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Azyria Sun

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Insgesamt 695 Bewertungen
Bewertung vom 14.09.2025
Moyes, Jojo

Ein ganz besonderer Ort


sehr gut

Hollywood zum Umblättern

Worum geht’s?
Aus London in ein kleines Städtchen gezogen, versucht Suzanna, sich selbst wiederzufinden. Seit zehn Jahren ist sie mit Neil verheiratet, der unbedingt ein Kind möchte. Doch will sie das überhaupt? Und will sie die Ehe? Mit dem Peacock Emporium eröffnet sich Suzanna einen neuen Weg – und findet dabei weit mehr, als sie erwartet hätte.

Meine Meinung:
Mit „Ein ganz besonderer Ort“ hat Jojo Moyes einem ihrer älteren Werke („Suzannas Coffeeshop“) neues Leben eingehaucht. Wie gewohnt schreibt sie lebendig, bildhaft, emotional – und lässt uns eine Vielzahl von Menschen kennenlernen, die man sofort ins Herz schließt.

Besonders strahlt Jessie, die wahre Seele des Cafés. Sie ist bunt, schillernd, lebenslustig, warmherzig und trägt ihr Herz offen zur Schau. Erst nach und nach traut sich auch Suzanna aus ihrem Schatten und bekommt die Tiefe, die man sich wünscht. Dazu kommen spannende Einblicke in Alejandros Leben und die Geschichten rund um die Gäste, die das Buch bunt und lebendig machen. Auch Suzannas Familiengeschichte birgt jede Menge Potenzial, selbst wenn gerade die ersten Kapitel stellenweise verwirrend wirken. Sie fühlten sich eher wie eine Vorgeschichte an – interessant, aber nicht so recht mit dem roten Faden verbunden. Ähnlich das letzte Kapitel rund um Suzannas Mutter: stark erzählt, nur an dieser Stelle etwas fehl am Platz.

Dafür glänzt der Hauptteil der Geschichte in voller Pracht: Wir bekommen alles, was ein richtig gutes Moyes-Buch braucht – große Gefühle, kleine Dramen, häusliche Abgründe, eine Prise Mord und obendrein dieses einzigartige Kribbeln, das einen die Seiten verschlingen lässt. Jede Emotion sitzt, jede Wendung überrascht und jede Figur trägt dazu bei, dass man sich mittendrin statt nur dabei fühlt. Es ist ein Roman, der einen packt, durchschüttelt, tröstet und zum Lächeln bringt – und dabei nie die Leichtigkeit verliert, die Jojo Moyes ausmacht. Ganz ehrlich: Das Buch liest sich wie ein fertiges Drehbuch. Kino im Kopf, Hollywood zum Umblättern.

Fazit:
Lässt man den verwirrenden Einstieg und das etwas unpassende letzte Kapitel beiseite, bleibt mit „Ein ganz besonderer Ort“ ein Roman voller Gefühl, getragen von facettenreichen Figuren, der sich tief ins Herz schreibt. Jojo Moyes beweist einmal mehr ihr Talent, Herzen zu erreichen.

4 Sternen von mir!

Bewertung vom 12.09.2025
Strobel, Arno

Welcome Home - Du liebst dein neues Zuhause. Hier bist du sicher. Oder?


sehr gut

Welcome Home im Heim des Grauens

Worum geht’s?
Ines und Marco haben es endlich geschafft: ein eigenes Heim, ein Ort für Sicherheit und Geborgenheit. Gemeinsam mit ihrer Tochter Emilia ziehen sie in ihr Traumhaus ein. Doch schon bald wird klar – hinter den Wänden lauert mehr als nur Stille. Was wie ein Neuanfang aussieht, verwandelt sich in einen Albtraum.

Meine Meinung:
Arno Strobel ist bekannt dafür, unsere dunkelsten Ängste wachzurufen – und „Welcome Home – Du liebst dein neues Zuhause. Hier bist du sicher. Oder?“ liefert genau das. Schon das Hörbuch selbst war ein Erlebnis. Sascha Rotermund liest mit solcher Intensität, dass jede Szene zu vibrieren scheint. Ich habe selten einen Sprecher erlebt, der so packend jede Nuance transportiert.

