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Benutzername: 
Aenna (www.buecherspleen.blogspot.com)
Wohnort: 
Niedersachsen

Bewertungen

Insgesamt 94 Bewertungen
Bewertung vom 16.08.2014
Das Hexenmädchen / Nils Trojan Bd.4
Bentow, Max

Das Hexenmädchen / Nils Trojan Bd.4


sehr gut

"Heute werde ich wieder durch Welten springen"....

Diesen Satz sagt die kleine Jule zu ihrem Vater Roman...und kommt dann von der Schule nicht mehr nach Hause....
Ein paar Tage zuvor verschwindet ihre Freundin Sophie spurlos.
Beide Mädchen fürchteten sich vor der Hexe....

Zur selben Zeit ermittelt Nils Trojan in einer grausamen Mordserie.
Die Opfer werden mit einem Taschentuch geknebelt, an Händen und Füßen gefesselt und mit dem Kopf auf einem Ofenrost liegend aufgefunden.

Unweigerlich kommt Trojan das Märchen von Hänsel und Gretel in den Sinn.
Gibt es am Ende einen Zusammenhang zwischen den Morden und dem Verschwinden der Kinder?

In seinem vierten Fall "Das Hexenmädchen" lässt Max Bentow seinen sympathischen Kommissar an dessen persönliche Grenzen stoßen.
Stark belastet durch seine zahlreichen eigenen Probleme inklusive Panikattacken, fühlt Nils Trojan sich dennoch unbarmherzig getrieben, seine Ermittlungen zu einem Erfolg zu führen.
Die verschwundenen Kinder machen ihm zu schaffen, und die grotesken Hinrichtungen sind selbst für einen hartgesottenen Kriminalisten zu viel...

Bentow lässt uns wieder ganz nah heran an seinen Protagonisten, an den Menschen Nils Trojan mit all seinen Stärken und Schwächen.
Und so kommt es, dass ich mich erneut fesseln ließ von einer Geschichte, die zwar extrem spannend, wenn auch zuweilen verwirrend ist.
Einer Geschichte, die unglaublich neugierig macht auf das Ende.

Bis zum Schluss tappte ich im Dunkeln und wurde vom Ausgang der Geschichte fast ein bisschen überrumpelt....logisch fügt sich plötzlich eines zum anderen - mir wäre es allerdings lieber gewesen, etwas langsamer dorthin geführt zu werden.

Trotzdem hat mir Bentows neuestes Werk gut gefallen.
Allein die Idee für diese Story ist grandios, die spannende Umsetzung und der eindringliche Schreibstil haben mich die Lektüre nicht aus der Hand legen lassen...

Kurz und knapp:
Tolle Idee, spannend umgesetzt...

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.07.2014
Krähenmädchen / Victoria Bergman Trilogie Bd.1
Sund, Erik Axl

Krähenmädchen / Victoria Bergman Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

In einem Stockholmer Park wird die Leiche eines kleinen Jungen gefunden.
Der Körper des Kindes weist Zeichen schwerster und unvorstellbar grausamer Misshandlungen auf.
Kommissarin Jeanette Kihlberg ist schockiert und setzt ihre ganze Energie dafür ein, den Täter zu finden.
Doch die Ermittlungen verlaufen zäh, und noch bevor sie zu einem Erfolg führen, werden weitere tote Jungen gefunden.
Einer von ihnen wurde von der Psychologin Sofia Zetterlund therapiert, die auf multiple Persönlichkeiten spezialisiert ist und traumatisierte Kinder aus Kriegsregionen behandelt, welche in ihrem Land als Soldaten missbraucht wurden.
Jeanette bittet Sofia um Hilfe, doch diese wird von einer weiteren Patientin sehr beansprucht: Victoria Bergman, deren Kindheitserinnerungen der Psychologin keine Ruhe lassen....

