Autor im Porträt
Virginia Woolf
zur AutorenweltToptitel von Virginia Woolf
Die Wellen
Broschiertes Buch
»Ein Klassiker. Es ist ihr größtes Buch.« E. M. Forster
Es ist eines der radikalsten und eigenwilligsten Experimente des zwanzigsten Jahrhunderts: Virginia Woolfs changierende und vielfarbig instrumentierte Beschwörung von Bernard, Louis, Neville, Rhoda, Jinny und Susan. Sechs ganz unterschiedliche Stimmen formen die Intensität der Kindheit, die Zuversicht und sinnliche Erfahrung der Jugend, das Losgelöstsein des mittleren Alters. Sinneswahrnehmungen, Emotionen, Reflexionen kommen und gehen im Voranschreiten des Erzählstroms wie die Jahreszeiten, wie die Wellen, die Sonne.
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Es ist eines der radikalsten und eigenwilligsten Experimente des zwanzigsten Jahrhunderts: Virginia Woolfs changierende und vielfarbig instrumentierte Beschwörung von Bernard, Louis, Neville, Rhoda, Jinny und Susan. Sechs ganz unterschiedliche Stimmen formen die Intensität der Kindheit, die Zuversicht und sinnliche Erfahrung der Jugend, das Losgelöstsein des mittleren Alters. Sinneswahrnehmungen, Emotionen, Reflexionen kommen und gehen im Voranschreiten des Erzählstroms wie die Jahreszeiten, wie die Wellen, die Sonne.
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15,00 €
Mrs Dalloway
Broschiertes Buch
»Eine der wenigen echten Innovationen in der Geschichte des Romans.« The New Yorker
Ein Junitag im Jahre 1923. Ein einziger geschäftiger Tag im Leben von Clarissa Dalloway, unterbrochen nur von den Schlägen des Big Ben, und gleichzeitig die vielstimmige Erzählung eines ganzen bewegten Daseins, ein Panorama einer Gesellschaft und einer der bedeutendsten und aufregendsten literarischen Meilensteine der Moderne.
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Ein Junitag im Jahre 1923. Ein einziger geschäftiger Tag im Leben von Clarissa Dalloway, unterbrochen nur von den Schlägen des Big Ben, und gleichzeitig die vielstimmige Erzählung eines ganzen bewegten Daseins, ein Panorama einer Gesellschaft und einer der bedeutendsten und aufregendsten literarischen Meilensteine der Moderne.
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15,00 €
Virginia Woolf
Woolf, VirginiaVirginia Woolf kam am 25. Januar 1882 als Adeline Virginia Stephen in London zur Welt. Sie war Tochter einer großbürgerlichen Familie und hatte schon früh Kontakt zu namhaften Literaten ihrer Zeit. Als junge Frau unterlag sie allerdings auch den Bedingungen der viktorianischen Gesellschaft, die für Frauen nur einen sehr beschränkten Wirkungsbereich vorsah - etwas, das Virginia Woolf nicht akzeptieren sollte. Sie verfasste Literaturkritiken und Essays, war Mitglied der legendären Bloomsbury Group, in der Autoren wie auch Wissenschaftler, Ökonomen und Künstler zusammenkamen, um zu diskutieren und sich auszutauschen. 1912 ehelichte sie Leonard Woolf. Ihren Debütroman 'The Voyage Out' (Die Fahrt hinaus) legte sie 1915 vor, zwei Jahre darauf gründete sie mit ihrem Mann den Verlag 'Hogarth Press'. Wenige Jahre später hatte sie bereits internationale Bekanntheit als Schriftstellerin erlangt. 'Mrs Dalloway' (1925), ihr vierter Roman, zählt zu ihren bekanntesten Werken. Erwurde 1997 erstmals verfilmt und bildet die Grundlage für den 1999 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Roman 'The Hours' (Die Stunden) von Michael Cunningham. Trotz ihres Erfolgs war Woolf Zeit ihres Lebens von psychischen Krisen gezeichnet, die sie immer wieder in tiefe Depressionen stürzten. Am 28. März 1941 nahm sich Virginia Woolf das Leben. Ihre avantgardistischen Werke machen sie zu einer der bedeutendsten Autorin der klassischen Moderne.Kundenbewertungen
