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Joelle Davidovich Pomponette, genannt Pompo, hat ein Auge für erfolgreiche Filme. Als aufstrebende Produzentin in der Traumfabrik Nyallywood und Enkelin eines legendären Film-Magnaten liefert sie einen verlässlichen Verkaufsschlager nach dem anderen - mit wirklicher Liebe zum Kino hat das aber wenig zu tun, es sind allesamt trashige B-Movies, mit viel nackter Haut, Action und Explosionen. Pompos persönlicher Assistent, der nervös-neurotische Gene, vertritt einen ganz anderen Ansatz: Kino ist Kunst und muss verzaubern! Pompo ist skeptisch, lässt sich aber von Genes Faszination mitreißen und…mehr

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Produktbeschreibung
Joelle Davidovich Pomponette, genannt Pompo, hat ein Auge für erfolgreiche Filme. Als aufstrebende Produzentin in der Traumfabrik Nyallywood und Enkelin eines legendären Film-Magnaten liefert sie einen verlässlichen Verkaufsschlager nach dem anderen - mit wirklicher Liebe zum Kino hat das aber wenig zu tun, es sind allesamt trashige B-Movies, mit viel nackter Haut, Action und Explosionen. Pompos persönlicher Assistent, der nervös-neurotische Gene, vertritt einen ganz anderen Ansatz: Kino ist Kunst und muss verzaubern! Pompo ist skeptisch, lässt sich aber von Genes Faszination mitreißen und erteilt ihm den Auftrag, ihr nächstes Drehbuch zu inszenieren. Und so stürzt sich Gene in ein Abenteuer, um Kunst und Kommerz zu vereinen, sein knappes Budget nicht zu überreizen und schließlich: rechtzeitig fertig zu werden! Wird Genes Filmdebüt gelingen und vielleicht sogar ein Erfolg werden?

Bonusmaterial

Kino-Poster Trailer Bildergalerie
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.12.2022

Der Schnitt durch die Seele
Das Trickspektakel "Pompo the Cinéphile" findet Weltweisheit in reiner Filmliebe

Das meiste, was der schüchterne Regisseur nicht durch eine Kamera anschauen darf, erschreckt ihn fast zu Tode. Wenn er um zusätzliche Produktionszeit betteln muss, fällt er zu Boden wie vom Schlag getroffen. Dass die Hauptdarstellerin seines Films ihm dabei schließlich Gesellschaft leistet, macht ihn nicht selbstbewusster. Der demütige Akt imitiert bewusst die Hauptfigur des Films, der damit gerettet werden soll: Das Opus "Meister" handelt von einem arroganten Dirigenten, der sich nach einem Karrierekollaps vor einem mächtigen ehemaligen Freund in den Staub wirft, auf dass dieser sich seiner erbarme. Ihm entspricht in der Wirklichkeit des winselnden Regisseurs eine Produzentin mit Pippi-Langstrumpf-Zöpfen, die den unmöglichen Namen "Joelle Davidovich Pomponette" trägt, kurz: "Pompo" oder, wieder etwas länger: "Pompo, the Cinéphile".

So heißt die Anime-Produktion von Takayuki Hirao, in der die Entstehung von "Meister" erzählt wird, basierend auf einem Comic von Shogo Sugitani. Das, was Hirao daraus gemacht hat, gehört so unbedingt ins Kino wie kaum etwas anderes, was dort derzeit läuft. Leider muss man es sich hierzulande aber auf DVD oder Blu-Ray besorgen, wenn man dabei zuschauen mag, wie diese Geschichte einerseits die tollsten Fratzen zieht und andererseits in stillen Momenten vor leiser Weisheit strahlt.

Es fängt vergleichsweise harmlos anund wird dann rasch riskanter

Pompo selbst versteht sich auf beiderlei und ist vor allem Dezisionistin, die endlich einmal einen Film sehen möchte, der sie emotional erreicht. So erklärt sie ihren Assistenten, einen introvertierten Spinner namens Gene Fini, kurzerhand zum Filmemacher (damit er, siehe oben, später vor ihr auf den Knien herumrutscht), händigt ihm das von ihr selbst verfasste "Meister"-Drehbuch aus und schreibt ihm als Besetzung die Debütantin Natalie Woodward und den begnadeten, aber schwindelerregend eitlen Martin Braddock ("der beste Schauspieler der Welt") vor. Jetzt muss Fini nur noch kapieren, was sie als Produzentin billiger Actionreißer hat lernen müssen, wie sie selbst sagt: "Eine Tragödie so zu inszenieren, dass sie Menschen rührt, das kann jeder, aber eine alberne Geschichte so drehen, dass sie Herzenswahrheiten sagt, das ist Kunst." Ein paar Minuten braucht "Pompo the Cinéphile" eingangs, um den durch eher zahm satirische Hollywood-Scherze erzeugten Eindruck zu zerstreuen, man habe es hier mit kindgerechten Harmlosigkeiten über Träume zu tun. Bald aber wird der Einsatz erhöht, mit heiklen Thesen: "Ich habe dich ausgesucht, weil du kein Glitzern in den Augen hast", sagt Pompo, denn während sie dieses Glitzern bei Schauspielerinnen und Schauspielern sucht, damit sie das Publikum verführen, muss Autorschaft für sie irgendeiner Not und Bedürftigkeit im Gedanken- und Gemütsleben abgerungen werden. Ein erloschener Blick bei einem intelligenten Menschen zeigt die vernarbte Psyche an, die Pompo sucht.

