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Azyria Sun

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Insgesamt 718 Bewertungen
Bewertung vom 04.12.2025
Gruber, Andreas

Herzgrab / Herz-Reihe Bd.1


ausgezeichnet

Ein Pageturner damals wie heute

Worum geht’s?
Privatdetektivin Elena Gerink bekommt den Auftrag, den verschwundenen, weltbekannten Maler Salvatore Del Vecchio zu finden. Gleichzeitig landet bei Peter Gerink, Elenas getrennt lebendem Mann und BKA-Spezialist, der Vermisstenfall der jungen Teresa Del Vecchio auf dem Tisch. Zwei Fälle, ein Name, zwei Ermittler, die sich privat am liebsten aus dem Weg gehen würden. Doch die Spuren führen sie beide nach Italien, wo sich ihre Ermittlungen unweigerlich kreuzen.

Meine Meinung:
Ich sags mal direkt: Ich habe wirklich keine Ahnung, wie es passieren konnte, dass ich jahrelang an Gruber vorbeigelesen habe. „Herzgrab“ war mein Einstieg, und dieses wiederaufgelegte Biest von einem Thriller hat mich sofort überrollt. Der Stil: eindrucksvoll, atmosphärisch, messerscharf. Diese Art von Schreibe, die dich ohne Rücksicht auf Schlaf, Essen oder soziale Verpflichtungen in den Seiten festhält. Und obwohl die Erstauflage fast 15 Jahre alt ist, wirkt hier nichts aufgewärmt – eher wie ein frisch geschärftes Skalpell.

Die Figurenkonstellation ist pures Dynamit. Elena, Privatdetektivin, offiziell zwar mit Peter verheiratet, praktisch aber getrennt. Peter, BKA-Ermittler, unterwegs mit seinem Partner Scatozza, dem Typen, mit dem Elena ihren One-Night-Stand hatte. Und als würde das nicht schon genug Sprengstoff liefern, kommt auch noch Lisa ins Spiel: Staatsanwältin, Peters und Scatozzas Vorgesetzte und gleichzeitig Elenas große Schwester. Ein Geflecht, so herrlich gespannt wie ein Drahtseil kurz vorm Reißen. Zwischen all den Ermittlungen vibriert es ständig unter der Oberfläche.

Und nun zu den Fällen. Wir haben alles, wirklich alles: Entführung, Kunstwahnsinn, Familiengeheimnisse, Obsessionen, verzerrte Loyalitäten. Die Schauplätze in Siena und Florenz wirken wie düstere, prachtvolle Kulissen eines Films, in dem man ständig das Gefühl hat, hinter der nächsten Ecke könnte wieder ein Del Vecchio lauern. Dieser Familienclan ist abgeschottet, elitär, ohne Mafialabel, aber mit vibrierender Intensität, die an die großen Familiendramen erinnert. Außerdem haben wir gefährliche Personen aus der Stasi-Zeit. Die Ermittlungen führen tief hinein in versteckte Orte, Ateliers, eine Familiengruft, alte Mauern, aber auch in die herrliche Landschaft Italiens.

Ich will nicht spoilern, also reiße ich mich zusammen. Nur so viel: es hat mich einfach gepackt. Von der ersten Seite an. Ich mochte die Protagonisten, die amüsanten Zwischensezenen, aber genauso die blutigen Teile. Es war spannend, es war fesselnd, es war mitreißend und es hat mir so viel Lust auf mehr von dem Autor gemacht. Das Buch hatte mich beim Lesen total hineingezogen in seine Welt. Der Showdown hat die Spannungskurve dann endgültig explodieren lassen. Ein Buch, das mich von der ersten Seite an gepackt hat und mich erst wieder losgelassen hat, als es vorbei war. Und jetzt brauche ich den nächsten Teil um Elena und Peter – sofort.

Ein Pageturner? Komplett. Zeitlos? Ebenfalls. Also ja: Lest es.

Fazit:
„Herzgrab“ von Andreas Gruber liefert Spannung, Tempo und eine Ermittlerdynamik, die sowohl knallt als auch emotional trägt. Ein Thriller, der auch Jahre nach seiner Erstveröffentlichung packt wie am ersten Tag.

Für mich eindeutig: 5 Sterne.

Bewertung vom 03.12.2025
Siefert, Silke

Mister O'Lui feiert Weihnachten


ausgezeichnet

Weihnachtszauber pur

Worum geht‘s?
Als Biberbär Mister O’Lui beginnt, sein Zuhause in ein kleines Weihnachtswunderland zu verwandeln, steht Rupert erst mal wie ein verwirrtes Schneeflöckchen im Raum. Kein Wunder, es ist schließlich sein allererstes Weihnachten. Also nimmt Mister O’Lui ihn liebevoll an die Pfote und zeigt ihm, welche kleinen Wunder und warmen Traditionen ihn erwarten.

