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rewa
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wien

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Insgesamt 348 Bewertungen
Bewertung vom 18.07.2024
Ein tierischer Fall für den Kommissar
Ambronn, D.G.

Ein tierischer Fall für den Kommissar


gut

Kommissar Jörgensen hat es nicht leicht, denn kaum stirbt ein Mann bei einem mysteriösen Unfall auf Gut Ruserberg, gibt es schon den nächsten Toten. Dieses Mal einen erschossenen Parlamentsmitarbeiter. Bald merkt er, dass in den politischen Kreisen nicht immer alles so läuft wie es sein sollte und die Verdächtigen werden immer mehr. Auch eine ominöse junge Frau namens Monique, die immer wieder seine Wege kreuzt und offensichtlich nicht so harmlos ist wie sie immer tut, tragen nicht unbedingt zu einer besseren Laune des Kommissars bei. Und so muss sich Jörgensen durch einen Dschungel aus Korruption, Lügen und Geheimnissen herum schlagen um an sein Ziel zu kommen.
,,Ein tierischer Fall für den Kommissar“ ist ein humorvoller und auch satirisch angehauchter Kriminalroman von D.G.Ambronn, wo sein sympathischer Kommissar Jörgensen verzwickte Mordfälle lösen muss.
Dass man den Roman nicht ganz ernst nehmen kann hat man schon am Glossar erkannt, wo die Protagonisten mit tierischen Namen ausgestattet sind.
Der Kommissar ist ein gemütlicher und netter Mann, wo man auch gerne die Erlebnisse mit seiner Familie gelesen hat, allen voran mit seinem entzückenden Kater, namens Salito.
Die Geschichte an sich ist leicht zu lesen, wo mir aber manchmal Handlungen zu schnell abgehackt worden sind oder mir vielleicht noch ein paar Zusatzinformationen gefehlt haben.
Dass es in der Politik nicht immer mit rechten Dingen zugeht hat man hier gemerkt und vor allem, dass hinter verschlossenen Türen um Profit welcher Art auch immer zu machen, die Hemmschwelle eines Skrupels recht niedrig wird und Moral und Anstand für viele nur ein Fremdwort ist.
Es gibt viele humorvolle Szenen wo besonders Monique eine schlagfertige und nicht zu unterschätzende Gegenspielerin ist, wo man nie weiß auf welcher Seite sie steht und vor allem, was sie nach Kiel verschlagen hat.
Da ich kein Fan von einem offenen Ende bin habe ich dadurch das Gefühl, dass für mich die Geschichte noch nicht abgeschlossen ist, obwohl Jörgensen alle Mordfälle aufgeklärt hat. Ansonsten kann ich sagen, dass man gut von der Geschichte unterhalten wird und man dabei auf so manchen ,,schrägen Vogel“ trifft.

Bewertung vom 14.07.2024
Kriegsheim: (eBook, ePUB)
Yawa, Medra

Kriegsheim: (eBook, ePUB)


sehr gut

,, Kriegsheim: Sterbende Traditionen“ ist bereits der dritte Band rund um die Macian Maggie und dem Hushen TJ, die nun versuchen einen viele Jahre anhaltenden Krieg zwischen den beiden Völkern zu beenden.
Wie immer hat dabei die Autorin Medra Yawa eine spannende und sehr komplexe Geschichte geschrieben, wo es dieses Mal auch gut war am Ende ein Glossar zu haben, da man bereits sehr vielen Personen begegnet ist und man sich diese nicht mehr wirklich merken kann.
In dem Roman merkt man, wie schwer es sein kann wenn man in seinen Reihen Menschen hat, die in ihren alten Traditionen gefangen sind und nicht bereit sind los zu lassen und offen zu sein für Neues.
Sehr schön beschreibt dabei die Autorin welchen Kampf Maggie und TJ dabei täglich ausfechten müssen um allen zu zeigen, dass man sehr wohl miteinander leben kann, wenn man nur dazu bereit ist und auch neues und fremdartiges zulässt.
Es ist für beide kein leichter Weg, da sie immer darauf gefasst sein müssen, dass etwas schief geht, da keiner dem anderen wirklich traut. So begegnen sich beide Seiten immer wieder mit Misstrauen, Hass und Verachtung, wo Maggie und TJ als Vermittler stets zur Stelle sein müssen.
Man spürt aber die tiefe Verbindung zwischen Maggie und TJ und dass beide bereit sind ein hohes Risiko dafür einzugehen, dass ihre Friedensbemühungen von Erfolg gekrönt sind.
Spannend sind dabei immer wieder die ,,magischen“ Einschübe wo mir die beiden Seelen von Maggie nämlich Valerie und Alice besonders gut gefallen, da sie sie immer wieder beschützen und eingreifen wenn diese Schwäche oder Unsicherheit verspürt.
Die Autorin schafft es viele Arten von Gefühlen und Empfindungen in ihre Geschichte einzubauen und so manches kommt dabei überraschend.
Man findet auch immer wieder einen Hauch Humor, wodurch die oft tragische Handlung etwas aufgelockert wird.
Ohne die vorherigen Bände zu kennen, kann man hier nicht weiterlesen, da so viel passiert ist und ständig auch passiert, wo selbst ich immer wieder an meine Grenzen stoße.
Wer es aber bis hier hin geschafft hat nach Kriegsheim der wird so wie ich davon gefangen sein und sehnsüchtig auf den letzten Band warten.