"Krähenmädchen" ist der Auftakt einer Trilogie des schwedischen Autorenduos Erik Axl Sund (Jerker Eriksson und Hakan Axlander Sundquist)
Das Autorenteam wurde von der Schwedischen Krimiakademie für ihr Werk mit dem Special Award ausgezeichnet!
Zu Recht, wie ich finde, denn die Beiden bieten bereits mit ihrem ersten Teil einen ganz speziellen Lesegenuss.
Denn - dieser Roman ist anders. Irgendwie.
Wohl gibt es einen Mord, einen Ermittler, Irreführung und gewiss auch eine Aufklärung - trotzdem muss sich der Leser darauf einstellen, in "Krähenmädchen" nicht ganz mit den üblichen Klischees eines Thrillers bedient zu werden.
Die Tat ist bei Erik Axl Sund eigentlich "Nebensache"....Nüchtern, geradlinig und schnörkellos werden die Grausamkeiten fast nebenbei präsentiert.
Vielmehr stehen die Akteure im Fokus, die mit so großer Präzision beschrieben werden, dass ihre Darstellung einem Psychogramm nahe kommt.
Es ist, als ob uns die Autoren durch unterschiedliche Türen führen und uns dahinter ein komplettes Leben zeigen.
Besonders die beiden Protagonistinnen Sofia und Jeanette kommen dem Leser so sehr nahe.
Aber auch Täter und Opfer werden beleuchtet, zwar nicht durch die offene Tür, sondern eher mit einem Blick durchs Schlüsselloch.
Wir bekommen eine genaue Vorstellung von den Menschen, mit denen wir es in diesem Buch zu tun haben, und so hatte ich relativ früh bereits eine gewisse Ahnung....Und ich vermute, dass dies auch durchaus von den Autoren so gewollt ist!

Mehr möchte ich über Akteure und inhaltliche Richtung der Geschichte nicht schreiben, denn es wäre sehr schade, hier zu viel zu verraten...
Als ganz besonderen Genuss habe ich es empfunden, Stück für Stück selber dahinter zu kommen, und diese Spannung möchte ich auch jedem potenziellen Leser gönnen.

Dieser Thriller hat mich, einmal angefangen, nicht mehr losgelassen.
Nicht nur der wohltuend andere Aufbau der Geschichte, sondern auch die flüssige und mitreißende Schreibweise haben ihren Teil dazu beigetragen.

Sehr beruhigend ist es, dass bereits im September der zweite Teil "Narbenkind" sowie im November Teil 3 "Schattenschrei" folgt...

Wer "Krähenmädchen" gelesen hat, weiß warum....

Kurz und knapp:
Ein intelligenter und hochspannender Thriller der besonderen Art...

22 von 22 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.05.2014
Das Mädchen mit den blauen Augen
Bussi, Michel

Das Mädchen mit den blauen Augen


ausgezeichnet

1980, kurz vor Weihnachten, stürzt ein Passagierflugzeug auf dem Flug von Istanbul nach Paris im Juragebirge ab.
Einzig ein kleiner Säugling überlebt, wie durch ein Wunder, diese furchtbare Katastrophe.
Zwei Familien erheben Anspruch auf das Kind, denn wie sich herausstellt, waren zwei Babys an Bord der Maschine.
Beides Mädchen und beide, fast auf den Tag genau, drei Monate alt.
Ist es Lyse-Rose de Carville, die überlebt hat, oder Emilie Vitral?
Wem wird die kleine "Lylie" mit den auffallend blauen Augen zugesprochen?
Irgendwann trifft ein Richter eine Entscheidung, aber richtige Beweise fehlen, letzte Zweifel bleiben - bei beiden Familien.

Für den Privatdetektiv Crédule Grand-Duc wird die Frage um die Identität des Mädchens 18 Jahre lang nicht nur zum gut bezahlten Lebensinhalt, sondern auch zu seiner persönlichen Obsession....

