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Luise-21
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Berlin

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Insgesamt 311 Bewertungen
Bewertung vom 26.08.2025
Georg, Miriam

Die Verlorene


ausgezeichnet

Das Bild einer stolzen jungen Frau ziert das Cover des neuen Romans "Die Verlorene" von Miriam Georg und ist das persönlichste Buch der Autorin, in dem sie die Geschichte ihrer aus Schlesien stammenden Familie mit Fakten und fiktiven Handlungen, geschickt verwebt erzählt.

Die Geschichte beginnt mit einem schweren Sturz von Änne, die ins Krankenhaus eingeliefert werden muss. Ihre Tochter Ellen und ihre Enkelin eilen ans Krankenbett, doch Änne liegt im Koma und wacht nicht mehr auf.
Laura ist erschüttert, denn gerade sie hatte eine besonders innige Beziehung zu ihrer Großmutter Änne, die ihr gerne und oft von den goldenen Sommern in Schlesien erzählt hat aber nie von den Menschen, die damals zu ihrem Leben gehörten. Laura fährt in die Wohnung ihrer Großmutter und entdeckt auf dem Tisch ein Paket mit einem ausgepackten Bild. Wer mag das Bild wohl geschickt haben, denn es fehlt ein Absender, kommt aber aus Polen. Wer schickt ihrer Großmutter ein Paket aus Polen? Laura wundert sich über die Ähnlichkeit der Frau auf dem Bild, die ihrer Großmutter ähnlich sieht. Als sie im Schlafzimmer auch noch eine Kiste mit einem durchgerissenen halben Bild und einigen Erinnerungsstücke findet, wird Laura sich bewußt, wie wenig sie doch über das Leben und die Vergangenheit ihrer Großmutter weiß.

Neugierig geworden, macht sich Laura auf die Suche nach Ännes Wurzeln und fährt zum ehemaligen Pappelhof ihrer Familie in Schlesien, dabei taucht sie immer tiefer in die Vergangenheit ein und stößt auf schmerzliche Wahrheiten, die das Bild der Frau, die ihr so vertraut war, erschüttern ...

Berührend und fesselnd taucht die Autorin nach Schlesien Anfang der 40er Jahre ein und lässt ihre Familiengeschichte verbunden mit den historischen Ereignissen während und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, Stück für Stück lebendig werden und zeigt dabei, wie letztendlich Vergangenheit und Gegenwart doch eng miteinander verwoben sind.

Fazit:
In ihrem Nachwort erzählt die Autorin, dass sie sich durch die Manuskripte ihres verstorbenen Großvaters, zu diesem emotionalen und generationsübergreifenden Roman, hat inspirieren lassen. Ihr gelingt es hervorragend, mit gut recherchierten Details aus historischen Ereignissen und persönlichen Schicksalen, einer berührenden Tiefe und einer fesselnden Handlung, mich von ihrer Geschichte zu überzeugen. "Die Verlorene" ist ein packender und fesselnder Roman, den ich sehr gerne gelesen habe.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.08.2025
Völler, Eva

Der Sommer am Ende der Welt


gut

In ihrem neuen Roman “Der Sommer am Ende der Welt” erzählt die Autorin Eva Völler, eine Geschichte über die Journalistin Hanna, die einen Artikel über das Schicksal der ehemaligen Verschickungskinder in den 60er-Jahren auf Borkum, recherchieren und schreiben möchte.

Hanna reist mit ihrer Tochter Katie auf die Insel Borkum, in das Hotel Dünenschloss der ehemaligen Villa Aurora, wo das Schicksal vieler Verschickungskinder, stattfand. Auch Hannas eigene Mutter war dort als Kind und hat schlimme traumatische Erinnerungen machen müssen. Hanna möchte herausfinden, was sich in dem einstigen Kinderkurheim zugetragen hat, und stößt dabei auf viele Ungereimtheiten.

