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MaWiOr
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Insgesamt 3690 Bewertungen
Bewertung vom 15.10.2025
Köhlmeier, Michael

Das Schöne


ausgezeichnet

Der österreichische Schriftsteller Michael Köhlmeier, der besonders für seine Nacherzählungen antiker und heimischer Sagen, biblischer Geschichten sowie für seine Romane bekannt ist, ist auch ein Literaturexperte. In seiner Neuerscheinung „Das Schöne“ lädt er zu einer persönlichen Lesereise ein. In 59 kompakten Texten (kleinen Essays), die er „Begeisterungen“ nennt, stellt er seine Kunstfavoriten vor.

Den Beginn seiner „Begeisterungen“ macht Mozarts 40. Sinfonie, die für Köhlmeier ein Instrument ist, um sich bei Shakespeare und bei all den anderen Werken der Weltliteratur zurechtzufinden. Danach folgen gleich einige Werke der Weltliteratur wie „Anna Karenina“ (Tolstoi), „Faust“ (Goethe), „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ (Twain), „Odyssee“ (Homer), „Der alte Mann und das Meer“ (Hemingway) oder „Der Zauberberg“ (Th. Mann). Aber auch Wilhelm Busch, die Gebrüder Grimm, Friedrich Dürrenmatt, Joseph Roth, Agatha Christie oder Marlen Haushofer gehören zu Köhlmeiers Lieblingsautor*innen. Neben diesen Lektürefavoriten sind es immer wieder Filme und die Musik, die ihn begeistern – von Charlie Chaplin über Batman und Bob Dylan bis zu Keith Richards.

Fazit: Die 230 Seiten dokumentieren, wie vielfältig Köhlmeiers Begeisterungen sind. „Schönheit sei auch und gerade in Kriegszeiten unverzichtbar“, sagte der Autor in einem Interview. Unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 14.10.2025
Westheider, Ortrud; Philipp, Michael; Santorius, Nerina; Zamani, Daniel

Avantgarde


ausgezeichnet

Für die Entwicklung des deutschen Impressionismus spielte die Malerei der französischen Impressionisten eine wichtige Rolle. Wie Max Liebermann bezogen sie hier ihre Inspiration. Die Ausstellung „Avantgarde. Max Liebermann und der Impressionismus in Deutschland“ (Museum Frieder Burda 3.10.2025-8.2.2026 und Museum Barberini 28.2.2026-7.6.2026) würdigt Liebermanns Beitrag zur deutschen Kunst. Neben anderen Malern wie Lovis Corinth, Max Slevogt und Fritz von Uhde wirft sie auch einen Blick auf andere deutsche Impressionisten.

Im Prestel Verlag ist der umfangreiche und üppig illustrierte Katalog zu dieser bemerkenswerten Ausstellung erschienen. Im Essayteil beleuchten renommierte Kunsthistoriker*innen den Impressionismus in Deutschland und die Rezeption des französischen Impressionismus im deutschen Kaiserreich. Zwei weitere Beiträge widmen sich der Genremalerei im deutschen Impressionismus oder Max Slevogt als impressionistischem Maler. Im umfangreichen Katalogteil werden die Ausstellungswerke in ganzseitigen Abbildungen und thematischen Kapiteln („Stadtbilder“, „Haus und Garten“, „Kinderbilder“ oder „Stillleben“) präsentiert und mit Erläuterungen (und vergleichenden Abbildungen) versehen.

Der umfangreiche Anhang bietet dann neben dem Verzeichnis der ausgestellten Werke und einer Auswahlbibliographie auch noch die Chronologie „Max Liebermann und der Impressionismus in Deutschland 1870-1935“. Fazit: Eine tolle Ausstellung und ein Katalog, der zu einem Standardwerk über den deutschen Impressionismus werden könnte.

Bewertung vom 14.10.2025
Bardola, Nicola

Die 55 besten Fünften Beatles


ausgezeichnet

Die Beatles-Begeisterung geht auch nach Jahrzehnten weiter. Der Schweizer Autor und Journalist Nicola Bardola hat in den letzten Jahren schon mehrfach über das Thema „Beatles“ veröffentlicht – z.B. Biografien über Ringo Starr (2020) oder Yoko Ono (2022). Nun ein Musikbuch mit dem ungewöhnlichen Titel „Die besten Fünften Beatles“. Die Fab Four hatten vielmehr „Mitglieder“ als die vier Bandmitglieder. Der „Fünfte Beatles“ ist ein geflügeltes Wort, ja ein Phänomen, um das sich seither viele Geschichten und Anekdoten ranken.

