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meldsebjon
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Hattingen

Bewertungen

Insgesamt 168 Bewertungen
Bewertung vom 27.06.2025
Skybäck, Frida

Eisenblume / Fredrika Storm Bd.2


ausgezeichnet

Cold Case
Zwei Teenager stoßen zufällig auf eine Leiche, als sie einen Lost Place aufsuchen, um den sich gruselige Geschichten ranken. Wie man sieht, haben diese Legenden einen wahren Kern. Früher war das Gebäude nämlich eine psychiatrische Klinik, in der vor Jahrzehnten zwei Patienten spurlos verschwunden sind. Natürlich liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei der gefundenen Leiche um eine dieser Personen handelt. Allerdings dauert es eine Weile, bis in dieser Hinsicht Ergebnisse vorliegen. Fredrika Storm und ihr Partner Henry Calment ermitteln gegen einige Schwierigkeiten an und decken einige Ungereimtheiten aus den damaligen Ermittlungen auf. Angehörige der damaligen Patienten bauen Druck auf und behindern gleichzeitig die Ermittlungen, ebenso wie die Presse und eine private "Ermittlergruppe". Leicht wird es dadurch nicht, auch wenn aus diesen Kreisen manchmal nützliche Hinweise auftauchen. Erschreckend die Berichte der damaligen Behandlungsmethoden in der Psychiatrie. Als Leser ist man immer auf dem Stand der Ermittler und kann gar nicht anders, als mitzudenken, was dem ausgezeichneten Schreibstil der Autorin geschuldet ist. Am Ende gibt es dann aber doch eine etwas überraschende Auflösung.
Dieser Fall ist der zweite des Ermittlerduos. Auf den ersten Fall wird gelegentlich Bezug genommen, was sicher von Lesern des ersten Falles sofort verstanden wird, was den Lesefluss für neue Leser aber nicht beeinträchtigt. Eine klare Leseempfehlung also für beide Gruppen.

Bewertung vom 08.06.2025
Hincenbergs, Sue

Very Bad Widows


ausgezeichnet

Rasanter schwarzer Humor
Ein wirklich ungewöhnlicher Roman liegt hier vor, der in seiner Geschichte so konsequent unglaubwürdig ist, dass er fast schon wieder wahr sein könnte!
Vier Ehepaare sind seit ewigen Zeiten miteinander befreundet, die Männer und die Frauen untereinander noch ein wenig intensiver als die ganze Gruppe. Mit Anfang sechzig sollte man langsam in Richtung Ruhestand gehen, was aber aus finanziellen Gründen in weite Ferne gerückt ist, seitdem die Gruppe investiert und verloren hat. Seit vier Jahren sind die Ehen aus diesem Grund nicht mehr so harmonisch, wie sie bis dahin waren. Als einer der Männer stirbt und die Witwe durch die ausgezahlte Lebensversicherung saniert ist und einem finanziell gesicherten Lebensabend entgegensieht, kommen die übrigen drei Damen auf die Idee, ihr zukünftiges Witwentum einzuleiten, indem sie einen Killer engagieren. Soweit so verrückt. Allerdings waren ihre Männer in den vergangenen Jahren auch nicht untätig und haben an einem Plan gearbeitet, der ihnen jetzt erst einmal scheinbar dann aber auch tatsächlich, zu Verhängnis werden könnte. Es kommt zu unglaublichen Verwicklungen, eine immer irgendwie bedingt durch eine andere, alle reagieren und machen alles dadurch noch schlimmer, als es war, die jeweiligen Maßnahmen übertreffen sich an Absurdität bis alles auf ein tolles Finale hinausläuft. Herrlich, wie die Figuren gezeichnet werden, wie überspitzt und doch irgendwie nachvollziehbar deren Handlungen. Da ist die junge, ehrgeizige Chefin des Kasinos und deren Mutter, da ist der "Killer" und seine Frau, mit der er in sehr harmonischer Ehe lebt und da sind noch einige Randfiguren.
Fazit: Ein pures Vergnügen, dieses Buch zu lesen, die Lachmuskeln werden ordentlich gefordert, jeder Gag ist voll ausgereift aber nie überzeichnet.

