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Bochum

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Insgesamt 28 Bewertungen
Bewertung vom 01.11.2023
Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte
Hacke, Axel

Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte


ausgezeichnet

Axel Hacke? Ist das nicht ein Autor überwiegend heiterer Kolumnen? Klar, das ist er, das kann er sehr gut. Spannend finde ich jetzt, dass er sich Gedanken macht darüber, was Heiterkeit überhaupt ist. Kann man das überhaupt so genau definieren? Bei der Forschung nach der Heiterkeit gefällt mir, dass er mit dem heiteren Berufe raten mit Robert Lembke beginnt, das mit einer unaufgeregten Sendung ohne Quotendruck und marktschreierischer Animation eine Einschaltquote von 75 % brachte! DAS war heiter, aber geht das heute noch? Axel Hacke betrachtet die Heiterkeit aus allen Blickrichtungen: die der Philosophen, der Komiker, der Witze Erzähler, der Kabarettisten, der normalen Menschheit. Gab es nicht schon immer den Ernst des Lebens und Heiterkeit allerhöchstens in der künstlerischen Gestaltung? Es macht großen Spaß, zu sehen, wie er sich dem Thema nähert und wie sieht sein Fazit aus? Selber lesen - ich kann es nur empfehlen.

Bewertung vom 19.08.2022
Snowflake
Nealon, Louise

Snowflake


ausgezeichnet

Vorab schon einmal ganz deutlich gesagt: Das ist ein ganz wunderbares Buch! Louise Nealon lässt uns Debbie begleiten, die von der heimischen Farm nach Dublin ins studentische Großstadtleben springt. Sie lässt ihren geliebten Onkel Billy und ihre träumende Mutter zurück und trifft auf ein gänzlich anderes Leben. Debbie – in der Schule ein Überflieger – muss zurecht kommen mit der studentischen Arbeitsweise und Benotung. Sie lernt die schöne Xanthe kennen, die unter Depressionen leidet, macht Bekanntschaft mit dem Alkohol und ist zerrissen, wo genau sie nun hingehört. Dann überschlagen sich die Ereignisse, Debbie wird auf der Farm gefordert und muss sich fragen, ob sie das ungelebte Leben ihrer Mutter lebt. Snowflake – alle Menschen sind einzigartig wie jede einzelne Schneeflocke! Sie sind nur vordergründig verrückt, das lehrt uns dieses absolut lesenswerte Buch.

Bewertung vom 24.07.2022
Die Familie
Krupitsky, Naomi

Die Familie


ausgezeichnet

Schon der Prolog ist so spannend: "Eine Waffe abzufeuern ist, wie ins kalte Wasser zu springen. Doch sobald man abspringt, ist man verloren." Antonia und Sophie sind allerbeste Freundinnen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Eltern verstehen sich gut, beide Väter gehen der "Arbeit", innerhalb der Familie in New York nach. Diese Arbeit wird von den Kindern ferngehalten und sie verleben eine unbeschwerte Kindheit... doch plötzlich verschwindet Antonias Vater, die Mutter zerbricht daran und Antonia ist zu klein, um die richtigen Fragen zu stellen. Das Verschwinden und das Schweigen darum treiben einen Keil in die Freundschaft. Beide Mädchen entwickeln sich mit ihren ganz eigenen Träumen und sind einander doch immer so nah. Aber die Realität und die Gesetze der Familie bringen beide in Bedrängnis. Trotzdem ist das Band der Freundschaft nicht zerrissen. Ist es vielleicht stärker als die Familienbande? Ein bis zum Schluss äußerst spannend geschriebener Roman.

Bewertung vom 16.06.2022
City on Fire Bd.1
Winslow, Don

City on Fire Bd.1


ausgezeichnet

Danny und Terri Ryan sind seit 5 Jahren verheiratet und machen Urlaub am Goshen Beach auf Rhode Island - wie jedes Jahr. Danny ist Mitglied der irischen Mafia-Gang, die sich mit der italienischen Mafia-Gang der Morettis geschäftlich arrangiert hat. Mit Terri hat er die Tochter des Mafiabosses Murphy geheiratet und ist mit Krediteintreibungen und Raub beschäftigt. Er ist jedoch auch der Sohn des ehemaligen Mafiabosses Marty Ryan, weswegen er vermutlich nicht in die engeren Kreise der Familie eingelassen wird. Davon unabhängig träumt Danny von einem neuen Leben in Kalifornien ohne mafiöse Verbindungen und mit einem ehrbaren Job. Terri kann er davon nicht überzeugen, sie will ihre Familie in Providence auf keinen Fall verlassen. So beginnt „City on fire“ in einem warmen, heiteren Sommer und Urlaubsvergnügen mit Freunden – doch zwischen den Zeilen lauert etwas Unheilvolles. Es entwickelt sich ein Krieg in Dogtown zwischen den beiden Gangs, den auch die alternden Mafiabosse nicht mit Erfahrung und Weisungen aufhalten können. Die jungen Wilden innerhalb der Mafia-Familien liefern sich einen erbitterten Kampf und Danny muss seine Rolle und seine Zukunft finden. Das ist so spannend und direkt geschrieben: Don Winslow ist ein Meister seines Fachs!