Die Handlung spielt in einem Neubaugebiet, das auf den ersten Blick harmlos wirkt – aber Strobel lässt hier ein Netz aus Verdächtigungen, Misstrauen und Bedrohung entstehen. Besonders Nachbarin Johanna bleibt im Gedächtnis, eigenwillig und unangenehm faszinierend. Auch wenn die Figuren insgesamt nicht tief ans Herz gehen, passen sie perfekt in die Atmosphäre des kleinen Horror-Idylls.

Die Handlung selbst steigert die Spannung mit jedem Kapitel. Meist begleiten wir Marco hautnah und erleben mit ihm, wie sich die bedrohliche Stimmung in der Wohnsiedlung immer weiter verdichtet. Nur vereinzelt wechseln wir die Perspektive zu Emilia oder dem Täter – für mich der einzige Schwachpunkt. Diese Einblicke waren zwar interessant, aber so spärlich gesetzt, dass sie etwas deplatziert wirkten. Hier hätte ich mir entweder deutlich mehr gewünscht oder den kompletten Verzicht. Abgesehen davon spielt Arno Strobel wieder meisterhaft mit unseren Ängsten: nächtliche Geräusche, Schatten, ein plötzlicher Stromausfall – das Ungewisse, das uns im eigenen Zuhause zur Gänsehaut treibt. Handlungen und Reaktionen der Figuren wirken dabei realistisch, die Arbeit der Polizei glaubwürdig, und die Tatorte sind gnadenlos eindringlich beschrieben. So entsteht ein Gefühl alptraumhafter Bedrohung, das einem noch lange im Nacken sitzt. Das Ende überzeugt mit einem runden, fesselnden Finale – für mich eine klare Lese- bzw. Hörempfehlung.

Fazit:
„Welcome Home“ ist ein Thriller, der das wohl vertrauteste Gefühl – Sicherheit im eigenen Zuhause – in pure Angst verwandelt. Mit schaurigen Schauplätzen, nervenzerrender Atmosphäre und einem grandiosen Sprecher, der die Spannung noch potenziert, wird daraus ein Hörbuch, das einfach fesselt und begeistert. Kleine Abstriche bei den Täter- und Emilia-Kapiteln, aber insgesamt Nervenkitzel pur bis zur letzten Minute.

4 Sterne von mir – eine klare Empfehlung für alle, die Lust auf schlaflose Nächte haben.

Bewertung vom 12.09.2025
Hennig, Markus

Waschbär Willi Wunderquatsch - Die Erfindung der Trompetenwurst und weitere verrückte Abenteuer


ausgezeichnet

Terminbanane und Lachalarm

Worum geht’s?
Gemeinsam mit Willi und seinen Freunden erleben wir jede Menge Abenteuer im Stadtpark. Ob Einkaufsbummel, Geburtstag oder Alice und Tick-Tack – hier gibt es wirklich immer was zu erleben.

Meine Meinung:
„Waschbär Willi Wunderquatsch“ ist ein zauberhaftes Kinderbuch von Markus Hennig, wundervoll illustriert von Sabine Büchner. Der Schreibstil ist locker und leicht, genau richtig für die Kleinen – und gleichzeitig so augenzwinkernd, dass auch wir Großen beim Vorlesen unseren Spaß haben. Die Illustrationen sind ein echtes Highlight: bunt, detailverliebt und wimmelnd vor lauter kleinen Gags, die man immer wieder neu entdecken kann.

Zu Beginn lernen wir alle Charaktere kennen – samt Eigenheiten, Stärken und kleinen Schwächen. Das macht es leicht, in Willis Welt einzutauchen und sofort eine Verbindung zu den Figuren aufzubauen.

