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Schnuffpuschel
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Wennigsen

Bewertungen

Insgesamt 19 Bewertungen
12
Bewertung vom 25.03.2024
Kantika
Graver, Elizabeth

Kantika


ausgezeichnet

Nach "Der Sommer der Porters" ist "Kantika" der zweite Roman aus der Feder der Autorin Elizabeth Graver für mich. Ich erwähne das hier so explizit, da ich eine sehr hohe Erwartungshaltung hatte, bevor ich mit "Kantika" gestartet bin und schon die Leseprobe hatte mich wieder von der ersten Seite an in den Bann gezogen.

Besonders gereizt hatte mich an diesem Buch auch, dass die Autorin die Lebensgeschichte ihrer Großmutter wiedergibt, die auch Protagonistin in "Kantika" ist - Rebecca Cohen.

Beginnend in Konstantinopel zu Beginn des 20. Jahrhunderts führt uns die Geschichte über Spanien nach Kuba und in die USA. Als Tochter eines sephardischen Textilunternehmers wächst Rebecca in wohlhabenden Verhältnissen auf. Sie liebt Mode, näht gerne und ist selbstbewusst. Doch je älter sie wird, desto mehr wird ihr bewusst, dass ihre Herkunft und ihr jüdisches Erbe Probleme bereiten, egal wo sie mit ihrer Familie Wurzeln schlagen möchte.

Es gibt so viele Textpassagen, in denen die Autorin ihr Können beweist und damit der Dramatik der jeweiligen Stelle nochmals auch sprachlich Ausdruck verleiht. Ein Beispiel habe ich mir rausgesucht, bei dem der Protagonistin nahegelegt wird, ihren Namen anzupassen, damit er nicht jüdisch klingt.

So heißt es (S. 99):
"Woher kommst du? Zwischen Leichtigkeit und Dunkelheit, zwischen Israel und den Nationen, zwischen dem siebten Ruhetag und den sechs Arbeitstagen. Wenn sie die Augen schließt, kann sie eingehen in den Klang und eins werde mit der unermesslichen Weite - ein Staubkorn, ein Nadelstich, reiner Atem. Ich komme von blanko, dem Nichts, das Selbst ausradiert, alle Spuren verwischt."

Jetzt nach Auslesen des Buches kann ich eigentlich nur sagen - ich habe es geliebt und meine Erwartungen wurden vollends erfüllt. Die Geschichte ist sehr flüssig geschrieben, größere Kapitel sind mit Original-Fotografien gekrönt, was die Geschichte für mich noch einmal abgerundet hat, da ich nun Gesichter zu den handelnden Personen hatte. Für mich ist "Kantika" ein absolutes Jahreshighlight.

Bewertung vom 13.03.2024
Krummes Holz
Linhof, Julja

Krummes Holz


ausgezeichnet

Bei "Krummes Holz" hatte mich irgendwie alles gereizt - vom Cover, dem Titel als auch dem Klappentext. Eine erste Leseprobe hatte mich dann restlos überzeugt, dass ich dieses Buch einfach lesen muss.

Zum Inhalt:
Jirka ist 14 Jahre alt, als er weggeschickt wird. Nun ist er 5 Jahre älter und kehrt zurück auf den elterlichen Hof, den seine Schwester inzwischen übernommen hat. Eine Woge der Erinnerungen übermannt ihn schon auf den ersten Metern zu seinem ehemaligen Zuhause und im Grunde weiß er nicht, warum er überhaupt zurück kehrt.

Fazit:
Jetzt, nachdem ich die letzten Kapitel in einem Atemzug gelesen habe, bestätigt sich der erste Eindruck: Es ist kein Buch, das ich einfach so lesen konnte, während ich frühstücke, während ich in der S-Bahn fahre oder während neben mir noch irgendeine andere Ablenkung um Aufmerksamkeit buhlt. Oft hatte ich das Gefühl, dass ich vor allem zwischen den Zeilen lesen musste und dass das Ungesagte mehr Gewicht hatte als das Gesagte. Die Welt, in die Jirka nach fünfjähriger Abwesenheit zurückkehrt scheint vor allem dadurch geprägt zu sein, dass niemand über Gefühle reden kann. Mein Buch ist voller Post-its, da ich die wortgewaltige Sprache, das Spiel zwischen bloßen Andeutungen und brachialen Gefühlsausbrüchen einfach großartig fand. Generell hat mir vor allem die Sprache sehr gut gefallen. Anbei zwei Zitate, die mir im Kopf geblieben sind:

"Die Zeichnungen an den Wänden entblößen einmal mehr, was ich versuche, vor ihm zu verbergen. Ein Teil von mir wünscht sich, dass er es erkennt. Dass ich nichts mehr sagen muss." (S. 233)

"Ich suche Auswege. Irre in Gedanken durch ein Geflecht aus Möglichkeiten, die keine sind." (S. 162)

Auf alle Fälle wird dieses Buch zu meinen Jahreshighlights gehören und der Name der Autorin Julja Linhof auf meine Liste der Schreibenden, die ich im Auge behalten werde.

Bewertung vom 21.02.2024
Die Königin
Conrad, Sebastian

Die Königin


ausgezeichnet

Sebastian Conrad schafft in seinem Buch "Die Königin. Nofretetes globale Karriere" einen Geniestreich, in dem er nicht nur einen historischen Abriss der Geschichte der berühmten Büste der ägyptischen Pharaonin Nofretete von deren Fund zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute zu schlagen, ohne sich dabei in bloßen Fakten zu verlieren, er gibt uns auch einen wirklich spannenden und interessanten Einblick auf die Welt, die sich seit deren Fund um die Büste dreht wie um kein anderes historisches Exponat.

Meiner Meinung nach stimmt bei diesem Buch wirklich alles - von der Covergestaltung, der Bebilderung innerhalb des Buches bis hin zu einem Abriss der Diskussionen, die die Büste seit inzwischen über 100 Jahre in der ganzen Welt auslöst. Für mich waren vor allem zwei Themen besonders interessant - zum Einen die Frage, ob die Statue weiterhin in Berlin ausgestellt werden dürfe, oder nach Ägypten zurück gegeben werden müsste und zum Anderen der Grund für ihre globale Berühmtheit. Beiden Themen widmet sich der Autor ausführlich und rundet damit für mich das Buch zu einem absolut perfekten Sachbuch ab. Doch im Grunde sind dies nur zwei von sehr vielen anderen Themen - doch im Grunde steht diese Frage im Zentrum: Wie wird aus einer kleinen Büste ein Bild, zu dem wahrscheinlich jeder Mensch eine Verbindung knüpfen kann?

Was mir auch sehr gut gefallen hat, war die flüssige Schreibe des Autors. Gerade bei Sachbüchern verlieren sich Experten gerne in Aneinanderreihungen historischer Fakten - Sebastian Conrad hingegen hat einen geradezu erfrischenden Stil, der mich da Buch in relativ kurzer Zeit lesen lassen hat.

Bewertung vom 07.11.2023
Der Achte Tag
Salerni, Dianne K.

Der Achte Tag


ausgezeichnet

"Der Achte Tag" ist eine neue Reihe der Autorin Dianne K. Salerni. Ich war bei der Thematik etwas skeptisch, denn die Artussage kam mir als Kind immer recht starr und vergilbt vor. Doch Dianne K. Salerni setzt zumindest im ersten Teil vor allem auf Ausarbeitung des Protagonisten Jax, was der Geschichte sehr gut tut.

Jax ist Waise und wächst bei einem gerade einmal 18 jährigen Riley auf - sehr zum Leidwesen der Tante, die ihn gerne zu sich genommen hätte. Niemand versteht, warum Jax' Vater das Sorgerecht nach seinem Tod ausgerechnet Riley zuspricht und am allerwenigsten kann Jax das verstehen. Und dann ist da noch die Sache mit dem Tag nach Mittwoch.... Donnerstag? Nein, nicht wirklich.

Ich habe das Buch in kürzester Zeit durchgelesen, habe mich sehr gefreut zu erfahren, dass im Frühjahr nächsten Jahres der zweite Teil der Reihe erscheinen wird und bin schon jetzt sehr gespannt darauf, wie es weitergeht.