Gleich zu Beginn ihres Aufenthalts, begegnet Hanna dem Arzt Ole Vandenberg und als sei der Blitz eingeschlagen, verlieben sich beide Hals über Kopf, ineinander. Im Dünenschloss angekommen, werden Hanna und Katie herzlich aufgenommen, bis der Grund ihres Besuches klar wird. Fortan dreht sich der Wind und das Drama nimmt seinen Lauf ...

Eines Tages liegt vor Hannas Hotelzimmertür das Tagebuch einer ehemaligen Kinderbetreuerin, mit Hinweisen auf ein vertuschtes Verbrechen. Selbst in Oles Familie schlummert in der Vergangenheit ein schreckliches Geheimnis. Langsam wird die Vergangenheit wie ein Puzzle aufgedeckt, doch nicht alle Inselbewohner möchten, dass die Wahrheit ans Licht kommt ...

Die Handlung über die schrecklichen Erlebnisse der Verschickungskinder in der Vergangenheit, gehen Stück für Stück verloren, und zurück bleibt eine Liebesgeschichte zwischen Hanna und Ole.

Fazit:
Auf dieses Buch hatte ich mich sehr gefreut, denn gerne hätte ich mehr über die Schicksale und Erlebnisse der Verschickungskinder, erfahren. Ich wurde nicht warm mit den Protagonisten, weder in der Gegenwart noch in der Vergangenheit. Die Idee des Themas ist zwar interessant gewählt aber durch die ganzen Verstrickungen, bleibt die Tiefe der eigentlichen Handlung auf der Strecke.

Bewertung vom 12.08.2025
Collin, Philippe

Der Barmann des Ritz


ausgezeichnet

Die deutsche Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg begann im Mai 1940 nach dem schnellen Westfeldzug der Wehrmacht und endete mit der Befreiung durch alliierte Truppen im Jahr 1944. Basierend auf den berühmten Barmann des Ritz – Frank Meier -, erzählt der Autor Philippe Collin, über eine Welt voller Täuschung, Loyalität und Mut.

Auf zwei Handelssträngen erzählt der Autor in seinem Roman „Der Barmann des Ritz“ eine lesenwerte und fesselnde Geschichte, die auf historischen Fakten aufgebaut und mit Fiktion, gelungen verwoben ist.

Während der deutschen Besetzung von Paris diente das Hotel Ritz als Hauptquartier für hochrangige NS-Würdenträger in Paris, blieb aber weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich.

Mit gemischten Gefühlen aber routinierter Eleganz, serviert der Barmann Frank Meier, Nazis, Kollaborateure und Mitgliedern der französischen Elite ihre Cocktails – weit entfernt vom Lärm des Krieges. Der Barmann ist beliebt und scheint für alle vertrauenswürdig zu sein, denn keiner bemerkt, dass er der deutschen Sprache mächtig ist und so erfährt er Informationen von Verrat, Résistance und den skrupellosen Plänen der Besatzer. Doch hinter Frank Meiers höflichem Lächeln verbirgt sich die Angst, denn er hat ein Geheimnis, das ihn das Leben kosten könnte: Er ist Jude.

Zwischen den Kapiteln folgen immer wieder die biografischen Tagebucheintragungen aus Frank Meiers, Leben. Interessant fand ich die damalige Lebenseinstellung seines Vaters, der zwar mit einer Jüdin verheiratet war aber nach der Geburt seines Sohnes, komplett alles Jüdische aus ihrem gemeinsamen Leben, ausgeschlossen hat. Der Sohn bekam bewußt einen deutschen Namen, wurde nicht beschnitten und sogar als Katholik, getauft. Frank Meier ist in Österreich geboren und ging Anfang des 20. Jahrhunderts nach London und dann in die Vereinigten Staaten, wo er bei Charles Mahoney im Hoffman House Hotel in New York die Kunst der Cocktailzubereitung erlernte. Während des Ersten Weltkriegs trat er in die Fremdenlegion ein. 1921 erhielt Frank Meier die französische Staatsbürgerschaft und wurde im selben Jahr Barkeeper im Hotel Ritz in Paris. Sein Lebenslauf klingt außer seiner gescheiterten Ehe, doch eigentlich, recht erfolgreich.