Die Geschichten wechseln sich ab zwischen Willis Lieblingsorten und tierischen Abenteuern – eine tolle Mischung! Gerade die kurzen Lieblingsort-Kapitel sind perfekt, wenn die Konzentration am Ende eines langen Tages nicht mehr für eine längere Geschichte reicht. Humor wird hier großgeschrieben: von Wortschöpfungen wie der „Popelsammelstation“ oder die „Terminbanane“ bis zu den italienischen Einsprengseln von Sergio. Da lacht nicht nur der Nachwuchs, da lachen auch wir Erwachsenen mit. Eine tolle Idee auch das Rezept für Mangojoghurt am Ende – wir probieren es definitiv aus, wenn auch nicht in Badewannen-Größe.

Die Altersempfehlung ab 3 Jahren ist vielleicht ein wenig optimistisch, da manche Seiten textlastiger sind. Für die ganz Kleinen sind die Bilder dann manchmal zu spärlich, um die Aufmerksamkeit zu halten. Aber ab Kindergartenalter ist das Buch ein echtes Vorlese-Vergnügen – charmant, abwechslungsreich und voller Herz.

Fazit:
„Waschbär Willi Wunderquatsch“ ist ein rundum goldiges Vorlesebuch, das mit Humor, Herz und herrlichen Illustrationen Groß und Klein begeistert. Eine Mischung, die einfach Spaß macht – und für viele bunte Lesestunden sorgt.

Von uns gibt’s ganz klar 5 Sterne!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.09.2025
Sigurdardóttir, Yrsa

BLUT


ausgezeichnet

Blutige Schatten

Worum geht’s?
Gunndís heuert kurzfristig als Köchin auf einem Fischtrawler an. Dort stößt sie auf ein Kochbuch, das eigentlich vor Jahrzehnten zusammen mit ihrem Vater auf den Meeresgrund gesunken sein sollte. Seit damals gilt er als Schuldiger für den Untergang des Schiffs. Doch war er es wirklich?

Meine Meinung:
Mit „Blut“ setzt Yrsa Sigurdardóttir ihre Reihe um Tyr, Karó und Idunn fort. Offiziell ein Einzelband, fühlt er sich für mich wie ein direkter Bestandteil der Serie an – und reiht sich nahtlos ein. Wieder einmal überzeugt die Autorin mit einem Schreibstil, der von Anfang an eine düstere, packende Atmosphäre entfaltet und den Leser bis zur letzten Seite nicht loslässt.

Im Zentrum stehen diesmal vor allem Tyr und Karó. Idunn dagegen bleibt eher am Rand, wirkt distanziert und kurz angebunden. Genau das sorgt bei mir für Irritation, weil die Figuren in der Reihe nicht konstant gleich präsent sind. Gerade Idunn hätte es verdient, genauso viel Raum zu bekommen wie die anderen beiden. Serienleser können sich die Gründe für ihre Verschlossenheit zwar erschließen, doch Neueinsteiger bleiben an dieser Stelle auf Distanz.

Der Fall selbst – oder besser gesagt die miteinander verflochtenen Fälle – ist wieder einmal ein Paradebeispiel für Sigurdardóttirs erzählerisches Können. Kaum jemand versteht es so wie sie, verschiedene Handlungsstränge nebeneinanderlaufen zu lassen, Verwirrung zu stiften und am Ende alles schlüssig zusammenzuführen. Genau das macht die Faszination aus: Man irrt durch Sackgassen, wird immer tiefer in die Abgründe der Figuren hineingezogen – und merkt erst am Schluss, wie perfekt sich die Puzzleteile ineinanderfügen.