Allein schon das Cover ist es wert, sich dieses Buch genauer zu betrachten. Es hat mich irgendwie sofort gefesselt, und ich wusste, dass ich Das Mädchen mit den blauen Augen lesen muss...
Manchmal ist das eben so. Man lässt sich von seinen Gefühlen leiten, und in diesem Fall war es auch goldrichtig...

Michel Bussi beschreibt ein Szenario, das grausam ist. Er tut dies aber nicht direkt und mit voller Wucht, sondern lässt den Leser Schritt für Schritt selber dahinterkommen.
Dabei bedient er sich einer schönen Sprache und eines fast schon poetischen Stils.

Seine Charaktere wachsen uns dermaßen ans Herz, dass das Nachvollziehen ihres Seelenlebens zur Qual wird.
Angefangen von Crédule Grand Duc, der jahrelang besessen nach der Wahrheit sucht, des Weiteren zwei Großelternpaare, für die Lylie ein Teil Erinnerung an ihr eigenes verlorenes Kind bedeutet.
Da ist ihr Bruder, der vielleicht gar nicht ihr Bruder ist?
Und letztendlich Lylie selbst, aufgewachsen in eher bescheidenen Verhältnissen, aber möglicherweise doch vermögend?

Von Beginn an wartet diese Geschichte mit einer für mich unerhörten Spannung auf, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Schon mit den ersten Seiten kommen viele Fragen auf, und die Suche nach Antworten treibt uns unerbittlich durch die Lektüre.
Geschickt vermittelt uns der Autor die Sichtweisen der einzelnen Protagonisten, aber immer nur "häppchenweise", wobei Lylie lange im Hintergrund bleibt (was die Neugierde auf sie natürlich verstärkt).
Stück für Stück werden wir so zu einem Ende geführt, das überrascht und sprachlos macht.

"Das Mädchen mit den blauen Augen" hat mich beeindruckt und ist für mich ein Stück Literatur, das ich gerne weiterempfehle....
Bleibt zu hoffen, dass noch weitere Bücher des französischen Schriftstellers ins Deutsche übersetzt werden!




Kurz und knapp:
Faszinierendes und spannendes Familiendrama

Bewertung vom 09.12.2013
Und nie sollst du vergessen sein
Böhm, Jörg

Und nie sollst du vergessen sein


ausgezeichnet

Nöggenschwiel.....Nach 15 Jahren kehrt Emma für einen Kurzurlaub zurück in den beschaulichen kleinen Ort im Schwarzwald, in dem jedes Jahr mit viel Tamtam die Rosenkönigin gekührt wird!
Auch ihrer Freundin Charlotte wurde damals diese Ehre zuteil, und Emma freut sich auf ein Wiedersehen!
Doch sie muss erfahren, dass Charlotte seit genau diesem Tag spurlos verschwunden ist.
Angetrieben sowohl von ihrem persönlichen Interesse am Schicksal ihrer Freundin als auch von ihrer beruflichen Neugier als Kriminalkommissarin, hört sich Emma bei den Bewohnern im Rosendorf um...
Ist Charlotte etwas zugestoßen? Oder ist sie womöglich nur ausgebrochen aus ihrem allzu behüteten Leben?

Als der Ort von gleich zwei Morden erschüttert wird, hegt Emma die schlimmsten Befürchtungen....

Mit "Und nie sollst du vergessen sein" legt Jörg Böhm seinen Debütroman vor, einen Regionalkrimi, der in einem idyllischen Ort im Schwarzwald spielt.
Eine Gegend, die dem Autor nicht unbekannt ist, das wird dem Leser bei der Lektüre schnell klar!
Denn in den Beschreibungen von Natur und Atmosphäre liegt eine ganz große Stärke.
Hier beweist der Autor eine enorme Sensibilität, fängt uns Leser mit einer wunderschönen, gewaltigen Sprache, einer Prosa ein, die uns das Geschriebene fühlen und regelrecht nachempfinden lässt.
So konnte ich den Ort vor mir sehen, den Nebel spüren, etwas Drohendes wahrnehmen.....
Unglaublich.