Bewertung vom 23.06.2024
Wir werden wachsen (eBook, ePUB)
van Hooven, Andreas

Wir werden wachsen (eBook, ePUB)


gut

Eigentlich würden Jasper und Maja gar nicht zusammen passen. Er ist als Jungunternehmer in einer Traditionsfirma tätig, die an die Rüstungsindustrie liefert und sie ist eine junge Aktivistin, die mit ihren Mitstreitern immer wieder durch Störaktionen und Anschlägen die Politik wachrütteln möchten. Doch das scheinbar unmögliche passiert und die beiden verlieben sich ineinander. Sie wissen, dass sie im Grunde auf zwei verschiedenen Seiten stehen. Doch als Majas militante Gruppe auf Jaspers Firma einen Anschlag plant weiß sie, dass eine Grenze überschritten wird, mit der sie so nicht leben kann und sie nun eine folgenschwere Entscheidung treffen muss.
In dem Roman ,,Wir werden wachsen“ lässt der Autor Andreas van Hooven zwei Welten aufeinander prallen, die unterschiedlicher nicht sein können.
Aus drei verschiedenen Sichtweisen in der Ich Form geschrieben, wird die Geschichte dabei erzählt.
Jasper, Maja und Hanne, Jaspers Mutter, werden zwar gut dargestellt, trotzdem habe ich nicht wirklich einen Zugang zu ihnen gefunden, das hat sich erst im letzten Drittel gebessert, wo ich das Gefühl gehabt habe, dass sie emotionaler reagiert haben und mehr an Tiefe bekommen haben.
Obwohl es am Ende ein Glossar gibt, haben mich beim Lesen die vielen Abkürzungen genervt wo es sich um chemische, industrielle oder diverse Vereinigungen gehandelt hat, da ich doch jedes Mal das Lesen unterbrochen haben um mir die nötigen Informationen zu holen.
Mein Lesefluss ist auch leider immer wieder unterbrochen worden wenn über Forschungen in Majas Labor berichtet wurde wo ich einfach drüber gelesen habe wenn darüber geredet wurde ob oder wie sich Bakterien verhalten, was Maja ändern könnte....
Ebenso habe ich mir schwer getan wenn über Jaspers Glashausprojekt geredet wurde und man von einer Wasserlöslichkeit des Kryptons hört oder von Hybridzellen.
Die ganzen chemischen, wissenschaftlichen und technischen Details hätten dabei für mich in einem anderen Roman besser hinein gepasst, so ist für mich die eigentliche Geschichte, wie zwei unterschiedliche Welten, Lebenseinstellungen, politische Auffassungen... aufeinander prallen und wie Jasper und Maja trotz aller Widrigkeiten zusammen finden wollen, in den Hintergrund gerückt.
Das Ende war so nicht zu erahnen und hat mich dann überrascht. Der Titel ,,Wir werden wachsen“ hat in dem Roman gezeigt, dass es auf viele verschiedene Art und Weise möglich ist zu wachsen, sowohl im positiven als auch im negativen Sinn.