Manchmal habe ich mich gefragt, wovor er solche Angst hat, denn sein Vater hat ihm seine Zukunft doch gut geebnet. Oder lag es an den vielen gefälschten Pässen, mit denen er Juden, das Leben retten konnte. Besonders die Jüdin Blanche, die Ehefrau des Hoteldirektors Claude Auzello, hat es ihm angetan, denn sie konnte ihn charmant um den Finger wickeln und er ihr nicht wiederstehen, ihr zu helfen.

In jedem Kapitel spüre ich Frank Meiers Angst um sich, seinen jungen Lehrling Luciano und Blanche, der Frau, die er liebt.

Begeistern konnte mich der Anhang mit den Bildern und Beschreibungen der historischen Personen.

Zitat:
Mit seinem Roman „Der Barmann des Ritz“ ist dem Autor, eine fesselnde und atmosphärische Geschichte gelungen, die mich einfach nur begeistert hat. Interessant fand ich die Tagebucheintragungen, die Frank Meier in meinen Augen, lebendig werden ließ. Mit seinem Erzählstil und der Balance zwischen wahren Fakten und Fiktion, ist dem Autor ein realistisches Bild der damaligen Zeit, hervorragend gelungen.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.08.2025
Kröhn, Julia

Das Lied der Rose


ausgezeichnet

Die Autorin Julia Kröhn, ist mit ihrem neuen Roman „Das Lied der Rose“, ein wunderbares Mittelalter-Epos über die Entstehung des Liebeslieds gelungen.

Das Cover und die Ausstattung des Buches finde ich wunderschön. Mir gefällt die Kartenübersicht im Innendeckel, das Personenregister und im Anhang die Zeittafel, die die Jahre und Ereignisse, chronologisch gelungen beschreibt.

Der Prolog beginnt etwas düster mit der Belagerung von Barbastro im Jahr 1064 und der brutalen Übernahme sowie Festnahme der Mauren. Erst im Jahr 1096 und in Poiters wird klar, welches Schicksal Tarana all die Jahre erleiden musste. Nach ihrem Tod rückt ihre Tochter Sahar in den Mittelpunkt, die die wunderbare Stimme und die Lieder ihrer Mutter geerbt hat. Geliebt und beschützt wird sie von ihrem Halbbruder Ademar bis zu einem verhängnisvollen Vorfall und er von Herzog Guillaume IX. von Aquitanien auf eine Pilgerreise geschickt wird. Ausgerechnet Guillaumes Frau die Herzogin Philippa von Toulouse nimmt Sahar als Schützling bei sich auf aber nicht aus Gefälligkeit sondern für ihre eigenen Zwecke. Sahar fühlt sich unglücklich muss sich aber ihrem Schicksal beugen.

Regensburg, 1096: Der junge Novize Marian träumt davon, mit gregorianischen Chorälen und seiner reinen Stimme, Gott zu preisen. Als er einen Juden vor der Zwangstaufe rettet, nutzt dies sein Rivale, um ihm ein schweres Verbrechen vorzuwerfen. Reinwaschen kann Marian sich davon nur, wenn er sich auf eine Pilgerfahrt begibt. Jung und unbeholfen macht Marian sich auf den Weg. Seine abenteuerliche Reise verschlägt ihn nach Toulouse an den Hof von Herzog Guillaume IX. von Aquitanien und dessen Frau Philippa. Hier lernt er die maurische Sängerin Sahar kennen und lieben. Doch bevor sie eine gemeinsame Zukunft in Erwägung ziehen können, trennen sich wieder ihre Wege, denn Marian schließt sich dem Kreuzzug an um sich zu beweisen.

