Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Aenna (www.buecherspleen.blogspot.com)
Wohnort: 
Niedersachsen

Bewertungen

Insgesamt 94 Bewertungen
Bewertung vom 05.08.2012
Vergeltung / Ermittlerin Rebekka Holm Bd.1
Hastrup, Julie

Vergeltung / Ermittlerin Rebekka Holm Bd.1


sehr gut

Rebekka Holm hat ihre Heimatstadt Ringkøbing bereits vor vielen Jahren verlassen - und sie hatte ihre Gründe dafür.
Nun wird die Ermittlerin der mobilen Spezialeinheit an den Ort ihrer Kindheit zurückbeordert.
Sie soll den Mord an der jungen Anna Gudbergsen aufklären, die auf ausgesprochen brutale Weise ihr Leben lassen musste.
Bei ihren Nachforschungen steht ihr Michael Bertelsen zur Seite, für den sie bald mehr als nur kollegiale Gefühle hegt.
Die Beiden stoßen auf einen Mord, der mehr als 20 Jahre zurückliegt, aber deutliche Parallelen zum gegenwärtigen Fall aufweist. Der Täter wurde nie gefasst.
Ist es Zufall, oder hat der Mörder von Damals erneut zugeschlagen?

"Vergeltung" ist der erste Roman der dänischen Autorin Julie Hastrup und damit laut Verlag auch der erste Teil einer Serie mit Rebekka Holm als Ermittlerin.
Diese Information hat mich persönlich sehr gefreut, denn die Autorin legt mit ihrem Erstling einen durchaus spannenden Thriller vor, der sich aufgrund ihres einfachen, aber guten Stils hervorragend lesen lässt.

Was ist heutzutage ein Ermittler ohne dunkle Vergangenheit?
Auch Frau Hastrup umgibt ihre Hauptperson mit einem Geheimnis, das dem Leser bis fast zum Ende des Buches verborgen bleibt und so für zusätzliche Spannung sorgt.
Dies wird geschickt durch kleine Einblenden aus Rebekkas Vergangenheit in kursiver Schrift unterstützt.
Der Leser lernt so nicht nur die Ermittlerin Rebekka Holm kennen, sondern auch den Menschen hinter dieser Figur mit all seinen Gefühlen. Das macht die Protagonistin für uns sehr sympathisch.

Trotzdem Julie Hastrup viel Mühe für die Charakterisierung aller Mitwirkenden aufgewandt hat, kommt die eigentliche Geschichte nicht zu kurz.
Sie ist fesselnd erzählt, lässt dem Leser Raum für eigene Ideen, führt ihn auf unterschiedliche Fährten und endet schlüssig. Keine Frage bleibt offen.
Ich gebe zu, dass ich bereits sehr früh eine Ahnung den Täter betreffend hatte, nichtsdestotrotz hat es die Autorin im Verlauf geschafft, mich wieder zu verunsichern.

"Vergeltung" ist sicherlich kein anspruchsvolles Buch, sondern eher leichte Lektüre, die sehr gute Unterhaltung bietet!
Und so freue mich schon auf die Fortsetzung "Blut für Blut" aus der Feder der dänischen Autorin, die bereits im Oktober erscheinen wird.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.07.2012
Wolfskinder
Lindqvist, John Ajvide

Wolfskinder


gut

Da ich bereits "So finster die Nacht" von John Ajvide Lindqvist gelesen habe, war mir klar, dass ich mit seinem vierten Roman "Wolfskinder" wahrscheinlich eine Lektüre fernab jeder Realität beginnen würde.
Und so war es dann auch.
Während Lindqvists Erstling mich absolut fesselte, in seinen Bann zog, verursachte "Wolfskinder"dagegen oft nur ungläubiges Kopfschütteln.
Dennoch las ich mich durch mehr als 550 Seiten bis zum Ende, was ganz klar Lindqvists flüssigem und detailliertem Schreibstil sowie den sich mir im Verlauf des Buches doch noch öffnenden Erkenntnissen zu verdanken ist.


Die Geschichte fängt sehr vielversprechend an...
Ein Säugling wird im Wald in einem Erdloch gefunden, ein kleines Mädchen, das die schönsten Töne von sich gibt.
Der alternde Schlagersänger Lennart sieht seine Chance, mit dem Kind in späteren Jahren viel Geld zu verdienen, nimmt es mit und versteckt es in seinem Keller.
Doch Theres entwickelt sich nicht normal, ganz und gar nicht....