Meine Meinung:
„Mister O’Lui feiert Weihnachten“ war unser erstes Treffen mit diesem charmanten Biberbären und seinen Freunden, und wir waren sofort so verzaubert, als hätte uns jemand warmen Kakao direkt ins Herz geschüttet. Das Buch ist offiziell ab 4 Jahren, aber mein Zweijähriger hat den sanft erzählten Text von Silke Siefert begeistert in sich aufgenommen. Und beim Lesen merkt man sofort, wie gern sich Rupert und Mister O’Lui haben. Da steckt so viel Herz in den Worten und so viel Liebe zwischen den Zeilen!

Die Illustrationen sind genauso wundervoll. Keine grellen Farben, kein Wimmelchaos, sondern ruhige, warme Töne, die aussehen, als hätte jemand einen stillen Wintermorgen eingefangen. Sie strahlen Wohlgefühl und Geborgenheit aus, wirken schlicht und clean und sind gleichzeitig voller liebevoller Details. Für jemanden wie mich, der das Original von Winnie Puh liebt, ist dieser Stil ein kleines Geschenk. Süß fand ich auch die Idee mit den Gedankenblasen, in denen die Wünsche der Tiere auftauchen und die Kinder sofort wissen, was gemeint ist. Mein Kleiner z.B. kannte bis dato den Begriff Fäustlinge nur als Handschuhe.

Die eigentliche Geschichte ist absolut bezaubernd. Ein bisschen englisch/amerikanische Weihnachtstradition weht durch die Seiten, was aber gar nicht stört. Auch wenn wir zu Hause keine Strümpfe an den Kamin hängen, fühlt sich alles stimmig an. Besonders schön: Es wird offen gelassen, wer die Geschenke bringt. Christkind? Weihnachtsmann? Oder jemand anderes? Eltern können das Lesen damit nahtlos in ihre eigene Tradition einbetten.

Rupert erlebt sein erstes Weihnachten mit staunenden Augen, saugt alles in sich auf. Ein Gefühl von Vorfreude, Zusammenhalt, friedlichem Miteinander und Besinnlichkeit schwingt in jeder Zeile mit. Ein echtes Wohlfühlkinderbuch, das Text und Illustration so harmonisch vereint, dass man automatisch langsamer blättert, um länger in dieser warmen Atmosphäre bleiben zu können. Wir haben es inzwischen etliche Male gelesen und es werden noch viele weitere Male werden. Am Wochenende probieren wir dann die Zuckerstangenplätzchen aus dem Buch aus. Danach kann Weihnachten wirklich kommen.

Fazit:
Ein rundum warmes, herzensweiches Weihnachtsbuch, das mit liebevollen Worten, stillen Bildern und zwei besten Freunden selbst graue Wintertage zum Leuchten bringt. „Mister O’Lui feiert Weihnachten“ von Silke Siefert verbindet Tradition, Geborgenheit und kindliche Neugier so harmonisch, dass man am liebsten gleich selbst Plätzchen backen und das Haus dekorieren möchte.

Von uns gibt es 5 zimtige Sterne!

Bewertung vom 20.11.2025
Beckett, Simon

Knochenkälte / David Hunter Bd.7


ausgezeichnet

Eingeschneit mit einem Mörder

Worum geht`s?
Auf dem Weg zu einem neuen Fall verliert Dr. David Hunter die Route und strandet in Edendale, einem einsamen Bergdorf, das vom Schneesturm verschluckt wird. Die einzige Zufahrtstraße bricht weg, die Leitungen sind tot, kein Kontakt nach draußen. Dann legt ein entwurzelter Baum ein menschliches Skelett frei. Und plötzlich sitzt Hunter fest an einem Ort, in dem jede Bewegung beobachtet wird und Fremde nicht willkommen sind. Als weitere Tote auftauchen, wird das beklemmende Gefühl zur Gewissheit: Der Mörder ist nicht irgendwo im weißen Nichts. Er ist hier. Unter ihnen.

Meine Meinung:
Sooo lange habe ich auf den 7. Fall um David Hunter warten müssen – und endlich hat Simon Beckett mich erlöst! Ich habe „Knochenkälte“ regelrecht verschlungen. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass sich etwas verändert hat. Vielleicht liegt es an der langen Pause, vielleicht daran, dass der Prolog diesmal nicht diese brutale Wucht hatte, mit der Beckett uns sonst direkt in eine Todesart hineinzieht. Aber das ändert nichts daran, wie stark der Schreibstil zieht, wie sehr das Buch fesselt und wie schnell man in diesen Pageturner wegsuchtet.