Die Witwe und der Papagei
Klappentext:
„Die Witwe Mrs. Gage erfährt, dass sie den gesamten Besitz ihres Bruders erbt und fällt »vor Freude fast ins Feuer«. Aber gemach: das Barvermögen ist nicht auffindbar, und das geerbte Haus brennt eines Nachts ab. Vielleicht kann hier der überlebende Papagei des Bruders weiterhelfen? – Oder John, der in einem Vorort von London für das Parlament kandidiert: er verliert zunehmend beim Sammeln von ihn berückenden Glasscherben und alten Metallresten sein Ziel aus den Augen – oder gar den Verstand?“
Diese Geschichte von Virginia Woolf ist ein genialer, kurzer Klassiker den man aus dieser Zeit vergeblich sucht aber bei Woolf weiß der Literatur-Freund genau, sie war immer schon spitzzüngig und treffsicher mit ihrem schwarzen Humor! Da wird also ein Erbe für Mrs. Cage scheinbar der große Wurf aber was ist wenn das Erbe nicht auffindbar ist oder gar ein Teil davon sich in Flammen auflöst? Alles scheint so herrlich schwarz im Humor, so ist es doch aber auch eine Art Spiegelbild der Raffgier die in uns allen steckt. Und genau aus diesen Themen zauberte Woolf diesen wortgewaltigen und zeitlosen Klassiker erster Güte. Auf wenigen Seiten erleben wir hier eine besondere Seite Woolfs und wie es scheint, hat es ihr große Freude bereitet diese an die Luft zu lassen! 5 Sterne für diesen zeitlosen Klassiker!
Mrs Dalloway
Ich liebe dieses Buch! Virginia Woolf zeichnet die Innenwelt ihrer Protagonist*innen überaus lebendig und facettenreich. Dadurch war die erste Lektüre die reinste Freude und beim zweiten Mal staunte ich, wie dicht und üppig dieser Text gewebt ist. Also: echte Literatur in ihrer schönsten Form!
Und ich liebe diese Ausgabe! Denn dass sich die Schönheit dieses Werks auch dem deutschsprachigen Leser erschließt, verdanken wir Hans-Christian Oesers Übersetzung. Wie gut diese tatsächlich ist, habe ich schätzen gelernt, nachdem ich sie, teilweise auch unter Zuhilfenahme des englischen Textes, mit anderen Übersetzungen verglichen habe.
Als ich den Roman das erste Mal lesen wollte, las ich drei Ausgaben an, und Oesers Übersetzung setzte sich gegen die von Walter Boehlich (Fischer) und gegen die von Kai Kilian (Anaconda) durch.
Ich weiß nicht genau warum das so war, und ich weiß erstrecht nicht, welche Übersetzung letztendlich ‚objektiv‘ die beste ist. Ich weiß nur: Oesers Übersetzung war es, die mich letztlich in das Buch hineingezogen hat. Ich kam in einen guten Lesefluss – was, da es sich ja nun mal nicht um konventionelle und leichte Lektüre handelt, doch eindeutig zu ihren Gunsten spricht.
Wozu diese Übersetzung jedoch den größten Kontrast bildet, ist die bei Manesse verlegte – und aus mir absolut unerfindlichen Gründen von der Kritik gefeierte – Übersetzung von Melanie Walz (siehe meine Rezension dort)
Gegen diese hebt sich Oeser sowohl mit einer schönen Sprache als auch mit einer angemessen wortgetreuen Übersetzung deutlich ab. Er kommt, wie ich finde, dem Original sehr nahe und wirkt dennoch modern genug, um uns den 100 Jahre alten Klassiker nahezubringen.