Besonders stark fand ich die beiden Ebenen, die hier nebeneinanderlaufen: Zum einen auf dem Trawler, wo Gunndís mit ihrer Vergangenheit und dem Schatten ihres Vaters konfrontiert wird. Zum anderen die Handlung in der Siedlung, wo ein scheinbar kleiner Nachbarschaftsstreit außer Kontrolle gerät und zum Albtraum eskaliert. Beide Stränge sind beklemmend, beide voller Abgründe – und doch wirken sie nie wie zwei getrennte Geschichten, sondern wachsen langsam, unheilvoll aufeinander zu. Und dann sind da noch die Cliffhanger – das heimliche Markenzeichen der Reihe. In jedem Band bekommen wir kleine Bruchstücke zur Ermordung von Tyrs Mutter, diesmal allerdings keinen Splitter, sondern einen Brocken so schwer wie ein Fels. Dazu kommen zwei weitere Cliffhanger, die wie dunkle Schatten über dem Geschehen liegen und Fragen aufwerfen, von denen ich nicht sicher bin, ob wir jemals Antworten erhalten. Doch genau dieses Spiel mit Andeutungen und offenen Fäden hält die Spannung am Kochen und macht süchtig nach dem nächsten Band.

Fazit:
„Blut“ von Yrsa Sigurdardóttir ist düster, clever konstruiert und durchgehend spannungsgeladen. Die Autorin verwebt Fälle, Abgründe und Geheimnisse zu einem packenden Thriller, der einen nicht mehr loslässt. Besonders die neuen Puzzleteile rund um Tyr und Idunn sind elektrisierend – und die Cliffhanger am Ende treiben den Puls hoch und die Vorfreude auf den nächsten Band ins Unermessliche.

5 Sterne von mir!

Bewertung vom 08.09.2025
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der Tote in der Themse / Mord ist Potts' Hobby Bd.4


ausgezeichnet

Dieser Fall sollte für die Darwin-Awards nominiert werden

Worum geht’s?
Veritys Mann verschwindet – und kaum bittet sie Judith um Hilfe, wird seine Leiche auch schon am Ufer der Themse gefunden. Erschossen. Während einer Party auf einem Ausflugsschiff. Nur hat angeblich keiner der Passagiere etwas davon mitbekommen.

Meine Meinung:
Mit Mrs. Potts’ Mordclub und der Tote in der Themse begleiten wir Judith, Becks und Suzie bereits zum vierten Mal bei ihren Ermittlungen. Robert Thorogood bleibt seinem charmant-britischen Stil treu: spannend genug, dass man weiterlesen muss, aber immer mit einem Augenzwinkern erzählt. Was ich allerdings vermisse, sind die köstlich-skurrilen Badeszenen aus Band 1 und 2, über die ich Tränen gelacht habe.

Judith selbst ist einfach eine Wucht: 79 Jahre, lebenslustige Witwe, scharfzüngig, clever und absolut unvergleichlich. Diesmal darf auch Suzie, Hundeausführerin und Radiostimme, mehr glänzen – schließlich könnte ihr Ex in den Fall verwickelt sein. Becks wiederum ermittelt nicht nur an der Seite ihrer Freundinnen, sondern auch gegen den Freund ihrer Tochter. Ist er wirklich so perfekt, wie er wirkt?

Der Fall ist wieder herrlich inszeniert: solide, geheime Ermittlungen – schließlich darf DI Tanika nicht auffliegen, die ohnehin schon Ärger mit einem Kollegen hat, der aufgrund ihrer Zusammenarbeit mit unseren drei Freundinnen eine interne Ermittlung gegen sie angestoßen hat. Doch wir kennen unsere Judith: ermittelt wird trotzdem. Dieses Mal führt es die drei Freundinnen nicht nur auf ein Boot, sondern auch ins Theater. So viel unterwegs waren sie wohl noch nie. Die Auflösung selbst? Definitiv preiswürdig – ein Fall für die Darwin Awards: absurd, traurig, genial und trotzdem zum Schmunzeln. Und das Setting war die Kirsche auf der Torte: Mitten im Theaterstück, bei Judiths Premiere als Schauspielerin, kommt ihr die entscheidende Erkenntnis. Sie unterbricht die Aufführung – sehr zur Freude des Publikums und zum blanken Entsetzen der Theater-Diva.

Das eigentlich Spannendste: der Abspann! Eine geheimnisvolle große Frau tritt auf, angeblich ihre Stieftochter, und Judiths eigene Vergangenheit wird angedeutet. Was steckt dahinter? Ich will es sofort wissen.