Bewertung vom 16.06.2024
Kaleidoskopische Welten
Schrittweise, Dario

Kaleidoskopische Welten


gut

Der Autor Dario Schrittweise lässt den Leser in seinem Kurzgeschichten Band ,,Kaleidoskopische Welten“ in eine bunte Mischung an verschiedenen Kurztexten eintauchen, die zum Nachdenken anregen, die Stellenweise auch ein kleines Schmunzeln entlocken können und auch solche die phantastische Inhalte bieten.
Es sind eher einfach gehaltene Geschichten wo man verschiedene Themengebiete präsentiert bekommt. Das Unterthema - Fantastisches und Märchenhaftes hat dabei mehr mein Interesse getroffen, da diese Geschichten einen besonderen Reiz haben.
Ebenso amüsant habe ich die Dramatischen Wendungen gefunden, wo man unter anderem wie Theaterstücke aufbereitete Geschichten findet, die überraschend und interessant zu lesen waren.
Bei anderen Texten, die Lebensweisheiten zum Thema haben, wo es um Glück oder dem Sinn des Lebens geht, sowie alltägliche Erlebnisse und Ereignisse, bei denen hat mir immer wieder noch ein kleiner Höhepunkt oder eine überraschende Wende gefehlt, damit mich diese Geschichten wirklich überzeugen hätte können.
Auf alle Fälle lassen sich die Geschichten schnell lesen und man hat dabei einen angenehmen Zeitvertreib.

Bewertung vom 11.06.2024
Verlorene Gesichter
Lutzebäck, Romina

Verlorene Gesichter


gut

Jung, unbekümmert und scheinbar glücklich sind Iris und Henrik, die das Leben in Berlin genießen. Dass Henriks narzisstische Züge immer öfter zu Streit führen und mit einem ,,Versöhnungssex dieser wieder bereinigt wird lässt Iris immer öfter ihre Beziehung in Frage stellen. Ihr Entschluss sich von ihm zu trennen hat für sie weitreichende Folgen. Henriks feiges Attentat auf sie verletzt sie lebensgefährlich und ihr Weg zurück ins Leben führt sie durch eine Hölle mit ungeahnten Gefühlen und Emotionen.
Der Roman ,, Verlorene Gesichter“ zeigt ein erschütterndes Bild einer toxischen Beziehung, die leider mehr an der Realität liegt als an einer erfundenen Geschichte. Die Autorin Romina Lutzebäck zeigt in diesem Beziehungsroman eine Geschichte auf, die durchaus auch gesellschaftskritisch gesehen werden kann.
Wie sieht es mit dem Opferschutz aus, wird der Täter ob seiner abscheulichen Tat gerecht bestraft oder gibt es immer noch Milderungsgründe für ihn wo man das Opfer damit demütigt?
Aber auch Fragen ob oder wie man eine toxische Beziehung erkennen kann und wie es dem Opfer gelingt sich rechtzeitig daraus zu befreien sind Thema in diesem Roman.
Die Geschichte wird die Leser polarisieren, aber nicht ob des Themas, sondern wie die Autorin diese zu Papier gebracht hat.
Zu Beginn fällt es schwer sich an die flapsige und auch teils vulgäre Ausdrucksweise der Protagonisten zu gewöhnen, diese ändert sich später, wo man plötzlich mit philosophischen und tiefgründigen Gedanken konfrontiert wird.
Komplizierte und schwer verständliche Wörter, sowie Sätze in Spanisch, Latein... haben das Lesen erschwert, wo eine Fußnote mit der deutschen Übersetzung angenehm gewesen wäre.
Auch hat sich die Autorin nicht gescheut einen Stilmix anzuwenden, wo man als Leser nicht immer klar kommt und man einen roten Faden vermisst, da die eigentliche Geschichte immer wieder durch eine anderen unterbrochen wird.
Durchaus spannend sind dabei geschichtliche Ereignisse aus der Vergangenheit, wo man bekannte Persönlichkeiten trifft wie Lady Diana, die Beatles, den rumänischen Diktator Ceausescu.....die mit ihrer Art, wie sie anderen begegnet sind Menschen beeinflusst haben, welche Gefühle sie in ihnen ausgelöst haben oder wie Musik die Lebensfreude und Freiheit widergespiegelt haben. Durch diese Einschübe fühlt man sich als Leser immer wieder im Lesefluss unterbrochen und man weiß nicht so genau, warum diese Ereignisse für die Geschichte von Bedeutung sind.
Erklärender für die Handlung der Protagonisten sind hingegen die ,,Reisen“ in die Vergangenheit der Familien von Iris und Henrik, wo man wie bei einer Ahnenforschung miterleben kann wie sich die Menschen entwickelt haben und was sie erlebt haben. Da stellt sich immer wieder die Frage ob unser Denken, Handeln und Fühlen selbstbestimmt sind, ob oder wie die Gesellschaft darauf Einfluss nimmt und ob unsere Vorfahren in gewisser Weise selbst über Generationen hinweg unser Leben bestimmen können.
Die Protagonistin erlebt in dem Roman eine große Bandbreite an Gefühlen und Emotionen wo Hass, Verzweiflung, Unverständnis und der Wunsch nach Rache an erster Stelle stehen. Bis Iris ihren inneren Frieden und die Erkenntnis erlangt, dass nicht nur die äußere Schönheit zum Ich- Sein zählt sondern auch die innere bis dahin ist es ein langer und schmerzvoller Weg. Hoffnung auf ein neues und erfülltes Leben, Selbstliebe und Selbstakzeptanz muss sie mühevoll lernen, aber mit Glück und echter Liebe ist es zu schaffen.