Bewertung vom 09.06.2022
Die Leiche am Deich / Die Friesenbrauerin ermittelt Bd.1
Jensen, Joost

Die Leiche am Deich / Die Friesenbrauerin ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Ein Dorf in Ostfriesland, das laut Navi im Nirgendwo liegt, dessen Bewohner äußerst gerne und tüchtig viel Tüdelbräu zu sich nehmen und eine Friesenbrauerin, die sich in die Ermittlungen der Polizei einmischt. Joost Jensen erzählt hier einen ostfriesischen Krimi mit allem Drum und Dran. Es spielen mit: Tamme, Hauke, Enno und Hinnerk - alles Typen mit typisch norddeutschen Namen, die sich für ihr Dorf Sünnum, gegen den Bau einer riesigen Milchfabrik und bei der Aufklärung zweier Mordfälle auf ihre eigene Art und Weise einsetzen. Die Friesenbrauerin Gesine treibt dabei ihre Tochter Wiebke, die als Polizistin in diesen beiden Mordfällen ermittelt, mit ihren sturen Alleingängen schier zum Verzweifeln. Wer der Mörder ist, wie man ihm auf die Spur kommen kann und ob die Mordfälle überhaupt gelöst werden können, liest sich spannend mit viel Sympathie für all diese Sünnumer Typen!

Bewertung vom 05.05.2022
Fast ein Idyll
Falk, Susanne

Fast ein Idyll


sehr gut

Ihre Majestät haben den Flügeladjudanten erschossen, aber am Ende gibt es einfach viel Schlimmeres. Susanne Falk erzählt in "Fast ein Idyll" ganz kleine, heitere, makabre und überraschende Geschichten von bekannten Persönlichkeiten, die man so noch nicht kennengelernt hat. Ganz leicht kommen Liebe, Lebensweisheiten, auch der Tod einher und mittenmang noch Janes Briefe an Cassandra. Wir machen die Bekanntschaft mit Josephines Strauß, erleben Marilyn und John F. für eine Nacht und Max Schmeling, wie er die Max-Schmeling-Rutsche einweiht. So unterschiedlich die Erzählungen und deren Ausgang auch sind, das Buch möchte man nicht aus der Hand legen. Es ist eine wunderbare Sommerlektüre! Man gleitet auf Flügeln mit der Geschichte des Adjudanten von Anfang bis zum Ende ganz unterhaltsam, mit einem Augenzwinkern und völlig unaufgeregt durch das Leben wie es manchmal eben ist.

Bewertung vom 18.04.2022
Eine Frage der Chemie
Garmus, Bonnie

Eine Frage der Chemie


ausgezeichnet

Wir schreiben das Jahr 1961, das Leben läuft in geordneten Bahnen. Männer dominieren die Arbeitswelt, Frauen arbeiten daraufhin, als Ehefrau und Mutter einen guten, unbezahlten und wenig respektierten Alltag zu managen. Elizabeth Zott ist Chemikerin, möchte promovieren und keine Kinder - aber alles kommt anders als geplant. Ihre Liebe zu Calvin Evans, dem Nobelpreisnominierten in Chemie, bringt sie letztlich in die Mutterrolle und Alleinverdienerin und sie muss erkennen, dass ihr Kompetenzen abgesprochen werden und eine Außendarstellung von ihr erwartet wird, die sie auf keinen Fall erfüllen will. Durch ihre nachmittägliche Kochsendung "Essen um sechs" fordert sie ihre überwiegend weibliche Zuschauerschaft, nicht nur ihr Kochverhalten sondern auch ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Nach der 30minütigen Sendung um Halbsieben (so heißt tatsächlich Elizabeths Hund) hat sich für viele jede Menge verändert, aber die Moralvorstellungen der 60er Jahre sind noch zementiert.... Bonnie Garmus hat die Figur der Elizabeth Zott lange mit sich herum getragen. Wie gut, dass sie zu nun diesem Roman geführt hat: heiter und auch traurig, tiefgründig und mit erstaunlichen Erkenntnissen über das Leben beweist Elizabeth, dass Chemie Veränderung der Zustände bedeutet.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.03.2022
Den Wölfen zum Fraß
McGuinness, Patrick