Fazit:
Spannung, Humor, eine Auflösung wie aus dem Lehrbuch und ein Cliffhanger, der einem den Schlaf raubt: Mrs. Potts’ Mordclub und der Tote in der Themse ist beste britische Krimiunterhaltung. Wer Judith und ihre Freundinnen einmal begleitet hat, bleibt dieser Reihe treu.

Von mir klare 5 Sterne – und bitte, bitte schnell den nächsten Band!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.09.2025
Meyer, Chris

Die Blutbestie / Tom-Bachmann-Serie Bd.5


sehr gut

Herzlos im Hohen Venn

Worum geht’s?
Ein makabrer Fund in einer belgischen Fledermaushöhle: fünf Leichen, alle nach Norden ausgerichtet, das Herz entfernt. Tom Bachmann wird um Hilfe gebeten – und ahnt schnell, dass der Killer längst auf sein nächstes Opfer lauert.

Meine Meinung:
„Die Blutbestie“ ist bereits der 5. Fall für Tom Bachmann – und Chris Meyer zeigt wieder, dass sie Spannung bis ins Mark versteht. Dieses Mal wirkt der Ton allerdings etwas anders. Was mir gefehlt hat, war der bitterböse Humor, den Chris Meyer sonst so virtuos in die Gedankenwelt ihrer Täter einwebt. Gerade dieses perfide Augenzwinkern zwischen Grauen und Wahnsinn hat die Reihe bisher besonders gemacht. Hier fehlt etwas – aber deshalb ist es nicht weniger fesselnd.

Die Figuren tragen das Buch stark. Tom und Nina liefern sich weiterhin ein Tanzspiel voller unausgesprochener Signale – man möchte die beiden am liebsten in einen Raum sperren, bis einer endlich den ersten Schritt wagt. Ira dagegen stiehlt hier die Bühne: groß, durchtrainiert, eine Ermittlerin, die keine Angst hat und sehr präsent ist. Aaron und Lisa tauchen nur am Rand auf, ob wir von ihnen künftig mehr lesen werden? Aaron und Tom erinnern mich stellenweise an die berühmten Ackerman-Brüder – Zufall? Bislang wirken Aaron und Lisa eher wie Beiwerk. Mal sehen, was die Autorin noch mit ihnen vorhat.

Der Täter selbst ist meisterhaft konstruiert: hochintelligent, gnadenlos planend, so clever, dass er fast unantastbar wirkt. Wäre da nicht der Hund gewesen, der die Leichen zufällig entdeckt hat, wären es wohl perfekte Morde geblieben – sauber, präzise, unsichtbar. Die Autorin wirft zusätzlich Mafia, Prostitution und Menschenhandel ins Spiel, was die Handlung noch düsterer und vielschichtiger macht.

Die Spannung zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch, die Schauplätze sind atmosphärisch und lebendig beschrieben. Nur das Ende hat mich nicht völlig zufriedengestellt: fulminant und actionreich, ja, aber nach so intensiver Ermittlungsarbeit hätte ich mir mehr Raum für Details und Ausklang gewünscht. Da fehlte mir der letzte Schlag auf den Nerv, dieses Gefühl, wirklich alles gesehen und verstanden zu haben. Trotzdem bleibt es ein Thriller, den man kaum aus der Hand legen kann – nervenaufreibend, blutig und mit einem Täter, der auch ohne schwarzen Humor Angstschauer hinterlässt.

Fazit:
Der 5. Fall „Die Blutbestie“ ist spannend, aber kann nicht ganz mit den anderen Fällen mithalten. Mir hat ein bisschen der schwarze Humor aus den Vorgängerbänden gefehlt. Ansonsten: tolle Charaktere, spannende Tötungsszenen und ein passendes, wenn auch etwas zu kurzes Ende.

4 Sterne von mir und ich bin gespannt auf den nächsten Fall!

Bewertung vom 05.09.2025
Amft, Diana

Die kleine Spinne Widerlich freut sich auf ihr Bettchen


ausgezeichnet

Kleine Spinne, große Träume

Worum geht’s?
Die kleine Spinne Widerlich ist müde – aber bevor sie ins Bettchen krabbelt, schaut sie noch bei ihren Freunden vorbei. Dabei erfährt sie, wie unterschiedlich Einschlafrituale sein können – und dass jeder seinen ganz eigenen Weg ins Traumland hat.