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Bewertung vom 02.06.2024
Die Butter und der Schlitten
Haller, Connie

Die Butter und der Schlitten


ausgezeichnet

In dem Roman ,, Die Butter und der Schlitten“ nimmt die Autorin Connie Haller den Leser auf eine berührende Reise mit, wo man fünf Menschen begleitet, die zwar alle in einer Straße an der Küste leben, wo aber keiner den anderen wirklich kennt.
Im Laufe der Geschichte werden sich aber viele näher kennen lernen und man begleitet jeden Protagonisten über Monate hin weg, wo man viele berührende und emotionale Momente mit erleben wird.
Das interessante an dem Roman ist, dass man durch die kurzen abwechselnden Kapitel fast immer zur gleichen Zeit die Handlungen der Menschen mitverfolgen kann und man somit das Gefühl hat immer zu erahnen, wie die Geschichte weiter geht.
Die Autorin hat dabei perfekt den roten Faden von einer Person zur anderen gesponnen.
So findet man die 91 jährige Emma, die sich nicht mehr aus dem Haus traut aus Angst zu stürzen und sich zu verletzen und so beobachtet sie vom Balkon aus, was in der Straße passiert. Die Einsamkeit und Hilflosigkeit spürt man dabei in jeder Szene. Berührend sind dabei auch die Erinnerungen aus der Zeit zwischen 1930- 1946, die auf wahren Begebenheiten beruhen und die Geschichte rund um Emma noch erschütternder erscheinen lassen. Dabei erfährt man auch, wie es zu dem ungewöhnlichen Titel gekommen ist.
Joy ist eine junge Frau, für die One-Night- Stands einfach nur eine Abwechslung sind und die stets hofft, dass sie ihre Bekanntschaft am nächsten Tag wieder weg ist wenn sie nach Hause kommt. Ohne Zwang und ohne Verpflichtungen sind ihre Bekanntschaften, da sie stets Angst hat, dass mehr daraus wird und sie damit nicht umgehen kann.
Die schwer übergewichtige Violetta ist einsam und unglücklich und würde sich am liebsten immer verkriechen, wenn da nur nicht Joy wäre, in die sie sich heimlich verliebt hat, aber sie weiß, dass sie mit ihrem Übergewicht keine Beachtung finden würde.
Leonard ist ein junger Witwer, der seine kleine Tochter abgöttisch liebt aber immer unter Verlustängsten leidet und jede Hoffnung auf eine neue Liebe bereits aufgegeben hat.
In Martin findet man einen Mann, der zwar wohlhabend ist, aber nicht glücklich. Er ist frustriert und auch aggressiv, was seine Beziehung zu seiner Frau immer mehr gefährdet.
Man taucht in fünf verschiedenen Lebensgeschichten ein und man leidet mit jedem mit, man hofft, dass jeder das findet, was er sucht.
Die Autorin hat dabei eine wunderschöne Geschichte geschrieben die zwar über Schmerz, Verlustangst, Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit verfügt, aber auch einen Weg aufgezeigt, dass jeder die Kraft hat, wenn er an sich selbst glaubt und ehrlich zu sich und den anderen ist, dass es eine zweite Chance geben kann und die man auch nutzen sollte.

