Judith Zander
Hörbuch-Download MP3
Johnny Ohneland (MP3-Download)
Gekürzte Lesung. 877 Min.
Sprecher: Schnöink, Birte
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Joana Wolkenzin weiß früh, dass sie anders ist. Sie liest stundenlang und lernt Songtexte auswendig; später verliebt sie sich in Jungs und in Mädchen. Im vorpommerschen Niemandsland der Neunziger gibt sie sich einen neuen Namen: Johnny. Aber bringt ein neuer Name auch neues Glück? Als die Mutter über Nacht die Familie verlässt, kreisen Johnny, ihr Bruder Charlie und ihr Vater auf wackligen Bahnen um eine leere Mitte. Schließlich macht Johnny sich in Deutschland, Finnland und Australien auf die Suche nach einem Leben, das ihren eigenen Vorstellungen entspricht.
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Judith Zander wurde 1980 in Anklam geboren und lebt heute in Greifswald. Sowohl ihre Prosa als auch ihre Lyrik wurden vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem 3sat-Preis des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs, dem Uwe Johnson-Förderpreis, dem Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis, dem Fontane-Literaturpreis 2021 und dem Peter-Huchel-Preis 2023.
Produktdetails
- Verlag: Der Audio Verlag
- Gesamtlaufzeit: 877 Min.
- Erscheinungstermin: 21. August 2020
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783742417022
- Artikelnr.: 59973653
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensentin Christel Wester liest sich angenehm fest in Judith Zanders Coming-of-Age-Geschichte vor dem Hintergrund der DDR und ihres Zusammenbruchs. Das Spiel mit Brüchen und Identitäten verkörpert die weibliche Hauptfigur mit dem Männernamen glaubhaft, findet Rezensentin Wester. Und auch wenn es dauert, bis der Leser sich in die Figur und ihre Geschichte hineinfindet, ist der Lektüregenuss die Mühe doch wert, meint sie, schon weil wir erfahren, wie verwirrend es ist, wenn wir eine Person nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnen können. Formal überzeugt dieser "skurrile" Roman über existenzielle Fremdheit und die Sehnsucht nach Verständnis die Rezensentin mit lustvollen Sprachspielen und Zitaten aus Pop- und Hochkultur.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Judith Zanders Roman 'Johnny Ohneland' bewegt sich über Länder- und Geschlechtergrenzen. Cornelia Geißler Berliner Zeitung 20210106
Gebundenes Buch
Die vierzigjährige Mecklenburgerin Judith Zander, in Anklam geboren, wurde für ihre Werke schon mehrfach ausgezeichnet. Nun legte sie mit „Johnny Ohneland“ einen neuen Roman vor. Es ist die Geschichte von Joana, die aber kein Mädchen sein will. Sie nennt sich einfach …
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Die vierzigjährige Mecklenburgerin Judith Zander, in Anklam geboren, wurde für ihre Werke schon mehrfach ausgezeichnet. Nun legte sie mit „Johnny Ohneland“ einen neuen Roman vor. Es ist die Geschichte von Joana, die aber kein Mädchen sein will. Sie nennt sich einfach Johnny. Zwischen den Geschlechterfronten kommt sich Johnny ziemlich einsam vor, dabei will sie aber nicht am Rand der Gesellschaft leben.
Eine einschneidende Erfahrung in ihrer Jugend war das plötzliche Verschwinden der Mut-ter über Nacht, die noch 1988 die DDR in Richtung verlassen hatte. War es eine Reaktion auf die Verweigerung der Mädchenrolle der Tochter? Die Autorin erzählt von der Belastung und vom Glück der Nichteindeutigen, wobei sich viele Passagen wie Selbstgespräche lesen. Das Buch einer Identitätssuche ist eine Empfehlung für alle, die sich mit dem Thema Bisexualität vertraut machen wollen.