Empfehlen würde ich diese Buch Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ab 10/11 Jahren. Das Buch kommt nahezu ohne Bilder aus, es ist also textintensiv - da es jedoch von der ersten Seite an sehr spannend geschrieben ist, das Schriftbild einladend und der Protagonist sehr glaubwürdig ist, kann ich dieses Buch auch den jüngeren Jugendlichen sehr gerne empfehlen.

Bewertung vom 22.09.2023
The Magic Border
Parks, Arlo

The Magic Border


ausgezeichnet

Irgendwann im Jahr 2021 hatte ich in Elton Johns Rocket Hour das erste mal ein Lied der britischen Sängerin Arlo Parks gehört. Was mir damals als erstes auffiel, war ihre sanfte, zugleich eindringliche und intensive Stimme gewesen. Irgendetwas hatte ihre Musik bei mir berührt, so dass ich mir ihren Namen gemerkt habe, auch wenn ich die Musik erst mal gar nicht weiter verfolgt hatte.

Als nun ihre erstes Buch "The Magic Border" veröffentlicht wurde wusste ich, ich muss das Buch lesen.

Bei "The Magic Border" handelt es sich um eine Mixtur aus Gedichten/Songtexten und Fotografien von Daniyel Lowden.

Schon im "Statement", dem Intro zum Buch, beschreibt Arlo Parks ihre Intentionen und versucht auch, ihren eigenen Stil von außen zu betrachten und sagt: "Meine Sprache ist die der Extreme". Diese Einschätzung kann ich nur teilen, denn die Intensität ihrer Sprache, die Art und Weise, wie sie sich mit selbst, den Menschen, die sie umgeben, der Vergangenheit auseinandersetzt, ist überraschend und auch ein wenig überwältigend.

Ich habe während ich das Buch zur Hand hatte auch ihre Musik laufen gelassen, was ihren Texten noch einmal mehr Intensität einhaucht - ihre sanfte, ruhige und melodiöse Stimme, die jedoch auf Texte trifft, die zum Beispiel die dunkelsten Seiten eines Traums beschreiben, wirken wirklich nach bei mir. Toll ist auch, dass es sich um eine zweisprachige Edition handelt, so dass man auch immer den englischen Originaltext betrachten kann, der der Übersetzung zugrunde lag.

Besonders gut gefallen haben mir "Unversehrt" (S. 9), "Traum" (S. 45) und "Schwerelos" (S. 108).

Anbei ein kleiner Auszug aus "Schwerelos"

"Deine Augen, Kardamon und Jade, so strahlten sie in der Nacht,
in der du deine vulkanische Seite zeigest.
Ich habe Angst davor, Bestätigung zu brauchen
Ich warte auf den Tag, an dem du es endlich versuchst
Da sind Sandmücken im Champagner
Du bist verschlossen, ich bin so erschöpft,
aber in den seltenen Momenten, in denen du sagst, ich sei dein Sonnenstrahl, leuchte ich
Ich bin hungrig nach deiner Zuneigung, du wirst von dem Druck zerquetscht
Aber du wirst nichts ändern, nein, du wirst nichts ändern."

Was mir an ihren Texten auch sehr gut gefällt ist, dass die Nähe zu den Menschen, die ihr wichtig sind, immer wieder thematisiert wird. Sie sagt dazu auch in ihrem Vorwort, dass die Texte mit diesen Menschen zusammen entstanden sind.

Bewertung vom 15.09.2023
Zeiten der Langeweile
Becker, Jenifer

Zeiten der Langeweile


weniger gut

Jennifer Becker beschreibt in ihrem Buch "Zeiten Langeweile" den Versuch der Protagonistin Mila, der digitalen Welt zu entfliehen. Es startet mit social network Seiten, geht über Streamingdienste hinaus und endet darin, dass selbst ein Ausflug unter Menschen nur noch einen Gedanken zulässt - nämlich den, wer sie fotografieren könnte.

Ich denke, dass sich kaum jemand nicht schon einmal mit dem Gedanken beschäftigt hat, inwiefern Internet, Apps, Streaming noch Vereinfachung oder einfach einer Sucht gleichzusetzen sind. Sollte der Gebrauch des Handys und die Zeit auf social network Kanälen reduziert werden? Was mache ich, wenn das Internet ausfällt? All diese Fragen finde ich auch nach wie vor interessant und ich hatte gedacht, dass "Zeiten der Langeweile" einem einen Wink in diese Richtung geben könnten. Doch auf mich wirkt die Protagonisten über die Länge des Buches überzogen, paranoid und irgendwie manisch.