Etwas schade finde ich nur, dass bei allen drei Augaben von Reclam ein Anmerkungsapparat fehlt. Er ist zwar meiner Erfahrung nach nicht nötig, um das Buch mit Genuss zu lesen, aber doch hilfreich, um Einzelheiten besser einordnen zu können. (Ich konnte mich trotzdem nicht zu 4 Sternen durchringen, aber der fünfte glänzt etwas matter)
Hier greife man ergänzend zu einer der englischsprachigen Ausgaben: ich finde z.B. die 67 Anmerkungen von Penguin Classics vollkommen ausreichend, aber wenn man es gaaanz genau wissen will, ist die International Student Edition der Norton Library mit ausführlichem Begleittext und 155 detaillierten Anmerkungen eine überaus reichhaltige Quelle.
Die Wellen
Der 1931 veröffentlichte Roman „Die Wellen“ ist das wohl bekannteste Werk der amerikanischen Schriftstellerin Virginia Woolf (1882-1941). In der Erzähltechnik ist es ein äußerst radikales Werk, da die Autorin hier völlig auf einen Erzähler, eine greifbare Handlung oder einen Schauplatz verzichtete.
Der gesamte Roman besteht aus den inneren und kunstvollen Monologen von sechs recht unterschiedlichen Charakteren (drei Männer und drei Frauen), die sehr sinnlich und poetisch ihr gemeinsames Leben heraufbeschwören. Im Bewusstsein von Bernard, Louis, Neville, Rhoda, Jinny und Susan spiegeln sich Erlebnisse und Erfahrungen von der frühen Kindheit bis ins reife Erwachsenalter wider. „Die Wellen“ ist also gewissermaßen ein Entwicklungsroman.
Der Entwicklungsprozess der einzelnen Personen wird in neun Phasen dargestellt, denen jeweils symbolhafte Schilderungen von Tages- und Jahreszeiten an der Meerküste gegenübergestellt werden. So entspricht die frühe Kindheit dem Frühlingsmorgen oder die Schulzeit dem Frühsommer. Eingebettet in den verlässlichen Rhythmus der Natur, kommen so in diesem experimentellen Werk viele Geschichten zusammen, wie die Wellen in einem Ozean. Es ist ein Roman, der in lyrischer Prosa daherkommt und vom Leser viel Aufmerksamkeit verlangt, dafür aber mit einer erstaunlichen Lektüre belohnt wird. Immerhin wird „Die Wellen“ heute als das Werk angesehen, in dem Virginia Woolf ihre neuartige Erzähltechnik zur Vollendung bringt.
Mrs Dalloway
Insgesamt haben wir es mit 20 verschiedenen Perspektiven zu tun, aus denen der Tag gesehen wird und die sich zu einem Panorama Londons von vor 100 Jahren verdichten. Dabei blickt Woolf ins Innere ihrer Figuren und stellt bruchstückhaft völlig verschiedene Gedanken und Eindrücke nebeneinander. Die Erzählsplitter und die vielen unterschiedlichen Themen wie beispielsweise die Spanische Grippe machen das Buch interessant und lassen den Leser den Gang durch die Stadt fortsetzen. Es entsteht dabei das Bild einer Gesellschaft im Wandel, die vielen Erschütterungen ausgesetzt ist.
Dieser experimentelle, noch heute sehr modern wirkende Roman hat das Romanschreiben im 20. Jahrhundert maßgeblich mit verändert und lohnt sich allein deshalb schon.
Mrs. Dalloway
Der Roman „Mrs Dalloway“ der englischen Schriftstellerin Virginia Woolf (1882-1941) ist eines der wichtigsten Werke der literarischen Moderne. Das ganze Buch spielt sich an einem einzigen Tag im Juni des Jahres 1923 ab. Die 52-jährige Clarissa Dalloway, eine feine Dame der Londoner Gesellschaft, bereitet eine ihrer berühmten Partys vor. Die Vorbereitungen werden nur unterbrochen von dem unerwarteten Besuch von Peter Walsh, einem alten Verehrer, der gerade aus Indien zurückgekehrt war. Seit der Ablehnung seines Heiratsantrags vor mehr als 30 Jahren hatte Clarissa ihn nicht mehr gesehen. Die neuerliche Begegnung bringt Mrs Dalloway an diesem Tag dazu, ihr Leben zu reflektieren; selbst über das Altern und den Tod denkt sie nach.
