Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Leseratte
Wohnort: 
Bochum

Bewertungen

Insgesamt 28 Bewertungen
Bewertung vom 15.09.2021
Wo wir Kinder waren
Naumann, Kati

Wo wir Kinder waren


ausgezeichnet

Die Geschichte beginnt, als Eva eine Puppe aus der Produktion der Spielzeugfabrik Albert Langbein im Internet ersteigert. Der Preis ist extrem hoch und für Eva eigentlich viel zu teuer. Trotzdem kauft sie diese Puppe, denn Eva ist zusammen mit Jan und Iris ein Teil der großen Erbengemeinschaft der Spielzeugfabrik Langbein. Die Drei müssen das Stammhaus der Familie Langbein in Sonneberg räumen. Die Firma musste in die Insolvenz gehen. Eva, Jan und Iris entdecken viele vertraute Dinge, die Erinnerungen an die Familie und die einstmals große Spielzeugfabrik hervorrufen.Nicht alles ergibt für sie einen Sinn und wirft viele Fragen auf. Die Familie Langbein ging mit der Fabrik durch Höhen und Tiefen und nicht jede familiäre Bindung hält diese Zeiten aus. ... Die Autorin Kati Naumann versteht es wunderbar, die Familiengeschichte der Langbeins von Beginn im Jahr 1912 an bis in die heutige Gegenwart zu verweben. Viele Zusammenhänge werden dem Leser zusammen mit Eva, Jan und Iris deutlich. Das Buch ist packend geschrieben, man kann sich gar nicht aus der Geschichte lösen und versteht zum Schluss ein bisschen die Weisheit "Besser die Zuckerdose als das Leben". Ich kann das Buch sehr empfehlen!

Bewertung vom 15.09.2021
Die Akte Adenauer / Philipp Gerber Bd.1
Langroth, Ralf

Die Akte Adenauer / Philipp Gerber Bd.1


ausgezeichnet

Der Titel des Tuches " Die Akte Adenauer" wirkt auf dem Buchcover wie mit einer alten Schreibmaschine geschrieben. Dieser Schriftzug zusammen mit dem Bild eines alten Autos, dessen Tür von einem Chauffeur aufgehalten wird, versetzt den Leser in die 50er Jahre Deutschlands. Es geschieht viel im Nachkriegs-Deutschland: Der Wahlkampf ist turbulent, das BKA entsteht und ein hochrangiger Mitarbeiter eben dieses BKA wird ermordet. Mittendrin Lieutenant Philipp Gerber, ein Deutscher, dessen Familie im 3. Reich nach Amerika geflohen ist und die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen hat. Im März 1945 lautete sein Auftrag, in Rhöndorf einen Mann ausfindig zu machen, der den Westmächten beim Aufbau Deutschlands mithelfen soll: Konrad Adenauer Jetzt im Jahr 1953 will Philipp Gerber in die USA zurückkehren, doch er soll den Mord am BKA Mitarbeiter aufklären und muss dafür wieder die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen. Spannend geschrieben, wie sich Lebenswege kreuzen und ändern und beeinflusst werden!

Bewertung vom 15.09.2021
Raumfahrer
Rietzschel, Lukas

Raumfahrer


ausgezeichnet

Der Autor Lukas Rietzschel ist 1994 geboren, Jahre nach dem Mauerfall der DDR. Sein Roman "Raumfahrer"ist die Geschichte von Jan, der 1989 auf die Welt kommt. Jan wohnt im Keller des Hauses seines Vaters. Seine Mutter hat die Familie verlassen und ist mittlerweile verstorben. Jan arbeitet im örtlichen Krankenhaus, das geschlossen werden soll. Er betreut regelmäßig einen alten Patient im Rollstuhl und wird neugierig, als ihn der Alte nach Hause einlädt, um ihm einen Pappkarton mit Unterlagen und Fotos zu geben. Was verbindet ihn mit dem Alten und mit dem Künstler Georg Baselitz? Warum ist seine Mutter gegangen und ist an Alkoholismus zugrunde gegangen? Jan beginnt, nachzuspüren. Es stellen sich ihm mehr Fragen, als ihm Antworten gegeben werden, denn es gibt soviel Unausgesprochenes. Die Menschen wissen nicht mehr, wo sie hingehören, sie finden keinen Halt, alles ist in Bewegung. Rietzschels Romantitel "Raumfahrer" ist so treffend und er hat die Geschichte äußerst spannend geschrieben!

Bewertung vom 15.09.2021
Junge mit schwarzem Hahn
vor Schulte, Stefanie

Junge mit schwarzem Hahn


ausgezeichnet

Das Cover von "Junge mit schwarzem Hahn" hat mich erst einmal nicht angesprochen. Beim Lesen der Leseprobe jedoch wollte ich wissen, wie es mit Martin weitergehen wird....Martin hat als kleines Kind mit angesehen, wie der Vater mit einer Axt seine Mutter und die Geschwister getötet hat. Er lebt seitdem allein mit einem schwarzen Hahn, seinem besten Freund und Weggefährten. Die Dorfbewohner wollen lieber nichts mit ihm zu tun haben, Martin ist ihnen unheimlich. Sie machen ihm das Leben schwer und als ein Maler ins Dorf kommt, ist Martin sofort klar, dass er mit ihm gehen und sein bisheriges Leben zurücklassen wird.Er geht in eine ungewisse Zukunft und auch sein neues Leben ist äußerst beschwerlich, viele Situationen beängstigend. Ohne ein Vorbild zu haben, folgt Martin seinem Herzen und seiner Bestimmung in einem wunderbaren Roman über vergessene Tugenden.

