Nach "Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone" hier nun das neue Buch von Mark Haddon, sein zweiter Roman.
Und auch dieser hier ist absolutes, amüsantes Lesevergnügen, wenn auch nicht so umwerfend originell und aussergewöhnlich wie der Vorgänger-Roman. was aber wohl der
Tatsache geschuldet ist, dass hier nicht kommentarlos die Gefühlswelt und die Gedanken eines jungen…mehrNach "Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone" hier nun das neue Buch von Mark Haddon, sein zweiter Roman.
Und auch dieser hier ist absolutes, amüsantes Lesevergnügen, wenn auch nicht so umwerfend originell und aussergewöhnlich wie der Vorgänger-Roman. was aber wohl der Tatsache geschuldet ist, dass hier nicht kommentarlos die Gefühlswelt und die Gedanken eines jungen Autisten aufs amüsanteste und mitreissenste wiedergegeben werden, sondern das Leben einer "fast" normalen britischen Mittelstandsfamilie.
Aber was ist schon normal?
Georg ist inzwischen 57 und frisch pensioniert. Gemeinsam mit seiner Frau Jean lebt er in seinem gemütlichen Londoner Vorstadt Haus und verbringt seine freie Zeit damit, sich im Garten eigenhändig ein kleines Studio zu bauen und sich gemeinsam mit Jean über Katies Pläne zu einer zweiten Hochzeit aufzuregen.
Denn Katies neuer Freund Ryan stösst der gesamten Familie etwas auf, wirkt er doch etwas einfach und im Vergleich zu Katie ungebildet. Doch er versteht sich grandios mit Katies kleinem Sohn Jacob und hilft Katie bei allem, auch finanziell sicher er sie ab.
Aber reicht das für eine Hochzeit? Ist nicht Liebe der man sich sicher ist die absolute Voraussetzung für einen derartigen Schritt?
Doch wann ist man sich der Liebe sicher?
Auch Sohn Jamie, der als Immobilienmakler in London lebt erkennt zu spät dass er mehr für seinen Freund Tony empfindet als er sich lange einredete. Denn als er merkt dass er bereit wäre, die Beziehung zu Tony auf feste, offizielle und fundierte Füße zu stellen, verlässt Tony ihn mit dem Vorwurf, Jamie wäre noch nicht reif für etwas festes und bindendes.
Und auch Georges Frau Jean ist sich nicht sicher, wie sie in Zukunft zwischen ihrer vertrauten, heimeligen aber nicht besonders Aufregenden Ehe zu George und ihrer sie glücklich machenden Affäre zu Georges altem Arbeitskollegen David navigieren soll.
Jeder lebt irgendwie für sich, verbunden durch die Familie aber vollkommen unterschiedlich im Lebensstil.
Bis die geplante Hochzeit alle auch räumlich zusammen bringt und eine ganze Reihe komische oder tragische Implikationen auslöst und jeden der Charaktere am Ende zum Besseren verändert, weiser und sich näher stehender zurück lässt.
Am amüsantesten und aber gleichzeitig auch tragischsten ist für den Leser vor allem die sich immer schlimmer verstärkende Verwirrung mit zu beobachten, der der gute George ausgesetzt ist.
Alles fängt mit dem Unbehagen über die bevorstehende Hochzeit und seine Rolle als Redner an und verschlimmert sich dann eklatant mit der Entdeckung eines komisches Fleckes auf seiner Hüfte.
Entgegen den Versicherungen seines Arztes, dass es sich lediglich um ein Ekzem handelt, glaubt George immer mehr, dass er Krebs hat und bald sterben muss.
Diese Ängste steigern sich zu einer George immer stärker beherrschenden Paranoia die ihn wörtlich in den Wahnsinn treibt.
Versucht er anfangs noch angestrengt, sein mentales Abgleiten vor anderen zu verbergen, was ihn in den Leser äusserst erheiternde Situationen bringt, so wird sein Veränderung seiner Familie spätestens dann deutlich, als er heimlich versucht, sich das Ekzem mit einer Schere abzuschneiden und bei seinem Versuch die Blutung zu stoppen, das ganze Haus färbt.
Je näher die Hochzeit rückt, desto mehr Dinge passieren den vier Familienmitgliedern die sie verändert zurück lassen und die Form in der Mark Haddon von den amüsanten Episoden berichtet ist sehr angenehm, jedes der kurzen Kapitel erzählt von einem anderen Mitglied der Familie Hall und man lernt jeden einzelnen so immer besser kennen und mögen.
Denn jeder von ihnen erlebt und denkt Dinge, in denen sich der Leser wieder findet und ein Schmunzeln begleitet fast jedes der Kapitel, auch wenn die Kapitel, die die Gedanken Georges wieder geben und behandeln auch zum Nachdenken anregen und Mitgefühl für George auslösen.