Bardola entschied sich, 55 „fünfte Beatles“ vorzustellen, wobei es auch 66 oder 99 Personen sein könnten, die die Geschicke und die Entwicklung der Band beeinflusst haben. Die Sammlung ist also nicht komplett. Seine Auswahl umfasst dabei bekannte Musiker wie Eric Clapton, Klaus Voormann, Stuart Sutcliffe oder Pete Best, aber auch Manager wie Brian Epstein und Allen Klein, dazu Tontechniker, Fotografinnen (Astrid Kirchherr), Pressesprecher, Komponisten; Designer oder Journalist*innen (Jane Asher).

Bardola weiß viele interessante und mitunter humorvolle Anekdoten aus dem Umfeld der Beatles zu erzählen; dabei beleuchtet er auch die Wechselwirkungen zwischen der Band und ihrem „Schattenkabinett“. Auf diese Art ist eine neuartige Beatles-Biografie entstanden, die viele, bisher vielleicht weniger bekannte Details ans Licht bringt. Vielen Dank an Autor und Verlag.

Bewertung vom 09.10.2025
Schulze-Marmeling, Dietrich;Dahlkamp, Hubert

1966


ausgezeichnet

Die Fußball-WM 1966 in England haben noch viele Fußball-Fans in Erinnerung, auch nach sechzig Jahren. Es ist sicherlich schon viel darüber publiziert worden. Das Autoren-Duo Dietrich Schulze-Marmeling und Hubert Dahlkamp, die beide schon zum Thema „Fußball“ veröffentlicht haben, legt aber mit ihrer Neuerscheinung eine ganz neue Sichtweise vor. Fast tagebuchartig verfolgen sie nicht nur die Fußball-WM im Gastgeberland England, sondern sie beleuchten auch die Vorgeschichte.

71 Nationen hatten sich für die Qualifikation zur WM 1966 angemeldet, was ein neuer Rekord war. Die Informationen beginnen so auch im Herbst 1964, als sich die DFB-Elf mit Schweden und Zypern in der Qualifikation messen musste. Von da an wird fast im Tagestakt das Vorfeld bis zum eigentlichen Turnier mit Fußballnachrichten angefüllt: mit Qualifikationsergebnissen, Länderspielen, den Ergebnissen der Bundesliga, Spielerprämien oder möglichen Mannschaftsaufstellungen. Neben diesen sportlichen Nachrichten haben die beiden Autoren auch eine Vielzahl von politischen und gesellschaftlichen Ereignissen dieser Monate mit aufgenommen – vom SPD-Wahlkampf 1965 über den Vietnamkrieg bis zu Rolling Stone-Konzerten.

Das WM-Turnier vom 11. bis 30. Juli 1966 im „Mutterland des Fußballs“ wird dann mit all seinen Spielen ausführlich und detailliert beschrieben, mit Hauptaugenmerk natürlich auf das Finale und das berühmte Wembley-Nichttor. Fazit: Eine andere, aber durchaus interessante und lesenswerte WM-Geschichte.

Bewertung vom 09.10.2025

Kröners Gedichtekalender 2026


ausgezeichnet

Jedes Jahr gibt es zahlreiche Lyrikkalender, doch Kröners Gedichtekalender ist immer noch etwas Besonderes. Er erscheint seit nunmehr fünf Jahren und hat in dieser Zeit viele Lyrikfreunde gefunden.

Auf 24 Halbmonatsblättern versammelt er deutsche Gedichte, die der Tübinger Verleger Hubert Klöpfer handschriftlich niedergeschrieben hat, was vom Leser eine gewisse Konzentration erfordert. Dadurch wirken die Kalenderblätter aber wie kleine grafische Kunstwerke. Es sind Gedichte, die Klöpfer selbst ausgewählt hat, oder die von anderen Lyrikfreunden gewünscht wurden. Darunter auch Prominente wie Bernhard Schlink, Wolfgang Niedecken oder Elke Heidenreich.

Den Auftakt auf dem Deckblatt macht Ludwig Uhland mit dem „Neujahrswunsch 1817“, ehe dann der Januar mit dem Gedicht „Notizen zur Melodie der Dinge“ von Rainer Maria Rilke beginnt, während mit dem Gedicht „Grad eben“ von Bärbel Buckert der Jahresreigen im Dezember geschlossen wird. Die Bandbreite der dazwischen vorgestellten Lyriker*innen reicht dabei von Else Lasker-Schüler über Georg Trakl, Bertolt Brecht und Friedrich Hölderlin bis zu Wilhelm Busch oder Marie Luise Kaschnitz. Am Ende finden sich auf einem Extrakalenderblatt noch einmal alle Gedichte in gedruckter Form.

Für Klöpfer, der bereits viele Gedichtbände herausgegeben hat, bereitet es immer wieder Freude, die Gedichte in künstlerischer Schönschrift abzuschreiben, obwohl eine intensive Arbeit und auch Fehlversuche dahinterstecken. Fazit: Nicht nur für Lyrikfreunde empfehlenswert.