Ein besonderer Tag wird es auch für den Kriegsheimkehrer Septimus Warren Smith, der von Wahnvorstellungen geplagt wird. Er ist mit seiner Ehefrau Lucrezia auf dem Weg zu dem Psychiater Sir William Bradshaw. Als Smith von seinem alten Arzt aufgesucht wird, stürzt er sich aus dem Fenster. Nachdem Mrs. Dalloway davon erfährt, missfällt es ihr, dass in ihrer Party über den Tod geredet wird, obwohl sie sich selbst mit Selbstmordgedanken trägt.
Meisterhaft und mit inneren Monologen zieht Virginia Woolf die Leser immer tiefer in die Gedanken ihrer Figuren hinein und stellt damit zugleich deren Leben in Frage. Der Manesse-Band präsentiert den Roman in einer modernen Neuübersetzung von Melanie Walz, ergänzt durch ein Nachwort von Vea Kaiser.
Mrs. Dalloway
!ein Lesehighlight 2022!
Klappentext:
„Es ist ein besonderer Tag im Leben der zweiundfünfzigjährigen Clarissa Dalloway: Die Gattin eines Parlamentsabgeordneten will am Abend eine ihrer berühmten Upper-class-Partys geben. Der Tag vergeht mit Vorbereitungen, zufälligen Begegnungen mit Jugendfreunden, Konversation, nostalgischen Betrachtungen, Sinneseindrücken beim Flanieren ... Ein besonderer Tag soll es – aus ganz anderen Gründen freilich – auch für Septimus Smith werden. Auch ihn, den Kriegsheimkehrer, beschäftigt die Gegenwärtigkeit des Vergangenen in jedem einzelnen Augenblick. In permanent sich wandelnden Empfindungen, Visionen und Assoziationen der Figuren entsteht ein faszinierendes Zeit- und Gesellschaftsbild Englands, rhythmisiert vom Stundenschlag des Big Ben. Romantische, nüchterne und satirische Stimmungslagen fließen ineinander, Melancholie und Contenance, tiefgründiger Witz und leise Wehmut durchziehen Virginia Woolfs Meisterwerk moderner Erzählkunst. Im Dezember 1924 notierte sie in ihr Tagebuch: «Ich glaube ganz ehrlich, dass dies der gelungenste meiner Romane ist.»“
Ein Klassiker im neuen Gewand ist immer so eine Sache. Gerade wenn es auch um eine Neuübersetzung geht. Diese Neuübersetzung hier wurde von Melanie Walz verfasst. Und was soll ich sagen? Sie ist ihr mehr als gelungen und trifft einfach jeden wichtigen Punkt um diese Geschichte so zu halten wie notwendig! Es ist eine Kunst einen Klassiker in seiner Atmosphäre nicht zu verschandeln aber dennoch in der heutigen Sprache und des Sprachgebrauchs verständlich zu erzählen ohne das man zu viele Fragezeichen beim lesen erfährt. Walz hat hier wirklich diese Aufgabe bravurös gemeistert (durch Fußnoten gibt es immer wieder Aufklärung)! Virgina Woolfs Geschichte „Mrs. Dalloway“ ist ein Klassiker, ein Zeitzeugnis und in gewisser Weise ein Erbe an die Leserschaft Woolfs. Die Geschichte rund um Clarissa zeigt nicht nur das Privatleben der damaligen Zeit auf mit all ihren Höhen, Tiefen und Gepflogenheiten (da staunt man heute mehr als genug) was damals so „normal“ war) sondern auch die Gesellschaft an sich. Woolf zeigte immer Biss und Humor in ihren Geschichten, so auch hier. Als Leser eröffnet sich hier regelrecht ein Feuerwerk der Wortspielereien, der versteckten Witze und Pointen, ein Feingefühl für die Darstellung der Damenwelt aber auch der Welt der Herren. Woolf zeigt dem Leser hier so viel auf, das man wahrlich erstaunt ist, welches Miniformat der Verlag für diese Neuübersetzung gewählt hat. Gerade mal 9.8 x 2.3 x 15.5 cm misst dieser Winzling und bombardiert den Leser dennoch mit allem was geht. Woolf hätte sicherlich herzhaft über dieses Buchformat gelacht und wäre entzückt gewesen wie klein und doch so gewaltig ein Werk von ihr wirken kann. Für dieses Meisterwerk gibt es 5 von 5 Sterne und ein Hoch auf die Übersetzerin!
