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Luise-21
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Berlin

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Insgesamt 329 Bewertungen
Bewertung vom 09.12.2025
Ebert, Sabine

Das Ende der Welt / Der Silberbaum Bd.2


sehr gut

„Der Silberbaum - Das Ende der Welt“ ist der 2. Band der historischen Mittelalter-Saga “Der Silberbaum“ der Autorin Sabine Ebert, die uns hervorragend weiter auf die Reise durch das Leben von Heinrich dem Erlauchten, dem Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen, führt.


Heinrich und Konstanze von Babenberg, Tochter des Herzogs Leopold VI von Österreich, könnten nicht glücklicher sein, denn sie führen eine Ehe auf Augenhöhe und haben zwei gesunde Söhne Albrecht und Dietrich.

Wäre da auf der anderen Seite nicht die drohene Gefahr, dass die Tataren nur wenige Tagesritte vor Meißen stehen und die Menschen um ihr Leben bangen. Heinrich muss sich der nie da gewesenen Bedrohung stellen, doch dann drehen die Tataren ab und greifen Ungarn an, nachdem sie weite Teile des Landes verwüstet haben. Alles geschieht so plötzlich und unerwartet.


Als endlich bessere Zeiten anbrechen, Heinrich glänzende Turniere veranstaltet, sogar die Aussicht bekommt, Thüringen zu erben und seinen Sohn mit einer Kaisertochter zu vermählen, trifft ihn ein schmerzlicher Verlust ...


Papst Gregor IX setzt den Stauferkaiser Friedrich II. ab und verlangt eine Neuwahl zu Gunsten der Kirche doch Heinrich steht fest auf der Seite des legitimen Herrschers Friedrich. Heinrich muss viele Stufen von Verrat miterleben, als sogar enge Verwandte die Seiten wechseln. In diesen dunklen Zeiten stehen ihm vor allem Marthes Sohn Thomas, ihr Enkel Christian und ihre Enkelin Änne zur Seite. Die Dichterin Milena wird nicht nur zur Chronistin der Ereignisse, sie beweist auch die Kraft von erzählter Geschichte.


Heinrich der Erlauchte gilt bis heute als Herrscher mit glanzvoller Hofhaltung und Förderer der Städte. Er zählt auch zu den bekanntesten Minnesängern seiner Zeit. Sabine Eberts „Silberbaum“-Trilogie schlägt den Bogen zu ihrer beliebten Bestseller-Reihe um die Hebamme Marthe.

Auf den 3. Band bin ich schon sehr gespannt.


Fazit:

„Der Silberbaum – Das Ende der Welt“ ist eine fesselnde Erzählung, die historische Gegebenheiten mit einer packenden fiktiven Handlung rund um den Markgrafen Heinrich von Meißen und Lausitz verwebt.

Besonders gut gefällt mir das Cover und die Gestaltung des Buches, mit den wunderschönen Landkarten, Personenverzeichnis und dem ausführlichen Anhang. Mit ihrem flüssigen Schreibstil und ihrer hervorragenden Recherche, gelingt es der Autorin, eine glaubhafte Atmosphäre zu schaffen. Wer sich für deutsche Geschichte interessiert, findet auch in diesem Roman wieder einen guten und lebendigen Einblick in die damalige Zeit.

Von mir 4 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 04.12.2025
Keweritsch, Katja

Das Flüstern der Marsch


ausgezeichnet

In ihrem neuen Roman „Das Flüstern der Marsch“ erzählt die Autorin Katja Keweritsch nicht nur mit leisen Tönen über die Marsch, nördlich von Hamburg an der Elbe sondern auch eine emotionale Familiengeschichte.

Die Geschichte ist in vier Handlungssträngen von 1964 bis 2024 aufgebaut und wird aus der Perspektive von Oma Annemarie, der Enkelin Mona, der Schwiegertochter Janne – die mit Sohn Stefan verheiratet und Mutter von drei Kindern ist und von Freya, deren Verhältnis zur Familie lange offen bleibt.