Bewertung vom 08.10.2025
Russi, Florian

Die sorglose Maus


ausgezeichnet

Der Autor Florian Russi hat schon zahlreiche Publikationen mit Fabeln und Sagen veröffentlicht, von denen einige mehrere Auflagen erlebten. Nun hat er unter dem Titel „Die sorglose Maus“ wieder 111 Fabeln in Prosa vorgelegt. Es sind Miniaturen, die zumeist aktuelle Themen aufgreifen. Da lesen wir von einem völlig überschuldeten Mann, der seine Miete nicht bezahlen konnte, oder auf ein paar Seiten weiter von einem Mann, der aus einfachen Verhältnissen stammt, aber sehr wohlhabend geworden ist. Andere Fabeln handeln z.B. von einem Geizkragen, von Streithähnen, Schildbürgern oder einem Steuerberater. Die Fabeln thematisieren oft das (Fehl)Verhalten von vielen Zeitgenossen.

Natürlich kommen in den Fabeln auch Tiere zu Wort; nicht nur die sorglose Maus, sondern auch zwei Gorillas, ein schwarzer Schwan, ein Löwen-Macho oder eine Büffelherde. Die 111 Fabeln sind ein kurzweiliges Lesevergnügen ohne erhobenen Zeigefinger, obwohl sie alle mit einem Fazit enden. Die Neuerscheinung hat die Grafikerin Petra Lefin mit farbenfrohen Abbildungen illustriert.

Bewertung vom 08.10.2025
Moritz, Rainer

Das Jahr in Büchern. Literaturtipps für jeden Tag


ausgezeichnet

Johann Wolfgang von Goethe empfahl einst: „Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen oder einige vernünftige Worte sprechen.“

Der Schriftsteller und Literaturkritiker Rainer Moritz hat aus der Not eine Tugend gemacht und er gibt für jeden Tag des Jahres einen Literaturtipp. Es ist eine Einladung, neben Werken der Weltliteratur auch zeitgenössische Werke kennenzulernen. Er will seine Auswahl von 366 Literaturtipps (Schaltjahr also inbegriffen) jedoch nicht als Kanon verstehen. Der Schwerpunkt liegt dabei bei der Literatur des späten 20. und des 21. Jahrhunderts.

Den Auftakt am 1. Januar macht das Kurztheaterstück „Goethe. Eine Groteske“ (1908) von Egon Friedell und Alfred Polgar, in dem der fiktive Goethe beim Thema „Goethe“ durch die Prüfung fällt. Zum Jahresabschluss empfiehlt Moritz den Roman „Kleine Probleme“ (2023) von Nele Pollatschek, eine Geschichte über unser Leben mit tausend unerledigten Dingen.

Die Auswahl der Autor*innen reicht von Alfred Andersch über Samuel Beckett, Peter Handke, Thomas Mann, Brigitte Reimann und Theodor Storm bis hin zu Mark Twain oder Richard Yates. Für jeden Literaturtipp ist eine Seite reserviert, auf der Moritz kurze Informationen zu Autor und Werk gibt, aber auch von persönlichen Leseerfahrungen berichtet.

Fazit: Ein vielseitiger Lektüre-Ratgeber durch das Jahr, der vielleicht dazu anregt, einmal seine eigenen Lieblingsbücher in einer Liste zusammenzufassen.

Bewertung vom 07.10.2025
Werge, Michael

Alles über Padel


ausgezeichnet

Die Trendsportart Padel Tennis erobert die Herzen von Sportlern und Sportlerinnen weltweit. In Europa gibt es inzwischen 18 Millionen aktive Spieler*innen. Zudem haben sich in den letzten Jahren zahlreiche Padelturniere etabliert.

In der Neuerscheinung „Alles über Padel“ vermittelt der Padel-Coach Michael Werge die Grundlagen der Sportart. Zunächst gibt er einen kompakten Überblick zur Geschichte des Spiels. Danach widmet er sich ausführlich dem Platz, den Regeln, der Ausstattung sowie der Technik und Taktik. Mithilfe zahlreicher Bilder und farbiger Info-Grafiken stellt der Autor alle wichtigen Aspekte des Spielens umfassend dar: Dazu gibt er wertvolle Tipps zum Kauf der Ausrüstung – Schläger, Schuhe und anderes Equipment. Aber auf Aufwärmübungen und mögliche Verletzungen geht Werge ein. Ein gesondertes Kapitel widmet sich dem Thema „Padel für Kinder und Jugendliche“. Bei Kindern lautet die Empfehlung: ja, aber (bitte lesen). Auch auf Reisen kann man Padel spielen: hier gibt Werge Tipps für zahlreiche Länder, z.B. Padel Courts in Europa.

