meerjungfrauen mit Wampe, die keine Schwäche zeigen. Erinnert ein bisschen an das Wunderland, indem Alice auch so seltsamen Gestalten begegnet, während sie auf dem Weg zur Königin ist.
Eine farbige Fee als Heldin hat Symbolkraft und ist einfach großartig. Mina hat eine starke Persönlichkeit mit viel Selbstvertrauen. Das sie auch mal frech ist und ganz sie selbst sein darf, macht sie authentisch und die Geschichte noch besser. Sie ist voller Tatendrang und mutig, wie sie sich in ein unbekanntes Abenteuer stürzt und nicht aufgibt, auch wenn ihr mal Zweifel kommen. Schließlich ist sie nicht allein, sondern hat ihre Freunde.

Die vielen farbigen Illustrationen sind richtig das absolute Highlight als Witz und Spaß. Alles ist lebendig und hat große Kulleraugen und eine aussagekräftige Mimik. Rüdiger sieht einfach immer süß aus und die Bilder unterstreichen den Humor so gekonnt, dass man bei dem Anblick unweigerlich lachen muss. Es gibt viele schöne Zeichnungen, aber besonders gelungen finde ich das Vorsatzpapier, sowohl vorne als auch hinten, weil es Mina, Rüdiger und Wanda auf ihrer Reise zeigt, am Tag und bei Nacht.

Fazit: Das Vorlesen hat einfach unheimlich viel Spaß gemacht und "Mina Wirbelfee" ist ein sehr witziger, ideenreicher, magisch fantasievoller Auftakt mit Augenzwinkern, versehen mit vielen kleinen Weisheiten und Botschaften der Selbstliebe und Achtsamkeit. Mina lebt die Träume der Kinder aus, und die werden ihren Spaß mit diesem Buch haben.

Bewertung vom 13.02.2024
Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11
Neuhaus, Nele

Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11


ausgezeichnet

Dies ist mein erster Krimi von Nele Neuhaus. Ich kannte die Ermittler Pia Sander und Oliver von Bodenstein also noch nicht und fand mich trotzdem gut zurecht. Jetzt kann die große Beliebtheit ihrer Bücher absolut nachvollziehen. Der Schreibstil war nie holprig oder gewollt, sondern wunderbar flüssig und zielgerichtet. Kein Wort zu viel und in wenigen Sätzen steckte genug Aussagekraft. Nebensächlichkeiten werden schnell abgehandelt, nehmen nie zu viel Raum ein. Trotz der vielen Figuren, die auch in einem Personenregister aufgelistet sind, konnte ich der Handlung gut folgen. Es gibt zwar immer nur einen Absatz zwischen den unterschiedlichen Perspektiven, sodass man schnell umschalten muss, aber da gewöhnt man sich dran. Der Fall ist dramatisch, realitätsnah und bis zum Schluss spannend. Man erhält Einblicke in die kurvenreiche Ermittlung der Polizei und das Verhalten der trauernden Mutter, deren ermordete Tochter ihr ganzer Lebensinhalt war, und der Freundin Sara, die der Polizei Information vorenthält. Schließlich läuft alles reibungslos ineinander und hält trotzdem noch unerwartete Wendungen bereit, sodass die 560 Seiten überraschend schnell verfliegen. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten. Leider wurden bei der Korrektur viele Fehler übersehen, was eher für das Hörbuch sprechen würde. Trotzdem 5 Sterne für diesen gelungenen Krimi, in dem es um Fremdenfeindlichkeit, gesellschaftliche und moralische Fragen und die Probleme medialer Berichterstattung geht.