Wenn es allerdings um die Interpretationen von Gefühlen oder Gedanken der Akteure geht, hätte ich mir an einigen Passagen eher etwas weniger von Allem gewünscht.
Da hätte vielleicht manchmal lieber nur eine Andeutung gereicht, um dem Leser mehr Raum für eigene Gedanken und Schlussfolgerungen zu lassen...

Seine Protagonisten beschreibt Böhm für meinen Geschmack ausreichend, gerade so, dass man sich ein gutes Bild machen kann, aber sich nicht mit ausufernden Beschreibungen langweilt.
Lediglich die Figur der Emma Hansen bleibt noch ausbaufähig.
Da es aber eine Fortsetzung mit der jungen Kommissarin geben wird, erhalten wir sicher die Chance, sie besser kennen zu lernen.

Die Geschichte an sich ist gut konstruiert und wirklich spannend.
Fast bis zum Schluss bleibt der Leser im Unklaren, nachdem er mehrfach geschickt in die Irre geführt wurde...
Etwas unglaubwürdig bleibt jedoch, dass die Ereignisse um das Verschwinden der jungen Frau vor immerhin 15 Jahren bei den Bewohnern Nöggenschwiels noch so präsent sind und Emotionen hervorrufen, als wäre es erst gestern gewesen...

Trotzdem hat mich Böhms Erstling sehr gut unterhalten, so gut, dass ich den Roman fast in einem Rutsch gelesen habe.
Unbedingt möchte ich auch den zweiten Teil um Emma Hansen "Und die Schuld trägt deinen Namen"
lesen, welcher am 03.Februar 2014 (lt. Homepage des Autors) erscheinen wird.
Ich bin gespannt....nicht nur darauf, wie es wohl mit Emma weitergeht.
Nein, auch die Weiterentwicklung von Jörg Böhm interessiert mich, denn ich bin überzeugt, dass uns aus seiner Feder noch großartige Geschichten erwarten werden ...

Kurz und knapp:
Bildgewaltige und tolle Geschichte mit "Luft nach oben"

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.11.2013
Todesengel
Eschbach, Andreas

Todesengel


ausgezeichnet

Ein alter Mann wird auf dem Bahnsteig von zwei Jugendlichen angegriffen...
Grundlos schlagen sie ihn zusammen, und er denkt, es muss sterben....
...bis plötzlich, wie aus heiterem Himmel, eine weiße Gestalt auftaucht.
Hell leuchtend, fast strahlend steht sie da....und schießt seine Peiniger nieder!

Niemand glaubt dem alten Mann. Stattdessen gerät er - als ehemaliger Grenzer - erst einmal selbst in den Verdacht, seine Angreifer getötet zu haben.

Bis der "Todesengel" erneut in Erscheinung tritt und auch die Polizei die Augen nicht mehr verschließen kann....

Der - bis dato nicht sehr erfolgreiche - Journalist Ingo Praise sieht seine Chance gekommen, die Ungerechtigkeiten unserer Gesellschaft aufzuzeigen und - Karriere zu machen!
Er publiziert Fälle, in denen die Opfer zum Täter gemacht wurden, gibt Menschen eine Plattform, die nur helfen wollten und dafür bestraft wurden, und setzt somit eine brisante Diskussion über Selbstjustiz in Gang....

Die Leichtigkeit, mit der sich Todesengel lesen lässt, täuscht erst einmal über die ernsthafte Thematik des Romans hinweg.
Darf ein Mensch Selbstjustiz üben?
Warum werden Täter zu Opfern gemacht, warum beherzte Helfer zu Tätern?
Sollte man lieber seine Augen verschließen vor Gewalt und Unrecht, um nicht selber in den Fokus der Justiz zu geraten?

Man fliegt regelrecht durch die Kapitel und geht zunächst konform mit den Protagonisten.
Erst später werden die Gefühle gemischter, ergibt sich der Zwiespalt....setzt das Nachdenken ein.
Wie im wahren Leben, wo man sich vielleicht auch erst mit der Menge mitreißen lässt und erst viel später den Kern der Sache erkennt.