Im gegenwärtigen von computergestützter Bildinhaltskontrolle geprägten Abschnitt der Filmgeschichte ist die Frage, was fürs Kino "Realismus" sein kann, vielleicht nur noch mit Mitteln klar genug formulierbar, die vom Zeichentrickfilm herstammen. Realistisch kann ein von vornherein jeder naturalistischen Parole der Sorte "Einfach mit der Kamera draufhalten!" völlig unzugänglicher Film wie "Pompo" naturgemäß nur werden, wenn er das Ergebnis nicht einer passiven Öffnung der Kunst fürs Hereinströmen irgendwelcher sinnlicher Daten ist, sondern Resultat einer Analyse solcher Daten, die ein debattenfähiges Kollektiv leistet. So entsteht auch "Meister": In den Alpen wird gedreht, dann schlägt das Wetter um, dann hat der Star eine Idee, dann verfeinert diese Idee jemand aus dem Team . . . Sogar die Finanzierungsfrage gehört zur gemeinsamen analytischen Realismusbemühung; die Verschränkung ihrer Beantwortung mit der Medienlage, also vor allem dem Internet, wird in "Pompo" zwar märchenhaft präsentiert, ist aber von heroischer Illusionslosigkeit erheischt: Wenn wir dem Großen Geld nicht vor den Augen der ganzen Welt erklären können, was wir hier machen, dann wird nix draus.

"Pompo" ist nicht das erste Anime-Meisterwerk über die darstellenden Künste. Zu den schönsten Vorgängerfilmen zählen die Bild-Oper "Millennium Actress" (2001) von Satoshi Kon, das Musikerdrama "Inu-Oh" (2021) von Masaaki Yuasa und das Virtuelle-Welt-Musical "Belle" (ebenfalls 2021) von Mamoru Hosoda. Sie alle handeln von den (menschlichen, sozialen, politischen) Folgen der Ausübung von Kunst und streifen nur am Rand die Voraussetzungen ihrer Erzeugung, die bei "Pompo" im Mittelpunkt stehen. Erst mit dem tiefen Blick in dieses genealogische Rätsel aber wird Kunst als Metapher der Welterschließung auch derjenigen Leute tauglich, die nicht mit Kunst befasst sind.

Geradezu halsbrecherisch wahrhaftig zeigt das eine Szene, in der Fini am Schneidetisch aus zahllosen Stunden Material knapp neunzig Minuten auswählen soll: "Freundschaft: Schnitt, Familie: Schnitt . . . Schnitt, Schnitt, Schnitt" - Kunst versteht Wahrheit als einen Schnitt durch die Seele, dem alle bestechlichen Seiten der künstlerisch tätigen Persönlichkeit zum Opfer fallen, alles also, was uns in Versuchung bringt, uns etwas vorzumachen, damit man uns mag.

Der Mensch muss überleben im wild gewordenen Bilderwald

Der einzige Vorteil, den Leute genießen, die "Pompo" nicht im Kino, sondern mit der Fernbedienung oder der Maus in der Hand anschauen, ist wohl der, dass sie diese grandiose Sequenz sofort mehrfach hintereinander betrachten können. Fini wird ihnen bald vorkommen wie Schneewittchen im wütenden Wald bei Disney, bedrängt von Bildern, die aus demselben Stoff sind wie er selbst, im Kampf mit dem Quellmonitor, den Timecodes und blöden Filmhochschul-Vorschriften wie "Schneide immer in die Bewegung, dann fließt es besser!".

In Bertolt Brechts Arbeitsjournal findet sich eine Notiz aus dem Jahr 1942 über ein Gespräch mit seinem Freund Ferdinand Reyher, der ihn darauf hinweist, dass im japanischen Kino damals schon die im westlichen Filmwesen übliche Reihenfolge "Erst Action, dann Großaufnahme der Reaktion" umgekehrt vorkam. Reyher erklärte das so: "Wir handeln und denken dann darüber nach, was wir getan haben - sie denken erst und handeln dann", das mache japanische Filme "aufregender als die unsern". In "Pompo" geht beides, die Gegenüberstellung entbindet eigene Dynamiken, mal zum Lachen, mal nicht. Der Kritiker, der das hier schreibt, durfte 2022 viele Filme sehen, darunter naturalistische, spekulative, glatte, verbaute, manchmal geniale.

Besser als "Pompo" hat ihm keiner gefallen, nicht zuletzt der Heldin wegen, die dauernd mit verheerend viel Zuckerguss glasierte bunte Donuts mampft, damit man nicht gleich merkt, dass sie über die richtigen, tapferen, gescheiten und mitfühlenden Haltungen mehr weiß als wohl selbst die umsichtigste Psychotherapie der Welt. DIETMAR DATH

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