Alles beginnt mit dem spurlosen Verschwinden von Oma Annemarie. Ihre Enkelin Mona macht sich große Sorgen und versucht, ihre Oma zu finden und stößt dabei auf falsche Erinnerungen und erschreckende Geschehnisse, von denen kaum jemand etwas weiß.

Erst nach und nach offenbart sich, was es mit dem Verschwinden von Annemie auf sich hat und wie sich die Handlungsstänge zum Ende geschickt verknüpfen.

In den 60/70iger Jahren waren Frauen nicht nur aus moralischer und gesellschaftlicher Sicht, sondern auch durch mangelnde Unterstützung innerhalb der Familie, geprägt und in ihren Handlungen total eingeschränkt. Kein Wunder, das es im Laufe mehrerer Generationen zu Geheimnissen und Lügen - überwiegend verursacht durch Schweigen, kam.

Fazit:
„Das Flüstern der Marsch“ ist der erste Roman, den ich von der Autorin gelesen habe. Mir gefällt ihr Schreibstil und wie sie die unterschiedlichen Generationen der Frauen in den Mittelpunkt stellt. Ein atmosphärisch dichter Roman, den ich sehr gerne gelesen habe.
Von mir 5 Sterne und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 25.11.2025
Borrmann, Mechtild

Lebensbande


ausgezeichnet

Basierend auf realen Begebenheiten erzählt Bestseller-Autorin Mechtild Borrmann in ihrem großen zeitgeschichtlichen Roman „Lebensbande“ die Lebensgeschichten dreier Frauen, deren Schicksale sich zwischen dem 2. Weltkrieg und dem Fall der Berliner Mauer kreuzen.

Vom Zweiten Weltkrieg bis zum Mauerfall verbinden die Fäden des Schicksals Lene, Nora und Lieselotte: Obwohl sie sich in einer Zeit der Angst und des Terrors als Fremde begegnen, werden sie zu Freundinnen, die einander Halt geben und große Risiken auf sich nehmen. Krankenschwester Nora tut alles, um Lene zu helfen, das Leben ihres kleinen Sohnes Leo zu retten. Denn wegen eines leichten Handicaps gilt Leo als „Reichsausschusskind“. 1942 lernt Nora Lieselotte in Danzig kennen. Drei Jahre später werden die Frauen in einen Gulag der Sowjetunion verschleppt – als Teil der 900.000 Arbeitskräfte, die Stalin unter anderem im Rahmen der Reparationszahlungen zugesichert worden waren. Als Adenauer 1949 beginnt, diese Deutschen zurückzukaufen, gibt Lieselotte alles auf, was sie noch hat, um Nora die Rückkehr in die Heimat zu ermöglichen. Viele Jahre später, kurz nach dem Mauerfall, erhält diese einen verstörenden Brief, der sie schlagartig in die Vergangenheit zurückkatapultiert ...

Auf zwei Zeitebenen: 1931 bis 1953 am Niederrhein, in Danzig und Workuta und 1991 in Kühlungsborn, enthüllt die Autorin mit großer Spannung die Lebensgeschichten von Lene, Nora und Lieselotte und wie sich ihre Wege, verknüpfen.

Kurz nach dem Mauerfall erhält die zunächst unbekannte Frau, die in Kühlungsborn an der Ostsee lebt ein Schreiben der Rentenversicherung mit der Aufforderung, ergänzende Angaben zu Zeiten aus den Jahren vor 1953 zu machen. Sie ist völlig aus dem Häuschen, denn ihre lang verdrängte Vergangenheit, wird langsam brüchig und drängt sich an die Oberfläche. Es folgt noch ein Brief eines Neffen, der sie als Tante anschreibt und sie unbedingt besuchen möchte. Jetzt wird ihr klar, sie muss sich ihrer Vergangenheit stellen und ihre Lebensgeschichte von der Seele schreiben, denn nur ihr verstorbener Mann Gustav, kannte sie.

In zwei Schulheften enthüllt sie nach und nach ihren schicksalhaften Lebensweg und die Schuld, die sie auf sich geladen hat.