Trotz der vielen Jahre war ich sofort wieder drin. David, seine Fälle und Erlebnisse – alles war präsent. Und Edendale, dieses kleine Sodom und Gomorrha im Schnee, hat mich sofort eingefangen. Ein Ort, der sich anfühlt, als würde er jeden Fremden mustern und abklopfen, bevor er entscheidet, ob er ihn duldet. Die Bewohner? Ein eigenes Kapitel. Ich mochte Nisha, aber bei anderen war ich genauso misstrauisch und wachsam wie Hunter. Dieses Bergkaff wirkt wie ein Ort, an dem man besser niemanden den Rücken zukehrt.

Der Fall selbst war wieder genial. Knochen – gehören sie wirklich zu Jed? Hillside House, das abgelegen auf dem Berg steht. Ein alter Armeeübungsplatz, der zerfällt. Alte Beziehungen, die neue Fehden heraufbeschwören. Schaurig-schöne Schauplätze, die wie gemacht sind für einen Thriller, der vor Knochen und Leichen nur so überquillt. Dazu der Schneesturm, diese hilflose Situation des Abgeschiedenseins – ich habe beim Lesen richtig gefröstelt. Die Spannungskurve war ein Spannungsbergkamm, der gar nicht enden wollte. Und vor allem am Ende ging es Schlag auf Schlag. Ich habe mitgefiebert, mitgefroren, mitgejagt und mitgerätselt und ja, auch der siebte Fall konnte mich mehr als begeistern, auch wenn ich immer noch das Gefühl habe, dass der Schreibstil des Autors irgendwie anders ist. Und ganz am Ende? Ja, da hatten alle mehr gemein, als man anfangs dachte. Das Buch ist gut, genial, fesselnd und absolut lesenswert!

Fazit:
„Knochenkälte“ von Simon Beckett zeigt eindrucksvoll, dass der siebte Fall von Dr. David Hunter wieder ein eiskalter Volltreffer ist. Eingeschneites Setting, misstrauische Bewohner, ein Mörder, der direkt zwischen ihnen sitzt – all das baut eine Spannung auf, die selbst beim Lesen die Temperatur fallen lässt. Auch wenn sich Becketts Ton für mich leicht verändert anfühlt, bleibt das Ergebnis ein kraftvoller, fesselnder Thriller, der bis zum Finale immer weiter anzieht und keine Verschnaufpause lässt.

Für mich ein atmosphärisch dichter Thriller und ganz klar 5 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.11.2025
Fitzek, Sebastian

Der Nachbar


sehr gut

Er will doch nur helfen

Worum geht’s?
Sarah Wolff hat als Kind ihren Bruder verloren und trägt seitdem die Last, Schuld am Tod des Babys zu sein. Aber es änderte sich zum Guten. Sie war erfolgreiche Strafverteidigerin und Mutter einer kleinen Tochter. Alles schien perfekt – bis vor 11 Jahren ein neuer Schicksalsschlag ihr Leben aus den Fugen hebt. Elf Jahre später scheint alles in geregelten Bahnen zu laufen. Bis der Nachbar auftaucht. Und mit ihm beginnt etwas, das Sarahs Leben langsam, aber unaufhaltsam aus den Fugen geraten lässt.

Meine Meinung:
Ich bin ehrlich: Fitzek und ich – das ist eine toxische Leserbeziehung. Mal will ich das Buch an die Wand werfen, mal lese ich bis drei Uhr morgens weiter, weil ich den Puls einfach nicht mehr runterbekomme. „Der Nachbar“ gehört eindeutig zur zweiten Kategorie. Dieses Buch ist ein Sog. Ein dunkles Echo. Ein Albtraum, der sich in harmlosen Alltäglichkeiten versteckt. Fitzek bleibt Fitzek: sein Stil – scharf, direkt, unverkennbar. Sein Aufbau – vertraut und doch jedes Mal anders. Manchmal war ich an „Das Paket“ erinnert, vor allem in Bezug auf Sarah, die an ihrem eigenen Verstand zweifelt.

Die Figuren? Misstrauen deluxe. Ich mochte niemanden – und das meine ich als Kompliment. Bei Fitzek ist Sympathie nämlich nur der Köder. Kaum lässt man sich darauf ein, schnappt die Falle zu. Aus sympathischen Menschen plötzlich abgrundtief verstörte Psychopathen. Von daher: Trau, schau, wem. Aber alle Personen waren wirklich gut gewählt und perfekt in Szene gesetzt. Die Dynamiken waren genial und über manche, z.B. über Ralph oder Ruby, hätte ich gerne mehr erfahren.