Philippa kämpft um die Macht in Toulouse und einer Alleinherrschaft als Frau, unabhängig von einem Mann und seinem Wohlwollen. Während Guillaume hingegen mit Philippas kaltem Wesen kämpft, sucht er sich Mätressen und nimmt sogar mehrfache Kirchenbanner auf sich. Nur das Streben nach Einfluss und Macht, kann sie beide, zuweilen einen. Guillaume entdeckt für sich die Dichtkunst. Seine Lieder, legen später den Grundstein für den Minnesang, der gesungenen Liebeslyrik, die sich dann ab der Mitte des 12. Jahrhunders verbreitet.

Es müssen erst viele Jahre vergehen bevor sich Sahar und Marian, nach vielen Intrigen und Machtkämpfe, wieder in die Arme schließen können.

Fazit:
Die Autorin hat die historischen Fakten, die den Hintergrund mit Fiktion bildet, sehr passend und vor allem sehr gut recherchiert. Die historischen Anmerkungen im Anhang geben dazu noch einen tollen Einblick in die Geschichte selbst und runden diese damit gut ab. Die Charaktere sind sehr gut beschrieben und ich konnte das Leben der Figuren gut nachvollziehen. Der Schreibstil ist sehr flüssig und durch die Dichte der Handlung, konnte mich die Geschiche bis zum Ende fesseln.
Mit 5 Sternen empfehle ich dieses wunderbare Buch gerne weiter!

Bewertung vom 31.07.2025
Teige, Trude

Wir sehen uns wieder am Meer


ausgezeichnet

Mit dem dritten Teil „Wir sehen uns wieder am Meer“ beendet die Autorin Trude Teige ihre Trilogie über Großmutter, ihren Ehemann und ihre Freundinnen, die fiktiv aber von wahren Begebenheiten und Fakten während und nach dem Zweiten Weltkrieg inspiriert wurden. Die Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden.

In Kragero, einem Dorf in Norwegen treffen sich Birgit, Tekla und Anneliese jeden Sommer am Meer. Sie sind eingeschworene Freundinnen, die das Leben lieben und voller Hoffnung in die Zukunft blicken. Birgit sehnt sich danach, etwas Neues, anderes zu erleben, zu reisen und das Kleinstadtleben hinter sich zu lassen. Als Anneliese erzählt, dass sie eine Ausbildung zur Krankenschwester machen will, denkt sich Birgit, dass dies für sie ein Ticket hinaus in die Welt sein kann. In Oslo lernt sie durch Zufall den älteren Ilja kennen, bei dem sie Russisch lernen will und bald hat sie sogar ihr Herz an ihn verloren. Nach seinem plötzlichen Tod, erbt Birgit seine Wohnung, doch diese vermietet sie und geht nach Bodo um dort als Krankenschwester ihrem Leben einen neuen Sinn zu geben.

Im Jahr 1944 ist Norwegen von den Deutschen besetzt und Birgit ist tief erschüttert als sie der 16-jährigen Nadia begegnet, die aus der Ukraine zur Zwangsarbeit in die Fischfabrik nach Bodo verschleppt wurde. Die Zustände im Lager sind geprägt von Hunger, Elend und Leid. Birgit gelingt es, Nadia aus dem Lager zu holen. Dann schließt sie sich im Krankenhaus einer geheimen Widerstandsgruppe an und kann mit ihren Russischkenntnissen, im Hintergrund, gute Dienste leisten. So lernt sie auch den schwerverletzten Russen Sascha kennen und lieben. Nach seiner vollständigen Genessung hilft sie sogar mit, seine Flucht nach Moskau, vorzubereiten.

Kurz vor Ende des Krieges wird Birgit enttarnt, von der Gestabo gefangen genommen und aufs schwerste gefoltert. Nur das Ende des Krieges rettet ihr im letzten Moment das Leben, während ihre Narben und Traumata ihr ständiger Begleiter bleiben. Auf der Suche nach Sascha nimmt sie einen gefährlichen Job als Spionin an und wird Sekretärin in der norwegischen Botschaft in Moskau. Aber auch hier muss sie erleben, dass die politische Lage alles andere als demokratisch ist. Als ihr klar wird, in welcher Gefahr sie sich befindet, muss sie sich entscheiden und kehrt nach Oslo zurück.

