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Autorenporträt
Johann W. von Goethe, geb. am 28.8.1749 in Frankfurt a.M., gest. am 22.3.1832 in Weimar. Jurastudium in Leipzig und Strassburg. Lebenslanges Wirken in Weimar. Reisen zum Rhein, nach der Schweiz, Italien und Böhmen. Frühe Erfolge mit den Sturm und Drang-Stücken 'Götz' und 'Werther', Gedichte (herrliche Liebeslyrik), Epen, Dramen ('Faust', 'Tasso', 'Iphigenie' u. v. a.), Autobiographien. Zeichner und Universalgelehrter: Botanik, Morphologie, Mineralogie, Optik. Theaterleiter und Staatsmann. Freundschaft und Korrespondenz mit den grössten Dichtern, Denkern und Forschern seiner Zeit (Schiller, Humboldt, Schelling . . .). Goethe prägte den Begriff Weltliteratur, und er ist der erste und bis zum heutigen Tag herausragendste Deutsche, der zu ihren Vertretern gehört.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.12.1997

1797
Goethe "Hermann und Dorothea"

Sie sind am Brunnen gewesen, nun wollen sie gehn, "also standen sie auf und schauten beide noch einmal in den Brunnen zurück, und süßes Verlangen ergriff sie" - "herrlich glänzte der Mond . . . Nacht wars, völlig bedeckt das letzte Schimmern der Sonne", und nun, als ob Prousts junger Marcel das sieht, "lagen vor ihnen in Massen gegen einander Lichter, hell wie der Tag, und Schatten dunkler Nächte" - es ist nicht Sommer jetzt, wie dort in dem Buch, aber um so schöner vielleicht, sich jetzt, über die dunklen Tage, drei, vier Stunden in diesen wundervollen kleinen Roman zu versenken, diese kaum noch sonst einmal wahrgenommene wunderliche Antiquität durch die Lupe geschenkter Feiertagszeit anzuschauen, ihr ruhiges Leuchten zu genießen. Bilder wie in den Farben Poussins, kleine Geschehnisse, die am Ende zu Bildern werden, in denen sich die Zeit dann aufhebt, in denen sie stehnbleibt, für ein kleines Weilchen, anders läßt sich das ja kaum sagen. Vieles, das ist bei Goethe ja öfter so, klingt ein bißchen betulich, wenig emanzipatorisch, etwas hausbacken, gravitätisch und eher bewahrend; aber das muß man ja alles nicht mitmachen und kann dann unbeschwert von allen Meinungen die Grazie, die Leichtigkeit und oft genug auch die subtile Distanz bewundern, die der Glanz dieser leicht altertümlichen Verse allem verleiht, was in Prosa vielleicht wirklich auch damals schon ziemlich unmöglich gewesen wäre. Aber jetzt, wir, nach zweihundert Jahren Prosa und Prosa, wenn uns einer was erzählen wollte aus dem Leben, können uns leicht dem Charme öffnen, der uns da verführen will. Denn hat der Autor nicht ganz anders, als er glaubte, recht, wenn er anfängt: "Hab ich den Markt und die Gassen doch nie so einsam gesehn . . ." - nein, nie, müssen wir zugeben, außer jetzt hier in dieser ersten Zeile, nie haben auch wir das alles so gesehn, aber merkwürdig wäre das doch, irgendwas lockt da, und wenn einer so plaudernd verführt, dann wollen wir mitgehn wenigstens bis an den Brunnen, und in die schöne Nacht hinein, wenn der Schönen dann in den Weinbergen der Fuß knackt, als der Mond hinter den Wetterwolken verschwunden ist, und der junge Mann stützt sie; wäre es sein Fuß gewesen, der da geknackt, hätte sicher sie ihn gestützt (Goethe: "Hermann und Dorothea". Reclam Verlag, Stuttgart, seit immer schon. 112 S., br., 5,- DM) R.V.

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