Der Fall war grandios verwirrend. Sarah kam von einer Zwickmühle in die nächste, von einem Albtraum in den nächsten. Was im Klappentext groß genannt wurde – ihre Monophobie – blieb im Buch leider eher blass, was schade war, aber für den Plot nicht entscheidend. Denn der war wirklich stark. Fitzek kann es einfach: kranke, intensive Szenen schaffen, die einem die Gänsehaut über den Rücken jagen. Es fing harmlos an und steigerte sich schnell zu einem Wettlauf zwischen Angst, Panik und Todesangst. Dazwischen beängstigend reale Alpträume. Ab der Hälfte konnte ich kaum noch atmen – es ging Schlag auf Schlag. Meine Verdächtigungen wechselten gefühlt mit jeder Seite. Ja, manches war mir etwas too much, etwa bei Eddy, aber die Spannung blieb ungebrochen. Die Angst saß mir im Nacken, und am Ende war das Buch ein wahrer Pageturner des Grauens. Und dieser Epilog? Ein letzter, eiskalter Stich – mit einem Kribbeln, das noch lange bleibt.

Fazit:
„Der Nachbar“ von Sebastian Fitzek ist ein Psychothriller, wie er im Buche steht: düster, nervenaufreibend und absolut fesselnd – mit einem Plot, der sich wie ein Albtraum entfaltet und einen bis zur letzten Seite atemlos macht. Ein kleiner Punktabzug, weil es an einigen Stellen etwas zu viel war, aber die Spannung bleibt bis zum Schluss auf höchstem Niveau.

4 spannende Sterne von mir und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 15.11.2025
Winkelmann, Andreas

Entführung im Himmelreich / Mord auf Achse Bd.2


ausgezeichnet

Im Himmelreich gibt’s keine Brötchen

Worum geht’s?
Eigentlich sollte nach dem letzten Mordfall endlich wieder Ruhe ins Himmelreich einkehren – gemütlich Kaffee trinken, Brötchen essen, Leben genießen. Denkste. Statt Frieden gibt’s Chaos: Erst verschwindet der Bäcker (und mit ihm das Frühstück), dann wird auf dem Hausboot einer Camperin eingebrochen. Und als schließlich auch noch eine Leiche im Froster liegt, ist klar – das Himmelreich bleibt sich treu: herrlich mörderisch.

Meine Meinung:
Nach dem ersten Teil der Serie habe ich schon sehnsüchtig auf die Fortsetzung gewartet – und Andreas Winkelmann konnte mich auch mit „Entführung im Himmelreich“ wieder restlos begeistern. Der Kriminalroman ist, wie schon der Auftakt, eine wunderbar schräge Mischung aus Spannung und Humor. Schon Zeilen wie „Der Metzger hat Beef mit dem Bäcker“ sind so simpel wie genial und bringen mich jedes Mal zum Schmunzeln.

Allen voran erleben wir wieder Kupernikus und Annabell – die zwei sind einfach ein unschlagbares Team. Auch Kommissar Fass ist wieder mit von der Partie. Sein Name ist Programm, sein Herz am rechten Fleck und seine Beziehung zur Gerichtsmedizinerin so kurios wie liebenswert – Gegensätze ziehen sich eben an. Dass Fass immer noch bei seiner Mutter wohnt, die ihn mit „luststeigernden Rezepten“ umsorgt, setzt dem Ganzen dann wirklich die Krone auf!

Im Fall selbst geht es ganz wie im ersten Teil heiter weiter. Wir tauchen mitten in die Campingplatz-Atmosphäre ein, und besonders die Halloween-Party hat mir wahnsinnig gut gefallen. Die Kostüme haben den Ermittlungen nochmals eine Extraportion Würze verliehen. Die Ermittlungen waren erneut eine gelungene Mischung aus Spannung, Witz und Chaos – mit vielen Momenten, die mich zum Lachen und zum Mitfiebern gebracht haben. Und jedes Mal, wenn Kupernikus über seine Kaffeebohnen philosophiert, bin ich kurz davor, mir auch so eine French Press zuzulegen!

Hier stimmt wirklich alles: fesselnde Spannung zwischen Camping und Kaffee, garniert mit einer guten Prise Humor und charmant-schrägen Figuren. Ich liebe diese Serie einfach. Die urigen Charaktere, die besondere Atmosphäre, den trockenen Witz – das Ganze ist herrlich unterhaltsam, kurzweilig und einfach himmlisch gut! Von mir eine ganz klare Leseempfehlung!