Der Kreis schließt sich zum Ende mit den im Regen tanzenden Freundinnen und bildet einen versöhnlichen Abschluss.

Fazit:
Der Autorin ist es im letzten Teil ihrer Trilogie gut gelungen, über Großmutters Freundinnen eine Geschichte, zu erzählen. Die drei fiktiven Frauen, deren Schicksale jedoch weit auseinanderliegen, sind hervorragend mit historischen Fakten verknüpft. Eine wunderbare Fortsetzung und Abschluss der Trilogie, der ich gerne gefolgt bin.
Von mir 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 27.07.2025
Kelly, Julia R.

Das Geschenk des Meeres


ausgezeichnet

Im ihrem Debütroman „Das Geschenk des Meeres", erzählt die Autorin Julia R. Kelly eine atmosphärische und berührende Geschichte über Liebe, Verlust und Vergebung.

Schottland, Winter 1900. An dem Strand des kleinen Fischerdorfes Skerry findet der Fischer Joseph einen leblosen Jungen, der dem Sohn der Lehrerin Dorothy, der vor vielen Jahren in einer stürmischen Nacht ans Meer ging und nie mehr gesehen wurde, sehr ähnlich sieht. Die Dorfbewohner sind geschockt über diese Ähnlichkeit und Verdrängtes aus der Vergangenheit, kommt langsam an die Oberfläche.

Auf zwei Zeitebenen und aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven, die in „Jetzt“ und „Damals“ bezeichnet sind, erzählen die Protagonisten und Dorfbewohner, aus ihrem Leben und ihren Erinnerungen.

Als Dorfschulleherin wagt Dorothy nach dem Tod ihrer lieblosen Mutter einen Neuanfang in dem kleinen Fischerdorf Skerry, doch ihre Unsicherheit und Schüchternheit wird ihr schnell bei der eingeschworenen Dorfgemeinschaft, als Arroganz vorgeworfen. Ihr einziger Lichtblick scheint der Fischer Joseph zu sein. Doch ihre Gefühle für Joseph bleiben von den Dorfbewohnern nicht unbemerkt und schnell verbreiten sich Eifersucht zu Missverständnisse, die zu einer Reihe falscher Entscheidungen, führen.

Weshalb war Joseph sowohl an dem Tag am Strand, als der fremde Junge angespült wurde, als auch in der Nacht, als Dorothys Kind verschwand? Worüber haben Dorothy und Joseph damals so erbittert gestritten? Und warum wurden sie nie ein Paar, obwohl sie sich für jedermann offensichtlich liebten?

Dorothy wird vom Pfarrer gebeten sich um den Jungen aus dem Meer zu kümmern, doch sie fühlt sich verunsichert. Dann überwindet sie sich und öffnet ihr Herz für diesen fremden Jungen, der doch ihr Sohn Moses sein könnte.

Im „Damals“ und „Jetzt“, ist Moses immer gegenwärtig aber nur in Andeutungen ohne den genauen Hintergrund zu kennen und dies hat eine wunderbare Sogwirkung, diese Geschichte, schnell weiter lesen zu wollen.

In einem eigenen Kapitel und einer faszinierenden Mischung aus Geschichte und Mythologie wird von Moses letzten schicksalhaften Stunden erzählt, die mich tief berührt und Emotional, abgeholt haben.

Zum Ende der Geschichte sind alle offenen Fragen gelungen miteinander verwoben. Selbst Joseph hat endlich begriffen, was in all den Jahren in Dorothy, vor sich ging! Ein schöner Abschluss mit dem ruhigen und gleichmäßigen Klopfen an Dorothys Tür ...