Mrs Dalloway
Der Roman „Mrs Dalloway“ der englischen Schriftstellerin Virginia Woolf (1882-1941) ist eines der wichtigsten Werke der literarischen Moderne. Das ganze Buch spielt sich an einem einzigen Tag im Juni des Jahres 1923 ab. Die 52-jährige Clarissa Dalloway, eine feine Dame der Londoner Gesellschaft, bereitet eine ihrer berühmten Partys vor. Die Vorbereitungen werden nur unterbrochen von dem unerwarteten Besuch von Peter Walsh, einem alten Verehrer, der gerade aus Indien zurückgekehrt war. Seit der Ablehnung seines Heiratsantrags vor mehr als 30 Jahren hatte Clarissa ihn nicht mehr gesehen. Die neuerliche Begegnung bringt Mrs Dalloway an diesem Tag dazu, ihr Leben zu reflektieren; selbst über das Altern und den Tod denkt sie nach.
Ein besonderer Tag wird es auch für den Kriegsheimkehrer Septimus Warren Smith, der von Wahnvorstellungen geplagt wird. Er ist mit seiner Ehefrau Lucrezia auf dem Weg zu dem Psychiater Sir William Bradshaw. Als Smith von seinem alten Arzt aufgesucht wird, stürzt er sich aus dem Fenster. Nachdem Mrs. Dalloway davon erfährt, missfällt es ihr, dass in ihrer Party über den Tod geredet wird, obwohl sie sich selbst mit Selbstmordgedanken trägt.
Meisterhaft und mit inneren Monologen zieht Virginia Woolf die Leser immer tiefer in die Gedanken ihrer Figuren hinein und stellt damit zugleich deren Leben in Frage. Die Ausgabe des Fischer Verlages wird durch Anmerkungen und eine Nachbemerkung ergänzt, die Hilfestellungen bei der Lektüre geben.
Mrs. Dalloway
Als Virginia Woolf 1925 im eigenen Verlag ihren vierten Roman "Mrs. Dalloway" veröffentlichte, galt dieser als stilistisch und sprachlich revolutionär, weil er mit den gewohnten erzählerischen Konventionen brach. Mehr als jeder andere Roman zuvor. Und auch sie selbst notierte in ihrem Tagebuch: "Ich glaube ganz ehrlich, dass dies der gelungenste meiner Romane ist." So erfahren wir es im Klappentext der jüngsten Ausgabe, die kürzlich in der Manesse Bibliothek erschienen ist. Es handelt sich dabei um eine deutsche Neuübersetzung von Melanie Walz, ergänzt und aufgewertet durch ein Nachwort der österreichischen Schriftstellerin Vea Kaiser.
Und tatsächlich kann man Woolfs Stil als unkonventionell und modern bezeichnen, ihr in "Mrs. Dalloway" als Erzählform verwendeter Bewusstseinsstrom findet sich auch heute noch in der zeitgenössischen Literatur: meisterlich und aufregend beispielsweise in Damon Galguts mit dem Booker Prize ausgezeichneten "Das Versprechen", etwas weniger spannend in Tanguy Viels Me-Too-Krimi "Das Mädchen, das man ruft". Was die beiden letztgenannten Romane aber von "Mrs. Dalloway" grundlegend unterscheidet, ist die Handlungsebene. Denn Virginia Woolf verzichtet fast vollständig auf diese und setzt komplett auf das Innenleben ihrer Figuren.
So lässt sich die Handlung auch knapp zusammenfassen: An einem Londoner Junitag des Jahres 1923 macht sich die 51-jährige Clarissa Dalloway auf, um Blumen für ihre am Abend stattfindende Party der sogenannten Upper Class zu besorgen. Die gesamte - überschaubare - Handlung konzentriert sich auf diesen einzigen Tag, den Rhythmus gibt dabei Big Ben mit seinem Glockenschlag als wiederkehrendes Motiv vor. Neben Mrs. Dalloway rückt als ihr Gegenpart der kriegstraumatisierte Septimus Warren Smith als nahezu gleichberechtigter zweiter Protagonist in den Mittelpunkt des Interesses.