Fazit:
Andreas Winkelmann beweist auch hier, dass Spannung und Humor wunderbar zusammenpassen. „Entführung im Himmelreich“ ist ein Krimi voller Charme, schräger Charaktere und herzerfrischender Situationskomik – kurzweilig, unterhaltsam und richtig gut geschrieben.

Ganz klare 5 Sterne von mir!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.11.2025
Born, Leo

Blinde Rache / Mara Billinsky Bd.1


ausgezeichnet

Die Krähe ist zurück

Worum geht’s?
Mara Billinsky ist anders – schwarz gekleidet, tätowiert, unbequem. Nach ihrer Zeit in Düsseldorf kehrt sie nach Frankfurt zurück, um in der Mordkommission endlich zu zeigen, was in ihr steckt. Doch ihr Chef macht ihr das Leben schwer, und selbst ihre Kollegen zweifeln an ihr. Als eine brutale Mordserie die Stadt erschüttert, bekommt Mara ihre Chance – und beweist, dass sie nicht einfach „die Krähe“ ist, über die alle reden.

Meine Meinung:
Von Leo Born und seiner Thrillerreihe um Mara Billinsky hatte ich schon viel gehört, aber mit „Blinde Rache“ bin ich nun mittendrin gelandet – und völlig gefesselt. Das Buch ist von Anfang an rasant, düster und intensiv geschrieben. Born verwebt Spannung, Emotion und Atmosphäre so geschickt, dass man kaum merkt, wie schnell die Seiten verfliegen.

Mara ist keine einfache Figur. Sie ist hart, misstrauisch, manchmal fast unnahbar – und trotzdem spürt man die Wut und Verletzlichkeit, die sie antreiben. Ihre Vergangenheit ist voller Brüche: die Mutter ermordet, als sie zehn war, der Vater – Anwalt, Frauenheld und Lebemann – kaum präsent. All das prägt sie – und macht sie zu einer Ermittlerin, die niemals aufgibt, egal, wie viele Mauern man ihr in den Weg stellt. Und dann ist da Jan Rosen. Ihr Kollege wirkt zunächst wie ihr kompletter Gegenpol: ordentlich, korrekt, fast schon streberhaft. Doch Born deutet zwischen den Zeilen an, dass in ihm mehr steckt – etwas, das erst noch ans Licht kommen wird. Diese Entwicklung zu beobachten, fand ich besonders spannend. Während Mara kämpft, sich durchzubeißen, scheint Jan seinen Platz noch zu suchen. Ich bin sehr gespannt, wie sich seine Figur in den kommenden Bänden entfalten wird.

Der Fall hat es in sich: Wie der Titel schon sagt, geht es um Rache – grausame, kalte, zielgerichtete Rache. Die Opfer werden brutal gefoltert, regelrecht hingerichtet. Leo Born zieht seine Leser tief hinein in ein Milieu aus Menschen- und Drogenhandel, Prostitution, Mafia-Verstrickungen und Jugendkriminalität. Selbst die Nebenhandlungen – etwa die Serie von Einbrüchen durch jugendliche Täter – fügen sich nahtlos ins Gesamtbild ein. Auch der Junge Rafael Makiadi, den wir kennenlernen dürfen, ist eine spannende Figur. Ich bin mir fast sicher, dass wir ihn und Hanno wiedersehen werden – und freue mich jetzt schon auf das weitere Kennenlernen. Überhaupt ist das ganze Buch brutal, düster und durchweg spannend – ein Thriller, der kaum Luft zum Atmen lässt.

Das Ende kam zwar nicht völlig überraschend, hat mich aber trotzdem mitgerissen. Eine stimmige, solide Auflösung, die Lust auf mehr macht – und das Gefühl hinterlässt, dass wir von Mara Billinsky noch einiges zu erwarten haben.

Fazit:
Ein starker, kompromissloser Auftakt mit einer Ermittlerin, die sich in keine Schublade pressen lässt. „Blinde Rache“ ist düster, rasant und durchweg fesselnd – ein Thriller, der von der ersten bis zur letzten Seite unter Strom steht.

5 Sterne von mir und ich freue mich auf mehr!

Bewertung vom 15.11.2025
Jacobs, Anne

Wie das Schicksal spielt / Der Dorfladen Bd.3


ausgezeichnet

Ein Dorf voller Geschichten

Worum geht’s?
Auch 1927 wird es in Dingelbach nicht ruhiger. Frieda schaut ab und zu vorbei, blüht aber am Theater richtig auf. Ida steckt mitten in den Abiturvorbereitungen, verliebt sich in Florian und setzt damit alles aufs Spiel. Und Herta? Die brave Herta erwartet ein uneheliches Kind – und sorgt damit für reichlich Gesprächsstoff an der Ladentheke.