Bewertung vom 19.05.2024
Die Schönheit der Rosalind Bone
McCarthy, Alex

Die Schönheit der Rosalind Bone


ausgezeichnet

In dem kleinen idyllischen Ort Cwmcysgod in Wales, wo sich sprichwörtlich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, leben die Menschen scheinbar glücklich und zufrieden, doch was hinter verschlossenen Türen passiert weiß keiner, oder so mancher will es nicht wissen. Die junge Rosalind Bone, die ob ihrer Schönheit beneidet und auch gehasst wird, verschwindet eines Tages und keinem scheint es wirklich zu interessieren. Auch ihre Schwester Mary findet sich damit ab, bis zu dem Tag, als ihre Tochter Catrin ein altes Foto ihrer Tante findet und nun Dinge ihren Lauf nehmen, die so manche Tragödien ans Tageslicht bringen.
Der Debütroman ,, Die Schönheit der Rosalind Bone“ der Autorin Alex McCarthy entführt den Leser in eine Geschichte, wo man nicht nur mitleidet, sondern auch in einer emotionalen Achterbahn der Gefühle landet. Dazu passt das dezente, aber wunderschön gestaltete Cover wunderbar dazu.
Die Autorin schafft es mit ihrer poetischen, aber zugleich auch kraftvollen Ausdrucksweise eine emotionale Tiefe zu erzeugen, wo man all das spürt, was auch die Protagonisten empfinden. Dafür gebührt auch ein Lob der Übersetzerin Silke Jellinghaus, die diese Geschichte ausdrucksvoll wiedergibt.
Man findet dabei so viele negative Gefühle, dass man selbst schon am verzweifeln ist, wie verletzend und gemein andere Menschen sein können, sowohl physischer, als auch psychischer Art.
Man kann sich bei der Geschichte wunderbar vorstellen, was hinter verschlossenen Türen passiert und wie verletzend über andere getratscht wird, wo es oft reicht, dass ein einziges Wort für einen Menschen zu seinem Stigma wird. Man spürt in der Geschichte wie verzweifelt so mancher ist, weil man entweder nur nach dem Äußeren geht ohne die Person zu sehen, die dahinter steckt oder einem Menschen gar keine wirkliche Chance geben will, da man ja seinen Vorurteilen treu bleiben muss.
Die kurzen Kapiteln entführen den Leser immer wieder auch in die Vergangenheit, wo man so manches trauriges Schicksal mit erleben kann, wo die Folgen bis in die Gegenwart hinein reichen.
Auch wenn das Sprichwort heißt ,,Reden ist Silber und Schweigen ist Gold“ so hätte in dieser Geschichte das miteinander reden viel an unnötigem Leid, ungerechtfertigten Verdächtigungen sowie körperlichen als auch psychischen Qualen vermieden werden können.
Man wird konfrontiert mit Hass, Egozentrik, Vorurteilen, Schweigen und Verschweigen. Aber man findet auch Vergebung und Hoffnung darauf, dass man die Vergangenheit hinter sich lassen kann und man somit die Chance hat für eine gemeinsame und schöne Zukunft.

Bewertung vom 05.05.2024
Die Träume des Levon
Mildner, Yannick

Die Träume des Levon


sehr gut

Vertrauen, Ehrlichkeit, Verständnis und Zuverlässigkeit sind nur einige der Eigenschaften, die sich Levon von anderen Menschen wünscht und auch erhofft, doch leider wird er immer wieder enttäuscht, besonders mit Frauen klappt es nie so wirklich. Zum Glück steht ihm sein bester Freund Alvin immer zu Seite und baut ihn immer wieder auf. Bis zu dem Tag als Levon Alisha kennen lernt und es so scheint, als ob er endlich die Frau gefunden hat, nach der er sich immer gesehnt hat. Doch auch dieses Mal sollte es anders kommen und das Schicksal nimmt mit ungeahnten Folgen seinen Lauf.
Der Debütroman ,, Die Träume des Levon “ ist für den Leser eine besondere Herausforderung, da der Autor Yannick Mildner seinen Protagonisten auf eine oftmals surreale Reise zwischen Fantasie und Wirklichkeit schickt.
In dem Entwicklungsroman weiß man selbst oft nicht ob die Gedanken und Handlungen von Levon nun echt oder nur geträumt sind. Levon sehnt sich nach Liebe, nach der er verzweifelt sucht, wo er aber in seiner Obsession gar nicht merkt, wie er in einen Strudel gerät, aus dem er alleine nicht mehr heraus findet. Da hat der Autor immer wieder schöne Sätze einfließen lassen, wenn ihn seine zerstörerische Verzweiflung wieder einmal übermannt hat oder er auf einer Gedankenreise war.
,,Ich hoffe, jemand schießt einen Glückspfeil so tief in dein Herz,dass ab dann für immer Funken aus ihm fliegen“.