Was ich auch nicht schön fand war, dass ich während des ganzen Buches nicht wirklich rausgefunden habe, warum Mila derart drastische Maßnahmen für sich getroffen hat. Doch was mich am meisten beschäftigt ist, worauf das Buch hinaus will. Wenn es mir einen "digitalen Detox" empfehlen möchte, ist das leider komplett fehl geschlagen.

Bewertung vom 20.08.2023
Eine glückliche Familie
Kabler, Jackie

Eine glückliche Familie


weniger gut

"Eine glückliche Familie" ist für mich das erste Buch aus der Feder der britischen Autorin Jackie Kabler gewesen. Irgendwie war ich auf das Buch gestoßen, hatte die Leseprobe gut gefunden und kurzerhand dann auch das ganze Buch innerhalb von zwei Tagen weg geschmökert. An dieser Stelle sei gesagt, dass die Schreibe der Autorin sehr flüssig ist, so dass die ca. 420 Seiten wirklich in kürzester Zeit gelesen werden können, doch hier endet auch schon meine kleine Liste der positiven Aspekte des Buches.

Es geht um Beth, eine Frau Mitte/Ende 30, die geschieden ist und mit ihren beiden Kindern zusammen wohnt. Als sie sieben Jahre alt war, hatte die Mutter die Familie verlassen, so dass sie im Grunde ab diesem Zeitpunkt als Halbwaise aufgewachsen ist. Das Verhältnis zu ihrem Vater ist sehr gut und sie besucht ihn mehrfach in der Woche im Altenheim. Ihr Leben verläuft im Grunde sehr gut, sie ist glücklich und angekommen. Dann passt jedoch folgendes: nach dreißig Jahren klingelt es an ihrer Haustür und ihre verschollene Mutter steht vor der Tür.

Auf dem Klappentext stand, dass es sich bei dem Buch um einen Psychothriller handeln würde und anfangs habe ich auch noch gedacht, dass dem so ist, da typische Elemente in die Geschichte eingeflossen sind wie Verfolgungsangst, eine Person, die Beth beobachtet, Fußspuren vor dem Haus und auch, dass niemand einem glaubt. Doch nachdem ich das Buch jetzt ausgelesen habe muss ich sagen, dass zu keinem Zeitpunkt auch nur eine Spur Spannung aufkam.

Leider wusste ich auch schon sehr früh, worauf die Geschichte abzielen werden würde und habe dann lange gehofft, dass irgendeine Art von plot twist kommt, aber leider weit gefehlt. Ehrlich gesagt frage ich mich tatsächlich, ob es jemanden geben wird, dem es bei diesem Punkt anders gehen wird....

Was mir auch ein wenig sauer aufstoßen wird war die Charakterzeichnung. Sowohl die Protagonistin Beth als auch die anderen Charaktere wirkten auf mich eher blass und einige Reaktionen erschienen auf mich auch nicht wirklich logisch. Wenn ein Mensch, den ich überhaupt nicht kenne in mein Leben tritt (ihre Muter) und mir etwas über jemanden erzählt, den ich seit Jahren kenne, dann glaube ich das automatisch? Und noch dazu ihre Mutter die Familie verlassen hat - ist sie dann ausgerechnet wirklich ein Charakter, dem ich trauen und glauben würde? Aber auch ansonsten gab es so viele Passagen, bei denen ich das Gefühl hatte, dass ein Geheimnis um ein Charakter gemacht wird, nur um die Spannung aufkommen zu lassen, was aber einfach nicht funktioniert hat.

Zum Ende ist dann nochmals ein Punkt aufgekommen, der mich geärgert hat und zwar hat die Autorin ihre Protagonistin mehren Leuten die exakt selbe Geschichte erzählen lassen - nur mit anderen Worten. Natürlich würde man, wenn man von unterschiedlichen Leuten etwas herausbekommen möchte, die eigene Geschichte und die Fragen wiederholen. Doch in einem Buch hätte ich mir hier einen anderen Weg gewünscht. So war ich kurz davor, die Seiten einfach umzublättern.