Meine Meinung:
Mit „Der Dorfladen – Wie das Schicksal spielt“ entführt uns Anne Jacobs bereits zum dritten Mal in das kleine Dingelbach, wo man nicht nur seine Nachbarn, sondern auch deren Sorgen und Geheimnisse kennt. Schon nach wenigen Seiten war ich wieder mittendrin im Trubel des Dorflebens, habe alte Bekannte getroffen, Neuigkeiten erfahren und mich gefühlt, als stünde ich selbst beim tägilchen Kaffeeklatsch am Tresen des Dorfladens.

Der Schreibstil bringt die Atmosphäre wieder wunderbar zum Leben – es ist, als würde man das Lachen der Mädchen hören und das Tuscheln hinter den Gardinen sehen. Besonders schön ist es, die Entwicklung der Haller-Schwestern mitzuerleben. Ida, Frieda, Herta – jede geht ihren eigenen Weg, und doch bleiben sie fest miteinander verwoben. Auch Lehrer Hohnermann war wieder dabei – ein liebgewonnenes Original, dem man nur das Beste wünscht, so empathisch und hoffnungslos verliebt ist er. Dann diese Tratschweiber, die ständigen Querelen unter den Bauern, kleine Intrigen und große Gefühle – es war herrlich lebendig. Und Ilse, ach Ilse – was sie sich mit ihrem Bruder rumschlagen muss!

Diesmal steht wirklich das dörfliche Miteinander im Mittelpunkt. Mir persönlich haben die historischen Fakten etwas gefehlt, die in den ersten beiden Teilen so geschickt eingewoben waren. Die politischen Spannungen, die Studentenkrawalle – sie werden nur am Rande erwähnt. Dafür widmet sich Anne Jacobs umso intensiver den Menschen, ihren Hoffnungen, Ängsten und Träumen. Und das liest sich einfach wunderbar – warmherzig, lebensnah, mitreißend. Wer die Figuren aus den ersten beiden Teilen schon ins Herz geschlossen hat, kommt hier voll auf seine Kosten. Und das Ende? Eigentlich schließt es die Trilogie ab – aber so vieles bleibt offen, dass man fast hofft, Dingelbach hätte noch ein paar Geschichten zu erzählen. Vielleicht dürfen wir ja noch einmal dorthin zurückkehren. Wenn nicht, bleibt wenigstens genug Raum für die eigene Fantasie: Ob Ida Anwältin wird, Frieda Regie führt, Herta glücklich wird – wer weiß das schon?

Fazit:
Mit „Der Dorfladen – Wie das Schicksal spielt“ gelingt Anne Jacobs ein Abschluss, der all das vereint, was ihre Reihe so besonders macht: Herz, Menschlichkeit und echtes Dorfgefühl. Es ist weniger ein historischer Rückblick als vielmehr ein lebendiges Stück Leben – mit all seinen Ecken, Sorgen, Träumen und leisen Momenten. Ein Roman, der nachklingt wie das Läuten der Kirchenglocken über Dingelbach.

5 Sterne von mir und ich wünschte, die Triolgie wäre noch nicht vorbei!

Bewertung vom 14.11.2025
Imlau, Nora

Was wütest du so sehr, kleiner Pandabär?


ausgezeichnet

Kleiner Panda, große Gefühle

Worum geht’s?
Tilly Pandabär ist ein kleiner Gefühlstornado. Alles in ihr wuselt, wuselt, wuselt und manchmal ist einfach Schluss mit süß und kuschelig. Dann macht es „PENG!“ und die Wut will raus, laut, schnell und mit vollem Körpereinsatz. Gut, dass Mama an ihrer Seite ist, die ihr zeigt, wie man das große Grollen in etwas Kleineres, Sanfteres verwandeln kann und herausfindet, was man wirklich braucht.

Meine Meinung:
Die Kinderbücher von Nora Imlau sind einfach ein Geschenk für alle, die kleine Menschen auf ihrem Weg begleiten. Sie bringt jedes Thema punktgenau auf den Punkt, ganz ohne Luftballonpädagogik, sondern mit echten Aha-Momenten, die einem beim Vorlesen warm ums Herz machen. „Was wütest du so sehr, kleiner Pandabär?“ bestätigt das wieder total. Dazu kommen die zauberhaften Illustrationen von Lisa Rammensee, in denen Tilly so lebendig, leuchtend und gefühlsstark gezeigt wird. Dazu viele liebevolle Details – die Bücher sind einfach wundervoll.