Dieser Septimus ist in meinen Augen dann auch die mit Abstand interessanteste Figur des Romans. Eindringlich nähert sich Woolf diesem zerbrechlichen Mann, der stets auf der schmalen Linie zwischen Leben und Tod zu balancieren scheint. Eine besondere Note erhält Septimus' Charakterisierung, wenn man im Hinterkopf behält, dass Virginia Woolf selbst im Jahre 1941 den Freitod wählte.
Die anderen Figuren habe ich inklusive Mrs. Dalloway hingegen als recht beliebig und banal wahrgenommen. Die gesellschaftlichen Themen, die die feinen Damen und Herren beschäftigen, wirken austauschbar und bisweilen sogar platt. Wobei zu betonen ist, dass man Woolfs Absicht im Hinblick auf diesen Aspekt berücksichtigen muss: die Darstellung der britischen Nachkriegsgeneration in all ihren Aspekten. Leider konzentriert sie sich dabei jedoch auf zwei Extreme: die Upper Class und den traumatisierten Soldaten. Figuren aus der Mitte der Gesellschaft tauchen mit Ausnahme des ehemaligen Dalloway-Geliebten Peter Walsh kaum auf.
Hinzu kommt, dass es die Sprache ebenso wenig schaffte, mich mitzureißen, wie ich es mir eigentlich erhofft hatte. Denn grundsätzlich bin ich ein Freund des erzählerischen Bewusstseinsstroms und schätze gute und ausgiebige Beschreibungen ebenso wie eine starke Atmosphäre. Zwar ist der Stil modern, aber nicht die Sprache selbst, die bisweilen arg repetitiv wirkt. Wenn beispielsweise innerhalb dreier Seiten ganze neun Mal wiederholt wird, dass Peter Walsh aktuell verliebt sei, dann hatte selbst ich es wohl nach der fünften Wiederholung begriffen.
Hervorzuheben ist dennoch der Mut der Autorin, die nicht nur die literarischen Konventionen außer Acht lässt, sondern durchaus auch gesellschaftlich heikle Themen anspricht: Kriegsfolgen, Umgang mit psychischen Erkrankungen, Auseinanderdriften der Gesellschaft, Homosexualität, Suizid.
Um auf den berühmten Film- und Theaterstücktitel von Edward Albee "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" zurückzugreifen, sollten sich potenzielle Leser:innen vor der Lektüre also fragen: "Wer hat Angst vor dem Bewusstseinsstrom?" und lieber einmal zu einer Leseprobe greifen, bev
Mrs. Dalloway
Tausend Sterne für Virginia Woolf - - einen für diese Übersetzung
Ich finde die Übersetzung von Melanie Walz wirklich schlecht und möchte an einer kurzen Passage zeigen und erläutern, warum.
Doch vorab noch ein paar sehr subjektiv gefärbte Worte zum Werk selber:
Es das schönste Buch, das ich in diesem Jahr gelesen habe. Nach Monaten noch hallt es in mir nach und am Ende hatte ich tatsächlich richtig weinen müssen. So richtig existenzielles Geheul aus Leid und Freude am Dasein meine ich. (wahrscheinlich komme ich in die Wechseljahre (O: )
Genug also, um das Buch nach der Übersetzung von Hans-Christian Oeser im Original kennenlernen zu wollen.
Weil mein Englisch nicht so dolle ist, habe ich mich mit Wörterbuch und Reclambüchlein an die Arbeit gemacht und kam dann auf die Idee, Melanie Walz' Übersetzung mit der von Oeser zu vergleichen.
Gleich auf der ersten Seite fehlten mir die Krähen, die sowohl im Original als auch in anderen Übersetzungen steigen und fallen, und auch im Folgenden begegneten mir immer wieder Ungenauigkeiten.
