Einsatz
Die Erzählkarten von Norbert Korber sollen in der Biografiearbeit mit Senioren, in Erzählcafés, biografischen Schreibwerkstätten, beim Schreibcoaching und für Einzelpersonen zur Reflexion des eigenen Lebenswegs zum Einsatz kommen. Ich kann mir die Fragen – mit Einschränkungen - auch als
Impulsgeber für Tandemgruppen zum Deutschlernen vorstellen.
Erfahrung in der Altenarbeit
Als…mehrEinsatz
Die Erzählkarten von Norbert Korber sollen in der Biografiearbeit mit Senioren, in Erzählcafés, biografischen Schreibwerkstätten, beim Schreibcoaching und für Einzelpersonen zur Reflexion des eigenen Lebenswegs zum Einsatz kommen. Ich kann mir die Fragen – mit Einschränkungen - auch als Impulsgeber für Tandemgruppen zum Deutschlernen vorstellen.
Erfahrung in der Altenarbeit
Als Besucherin im Altenheim bin ich vor einiger Zeit kurzfristig für die Honorarkraft eingesprungen, die Gedächtnistraining für die Bewohner anbietet. Die Gruppe bestand aus wechselnden Teilnehmern ab 85 Jahren mit sehr heterogenen Biografien (Zuwanderer, Spätaussiedler). Die Teilnehmer haben unverblümt klargestellt, dass ihnen eine verlässliche Routine und die Beziehung zur Gruppenleiterin ebenso wichtig sind wie der Inhalt der Gespräche. Mit der Frage: Erinnern Sie sich noch an Ihren Schulweg, als sie in die erste Klasse gingen? verlief der Nachmittag sehr erfolgreich. Durch die offene Fragestellung fühlte kein Teilnehmer sich aus der Runde ausgeschlossen. Auch wer direkt neben der Schule wohnte und wer auf einer abgelegenen Farm von der Mutter unterrichtet wurde, kam zu Wort. Fragen, die stark am derzeitigen Lebensstandard in Industriestaaten ausgerichtet sind, empfinde ich dagegen als wertend. Bei den Teilnehmern kann der Eindruck entstehen, dass sie den Anforderungen des Themas nicht genügen und deshalb in der Gruppe nicht willkommen sind. Auch in Konversationsübungen mit jungen Migranten finde ich Fragen ungeschickt, die unreflektiert von bestimmten Lebensformen oder -standards ausgehen. Fragen nach den Eltern oder dem Elternhaus erinnern diese Teilnehmer an erlittene Verluste und können zum Gesprächsabbruch führen.
Das Material
64 Karten im DIN A5-Format mit Anleitungsheft, enthalten in einer nicht sehr stabilen Pappschachtel. Vorder- und Rückseite der Karten sind durchgehend farbig, ein Stern-Symbol kennzeichnet leichte Einstiegsfragen, ein Smiley markiert Karten, die positive Erinnerungen ansprechen.
Inhalt
Gliederung der Fragen in vier Lebensphasen, "Zeit der Ernte", " Gründerzeit" , "Jugend" und "Kinderzeit", außerdem "Mein Lebensweg" zur Reflexion des eigenen Lebens. Die Fragestellungen sind weitgehend offen/neutral. Damit sind sie altersübergreifend und in heterogenen Gruppen einsetzbar (z. B. auch für Partnerinterviews als Arbeitsauftrag). Trotz der 16 recht anspruchsvollen Anregungen zur Reflexion, die nicht für alle Gruppen geeignet sind, genügt der restliche Fragen-Bestand.
Fazit
Die Gestaltung der Fragekarten ist ansprechend, die farbliche Gliederung übersichtlich. Etwas stärker hätte bei der Erarbeitung der Fragen auf unterschiedliche kulturelle Normen geachtet werden müssen. Wir müssen auch in der Altenarbeit zunehmend Teilnehmer und Mitarbeiter integrieren, die nicht in Deutschland aufgewachsen sind und in deren Heimatländern es z. B. nicht üblich ist, die Eltern und deren Lebensgestaltung kritisch zu betrachten. Zusätzlich zu den vorgeschlagenen Einsatzbereichen kann ich mir die Fragestellungen auch für Gesundheits-Coachings vorstellen, in denen es darum geht, sich zunächst über Gewohnheiten und deren Quelle klarzuwerden, um sie verändern zu können.