Die gereimten Texte sind Gold wert für Kinder ab 24 Monaten. Rhythmisch, rund, kindgerecht und gleichzeitig voller kleiner Zwinkermomente für uns Große. Mein Kleiner spricht schon nach ein paar Mal Vorlesen begeistert mit. Und ja, die Reime machen das Ganze einfach fluffiger.

Hier geht es um die Wut. Und Tilly hat wirklich reichlich davon im Gepäck. Nora Imlau zeigt die innere Gefühlswelt so einfühlsam, dass man selbst als Eltern plötzlich denkt: „Okay, ich verstehe dich jetzt wirklich besser.“ Wir hatten hier kürzlich auch wieder so eine herrlich explosive Wutphase (die nächste kommt bestimmt schon um die Ecke gewinkt). Da tun Bücher wie dieses einfach gut. Sie holen einen ab, geben einem das Gefühl, nicht allein zu sein, und zeigen gleichzeitig Wege, wie man begleiten und auffangen kann.

Was ich an der Reihe liebe: Die Bücher knüpfen aneinander an. Kinder treffen bekannte Figuren wieder – z.B. Juli Krokodil und Quirin. Wobei ich Quirin diesmal fast übersehen hätte, aber mein Kleiner hat ihn gleich auf dem Handydisplay von Tilly erkannt. Und dieses Mal sehen wir eine Szene aus dem Juli-Buch aus Tillys Perspektive. Das erweitert das Verständnis der Kleinen enorm, denn sie spüren: Jede Geschichte hat zwei Seiten. Am Ende gibt es dazu noch ein Nachwort für uns Eltern, kurz, klar und immer wieder ein Augenöffner. Die Bücher über Gefühle sind aus unserem Regal nicht mehr wegzudenken. Mein Kleiner kennt sie auswendig, wirklich jedes einzelne. Und sie werden täglich mehrmals gelesen. Ein Muss für Eltern mit Kids zwischen 2 und 4 Jahren.

Fazit:
„Was wütest du so sehr, kleiner Pandabär?“ von Nora Imlau, liebevoll illustriert von Lisa Rammensee, ist ein warmherziges, kluges und absolut alltagstaugliches Bilderbuch über große Gefühle in kleinen Körpern. Es holt Kinder genau da ab, wo ihre Wut wohnt, und gibt uns Eltern ehrliche, hilfreiche Impulse an die Hand. Ein wunderbarer Begleiter für Familien mit Kindern zwischen zwei und vier Jahren.

Ganz klar 5 Sterne von uns!

Bewertung vom 08.11.2025
Schreiber, Jasmin

Da, wo ich dich sehen kann


ausgezeichnet

Ein Buch, das unter die Haut geht

Worum geht’s?
Majas Vater, ihr Held und Lebensmittelpunkt, tötet ihre Mutter. Von einem Moment auf den anderen wird alles anders. Maja zieht zu ihren Großeltern, den Eltern ihrer Mutter Emma. Nur bei Liv, Emmas bester Freundin, findet sie ein Stück Halt zwischen all den Veränderungen, die ihr Leben plötzlich bestimmen.

Meine Meinung:
Von Jasmin Schreiber habe ich schon so viel gehört – und mit „Da, wo ich dich sehen kann“ endlich mein erstes Buch von ihr gelesen. Und was soll ich sagen: Es war intensiv, es war krass, es ging direkt unter die Haut und mitten ins Herz.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt – Maja, Liv, Brigitte und manchmal auch Emma kommen zu Wort. Richtig nahegekommen bin ich beim Lesen keinem der Charaktere, aber vielleicht ist das bei diesem Thema auch besser so. Zu sehr geht alles an die Substanz.

Die Autorin zeigt außergewöhnlich eindrucksvoll, wie unterschiedlich die Figuren mit ihrer Trauer umgehen – mit Ihrer Trauer um die Mutter, die Tochter, die beste Freundin. Besonders, was all das mit der kleinen Maja macht, ist herzzerreißend. Dazwischen finden sich Auszüge aus Zeitungsartikeln, Gerichtsprotokollen und Polizeiberichten. All das lässt diese Geschichte, die laut Frau Schreiber fiktiv ist, erschreckend real wirken – und dadurch noch grausamer. Denn Femizid ist kein fernes Thema, sondern eines, das leider überall passieren kann. Vielleicht sogar in deinem Nachbarhaus!

Sehr intensiv fand ich auch die auf schwarzen Seiten gedruckten Was-wäre-wenn-Kapitel, in denen sich die Figuren fragen, was sie hätten anders machen können. Ein großes Thema ist auch die Verarbeitung durch Therapie – wie hilfreich sie sein kann, aber auch, wie sehr sie noch immer mit Tabus behaftet ist. Und die Autorin zeigt, dass manchmal schon ein ehrliches, offenes Gespräch mehr bewirken kann als alles andere. Zwischen den Kapiteln musste ich immer wieder pausieren, durchatmen, alles in mir nachhallen lassen. Dieses Buch ging mir wirklich an die Substanz. Es war so nah, so lebendig, so brutal ehrlich – voller Schmerz, Trauer und Verzweiflung. Ein Buch, das lange nachhallt. Ein Buch, das aufrüttelt. Ein Buch, das bleibt.