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Gebundenes Buch
Ein Narrativ als Selbstgespräch
Nach zehn Jahren hat Judith Zander mit «Johnny Ohneland» kürzlich ihren zweiten Roman veröffentlicht, ein Werk, das in vielerlei Hinsicht überrascht. Da ist zunächst der Vorname im Titel, der sich als angenommener Name eines …
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Ein Narrativ als Selbstgespräch
Nach zehn Jahren hat Judith Zander mit «Johnny Ohneland» kürzlich ihren zweiten Roman veröffentlicht, ein Werk, das in vielerlei Hinsicht überrascht. Da ist zunächst der Vorname im Titel, der sich als angenommener Name eines Mädchens mit dem schönen Namen Joana erweist, der Nachname Ohneland spielt auf den unglücklichen Bruder von Richard Löwenherz an. Das Mädel hat schon früh ihre Weiblichkeit durch diesen Vornamen zu verdrängen versucht, für alle ist sie nur noch Johnny, es geht folglich um die Gender-Problematik als zentralem Thema. Ungewöhnlich ist neben dem, ‹was› erzählt wird, aber auch, ‹wie› erzählt wird, denn die Geschichte ist bis auf wenige Seiten am Schluss komplett in Du-Form erzählt. Johnny spricht also im Präteritum zu sich selbst, in einem endlosen inneren Monolog. An diesen zunächst irritierenden Erzählstil gewöhnt man sich allmählich als Leser, was aber nicht darüber hinweghilft, dass die auf diese Art entstehenden, komplizierten und zuweilen stilblütenverdächtigen Satzgebilde den Lesefluss oft erheblich stören. Weiter im Du-Ton:
Von früh an, schon im Kindergarten, führst du ein Außenseiter-Dasein. Du bist extrem introvertiert, zudem äußerst kontaktscheu und folglich immer allein, sieht man mal von deinem zwei Jahre jüngeren Bruder Charlie ab, mit dem du dich meistens gut verstehst. Ihr werdet oft für Zwillinge gehalten, so sehr gleicht ihr euch äußerlich, besonders seit du deine Haare jungenhaft kurz geschnitten hast und dir nur noch knabenhafte Klamotten anziehst. In diesem typischen Entwicklungsroman bist du ein unangepasstes Mädchen auf der Suche nach deinem wahren Ich, deine Lieblingsbeschäftigung ist Nachdenken, hast du erkannt. Du kommst aus einer namenlosen Kleinstadt in MeckPom, dein Vater ist Bäcker, deine Mutter arbeitet in einem Blumenladen, eine bildungsferne Herkunft mithin. Orte der Handlung sind neben der pommerschen Provinz auch Finnland, wo du in Helsinki studiert hast, außerdem Australien, dort hast du nach dem Studium deinen ersten Arbeitsplatz am Goethe-Institut von Sydney gefunden. Vom Kindergarten angefangen über Grundschule, Gymnasium und Studium ist dein Leben von den Schwierigkeiten deiner Selbstfindung bestimmt gewesen, geradezu analytisch schilderst du als Protagonistin dein Seelenleben in allen Details. Eine Zäsur stellte dabei das plötzliche Verschwinden deiner Mutter dar, die der Familie in einen Zettel auf dem Küchentisch lapidar mitgeteilt hat, dass sie ein neues Leben ohne euch begonnen habe, sie würde nie mehr zurückkommen, und ihr sollt nicht nachforschen.
Nach deiner Entjungferung, durch ein maskulines Wesen immerhin, wirst du geradezu magisch zum eigenen Geschlecht hingezogen, mehr als Herumknutschen findet dabei aber nie statt. Zwischendurch hast du dann sogar noch den einen oder anderen Lover, als One-Night-Stand, nie für länger. Bis du am Ende deines Australien-Aufenthalts schließlich doch noch mit einer Frau intim wirst, - was dich dann aber auch nicht recht überzeugen kann. Jedenfalls, wird dir da endlich klar, bist du ja tatsächlich bisexuell, du sitzt quasi zwischen den Stühlen!
Diese Geschichte, die eher einer Meditation gleicht, ist mit Intertextualität üppig angereichert, im Anhang sind fast hundert Quellen benannt. Außerdem finden sich unzählige Redensarten, Sprüche, Zitate und Songtexte, viele auf Englisch. In klugen Selbstreflexionen werden metaphernreich Johnnys Seelenleben, ihre genderspezifischen Probleme und manch anderes Ungemach in der Welt beleuchtet. Beste, aber leider einzige amüsante Episode ist ein Discobesuch, bei dem der DJ gnadenlos die Tanzfläche leer fegt, indem er plötzlich, zur Ankurbelung des Getränkekonsums, nur noch öde Schnulzen auflegt. Zweifellos ist die Sprache das erfreulichste Merkmal dieses Narrativs, ein wortmächtiger, sehr spezifischer Stil. Dabei wird allerdings selbstverliebt oft weit über das Ziel hinausgeschossen, was den Text gewaltig aufbläht, weniger wäre hier mehr gewesen!
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