Mit ihren verständlichen Erklärungen und Abbildungen sowie den praxisnahen Tipps richtet sich die Publikation in erster Linie an Padel-Anfänger, aber auch Fortgeschrittene werden mit Gewinn in ihr stöbern.

Bewertung vom 06.10.2025
Leesker, Christiane

1,2,3 - fertig ist die Weihnachtsbäckerei


ausgezeichnet

In zwei Monaten sind wir mitten in der Adventszeit … und Adventszeit ist Plätzchenzeit! Hier ist das ideale Rezeptbuch für (wie der Untertitel verrät) schnelle Plätzchen zum Genießen und Verschenken. Also bestens geeignet bei chronischem Vorweihnachts-Zeitmangel.

Zunächst gibt die bekannte Kochbuch-Autorin Christiane Leesker mit dem Back-ABC einen Überblick über Zutaten, Gerätschaften und was sonst noch zur Weihnachtsbäckerei gehört. Die knapp fünfzig Rezepte werden dann in die Plätzchensorten „Taler, Schnecken & Stangen“, „Bällchen, Busserl & Cookies“ und „Schnitten, Rauten & Ecken“ eingeteilt. Das leckere Spektrum reicht dann von Dattel-Walnuss-Röllchen über Friesenkekse, Husarenbusserl, Linzer Schnecken oder Prasselplätzchen bis zu Spekulatiusrauten.

Zu jedem Rezept werden die Zutaten aufgelistet, wobei die Mengen, wenn möglich, für ein einziges Blech ausgelegt sind. Dazu gibt es Angaben zur Zubereitungszeit, Ofentemperatur und Backzeit sowie eine kompakte Schritt-für-Schritt-Anleitung. Damit ist eigentlich alles geklärt und es kann losgehen. Doch die Fotografin Vanessa Jansen hat zu jedem Rezept noch ein ganzseitiges Farbfoto geliefert, das schon einmal Lust und Appetit macht.

Fazit: Ein wunderschön aufbereitetes Backbuch mit tollen Rezepten, die einfach und schnell nachzumachen sind. Weihnachten kann kommen.

Bewertung vom 01.10.2025
Schenkel, Elmar

Nietzsche global


ausgezeichnet

Friedrich Nietzsche (1844-1900) war einer der wirkungsmächtigsten Denker des 19. Jahrhunderts. Mit seiner scharfen Moral-, Religions- und Kulturkritik legte er den Grundstein für postmoderne philosophische Ansätze, die bis in die Gegenwart hinein wirken. Seine Werke werden bis heute global rezipiert. Doch Nietzsche ist mehr als ein Philosoph; immer wieder hat er Künstler, Literaten, Aussteiger oder einfach Neugierige inspiriert.

Elmar Schenkel, der an der Nietzsche-Gedenkstätte in Röcken tätig ist und schon mehrfach über den Philosophen publiziert hat, geht in seinem neuen Buch „nietzsche global“ der Anziehungskraft nach, die Nietzsche nun schon seit über einem Jahrhundert ausübt. Ausgangspunkt der Publikation waren die vielen Begegnungen mit Besucher*innen in der Gedenkstätte. Und so erkundet Schenkel auf 280 Seiten, wie weit die Gedanken des berühmten Denkers über Generationen, über Länder- und Kulturgrenzen hinweg getragen worden sind und welchen Einfluss sie auf unterschiedliche Menschen ausgeübt haben.

Dabei geht er chronologisch vor und hat für jedes Jahr irgendeinen (mitunter fast nebensächlichen) Einfluss ausfindig gemacht. So entstand 1896 Richard Strauss‘ Tondichtung „Also sprach Zarathustra“, 1919 erschien in Estland die erste vollständige Übersetzung eines Nietzsche-Titels, 1983 reflektierte der 85-jährige Religionsphilosoph Martin Huber sein Nietzsche-Erlebnis in der Jugend oder 1998 erschien „Zarathustra“ erstmals in der Sprache seiner Heimat, nämlich auf Farsi/Persisch. Obwohl Pippi Langstrumpf keine Schöpfung Nietzsches ist, sahen viele in Pippi bei ihrer Veröffentlichung eine Figur, die sich ähnlich wie Nietzsche allen etablierten Normen widersetzt.

Über Jahre Schenkel diese Begebenheiten und Einflüsse gesammelt, wobei ihm auffiel, dass Kunst, Dichtung und Ästhetik eine größere Rolle spielten als philosophische Auseinandersetzungen. Er verzichtet dabei auf akademische Interpretationen, sodass eine umfassende Kenntnis von Nietzsches Werk keine Voraussetzung für die Lektüre ist.