Meine Meinung:
Mit „Die kleine Spinne Widerlich freut sich auf ihr Bettchen“ hat Diana Amft eine Geschichte geschrieben, die beim Vorlesen einfach Wärme verströmt. Unterstützt wird sie von den detailreichen Illustrationen von Martina Matos, welche die Geschichte perfekt begleiten. Seite für Seite gibt es etwas Neues zu entdecken – besonders das Suchspiel mit der Ameise ist ein echtes Highlight. Mein Kleiner hat es geliebt, nach jeder Seite die Ameise aufzuspüren, bevor es weiterging.

Die Figuren sind liebevoll und humorvoll gestaltet: von der herzlichen Spinnenfamilie bis zu den Freunden mit ihren Eigenheiten. Niesi mit seinem chaotischen „Spinnenfadensalat“ ist ein Highlight, genauso wie Tante Igitte, deren Name allein schon ein Schmunzeln wert ist. Schön ist auch, dass die Rituale im Text nochmals in Rot und in „Spinnenschrift“ hervorgehoben sind. Wir begleiten die kleine Spinne auf ihrem Weg von Freund zu Freund, erleben die unterschiedlichsten Rituale und staunen gemeinsam mit ihr. Am Ende macht sie das Erfahrene mit Mini-Spinni nach – und schläft, liebevoll ins Bett gebracht von Mama Spinne, zufrieden ein. Tolle Freunde, eine liebevolle Familie und ein wunderschönes Geschwister-Miteinander – dieses Buch ist einfach Herz pur!

Empfohlen wird es ab 4 Jahren, aber mein zweijähriger Sohn hat es vom ersten Lesen an geliebt. Es eignet sich nicht nur zum abendlichen Vorlesen, sondern auch tagsüber immer wieder zwischendurch. Ganz nebenbei vermittelt es kindgerecht kleine Alltagsdinge wie „bettfein machen“, ohne belehrend zu wirken. Selbst Spinnenphobiker müssen diese kleinen Tierchen ins Herz schließen. Es war unser erstes Buch der kleinen Spinne, aber ganz sicher nicht unser letztes!

Fazit:
Ein warmherziges, wunderschön illustriertes Kinderbuch, das uns sofort begeistert hat. Ob als Gute-Nacht-Geschichte oder einfach zwischendurch: „Die kleine Spinne Widerlich freut sich auf ihr Bettchen“ von Diana Amft mit wundervollen Illustrationen von Martina Matos ist ein Lieblingsbuch, das lange Freude macht.

5 Sterne von uns!

Bewertung vom 04.09.2025
Gerhardt, Sven;Dulleck, Nina

Der OktoBus auf großer Fahrt


sehr gut

Riesengaudi-Reime-Reise

Worum geht’s?
Otto, der Oktopus, kutschiert mit seinem OktoBus zum geheimnisvollen „Großen Etwas“. Immer mehr Tiere steigen ein – und wir rätseln mit, was wohl am Ende wartet.

Meine Meinung:
„Der OktoBus auf großer Fahrt“ hat bei uns für strahlende Augen und jede Menge Kichern gesorgt. Sven Gerhardt schreibt in so herrlich flüssigen, rhythmischen Reimen, dass das Vorlesen zum Vergnügen wird – die Verse rollen von der Zunge und klingen wie kleine Lieder. Besonders der Reim über Ottos acht Arme ist bei uns längst zum Klassiker geworden, den mein Kleiner ständig wiederholen möchte.