Bewertung vom 25.05.2025
Jimenez, Abby

Just for the Summer


ausgezeichnet

Schwieriges Andocken
Emma hat schon einige Liebesgeschichten hinter sich. Nie hält eine solche Beziehung und immer findet der ehemalige Partner daraufhin seine große Liebe. Natürlich könnte man sich fragen, ob die raschen Trennungen etwas mit Emmas unstetem Lebensstil zu tun haben, schließlich wechselt sie regelmäßig die Arbeitsstelle und den Staat. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass sie Angst hat vor dem festen "andocken". Per Zufall lernt sie online Justin kennen, der das gleiche Pech mit seinen Beziehungen hat. Gemeinsam beschließen sie diesen "Fluch" zu beenden, indem sie sich gemeinsam daten und dann dem ein Ende setzen. Gute Idee, wenn da nicht plötzlich Gefühle auftauchen würden. Beide haben Probleme mit ihren Familie, mit ihrer Vergangenheit und natürlich auch mit der Aussicht auf eine Zukunft.
Das klingt erst einmal recht banal, ist es aber ganz und gar nicht. Abby Jimenez webt einige ernste Themen in diese richtig schön geschriebene Liebesgeschichte. Dies geschieht auf eine unaufgeregte Art und macht das Buch noch lesenswerter, als es ohnehin schon ist. Eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 30.04.2025
Maly, Beate

Zeit der Hoffnung / Die Trümmerschule Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Frischer Wind in alten Mauern
Stella hat als einzige ihrer jüdischen Familie den Krieg überlebt und kehrt nun als Lehrerin nach Wien zurück. Zwar hat sie in London Arbeit und Freunde gehabt, aber die Sehnsucht nach ihrer Heimatstadt ist größer. Dass die Heimkehr nicht leicht werden würde, war ihr klar. Sie hat Trümmer und Zerstörung erwartet, auch Hunger und Not. Es war ihr auch klar, dass nicht alle Österreicher sich jetzt befreit fühlen würden. Zu viele waren in ihren Köpfen Nazis, Judenhasser und Denunzianten, als dass die sich jetzt plötzlich in Luft aufgelöst hätten. Trotzdem fällt es ihr schwer, sich als die Person, die sie nun einmal ist gegen die nach wie vor von Disziplin und Härte begeisterten Kollegen durchzusetzen. Glücklicherweise trifft sie auf Menschen, die wie sie die liebevolle Unterstützung von Schülern für den richtigen Weg halten.
Dieses Buch hat alles, was man sich für eine leichte Lektüre mit ein bisschen Tiefgang wünschen kann. Einfühlsam wird die Position einer jungen Frau in der Nachkriegszeit gezeichnet, die mit viel Herz und Mut gegen verknöcherte Meinungen aufbegehrt und auch im privaten Bereich mit ihren eigenen Gespenstern kämpfen muss.

Bewertung vom 26.04.2025
Deitch, Hannah

Killer Potential


sehr gut

Ungewöhnlicher Road-Trip
Evie Gordon wird mit zwei Leichen und einer bewusstlosen Nachhilfeschülerin von deren Freund erwischt. In einer Panikreaktion flieht sie von dort zusammen mit einer unbekannten Frau, die sie im Haus gefesselt gefunden hat. Natürlich wird sie durch die Presse vorverurteilt, verstärkt noch durch die Tatsache, dass beide sich lange der Verhaftung entziehen können und auf der Flucht natürlich weitere kriminelle Taten begehen müssen. Einerseits kann nur die Feststellung des tatsächlichen Mörders den Albtraum beenden, andererseits ist das aus der aktuellen Situation heraus schlicht unmöglich. Also lässt man sich treiben, Evie mehr und mehr fasziniert von ihrer seltsamen Begleiterin. Diese spricht zunächst gar nicht, später nur wenig, ist aber unbestreitbar intelligent und verfügt über einige seltsame, aber auch hilfreiche Fertigkeiten.
Ein guter Plot und eine gute Geschichte, getragen von viel Zwischenmenschlichkeit. Für meinen Geschmack etwas zu viel Selbstanalyse und auch zwischendurch etwas langatmig, insgesamt aber lesenswert.