Fazit:
Die Autorin schreibt in ihrem Nachwort, dass die Geschichte auf den Erinnerungen, Erzählungen und Dokumenten verschiedener Zeitzeuginnen und Zeitzeugen beruht und von ihr fiktional und literarisch verdichtet, wurde.
Zu ihrem Schreibstil muss man eigentlich nichts mehr sagen, denn der Spannungsbogen ist perfekt aufgebaut und die Erzählstränge souverän aufgeblättert und zusammengeführt. Die Charaktere sind entweder total sympathisch oder einfach nur schrecklich. Der Autorin ist es hervorragend gelungen ein Stück brisante Zeitgeschichte mit großer Spannung zu erzählen.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 19.11.2025
Szántó, Henrik

Treppe aus Papier


sehr gut

In seinem neuen Roman „Treppe aus Papier“ erzählt der Autor Henrik Szántó eine autobiografische Erzählung eines alten Hauses, in dem sich die Schicksale dreier Bewohnerinnen von der NS-Zeit bis heute überkreuzen.

Inhalt:
Das alte Haus erzählt. Denn seine Mauern, Dielen und Ritzen bewahren die Erinnerungen an alle Menschen, die es jemals bewohnt haben. Schon als Kind hat Irma Thon mit ihren nazitreuen Eltern im ersten Stock gelebt. Während die 90-Jährige zurückblickt und immer wieder an die kleine Ruth Sternheim von damals denken muss, erfreuen sie die Gespräche mit Nele Bittner aus dem Vierten. Die Schülerin lernt für eine Geschichtsklausur und beginnt zu verstehen, dass die Vergangenheit nicht vergangen ist, sondern nur wenige Stufen entfernt.

Der Autor wählt eine ungewöhnliche Erzählperspektive, denn das Haus selbst wird zum Erzähler. Dieses Haus erzählt nicht nur, was in seinem Inneren vorgeht - es erzählt auch davon und alles passiert gleichzeitig: Das, was war, und das, was ist.
Es zeigt seine Bewohner, ihre Schicksale und die Erinnerung an ein Jahrhundert. Vier Etagen mit wechselnden Mietern, verlorene und gefundene Gegenstände. Jedes Detail trägt Spuren der Vergangenheit.

Irma ist in diesem Haus groß geworden. Ihre Eltern sind glühende Nationalsozialisten und ihre Kindheit war geprägt von einer lieblosen Mutter und Großmutter während ihr Vater der Einzige ist, der Verständnis für sie zeigt bis er stirbt, jedoch nicht heldenhaft im Krieg.

Im Hier und Jetzt begegnen sich die 90-Jährige Irma und die 15-jährigen Nele, die im vierten Stock wohnt. Sie soll eine Geschichtsklausur schreiben und hat keinen Plan. Doch als ihr Irma von früher erzählt, weckt das die Neugier des Teenagers. Nele fängt an, in der eigenen Familiengeschichte zu graben und holt damit Irma aus ihrem Halbschlaf.

Und dann ist da noch Ruth, Tochter eines jüdischen Ehepaars. Ihrem Vater gehört das Haus, bis die Familie enteignet wird und die Gestapo vor der Tür steht. Das Unrecht und die Schuld, die ein kleines Mädchen unbeabsichtigt auf sich lud, ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte dieses alten Hauses.

Die Erinnerung wird zu etwas Gegenwärtigem. Vergessen geht nicht, weil ja immer noch alles da ist. Nele erkennt das nach und nach: Dieses Haus hat so viel erlebt, was nicht nur in ihm, sondern auch in ihr nachwirkt.

Fazit:
Die Sprachgewalt des Autors ohne Punkt und Komma, ist sehr eindringlich und intensiv, erzählt. Besonders gelungen empfand ich, wie Gegenwart und Vergangenheit, geschickt miteinander verwebt sind. „Treppe aus Papier“ ist ein ungewöhnliches aber lesenswertes Buch, das ich sehr gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 10.11.2025
Illies, Florian

Wenn die Sonne untergeht


ausgezeichnet

Der Autor Florian Illies erzählt in seinem neuen Roman „Wenn die Sonne untergeht“ aus unzähligen Briefen und Tagebucheinträgen der Familienmitglieder und verschiedener Persönlichkeiten eine Biografie verknüpft mit Zeitgeschichte über den großen deutschen Schriftsteller Thomas Mann und seiner Familie, die im Jahr 1933 notgedrungen den Gang ins Exil, ins malerische südfranzösische Fischerdorf Sanary-sur-Mer zwischen Bandol und Toulon, wählte.