Die Illustrationen von Nina Dulleck sind ein Fest für die Sinne. Sie wirken gleichzeitig verspielt und voller Liebe zum Detail. Man spürt sofort, wie viel Herzblut in jedem Pinselstrich steckt. Wir haben uns minutenlang durch die Bilder gestöbert, weil einfach überall etwas zu entdecken ist: die winke-winke Krabbe, die albernen Pinguine, der Fuchs mit seiner Angel. Und auch wenn die Zebra-Mama mit Kinderwagen gar nicht mitfährt, mussten wir jedes Mal über ihre elegante Erscheinung schmunzeln. Dazu die Giraffe mit ihren Stiefeln – einfach köstlich!

Die Magie liegt in der Kombination aus Sprache und Bild: Die Reime sind leicht verständlich und machen Spaß, die Bilder ergänzen sie mit Witz und Wärme. Mein Zweijähriger ist eigentlich noch etwas jünger als die empfohlene Altersangabe (ab 4 Jahren), aber er sitzt gebannt daneben, lauscht, schaut und zeigt begeistert auf seine Lieblingsszenen. Für größere Kinder eröffnen die Illustrationen noch mehr zu Entdecken – man könnte die Seiten immer wieder aufschlagen und es wird nie langweilig.

Ein kleiner Punkt Abzug bleibt: Das große Finale konnte für mich persönlich nicht ganz mit der vorher aufgebauten Spannung mithalten. Das Ziel wirkte fast zu unscheinbar nach all den Spekulationen. Aber mein Kind stört das kein bisschen – für ihn ist der Weg das Highlight.

Fazit:
Ein kunterbuntes Vorleseabenteuer, das Humor, Fantasie und detailreiche Illustrationen vereint. Ob kleine oder große Kinderaugen: Der OktoBus bringt sie zum Leuchten.

4 Sterne von uns!

Bewertung vom 03.09.2025
Hennig, Markus

Die Sekundenochs


sehr gut

Trödeln für Anfänger

Worum geht’s?
Tief unter der Erde leben sie, die Sekundenochs – ein lustiges Volk, das nichts lieber tut, als Zeit zu vertrödeln. Während Smilla von allen ständig angetrieben wird und kaum mal verschnaufen darf, trifft sie auf den Sekundenoch Tjörge. Und plötzlich entdeckt sie eine Welt, in der Zeit keine Rolle spielt – und Freundschaft das Wichtigste ist.

Meine Meinung:
„Die Sekundenochs“ von Markus Henning, mit den herrlich bunten Bildern von Nikolai Renger, ist ein echtes Kinderbuch-Schmankerl. Offiziell ist es zwar erst ab 3 Jahren empfohlen, aber schon mein Zweijähriger ist Feuer und Flamme und möchte die Geschichte immer wieder hören. Der Text ist kindgerecht, dabei aber so augenzwinkernd geschrieben, dass auch wir Erwachsenen unseren Spaß haben.

Die Sekundenochs sind einfach genial – besonders Tjörge, der irgendwo zwischen 85 und 105 Jahre alt ist (so genau nimmt man das eben nicht), sorgt für viele Lacher. Smilla dagegen ist das typische Schulkind mit Hausaufgaben, Pflichten und wenig Zeit zum Kindsein. Umso schöner zu sehen, wie sie und Tjörge Freunde werden und gemeinsam lauter kleine Abenteuer erleben.

Die Geschichte steckt voller Witz, Charme und Fantasie. Alltagssituationen werden herrlich übertrieben auf die Schippe genommen, sodass nicht nur Kinder kichern, sondern auch Eltern sich ertappt fühlen. Dazu kommen die detailverliebten Illustrationen, auf denen es unglaublich viel zu entdecken gibt – ein Spaß beim ersten und beim hundertsten Durchblättern. Ja, ab und zu wirken die Szenenübergänge etwas sprunghaft, als wäre man plötzlich am nächsten Tag ohne Erklärung. Aber das schmälert den Gesamteindruck kaum. Unterm Strich ist dieses Buch eine richtig goldige Geschichte, die uns zum Lachen bringt, zum Nachdenken anregt und bei der wir uns einen der Sekundenochs zum Freund wünscht – solange unser Kind nicht alle Trödeltricks übernimmt.