Etwa zeitgleich, in einer anderen Stadt, wird Theresa geboren.
Sie wächst in einer ganz normalen Familie mit zwei Brüdern auf, doch auch Theresa entwickelt eine sehr spezielle Persönlichkeit.

Beide Mädchen treffen irgendwann aufeinander, und das Unheil nimmt seinen Lauf....

Hier hatte ich große Erwartungen. Doch während in den ersten beiden Teilen des Buches die jeweiligen Lebensumstände der Mädchen zwar hin und wieder unglaubwürdig, aber durchaus fesselnd geschildert werden, erweisen sich die folgenden Teile eher als eine "Aneinanderstückelung" von Geschichten vor dem für mich langweiligen Hintergrund der Musik-und Schlagerszene.
Auch hier bleiben einige Umstände mehr als fragwürdig.

Das Ganze wird von Gewalt- und auch Sexszenen mit Beschreibungen bis in die kleinsten Details durchzogen, bei denen mir klar wurde, warum dieses Buch, in dem es doch um Jugendliche geht, in der Erwachsenenabteilung zu finden ist.

Trotzdem möchte ich Lindqvists Buch nicht komplett aburteilen, denn man kann ihm auch einen ernsten Hintergrund nicht absprechen...

Achtung, SPOILER!!!!
Der Zusammenhang zwischen den Mädchen, den ich zunächst aufgrund der vorangegangenen Ereignisse im mysthischen Bereich vermutete, ist in ihrer kranken Psyche zu finden.
Zutiefst kranke Seelen, verbunden mit Wahnsinn, der zu unmenschlichen Taten führt.

Für uns schwer zu glauben, aber doch real, bedenkt man die Ereignisse aus der jüngsten Vergangenheit in Norwegen oder erst kürzlich in einem Kino in Aurora...
Unweigerlich erinnert das Ende von "Wolfskinder" an diese schrecklichen Attentate...
Denn wer weiß denn schon, was sich wirklich in den Köpfen dieser Täter abgespielt hat?

John Ajvide Lindqvist öffnet dem Leser die Augen über Macht und menschliche Abgründe.
Zeigt, was möglich ist, egal woher man kommt und was man ist....
Macht deutlich, wie gefährlich es ist, wenn man den "falschen" Leuten vertraut, wie fatal es werden kann, hat man die Grenzen erst einmal überschritten...

Leider hat er seine Geschichte sehr unglücklich und zweifelhaft verpackt, deshalb vergebe ich gerade noch 3 Sterne!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.07.2012
Pilze & Waldbeeren
Hess, Reinhard

Pilze & Waldbeeren


ausgezeichnet

Wer mit offenen Augen durch die Natur wandert, entdeckt auch ihre Schätze. Ob an Feld-und Wegrändern oder direkt im Wald - überall findet der aufmerksame Betrachter leckere Früchte und Pilze.
Einige kann man sofort geniessen, andere wollen erst verarbeitet werden.
Wem es dabei an Ideen mangelt, wird in dem Buch "Pilze & Waldbeeren" fündig, denn hier wird gezeigt, was man Schönes machen kann und wie es geht.
Dabei erstreckt sich die Rezeptvielfalt von der Vorspeise bis hin zur süßen Nachspeise.

Das Buch im handlichen Softcover-Format besticht schon durch sein Äusseres.
Sowohl das Cover als auch die Buchseiten sind mit sehr schönen und farblich ansprechenden Fotos ausgestattet, so dass allein schon das Durchblättern ein Vergnügen ist.

Der Inhalt ist in drei Teile gegliedert.
In "Vorräte" werden Tipps zum Pilze sammeln, trocknen und zum Einmachen gegeben.
"Rasch fertig" behandelt schnelle Rezepte, während es im Teil " Verwöhnen" schon etwas raffinierter zugeht.

Bei jedem Rezept, findet man die Rubrik "Das ist wirklich wichtig", in der erklärt wird, auf was man unbedingt zu achten hat.
Die Rezepte sind übersichtlich und gut erklärt, zum grössten Teil auch bebildert.