Eschbach deklariert seine Figuren ausreichend, gibt ihren Persönlichkeiten aber nicht zu viel Tiefe.
In "Todesengel" steht ganz klar die Sache im Vordergrund, verpackt in einer für mich absolut mitreißenden, aber auch verstörenden Geschichte.
Einer Geschichte, die uns über Gerechtigkeit nachdenken lässt, über Schicksal, aber auch über die Macht der Medien.
Einer Geschichte, die bei ihren Lesern wirklich ankommt....

Andreas Eschbach durfte ich bereits auf einer Lesung zu seinem Buch "Herr aller Dinge" live erleben.
Der Autor beeindruckte mich damals sehr mit seinem eher bescheidenen, sympathischen Auftreten und seinen klugen und humorvollen Äußerungen.
Dennoch ist "Todesengel" tatsächlich das erste Buch, das ich nun von ihm gelesen habe.
Es hat mich berührt, und es hat mich neugierig gemacht auf weitere Geschichten aus der Feder des Autors...
So wird es definitiv nicht das Letzte bleiben.


Kurz und knapp:
Leicht zu lesende Lektüre mit brisanter und berührender Thematik...

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.10.2013
Drecksspiel
Krist, Martin

Drecksspiel


ausgezeichnet

Endlich ist der neue Thriller von Martin Krist erschienen.
Lang herbeigesehnt und von mir mit Vorfreude erwartet.
"Drecksspiel" wurde er betitelt, und ich war gespannt, welch dreckiges Spiel sich mir offenbaren würde....

Worum es jedoch in dem knapp 400 Seiten langen Roman geht, lässt sich schwer in wenigen Sätzen formulieren, zu komplex ist diese Story, die die Konzentration des Lesers von Beginn an fordert.
Dieser sieht sich gleich mit mehreren Handlungssträngen samt zahlreicher, unterschiedlicher Protagonisten konfrontiert, die der Autor jedoch in weiser Voraussicht in einem Personenregister zu Beginn des Buches vorstellt.

Leyla, eine Prostituierte und Freundin des Polizisten Toni Risse, wird ermordet...
Shirin, Tochter einer angesehenen Familie, wird entführt....
Hannah hält sich mit ihrem Baby in einem Ferienhaus auf und gerät in die Hände eines Sadisten....
Pedro und Aki, zwei kleine Gauner, klauen ein Auto....
Und mittendrin agiert David Gross, ein Ex-Polizist mit geheimnisvoller Vergangenheit....

Rasant wechselt der Autor zwischen den einzelnen Geschichten, die der Leser atemlos verfolgt, ohne sich überhaupt ansatzweise vorstellen zu können, in welchem Zusammenhang sie stehen.
Dieses absolute Unwissen führte bei mir zu aggressiver Ungeduld, die mich unerbittlich durch die Kapitel trieb, schließlich wollte ich unbedingt des Rätsels Lösung erfahren.

Jeder Handlungsstrang für sich ist dabei absolut spannend, Krist macht es uns möglich, in jede der einzelnen Geschichten vollends einzutauchen.
Nicht zuletzt wegen seiner Protagonisten, die wie gewohnt lebensecht gezeichnet sind (auch wenn die ganz besondere Ausdrucksweise eines gewissen Polizeibeamten mit der Zeit nervt).

Aber auch die ungeschönte Darstellung der Ereignisse trägt dazu bei, sich komplett in die einzelnen Szenen einzufühlen. Martin Krist schreibt unverblümt und ohne Rücksicht auf schwache Nerven - wer also zart besaitet ist, sollte die Finger weg lassen von "Drecksspiel", das jedoch nicht nur mit dem "offensichtlichen" Dreck aufwartet....