Den Wölfen zum Fraß


ausgezeichnet

Die junge Zalie Dyer wird ermordet aufgefunden. Sehr schnell wird der Nachbar Michael Wolphram, ein pensionierter Lehrer, als Täter verdächtigt und verhaftet. Für die Medien steht Wolphram als Täter fest und es beginnt eine mediale Hexenjagd, die man nicht besser beschreiben kann als Patrick McGuiness. Die beiden Ermittler in diesem Fall, Gary und Ander, könnten nicht unterschiedlicher sein, ergänzen sich jedoch in ihrer Arbeit hervorragend. Nun hat Ander das Internat besucht, in dem Wolphram unterrichtete und es steigen Erinnerungen bei ihm auf, die lange verborgen schienen. Der Leser durchlebt im Lauf von 4 Ermittlungstagen welche manipulative Macht Pädagogen ausüben, wie jeder der Beteiligten seine eigene Geschichte in den Fall mit einbringt, wie stark Kindheitserlebnisse prägen – und wie aussagekräftig hierbei das Buchcover ist. „Den Wölfen zum Fraß“ ist kein „einfaches“ Buch, es ist ein ungeheuer spannender, sozialkritischer Krimi und hat mich bis zur letzten Seite mitgenommen.

Bewertung vom 17.03.2022
Vertrauen
Mishani, Dror

Vertrauen


ausgezeichnet

Inspektor Avi Avraham ging zur Polizei, um Leben zu retten und das Böse zu bekämpfen. Doch die Fälle, die er lösen muss, erscheinen ihm zu klein. Alles ist bereits passiert und oft ist weder den Opfern noch den Angehörigen mit der Aufklärung des Falles geholfen. Avi Avraham möchte das Große und Ganze sehen, Schlimmeres verhindern und helfen, das Gute vorausschauend zu sichern. Er will daher die Abteilung wechseln. Vorab aber muss er sich um einen aus dem Hotel verschwundenen Touristen und ein ausgesetztes Baby kümmern. Beide Fälle führen ihn nach Paris und es stellen sich Avi immer mehr Fragen. Hatte der Verschwundene mit dem Mossad zu tun? Wer ist die Mutter des ausgesetzten Kindes und warum wurde die Kleine in einer Tasche im Einkaufszentrum abgestellt? Dror Mishani trifft den Leser genauso wie Avi mit überraschenden und spannenden Wendungen, mit beunruhigenden Zusammenhängen und auch mit der Erkenntnis, dass es mit dem Vertrauen leider so eine Sache ist...

Bewertung vom 08.03.2022
Kaiserstuhl
Glaser, Brigitte

Kaiserstuhl


ausgezeichnet

Henny Köpfer, die die große Weinhandlung in Freiburg nach dem Tod ihres Vaters erfolgreich weiterführt und Paul Duringer, der elsässische Soldat, lebten nach Kriegsende auf einem kleinen Weingut am Kaiserstuhl. Die beiden verband eine große Liebe. Am Hochzeitstag jedoch flüchtete Henny, da sie meinte, den tot geglaubten Yves Vossinger gesehen zu haben. Vossingers Name stand für wunderbaren Champagner. Henny und Yves verband das Geschäft und ebenfalls die Liebe.... 1962 treffen sich Henny und Paul wieder, alte Wunden reißen auf und die Vergangenheit ist nicht vergessen und schon lange nicht vergeben. Doch beide sind auf der Suche nach einer Flasche Vossinger Champagner aus dem Jahr 1937, der bei einem historischen Treffen zwischen Charles de Gaulle und Konrad Adenauer kredenzt werden soll. Brigitte Glaser erzählt in ihrem Roman vom Versuch, nach dem Krieg wieder Fuß zu fassen und von der Erkenntnis, dass es um Schuld und Sühne geht, um Erinnerungen, die sich nicht abschütteln lassen, aber auch nach wie vor um Intrigen und Postenschieberei. Das alles ist äußerst spannend geschrieben und verbindet wunderbar deutsch-französische Historie und ein ganz besonderes Getränk: den Champagner!