Viele Rezepte kann man natürlich erst ausprobieren, wenn die entsprechenden Früchte Saison haben.
Ich habe zum Beispiel sehr viele Hagebutten im Garten, die in diesem Herbst zu Hagebuttenmark verarbeitet werden. Dank dieses Buches einmal mit Wein und einmal als süße Variation.
Den "Heidelbeerquark mit Birnen und Löffelbiskuits" habe ich aber trotzdem schon getestet und dabei auf Obst aus dem Supermarkt zurückgegriffen. Sehr lecker!!!
Auch die Pilzsemmelknödel wurden ausprobiert, allerdings mit gekauften Champignions, aber auch damit wirklich empfehlenswert.

Auch wenn im Buch Tipps zum Pilzesammeln gegeben werden, ziehe ich es vor, diese weiterhin auf dem Markt oder im Geschäft zu kaufen, denn wenn man sich wie ich in der Materie nicht auskennt, ist bekanntlich Vorsicht geboten.
Auch bei Beeren und Baumfrüchten sollte man sich ganz sicher sein, dass man keine giftigen "Zwillinge" erntet....

"Pilze & Waldbeeren" ist ein Buch, das unglaublich viele Anregungen bietet, dabei aber auch meine Phantasie in Gang gesetzt hat, Rezepte möglicherweise etwas abzuändern. Diverse Zutaten wie Sardellen oder Ziegenkäse mag ich zum Beispiel nicht und würde sie weglassen bzw. ersetzen.
Darüber hinaus bekommt man viele lehrreiche und nützliche Informationen, so dass dieses Buch auf keinen Fall als reines Kochbuch zu betiteln ist.
Aber Lust aufs Kochen und Ausprobieren macht es - auf jeden Fall!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.07.2012
Tomaten
Schinharl, Cornelia

Tomaten


ausgezeichnet

Ich liebe Tomaten....
Als Kind habe ich sie schon vom Strauch gepflückt, wenn sie zum Teil noch grüne Stellen hatten, und auch heute noch dürfen sie für mich nicht zu reif sein.
Fest und aromatisch mit einer gewissen Süße...das sind richtigeTomaten!

Nur leider kann man solche Tomaten kaum noch im Laden kaufen.
Oft schmecken sie wässrig- und sehen auch so aus.
Wer richtige Tomaten essen will, muß selber welche anbauen.
Und dazu gibt es in dem Buch "Tomaten" von Cornelia Schinharl sogar tolle Tipps, was zeigt, dass wir es nicht nur mit einem gewöhnlichen Kochbuch zu tun haben.
Zum wiederholten Male hat der Kosmos-Verlag mit einer Ausgabe seiner beliebten Kochbuchreihe einen Allrounder herausgebracht, der seine Leser, zusätzlich zum Rezepteschatz, umfassend zum betreffenden Thema informiert.
Gekrönt wird das ganze mit schönen Fotos, die wirklich Lust aufs Kochen machen.

Autorin Cornelia Schinharl gliedert ihr Werk in drei Teile:
Für den Vorrat klärt den Leser über Tomatensorten auf und zeigt uns verschiedene Möglichkeiten der Konservierung, zum Beispiel durch die Verarbeitung zu Ketchup, Chutney oder sogar Konfitüre.

In Schnell und Gut finden wir Rezepte für Salate, Saucen und ganz schnelle, kleine Gerichte.
Was ich besonders toll finde, ist, das auch Vegetarier hier mit Gerichten wie Tomaten-Lasagne oder Tomaten-Pizza auf ihre Kosten kommen.
Beide Rezepte habe ich übrigens schon ausprobiert, und das Ergebnis war sehr lecker!

Das Kapitel Fein und Festlich präsentiert besondere Rezepte und macht Mut, auch einmal Außergewöhnliches zu probieren.
Ich würde z. B. von selber nie auf die Idee kommen, Tomaten mit Pfirsichen zu kombinieren wie beim "Tomaten-Pfirsich-Salat mit Lavendel und Ziegenkäse"....

Das Buch endet mit einem Rezept- sowie einem Themenregister, so dass eine gute Übersicht gewährleistet ist.

"Tomaten" bietet sowohl eine Menge Anregungen für ganz einfache Gerichte als auch raffinierte Rezepte für den experimentierfreudigeren Koch.

Ich bin sicher, dass ich dieses Werk noch sehr oft zur Hand nehmen werde, um meine Familie mit Tomatengerichten zu beglücken!
Ein tolles Buch, das ich unbedingt weiter empfehle!