Man muss sich auf den Roman einlassen und auch in Kauf nehmen, dass man so manches vielleicht erst später oder auch gar nicht versteht, weil die Szenen immer wieder rasch wechseln und besonders Levons Träume machen es nicht immer leicht der Geschichte zu folgen.
Womit ich persönlich meine Probleme hatte, waren die Dialoge, die für mich nicht immer ,,lebensecht“ geklungen haben, sondern aufgesetzt und etwas übertrieben romantisch gewirkt haben, aber das ist nur meine subjektive Meinung.
Es ist ein langer und steiniger Weg den Levon gehen muss und wo Alvin die richtigen Worte zur richtigen Zeit für ihn parat hat.
,, Manchmal kann ich dir nur zeigen, was wichtig ist, aber nicht, wie der Weg dorthin aussieht.“

Und so schlägt sich Levon mit seiner Wut, seinem Hass und seiner Verzweiflung durch bis zu der Erkenntnis ,, Wenn man loslässt, gewinnt man.“
Das Ende bietet eine überraschende Wende und es war interessant Levon und seine eigene Welt kennen zu lernen.

Bewertung vom 27.04.2024
Spinne und Glühwürmchen: Romantische und zerreißende Dystopie
Stehr, Jana

Spinne und Glühwürmchen: Romantische und zerreißende Dystopie


sehr gut

Eigentlich ist Juriana schon lange tot, doch als Glühwürmchen ist sie nun in einer Traumwelt genannt Nu- Era wieder erwacht und soll Wissenschaftler mit ihren künstlichen Fähigkeiten helfen die mittlerweile zerstörten Erde Alt- Era zu retten. Doch als die Simulation zusammenbricht ,,erwacht“ sie auf der alten Erde und Juri wird als Traumländerin Ziel eines skrupellosen Wissenschaftlers, nämlich Javonus der Spinne. Von nun an zappelt sie hilflos in dessen Netz, wo sie selbst nie weiß, warum sie nicht nur negative, sondern auch immer wieder positive Gefühle für die Spinne entwickelt. Als auch noch ihr für immer verloren geglaubter und geliebter Jugendfreund Aleksej auftaucht und er mit ihr fliehen möchte, stehen sie mit der Spinne einem mächtigen Feind gegenüber, der mit aller Macht dies zu verhindern sucht.
,,Spinne und Glühwürmchen- Gefangen“ ist der erste Teil einer dystopischen, romantischen und nervenaufreibenden Trilogie der Autorin Jana Stehr. Als technische Zeichnerin und Illustratorin hat sie dabei nicht nur ein eigenwilliges, aber perfekt zum Inhalt passendes Cover gestaltet, sondern auch den geschriebenen Text ungewöhnlich dargestellt.
Da Juriana immer wieder verwirrende Gedanken und Gefühle hat, sind dabei Wörter oder ganze Sätze durchgestrichen und somit erhält der Inhalt immer wieder zwei verschiedene Bedeutungen.
Der Start in den Roman fällt nicht ganz leicht, da man die verwirrte Juriana bei ihrem Erwachen begleitet und man selbst das Gefühl hat sich in einer Simulation zu befinden wo der Wahnsinn mit kalten Klauen um sich greift. Doch mit der Zeit kommt man immer besser in der Geschichte an und es ist nicht nur spannend, sondern auch unglaublich welche Geheimnisse ans Tageslicht kommen.
Juriana. Aleksej und Javonus liefern sich dabei immer wieder einen Kampf auf Leben und Tod und es ist dabei immer wieder bedrückend, wenn sich Juri dabei selbst als Monster bezeichnet, die oft unkontrolliert zu einer tickenden Zeitbombe wird und jemanden verletzt oder Dinge zerstört, wenn sie außer Kontrolle gerät.
Dass man bei dieser Geschichte, die brutal und grausam erscheint, auch Gefühle und Liebe findet , würde man nicht annehmen. Man weiß als Leser nie was einen erwartet und wenn man denkt, dass man einem Geheimnis auf die Spur gekommen ist, erwartet einem schon das nächste. Traum und Wirklichkeit geben sich in dem Roman die Hand und man weiß nie, wem man trauen kann und wem nicht.
Bis zum unerwarteten Ende, wo man nicht nur erschüttert und überrascht ist passt die bildhafte und oft zerstörend wirkende Ausdrucksweise perfekt zu dieser chaotischen und nicht ungefährlichen Welt, wo man auf den zweiten Band schon gespannt sein darf.