Sanary sur Mer wird zum Treffpunkt berühmter Schriftsteller und Künstler doch Thomas Mann will eigentlich sofort wieder zurück in seine edle Münchner Villa. Die Trauer um den Verlust seiner Heimat und der Angst vor den Plünderungen seines Besitzes durch die Nazis, lassen Thomas Mann kaum zur Ruhe kommen. Während sein Bruder Heinrich hingegen die Freiheit des Südens genießt.

Die Manns sind eine interessante Familie, die sich in kein Schema pressen lassen. Thomas Mann, wird von seiner Familie als "der Zauberer " betitelt, während seine Kinder um seine Gunst und Aufmerksamkeit, buhlen und kämpfen.
Seine Tochter Elisabeth, genannt Medi war eindeutig seine Lieblingstochter, der er nichts abschlagen konnte. Michael, genannt Bibi spielt Tag und Nacht Geige. Er will ein großer Musiker werden und kämpft gegen seinen Jähzorn und die hohen Ansprüche der Familie. Erika, die älteste, führt Regie und schmuggelt einen Großteil vom Inventar aus der Villa der Manns aus München über die Grenze. Sie trickst geschickt die Nazis aus aber auf einen Dank ihres Vaters, wartet sie vergebens. Selbst als Golo Geld von den Konten in München abhebt und die literarischen Manuskripte des Vaters ins Exil transferiert, wartet auch er vergebens auf ein Dankeschön und Anerkennung. Der sensible und drogenabhängige Klaus Mann gründet eine Exil-Zeitschrift, steht jedoch im Schatten des Vaters, literarisch und persönlich. Und alle lästern über Monika doch sie bleibt einfach am Strand von Sanary liegen.

Thomas Mann wird in Zürich all seine Bücherkisten und all seine geliebten Dinge wiederfinden. Nur seine Heimat, die hat er verloren.

Fazit:
Dem Autor gelingt es trotz mühseeliger Recherchearbeit, aus unzähligen Briefen und Tagebucheinträgen der Familienmitglieder und verschiedener Persönlichkeiten, gekonnt zusammengefast eine wunderbare Biografie. Der Schreibtil passt zur damaligen Zeit, denn er ist distanziert, eher kühl gehalten und manchmal ein wenig ironisch. Es gibt keine durchgehende Handlung, es sind vielmehr aneinandergereihte Szenen und Erlebnisse.
Besonders gut hat mir der Abschnitt „Danach“ gefallen, der diese Biografie hervorragend abrundet.
Von mir 5 Sterne und eine Leseempfehlung allen Thomas Mann-Fans!

Bewertung vom 30.10.2025
Ganeshananthan, V. V.

Der brennende Garten


ausgezeichnet

Im Mittelpunkt des neuen Romans „Der brennende Garten“ von der Autorin V.V. Ganeshananthan, steht die junge Tamilin Sashi, die nur den einen Wunsch hat: Sie will Ärztin werden. Wie ihr Großvater und ihr geliebter ältester Bruder. Und wie K, ein Junge aus der Nachbarschaft, mit dem sie eine besondere Freundschaft verbindet. Doch dann versinkt das Land im Bürgerkrieg, und Sashi ist gezwungen, um ihre Träume und Hoffnungen zu kämpfen, während die Welt um sie herum zerbricht. Mit großer erzählerischer Kraft zeichnet die Autorin das Porträt einer jungen Frau, die zwischen Ideologie und Menschlichkeit, zwischen Heimat und Exil einen eigenen Weg sucht.

Das Cover und die Gestaltung des Buches bieten einen wunderbaren Überblick mit einem detaillierten Inhaltsverzeichnis und einem nachdenklichen Vorwort.