Auch bei der Auflösung habe ich mich einfach nur geärgert. Nicht nur, weil das Ende vorhersehbar war, sondern auch, weil mir die Reaktionen der Charaktere hier nicht immer logisch und überzogen vorkamen. Es wirkte konstruiert.

Kurz: ich bin mir nicht sicher, ob ich noch mal ein Buch der Autorin lesen möchte.

Bewertung vom 20.02.2023
Morgen, morgen und wieder morgen
Zevin, Gabrielle

Morgen, morgen und wieder morgen


ausgezeichnet

„Morgen, morgen, und wieder morgen“ ist ein Buch, das optisch eigentlich so gar nicht in mein Beuteschema passt und gerade deshalb einen ungeheuren Reiz auf mich ausgewirkt hat. Der Gedanke, dass das Buch in den 90ern spielt hatte das Buch dann schon in der englischen Fassung auf meine Wunschliste katapultiert, dass ich mein Glück dann kaum fassen konnte, als ich dann ein Rezi-Exemplar vom Verlag erhalten habe.

Zum Inhalt

Die Protagonisten dieses Romans sind Sadie und Sam. Beide haben sich als junge Teenager kennengelernt und ihre Liebe für Computerspiele hat sie schon damals tief verbunden. Nachdem sie sich einige Jahre nicht gesehen haben und Mitte der 90er Jahre durch Zufall wieder auf einander treffen, beginnen sie selbst, Computerspiele zu entwickeln. Gemeinsam mit Sams Mitbewohner Marks starten sie eine ungewöhnliche Karriere.

Meine Gedanken

Jetzt muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich zwar das ein oder andere Spiel gespielt habe, aber mein Interesse an Computern noch nie besonders groß war und selbst Computerspiele konnten mich nie so vom Hocker reißen. Wenn man dieses Buch liest, taucht man tiefer in die Welt der Computerspiele ein, als ich es mir jemals hätte vorstellen wollen – und ich habe es geliebt. Das Verhältnis zwischen Sadie und Sam ist einzigartig beschrieben, so dass ich nachdem ich das Buch fertig hatte, hemmungslos geschluchzt habe. Nicht, weil das Ende so furchtbar traurig war, sondern weil ich nicht wollte, dass das Buch zu Ende ist. Ich wollte mehr von ihnen lesen.

Anbei mal ein paar Zitate, die das Verhältnis zwischen Sadie und Sam beschreiben:

"Was er für Sadie Green empfand, war mehr als Liebe. Es musste ein anderes Wort dafür geben." (S. 238).

Ich hatte das Gefühl, dass die beiden sich besser kennen, als sich selbst und doch ist es ihnen stets sehr schwer gefallen, über ihre Gefühle zu sprechen. So heißt es

"Wir spielen Spiele, und wir reden über Spiele und darüber, Spiele zu machen. Wir kennen uns überhaupt nicht." (S. 297)

Und auch die anderen Charaktere im Buch sind mir so ans Herz gewachsen – allen voran Marks. Während Sadie und Sam mit hoher Wahrscheinlichkeit in meinem Freundeskreis nicht die meisten Sympathiepunkte sammeln könnten, würden Marks alle lieben. Und ich glaube, dass er genau das ist, ein Bindeglied zwischen Sadie und Sam. Als ziemlich am Ende dann auch ein Verweis auf den Titel des Buches durch Marks für die Lesenden aufgeklärt wurde, konnte ich meine Emotionen nicht mehr an mich halten.

Es ist bestimmt eins der Bücher, deren Inhalt, Charakterentwicklung und auch Verlauf der Geschichte für mich immer einzigartig bleiben werden. Hier wird nicht mit platten Plattitüden gearbeitet, für mich war absolut gar nichts voraussehbar, so dass ich jedem neuen Kapitel entgegen gefiebert habe. Die Autorin schafft es mit ihrer flüssigen, pointierten Art nicht nur, dass die Seiten an einem vorbei rauschen, ohne dass man mitbekommt, dass man 600 Seiten weg geatmet hat, nein – die Charaktere wirken so ehrlich, nerdig, verschroben und dadurch so realistisch, dass ich das Gefühl hatte, sie am Ende wie gute Freunde zu kennen. Für mich ist das Buch zu recht schon in der englischen Fassung gehypt und ich freue mich schon jetzt auf einen neuen Roman aus der Feder von Gabrielle Zevin.