Fazit:
Das Cover zeigt einen gelungen Holzschnitt, der Künstlerin Franziska Neubert, passend zum Titel und Inhalt des Debütromans. Die Geschichte ist sowohl dramatisch wie spannend aufgebaut und die Atmosphäre Ende/Anfang des 19./20. Jahrhunderts, gelungen eingefangen. Die Gegenwart und die Vergangenheit werfen viele Fragen auf, die berührend und gefühlvoll, bis zum Ende erzählt werden. Die Autorin ist eine wunderbare Erzählerin, von der ich gerne mehr lesen möchte.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 20.07.2025
Fonthes, Christina

Wohin du auch gehst


sehr gut

Christina Fonthes, geboren in Kinshasa, Kongo, lebt heute in London als Autorin und als Gründerin von Rewrite, einer Schreibakademie für PoC-Autorinnen. In ihrem Debüt „Wohin du auch gehst“ erzählt sie die Geschichte der beiden unterschiedlichen Frauen Mira und Bjoux und deren Leben zwischen dem Kongo und London.

Der Einstieg in die Geschichte mit den vielen afrikanischen Begriffen und der oft wechselnden Handelstränge, ist schon gewöhnungsbedürftig und verlangt eine Menge Aufmerksamkeit.

Kinshasa, 80er-Jahre: Mira und Ya Eugénies sind die Töchter einer aufstrebenden Familie. Während Mira sehr lebensfroh ist und gerne auch mal die Regeln bricht, wird ihre Schwester schon bald als Ärztin in einem Krankenhaus arbeiten. Als Mira sich in einen mittellosen Musiker verliebt, sind ihre Eltern davon gar nicht begeistert und verbieten ihr den Umgang mit ihm. Miras weiteres Leben gestaltet sich ziemlich kompliziert und auf Umwegen gelangt sie nach London, lebt ärmlich und wird zu einer sehr religiösen Frau. Selbst ihr Verhalten wird noch immer sehr stark von ihrer Herkunft geprägt.

Nach Unruhen in Kinshasa wird die 12jährige Bijoux aus ihrem Geburtsort nach London zu ihrer strengen, religiösen Tante Mirelle gebracht. In London fehlen ihr ihre Heimat und ihre Eltern; ihre Tante kennt sie überhaupt nicht. Das Leben ist geprägt von Armut, Einsamkeit und den strengen Regeln der evangelikalen Kirchengemeinde „The Mountain“, zu der ihre Tante sie ständig mitschleppt. Zwischen ihr und ihrer Tante Mirelle scheinen trotz gleicher Wurzeln Welten zu liegen.

2004 ist Bijoux ist Mitte zwanzig und verliebt sich zum ersten Mal - in eine Frau. Das darf ihre religiöse Tante unter keinen Umständen erfahren. Sie ahnt ja nicht, dass auch diese ein Geheimnis vor ihr hat: Den wahren Grund dafür, dass sie vor vielen Jahren von Afrika nach Europa kam, wo sie sich immer noch nicht zu Hause fühlt. So wie ihre Tante möchte Bioux nicht enden und trifft ihre eigene Entscheidung: „Wohin du auch gehst, dahin gehe ich auch“.

Fazit:
Auf zwei wechselnden Zeitebenen und aus den unterschiedlichen Perspektiven von Mira und Bijoux, erzählen sie ihre Lebensgeschichte und dabei rücken die Geheimnisse aus der Vergangenheit, immer mehr ins Licht. Die Figuren sind nahbar, ihre Handlungen nicht immer ganz nachvollziehbar, aber am Ende löst sich alles schlüssig auf. Dabei sind einige Überraschungen nicht ausgeschlossen!

Bewertung vom 08.07.2025
Taylor, Austin

Das Gefühl von Unendlichkeit


gut

Die Autorin Austin Taylor, geboren 1999 in Maine, USA, hat Chemie und Englisch an der Harvard University studiert. Ihr Debütroman „Das Gefühl von Unendlichkeit“ erzählt die Geschichte von Zoe und Jack – zwei außergewöhnlich begabte junge Menschen, deren Begegnung an der Harvard-Universität einem Urknall gleicht.