Sashi bereitet sich gerade auf die Zulassungsprüfungen für ihr Medizinstudium vor, als der schwelende ethnische Konflikt zwischen Singhalesen und Tamilen in einen blutigen Bürgerkrieg ausbricht und das Leben der Bevölkerung auf den Kopf stellt. Ausgerechnet zwei ihrer Brüder und K, der Junge aus der Nachbarschaft, schließen sich den „Tamil Tigers“ an und die Gewalt nimmt immer mehr Raum ein.

Den Atem habe ich angehalten, als Sashis Brüder sie auffordern und letztendlich noch dazu drängen, dem Widerstand beizutreten. Doch Sashi greift nicht zur Waffe sondern zeigt ihren Widerstand als Ärztin und diese Szenen sind zum Glück, verharmlost geschildert. Am Ende ist Sashi aber gezwungen ihre Heimat mit gefälschten Papieren zu verlassen um in New York ein neues Leben zu beginnen.

Auch noch in New York holt sie Ihre Vergangenheit ein und da sehe und erkenne ich Sashis plötzliche Stärke, als sie endlich ihrem Bruder die Stirn bietet.

Fazit:
Mit ihrer sehr peniblen Recherche, ist es der Autorin hervorragend gelungen, mir fesselnde Einblicke über die Tragweite und den Verlauf des Bürgerkrieges in Sri Lanka, zu gewähren. Im Jahr 1981 war ich selbst auf einer Rundreise in Sri Lanka und dabei auch in Jaffna. Das es Unruhen gab wurde mir in meinen jungen Jahren, aber erst bewußt, als mir die Präsenz des Militärs klar wurde. Intensiv hatte ich den Bürgerkrieg damals leider nicht verfolgt und deshalb finde ich den bewegenden Roman „Der brennende Garten“ für mich als sehr klar, offen und nachvollziehbar, geschrieben. Er schließt hervorragend meine Lücken der historischen Ereignisse über Sri Lanka.
Von mir 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 27.10.2025
Kaiser, Vea

Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels


sehr gut

„Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels“ ist mein erster Roman aus der Feder der österreichischen Autorin Vea Kaiser, die mit ihren bisherigen Werken bereits Bestseller landete. Die vielen positiven Lesermeinungen haben mich darin bestärkt, nun endlich mal ein Buch der Autorin kennenzulernen.

„Eine Frau nimmt sich, was ihr zusteht – aber wer entscheidet was das ist?“ klingt doch schon mal sehr charmant …

Angelehnt an einer wahren Geschichte erzählt die Autorin über Angelika Moser, die in Wien, Ende der Achtzigerjahre, als Tochter der Hausbesorgerin Erna Moser in ärmlichen Verhältnissen im Gemeindebau aufgewachsen ist. Während ihrer Freizeit zieht Angelika am liebsten mit ihrer besten Freundin Ingi, tanzend durch Wiens Nachtleben. Sie liebt ihren Job als Buchhalterin, in einer für sie neuen, eleganten Welt im Grand Hotel Frohner.

Angelikas Aufstieg im Hotel beginnt, als sie dem Direktor Frohner aus einer unglücklichen Lage befreit und mit einem Scheck zum Schweigen, gebeten wird. Immer öfter gibt es Sonderaufgaben für Angelika, die gut honoriert werden. Auf dem Hotel Frohner lastet eine unschöne Vergangenheit, die das Familienunternehmen zerstören könnte und wieder bittet der Direktor, Angelika um Hilfe. Schnell lernt sie, wie Zahlen, zu manipulieren sind.

Ob gewollt oder ungewollt, wird Angelika schwanger und bald zur alleinerziehenden Mutter. Das Geld wird knapp und da kommt der Ausfall des Abteilungsleiters genau richtig um die Auszeit ihrer Mutterschaft zu verkürzen. Angelika steigt zur Abteiluingsleiterin auf und möchte damit ihrem Sohn ein schöneres Leben bieten. Schnell merkt sie aber, dass das Geld trotzdem nicht ausreicht und bald sieht sie keine andere Wahl, als sich selbst, an dem Hotel zu bereichern. Gut ausgeklügelt verschafft sie sich Geld mit manipulierten Rechnungen und nennt es geheime Kredite, die sie besonders sorgfältig notiert, denn sie will sie ja alles ihrem Arbeitgeber, zurückzahlen. Nur die Geldsorgen werden nicht kleiner sondern immer größer und dann kommt der Tag, an dem Angelika auffliegt …

Ein plötzliches Ende, dass letztendlich noch Raum für die eigene Fantasie übrig lässt.

