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Teniente Mario Conde hat einen furchtbaren Kater von der Silvesterfeier. Doch als er trotz freien Wochenendes von seinem Chef den Auftrag erhält, ein verschwundenes hohes Tier aus der kubanischen Nomenklatura zu suchen, merkt er bald, dass es sich bei dem Verschwundenen um Rafael Morin handelt, einen Schulkollegen. Schlagartig kommen die Erinnerungen an die gemeinsame Schulzeit zurück: Der Mann mit der blütenweißen Weste, der zuverlässige Genosse, war schon damals ein Musterschüler, der immer das bekam, was er wollte - auch Mario Condes Freundin Tamara. In Rafael Morins perfektem Leben gibt es…mehr

Produktbeschreibung
Teniente Mario Conde hat einen furchtbaren Kater von der Silvesterfeier. Doch als er trotz freien Wochenendes von seinem Chef den Auftrag erhält, ein verschwundenes hohes Tier aus der kubanischen Nomenklatura zu suchen, merkt er bald, dass es sich bei dem Verschwundenen um Rafael Morin handelt, einen Schulkollegen. Schlagartig kommen die Erinnerungen an die gemeinsame Schulzeit zurück: Der Mann mit der blütenweißen Weste, der zuverlässige Genosse, war schon damals ein Musterschüler, der immer das bekam, was er wollte - auch Mario Condes Freundin Tamara. In Rafael Morins perfektem Leben gibt es ein paar verdächtige Momente, die genauer zu untersuchen sich lohnt. Dabei muss sich Mario Conde der verlorenen Liebe zu Tamara stellen - und gleichzeitig den Träumen und Illusionen seiner eigenen Generation.
Autorenporträt
Leonardo Padura, geboren 1955 in Havanna, schloss 1980 ein Lateinamerikanistik-Studium in Havanna ab und schrieb zunächst für verschiedene kubanische Zeitschriften. Bald gehörten seine Reportagen zu den meistgelesenen in Kuba. Zu seinen Buchveröffentlichungen zählen Romane, Erzählbände, literaturwissenschaftliche Studien sowie Reportagen und Interviews. International bekannt wurde er mit seinem Kriminalromanzyklus "Das Havanna-Quartett". Neben vielen anderen Auszeichnungen erhielt er den Premio Café de Gijón sowie dreimal den spanischen Premio Hammett. 2009 wurde er für sein Gesamtwerk mit dem Premio Raymond Chandler, dem wichtigsten italienischen Noir-Preis, geehrt und 2012 mit dem kubanischen Nationalpreis für Literatur. Im Jahr 2015 erhielt er den Prinzessin-von-Asturien-Preis in der Kategorie Literatur. Leonardo Padura lebt in Havanna.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.11.2011

NEUE TASCHENBÜCHER
Eine Stadt mit Seele – Leonardo
Paduras Havanna-Quartett
Vier Geschichten, die von der Untergründigkeit handeln, vier Jahreszeiten in Havanna, die des Jahres 1989, da hat die Sowjetunion sich aufgelöst und auch für Kuba eine neue Zeit, ein anderes Leben begonnen. Vier Kriminalfälle des Teniente Mario Conde, brutale Morde in der Schicht der Funktionäre, dazu zwei intensive Liebesbeziehungen, ein Abstieg in die Schwulenwelt und am Ende ein Hurrikan. Vier Romane von Leonardo Padura – „Ein perfektes Leben“, „Handel der Gefühle“, „Labyrinth der Masken“ und „Das Meer der Illusionen“ –, geschrieben in den Neunzigern, in der großen Tradition von Hammett, Cortázar und Co., ein Blick zurück auf einen Sozialismus, der die kalte sowjetische und deutsche Bürokratie mit der warmen Macho-Melancholie Kubas auszugleichen versuchte. Ein Leben, das defizitär ist und schikanös, aber immer noch gibt es gute Zigarren und gutes Essen und guten Sex.
Ein Schreiber wäre er ja eigentlich gern geworden, El Conde, und auf der Schule hatten ein paar Schüler eine eigene Literaturzeitschrift organisiert, Mario hatte eine Geschichte beigesteuert, aber das Projekt wurde von den Schulbürokraten zerfetzt, als nicht den Normen gerecht und dekadent, und ist eingestellt worden. Das Havanna-Quartett ist unter der Krimioberfläche auch die Geschichte von Mario und seinen Jugendfreunden, die manche Illusionen verloren haben im Lauf der Zeit und weiter verlieren, aber nicht ihre Lebenslust – und die man deshalb eine lost generation nicht nennen mag. Im ersten Band gleich trifft Mario, dienstlich, auf die Frau, die er in der Jugend heiß geliebt hatte, sie hat aber einen anderen geheiratet, einen durchtriebenen Bürokraten, und der ist nun am Neujahrsmorgen verschwunden . . . Im dritten Band gibt es die radikalste Variante des Überlebens, inspiriert vom Theater der Grausamkeit – die Travestie, in der man eins wird mit seiner Maske. Das Leben als Darstellung des Erträumten. Havanna als eine der wenigen Städte der Welt, die sich rühmen können, eine Seele zu besitzen.
Fritz Göttler
Leonardo Padura: Havanna-Quartett. Dt. von Hans-Joachim Hartstein. Unionsverlag, 25 Euro.
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»Diese realistisch geprägte Insider-Perspektive auf die Mythenstadt Havanna kreiert ein wirklich spannendes Leseerlebnis. Sinnlich realistisch baut sich das Mosaik auf, Steinchen für Steinchen, mit Geräuschen und Gerüchen, Warennotstand und dem steten Surren der Ventilatoren, mit den Speisezetteln aus Mutterns Küche, mit dem Tosen des Meeres, das einem in den Ohren dröhnt, oder mit den Aufgeregtheiten in der Stadt, wenn die Industriales gegen die Vegueros im Estadio Latinoamericano um den Einzug in die Play-Off-Runde antreten. Mit den Rum-Flaschen in der Bar, solchen mit echt gefälschtem Etikett und solchen ohne, darin Selbstgebrannter nur für Hartgesottene. Und von den Desillusionierungen des einstigen großen, sozialistischen Traums.« Bettina von Pfeil 3Sat Redaktion DenkMal