Bewertung vom 27.06.2012
Die Schmetterlingsinsel
Bomann, Corina

Die Schmetterlingsinsel


gut

Als ihre geliebte Großtante Emmely in England stirbt, tritt die Berliner Anwältin Diana Wagenbach ein schweres Erbe an.
Sie als letzte Nachfahrin der Tremaynes soll ein lang gehütetes Familiengeheimnis ergründen.
Ein alter Brief soll ihr erster Anhalt sein, welcher sie schließlich von "Tremayne House"der Gegenwart bis in das Jahr 1887 ins damalige Ceylon zurückführt.
So folgt Diana den Spuren ihrer Ururgroßmutter Grace, deren Wege sich irgendwann von ihrer Familie getrennt haben...
Was ist damals passiert? Und warum wurde so lange geschwiegen?

Das Buch "Die Schmetterlingsinsel" von Corina Bomann fällt zunächst durch seine aufwändige Gestaltung regelrecht ins Auge.
Der Buchschnitt ist mit pinken Schmetterlingen und Orchideen bedruckt, die Vorsatzseite ist dunkelpinkfarben, alles sehr stimmig auch mit der Covergestaltung.
Dieses Buch muss man in der Buchhandlung erst einmal in die Hand nehmen....

Auch die Geschichte selbst zog mich gleich in ihren Bann.
Ich liebe ja Familiengeschichten, und wenn sie auf verschiedenen Zeitebenen spielen, erst recht.

So erzählt uns auch Corina Bomann im Wechsel mit den Kapiteln zwei Geschichten, einmal die von Diana in der Gegenwart, zum anderen die der Schwestern Victoria und Grace im Jahr 1887.
Dabei zeichnet sie Charaktere und Schauplätze so gut, dass vor des Lesers Auge ein kleiner Film abläuft.
Sowohl die Atmosphäre des alten Herrenhauses als auch die prächtige Kulisse Sri Lankas werden uns sehr gut vermittelt.

"Die Schmetterlingsinsel" erzählt eine Geschichte, die zunächst durchaus fesselt, im weiteren Verlauf jedoch immer oberflächlicher wird.
Einige Passagen waren mir persönlich zu trivial und erinnerten eher an einen Kitschroman, einige Umstände fügten sich letztendlich gar zu gut in die Geschichte ein und wirken daher unglaubwürdig, anderes wird wieder allzu schnell abgehandelt.
Das finde ich wirklich sehr schade...
Ich hatte nach der letzten Seite das Gefühl, dass die Autorin ihrer eigenen, wirklich tollen Idee nicht gerecht geworden ist.

Wer also eine Lektüre mit Anspruch sucht, sollte sich hier eher zurückhalten.
Wer aber lediglich gut unterhalten werden will, ist mit der Schmetterlingsinsel gut bedient.

16 von 22 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.06.2012
Das Alphabethaus
Adler-Olsen, Jussi

Das Alphabethaus


ausgezeichnet

Die englischen Piloten Bryan und James, unzertrennliche Freunde von Kindesbeinen an, werden bei einem gefährlichen Kriegseinsatz im Jahre 1944 über Deutschland abgeschossen.
Mit letzter Kraft gelingt es ihnen, ihr Leben zu retten.
Sie gelangen schliesslich in das sogenannte Alphabethaus, ein Lazarett, in dem hochrangige deutsche, geistig gestörte Kriegsopfer behandelt werden.
Nur, wenn auch sie sich als Solche ausgeben, haben sie eine Chance, zu überleben.
Aber sind wirklich alle anderen Patienten echt? Oder gibt es noch weitere Simulanten?
Ein Katz-und Mausspiel beginnt....
....welches fast 30 Jahre später eine Fortsetzung erfahren soll!


Der Filmproduzent Just Beter schreibt über dieses Buch: "Der beste Film, den ich je gelesen habe!"

Und damit spricht mir aus der Seele!

Jussi Adler-Olsen legt mit seinem allerersten Roman überhaupt ein Meisterwerk seiner Erzählkunst vor, auch wenn er damit nicht die Erwartungen der meisten seiner zahlreichen Fans der Carl-Morck-Serie zu erfüllen scheint.
Mit "Das Alphabethaus" zeigt Adler-Olsen eine ganz andere Seite seines Könnens, die mir persönlich aber sehr gut gefallen hat.