Bewertung vom 15.09.2021
Wellenflug
Neumann, Constanze

Wellenflug


ausgezeichnet

In Constanze Neumanns Buch "Wellenflug" werden zwei mit einander verbundene Frauenschicksale in unterschiedlichen Epochen erzählt: Anna (1864 - 1905) und Marie (1905 - 1957). Anna ist die Tochter eines jüdischen Stoffhändlers aus kleinen Verhältnissen, der Schlesien verlassen und sich in Leipzig ein großes Stoffkontor erarbeitet hat. Annas Kindheit endet im Alter von 11 Jahren. Sie wird gefordert, eine standesgemäße Ehe einzugehen, ein großes Haus zu führen und ihrer großen Kinderschar einen möglichst noch höheren Stand zu verschaffen. Dies gelingt ihr bei fast allen Kindern, bei Heinrich, dem Erstgeborenen, stößt sie an ihre Grenzen. Heinrich entflieht der bürgerlichen Enge, genießt das Nachtleben und verspielt große Summen. Er heiratet Marie die aus der Tristesse ihres Elternhauses mit 12 Geschwistern von Burg allein nach Berlin gegangen ist, um dort eine Ausbildung zu machen und zu arbeiten. Heinrich und Marie sind gezwungen, nach Amerika auszuwandern, aber die Wirren des ersten Weltkrieges führen sie zurück nach Deutschland mit Wirtschaftskrise und aufkommendem Judenhass. Constanze Neumann knüpft den Faden zwischen diesen beiden Frauen, die sich nie kennengelernt haben und doch glaubten sich zu kennen - jede auf ihre tragische Art und Weise... Eine wunderbare und doch traurige Familiengeschichte mit Höhen und Tiefen im Wellenflug, die Constanze Neumann hier hinter den Zahlen und Fakten gefunden und mitreißend erzählt hat.

Bewertung vom 15.09.2021
Das Glashotel
Mandel, Emily St. John

Das Glashotel


ausgezeichnet

Vincents Mutter ist auf ungeklärte Weise beim Kanufahren verschwunden und Vincent wächst bei einer Tante auf. Sie arbeitet schließlich als Barkeeperin in einem Hotel am Ende der Welt. Dort ergreift sie die Chance, dieser Welt zu entfliehen und in die Welt des Geldes einzutauchen: als Vorzeigeehefrau von Jonathan Alkaitis, einem New Yorker Fondmanager mit Geschäften und Anlagen im ganz großen Stil. Doch Jonathans kriminelle Geschäfte fliegen auf, Anleger verlieren ihr gesamtes Hab und Gut, Jonathan muss ins Gefängnis. Vincent ist wieder unterwegs, heimatlos. "Das Glashotel" erzählt von der Suche nach Heimat, nach Glücklichsein, vom Nutzen der Gelegenheiten und von dauernden Veränderungen. Es erzählt aber auch vom Zersplittern der Träume, der Menschen und ihrer Erinnerungen. Das alles ist bis zum letzten Satz packend und eindringlich geschrieben!

Bewertung vom 15.09.2021
Rochade
Tötschinger, Reinhard

Rochade


ausgezeichnet

Reinhard Tötschinger lässt sein Buch "Rochade" mit einem furiosen Attentat auf das Gemälde "Die Malkunst" von Jan Vermeer beginnen. Clemens Hartmann wird mit dem Restaurieren des Gemäldes beauftragt. Das Problem für ihn dabei ist, dass er mit dieser Arbeit in kürzester Zeit fertig sein soll, denn es soll im Büro des neuen Bundeskanzlers aufgehängt werden.Zeit- und Gelddruck seitens des Museums, in dem Clemens angestellt ist, gehen einher und Clemens versucht zusammen mit Hubert, seinem Mitarbeiter, dagegen Widerstand zu leisten. Hinzu kommt, dass "Die Malkunst" von Adolf Hitler "erworben" wurde und Clemens auf Grund der damaligen politischen Verstrickungen seines Großvaters das Ansinnen des neuen Kanzlers auch auf politisch brisantem Hintergrund sieht. Der Autor gibt Einblicke in die Kunst des Restaurierens und betrachtet Clemens Vorgehensweise mit einem Augenzwinkern. "Rochade" ist ein Schachzug und soll einen König schützen - aber um wen handelt es sich hier? Das Buch ist spannend geschrieben bis zum Schluss!

Bewertung vom 15.09.2021
Fanzi
Schmidauer, Elisabeth

Fanzi


ausgezeichnet

Elisabeth Schmidauer erzählt in "Fanzi" in zwei Strängen die Geschichte von Franz und Astrid. Franz muss - nachdem die beiden älteren Brüder im 2. Weltkrieg umgekommen sind - den elterlichen Bauernhof übernehmen. Sein Vater, selbst noch in den Erinnerungen des 1. Weltkriegs gefangen, hatte Franz (auch) in der Erbfolge überhaupt nicht gesehen, die Mutter ist in Arbeit und Schmerz gefangen. Franz einziger Lichtblick ist Elfie, seine jüngere Schwester. Astrid ist Franz´ Enkeltochter, Biologin mit großem Engagement und dem Blick auf die Schönheit und die Vergänglichkeit der Natur. Gerade das Vergehen aller Lebewesen beschäftigt und belastet sie. Schlimme Erlebnisse prägen Franz und lassen ihn zu einem verschlossenen, wortkargen Menschen werden. Wie es ihm gelingt, über die Schatten der Vergangenheit zu sprechen, die die Familie bis in die 3. Generation geprägt haben, wird von Schmidauer berührend und extrem aufwühlend beschrieben und doch und doch und doch muss man das Buch bis zum Anhang lesen!