Meine Erwartungen an dieses Buch wurden komplett erfüllt, mir hat es hervorragend gefallen, zumal letztendlich die Auflösung des Ganzen tatsächlich zu überzeugen vermag!
Für die Konstruktion einer solch genialen Geschichte gebührt dem Autor mein größter Respekt!

Das Ende des Buches lässt erahnen, dass es eine Fortsetzung mit dem Ermittler David Gross geben wird, auf die wir hoffentlich nicht zu lange warten müssen!


Kurz und knapp:
Genial und ungewöhnlich....
Ein Thriller, bei dem man beim ersten Kapitel ein- und erst nach dem letzten wieder ausatmet!

Bewertung vom 24.04.2013
Der Nachtwandler
Fitzek, Sebastian

Der Nachtwandler


sehr gut

Als Kind war Leon Schlafwandler und hatte am nächsten Morgen keine Erinnerung an das, was er des nächtens so trieb....
Doch das ist längst Vergangenheit.
Glaubt er zumindest.
Bis zu dem Tag, als seine Frau verschwindet.
Einfach so....spurlos.
Und nicht nur das. Merkwürdige Dinge geschehen, die Leon an sich selbst zweifeln lassen.
Was tut er, wenn er schläft?
Wie schon in seinen Kindertagen nimmt er eine Videokamera zu Hilfe, um seine nächtlichen Aktivitäten zu filmen.
Was sich ihm offenbart, ist ungeheuerlich.
Und Leon, fast schon am Rande des Wahnsinns, muss sich fragen, ob er ein Verbrechen begangen hat.....

In seinem neuen Psychothriller Der Nachtwandler erzählt Sebastian Fitzek eine Geschichte, bei der ich eine ganze Weile unschlüssig war, ob ich sie gut oder schlecht finden soll....
Auf der einen Seite ist die Story völlig absurd und manchmal abstrus, auf der anderen Seite übt sie eine extreme Faszination auf mich aus und ist an Spannung kaum zu übertreffen!

So war ich bereits nach den ersten Seiten des Buches gefesselt, schon allein durch die Beschreibung der Schlaflähmung, die auch mir selbst nicht fremd ist...
Und dann ließ ich mich immer weiter in Leon Naders Geschichte hineinziehen, leicht gemacht durch Fitzeks sehr eindringliche und klare Schreibweise, die im krassen Gegensatz zu einer Thematik steht, die unsere allergrößte Konzentration fordert.
Was ist Wirklichkeit und was ist Traum? Oder ist der Traum auch Wirklichkeit?
Ich habe mich mehr als einmal gefragt, wie der Autor selbst hier den Überblick behalten hat....ihn aber auch bewundert für sein Können, eine solche Story zu entwickeln!

Die bereits erwähnte Faszination, die das Buch auf mich ausübt, ist vor allen Dingen darin begründet, dass es mir möglich war, komplett in das Geschehen einzutauchen.
Ich war Leon.
Ich habe gefühlt wie er.
Seine Angst..., seine Machtlosigkeit....
Ich habe ganz extrem den aufkommenden Wahnsinn gespürt.

Und ich danke Herrn Fitzek, dass er die betreffenden Kapitel irgendwie immer genau zum rechten Zeitpunkt zum Ende gebracht hat, bevor es mir als Leser unter Umständen doch zu viel geworden wäre...

Genau deshalb habe ich mich dazu entschieden, den "Nachtwandler" für gut zu befinden, auch wenn ich über das Ende nur spekulieren kann.
Aber auch das finde ich irgendwie genial....

Kurz und knapp:
Verwirrend, spannend, wahnsinnig.....

