Charles Lewinsky
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Der Stotterer (MP3-Download)
Ungekürzte Lesung. 610 Min.
Sprecher: Stadlober, Robert
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Weil er Stotterer ist, vertraut er ganz auf die Macht des geschriebenen Worts und setzt es rücksichtslos ein, zur Notwehr ebenso wie für seine Karriere. Ein Betrug – er nennt es eine schriftstellerische Unsorgfältigkeit – bringt ihn ins Gefängnis. Mit Briefen, Bekenntnissen und erfundenen Geschichten versucht er dort diejenigen Leute für sich zu gewinnen, die über sein Los bestimmen: den Gefängnispfarrer, den Drogenboss, den Verleger.
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Charles Lewinsky, 1946 in Zürich geboren, ist seit 1980 freier Schriftsteller. International berühmt wurde er mit seinem Roman ›Melnitz‹. Er gewann zahlreiche Preise, darunter den französischen Prix du meilleur livre étranger. ›Der Halbbart‹ war nominiert für den Schweizer und den Deutschen Buchpreis. Sein Werk erscheint in 16 Sprachen. Charles Lewinsky lebt im Sommer in Vereux, Frankreich, und im Winter in Zürich.
Produktdetails
- Verlag: Diogenes Verlag
- Gesamtlaufzeit: 610 Min.
- Erscheinungstermin: 20. März 2019
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783257693249
- Artikelnr.: 55237743
Johannes Hosea Stärckle ist ein Meister des Wortes. Aber nur des geschriebenen Wortes, gesprochen bekommt er kaum mehr eine Silbe heraus, bevor das Stottern losgeht. Das war mal anders, aber Geschehnisse aus seiner Kindheit haben ihn zu dem gemacht, was er ist und das geschriebene Wort wurde zu …
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Johannes Hosea Stärckle ist ein Meister des Wortes. Aber nur des geschriebenen Wortes, gesprochen bekommt er kaum mehr eine Silbe heraus, bevor das Stottern losgeht. Das war mal anders, aber Geschehnisse aus seiner Kindheit haben ihn zu dem gemacht, was er ist und das geschriebene Wort wurde zu seinem Beruf. Jedoch nicht als Journalist oder Schriftsteller, sondern als Betrüger, weshalb er auch jetzt eine Gefängnisstrafe absitzen muss. Dies hindert ihn jedoch nicht am Schreiben und der Padre wird sein Publikum. Ihm vertraut er sich, erzählt aus seiner Kindheit in der Sekte, den Umgang des Vaters mit seinem Stottern, aber auch dem Betrug, den er begangen hat – was klingt wie die Beichte eines Geläuterten, stellt sich jedoch bald schon als weitere Manipulation heraus. Seinen Mitinsassen bleibt sein Talent nicht verborgen und wissen ebenfalls daraus Profit zu schlagen, den Wehren kann sich der Stotterer kaum.
Charles Lewinsky ist seit vielen Jahren eine feste Größe in der Schweizer Literaturwelt. Zahlreiche seiner Romane wurden für hochrangige Preise nominiert und ausgezeichnet. Sein neuer Roman zeichnet sich für mich durch eine pointierte und treffgenaue Sprachgestaltung aus, inhaltlich konnte mich sein Protagonist nicht ganz überzeugen.
Genaugenommen gibt es nur eine Erzählstimme, die des Johannes Hosea Stärckle, der sich jedoch mal in Briefen an seinen Padre wendet, mal in seinem Tagebuch Trost sucht, mal als Geschichtenerzähler und auch als Briefeschreiber auftritt. Je nach Adressat wandelt sich Ton und Ausdruck, wirkt glaubwürdig und überzeugend. Dass die Straftäter sein Ausdrucksvermögen in seinem Sinne nutzt und auch im Gefängnis die Möglichkeiten von Manipulation und mitleiderregender Dramatik voll ausspielt, ist bei der Anlage des Charakters nachvollziehbar. Man muss sich am Anfang am Riemen reißen, um seinen Schelmenmärchen nicht zu glauben und in ihm nicht das Opfer zu sehen, als das er sich stilisiert.
Das Schreiben steht im Zentrum, dafür werden andere interessante Aspekte – die Hackordnung im Gefängnis, die Mechanismen, mit denen dort Macht demonstriert wird u.a. – an den Rand gedrängt, was ich etwas schade fand. Vor allem, da diese ihm letztlich seinen großen Wunsch ermöglichen.
Man kann sich mit Stärckle nicht identifizieren. Er ist zweifelsohne ein intelligenter Zeitgenosse, der geschickt die Fäden in der Hand hat, aber als Sympathieträger taugt er nicht. Eher als noch abschreckendes Beispiel, denn seine Manipulationsversuche machen vor nichts und niemandem halt.
Für mich war es letztlich etwas zu viel des Protagonisten. Keine andere Sicht, kein Schritt zurück durch eine neutrale Erzählinstanz, nicht einmal Antworten auf die zahlreichen Briefe erhält man als Leser, was einen ein wenig erdrückt. Zumal die Märchen Stärckles auch sehr viel Raum einnehmen. Sprachlich gelungen, auch die zentrale Figur interessant in der Anlage, aber letztlich genau dadurch etwas übers Ziel hinaus geschossen.
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Es gibt Hörbücher, die sollen möglichst wie enden. „Der Stotterer“ von Charles Lewinsky ist ein solches Hörbuch. Was für eine unterhaltsame Geschichte. Sie hatte alles, was sich das Hörbuchhörerherz so wünscht. Gute und fiese Charaktere, Spannung …
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Es gibt Hörbücher, die sollen möglichst wie enden. „Der Stotterer“ von Charles Lewinsky ist ein solches Hörbuch. Was für eine unterhaltsame Geschichte. Sie hatte alles, was sich das Hörbuchhörerherz so wünscht. Gute und fiese Charaktere, Spannung und Wendungen, die überraschen, eine Hauptrolle, die man eigentlich nicht mögen sollte, weil sie unter anderem alte Damen betrogen und belogen hat.
Aber was soll man tun, wenn man den Stotterer trotzdem ein bisschen mag?
Seine Geschichten aus seinem Leben sind so voll mit Ironie, Humor und kleinen Bösartigkeiten. Seine Macht liegt in dem geschriebenen Wort. Er beobachtet seine Mitmenschen ganz genau, analysiert sie und belauscht sie. Er knüpft Verbindungen und weist sehr viel Geduld auf. Er bereitet sich gründlich vor und pirscht sich langsam ran. Die alten Damen, die auf einmal einen längs verschollenen Enkel wiederbekommen oder die Männer, die Post von ihren Traumfrauen bekommen (auch hinter diesen Frauen steckt der Stotterer). Das Ende ist nicht immer schön und genau deshalb kam er ins Gefängnis.
Aber auch hier kann er seiner Berufung, gute Texte und Briefe schreiben, nachgehen. Für den Gefängnispfarrer, für den Boss im Knast und für eine kirchliche Zeitschrift. Er zeigt, wie man mit Worten Menschen für sich gewinnen und manipulieren kann.
Die Kombination Charles Lewinsky (Auor) und Robert Stadlober (Sprecher) hätte nicht besser sein können. Ich werde jetzt nach einem weiteren Buch von Charles Lewinsky Ausschau halten und darauf hoffen, dass das nächste Buch ebenso gut ist.
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