In wie von ihm gewohnt sehr anschaulichem und flüssigem Stil erzählt der Autor vom Schicksal der beiden Freunde Bryan und James, die unvorstellbare Dinge erleben und erleiden müssen, um zu überleben.
Dabei entführt er seine Leser in das Grauen des Zweiten Weltkrieges, das man sich genau so vorstellen kann, so erschreckend die Ausführungen hierüber auch sind...

Insbesondere der Umgang mit psychisch oder geistig Erkrankten in dieser Zeit wird dem Leser recht deutlich vermittelt, was dem Autor als Sohn eines Psychaters sehr gut gelingt.
Sehr feinfühlig und behutsam geht er dabei mit seinen Protagonisten um und zeigt uns die Menschen hinter den Masken.

Auch im zweiten Teil des Romans, der im Jahre 1972 beginnt, lässt er uns quasi neben seinen Hauptcharakteren herlaufen und deren Aufarbeitung ihrer schrecklichen Vergangenheit hautnah miterleben. Dabei schildert Adler-Olsen ihre Emotionen und Ängste so deutlich, dass es für den Leser fast schon beklemmend ist...

Aber wie Adler-Olsen selber sagt, ist das Alphabethaus kein Kriegsroman.
Vielmehr beschreibt es die Wege einer Freundschaft, und das für den Leser sehr eindringlich und geradezu fühlbar.

Auch kann man dieses Buch nicht als Thriller im herkömmlichen Sinne bezeichnen, trotzdem sieht sich der Leser während der gesamten Lektüre einer unglaublichen Spannung ausgesetzt.

Einmal angefangen, war ich kaum in der Lage, dieses Buch aus der Hand zu legen.
Ich sah mich vollkommen gefangen in einer Geschichte, die sicher für den einen oder anderen Menschen auch ein Stück Wirklichkeit bedeuten mag...

"Das Alphabethaus" ist ein grossartiger Roman und tatsächlich auch für mich "ein gelesener Film"...

16 von 40 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.04.2012
Torso
Fleischhauer, Wolfram

Torso


gut

In einer einschlägigen Szenekneipe wird ein grotesk inszenierter Torso gefunden. So etwas haben selbst die Beamten der Berliner 7. Mordkommission um Hauptkommissar Martin Zollanger noch nicht gesehen. Und es soll nicht bei dem einen Fund bleiben. Auch an anderen Standorten werden menschliche Leichenteile, verziert mit Teilen von Tierkadavern, gefunden. Zollanger und seine hübsche Kollegin Sina arbeiten mit Hochdruck an der Aufklärung dieser Mysteriositäten und könen Störungen von aussen gar nicht brauchen.
Dennoch wird der Hauptkommissar abgelenkt von einer jungen Frau, die unbedingt den Kontakt zu ihm sucht.
Elin, deren Bruder Eric vor ein paar Wochen erhängt an einem Baum gefunden wurde, will nicht an einen Selbstmord glauben. Sie ist überzeugt davon, dass Eric ermordet wurde und legt sogar Beweise vor. Ihr Bruder verfügte über hochbrisante Informationen....


Während mich Mord und Totschlag in einem Thriller ganz sicher interessieren, begeistert mich Wirtschaftskriminalität dagegen gar nicht.
In "Torso" treffen diese beiden Themen aufeinander und lassen den Leser über ihre Zusammenhänge in der Geschichte rätseln.
Diese werden wohl im Verlauf erläutert, bedeuteten für mich aber schwer durchschaubare Kost, die zu einem eher unglaubwürdigen Ende führt.

Wolfram Fleischhauer ist einer guten Idee nachgegangen und hat sich für sein Thrillerdebüt eine komplexe Story ausgedacht, die vielversprechend und auch spannend beginnt.
Er lässt aber zu viele Komponenten einfließen, die mich als Leser dann fast überfordert und letztendlich mit zu vielen Fragen zurückgelassen haben.
Dabei lässt sich "Torso" durchaus flüssig lesen, entspannend ist die Lektüre trotzdem an vielen Stellen nicht, will man das Gelesene auch verstehen und die Zusammenhänge begreifen.

