Annie Ernaux
Hörbuch-Download MP3
Das andere Mädchen (MP3-Download)
Ungekürzte Lesung. 86 Min.
Sprecher: Kroymann, Maren / Übersetzer: Finck, Sonja
PAYBACK Punkte
4 °P sammeln!
»Ich wurde geboren, weil du gestorben warst, ich habe dich ersetzt.« August 1950. Annie spielt draußen im Garten, ihre Mutter steht am Zaun und plaudert mit der Nachbarin. Eine folgenreiche Plauderei, denn so erfährt Annie, dass ihre Eltern vor ihrer Geburt bereits eine Tochter hatten, die sechsjährig an Diphtherie gestorben ist. Ihre Eltern werden über die Schwester niemals wieder ein Wort verlieren und Annie wird auch niemals nachfragen. Doch auch dieses Schweigen formt eine Geschichte, verleiht der toten Schwester eine Gestalt, prägt Annies Persönlichkeit und Charakter. Jahrzehnte s...
»Ich wurde geboren, weil du gestorben warst, ich habe dich ersetzt.« August 1950. Annie spielt draußen im Garten, ihre Mutter steht am Zaun und plaudert mit der Nachbarin. Eine folgenreiche Plauderei, denn so erfährt Annie, dass ihre Eltern vor ihrer Geburt bereits eine Tochter hatten, die sechsjährig an Diphtherie gestorben ist. Ihre Eltern werden über die Schwester niemals wieder ein Wort verlieren und Annie wird auch niemals nachfragen. Doch auch dieses Schweigen formt eine Geschichte, verleiht der toten Schwester eine Gestalt, prägt Annies Persönlichkeit und Charakter. Jahrzehnte später schreibt sie einen Brief an die Schwester.
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D ausgeliefert werden.
Annie Ernaux, geboren 1940, bezeichnet sich als »Ethnologin ihrer selbst«. Sie ist eine der bedeutendsten französischsprachigen Schriftstellerinnen unserer Zeit, ihre zwanzig Romane sind von Kritik und Publikum gleichermaßen gefeiert worden. Annie Ernaux hat für ihr Werk zahlreiche Auszeichnungen erhalten, zuletzt den Nobelpreis für Literatur. Sonja Finck übersetzt aus dem Französischen und Englischen, darunter Bücher von Jocelyne Saucier, Kamel Daoud, Chinelo Okparanta und Wajdi Mouawad. Für ihre Ernaux-Übersetzungen wurde sie mit dem Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis ausgezeichnet.

Produktbeschreibung
- Verlag: Der Audio Verlag
- Erscheinungstermin: 29. November 2022
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783742428479
- Artikelnr.: 66653856
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensentin Judith von Sternburg empfiehlt Annie Erneaux' vorübergehend vergriffenes, nun wieder erhältliches Buch nicht nur als "wahrliches Novemberbuch". Es geht darin um die mit sechs Jahren verstorbene Schwester Ernaux', von der sie lange nichts wusste; verfasst ist es in Form eines Briefs an diese. Neben den Schilderungen des Schweigens der Familie, die die Kritikerin aus anderen Büchern Ernaux' bereits gut kennt, schätzt sie dieses Mal besonders die Sparsamkeit und Genauigkeit, mit der die Autorin Jahre später zu formulieren vermöge, was sie damals gegenüber ihrer Schwester empfand - weder Liebe noch Hass, sondern "höchstens ein eifersüchtiges Misstrauen", wie von Sternburg zitiert. Auch liege über dem Text "eigentlich keine Verzweiflung", stellt sie fest; trotz des Verweises auf Kafkas "Brief an den Vater". Ein beeindruckend "kühl und haargenau" geschriebenes und ebenso übersetztes Buch, in dem die Autorin ihre Eltern in den Vordergrund rückt, so von Sternburg.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Das andere Mädchen ist keine Klage, keine noch so abgeklärte Betroffenheitsliteratur. Es ist ein beobachtendes Buch, die Zusammenfassung vieler Überlegungen, die jetzt kühl und haargenau hingeschrieben (und von Sonja Finck kühl und haargenau übersetzt) werden können.« Judith von Sternburg Frankfurter Rundschau 20221113
»Die Königin der neuen autobiografischen Literatur.« DIE ZEIT »Es ist diese unbedingte Ehrlichkeit, dieser Wille, sich der Schuld zu stellen, die den Büchern von Ernaux ihre ungewöhnliche Stärke erleihen.« The New York Times »Berührend, klug geschrieben, kluge Frau, kluge Schriftstellerin. Annie Ernaux kann ich jedem nur empfehlen.« Olli Schulz
Die Autorin versucht in einem Brief ihr Empfinden und ihre Hilflosigkeit an ihre bereits vor ihrer Geburt verstorbenen Schwester Ausdruck zu geben, von deren Existenz sie nur zufällig erfahren hat und über die ihre Eltern nie sprachen.
Es mischen sich die verschiedensten Emotionen von …
Mehr
Die Autorin versucht in einem Brief ihr Empfinden und ihre Hilflosigkeit an ihre bereits vor ihrer Geburt verstorbenen Schwester Ausdruck zu geben, von deren Existenz sie nur zufällig erfahren hat und über die ihre Eltern nie sprachen.
Es mischen sich die verschiedensten Emotionen von dem Leben im Schatten über Akzeptanz und sogar kleinste Spuren von Liebe. Dabei ist jedes Wort präzise gesetzt, jeder Satz messerscharf durchdacht. Doch wie kann man Unausgesprochenem und damit Nichtexistierendem begegnen?