4 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.04.2013
Alles muss versteckt sein
Lorenz, Wiebke

Alles muss versteckt sein


ausgezeichnet

Als Marie morgens neben ihrem Geliebten Patrick aufwacht, liegt dieser mit aufgeschnittener Kehle in einer riesigen Blutlache in seinem Bett.
Maries blutverschmierte Hände umklammern noch immer die Tatwaffe...
Alles deutet auf Marie als Täterin hin, doch diese kann sich an nichts erinnern.
Trotzdem glaubt sie selber an ihre Schuld, denn das Szenario ist ihr durchaus nicht fremd.
In ihren Gedanken hat sie es schon oft durchlebt, sich jedes Detail ausgemalt...wieder und wieder und immer wieder.....
Denn Marie leidet nach einem schrecklichen Schicksalsschlag an einer Zwangserkrankung und wird regelmäßig von brutalen Gewaltvorstellungen heimgesucht. Doch "Denken ist nicht tun" beruhigt sie ihre Internetfreundin Elli....Oder etwa doch???

"Alles muss versteckt sein" - wie genial dieser Titel ist, merkt der Leser erst wirklich, wenn er das Buch gelesen hat.
Wiebke Lorenz bettet das Thema Zwangserkrankungen geschickt in ihren Psychothriller ein und legt die Seele einer Betroffenen blank.
Marie ist eine bis vor kurzer Zeit mitten im Leben stehende Frau, die durch eine persönliche Leiderfahrung vollkommen aus der Bahn geworfen wird.
Mit ihren Seelenqualen fühlt sie sich völlig allein gelassen, niemandem kann sie sich anvertrauen.
Selbst ihre eigene Mutter wehrt entsetzt ab, als Marie Andeutungen macht....
Nur in einem Internetforum findet sie den nötigen Zuspruch.

Wiebke Lorenz bringt uns ihre Protagonistin Marie sehr nahe, indem sie uns perfekt in deren Gedanken- und Gefühlswelt abtauchen lässt.
Wir erleben Marie als Mensch, nicht als Monster, auch wenn wir uns nicht nur mit ihrer psychischen Erkrankung auseinandersetzen müssen, sondern ebenfalls mit der Tat, die sie offensichtlich begangen hat.
In Rückblicken lässt die Autorin Marie selbst erzählen, wie es dazu kommen konnte, und wir lesen so eine absolut spannende Geschichte, die trotzdem noch genug Raum für eigene Spekulationen lässt.

So flog ich förmlich von einem Kapitel zum nächsten, gespannt auf das Ende, das ich dank der absolut realistischen Beschreibungen in wirklich jeder Richtung vermutete...
Tatsächlich wurde ich diesbezüglich noch einmal überrascht, ganz hundertprozentig überzeugen konnte es mich aber nicht.

Dies bleibt allerdings die für mich einzige kleine Schwachstelle des Buches. Insgesamt ist die Geschichte gut durchdacht und schlüssig.

Wiebke Lorenz ist somit nicht nur ein intelligenter und mitreißender Psychothriller gelungen, sie weist auch auf die Tabuisierung von psychischen Erkrankungen hin, wie sie heutzutage leider noch immer praktiziert wird und den Betroffenen ein Leben mit und auch nach ihrer Erkrankung erheblich erschwert.

"Alles muss versteckt sein" ist kein Buch, das man nach Beendigung der Lektüre einfach so beiseite legt und vergisst...
Abgesehen von seinem hohen Unterhaltungsfaktor zwingt es den aufmerksamen Leser förmlich dazu, sich mit der geschilderten Problematik von psychischen Erkrankungen, insbesondere von Zwängen jeglicher Art, auseinanderzusetzen.
Denn was in Wiebke Lorenz' Geschichte eindrucksvoll an Maries Schicksal geschildert wird, kann jeden von uns treffen....auch, wenn wir das jetzt nicht glauben wollen!

Kurz und knapp:
Intelligente Spannung, die nachdenklich macht....

