Gurnahs bewegender Coming-of-Age-Roman über Verrat und Migration als Hörbuch Salim ist sieben und ein kleiner Träumer. Sein Leben ruht auf einigen scheinbar unerschütterlichen Säulen: der täglichen Routine von Schule und Koranunterricht, den geliebten Büchern und seinem angebeteten Onkel, der sich ihm – anders als sein Vater – nicht ständig entzieht. Aber es sind die 1970er-Jahre und folglich keine guten Zeiten für Träumer, denn der Geist des Wandels fegt über Sansibar. Plötzlich ist Salims Vater verschwunden und Revolution, Gewalt und Korruption erschüttern die Insel. Erst im Rückblick, als Teenager und Student, der sich seinen Weg durch die fremde und abweisende Stadt London bahnt, beginnt Salim zu begreifen, welche Schatten seine Familie in der Zeit des Umbruchs beherrschten. Salim sucht nach Antworten auf das, was damals geschah, und muss sich der Wahrheit über jene Menschen stellen, die ihm am nächsten standen. Ungekürzte Lesung mit Richard Barenberg 9h 51min
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Das neue Buch von Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah beschäftigt sich mit den Umbrüchen nach Sansibars Unabhängigkeit vom britischen Protektorat, erklärt Rezensentin Sigrid Löffler. Es geht vor allem um eine Familie, deren Männer den wechselnden Regierungen und den weiterhin fortbestehenden kolonialistischen Strukturen kritisch gegenüberstehen, aber sich dennoch mit ihnen arrangieren müssen, auch wenn dies die Aufgabe ihrer familiären Traditionen bedeutet, resümiert Löffler. Gurnah erzählt auf anschauliche Weise, so Löffler, eine "postkoloniale Entfremdungsgeschichte": seine Figur Salim zum Beispiel pendelt mit der Unterstützung seines Onkels, der hochrangiger Diplomat ist, zwischen Sansibar und London, fühlt sich aber nirgendwo beheimatet, lediglich entwurzelt. Ein "zutiefst melancholischer Roman", in dem sich Gurnahs pessimistische Haltung in Bezug auf die Möglichkeit den "neuen Kolonialismen der Gegenwart" zu entkommen, ausdrückt, schließt Löffler.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Eine Geschichte, die einmal mehr beweist, was für ein großartiger Erzähler der Literaturnobelpreisträger ist.« NDR Kultur, Jan Ehlert