Zoe kommt aus einem gutbürgerlichen Haushalt, in dem die Physik eine zentrale Rolle spielt und sie sich gerne an wissenschaftlichen Diskussionen beteiligt hat, während Jack sich allein hochgearbeitet hat. Zoe und Jack führen tagsüber einen spielerischen Wettkampf um die Anerkennung ihrer Professoren, aber nachts diskutieren sie in tiefgehenden Gesprächen über ihre Ideen und Träume. Schnell entwickeln sie Gefühle füreinander.
Als sie eine Entdeckung machen, die nicht nur die Welt der Chemie, sondern auch das ganze Land in Aufruhr versetzt und sie erste Erfolge erzielen, gründen sie ein Startup, damit eventuelle Patente nicht an die Uni übergehen. Sie suchen sich immer wieder neue Investoren und Zoe wird die Geschäftsführerin, das Gesicht der Firma und Jack der wissenschaftliche Leiter des Labors. An dem Tag, an dem sie eigentlich das College abgeschlossen hätten, haben sie bereits eigene Mitarbeiter, entwickeln ein Medikament gegen die Alterung des Menschen und jonglieren mit Millionen. Doch dann werden erste Gerüchte laut, dass Jacks Testreihen nicht stimmen. Zoe kann und will das nicht glauben, denn sie vertraut ihm, obwohl sie schon lange nicht mehr in die Forschung involviert ist.
Der steigende Druck stellt jedoch ihre Liebe auf eine harte Probe.

Die Autorin bringt ihre Fachkenntnisse in Chemie hier stark zum Ausdruck und mit ihren wissenschaftlichen Fachdialogen und Laborszenen, kostet es schon einige Mühe, durchzuhalten. Das Thema des Buches ist recht interessant, wäre die Handlung, stellenweise nicht so in die Länge gezogen worden. Erst die überraschende Wendung im letzten Drittel der Geschichte, konnte mich mit diesem Debüt, versöhnen.

Fazit: „Das Gefühl von Unendlichkeit“ hat ein interessantes Thema, aber ein Vorteil wäre es schon, mehr Kenntnisse in Chemie, zu haben. Auch die detaillierten Einblicke, auf den unterschiedlichen Zeitebenen, empfand ich streckenweise viel zu umfangreich und eher verwirrend. Die Tragik der Geschichte ist emotional bei mir leider nicht rübergekommen und konnte mich nicht ganz überzeugen.

Bewertung vom 26.06.2025
Frank, Rebekka

Stromlinien


ausgezeichnet

Der Roman „Stromlinien“ von Rebekka Frank erzählt eine Familiengeschichte über Lebensentscheidungen, die uns auseinandertreiben oder für immer miteinander verbinden können.

Die Zwillinge Enna und Jale sind in den Elbmarschen zu Hause und leben bei ihrer schweigsamen Großmutter Ehmi, denn ihre Mutter Alea ist in Haft auf der Gefängnisinsel Hahnöfersand. Seit ihrem fünften Lebensjahr dürfen die Zwillinge ihre Mutter regelmäßig besuchen. Seit dem sind nun zwölf Jahre vergangen und ihre Mutter Alea wird aus der Haft entlassen. Enna und Jale zählen bis dahin, die Tage, die Stunden und auch die Minuten. Dann kommt der Tag um Alea abzuholen und Jale ist nicht da, sie ist schon in der Nacht aus dem Haus gegangen. Ennas Suche nach Jale bleiben erfolglos und so macht sie sich alleine auf den Weg um ihre Mutter abzuholen, doch auch hier wartet sie vergebens. Enna versteht die Welt nicht mehr und entschlossen durchkämmt sie auf der Suche nach ihnen das Alte Land, ohne zu ahnen, dass dieser Weg sie für immer verändern wird.

Die 17jährige Enna ist fest entschlossen das beharrliche Schweigen ihrer Großmutter Ehmi, zu brechen, denn sie möchte endlich wissen, weshalb ihre Mutter 38 Jahre im Gefängnis war. Erst als Enna bei ihren Nachforschungen auf Geheimnisse stößt und ihre Großmutter damit konfrontiert, beginnt Ehmi von der dramatischen Geschichte, die in der Vergangenheit liegt und an deren Folgen von einem schweren Unglück, zu erzählen.