Bewertung vom 25.04.2024
Roter Sand - Mord auf Gran Canaria
Berg, Eric

Roter Sand - Mord auf Gran Canaria


sehr gut

Fabio ,,Flaco“ Lozano war früher ein erfolgreicher Kriminalinspektor auf Gran Canaria, bis ein unbegründeter Korruptionsverdacht seinen Dienst vorzeitig beendet und er nun als Sicherheitsmann und ,,Butler“ bei der exzentrischen Hotelbesitzerin Dona Esmeralda arbeitet. Als gerade er am Strand die Leiche eines jungen Mannes findet und sein ungeliebter Ex Partner liebend gerne ihn als Mörder verhaften würde, muss Flaco selbst aktiv werden um den wahren Täter zu finden. So dauert es auch nicht lange, bis sich Flaco in einem Strudel aus Lügen, falschen Spuren und vielen Verdächtigen befindet, wo er nicht nur einmal selbst das Ziel von Verbrechern wird, die ihm das Leben schwer machen.
,, Roter Sand- Mord auf Gran Canaria“, ist der erste Fall aus der neuen Krimireihe rund um den Ex Polizisten Flaco, der mit seiner bisweilen frechen Art und Weise seine Mitmenschen immer wieder einmal zur Verzweiflung bringt, noch dazu wenn seine ,,Ermittlungsmethoden“ nicht nur ungewöhnlich, sondern auch riskant sind.
Der Autor Eric Berg schickt dabei einen neuen Protagonisten ins Rennen, der stets einen frechen Spruch auf den Lippen hat, wo man immer wieder einmal schmunzeln muss, was aber sein Gegenüber nicht immer witzig findet. Flaco wirkt zwar etwas unnahbar und gerade zu Beginn hat man das Gefühl, dass er nicht wirklich sympathisch ist, aber mit der Zeit merkt man, dass er nicht nur einen ehrlichen Charakter hat, sondern, dass sich hinter der harten Schale, hinter der er sich immer versteckt, ein weicher Kern befindet.
Dadurch dass der Roman aus der Sicht von Flaco in der ICH Form geschrieben ist, entsteht vielleicht eine gewisse Distanz zu ihm, die ihn rüpelhaft und unsensibel erscheinen lässt.
Da der Autor auf Gran Canaria lebt hat er Land und Leute gut dargestellt und Flacos Mördersuche durch die Insel hat dadurch eine gute Atmosphäre bekommen.
Spannung findet man fast durchgehend in der Geschichte, die aber manchmal etwas an Tempo verliert.
Flaco ist ein Einzelkämpfer, der selten jemanden an sich heran lässt und immer wieder mit den Schatten seiner Vergangenheit kämpft. Dadurch wirkt er manchmal etwas kratzbürstig, frech und unüberlegt in seinen Worten und Taten. Trotzdem schafft er es aber an sein Ziel zu kommen. Mit seiner Chefin Dona Esmeralda liefert er sich immer wieder herrliche Wortgefechte, die die Geschichte gut auflockern.
Bis zum Schluss tappt man als Leser im Dunkeln, weil man nie auf den wahren Täter kommen würde. Ein unterhaltsamer Krimi mit schönem Lokalkolorit und einem erfrischenden, unkomplizierten ,,Ermittler“, wo man schon gespannt sein darf, wie es mit Flaco weiter geht.