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.04.2013
Verachtung / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.4
Adler-Olsen, Jussi

Verachtung / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.4


gut

3,5 Sterne

Vor mehr als 25 Jahren gab es in Dänemark einige Vermisstenfälle.
Sie blieben ungeklärt.
Eigentlich nichts ungewöhnliches...
Doch die vermissten Personen hatten etwas gemeinsam.
Alle verschwanden ungefähr zur gleichen Zeit und alle waren mit dem Leben von Nete Hermansen verknüpft - und die hatte in ihrem Dasein kein leichtes Schicksal zu bewältigen.
Aber der Mann, der daran die größte Schuld trägt, erfreut sich nicht nur bester Gesundheit, sondern steht als bekannte Persönlichkeit auch noch im Fokus der Öffentlichkeit...
Kein Wunder also, dass das Team um Vizekommissar Carl Mørck hellhörig wird und sich daranmacht, die verstaubten Akten zu wälzen...

Um es gleich vorweg zu sagen....
Auch wenn mir Adler-Olsens "Alphabethaus", entgegen der meisten Kritikermeinungen, ausnehmend gut gefallen hat, habe ich mich doch auf einen neuen Fall des "Sonderdezernats Q" gefreut.
Carl Mørck und seine skurrilen Assistenten Assad und Rose sind schließlich mittlerweile wie alte Bekannte.
Als ich jedoch die ersten Kapitel von "Verachtung" hinter mich gebracht hatte, war ich erst einmal fassungslos, befremdet von dem gesamten Stil des Textes.
Perplex schaute ich nach, ob Adler- Olsen womöglich einen Co - Autor hatte oder auch einen anderen Übersetzer...?
Nichts dergleichen bestätigte sich, obwohl ich angesichts der sprachlichen und inhaltlichen Fauxpas, die sich mir bis dahin geboten hatten, darauf geschworen hätte....
Mit aller Macht wurde versucht, nicht nur die Dialoge, sondern auch Carls Gedankengänge so witzig wie nur möglich auszuformulieren. Dabei ist die Wortwahl oft mehr als fragwürdig...
Das, was in den Vorgängerbüchern, eher versteckt und als feine Nuance, in den Unterhaltungen der Hauptakteure zu finden war und mir - aus diesem Grund - manchen spontanen Lacher beschert hat, wird hier sichtlich übertrieben. Und ist deshalb für meinen Geschmack auch nicht mehr lustig.
Gottseidank verläuft sich diese Peinlichkeit mit Fortschreiten des Buches in erträgliche Ausmaße.
Aber auch bei einigen Nebenhandlungen bleibt das Gefühl der gewollten Komik nicht aus. Sehr schade, schließlich wissen wir doch ganz genau, das Adler - Olsen schreiben kann und solche durchschaubaren Manöver gar nicht nötig hat...

Nur gut, dass die eigentliche Geschichte überzeugen kann.
Wie man dem Nachwort entnehmen kann, beruht die Grundidee des Romans auf wahren Begebenheiten.
Man mag es kaum glauben, aber eine Anstalt, in der Frauen zwangssterilisiert wurden, hat es auf der Insel Sprogo tatsächlich gegeben.
Adler - Olsen hat darum herum eine Geschichte gesponnen, die wirklich zu fesseln vermag.
Eine Geschichte, die uns Leser fassungslos macht und uns mit Protagonistin Nete mitleiden lässt, der eben dieses Schicksal widerfahren ist.
Der Autor erzählt ihren Leidensweg von Kindesbeinen an, macht uns so zu Netes Verbündeten.
Denn wir wissen, warum sie zu der Person wird, die sie ist.
Wir sind in der Lage, ihre Gedanken nachzuvollziehen, denn Stück für Stück wird uns ihr Leben offenbart, jedes ihrer Geheimnisse preisgegeben....
Wir können uns dem Sog dieser Geschichte bis zu ihrem Ende nicht entziehen, einem Ende, das mich noch einmal maßlos überrascht hat.

Die Geschichte für sich war "typisch Adler - Olsen". Ausgereift, spannend, genial.
Der Rest sei ihm, mit viel gutem Willen, verziehen...dieses Mal.

Kurz und knapp:
Super Plot...., aber fragwürdiger Stil!

13 von 19 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.