Bewertung vom 24.04.2025
Engel, Henrike

Die Lichter über St. Pauli / Elbnächte Bd.1


ausgezeichnet

Fortsetzung erwünscht
Zwei völlig unterschiedliche Frauen treffen per Zufall im Hamburg zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts aufeinander. Die eine hat sich gerade aus den Fängen von Bordellbetreibern befreit, die andere wurde vom Tod ihres Ehemannes überrascht und steht jetzt mit Schulden aus dessen Betrügereien vor dem absoluten Nichts. Sofort stellt sich eine Harmonie zwischen beiden ein, sofort profitieren sie gegenseitig von der jeweils anderen und beginnen, sich ein Leben aufzubauen. Auch wieder mehr oder weniger zufällig werden sie Zeugen bzw. unbeabsichtigte Mittäter krimineller Machenschaften, helfen Unschuldigen und bekommen ihrerseits auch Hilfe aus verschiedenen Richtungen. So ein kleines bisschen gibt es auch Andeutungen von sich entwickelnden Gefühlen. Am Ende wird einiges aufgelöst, manche Fragen bleiben aber auch offen, so dass man sich auf eine Fortsetzung freuen kann.
Ein gut zu lesender Krimi aus einer anderen Zeit, in denen Menschen mit unterschiedlichen Handicaps lernen, ihren Weg zu gehen und Vorurteile gegenüber anderen abzubauen. Zwischendurch wird die Geschichte ein wenig langatmig, nimmt aber immer wieder rasch Fahrt auf.

Bewertung vom 17.04.2025
Höflich, Sarah

Maikäferjahre (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Es gibt immer eine Kehrseite
Hier erleben wir die letzten Kriegstage und den Beginn der Nachkriegszeit aus der Sicht einer jungen Frau in Dresden und aus der ihres Zwillingsbruders, der in englische Gefangenschaft gerät. Anni, die mit ihrer kleine Tochter in Dresden nur mit Hilfe Adams aus den Trümmern ihres Elternhauses entkommen kann, muss sehr schnell erfahren, dass es auch nach dem Endes des Krieges noch von Nazis wimmelt. Adam hat als Halbjude nur durch die Hilfe von Annis Vater den Krieg überlebt. Beide stoßen auf der Reise nach einer sicheren Bleibe auf viel Ablehnung, aber auch auf viel Hilfsbereitschaft.
Tristan, Annis Bruder, wurde als Pilot über England abgeschossen und findet dort zwar seine große Liebe, aber auch sehr viel Hass. Damals wie heute werden Menschen nur aufgrund bestimmter äußeren Merkmale (Deutscher, Jude) klassifiziert. Nur wenige Menschen waren damals und sind heute bereit, hinter die Fassade zu schauen. Auch wenn das Buch keineswegs belehrend daherkommt, kann man an dieser Botschaft kaum vorbeilesen.
Ein richtig guter Schreibstil, sehr angenehm zu lesen und, wie bereits erwähnt, durchaus mit Tiefgang ist dieses Buch unbedingt empfehlenswert!