In meinen Augen ein Versuch der mehr oder weniger gut gelingt und in dem aber die unterschwellige Anklage nicht zu überhören ist.
Ein mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnetes Buch, für das man sich Zeit nehmen muss und dennoch nicht jedermanns (mich eingeschlossen) Sache sein dürfte.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Das Leid der Eltern
Für Eltern gibt es wohl nichts schlimmeres, als wenn ein Kind stirbt.
Und so beschreibt die Autorin treffend die Leerstelle, die nach dem Tod ihrer Schwester entstand. Sie selbst hat sie nie kennengelernt, weil sie erst nach ihrem Tod geboren wurde. Kurz vor Schluss …
Mehr
Das Leid der Eltern
Für Eltern gibt es wohl nichts schlimmeres, als wenn ein Kind stirbt.
Und so beschreibt die Autorin treffend die Leerstelle, die nach dem Tod ihrer Schwester entstand. Sie selbst hat sie nie kennengelernt, weil sie erst nach ihrem Tod geboren wurde. Kurz vor Schluss erfahren wir, dass ihre Eltern glaubten, sich nur ein Kind leisten zu können.
Ihre Eltern redeten nicht von ihr, die Erzählerin fragte auch nicht. Auch die Gelegenheit zur Aufklärung, als über den Tod anderer Kinder gesprochen wurde, lassen die Eltern verstreichen. Selbst der Friedhofsbesuch geschieht nicht mit der jüngeren Tochter. Einzig von ihren Cousinen hat sie Fotos mit ihr bekommen, die mit 6 Jahren 1938 während einer Diphterie-Epidemie starb. Nur später während der Demenzkrankheit der Mutter fällt ihr ein, dass sie zwei Kinder geboren hat.
Und natürlich muss die Erzählerin auch damit leben, dass sie mit der Toten verglichen wird, die viel lieber war als sie, weil sie zur Heiligen wurde.
Dieses kleine Büchlein, dass höchstens 60 Textseiten hat, und von der Nobelpreisträgerin Brief genannt wird, lässt sich an einem Nachmittag gut lesen. Ich hoffe, dass heute nicht mehr alles totgeschwiegen würde. Für die Nachkriegszeit kann ich es mir aber vorstellen, weil die Vorstellung, das erwachsene Menschen plötzlich weinen könnten, so schlimm war, dass sie lieber schwiegen. Die anfängliche Frage, ob Ernaux in ihrem Leben wirklich das alles selbst erlebt hat, trat während des Lesens in den Hintergrund. Sie ist auch unwichtig. Also 5 Sterne.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Broschiertes Buch
Blicke auf die Schwester
Das andere Mädchen. Welches andere Mädchen? Die Schwester. Die verstorbene Schwester. 10-jährig erfährt Annie von ihr. Gleichzeitig dazu erfährt sie die eigene Abwertung und die Höherstellung der Verstorbenen durch eine unbedachte Aussage der …
Mehr
Blicke auf die Schwester
Das andere Mädchen. Welches andere Mädchen? Die Schwester. Die verstorbene Schwester. 10-jährig erfährt Annie von ihr. Gleichzeitig dazu erfährt sie die eigene Abwertung und die Höherstellung der Verstorbenen durch eine unbedachte Aussage der eigenen Mutter. Ein Trauma für die 10-jährige. Dies prägt sich ihr ein. Lässt sie nie mehr los. 2011 bringt die 1940 geborene Annie Ernaux dieses Buch in Frankreich heraus, 2022 folgt dann die deutsche Ausgabe bei Suhrkamp. Eine lange Zeit, um diesen Blick auf die tote Schwester zu veröffentlichen. Eine Zeit, die etwas über die Intensität dieses Blickes aussagt.
6-jährig verstarb die Schwester an Diphtherie. Zweieinhalb Jahre vor der Geburt von Annie. Was bei Annie Fragen aufwirft. Zersetzende Fragen. Annie war ein Einzelkind, ihre Eltern erst Arbeiter, dann Inhaber eines kleinen Ladens, ihre Möglichkeiten im Leben waren begrenzt. Gibt es Annie nur weil ihre Schwester starb? Der Tod als Grund für das eigene Leben!
Geredet haben Annies Eltern mit ihr nie über diese verschwundene Schwester, dieses andere Mädchen. Was die Verstorbene zu einer unerreichbaren Größe macht. Was bedeutet dies für Annie? Ist der Tod des anderen Mädchens, der verschwundenen Schwester der Grund für das eigene Leben? Kann man sich daran überhaupt messen? An einer Unerreichbaren? Am Tod?
Kann man eine Verbindung spüren zu einem nie gekannten Wesen? Annie kann dies und schreibt sich ihre Gedanken in diesem Buch, in einem Brief an die verschwundene Schwester von der Seele. Ein Versuch zu heilen. Ungemein berührend, trotz den wenigen Seiten.
Dieses Buch ist trotz der Kürze sehr empathisch, zeigt es doch ein tiefsitzendes Trauma, berührt die Autorin doch mit ihrem Versuch dieses Trauma zu bearbeiten. Zeigt dieses kurze Buch doch einen tiefsitzenden Schmerz und gleichzeitig zeigt es auch den Versuch dieses Trauma durch die Anteilnahme abzulösen. Annie Ernaux berührt mich hier tief. Ich bin neugierig auf weiteres aus ihrer Feder und hoffe, dass ich sehr bald die Zeit dafür finde.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für