Ich habe diese Übersetzung endgültig beiseite gelegt, nachdem ich folgende Passage gelesen hatte, in der Mrs. Dalloway die Einkaufsstraße entlanggeht, an einem Geschäft für Lederwaren vorbeikommt und an ihre Tochter zu denken beginnt:
“Gloves and shoes; she had a passion for gloves; but her own daughter, her Elizabeth, cared not a straw for either of them.
Not a straw, she thought, going up on Bond Street to a shop where they kept flowers for her when she gave a party. Elizabeth really cared for her dog most of all. The whole house this morning smelt of tar. Still, better poor Grizzle than Miss Kilman; better distemper and tar and all the rest of it than sitting mewed in a stuffy bedroom with a prayer book.“
Walz macht daraus:
“Handschuhe und Schuhe; sie liebte Handschuhe; aber ihre Tochter Elizabeth konnte mit beidem nichts anfangen.
Bloß kein Stroh, dachte sie, als sie die Bond Street entlang zu einem Geschäft ging, in dem die Blumen für sie zurechtgemacht wurden wenn sie eine Party gab. Was Elizabeth wirklich am Herzen lag, war ihr Hund. Das ganze Haus roch an diesem Morgen nach Teer. Immer noch lieber der arme Grizzle als Miss Kilman; lieber Übellaunigkeit und Teer und alles Übrige, als mit einem Gebetbuch in ein stickiges Schlafzimmer eingesperrt zu werden.“
Dazu:
- Elizabeths pietistische Abneigung gegen Putz wird nicht so deutlich, wenn man sagt, jemand könne “damit nichts anfangen“. “Sie gibt keinen Pfifferling darauf“ ist deutlich stärker und zudem die deutsche Entsprechung der Redewendung “to care not a straw“
- “Not a straw“ dann beim zweiten Mal wortwörtlich zu übersetzen, ergibt in meinen Augen gar keinen Sinn
- “distemper“, hier - im Grunde nicht falsch - mit “Übellaunigkeit“ übersetzt, ist auch die englische Bezeichnung für die Krankheit Staupe, die früher mit Teer behandelt wurde.
- zuletzt “werden“ weder Elizabeth noch Miss Kilman in ein Schlafzimmer eingesperrt, sondern ziehen sich höchst freiwillig dorthin zurück. Mrs. Dalloways zusätzlich abwertendes “mewed“, lässt Walz gleich ganz unter den Tisch fallen.
Bei Oeser klingt das so:
“Handschuhe und Schuhe; für Handschuhe hatte sie eine wahre Leidenschaft; doch ihre eigene Tochter, ihre Elizabeth, gab auf beides keinen Pfifferling.
Keinen Pfifferling, dachte sie, als sie die Bond Street hinaufging zu einem Geschäft, wo man, wenn sie eine Gesellschaft gab, Blumen für sie zurücklegte. Eigentlich machte Elizabeth sich am meisten aus ihrem Hund. Heute morgen hatte das ganze Haus nach Teer gerochen. Immerhin, lieber der arme Grizzle als Miss Kilman. Lieber Staupe und Teer und alles andere, als sich murrend mit einem Gebetbuch in ein stickigen Schlafzimmer einzuschließen.“
Von der wahren Leidenschaft über die Gesellschaft und die zurückgelegten Blumen bis hin zur Staupe ist dies eine inhaltlich korrekte Übersetzung und im Wortlaut so dicht am Original wie es m. E. wünschenswert ist. UND es ist schönes, keinesfalls angestaubt wirkendes Deutsch, sondern sowohl dem 100 Jahre alten Roman angemessen als auch für die heutige Leserin sehr gut verständlich, finde ich.
Für meinen Geschmack nimmt Walz sich mit Weglassungen, Verkürzungen, eigenwilligen Interpretationen und Ungenauigkeiten allzu viele Freiheiten gegenüber dem Werk heraus. Das ist oft sinnentstellend und mitunter sogar sinnentleerend.
Wer also Lust auf etwas hat, das dem Original gerecht wird, greife zu einer der Ausgaben aus dem Reclam-Verlag mit der Übersetzung von Hans-Christian Oeser.
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