Fazit:
„Die Sekundenochs“ von Markus Henning, illustriert von Nikolai Reger ist ein fantasievolles, lustiges Kinderbuch mit ganz viel Herz und tollen Bildern. Perfekt für kleine und große Leser, die sich gerne Zeit nehmen und dabei lachen möchten.

Von uns gibt’s 4 Sterne!

Bewertung vom 01.09.2025
Tsokos, Michael

Mit kalter Hand / Die Sabine Yao-Reihe Bd.3


ausgezeichnet

Theorie und Spannung

Worum geht’s?

Sabine Yao steht vor einer neuen Herausforderung: Der „Pferderipper“, ein grausamer Mörder, treibt sein Unwesen und tötet auf bestialische Weise die schönsten Tiere. Doch das ist nicht der einzige Fall, der sie fesselt. Im Spandauer Forst tauchen immer wieder Leichenteile auf, die die Ermittler auf eine düstere Spur führen. Was verbirgt sich hinter diesen grausamen Taten?
Meine Meinung:

„Mit kalter Hand“ katapultiert uns Michael Tsokos in den dritten Fall rund um die brillante Rechtsmedizinerin Sabine Yao – und dieser Band geht unter die Haut! Wie in den Vorgängern gelingt es Tsokos meisterhaft, wissenschaftliches Fachwissen und packende Thriller-Elemente zu einem fesselnden Ganzen zu verweben. Die Ermittlung wird nie langweilig, sondern bleibt von der ersten bis zur letzten Seite spannend.

Sabine Yao ist ein Charakter, der in seiner Fachlichkeit und Direktheit beeindruckt. Ihr klarer Blick auf die Dinge und ihre unerschütterliche Professionalität machen sie zu einer Figur, die man einfach mögen muss. Doch auch der sympathische Profiler Hasanovic sorgt für interessante Dynamik, da er durch seine kühle, aber durchdachte Art ebenfalls Respekt einflößt. Und ich mag seinen Humor. Zudem erfahren wir in diesem Band mehr von Yaos Kollegen, insbesondere von Monti, was die Charaktere und die Ermittlung noch greifbarer macht.

Im Vergleich zu den ersten beiden Bänden ist „Mit kalter Hand“ ein Stück theoretischer, was dem Buch jedoch keineswegs die Spannung nimmt. Ganz im Gegenteil! Die komplexen Themen wie Online-Sucht, Pferderipper, Leichenzerstückelung und Veterinärpathologie werden so fesselnd und lebendig ins Geschehen eingebaut, dass man kaum merkt, wie viel Wissen einem vermittelt wird. Man ist von der ersten Seite an gefangen und lässt sich in einen Strudel aus Fakten und Fiktion ziehen.

Über den online-süchtigen Mörder, aus dessen Sicht wir einige Kapitel gelesen haben, hätte ich allerdings gerne mehr erfahren. Er bleibt eher eine Schattenfigur im Hintergrund. Gerade in einem Thriller erwarte ich, dass der Täter intensiver beleuchtet wird, um die Spannung noch weiter zu steigern. Aber dennoch, der Spannungsbogen bleibt durchgehend hoch und das Buch liest sich wie im Flug. Die detailreichen Einblicke in die Rechtsmedizin, das Stürmen von Wohnungen und die Ermittlungen im Spandauer Forst sind Szenen, die den Puls beschleunigen. Von mir eine klare Leseempfehlung!

Fazit:
„Mit kalter Hand“ ist mehr als nur ein weiterer Thriller – es ist ein fesselndes Erlebnis, das einen in die dunklen Ecken der menschlichen Psyche entführt. Michael Tsokos gelingt es, erschreckend reale Fälle mit einer spannenden, fiktiven Ermittlung zu kombinieren. Die Mischung aus packender Thriller-Atmosphäre und tiefgründigen, erschütternden Einblicken in die Rechtsmedizin macht dieses Buch zu einem absoluten Muss für Thriller-Fans. Die Charaktere sind lebendig, die Fälle verstörend und die Seiten fliegen nur so dahin.

Ganz klar 5 Sterne!