Was der Autor seiner Geschichte zu viel gegeben hat, hat er an seinen Mitwirkenden gespart.
Fleischhauer hat mit seinem Protagonisten Martin Zollanger, als "Fast-Pensionär" mit einer kleinen Schwäche für seine junge Kollegin, einen interessanten Charakter erfunden, den ich gerne noch etwas besser kennen gelernt hätte.
Auch die weiteren Personen hätten ein wenig mehr Farbe vertragen und waren für mich zum Teil kaum voneinander zu unterscheiden.
Lediglich von Elin hatte ich ein recht genaues Bild.

Nichtsdestotrotz hat mir der Schreibstil des Autors gut gefallen, so dass ich einem seiner Vorgängerbücher ( bsw. "Die Frau mit den Regenhänden" oder "Die Purpurlinie") durchaus eine Chance geben würde.

"Torso" hat mich jedoch leider nicht zu 100% überzeugen können, auch wenn die Geschichte einigen Stoff zum Nachdenken bietet. Doch selbst im Nachhinein fällt mir dies schwer....

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.03.2012
Das Haus zur besonderen Verwendung
Boyne, John

Das Haus zur besonderen Verwendung


ausgezeichnet

Als der 16jährige Georgi im Jahre 1915 ein Attentat auf ein Mitglied der Zarenfamilie verhindert, ändert sich sein ganzes Leben.
Der aus sehr einfachen Verhältnissen stammende Junge ist plötzlich Mitglied in der Leibgarde des Zaren, um als Aufpasser für Alexei, dessen einzigen Sohn , zu fungieren.
Der Junge wächst ihm schnell ans Herz, und nicht nur er...
Auch an Anastasia, der jüngsten der vier Zarentöchter, findet er Gefallen.
Die beiden verlieben sich ineinander, halten ihre Liebe aber wohlweislich geheim.
Als jedoch 1917 Unruhen im russischen Reich auftreten, die zum Sturz des Zaren führen, trennen sich Georgis und Anastasias Wege....

Auch wenn ich "Der Junge im gestreiften Pyjama" als einen der beeindruckendsten Filme empfinde, den ich je gesehen habe, habe ich den irischen Autor John Boyne, aus dessen Feder das Buch dazu stammt, bisher als Schriftsteller nicht wahrgenommen.

Das tut mir leid. Sehr sogar, denn vorliegendes Buch desselbigen Autors
"Das Haus zur besonderen Verwendung" ist auch eines der schönsten Bücher, das ich je gelesen habe....

John Boyne lässt Georgi selbst seine Geschichte erzählen, in zwei Erzählsträngen, die sich Kapitel für Kapitel abwechseln.
So lernen wir den jugendlichen Georgi kennen, den Bauernsohn, der mit 16 Jahren aus seinem Dorf Kaschin nach St. Petersburg und an den Hof des Zaren Nikolaus II. kommt.
Er berichtet von seinen Erlebnissen, seiner Liebe zur schönen Zarentochter Anastasia und auch seinen dunklen Seiten, die er nicht verleugnet...

Der Georgi der Gegenwart, mittlerweile 82 Jahre alt, bangt um seine Frau Soja, die im Sterben liegt.
Er lässt sein Leben vor unseren Augen Revue passieren und geht mit jedem Kapitel weiter in der Zeit zurück.
Schließlich treffen sich beide Geschichten und der Kreis schließt sich...

Der Aufbau des Buches in dieser Form ist absolut genial, und ich bewundere den Autor für diese Kunst!
Boyne schreibt ruhig, aber dennoch eindringlich in einer schönen Sprache, die den Leser einfach nur mitreißt.
Aber auch die Geschichte selbst übt einen starken Sog aus, berührt.
Sie lässt den Leser in sich eintauchen, aber mit Beenden der letzten Seite noch lange nicht wieder los.
Es ist nicht nur die Liebesgeschichte zwischen Anastasia und Georgi, sondern auch die geschichtlichen Hintergründe und das Schicksal der letzten russischen Zarenfamilie, die ganz sicher hierzu beitragen.

John Boyne hat starke Charaktere erschaffen, ganz nah ist uns natürlich Georgi, den wir die ganze Zeit begleiten, und der uns sein Leben, aber auch sein Leiden offenbart.

"Das Haus zur besonderen Verwendung" ist ein Buch, bei dem man sich wünscht, es möge nie zu Ende gehen.
Es ist ein Meisterwerk, das John Boyne da geschaffen hat...ein Autor, den ich ganz sicher nicht mehr aus den Augen verlieren werden...

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.