Bewertung vom 31.01.2023
Rising Bahia
Schneyder, Mo

Rising Bahia


ausgezeichnet

„Rising Bahia“ war das erste Buch, das ich von Mo Schneyder gelesen habe, obwohl ich ein weiteres Buch bereits zu Hause stehen habe, dass ich ebenfalls zeitnah lesen möchte. Hier hatte mich das Cover absolut umgehauen – wie genial ist das denn? Und dann ist das Buch von einer noch nicht bekannten Autorin? Ich glaube, jeder große Verlag kann neidisch sein auf dieses Buch!

Was mich aber richtig gefreut hat war, dass ich das Buch selbst richtig gut fand. Im Mittelpunt der Handlung steht die junge Juliana, die in Deutschland mit ihren beiden Müttern lebt. Da sie selbst noch nicht genau weiß, was sie mit ihrem Leben anfangen möchte, geht sie nach Brasilien, um in einer Favela als Lehrerin zu arbeiten, doch schnell merkt sie, dass Brasilien sie auf eine Weise beansprucht, mit der sie ganz und gar nicht gerechnet hat. Es fängt mit dem verbotenen Kampftanz Capoeira und dem Wissen um die Orishas, den verbotenen Göttern. Ist sie wirklich nur Gast in diesem Land, oder hat sie einen Teil von sich gefunden, der hierher gehört?

Die Schreibe der Autorin ist sehr flüssig, so dass ich das Buch auch relativ schnell gelesen hatte. Es gibt im Buch zwar eine Stelle, wo ich mir wünschte, dass das Buch ein Kapitel mehr gehabt hätte, aber da mir der Rest des Buches einfach fantastisch gefallen hat, bewirkt das nicht, dass ich dem Buch weniger Punkte geben möchte. Es war stellenweise wirklich super spannend, lustig, traurig – alles was ein wirklich gutes Buch eben so braucht!

Bewertung vom 31.12.2022
Der Fühlweber (eBook, ePUB)
Block, Cathrin

Der Fühlweber (eBook, ePUB)


sehr gut

"Asche des Feindes" ist der Auftakt der Reihe "Der Fühlweber" aus der Feder von Cathrin Block. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Schüler Gavandon Barjenden. Er gehört mit seiner Familie zu Menschen, die auf Nouworld leben, einem Planeten, deren Geheimnisse seit jeher vor den Menschen geschützt werden.

Unter den Menschen gibt es sogenannte Fühlweber, Menschen mit besonderen Fähigkeiten. Von vielen werden sie gefürchtet, bzw. skeptisch beäugt und als Gavandon herausfindet, dass nicht nur sein Bruder, sondern auch eher zu ihnen gehören, ist es auch schon fast zu spät, sich auf diese neue Information vorzubereiten. Unbedacht kommt es zu einer sehr brisanten Situation und sein Leben ändert sich in einem Wimpernschlag - er befindet sich auf der Flucht. Schnell wird ihm klar, dass er auf sich allein gestellt ist und erst einmal neu entdecken und erfahren muss, was von ihm erwartet wird und auch, wie sein Platz in der Welt nun aussieht - wem kann er noch trauen?

Was mir an dem Buch gut gefallen hat, ist die flüssige Schreibe der Autorin. Vor allem die Kapiteleinstiege haben wirklich sehr dazu eingeladen, in einen neuen Leseabschnitt einzutauchen. Auch die Zusammenführung der Charaktere hat mir gut gefallen. An einigen Stellen hatte ich jedoch manchmal ein wenig Schwierigkeiten, der Handlung zu folgen, da sich Gavandons Charakter bzw. sein Wesen sehr vielschichtig entwickelt. Auch hätte ich mir bei einigen Nebencharakteren einen tieferen Einblick gewünscht (zum Beispiel bei der Crew, in der Gav beinahe anheuert).

Wir können gespannt bleiben, wie sich die Geschichte der Reihe weiterentwickelt - es sei an dieser Stelle nur so viel gesagt, dass der Teil in sich abgeschlossen ist, jedoch Potential in sich trägt, in einem anschließenden Teil weitergeführt zu werden.

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