Bewertung vom 25.03.2025
Smith, Sally

Der Tote in der Crown Row / Sir Gabriel Ward ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Sherlock einmal anders
Kronanwalt Gabriel Ward lebt sehr zurückgezogen im Temple-Bezirk, bereitet seine Fälle akribisch und perfekt vor und lebt ansonsten nur für und mit seinen Büchern. Nun ist Lordoberrichter Dunning erstochen aufgefunden worden, mit unbekleideten Füßen. Eigentlich ist so etwas in diesem abgeschlossenen Bezirk undenkbar, nichtsdestotrotz aber geschehen. Natürlich möchte man Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts keine Ermittlungen durch die gewöhnliche Londoner Polizei und so wird Gabriel mit den Ermittlungen betraut. Gerne macht er das nicht, fehlt ihm doch damit Zeit für die wichtigen Dinge im Leben. Noch weniger gefällt ihm zunächst, dass man ihm einen wenig gebildeten, niedrigen Polizeibeamten an die Seite stellt. Dieser beweist ihm aber ziemlich schnell, dass er über Verstand verfügt und diesen auch einsetzen kann. Sehr schnell finden sich einige Menschen, die einen Grund hätten, den Toten nicht zu mögen, einige Lügen werden auch aufgetischt, aber kann all das ein Grund für einen Mord sein? Dann gibt es natürlich auch noch eine Maus und eine große Menge Geld, das eine Rolle spielt.
Recherche auf intelligente und altmodische Art kann man hier in vollen Zügen genießen. Wunderbar humorvoll geschrieben. Das einzig traurige ist, dass der Genuss so schnell zu Ende war. Hoffentlich kann man sich auf eine Fortsetzung freuen!

Bewertung vom 25.03.2025
Clarke, Lucy

The Surf House


ausgezeichnet

Glänzende Oberfläche - pechschwarzer Untergrund
Nachdem Bea ihre Modelkarriere auf spektakuläre Weise hingeschmissen hat, genießt sie ihren Aufenthalt in Marrakesch. Leider nimmt die Freude ein jähes Ende, als sie überfallen wird, Rucksack und Papiere verliert und sich nur mit Gewalt und einem Messer aus der Situation befreien kann. Marnie kommt ihr zur Hilfe und nimmt sie erst einmal vorübergehend mit in das Surf House. Das ist ein Hotel für Surfer, das sie zusammen mit ihrem Freund Ped an einem malerischen Ort mit perfekten Bedingungen für Surfer gebaut hat. Bea hilft dort gegen Kost und Logis aus und versucht Geld aufzutreiben, da sie erpresst wird. Äußerlich ist alles perfekt, das Meer und die Wellen phantastisch, sie lernt surfen und genießen. Schwieriger wird es, als Ped wiederkommt und dann auch noch Seth auftaucht, der seine vor einem Jahr verschwundene Schwester Savannah sucht. Bea will ihm helfen und gerät dadurch die Geheimnisse, die seit einem Jahr von der Surfer-Gemeinschaft verborgen werden. Interessanterweise beginnt die Autorin ab diesem Punkt, die Geschichte aus Savannahs Sicht im Wechsel mit Beas Sicht zu erzählen. Man ist also gleichzeitig gespannt auf die weitere Entwicklung der Gegenwart und auf das, was in der Vergangenheit geschehen sein könnte. Spannendes Buch, nicht nur für Surfer!

Bewertung vom 08.03.2025
Barns, Anne

Der Duft von Kuchen und Meer


sehr gut

Liebeserklärung an Amrum
Eine junge Witwe mit Tochter soll das Haus ihrer Großmutter auf Amrum übernehmen, es entweder verkaufen oder vermieten. Die Großmutter selbst stammt zwar von dort, hat die Insel aber im Streit verlassen und möchte nicht mehr dorthin zurück. Maren wird zusammen mit ihrer Tochter Leni sehr herzlich empfangen, findet das Haus, die Bewohner und überhaupt die ganze Insel sehr schön. Gemeinsam mit ihrer Urgroßmutter hat sie, die Konditorin, die Liebe zum Backen. So macht sie sich auf die Spurensuche nach der Vergangenheit und findet Überraschendes. Bei den Amrumern zählt sie nicht als Touristin, hat sie hier doch Wurzeln. Das Leben auf der Insel zieht sie in Ihren Bann und gefällt auch ihrer Tochter. Vielleicht gibt es noch neue Aspekte für ihr Leben?
Hier haben wir einen schönen, gut geschriebenen Wohlfühlroman, so richtig als leichte Urlaubslektüre geeignet. Die Erzählung plätschert so dahin, und lässt sich gut lesen. Ein bisschen mehr Spannung hätte ihm nach meinem Geschmack gut getan.