Fazit:
Mit einem charmant-ironischen Humor, erzählt die Autorin über den Aufstieg und Fall einer jungen Frau, die ihr Glück selbst in die Hand. Die Geschichte ist zwar abwechslungsreich und unterhaltsam, kommt mitunter aber auch etwas mit zu vielen ausschweifenden Details, daher. Das schöne Cover und die tolle Gestaltung des Buches haben mir besonders gut gefallen.
Von mir 4 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 22.10.2025
Lewis, Caryl

Wilder Honig


ausgezeichnet

"Wilder Honig " von Caryl Lewis ist eine berührende Geschichte zwischen Liebe und Trauer, Enttäuschung und Dankbarkeit, die vor der malerischen Kulisse der walisischen Landschaft durch seine leisen Töne, überzeugt.

Hannah hat ihr ganzes Leben in Berllan Deg, einem kleinen Ort in Wales, verbracht. Anders als ihre Schwester Sadie, ist sie nie aus ihrem Elternhaus ausgezogen, nicht einmal nach ihrer Hochzeit mit John. Sie ist in diesem Haus und dem dazugehörigen Obstgarten verwurzelt, behandelt die Bäume, als gehörten sie zur Familie.

Als John, der einst Schriftsteller und Imker war und der die Welt durch die Sprache der Bienen zu verstehen lernte stirbt, ist Hannah das erste Mal allein ...

Nach den Feierlichkeiten und der Beisetzung von John, fühlt sich Hannah ausgelaugt und will nur noch schlafen, sich Ruhe gönnen doch am nächsten Tag steht ihre Schwester Sadie vor der Tür. Die Distanz zwischen den Schwestern ist spürbar, doch Sadie ist hier um Hannah zu unterstützen und lässt sich nicht abweisen. Die Schwestern nähern sich langsam an und jede ist beschäftigt mit Aufgaben, die zu erledigen sind. Sadie kümmert sich um die Papiere in Johns Arbeitszimmer und findet neben elf Liebesbriefen an Hannah einen Brief, indem er ein lang verborgenes Geheimnis, offenbart. Hannah ist entsetzt und weigert sich zunächst, die Briefe auch nur anzurühren.

Johns Liebesbriefe sind durch die Sprache der Bienen, die er wie kein anderer versteht, geschrieben und führen Hannah, ihre Schwester Sadie und die junge Megan auf eine Reise durch Erinnerungen und alte Wunden. Es ist eine Reise, die nicht nur die Vergangenheit neu beleuchtet, sondern auch die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft eröffnet.

Abwechselnd zwischen Johns Briefen, erzählen Hannah, Sadie und Megan, aus ihrer Vergangenheit und ihrem Leben und wie es scheint, kommen sie hier in Berllan Deg, in dem kleinen Ort in Wales, zur Ruhe.

Fazit:
"Wilder Honig" ist eine berührende Geschichte mit leisen Tönen erzählt, die mich mit auf die Reise in den heimischen Obstgarten, der Bienenzucht und seiner Bewohner zwischen Liebe und Trauer, Enttäuschung und Dankbarkeit, geführt hat. Mit ihrem Schreibstil und ihrer berührenden Geschichte, ist der Autorin hier eine wunderbare Atmosphäre, mit einem harmonischen Ende gelungen und lässt mich sehr zufrieden das Buch zur Seite legen.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 21.10.2025
Rytisalo, Minna

Zwischen zwei Leben


sehr gut

In ihrem neuen Roman erzählt die finnische Schriftstellerin Minna Rytisalo auf eine sehr originelle Weise eine feministische Emanzipations-Geschichte über eine Frau, die sich zwischen zwei Leben befindet.