Auf drei Zeitebenen zwischen 1923 und 2023 spannt die Autorin geschickt einen Bogen der Familiengeschichte und verwebt Fakten mit Fiktion, gekonnt miteinander.
In der Gegenwart ist Enna, die Entschlossene, die endlich die Wahrheit wissen möchte und schließlich kommen die Details über das Leben ihrer Großmutter und ihrer Mutter aus der Vergangenheit ans Licht.

Das Nachwort der Autorin zu Fakten und Fiktion runden den Roman hervorragend ab.

Fazit:
Von Anfang an konnte ich schnell in die Geschichte eintauchen, nicht nur wegen des sehr flüssigen Schreibstils, sondern weil es der Autorin gelingt, ihren fiktiven Charakteren Leben einzuhauchen und durch die bildhaften Naturbeschreibungen, die für eine schöne Atmosphäre sorgen. Durch den Spannungsbogen der geschickt Fakten und Fiktion aufbaut und miteinander verwebt, fühlte ich mich regelrecht auf einer Achterbahn der Gefühle und wollte das Buch kaum aus der Hand legen.
Von mir 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 24.06.2025
Ehrenhauser, Martin

Unsere Suche nach Zärtlichkeit


ausgezeichnet

"Unsere Suche nach Zärtlichkeit" von Martin Ehrenhauser ist ein wunderschöner Liebesroman, ohne jeglichen Kitsch, der sich leise entwickelt und eine tiefe Liebe zwischen zwei Menschen, deren Leben unterschiedlicher nicht hätte sein können, zueinander finden.

Inhalt:
Nachts lauscht Dumont den Stimmen einsamer Menschen. Er ist ehrenamtlicher Telefonseelsorger, bis der Anruf einer Frau ihn tief berührt, und er um eine Auszeit bittet. Von Brüssel aus macht er sich auf den Weg in das südfranzösische Antibes, um der Spur der Unbekannten zu folgen. Dumont ahnt nicht, dass die Reise an die Côte d’Azur seinen Maßstab für Richtig und Falsch bald schmerzhaft in Frage stellt. Eine Geschichte über das Unmaß der Liebe.

Sébastien Dumont, lebt seit seiner Scheidung sehr zurückgezogen alleine in seinem Elternhaus, in dem es ein Uhrengeschäft gibt, welches er still und leise weiterführt. Nicht ausgelastet von dieser Tätigkeit kann er nachts nicht schlafen und um diese Zeit sinnlos zu verbringen, ist er ehrenamtlicher Telefonseelsorger. Nur scheint es, dass er sich die Anrufe zu sehr zu Herzen nimmt und besonders den Anruf einer Frau, die ihn tief berührt.

Dumont macht sich auf die Reise nach Antibes, nur was hofft er zu finden?

Im südfranzösischen Antibes begegnet Sébastien, der einsamen Florence, die alleine unterwegs ist und einem Gespräch nicht abgeneigt zu sein scheint. Gefühlvoll und sehr authentisch versucht Florence, Sébastien für sich zu gewinnen, denn sie ist auf der Suche nach Zärtlichkeit. Sébastien geht es genauso und bald genießen sie innige liebevolle Stunden, bis zu der Nacht, als er ihr Geheimnis entdeckt …

Sébastien reist tief verletzt und verstört ab, aber die Sehnsucht bleibt, bis Florence die Fäden in die Hand nimmt.

Fazit:
Der Autor versteht es geschickt, sein Herz und seine Seele direkt und ungefiltert aufs Papier fließen zu lassen, denen ich mich nur schwer entziehen konnte. Manchmal erschien es mir fast etwas kontrovers, denn der Autor macht die einfachsten Dinge zu etwas Besonderem und schreibt mit einer gefühlten Leichtigkeit, feinfühlig und berührend. Mich konnte diese Liebesgeschichte berühren.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!