Fazit:
„Da, wo ich dich sehen kann“ von Jasmin Schreiber ist kein Buch, das man einfach wegliest. Es fordert, es schmerzt, es zwingt zum Innehalten – und genau das macht es so stark. Mit sprachlicher Präzision und emotionaler Wucht erzählt die Autorin von Verlust, Schuldgefühlen und den unterschiedlichen Gesichtern der Trauer. Ein Buch, das aufwühlt, aufrüttelt und lange nachhallt.

5 Sterne – eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.11.2025
Lillegraven, Ruth

Düsteres Tal


ausgezeichnet

Psychoempatisch – kalt, klug, gnadenlos

Worum geht’s?
Um ihrer Vergangenheit zu entkommen, flieht Clara Lofthus nach Nairobi. Dort baut sie für UNICEF eine Schule auf – ein Ort des Lichts in einem Land voller Schatten. Bei einem Terroranschlag beweist Clara einmal mehr ihre eiserne Kontrolle. Sie rettet die meisten Kinder, aber rettet sie sich selbst? Zurück in Oslo wird ihr erneut das Amt der Justizministerin angeboten. Eine zweite Chance – oder der letzte Schritt in den Abgrund?

Meine Meinung:
Nach dem letzten Thriller um Clara Lofthus hatte ich ehrlich nicht mit einer Fortsetzung gerechnet. Umso größer die Überraschung, als „Düsteres Tal“ von Ruth Lillegraven plötzlich auf meinem Stapel lag – und mich sofort in seinen Bann zog. Die Autorin versteht es meisterhaft, uns mit kurzen Rückblicken in Claras Vergangenheit zurück ins Spiel zu holen. Schnell sitzt man wieder in dieser beklemmenden, kühlen Atmosphäre, in der Moral nur noch ein Wort ist und Gerechtigkeit etwas, das Clara selbst definiert.

Clara bleibt ein faszinierendes Rätsel: eine Frau, die Mitgefühl ausstrahlt – und zugleich ohne mit der Wimper zu zucken tötet. Eine Psychoempathin, halb Engel, halb Rächerin. Man will sie hassen, aber sie lässt es nicht zu. Vielleicht, weil sie so eiskalt ehrlich ist. Und dann sind da Erik Heier, der plötzlich mehr als nur eine Nebenrolle bekommt, und Axel, Claras neuer Ehemann – beide auf ihre Weise Gefangene in Claras perfekt kontrolliertem Kosmos. Jeder Charakter ist kantig, beschädigt und doch präzise aufeinander abgestimmt wie Zahnräder in einer Uhr, die unaufhaltsam auf Explosion tickt.

Die Geschichte entfaltet sich wie ein politisch-psychologisches Labyrinth. Alte Sünden steigen an die Oberfläche – vom ersten Mord an Magne bis hin zu den jüngsten Taten. Heier verfolgt Claras Spuren mit verbissener Akribie, Axel kämpft mit der Wahrheit, und Claras Kinder beginnen zu ahnen, in welcher Dunkelheit sie aufwachsen. Terrorismus, Machtgier, Rache – und irgendwo dazwischen: Freundschaft, Schuld und der Wunsch nach Kontrolle. Die Spannung bleibt konstant hoch, bricht aber immer wieder eruptiv aus, wenn neue Puzzleteile ans Licht gezerrt werden. Lillegraven schreibt mit messerscharfer Präzision, schafft Szenen, die wie kalter Nebel über der norwegischen Landschaft hängen – und Figuren, die man selbst nach der letzten Seite nicht loswird.

Und das Ende? Ist es wirklich vorbei? Was ist mit Clara und Andreas? Bereitet Clara schon ihren nächsten Zug vor?

Fazit:
Ein düster-intelligenter Thriller, der zwischen Gefühl und Wahnsinn balanciert wie eine Klinge im Mondlicht. „Düsteres Tal“ von Ruth Lillegraven ist kein einfaches Buch – es ist eine psychologische Achterbahnfahrt durch Schuld, Macht und Moral. Wer sich traut, in Claras Kopf zu blicken, wird belohnt: mit Gänsehaut, Abgründen und brillantem Nervenkitzel.

5 Sterne – eiskalt, fesselnd, grandios.