In der Mitte ihres Lebens beschließt Jenni Mäki, die lieblose Ehe mit Jussi zu beenden und einen Neustart zu wagen. Ihre Kinder sind aus dem Haus und brauchen sie nicht mehr, finanziell ist alles einvernehmlich geregelt, der untreue Jussi hat schon eine neue Frau, ihrem mutigen Neuanfang nach 24 Ehejahren steht also nichts im Wege. Sie hat sogar einen neuen Namen angenommen und heißt jetzt Jenny Hill, und auch eine neue Wohnung hat sie schon für sich gemietet. In die nimmt sie nur das Allernötigste mit, so wenig wie möglich von dem, was sie an ihr altes Leben erinnern könnte.

Alleine in ihrer Wohnung, werden die „Ajattaras“, den Geistern aus der finnischen Mythologie ersetzt durch die Märchenfiguren „Aschenputtel, Schneewittchen, Dornröschen, Gretel, Rapunzel und Rotkäppchen“, in ihrem Kopf lauter und versuchen sie zu erreichen, indem sie sie ansprechen. Geschickt tauchen die Märchenfiguren immer wieder auf um den gesellschaftlichen Druck zu kommentieren und ihr Ratschläge zu hinterlassen.

Auf Anraten ihrer Psychotherapeutin soll Jenny Briefe schreiben, die sie nicht abschicken soll, sie aber dadurch zwingt, ihre Probleme gründlich zu durchdenken. Nur die Schriftform nämlich bringe Ordnung in das gedankliche Chaos und die unverbindliche Flüchtigkeit der Therapiegespräche. Jenny braucht nicht lange zu überlegen wem sie schreiben will. Und schon fliegen die ersten Zeilen aufs Papier an Brigitte Macron, die fast 25 Jahre ältere Frau des französischen Präsidenten, deren unkonventionelle Ehe nicht nur durch den Altersunterschied, sondern auch durch das skandalträchtige Lehrerin/Schüler-Verhältnis gesellschaftlich vorgeprägt ist.

Jennys Gedankenwelt hat mir sehr gut gefallen. Sie ist eine Frau, die sich selbst wiederfindet, leise, tastend, aber mit wachsender Entschlossenheit.

Fazit:
„Zwischen zwei Leben“ hat mich mit seiner ruhigen, fast unspektakulären Art überrascht. Es ist kein Buch, das mit großen Wendungen oder lauten Momenten auffällt, sondern eines, das sich langsam entfaltet und gerade dadurch Wirkung zeigt. Eine interessante Geschichte, die Mut macht, aber auch zum Nachdenken anregt.
Von mir 4 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 16.10.2025
Maiwald, Stefan

Alle weg


gut

Das Cover und die Gestaltung des Buches mit Leineneinband und Lesebändchen, wirkt ausgesprochen edel und konnte mich auf den ersten Blick, begeistern.

In seinem neuen Buch „Alle Weg“ schildert Stefan Maiwald, der in der norditalienischen Stadt Grado, ganz in der Nähe von Pinos Bar lebt, Tagebuchartig seine Beobachtungen und Erlebnisse aus der Nebensaison, wenn die Touristen abgereist sind, Ruhe einkehrt und das wahre Leben der Einheimischen, beginnt.
Und in Pinos legendärer Bar beginnt sie exakt dann, wenn der Fernseher endlich wieder läuft. Und die einheimischen Stammgäste den Sommer resümieren, über Politik streiten, die Fußballergebnisse und lokale Kriminalfälle diskutieren, füreinander kochen, Pläne schmieden, lachen, laut diskutieren und am Ende immer auf das Leben anstoßen.

Fazit:
Aus verschiedenen Perspektiven und Blickwinkeln zitiert der Autor querbett seine reichhaltig angesammelten Anekdoten, wobei sich auch Themen in unterschiedlichen Monaten, wiederholen können. Einige Anekdoten fand ich schon recht unterhaltsam aber eben nicht alle. Mir fehlte in dieser Erzählung einfach etwas mehr Spannung und ein Faden, der mich von dem italienischen Flair, hätte überzeugen können.

Im Anhang gibt es noch eine Auflistung über – „Wer wohnt hier eigentlich?“ und mir stellt sich echt die Frage, was nutzt mir zu wissen, wieviele Hausfrauen, Tellerwäscher, Kellner usw. in Grado leben?
Von mir 3 von 5 Sternen!